1863 / 165 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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werde kommen, wo die diplomatische Korrespondenz das Verlangen nach einem Kriege gegen Rußland erwecken dürfte. Ich sage aber, seine ganze Rede läuft darauf hinaus, daß es von uns vernuͤnftiger und gerechter wäre, gar nichts zu thun. Mein edler Freund sprach von Beispielen, führte aber nur das einzige Beispiel der Unterhandlungen an, die zum Krimkriege führten oder vielmehr demselben vorhergingen. Nun sind aber fast jedem europäischen Kriege diplomatische Unterhandlungen vorausgegangen. Es ist daher kein sehr tteffender Schluß, daß diese Unterhandlungen ebenfalls zum Kriege führen müßten. Mein edler Freund redet, als ob das Nichtsthun ein sicheres Mittel zur Abwendung des Krieges wäre. Mein edler Freund erinnere sich, was vor genau sieben zig Jahren vorfiel. Im Jahre 1792 freute sich Lord Grenville, daß die englssche Regierung so klug gewesen sei, die französische Revolution so wie den Angriff der alliirten Mächte auf Frankreich unbeachtet zu lassen und lieber gar nichts zu thun. Aber es dauerte nicht lange, nein, nicht mehr als drei Monate, so hatte Lord Grenville dem Parlamente die Noth wendigkeit eines Krieges mit Frankreich anzukündigen, des langwierigsten, blutigsten und kostspieligsten Krieges, den England je geführt hat. Man

sage mir nicht, daß völliges Nichtsthun die Aufregung der Leidenschaften verhüten würde. Ich glaube das gerade Gegentheil. Es giebt eine russische Partei, die vom grimmigsten Polenhasse erfüllt ist. Diese Partei würde,

wenn England völliges Stillschweigen beobachtete, die Regierung und den Kaiser mit sich fortreißen und sagen:

nicht, daß Oesterreich es ertrüge.

Vorwurf der Unmenschlichkeit und Feigheit nicht länger anhören und müßte

sich zuletzt mit in den Kampf stürzen. Ich glaube nicht an diese Politik des Nichtsthuns; noch auch kann ich mir einbilden, daß eine große Nation allen

Welthändeln den Rücken kehren kann. Was wir gethan haben, ist Folgen⸗ des. Sympathie für die Polen empfand und seinen Einfluß füuͤr sie geltend zu machen bereit war. Wir haben Oesterreich zu Rathe gezogen. Die Regie⸗ rung Oesterreichs ist eine weise Regierung, freue mich, daß Oesterreich wieder seine große Machtstellung im Rathe Europas eingenommen hat. Ich würde mich glücklich schätzen, seine Finanzen wieder geordnet, die Zwietracht in einzelnen seiner Pro—

vinzen beschwichtigt zu sehen und zu erfahren, daß seines Volkes

Stimme in einem freien Parlament laut werden kann und daß Oesterreich bereit ist, in Europa eine hohe Rolle zu spielen und ich glaube eine noch höhere, als es je vorher gespielt hat. Ich freue mich mit ungeheuchelter Freude über diese Aussichten. der Frankreichs oder Englands überein; aber seine Meinung war, daß seine polnischen Unterthanen mit möglichster Rücksichtnahme auf ihre Stammes eigenthümlichkeit, Religion, Gebrauche und Gefühle regiert werden sollten. Nun dann frage ich, warum die russische Regierung nicht ebensoviel Weisheit und Mäßigung an den Tag legen kann, wie die österreichische. Es ist möglich, daß ein Waffenstillsͤand zwischen Polen und Russen seine Schwierigkeiten hat, aber ich sehe nicht ein, warum die andern Vorschläge resultatlos bleiben müßten; warum Ruß— land nicht eine Amnestie erlassen sollte. Mein edler Freund fragt, ob die Polen selbst bereit seien, die sechs Punkte anzunehmen. Dies ist noch eine Frage. Aber es wäre für uns eine Unmöglichkeit, andere Be—

dingungen vorzuschlagen, als solche, welche den Fortbestand der russischen v en giebt t 2Zssten d. M. Triumph desselben hoffen und die natürlich die Bedingungen nicht annehmen verlassen und die Bänke des Oberhauses waren in verwichener Nacht auffallend leer, trotzdem es bekannt war, daß Earl Russell Aufll⸗ rung über die Politik der Regierung betreffs Polens geben werde, Nach Berichten aus dem Freistaat Liberia ist am 5. Ma

