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Sachsen. Leipzig, 11. Januar. Heute wurde dem hier anwesenden Könige die Adresse der Volksverfammlung vom 9. d., betreffend die schlesUwig-holsteinsche Angelegenheit, durch eine Deputation überreicht. Der König äußerte hierbei: Er freue sichM, daß die öffentliche Meinung und besonders auch die Stimmen be— sonnener Männer sich entschieden für die Sache Schleswig ⸗Holsteins aussprächen. Der Erfolg liege nicht in seiner Hand, doch würde er unwandelbar an der Sache der Herzogthümer festhalten.
Bald nach der Ueberreichung der AÄAdresse bewegte sich ein großer Zug in welchem sich der Stadtrath, die Stadtverordneten, Professoren, Studenten und viele Bürger der Stadt befanden, nach dem könig— lichen Palais. Ein von einem der Anwesenden auf den König, als den Schirmherrn deutschen Rechts und deutscher Ehre, ausgebrachtes Hoch wurde von der ganzen Versammlung wiederholt. Der König dankte vom Balkon aus und sagte zu den Deputationen der Stadt und der Studentenschaft: Er freue sich sehr über die volle Ueberein— stimmung zwischen ihm und seinem Volke. Es handle sich um ein schweres Unternehmen, man müsse auf Gott vertrauen. Das Aner— bieten der Studentenschaft, auf seinen Ruf unter die Fahnen eilen zu wollen, werde er vielleicht später annehmen.
Aus Frankfurt a. Vz., 10. Januar, geht der »N. Hannov. Ztg. vom 11. d. der Wortlaut der Depesche des Lords John
Russell vom 31. Dezember 1863 an Sir A. Malet, britischen Ge-
sandten beim deutschen Bunde, zu; er ist folgender:
Foreign Office, 31. Dezember 1863. . Mein Herr! Die Ereignisse, welche eingetreten sind seit dem Tode des vorigen Königs von Dänemark, haben die Regierung Ihrer Majestät mit ernster Besorgniß erfüllt.
Zuerst hatten die Dinge einen günstigen Anschein. Der Nachfolger Friedrichs II. wurde allgemein anerkannt, ebensowohl in Holstein, Lauen— burg und Schleswig, als in dem Königreich Dänemark. Einige der Richter und Professoren in Holstein verweigerten allerdings den Huldigungseid, aber Ruhe und Gehorsam behielten im Allgemeinen die Oberhand. Dieser
inneren Zustimmung folgte die Anerkennung von Seiten Frankreichs, Groß ⸗
britanniens, Rußlands und Schwedens.
In Deutschland aber war ein sehr verschiedener Geist vorherrschend. Einige der Souveraine und Staaten, welche dem Vertrag von London bei— getreten sind, zeigten sich als die Ersten, welche die Ansprüche des Prinzen von Augustenburg auf die Erbfolge in den Herzogthümern Holstein und Schleswig unterstützten.
Die zwei deutschen Großmächte Oesterreich und Preußen gingen auf gemäßigtere Weise vor. Die Rechtsansprüche Christian's IX. auf die Regie— rungsnachfolge in die Lande Friedrichs VII. gemäß den Vorausbestimmun— gen des Londoner Traktats wiesen sie nicht geradezu von der Hand, aber sie machen die Anerkennung seines Rechtstitels davon abhängig, daß der König die Verpflichtungen erfülle, welche sein Vorgänger in den Jahren 1851 — 57 übernommen hatte.
Ihrer Majestät Regierung konnte keiner von den ebengedachten An— sichten beipflichten. Sie konnte keine Ansprüche des Prinzen von Augusten—
burg zulassen, die im Widerspruch ständen mit den von Ihrer Majestät in
Lond Tre 852 einae indlichkei P z Folge des Londoner Traktats von 1852 eingegangenen Verbindlichkeiten. des Abgeordnetenhauses erfolgte die Mittheilung eines Schrelbens
Sie ist der Ansicht; daß der König von Dänemark verbunden ist, die Ver. des Finanzministers, durch welches ein außerordentlicher Kredit ĩ 1
pflichtungen von 1851 zu erfüllen, aber sie hält nicht dafür, daß das Recht auf die Krone irgendwie abhängig sei von der Erfüllung dieser Verpflich= tungen. Indem daher Ihrer Majestät Regierung bereitwilligst die Erbfolge Christians 1X. anerkannte, drang sie im Verein mit Frankreich und Ruß— land auf die Ausführung aller Verbindlichkeiten seiner Krone gegenüber Deutschland.
