1864 / 63 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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heblichen Wunden bewußtlos vom Pferde und mußte, nachdem stär⸗ kere feindliche Abtheilungen zur Unterstützung heranrückten, in Hän⸗

den des Feindes belassen werden. Nach den bei der weiteren Vor⸗=

rückung und hier in Veile eingeholten Erkundigungen ist derselbe glücklicher Weise nicht todt, sondern verwundet. . Nachdem ich die mittlerweile herangerückten Infanterie Brigaden Nostitz und Gondrecourt, welchen die Corpsgeschützreseve folgte, aus⸗ giebig rasten gelassen hatte, setzte sich um 12 Uhr Mittags, da keine Uussicht auf das Eintreffen der Seitenkolonne war, die Vorrückung um so mehr fort, als die Verschiebung des Angriffs auf den nächsten Tag voraussichtlich einen verstärkten feindlichen Angriff erwarten ließ und die Truppen in diesem Falle hätten bivouakiren müssen, und hierdurch jedenfalls mehr als durch eine weitere Vorrückung und ein hiemit verbundenes Gefecht gelitten haben würden. . Durch einige Kanonenschüsse vertrieben, räumte die gegenüber stehende zahlreiche Kavallerie das vorliegende Plateau, und meine Kavallerie durchzog das beinahe eine Meile lange, gegen Veile sich hinziehende Defile, welches an mehreren Stellen verhaut und zur nachdrücklichsten Infanterievertheidigung geeignet war, fast unbehelligt, bis sie im Walde unmittelbar vor genanntem Orte auf stärkere feind⸗ liche Infanterie⸗Abtheilungen stieß . . Ich ließ dieselben durch die Brigade General-Major von Nostitzf mit dem Regimente Großherzog von Hessen Infanterie Nr. 14 an der Tate, angreifen und nach Veile zurückwerfen, welches, obwohl barricadirt und von Geschützen auf dem nördlichen, dominirenden Ufer der tief eingeschnittenen Veile⸗ Au bestrichen, von, der gengnnten Brigade sofort mit Sturm unter klingendem Spiele genommen wurde.

aus sehr starke und noch durch Verhaue fa dt unzugänglich gemachte Aufstellung nördlich der Veile⸗Au zurück und hielt dieselbe unter Kommando des General-Lieutenants Hegermann-Lindenkrong, unter welchem der Oberst Müller als Brigadier befehligte, mit drei In- fanterie⸗Regimentern (., T. 11), zwei Kavallerie⸗Regimentern, zwei Rohr⸗ und einer Raketen⸗Batterie besetzt,. wN

Ich zog nunmehr auch die zwei Spfündigen Corpsgeschützreserve ins Feuer, ließ die Brigade Gondreconrt nach Veile nachrücken und ertheilte der Brigade Nostitz, nachdem eine weiter ausgreifende Um⸗ gehung nicht thunlich war, den Befehl, zum Angriff der jenseitigen Höhen vorzugehen, zu welchem Behufe ich das gte Feldiägerbataillon gegen die rechte Flanke des Feindes als den entscheidenden taktischen Punkt dirigirte, ich welcher Richtung ich auch das 18te Feldjäger Bataillon, dessen Führung der General Major Graf Gondrecourt persönlich übernahm, vorgehen ließ. .

Durch diese musterhaft und mit der höchsten Bravour ausge— führte Bewegung wurden die vom Feinde besetzten Höhen erstiegen und den gegen die Front mit gleicher Entschlossenheit vorgehenden Infanterie Regimentern der Brigade General Major v. Nostitz ihre schwierige Aufgabe erleichtert.

Die einbrechende Dunkelheit und die außergewöhnliche Ermü— dung der mir unterstehenden Truppen machte eine energische Ver⸗ folgung des Feindes, welcher sich gegen Horsens zurückzog und die— sen Rückzug durch ein noch längere Zeit anhaltendes, wenn auch wenig wirksames Artilleriefeuer zu decken suchte, unmöglich.