Mr. Daniel B. Warner zum Präsidenten der Republik auf zwei

Herrschaft in Polen voraussetzen. Es giebt Führer des Aufstandes, die den

könnten; aber andere giebt es, die vielleicht mit den Worten, die Livius dem Hannibal in den Mund gelegt hat, sagen dürfen: Melior et tutior pax

certa quam sperata victoria. Ich kann wahrlich keinen Polen tadeln, der beim geringsten Hoffnungsschimmer den Kampf für die Unabhängigkeit des

Landes im offenen Felde fortsetzt. Aber ohne die Polen zu tadeln, sage ich

doch, daß wir weder ibnen mit dem Schwerte in der Hand beistehen, noch der russischen die Unabhängigkeit Polens anzuerkennen. Fern sei es von mir voraussagen zu wollen, welche Wirkung die Antwort

Regierung vorschlagen können,

des russischen Kaisers haben kann, oder welche Politik wir nach Empfang jener Antwort einzuschlagen für unsere Pflicht halten werden. Alles hängt nicht nur von ihrem Wortlaut, sondern auch von ihrem Ton ab, und von den Beweisen, welche die kaiserliche Regierung für ihre Aufrichtigkeit geben wird. Ich muß gestehen, daß gewisse Symptome nicht günstig sind. Die Er— nennung eines Mannes, wie des Generals Murawieff zum Gouverneur von Litthauen, und die Dekrete, die dieser General erlassen hat, sind unserer Hoff⸗ nung, daß der Kaiser sich gegen Polen liberal und barmherzig benehmen werde, nicht günstig; aber doch, denke ich, war es unsere Pflicht, jene Vor- schläge zu machen, und ich glaube, daß sie mit Bezug auf das Königreich sehr dazu beitragen werden, die polnische Nationalität aufrecht zu halten. Wenn es uns im Verein mit Frankreich und Oesterreich nur gelingt, den Polen eine Regierungsform zu verschaffen, die wenigstens gemäßigt und gerecht ist und jenen Muth des polnischen Volkes nährt, der, wie ich glaube und hoffe, niemals erlöschen wird, dann wird unsere Diplomatie nicht um— sonst gearbeitet haben, und ich für meinen Theil werde mich nimmer schämen, an solchen Verhandlungen theilgenommen zu haben. Lord Brougham bedauert, daß der Staatssecretasr des Auswärtigen die Unmöglichkeit einer bewaffneten Dazwischenkunft in einem Augenblicke ausgesprochen hat, wo die rxussische Regierung sich über die zu gebende Antwort entscheiden soll. Earl Ru s⸗ sell⸗ Sie hat sich entschieden. Die Antwort wird morgen abgehen. Ja, aber man vergesse nicht, daß, ehe sie abgehe, die Erklärung des Staatssecre⸗ tairs in St. Petersburg bekannt sein werde. Und diese Kenntniß könne nicht nur auf den Ton, sondern auf den Kern der russischen Depesche von Einfluß sein. Uebrigens sei er selbst gegen jede bewaffnete Einmischung. Lord Derby ist vollkommen mit den Ansichten der Negierung einverstan- den, insowest diese Ansichten gegen einen Krieg mit Rußland sind, ja selbst die diplomatische Einmischung will ihm nicht gefallen, da sie früher oder später zum Kriege führen könne. Selbst ein Kampf gegen Polen sei nicht unmöglich, denn falls Rußland die sechs Punkte annehme, und Polen sie verwerse, so hätte Rußland ein Recht, von England zu fordern, daß esz mit

Wir müssen die Polen ausrotten. Frankreich würde dies wahrscheinlich nicht ertragen können, ich glaube Dann würde ein Krieg ausbrechen, der ganz Europa in seine Flammen hüllen würde; und England könnte den

Wir haben uns in Korrespondenz mit Frankreich gesetzt, welches stets

und ich für mein Theil

Die Meinung Oesterreichs stimmte nicht mit

aller Macht die Polen zur Nachgiebigkeit zwinge. Nach einigen

Earl Granville's wird Earl Grey's 2 auf J ba genehmigt, ; .