Sie konnte die Geneigtheit des Königs, diesen Verpflichtungen, so weit
thunlich, nachzukommen, nicht in Zweifel setzen. Er ist von Geburt ein deutscher Prinz, und seine natürliche Neigung, seine deutschen Unterthanen mit gleicher Huld zu behandeln, wie seine dänischen, konnte nicht in Frage gestellt werden Welchen Grund zu Klagen auch immer die Parteilichkeit der dänischen Beamten des verstorbenen Königs gegeben haben möge, so glaubt man doch, daß diese Ursachen aller Wahrscheinlichkeit nach in Folge der gleichmäßigen Behandlung und des unpartelischen Verfahrens des neuen Souverains beseitigt werden würden.
Unglücklicherweise erhoben sich zwei Hindernisse gegen eine Vereinba— rung, wie sie die Freunde des Friedens gewünscht haben möchten. Das eine war die Constitution von Dänemark Schleswig, angenommen im ver— flossenen November von dem Reichsrathe zu Kopenhagen, das andere die Haltung Deutschlands.
Die neue Constituti ön Dänemarks erscheint Ihrer Majestät Regierung auf eine Incorporation Schleswigs hinauszulaufen und als solche mit den Verpflichtungen der Krone Dänemark im Widerspruch zu stehen.
In der That, die Vertheidigung der dänischen Minister ist in diesem Punkte sehr unbefriedigend. Aber die von Herrn Hall hinsichtlich des ande- ten Punktes vorgebrachten Gründe, nämlich die gegenwärtige Haltung Deutsch lands sind sehr gewichtig.
Seine Gründe können ungefähr wie folgt dargelegt werden. Däne mark hat das Königliche Patent vom vergangenen März für Holstein zurück genommen. Es hat friedlich sich der Bundesexecution unterworfen, obgleich es sie nicht im Bundesrecht begründet erachtet. Nun verlangt man von ihm die Zurücknahme der kürzlich eingeführten Verfassung fuͤr Dänemark und Schleswig. Aber welche Sicherheit bietet man ihm, daß dies das letzte ihm abverlangte Zugeständniß sein wird? Schon werden eine neue Ver— — für 6 und eine gemeinsame für die Monarchie als Gründe vorgeschützt, aus welchen künftig neue Ansprüche und weitere Forderungen herzuleiten sind.
Wann endlich wird Dänemark Ruhe hoffen können vor diesen unauf⸗ hörlichen Anforderungen? Wenn seine Unabhängigkeit bewahrt bleiben soll,
so wäre es besser, daß es jetzt Widerstand leistete, aber nuhͤzlose Zugeständnisse sich schwächen ließe.
Obgleich nach dem Erachten Ihrer Majestät Regierung Herr Hall einen falschen Standpunkt einnimmt, so findet sie doch in den im Allgemeinen entwickelten Gründen viele Wahrheit. Dänemark hat ein Recht, dle Gren. zen der Ansprüche Deutschlands zu erfahren und in die Möglichkeit verseht zu werden, diesen langen und ermüdenden Streit seinem Ende entgegen. zuführen.
Mag nun Dänemark während 11 Jahren seinen Verbindlichkeiten sich entzogen haben, mag Deutschland diese Zeit hindurch Dänemark mit unbe— Wündeten und unausführbaren Anforderüngen gequält haben, so ist es jeht Zeit, daß diesem Streite ein Ziel gesetzt werde.
Die Mächte, welche den Londoner Traktat unterzeichnet haben, sind es, nebst dem deutschen Bunde, welche am Ersten dazu berufen sind, die k— und Bedingungen eines endgültigen Uebereinkommens fest . zustellen
Ihrer Majestät Regierung verlangt daher im Interesse des Friedens:
1) daß eine Konferenz der Mächte, welche das Londoner Protokoll unter. zeichnet haben, im Verein mit einem Abgeordneten des deutschen Bundes in Paris oder London tagen möge zur Verhandlung der Streitigkeiten zwischen Deutschland und Dänemark
2) daß, bis diese Konferenz ihre Arbeiten beendigt habe, der Status quo aufrecht erhalten bleiben solle.