Das Gefecht hatte von 25 bis 65 Uhr Abends gedauert und kostete den Dänen namhafte Verluste, worunter, soviel bis jetzt be⸗ kannt, circa 200 Gefangene.

Unsererseits ist die Zahl der Todten noch nicht genau ermittelt; jene der in den etablirten Spitälern aufgenommenen, fast durchaus schwer Verwundeten beträgt 60, darunter außer den beiden schon früher genannten Offizieren, vom Infanterie⸗Regimente Großherzog von Hessen Nr. 14 den Oberlieutenant Schädelbauer, durch mehrere Kolbenschläge schwer verwundet; Lieutenant Pachner leicht; vom In⸗ fanterie⸗Regimente König der Belgier Nr. 27 Oberlieutenant Raht— lew, welcher schon bei Deversee durch einen Schuß, dessen Gewalt durch das Portemonnaie abgeschwächt wurde, blessirt und vor weni⸗ gen Tagen wieder eingerückt war, heute jedoch einen tödtlichen Schuß durch den Orden der eisernen Krone in die Brust erhielt und dem— selben bereits erlegen ist, dann von demselben Regimente Ober— lieutenant Ivanovich leicht.

Die heutige Nummer der »Wiener Zeitung« veröffentlicht »ein Allerhöchstes Befehlschreiben, durch welches der Kaiser »in An— erkennung besonderer Tapferkeit und hervorragender Leistungen in den Gefechten bei Ober⸗Selk und am Königsberg am 3., bei der Be⸗ schießung der feindlichen Batterieen bei Stadt Schleswig am 4. und 5., dann im Gefechte bei Oepersee am 6. Februar 18646, eine Reihe von Ordensauszeichnungen an die Betheiligten verleiht. Danach erhielt der General⸗Major Herzog Wilhelm von Württem⸗ berg die Kriegsdecoration des Commandeur⸗Kreuzes vom Leopold⸗Orden. Ferner wurden verliehen fünf Kriegsdecoratio⸗ nen des Ritterkreuzes vom Leopold⸗Orden. Die Kriegsdecoration des Ordens der eisernen Krone dritter Klasse erhalten siebzehn Offi⸗ ziere. Außerdem wird in größerer Zahl das Militair⸗Verdienstkreuz mit der Kriegsdecoration verliehen. Mehrere Aerzte erhielten gleichfalls Orden und Auszeichnungen.

Der Gegner zog sich nunmehr ganz in die erwähnte, von Natur

Großbritannien und Irland. Lon don, 11. März. Bei der Taufe des Sohnes des Prinzen von Wales fungirten als Geistliche der Erzbischof von Canterbury, der Bischof von Lon— don, der Bischof von Oxford, der Dekan von Westminster, der Dekan von Windsor und mehrere andere kirchliche Würdenträger. Auf die von dem Erzbischof an die Taufpathen gerichtete Anfrage, wie das Kind getauft werden solle, gab die Königin (welche in Wittwen— tracht gekleidet und mit den Insignien des Hosenband Ordens ge— schmückt war), die Antwort: »Albert Victor Christian Edward, und der Erzbischof taufte das Kind auf diese Namen. Nach Beendi— gung der Ceremonie begab sich die Gesellschaft aus der Kapelle in den Speisesaal des Palastes, woselbst ihnen ein Festmahl zuberei⸗ tet war. Im Verlauf desselben brachte der Lord Ober-Hofmeister Toaste auf »Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albert Viktor von Wales«, »Se. Majestät den König der Belgier«, »Se. Majestät den König von Dänemark«, »die Königin «, »den Prinzen und die Prin— zessin von Wales« aus. Am Abend gaben der Prinz und die Prinzessin von Wales ein Bankett in Marlboroughhouse. Die Königin wohnte demselben nicht bei, da sie sich schon um 5 Uhr wieder nach Windsor zurückbegeben hatte; doch waren anwesend der

König der Belgier, der Prinz Alfred, die Prinzessinnen Helena und

Luise, Prinz Johann von Glücksburg und andere Fürstliche Häupter; der belgische und der dänische Gesandte, Earl Granville, Earl Russell, Lord Palmerston u. A. Nach dem Bankett hielt das prinzliche Paar einen Abendempfang ab, wozu sich das diplomatische Corps fast voll⸗— zählig einfand.