Im Unterhause wird in Folge gegenseitiger Verständigung di

batte über Polen auf nächsten Montag 6 ee. i e auf die Wiederaufnahme der amerikanischen Debatte freiwillig verzichte Das Mitglied für Sheffield sagt, indem es unter dem beifälligen Zun des Hauses seinen Entschluß mittheilt, unter anderem: Der edle Lord ö. der Spitze hat erklärt, daß die Fortsetzung der Debatte der Regierung Va. legenheiten bereiten könnte. Da ich vor den Ansichten und Wünschen det edlen Lords die größte Achtung hege, habe ich meinen ehrenwerthen Freund gegen. über (Lindsay) vermocht, auf seinen Wunsch in dieser Sache zu verzschten Meine Absicht war einfach die gewesen, durch die Anerktn. nung der Conföderation einem grausamen Blutvergießen enn Ziel zu setzen und zugleich den Handelsinteressen des Landes einen Dienst ju leisten. Um das Geschrei, welches gewisse Leute gegen mich erhoben

kümmere ich mich wenig, und indem ich aus Achtung vor dem edeln Lotz meine Motion zurücknehme, mache ich ihn doch auf zwei große Gefahren . aufmerksam: die eine ist, daß möglicher Weise die Union auf konföderstit Grundlage wieder aufgerichtet werden kann, und die andere, daß die Con, . . d h al Mr. Lindsa) erzählt den Inhalt der vielbesprochenen Unterredung mit dem Kaiser Napolen in wesentlich derselben Weise wie dies früher Mr. Roebuck gethan und vertheldigt sch gegen die spöttisch Bemerkung Mr. Layards, daß ex als dilettantischer Diploma nat . Paris gegangen sei, indem er behauptet, Ihrer Majestät Regierung sells habe ihn' zum Diplomaten gestenipelt, fie habe ihn nach Paris gesand; damit er beim Abschlusse eines Handels- und Schifffahrts Vertrages ni . wirke, und dieser Aufgabe habe er drei und ein halbes Jahr gewidmet, ohne Sold oder andere Belohnung zu erhalten. Während dieser langwieri. gen Unterhandlungen habe er den Inhalt seiner Unterredungen mit den Kaiser regelmäßig an Lord Cowley berichtet. Lord Palmerston sprict seine Befriedigung über die Zurücknahme des Antrages aus und will hossen, dies werde das letzte Mal sein, daß ein Mitglied des Hauses sich erlauben werde, dem Parlamente mitzutheilen, was zwischen ihm und dem Herrscha eines fremden Landes vorgegangen sei. e Absichten der Herren Roebuck und Lindsay zu zweifeln; allein ihr Verhalten si um den gelindesten Ausdruck zu gebrauchen, höchst regelwidrig gewesen. Wenn der Kaiser der Franzosen und die Königin von England in Korrespondens mit einander treten wollten, so thäten sie dies durch die Vermittelung ihrer diplomatischen Agenten in London und Paris ohne Zuthun eines Parl.. mentsmitgliedes, das Parlament selbst stehe mit keinem auswärtigen Ge. Was die Beschäftigung Mr. Lindsay's beim Abschlusse des Handelsvertrages mit Frankreich betreffe, so habe die Sen. dung dieses Gentlemans nicht die geringste Aehnlichkeit mit Mr. Cobdenè gehabt; denn der letztere war ein beglaubigter Agent der englischen Regit—

föderation von Frankreich allein anerkannt werden dürfte.

walthaber in Verbindung.

rung, während Mr. Lindsay sich im auswärtigen Amte vorstellte und seine Dienste als Kenner des Schifffahrtswesens anbot, um dafür ein Empfeh— lungsschreiben an Lord Cowley zu erhalten und von diesem dem Kaiser Napoleon vorgestellt zu werden. Das Haus geht nachher in die Comité,

berathung über die Festungsbautenbill, und ein Verbesserungsantrag von . Sir Morton Peto, der 25.900 Pfd. zu streichen bezweckt, wird mi

großer Majorität, nämlich mit 135 gegen 52 Stimmen, verworfen.

Soviel bis jetzt bestimmt, vertagt sich das Parlament an

Viele Mitglieder beider Häuser haben die Stadt schon

Jahre und Mr. James W. Priest zum Vice-Präsidenten erwählt worden.

Frankreich. Paris, 14. Juli. Wire der heutige »Moniteur⸗

meldet, hat auch der König von Portugal den Kaiser der Franzosen

wegen der Einnahme der Stadt Mexiko beglückwünscht.

Die Anzeige mehrerer Blätter, daß der Senator Hubert Delislt den Auftrag erhalten habe, nach Mexiko zu gehen, um dort die Ver⸗— waltung des Landes neu zu organisiren, wird vom »Moniteur« be⸗

stimmt in Abrede gestellt. Der »Independance« zufolge würde jene

Verwaltungs- Organisation einem Mexikaner überlassen, dieser aber dabei vom General Bazaine überwacht werden, der mit 5000 Mann in Mexiko bleiben solle, während die übrigen Truppen des Expeditions.