Das glaubt Ihrer Majestät Regierung sich berechtigt um des Friedens von Europa willen zu verlangen. Sie hat kein anderes Interesse in Be— ziehung auf Dänemark, als das, welches einer der alten und unabhängigen Monarchieen Europa's gebührt. Aber sie hat ein Interesse daran, daß Europa der Friede erhalten werde.
Sie ersucht daher auf das Dringendste die Souveraine und ihre Kabi— nette, in Betracht zu ziehen, wie schwierig es sein würde, die Streitigkeiten zu schlichten, wenn sie einmal dem blutigen Schiedsgericht des Krieges an— heimgefallen wären. Wer kann es vorausbestimmen, welche Ausdehnung ein solcher Krieg nehmen, welche Gelüste er wecken mag, welche Gegen den von seiner Verwüstung heimgesucht werden würden?
Es ist an sich von verhältnißmäßig geringer Bedeutung, ob ein Prinz aus dem Hause Glücksburg oder ein Prinz aus dem Haufe Augustenburg in Holstein oder in Schleswig regiere. Unter jedem der beiden Fuͤrsten kön. nen die Freiheiten und Privilegien seinen Unkterthanen gleichmäßig gesichert sein. Aber von großer Bedeutung ist es, daß die Treue den Verträgen be— wahrt werde, daß man Recht und Besitz achte, und daß die Kriegsflammen sich nicht über Europa verbreiten aus Anlaß von Fragen, welche ein ruhiges und zeitiges Walten der Gerechtigkeit und Vernunft einer friedlichen Lösung
als daß es durch stete /
entgegenführen dürfte.
Sie sind ermächtigt, eine Copie dieser Depesche dem Präͤsidenten der Bundesversammlung zuzustellen. Ich bin zc. (gez. Russell.
— 11. Januar. In einer heute stattgehabten Extrasitzung des Bundestages stellten Oesterreich und Preußen erneuet den dringlichen Antrag, Dänemark aufzufordern, das Novembergrundgesetz zurückzunehmen, widrigenfalls die sofortige Occupation Schleswig? statthaben werde. Die Abstimmung über diesen Antrag wird nächsten Donnerstag erfolgen.
Oesterreich. Wien, 11. Januar. In der heutigen Sitzung
von 14 Millionen zum Militairbudget von 1861 gefordert wird. Von diesen 14 Millionen sind 4 Millionen zu Kriegsprästationen und zu Kriegsschädenvergütigungen aus dem Jahre 1859 bestimmt, während die weiteren 10 Millionen auf Veranlassung der Bundes— execution in Holstein beansprucht werden. Abgeordneter Mühlfeld und Genossen richten in Bezug auf die schleswig holsteinische An⸗ gelegenheit an den Minister des Auswärtigen eine Interpellation folgenden Inhalts:
1) Ist die von den Regierungen Oesterreichs und Preußens bis— her beobachtete Politik nur Ergebniß des von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten gegebenen Rathes, oder theilt ö die Verantwortlichkeit für diese Politik?
2) Ist die Regierung gewillt, im Falle durch den Bund ihren Ansichten entgegenstehende Beschlüsse gefaßt werden, diese aus⸗
selbst dann, wenn Preußen dies verweigern sollte?
zuführen, selbst auf die Gefahr
Oder 3) Werde in solchem Falle die Ausführung,
eines deutschen Bür- und wie weit gehe das Ein—
der Auflösung des deutschen Bundes und gerkrieges hin, verweigert werden, verständniß mit Preußen?
Niederlande. Amsterd am, 10. Januar. Der heftige Frost/ welcher, man kann sagen binnen wenigen Stunden, die Ge⸗ wässer im ganzen Lande unfahrbar gemacht hatte, bewirkte die Stockung alles Verkehrs. Namentlich ist die Communication über den Moerdyk tagelang unpraktikabel. Das Bedürfniß der Ueber⸗ brückung der Maas tritt dadurch recht lebhaft wieder zu Tage. In den nördlichen Provinzen, wo die Communication nur mittelst Trek⸗ schuiten vermittelt wird, steht aller Verkehr still. (Köln. Ztg.)