Im Unterhause kam gestern eine rechte Schiffsladung Petitionen ein, alle bezüglich heimischer Beschwerden und Interessen. Wir erinnern uns, nebenbei bemerkt, noch keiner Petition um aktive Unterstützung Dänemarks im Parlamentsbericht begegnet zu sein, während Petitionen zuͤ Gunsten Polens, Ungarns, Italiens u. s. w. in gewissen Perioden keine Seltenheit sind. Mr. Griffith zeigte auf Montag die Absicht an, den Premier zu fragen, ob, in Anbetracht, daß die Regierung und das Land den gegenwärtigen feindlichen Einfall in Dänemark für ungerechtfertigt er— klärt haben, die Regierung befugt wäre, durch einen Geheimeraths—

Befehl die Wirksamkeit der Foreign Enlistment Act zu suspendiren,

so daß die Dänen sich in Stand gesetzt sähen, die etwaigen in England für sie gebauten Kriegsschiffe ausgeliefert zu bekommen? Mr. Ker fragt, ob die Kanalflotte nach England zurückgekehrt sei, und ob man sie dazu gebrauchen werde, um die österreichische Flotte von der Fahrt nach der Ostsee abzuhalten? Lord C. Paget (Secretair der Admiralität): Die Kanalflotte ist zurückgekehrt, aber ich kann dem ehrenwerthen Gentleman nicht sagen, welches ihre künftige Bestimmung sein wird. Im Subsidien Comité über die Flotten-Voranschläge gehen mehrere be⸗ deutende Posten, nach schwacher Opposition, unverkürzt durch. Im Comité über die Meuterei-⸗Bill, (. h. Ermächtigung, eine stehende Armee zu halten) beantragt Mr. Cox die Weglassung des 22. Paragraphen, der die Peitschenstrafe sanctionirt. In der Debatte über den Antrag kommt wieder einiger Mangel an genauerer Kenntniß des Auslandes zum Vor— schein und selbst Offiziere scheinen über die Einrichtungen kontinentaler Ar⸗ meen blutwenig zu wissen, wie z. B. Oberst Stuart, der die Peitsche für anständiger hält als den Stock, mit welchem der preußische Soldat noch immer geschlagen werde! Der Antrag wird mit der kleinen Majorität von 45 gegen 42 Stimmen verworfen. Mr. Cox beantragt darauf die Strei⸗ chung des 26. Paragraphen, der die Brandmarkung der Soldaten mit dem Buchstaben D (deserter) und B C (bad character) gestattet. Diese Motion wird mit der größeren Majorität von 80 gegen 50 Stimmen verworfen. 12. März. In der gestrigen Unterhaussitzung erklärte Mr. Layard auf eine Anfrage von Mr. Dalglish, daß die Regierung über die dänische Blokade deutscher Häfen nichts weiter erfahren habe, als was die »Gazette« enthält. Im Falle ihr frische Anzeigen zukommen sollten, werde die Regierung sich beeilen, die Betheiligten davon in Kennt— niß zu setzen. Mr. S. Fitzgerald bemerkte, daß die in den beiden Parlamentshäusern vom Lord Premier und vom Staats— Secretair des Auswärtigen über den letzten englischen Konferenzvorschlag ge— machten Mittheilungen nicht mit einander übereinstimmen. Er wünscht da— her nochmals an den Lord Premier die Frage zu richten, welches die Grund— lagen des Konferenzvorschlages eigentlich seien, und wie sich die anderen Mächte dazu verhielten? Lord Palmerston: Es wundert mich nicht, daß in einer so verwickelten Angelegenheit die Antwort auf Fragen, die vielleicht inmitten der Unterhandlung mit verschieden denkenden Mächten lieber unterbleiben sollten, oft falsch verstan— den wird. Was ich sagte oder sagen wollte, war, daß es uns nicht gelingen wollte, die Kriegführenden zu einem Waffenstillstande als Vor⸗ bedingung einer Konferenz zu bewegen. Ihrer Majestät Regierung hielt aber den Beginn von Unterhandlungen überhaupt fuͤr so wichtig, daß sie eine Konferenz ohne Waffenstillstand in Vorschlag brachte. Dieser Vorschlag wurde Oesterreich und Preußen gemacht, welche auf denselben eingingen, auch der dänischen Regierung, von der noch keine Antwort da ist. Dann erwähnte ich, daß, wie wir Grund zu glauben hatten, Frankreich, Ruß— land und Schweden geneigt seien, die Konferenz zu beschicken; daß wir diese Mächte erst einladen wollten, wenn die Antwort Dänemarks erfolgt ist. Und da alle Mächte die Giltigkeit des Vertrages von 1852 anerkennen, so meinte ich, daß sie auf dieser Basis stehen würden. Aber eine förmliche Konferenzbasis aufzustellen, wird die Sache der Konferenz— Mitglieder sein. Was der ehrenwerthe Gentleman wahrscheinlich mit meiner Antwort verwechselt hat, das sind die verschiedenen Meinungen anderer Theile. Man weiß, daß Preußen namentlich sich mehrmals fuͤr eine Per sonal⸗Union der Herzogthümer mit Dänemark ausgesprochen hat. Aber dies ist keine Unterhandlungsbasis, noch hat die englische Regierung sich darüber bejahend oder verneinend ausgesprochen. Es ist einer der Punkte, die natürlich jeder Theil, wenn einmal die Unterhandlungen eröffnet sind, je nach seinem Stand⸗