Heeres nach Frankreich zurückkehren würden.

Wie die »France« meldet, ist gestern Abend in London der . Vertrag wegen Regelung der Angelegenheiten Griechenlands unter-

zeichnet worden.

Die Dampf-Fregatte »Hermionen, an deren Bord sich Duprs . nach Madagaskar begeben wollte, ist von der ihr aus Réunion

bekanntlich entgegengeschickten »Licorne«, wie die »France«⸗ melden, am 22. Juni zwischen dem Busen von Aden und den Seschellen

richtig angetroffen und von der madagassischen Mai Revolution in

Kenntniß gesetzt worden. Dieselbe wird am 4. oder 5. Juli vor Tamatave angekommen sein. Der Bericht, den Dupré von dott aus hierher erstatten wird, kann erst im August hier ankommen.

Bis dahin wird sich also die Regierung ihre Maßregeln vorbehalten.

»Augenblicklich wird keine Rüstung betrieben, keine Truppensendung nach Madagaskar vorbereitet. Soll ten diese Maßregeln für nöthig gehalten werden, so werden sie später

Die »France« fügt noch hinzu:

ergriffen werden.«

Es falle ihm nicht ein, an den guten

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Nußland und Polen. Der ⸗Russ. Inv. veröffentlicht folgende telegraphische Nachrichten: Warschau, 19. Juli. Bei den Rekognoszi⸗

. rungen in der Umgegend des Weges von Warschau nach Wien wurde am

h. Juli eine Compagnie des Bjeloserstischen Regiments in dem Flecken zänow von der Bande Ch mel in sky'sangegriffen; indem die Soldaten den Kirchhof besetzten, wehrten sie bald den Angriff ab; als aber zu ihrer Unterstützung eine Compagnie des Witebskischen Regiments anlangte, zwangen sie die Insurgenten zum Rückzug. Sobald sich diese Nachricht verbreitete, sammelten sich unsere Abtheilungen und die Bande Chmelinsky's wurde zugleich mit der Rushenitzky s, die sich vereinigt hatten, in der Nacht auf den 9. Juli von der Abthei⸗ lung des Obersten Ernrot geschlagen. Der Verlust der Aufständi⸗ hen ist sehr bedeutend; mehr als 100 Büchsen, der ganze Proviant sind ihnen abgenommen und 17 gefangen worden,.

Die aus Lowicz unter dem Befehl des Majors Trawin ab⸗ esandten 2 Compagnieen des Kiewschen Grenadier Regiments mit 5 Kosaken schlugen am 26. Juni in der Nähe des Dorfes Waliwize eine Bande von 1000 Mann. Der Verlust der Insurgenten ist sehr bedeutend. Unter den 12 Gefangenen befinden sich zwei Anführer.

Warschau, 11. Juli. Eine bedeutende Insurgentenbande zu Pferde, unter Anführung Lüttich's, ist von 2 Ssotnien Kosaken bei Bjelchatow, unweit Piotrkowo, geschlagen worden, Lüttich selbst siel während des Kampfes. ü

Wilna, 13. Juli. Eine Abtheilung unter dem Befehl des Obersten Tisdel vom Gatschinaschen L. G.“ Regiment erreichte und schlug am 11. Juli in dem Walde Kljawschi im Trockschen Kreise die vereinigten Banden von Wisslouch und Ljubitsch. Die Insur⸗ genten haben einen großen Verlust an Todten und Verwundeten.

Außer den so eben veröffentlichten telegraphischen Depeschen sind keine Nachrichten über die Kriegsoperationen eingelaufen. Die Ge⸗ rüchte von dem Erscheinen bedeutender Insurgentenbanden auf der wolhynisch - galizischen und bessarabisch⸗ moldauischen Grenze wieder⸗ holen sich. Obgleich diese Gerüchte mit den Nachrichten, welche die ausländischen Zeitungen geben, übereinstimmen, bedürfen sie doch noch der Bestätigung. Von unserer Seite sind Maßregeln ergriffen und die Grenzkordons verstärkt worden.

