1863 / 118 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 21. Mai. Se. Majestät der König haben während des gestrigen Tages noch einige Schmerz - Anfälle gehabt. Dieselben waren jedoch seltener und von kürzerer Dauer als vorgestern. Die Nacht war gut. Ebenso ist das Befinden am heutigen Vormittage befriedigend.

Se. Majestät haben noch keine Vorträge entgegengenommen, aber den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Karl empfangen.

Das Herrenhaus nahm im weiteren Verlaufe seiner gestrigen Sitzung den von der Petitions-Kommission zu den Petitionen aus der Provinz Posen gestellten, gestern bereits erwähnten, Antrag mit allen gegen eine Stimme an.

In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses verlas vor Eintritt in die Tagesordnung der Herr Ministerpräsident von Bis— marck-⸗Schönhausen folgende Allerhöchste Botschaft:

»Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ze. Nachdem in der Sitzung am 11. d. M. das Präsidium des Hauses der Abgeordneten den Anspruch erhoben hat, Unsere Minister seiner Diszipllnargewalt zu unterwerfen und ihnen Schweigen zu gebieten, sind dadurch die Rechte verletzt und in Frage gestellt worden, welche nach Art. 60 der Verfassungs-Urkunde Unseren Ministern zustehen. Unser Staatsministerium hat, indem es durch seine Schreiben vom 11. und 16. d. M. gegen die Wiederkehr ähnlicher Vorgänge sicher⸗ gestellt zu werden verlangte, dem Hause der Abgeordneten zugleich die wiederholte Gelegenheit geboten, dem Vorgange vom 11. d. M. jede störende Einwirkung auf die gegenseitigen Beziehungen zu neh— men, und ihn auf die Bedeutung eines vereinzelten Falles zurückzu— führen. Das Haus der Abgeordneten ist diesem versöhnlichen Schritte seinerseits nicht entgegengekommen, sondern hat die erbetene Erklä⸗ rung versagt und sich indirekt den von Seiten des Präsidiums am 11. d. M. bethätigten Anspruch auf eine Disziplinargewalt über Unsere Minister angeeignet.

Ein solcher Anspruch entbehrt der gesetzmäßigen Grundlage, und Wir können es der Würde Unserer Regierung nicht für ent— sprechend erachten, daß Unsere Minister als Vertreter der Krone den Verhandlungen des Hauses unter Verzichtleistung auf die ihnen rechtlich zustehende und verfassungsmäßig verbriefte selbstständige Stellung gegenüber dem Hause der Abgeordneten und dem Prä— sidium desselben beiwohnen.

Wir können daher das Haus der Abgeordneten nur ermahnen, einer Lage der Dinge, unter welcher die wesentlichsten Interessen des Landes leiden, ein Ende zu machen, indem das Haus der Abgeord— neten Unseren Ministern die von denselben verlangte Anerkennung ihrer verfassungsmäßigen Rechte gewährt und dadurch das fernere geschäftliche Zusammenwirken ermöglicht, ohne welches ein Ergebniß der Verhandlungen des Landtags sich nicht in Aussicht nehmen läßt.

Gegeben Berlin, den 20. Mai 1863.

gez) Wilhelm.

(ggz) von Bismarck. von Bodelschwingh. von Roon. Graf von Itzenplitz von Mühler. Graf zur Lippe. von Selchow. Graf zu Eulenburg.«

Das Haus beschloß auf Antrag des Abg. Dr. Virchow: diese Allerhöchste Botschaft der Adreß-⸗Kommission zur Berathung und schleunigsten Berichterstattung zu überweisen und vertagte sich dem— nächst. Nächste Sitzung wahrscheinlich morgen früh 9 Uhr.