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die Artillerie aus s Truppen wird auf etwa 32.000 Mann geschätzt. Die Generale daAutemarre und Bourbaki standen während des italienischen Feld⸗ zuges unter dem Befehle des Prinzen Napoleon in Toscana und nahmen mithin damals an den Kämpfen nicht Theil.

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punkt zu erörtern haben wird. Wir wissen, daß die dänische Regierung dagegen war, und daß andere Regierungen dafür waren. Wenn der ehrenwerthe Hentleman die Berichte genau einsehen will, wird er sich überzeugen, daß

der edle Staatssecretair in seinen Angaben mit mir ganz eins ist und daß

jwischen unseren Mittheilungen über die Sache kein Widerspruch herrscht. Mr. S. Fitzgerald glaubt im Parlamentsbericht ausdrücklich gelesen zu

haben, daß Earl Russell einen Waffenstillstand als Bedingung der Konferenz. annahme angab. Ob dies nun nicht der Fall, oder ob Earl Russell's Aeußerung falsch berichtet worden sei? Lord Palmerston: Das muß sich auf, den ursprünglichen Vorschlag bezogen haben. Mr. Fitzgerald: »Nein «) Der jetzige Vorschlag ist eine Konferenz

ohne Waffenstillstand, weil wir es für billig halten, anzunehmen,

daß, wenn erst die Vertreter der Mächte um den Tisch sitzen, sich vor Allem die Frage erheben wird, ob man sich nicht zu einer Waffenruhe einigen tznne; ünd es müßte doch hoffentlich möglich sein, Allen annehmbare Waffen sillstands⸗Bedingungen zu vereinbaren. Lord Palmerston zeigt darauf