Von der polnischen Grenze, 13. Juli, berichtet die Pos. Ztg.“ Folgendes: Der russische General Costanda hatte in Erfahrung gebracht, daß eine Insurgenten-Abtheilung von 600 bis 00 Mann, die meist gut bewaffnet und beritten waren, sich im Koniner Kreise bei dem Kloster Lad zusammengezogen habe, Er rückte deshalb am Sonntage, den 12. d, von Konin aus und griff. die Insurgenten, die sich ins Kloster geworfen hatten, an, trieb sie daraus hervor, zog zu seiner Verstärkung noch die russische Kavallerie aus Slupee zu sich heran und verfolgte die fliehenden Insurgenten, die sich in zwei Richtungen, nach Kowalewo und Wola⸗Laska, zu retten suchten. Von Neuem angegriffen, vereinigten sich die Insurgenten bei Kleszew, konnten aber auch dort nicht widerstehen und zogen sich nach den Wäldern in der Nähe des Powidzer See's zurück. Bei Kowalewo, Meile von Slupce, wurde von den Russen ein Gehöft niederge⸗ brannt, in welchem sich die Insurgenten festgesetzt hatten. Da alle oben genannten Orte ganz nahe an der preußischen Grenze liegen, so hörten die Bewohner der Dörfer an der preußischen Grenze auch während des ganzen Sonntag Nachmittags fortwährendes Schießen, So eben kündet anhaltender Kanonendonner ein neues Gefecht an und dieses findet heute, am 13. d. am jenseitigen Ufer des Po- widzer See's statt. Wahrscheinlich sind es die schon gestern verfolg⸗ ten Insurgenten, welche von den Russen abermals angegriffen sind. Das Resultat des Kampfes ist bis jetzt noch nicht bekannt. Die Kämpfe der letzten Zeit deuten auf eine gegenseitige Erhöhung der bisherigen Bitterkeit beider Parteien. Die sanguinischen Hoffnungen auf die nahe Hülfe der Franzosen fangen jetzt endlich an, beim pol⸗ nischen Adel zu weichen und einer trüben Entmuthigung Platz zu machen; auch fetzen sie gar kein Vertrauen auf die Erfolge] die ihnen Frankreich auf diplomatischem Wege erringen könnte. Viele Fran⸗

zosen, die bisher am Kampfe theilgenommen haben, kehren jetzt, die

Sache der Polen als eine unhaltbare aufgebend) in ihr Vaterland zurück.

Eben daher wird der »Osts. Ztg. vom 14. Juli gemeldet: In den Waldungen von Chocz unweit der Grenze des Kreises Pleschen, hat sich unter Lestung Edmund Taczanowski's seit Ende v. M. ein polnisches Reiter ⸗Corps (Ulanen) organisirt, das am 109 d. M. in der Stärke von 180 Mann in das von rufsischem Militair entblößte Grenzstädtchen Choez einrückte und dasselbe besetzte. Am folgenden Tage kam noch ein Reiter zug von 130 Mann aus dem Walde und. vereinigte sich mit dem Hauptcorps in Chocz, so daß die Gesammtstärke desselben 5610 Mann beträgt. Dies unter dem Befehl Edmund Taczanowskis stehende Reiter ⸗Corps ist vollständig bewaffnet und uniformirt. Seine Waffen sind: die Lanze mit dem polnischen Fähnlein, der Schleppsäbel und der Revolver Die Beinkleider sind grau, der Rock dunkelblau mit rothen Aufschlägen, die Mütze ist viereckig und von weißer Farbe. Die Pferde sind durchweg kräftig und schön. Die Mann. schaften und Pferde dieses Reitercorps haben die polnischen Guts- besitzer der südlichen Kreise der Provinz Posen gestellt, die auch die Kosten der Ausrüstung aufgebracht haben. Der Bauernstand hat sich ungeachtet der Agitation mancher Geistlichen nicht daran bethei⸗

ligt. Am 11. erhielten die Insurgenten die Nachricht, daß die Russen von zwei Seiten, von Konin und Kalisch, gegen sie heran⸗= rückten. Sie brachen daher sofort auf und zogen in der Richtung auf Umiejew und Lenezye weiter. Ein russisches Detachement von S800 Mann traf am folgenden Tage in der Gegend von Chocz ein und zog in Eilmärschen dem Tarzanowskischen Corps nach. In der Gegend von Lenczye wird es in diesen Tagen jedenfalls zum Ge— fecht kommen.