Vor einigen Tagen sind diejenigen Mitglieder der Evan— gelischen Landeskirche Preußens von hier nach Madrid abgereist, welche sich der Deputation an Ihre Majestät die Königin von Spanien zu Gunsten der spanischen Protestanten Matamoros, Taigo und Alhama anschließen wollen. Diese Deputation aus verschiedenen Ländern Europas ist bekanntlich von dem Evangelischen Bunde angeregt worden; sie hat nur den Zeitpunkt abgewartet, wo durch die Verurtheilung der Genannten in zweiter Instanz der Augenblick gekommen war in welchem die Gnade Ihrer Majestät der Königin die Wirkung der bestehenden Gesetz⸗ gebung in Spanien aufheben kann. Diese Gnade anzurufen, ist der Zweck der Deputation, welche einen rein privaten Charakter trägt, aber aus hervorragenden Persönlichkeiten fast aller Evangelischen Kirchengemeinschaften besteht, die freiwillig und auf eigene Kosten sich diesem Werk unterzogen haben. Engländer, Franzosen, Hollän⸗ der, Dänen, Schweden, Schweizer, und von Deutschen, außer Preußen, namentlich auch Oesterreicher und Bayern, sind dabei betheiligt; von preußischer Seite haben sich die Flügel⸗Adjutanten Sr. Majestät des Königs, Graf von Kanitz, Se. Durchlaucht der Prinz Heinrich XIII. Reuß, der Graf von Behr-⸗Regendank und der Premier -Lieutenant Klüber an— geschlossen. Alle diese sind, dem Charakter der ganzen Deputation gemäß, cbenfalls in ganz privater Weise, nur die Vertreter des allgemeinen Ge⸗ fühls in der exangelischen Landeskirche Preußens. Se. Majestät der König aber, Allerhöchstwelcher schon seit mehr als Jahresfrist durch Seine Gesandtschaft in Madrid Sich in der dringendsten Weise für die Anglücklichen verwandt hat, hat auch jetzt Seine lebhafte Theilnahme an dem Zwecke der Deputation ausgesprochen und die Gesandtschaft anwessen lassen, der letzteren jede angemessene Förderung und Unter⸗ stützung zuzuwenden. Von der milden und edelmüthigen Gesinnung

Major

Ihrer Majestät der Königin von Spanien darf eine freundliche Auf— nahme und ein günstiger Erfolg der Deputation gehofft werden.

Sachsen. Weimar, 20. Mai. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin haben heute nebst Ihren Hoheiten den Prinzessinnen Marie und Elisabeth Schloß Ettersburg bezogen. (Weim. Z.)

Eisenach, 18. Mai. Als neue Mitglieder der diesjährigen deutsch - evangelischen Kirchen-⸗Konferenz werden gemeldet: der Ober⸗Kirchenrath Dr. Gonesch aus Wien, der Ober⸗Konsistorialrath Dr. Dorner aus Berlin und der Prälat Dr. Holtzmann aus Karls— ruhe. Gegenstände der Berathung sind: 1) die Statistik sämmtlicher evangelischer Kirchen in Deutschland, 2) die kirchliche Armenpflege, 3) die Prüfungs⸗-Ordnung der theologischen Kandidaten in den ver. schiedenen Landeskirchen, die Revision der lutherischen Bibelüber— setzung, 5) die Form der Einweihung der evangelischen Kirchen, 6) der Bestand des von der Konferenz gegründeten, in Stuttgart bei Cotta erscheinenden allgemeinen evangelischen Kirchenblattes. (L. Z.)

Belgien. Brüssel, 19. Mai. Die Kammer hat heute im Gesammtvotum das Stipendiengesetz mit 61 gegen 36 Stimmen genehmigt. Den Handelsverträgen mit Spanien und Italien wurde, wie gestern dem preußischen Vertrage, die Ehre der einstim— migen Annahme zu Theil. Sodann genehmigte das Haus ohne alle Diskussion verschiedene außerordentliche Kreditforderungen und nahm den Bericht der Kommission entgegen, welche den Vorschlag einer Pensionsgewährung an Herrn Pierre's Wittwe geprüft hat. Der Ausschuß hat die beantragte Pension von 1500 auf 2000 Frs. zu erhöhen beschlossen. (Köln. Ztg.)