n, daß er am Montag eine Pension für die Frau von Sir Rowland Hill, falls sie ihren Gatten überleben sollte, beantragen werde. Mr. Pope Hen essy beantragt die Nesolution, »daß es gerecht und zweckdienlich sei, die wohlthätigen Bestimmungen des englischen Armengesetzes auch n Irland einzuführen«, und entwirft, dabei ein grauenerregendes Bild! von dem Verfall der Schwesterinsel und dem Elend der dortigen unteren Klassen. Einige Mitglieder unterstützten, andere, darunter Mr. Peel, bekämpfen die Motion. Am eifrigsten befür— portet sie Mr. Bright. Es sei traurig, bemerkt er, daß Irland im selben Perbältniß zu Großbritannien stehe, wie Venetien zu Oesterreich. Habe doch der Vicekönig öffentlich gestanden, er hoffe, daß die Auswanderung so lange pörtdauern werde, bis der zurückbleibende irische Arbeiter im Stande sein werde den glänzenden Wochenlohn von 10 Sh. zu verdienen. Charakte— isstch für die Stimmung sei was ihm selbst ein angesehener protestanti⸗

scher Gutsbesitzer im Süden Irlands versichert habe; daß die Franzosen nur

in der Bantrybai zu landen brauchten, um mit offenen Armen empfangen zu werden. Sir J. Walsh, Major Knox, Lord Naas u. A. weisen Nr. Bright wegen solcher demagogischen Phrasenmacherei zurecht, und auf

Me. Maguire s Rath nimmt Mr. Hennessy seinen Antrag zurück.

In Lord Palmerston's Amtswohnung ist heute ein Kabi—

azetsrath abgehalten worden.

Bei der in Herfordshire abgehaltenen Wahl eines Parla—

ments-Mitgliedes hat mit 2272 gegen 2017 Stimmen der konser⸗ vative Kandidat Mr. Surtees den Sieg davon getragen.

Frankeich. Paris, 11. März. Das telegraphisch gemel⸗

dete Dementi des »Moniteur« in Betreff Bazaine's ist direkt

gegen die »France« gerichtet, welche gestern mit großer Sicherheit

gemeldet hatte, Bazaine werde sehr bald nach Frankreich zurückkehren, da die von ihm mit so großer Auszeichnung kommandirte Expedition als beendet betrachtet werden könne. Das amtliche Blatt sagt nun, diese Nachricht von der Abberufung des Generals sei »ohne irgend velche Begründung«.

Auf die Todesbotschaft aus München ist das Fest, das in den

uilerien dem Erzherzoge Maximilian und der Erzherzogin Char⸗—

lotte gegeben werden sollte, sofort abbestellt worden; auch in der

Dper wird der Kaiser mit seinen Gästen heute nicht erscheinen.

12. März. Herzog Ernst von Sachsen⸗-Coburg⸗Gotha ist

hier eingetroffen und, wie der »Moniteur« meldet, gestern bereits vom Kaiser empfangen worden.

Der Südbahn sind durch Kaiserliche Dekrete vom 9. März die

Konzessionen zum Bau der Eisenbahnen von Castres nach Albi und nach Mazamet (Tarn-Departement), so wie von Carcassone nach Guillan (Aude⸗Departement) ertheilt worden.

Die Truppen, welche dieses Jahr das Lager von Chalons be—

ziehen, bilden, wie die France ⸗Jmittheilt, drei Divisionen Infanterie und eine Division Kavallerie. Die Infanterie, deren Stärke sich auf 2 Linien -Regimenter und drei Jäger⸗Bataillone beläuft, wird von den Generalen d'Autemarre, Bourbaki und Dumont befehligt. Die Kavallerie besteht aus zwei Husaren- und zwei Chasseurs⸗Regimentern,

echs bis neun Batterieen. Die Gesammtzahl der

Der Kriegs-Minister hat, wie der »Moniteur de l'Armee« an⸗

igt, den gegenwärtig in Urlaub verweilenden Soldaten des letzten Dienstjahres eine Verlängerung ihres Urlaubs bis zum 1. Juli 1864 bewilligt.

Die mexikanische Regentschaft läßt, wie der »France . gemeldet

. wird, den alten Palast der Vicekönige für den Kaiser und die Kaiserin von Mexiko in Stand setzen.