Frankreich. Paris, 10. Januar. Droit und »Tribunaux⸗ bringen Einzelheiten über den That— bestand des Attentats. Danach wäre Mazzini der Organisator und Leiter. Im September oder Oktober hätte er die vier Männer nach
Die Gerichts -Zeitungen
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Lugano kommen lassen und dort mit vier Dolchen, vier Revolvern und acht Bomben ausgerüstet, wovon vier aus London bezogen und vier in Genua angefertigt worden wären. Greco als eiter der Ausführung empfig, bevor er mit seinen Genossen nach Paris ab— ging, von Mazzini 4000 Fr. und die Anweisung, wenn er mehr bedürfe, sich an ihn nach London zu wenden. Die Adresse, von Mazzini's eigener Hand geschrieben, ist bei Greco gefunden worden, desgleichen eine ebenfalls von Mazzini selbst geschriebene Instruction, ein Chiffre⸗Schlüssel, zwei Photographien Mazzini's und ein Brief Imperatori's an Mazzini mit der Bitte, ihn an dem Attentat Theil Zhmen zu lassen. Am 25. Dezember waren alle vier nach Paris ge⸗ kommen und hatten Alles vorbereitet, um das Attentat auf den Kaiser in den ersten Tagen der vergangenen Woche zur Ausführung zu bringen. Aber das Geld war ihnen ausgegangen; die 4000 Frs. hatten sie zum großen Theil verpraßt. Greco schrieb an Mazzini nach London um neues Geld, aber noch ehe die Antwort kam, trat die Polizei ein und verhaftete die Verschworenen. Dieser Tage ist nun wirklich ein mit 500 Fres. beschwerter Brief von Mazzini an Greco hier angelangt. Imperatori und Trabucco sind Garibaldianer und tragen die Marsala⸗Medaille. Letzterer ist unter einem anderen Namen bereits in Frankreich wegen Gaunerei und in England wegen Diebstahls bestraft. Saglio ist erst 22 Jahre alt und sehr zerknirscht. Greco dagegen hat in frechster Weise Alles gestanden; der Kaiser sollte, sobald die Bomben geworfen waren, mit den Revolvern und vergifteten Dolchen überfallen werden.
Durch kaiserliches Dekret vom gestrigen Tage ist in Raney, wo von 1572 bis zur Revolution eine Universität bestand, wieder
eine juristische Fakultät mit sieben Lehrstühlen (drei für den Code
Napoleon und je einen für Römisches, Handels- und Verwaltungs—
Wohnungen entlassen.
Recht, so wie für Civil und Kriminal-Prozeß) errichtet worden. Der dem Dekret heute im »Moniteur« vorangedruckte Bericht des Unterrichts⸗Ministers führt unter anderen Gründen auch den an, daß, wie ehedem die lothringische Universität, Nanch nun auch wie— der stark von Ausländern, namentlich aus den Rheinlanden, besucht werden würde, um dort außer der Wissenschaft auch die reinere Aus— sprache des Französischen zu erlernen. Uebrigens wird der Staat von der neuen Fakultät keine Kosten haben; die Stadt Nancy will für Alles sorgen und hat bereits mit einem Aufwande von einer Million Fres. das Universitäts-Gebäude aufgeführt.
Der »Moniteur« vervollständigt heute die gestern von der »France« gebrachten Mittheilungen aus Madagaskar. Die Krönung der Königin hatte im Oktober stattgefunden. Wenige Tage zuvor war eine Expedition nach dem westlichen Theile von Emerina ab⸗— gegangen, wo ein Aufstand ausgebrochen war. An mehreren Punk⸗ ten des Landes weigert sich das malagassische Volk, die Königin an— zuerkennen, weil es glaubt, daß Radama noch lebe. Dieses Geheim⸗ niß ist übrigens noch nicht aufgeklärt. Zwei Gesandte der Königin sollten nach Europa gehen, um mit England und Frankreich zu un— terhandeln.
Aus Madrid, 9. Januar, wird telegraphirt:
Spanien. »In der heutigen Senatssitzung erklärte Narvaez, er habe Gibral⸗ tar stets als zu Spanien gehörig betrachtet und bedauere, daß die spanische Regierung nicht schon seit langer Zeit Vorstellungen in Be—
zug darauf gemacht habe. Man erwartet auf Anlaß der Verfas⸗— sungsfrage einige Modificationen im Ministerium. Die Blätter melden, daß Vertreter der auswärtigen Inhaber von Schuldscheinen der tilgbaren Schuld in Madrid angekommen sind.«
Italien. Die Turiner Regierung hat die auf Ankauf der Eisenbahn von Bologna nach Ancona und auf Abtretung der nach Nizza und Spezzia führenden ligurischen Linie an die Gesellschaft der römischen Eisenbahnen bezüglichen Kontrakte unterzeichnet. Die Gesellschaft der römischen Eisenbahnen hat sich mit der Gesellschaft der toscanischen verschmolzen.