Die »Bresl. Ztg. erhält aus Lemberg, 11. Juli, folgende Mittheilungen: Unter den eingebrachten Insurgenten sieht man Leute des verschiedensten Alters, vom unreifen Jünglinge von 14 15 Jah⸗ ren bis zum Graukopfe, auch einige Frauenzimmer haben an dem Kampfe bei Radziwillow theilgenommen. Auch alle Stände sind unter diesen Leuten vertreten, mit Ausnahme des besitzenden Bauern⸗ standes. In der Gegend von Radziwillow ist es wieder still, die gehegten Befürchtungen haben sich als übertrieben erwiesen. Aller— dings wurden mehrere Häuser von russischen Soldaten geplündert, und einige Einwohner ermordet, aber die Energie und Strenge des Kommandanten, Generalmajors v. Kreuter, that dem Unfuge bald Einhalt. Das Gerücht, Radziwillow sei von den Russen in Brand gesteckt worden, hat sich als entschieden falsch erwiesen, vielmehr steckten die Polen während des Kampfes einige Vorstadthäuser in Brand, in wel⸗ chen sich russische Soldaten in Hinterhalt gelegt hatten und auf sie feuerten. Der Brand wurde aber bald gelöscht. Auch die in den Zollkammern eingelagerten Waaren nahmen keinen Schaden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. Juli. Der König reist am 20. von Stockholm nach Gothenburg und von dort am folgenden Tage nach Wrams Gunnarstorp, der Besitzung des Rittmeisters Tornerhjelm, wo er einige Tage zu verweilen ge⸗ denkt. In seinem Gefolge werden sich u. A. der Prinz August, Ober⸗-Statthalter Bildt und Hofmarschall Baron Falkenberg befinden.

Der Königliche Minister-Resident in Konstantinopel, Herr Björnstjerna, ist hier angekommen.

In drei Ständen begannen heute die Verhandlungen über das neue Strafgesetz. Unter den gefaßten Beschlüssen ist der des Bauern standes bemerkenswerth, welcher die Todesstrafe abgeschafft wissen will. Der Adel- und Priesterstand hielten den Augenblick noch nicht für gekommen, sich dieser menschenfreundlichen Ansicht des Bauern— standes anzuschließen; mit großer Spannung sieht man daher den Verhandlungen des Bürgerstandes entgegen, der den Ausschlag geben wird.

Das Finanz⸗Comité hat beschlossen, die in den Häfen der Hauptstadt angebrachten Laternen mit theils rothem, theils grünem Glase zu versehen, um den Seefahrern während der rauheren Jahres⸗ zeit die Orientirung zu erleichtern.

Dänemark. Kopenhagen, 14. Juli. Die Gemahlin des verstorbenen Erbprinzen Ferdinand, Prinzessin Caroline, wird die sämmtlichen Schulden ihres Mannes bezahlen; die Gläubiger werden in nächster Zeit bereits 50 pCt. erhalten. Es ist dieser Entschluß der Prinzessin um so anerkennenswerther, als die Schulden des Ver⸗ storbenen beinahe 8 Mill. Fres. betragen.

Die Eisenbahn von Kopenhagen nach Klampenborg wird am 21. oder 22. d. M. dem Verkehr übergeben.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

Krakau, Mittwoch, 15. Juli. Gestern entdeckte die Polizei einen bedeutenden Pulvervorrath und ein Laboratorium für Patronen. Bei der heute stattgefundenen Wegführung des konfiszirten Pulvers wurde die militairische Escorte von einem Pöbelhausen mit Pfeifen begleitet und mit Steinen geworfen. Ein von einem Steine ge⸗ troffener Soldat feuerte und einige andere Soldaten folgten seinem Beispiele. Bis jetzt weiß man von der Verwundung zweier Per⸗ sonen, darunter eines Hauptexcedenten.

Brüssel, Mittwoch 15. Juli, Abends. der Konferenz über den Scheldezoll ist beendigt. Der Vertrag ist einstimmig genebmigt und paraphirt worden. Morgen findet die Schlußsitzung und Unterzeichnung des Vertrages statt.

Lon don, Donnerstag, 16. Juli. Der Postdampfer Bobe. mian« mit 3000 Dollars an Bord hat seine New- Yorker Nach⸗ richten, die bis zum 4. d. reichen, in Londonderry abgegeben. Ein nach Norden vorgeschobenes Corps der Potomac-⸗Armee unter Ge= neral Reynolds wurde am 1. Juli bei Gettysburg (in Penn⸗ sylvanien, 14 Meilen gerade nördlich von Washington) angegriffen. Die Unionisten waren Anfangs im Vortheil, mußten sich aber, nachdem ihr linker Flügel umgangen war, vor der Ueber

Die heutige Sitzung