Frankreich. Paris, 19. Mai. »France. und »Pays« melden, die königliche Familie in Kopenhagen habe am 16. d. be— schlossen, ihre endgültige Entscheidung wegen des griechischen Thrones bis zum 1. Juni zu vertagen. Die »France ! sügt hinzu, die grie⸗ chische Deputation werde nun Kopenhagen am 25. d. unverrichteter Sache verlassen.

König Ferdinand von Portugal ist heute hier angekommen. Der Herzog von Brabant hat Lissabon gestern verlassen und wird nun in Bordeaux erwartet.

Die Hochzeit des Herzogs von Chartres ist, laut Memorial di- plomatique, auf den 11. Juni sestgesetzt.

Gestern ist der Postdampfer von Saint Nazaire nach Vera-Cruz abgegangen. An Bord befindet sich der Artillerie⸗Brigade⸗General Courtois Roussell d'Hurbal, welcher an Vernhet de Laumiẽre's Stelle treten soll. Von Vincennes ist gestern eine Batterie nach Cherbourg abgegangen, um am 23. d. auf der Transport- Fregatte »Entreprenante« nach Megzico befoͤrdert zu werden.

Aus Peking, 7. März, meldet der »Moniteur«, daß die Miß— handlung der Christen in Kiangsi und Hu⸗Nan durch die chinesische Regierung schleunigst gesühnt, daß der schuldige General Tienn zum Tode verurtheilt und Msgr. Navarro mit dem Abbé Anot auf Staatskosten unter sicherem Geleit wieder nach jenen Provinzen zu— rückgekehrt ist.

20. Mai. Die »France meldet aus Puebla vom 17ten April, daß die Belagerungs⸗Arbeiten unter den günstigsten Umstän— den fortdauern.

Türkei. Aus Alezandrien wird mitgetheilt, daß der Prinz Napoleon dem Vice-König von Aegypten das Großkreuz der Ehrenlegion überbracht habe.

Rußland und Bolen. Warschau, 18. Mai. In die— sen Tagen sind mehrere Gefechte bei Garwolin, Warka und in der Gegend von Wilna vorgefallen; dasjenige aber, was man sich Pol⸗— nischerseits über große gegenseitige Verluste erzählt, klingt so über— trieben (unter Anderem sollen die Insurgenten den Russen 11 Ka⸗ nonen vernagelt haben, obgleich, so viel bekannt, eine solche Anzahl Geschütze noch nie in einem Gefechte vorgekommen) daß ich nähere und zuverlässigere Nachrichten abwarten will. Heute kann ich Ihnen über das in meinem letzten Briefe gemeldete Treffen bei Czw— zewo und Malkama Näheres berichten. Es war eine gutersonnene Falle, welche der Insurgenten⸗Anführer Plueinski, bis vor Kurzem Bahnhofs⸗Inspektor der Warschau⸗Wiener Eisenbahn, den Russen legte, in welche diese auch geriethen, ohne indessen den beabsichtigten Schaden zu erleiden. Am 13. dieses Monats, sobald General⸗ Graf Toll gehört, daß die Insurgenten diesseits Czyzewo die Eisenbahn zu, beschädigen beabsichtigten, begab sich derselbe mit 2 Compagnieen Infanterie und 80 Kosaken vermittelst Extrazug nach Czyzewo. Nachdem eine Beschädigung der Bahn wirklich gemeldet, ließ der Graf Toll 17 Meilen vor Czyzewo den Zug sehr langsam und vorsichtig fahren, ohne jedoch verhindern zu können, daß die ersten Waggons aus dem Geleise geriethen, was einen sehr starken aber unschädlichen Stoß zur Folge hatte, der da⸗ durch hervorgebracht war, daß die Bahnschwellen herausgebrochen und die Schienen auf den Sand gelegt waren. Beim Stillstehen des Zuges gaben die in der Nähe befindlichen Insurgenten eine starke Salve auf das Militair, welchem es indeß gelang, sich bald zu sam— meln, worauf es die Aufständischen mit einem mörderischen Feuer empfing. Diese letzteren, hierdurch stutzig gemacht, wurden nun von

den Truppen angegriffen und mit einem Verlust von 140 Todten

wir beschränken uns darauf, die Hauptzüge hervorzuheben.