Rußland und Polen. Aus Warschau, 9. Dezember, wird der »Osts.-Ztg.« berichtet: Vorgestern ist schon wieder ein Con— tributions⸗Gesetz veröffentlicht, welches sämmtliche Grundbesitzer des platten Landes mit Ausnahme der Kolonisten (welche nur Erbpäch— ter sind) trifft. Diese einmalige Geld⸗Contribution wird in den Gu⸗ bernien Warschqu, Radom, Lublin und Plock nach dem Maßstabe der einfachen Abgabe des Hof, Rauchfang⸗ und Scharwerksbetrages erhoben, und zwar a) von denjenigen Grundbesitzern (Okupniki) und theilweisen (kleinen) Grundbesitzern, welche weder Bauern noch Vor⸗ werksdienstleute haben, der einfache Satz; b) der vier und einhalb— fache Satz diefer Abgaben von allem Grundbesitz weltlichen und geistlichen Standes. Ausgenommen sind die Regierungs- (Landes⸗) Domainen, und die seit 1831 verschenkten, unter Regierungs-Verwal⸗ tung stehenden Güter, und die Städte. Die Einzahlung muß zwischen dem 10. und 25. Februar erfolgen; nach diesem Termin wird die Contribution durch Execution unter militairischem Convoi beigetrie⸗ ben, und zwar mit einem Strafzuschlage von 25 pCt. Der einfache Betrag der Rauchfangs- und Scharwerks-Abgabe (die in einigen Gouvernements verschieden ist) wird, wenn ich recht unterrichtet bin, auf 15 bis 3 SR. per Rauchfang angenommen werden können. — Nach Berichten aus dem Hauptquartier des Militair⸗Chefs der
Warschau - Petersburger Eisenbahn in Czyzew stellten sich kürzlich freiwillig an 100 Personen, welche nach ihrer Angabe zur Theilnahme am Ausstande dazu gezwungen gewesen waren, leisteten von Neuem den Eid der Treue und wurden darauf mit Attesten nach ihren Die »Hänge⸗Gendarmen n sollen fast in allen Gegenden noch immer entsetliche Gräuel verüben, Woyts, Schützen, Bauern und Kolonisten fortschleppen ꝛc. — Der Minister, Staats Secretair des Königreichs, von Lentzki, ist wegen Kränklichkeit auf ein ferneres Jahr ins Ausland beurlaubt, und Geheimerath Pla⸗ tonow, hier lange Zeit Chef des diplomatischen Büreaus 2c. des Statthalters, vertritt denselben als sein Gehülfe.
Von der polnischen Grenze, 9. Januar, wird der »Pos. Ztg.“ gemeldet: Seit dem Weihnachtsfeste ist in Polen eine auf— fallende Ruhe eingetreten. Wahrscheinlich liegt es in dem Opera⸗ rationsplan der Aufständischen, jetzt bei der strengen Kälte, die ihnen keinen langen Aufenthalt im Freien gestattet, alle größeren Unter⸗ nehmungen zu unterlassen. Selbst im Koniner Kreise, in dem sich noch im Dezember mehrere Insurgenten ⸗Abtheilungen zeigten, deren eine ein unbedeutendes Gefecht bei Brodowo, unweit Kolo, mit dem russischen Militair hatte, herrscht jetzt die größte Stille und die russischen Streifkolonnen, die auf den Insurgentenfang von Konin, Kolo und Slupee, so wie von anderen Städten die Besatzung haben, ausgezogen waren, sind unverrichteter Sache wieder in ihre Garnisonen zurück- gekehrt, da die kleinen Insurgentenbanden spurlos verschwunden zu sein scheinen. Trotz dieser scheinbaren Ruhe hat doch die strenge Wachsamkeit der russischen Militairbehörden nicht im geringsten nach— gelassen. Im Gegentheil ist jetzt von ihnen der strenge Befehl er— lassen worden, daß jeder russische Unterthan, der eines oder mehrerer Insurgenten, die sich als Marodeure einzeln oder höchstens zu zweien oder dreien plündernd und erpressend herumtreiben, ansichtig wird, davon sofort dem nächsten russischen Militair Anzeige machen muß. Unterläßt er dies ganz oder reicht er seine Anzeige zu spät ein, so daß diese einzeln vagabondirenden Subjekte nicht mehr gefaßt wer— den können, so verfällt er in eine Geldstrafe, und im Wiederholungs⸗ falle wird er von den Russen arretirt, da man alsdann ein Einver⸗
verständniß mit jenen voraussetzt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Januar. Der Herzog von Dalekarlien, der Bruder unseres Königs, hat sich mit der Prinzessin Theresia, Tochter des verstorbenen Herzogs Ed. Wilh. Ehr. von Sachsen⸗ Altenburg und der ebenfalls verstorbenen Prinzessin Amalie von Hohenzollern⸗ Sigmaringen, verlobt. Die Prinzessin Theresia ist am 21. Dezember 1836 geboren.
Dänemark. Kopenhagen, 8. Januar. Bei dem In⸗ genieur⸗Kommando sind bei der aktiven Armee, nach einem heutigen Armeebefeehl, noch ferner 3 Majore, 6 Capitaine, wovon 2 als Com⸗ pagnie⸗Commandeure, 4 Premier ⸗Lieutenants, wovon 3 als Kom⸗ pagnie⸗Commandeure und 3 Seconde⸗Lieutenants angestellt worden. Zum Ingenieur⸗Kommando gehören 5 Ingenieur⸗Compagnien, wo⸗ von 1 bis weiter zum Dienst in der Festung Friedericia, und zum mobilen Park und zu einem Reservepark auf Alsen abgegeben wird.
— 9. Januar. Vom Ministerium des Auswärtigen ist ein Patent über einen mit Belgien unterm 11. August v. J. abgeschlosse⸗ nen Handels- und Schifffahrts⸗Traktat emanirt, worüber die Rati⸗ ficationen am 29. September v. J. ausgewechselt sind. Im Allge⸗ meinen sollen dänische und belgische Schiffe in beiden Staaten wie die inländischen behandelt werden. Es wird von Seiten Belgiens auf Dänemark der Tarif angewandt, der aus dem mit Frankreich in 1861 abgeschlossenen Traktat hervorgeht, und zwar unter densel ben Bedingungen, unter welchen er auf England im Jahre 1862 ausgedehnt worden ist. Auch werden auf Dänemark die Zollherab⸗ setzungen ausgedehnt, die durch die zwischen Belgien einer- und der Schweiz, Italien, den Niederlanden, Frankreich und Schweden⸗Nor⸗ wegen andererseits abgeschlossenen Traktate in Kraft getreten sind. Das Monopol der belgischen Schiffe für den Salztransport wird dänischen Schiffen gegenüber wegfällig.
Amerika. New⸗Hork, 26. Dezember. Auf einem am 23. d. M. zu Philadelphia stattgehabten Meeting des »konservativen National⸗Ausschusses der Union, ward General Melellan als Prä⸗ sidentschafts⸗Kandidat aufgestellt. .
Am 24. d. M. belegten die hiesigen Behörden den Dampfer »Cromwell« aus New ⸗Orleans, welcher Munition an Bord hatte, die man für die Konföderirten bestimmt glaubte, mit Beschlag. Mehrere verdächtig scheinende Passagiere wurden verhaftet. Allen an Bord von Schiffen, die zwischen amerikanischen Häfen fahren, befindlichen Passagieren werden vor der Abfahrt die Waffen abge⸗ nommen, dem Capitain und Kassenführer zur Verwahrung über⸗ geben und erst bei der Ankunft am Reiseziele wieder zurückerstattet. Diese Maßregel bezweckt, Meutereien gleich der an Bord des »Chesa⸗ peake⸗ vorgekommenen vorzubeugen. Der hiesige Profoß hat die englische Barke »Circassia« mit Beschlag belegen und viele an Bord befindliche Personen beiderlei Geschlechts verhaften lassen.
— 28. Dezember. Nach Berichten aus New-Orleans sind 7000 Mann Konfoͤderirte unter den Generalen Walker und Polignae den