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in die Flucht geschlagen. Die Anführer Plucinski und Myrtkowski blieben auf dem Platze und viele Gewehre wurden erbeutet. Das Militair verlor 15 Mann. Ueber das Gefecht bei Ignacewo oder Slesin bei Kolo bringen die militairischen Berichte noch Folgendes. Die Kolonnen des Generals Krasnotutski, bestehend aus 3 Com⸗ pagnieen Schützen, 60 Sapeuren, 2 Schwadronen Husaren, 27 Ko⸗ saken und 2 Geschützen, beschoß die bei Ignacewo stehenden Insur⸗ genten zuerst mit Kartätschen, ging hierauf zum Kleingewehrfeuer und dann zu einer stürmischen Attaque über, wobei einige Häuser in

lammen aufgingen. Die Insurgenten wichen auf Piotrowice zurück, versuchten sich hier zu setzen, wurden aber geschlagen und von den Truppen bis Slesin verfolgt, woselbst die letzteren Posto faßten. Die Bande war 2500 Mann stark, sehr gut bewaffnet und tüchtig verschanzt, weshalb auch der Verlust des Militairs ein ungewöhnlich großer, nämlich 24 Todte und 71 Verwundete, worunter 23 Offiziere. Das ganze Lager mit einer Kanone, mehreren hundert Karabinern und anderen Waffen, Pulver- und Bleivorräthen wurden erbeutet. Auch die sonstigen Verluste der Aufständischen sind sehr bedeutend. Der Slesiner Wald und der ganze Weg sist mit Gefallenen bedeckt. Die seit 2 Jahren abgeschafften Militair- Gouverneurs Naczelniey Wojenni« werden wieder eingeführt, weil die Regierung von den Cioil-Gouverneurs allein nicht gut genug bedient wird. Osts. Z.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Mai, Wie die »Posttidning« heute mittheilt, hat der König ein Comité ernannt, um vorbereitende Schritte zu einer Ausstellung von fkandi⸗ navischen Kunst⸗ und Industrie-Erzeugnissen in Stockholm zu thun. Zum Wortführer dieses Comité's ist der Prinz Oscar, zum Vice—⸗ Wortführer der Ober-Kammerherr Freiherr Knut Bonde ernannt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 19. Mai. In der heutigen Sitzung des Reichsraths theilte der Präsident mit, der Finanz— Minister habe ihn davon in Kenntniß gesetzt, daß das Zollgesetz zur dritten Behandlung in der Form, welche es in der zweiten erhalten, vorgelegt werden werde. lo rn

Amerika. Die Reihe der blutigen und so viel wir bis jetzt noch wissen, unentschieden gebliebenen Schlachten des amerikanischen Bürgerkrieges ist durch Hooker's Uebergang über den Rappa— hannock im Anfange dieses Monats durch einen Kampf vermehrt worden, der keinem der früheren an Hartnäckigkeit nachzustehen, an Dauer aber alle zu übertreffen scheint. Alles, was wir mit Gewiß⸗ heit hinnehmen können, läßt sich darin zusammenfassen, daß die Kämpfe der beiden ersten Tage einen völlig unbestimmten Charakter trugen und daß der entscheidende Ausgang von dem Kriegsgeschick des dritten Tages abhängt, von welchem wir einstweilen nur noch vage Gerüchte erhalten haben. Die amerikanischen Blätter bringen die ausführlichsten Detailbeschreibungen des Verlaufes der Schlacht;

Nachdem General Hooker am 27. April den Rappahannock überschritten hatte, begegnete er bis zum Freitag, den 1. Mai, keinem feindlichen Wider stand. In dieser Zwischenzeit schlug er bei Chancellorsville, einem Weiler, ungefähr 10 Meilen südwestlich von Fredericksburg, sein Hauptquartier auf, welches zugleich das Centrum der Armee bildete. Nach rechts hin schlossen sich das zwölfte Armee Corps unter Slocum und' das elfte unter Howard an, nach links hin das zweite Armee⸗Corps unter Couch und das fünfte unter Merde. Das dritte Armee⸗Eorps unter Sickles bildete die Reserve und hatte im Rücken den Fluß Rapidan. Nordöstlich von der Position lagen die Hügel, von welchem am 13. Dezember Burnside s Angriff mit furchtbarem Gemetzel zurückgeschlagen worden war. Hier standen 10000 Mann Konföderirte, gegen welche General Sedgewick mit 20000 Mann eine Bewegung machen sollte, wenn der Kampf in der Ebene die Hauptarmee der Konföderirten in Anspruch, nehmen würde. Die numerische Stärke der beiden Heere läßt sich in Bezug auf die Kon⸗ föderirten gar nicht angeben, in Bezug auf die Unionstruppen kann man sie nur annähernd auf 120000. Mann taziren. Der konföde⸗ rirte General Lee soll am 1. Mai das Kommando dem erprobten Feldherrn »Stonewall« Jackson übergeben haben und, dieser be⸗ gann an demselben Tage damit, die Schlachtlinie der Unionstruppen von links nach rechts zu rekognosziren. An mehreren Orten hatten diese Operationen ernstliche Scharmützel zur Folge, an denen von nordstaatlicher Seite besonders das zwölfte und fünfte Armee Corps be⸗ theiligt waren. Die eigentliche Schlacht wurde am Sonnabend (2. Mai) Rachmittags um 5 Uhr durch einen heftigen Angriff des Feindes auf die rechte Flanke eröffnet, und wie völlig derselbe gelang, zeigte sich darin, daß das ganze elfte Armeecorps unter Howard in größter Verwirrung die Flucht ergriff, und hätte die Brigade des Obersten Buschbeck nicht dem Feinde den äußersten Widerstand geleistet, so würde der ganze Train und die Artillerie des Corps in die Hände der Angreifer gefallen sein. Inzwischen war Berry mit einem Theil der Referve nach der rechten Flanke hin vorgerückt und auf ihn stoßend wurde Stonewall Jackson denn er leitete selbst den, An⸗ griff in seinem Vordringen aufgehalten und mußte sich zurückziehen. Doch machle das Weichen des 11. Corps die Bildung einer anderen Schlachtlinie für die Hookerschen Truppen nöthig, ein Manöver, welches Angesichts des verwegenen Feindes schnell und ohne die geringste Ver⸗

wirrung ausgeführt wurde. Das elfte Armeecorps, welches sich wieder gesammelt hatte rückte nach der linken Flanke hin an die Stelle des fünften Armeecorps, welches nebst dem zweiten eine Vorwärtsschwen⸗ kung machte; der größere Theil des zwölften Armeecorps zog sich zuruͤck in der Richtung zu dem dritten, dem Reservecorps. Diese Positionsveränderungen wurden theilweise in der mondhellen Nacht ausgeführt und der Kampf dauerte während derselben fort. Dreimal erneuerten die Konföderirten ihren Angriff, welchen jetzt das dritte Armeecorps unter Sickles auszuhalten hatte. Keinen Zoll breit wichen Sickles Truppen. Am Sonntag Morgen um 5 Uhr wurde der Kampf wieder allgenkeiner. Auf General Berry's Division, ein Theil des dritten Armeecorps, richtete sich der Hauptstoß der feind lichen Infanterie; da aber Sickles und Slocum zur Unterstützung Berry's bereit waren, so wurde der feindliche Anprall so kräftig empfangen und mit solchem Erfolge zurückgeworfen, daß um 8 Uhr General French den Oberbefehlshaber von dem Rückzuge der konföderirten Angriffstruppen in Kenntniß setzen konnte. Das zweite Armeecorps hatte theilweise an dem Kampfe Theilgenommen. General Hooker ließ gegen 19 Uhr die Schlachtlinie sich näher nach Chancellorsville zusammenziehen, welche Bewegung in guter Ord— nung ausgeführt wurde, während der Kampf noch immer vor sich ging und erst um 113 Uhr eine Pause eintrat. Die Verluste waren beiderseits sehr groß; 2000 Gefangene fielen in die Hände der Unionstruppen; auf der einen Seite fiel der tapfere General Berry lyvom 3. Armee-Corps), auf der anderen General A. P. Hill. Am Sonntag Nachmittag machten die Konföderirtrn mehrfache Versuche, die Linie der Unionstruppen an einzelnen Stellen zu durchbrechen; doch hatte an dem Punkte, welcher hauptsächlich von dem Feinde ins Auge gefaßt worden war, der föderirte Capitain Weed eine solche Masse von schwerem Geschütz aufgestellt, daß die Konföde⸗ rirten mit schweren Verlusten immer wieder zurückweichen muß⸗ ten. Chancellorsville, wo Hooker sein Hauptquartier hatte, wurde von einer Bombe in Brand gesetzt und ging in Flammen auf. Gegen Abend zogen sich die föderirten Armee⸗ corps in ihre Schlachtlinie hinter den Punkt, wo Chancellorsville gestanden und das Hauptquartier gewesen war, zurück, und die Feindseligkeiten nahmen damit für Sonntag ein Ende. Am Mon⸗ tag Morgen begann ein lebhaftes Artilleriefeuer den erneuerten Kampf; beide Armeen standen sich in nächster Nähe gegenüber. Die weiteren Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Aus einem vom New -⸗NYork- Herald« ausgegebenen Extrablatte (datirt vom 6. Mai) können wir nur entnehmen, daß am Montag, den Aten, Nachmittag ein heftiges Gefecht stattfand, in welchem die Konföderirten zurückgetrieben wur— den; doch zogen sich die Unionstruppen wieder in ihre Hauptlinie zurück und warfen Verschanzungen auf. Am frühen Morgen des 5. Mai hatten die Konföderirten auf den Hügeln an der Südseite des Rappahannock Position genommen und begannen gegen die Trains der Unionstruppen ein heftiges Geschützfeuer. General Longstreet hatte am Montag Morgen die Abtheilung des General Sedgwick angegriffen und nach lebhaftem Gefecht über den Rappa⸗ hannock zurückgedrängt.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

Warschau, Mittwoch, 20. Mai. Eine 1200 Mann starke Insurgentenschaar unter dem Befehl von Dwewnowski ist am 18. d. bei dem Dorfe Nowawies zwischen Grojec und Warka (süd⸗ lich von Warschau, an der Grenze gegen das Gouvernement Radom) mit Verlust von 150 Todten, 182 Gefangenen, der ganzen Bagage und vieler Waffen, geschlagen worden.

St. Petersburg, Donnerstag, 21. Mai. Laut der »Nordi⸗ schen Post« tritt in den westlichen Gouvernements in Rußland die Bauernpolizei ins Leben, von der seit einiger Zeit die Rede gewesen ist. Sie besteht aus lokalen Abtheilungen von 60 bis 100 Mann, die selbst ihre Anführer wählen, und steht unter den Militairchefs oder der Provinzialpolizei⸗Behörde. Die Formirung und Auflösung ressortirt von den Civilgouverneuren. Ihre Aufgabe besteht darin, die Personen und die Communicationen zu überwachen und zu

schützen.

RBexrlimer & etn ei ed eh ärse vom 21. Mai. Weinen loco 58 70 Thlr. nach Qualität, fein weiss sehlesischer

697 Thlr. frei Mühle. ; Roggen loFec 80 - Sipfd. 455 - 45 Thlr. bez., schwimmend 2 Ladun-

gen Si . Septa 1559— 3 Thlr. ber., entfernt 45 Lhr. bes Mai u. Mai- Juni 444 Thlr. bez. u. Bre R G Juni- Juli 45 - Thlr. be. u. Br., G., Juli August 455— Thlr. ber., September-Oßtober 465 - Thlr.

bez. u. Br., K G. ö Gerste, grosse u. Heine 32-38 Thlr. pr. 1750pfd.