Der Erzherzog Maximilian wird heute Abend 11 Uhr nach London abreisen. Italien. Aus Turin, 10. März, wird gemeldet:; »Vier

bsterreichische Fregatten sind in westlicher Richtung bei Messina und

Malta vorbeigesegelt, um dänische Schiffe zu kapern.« Griechenkand. Laut Berichten aus Triest vom 11. März, at man mit der Schleifung der Festungswerke von Korfu auf höheren Befehl innegehalten. Rußland und Rolen. St. Petersburg, 11. März,

Ueber die Aufnahme der neuen Edikte vom 19. Februar d. J. meldet

in Warschauer Telegramm vom 26. Februar, welches der »Russ.

Inv.“ mittheilt, Folgendes: Nach den eingegangenen Nachrichten nehmen die Bauern die Kaiserliche Gnade mit Entzücken und Dank⸗ barkeit auf.

Ueber die Publication der genannten Edikte schreibt der L. O. Korrespondent des »R. J. vom 23. Februar unter Anderm Fol- gendes:

Vom frühen Morgen an zeigte sich in der Stadt eine außer gewöhnliche Bewegung. Ungeachtet des feuchten trüben Tages strömte das Volk in ungeheuren Massen den Plätzen zu, auf welchen die Proklamationen verlesen werden sollten. Der Alexanderplatz war mit dichten Volksmassen besetzt, das Brausen des Gesprächs erfüllte die Luft, denn Jeder befragte den Andern über den Inhalt der er— warteten Proklamation. Rach 10 Uhr Morgens endlich erschallte der Ruf: Sie kommen, sie kommen! Es erschien denn auch endlich der Zug von der neuen Welt her. An der Spitze ritt ein Platz Adjutant; dann kamen der Polizeimeister der 4. Abtheilung, Garde⸗-Rittmeister Kosynski und das Musikcorps des Grodno schen Garde-Husaren⸗-Regts.; hinter diesen erschienen der Ober⸗Polizeimeister Baron Frederiks und der Flügeladjutant Oberst Annenkow, ihnen folgte der General-⸗Adjutant Graf Baranow, welcher der Ueberbrin⸗ ger der Kaiserlichen Gnade gewesen war; endlich schloß ein Peloton des Grodnoschen Garde-Husaren-Regiments den Zug. Als dieser Halt gemacht, gaben die Trompeter das Signal und es trat eine lautlose Stille ein. Einer der Herolde verlas die Proelamation, deren letzte Worte mit einem lauten Hurrahrufe begrüßt wurden. Hierauf trat der Zug in derselben Ordnung seinen Weg nach einem anderen Platze an.

Die Proclamation wurde auf 5 Plätzen verlesen: dem Alexan⸗ der⸗, Grzybowa und Eisernen-Thor⸗Platze, auf dem Stare Miasto und dem Sigismunds-Platze. Ueberall hatten sich ähnliche Volks⸗ massen wie auf dem Alexanderplatze versammelt. Auf dem Wege warfen der Ober-Polizeimeister und der Platz⸗Adjutant Exemplare der Proclamation unter das Volk, und die Polizei⸗Offiziere vertheil⸗ ten dieselben auf den Plätzen selbst.

Man erzählt, daß die Bauern auf dem Lande den Boten, welche ihnen mündlich die Nachricht von ihrer Befreiung überbracht, die Hände und die Kleider geküßt haben. Am 24. gehen von War⸗ schau Couriere mit der Freudenbotschaft nach allen Enden des König-— reichs ab.

Von der polnischen Grenze, 11. März, wird der »Osts. Ztg. berichtet: Ein Haupthinderniß für die Unterdrückung des Auf⸗— standes bildet das ungeheure Heer neu creirter Nationalbeamten, die als Organe der revolutionairen Regierung im In- und Auslande fungiren und sehr gut besoldet sind. Es sind dies meist Emigranten, bankerotte Gutsbesistzer und andere finanziell ruinirte Individuen, deren Existenz unzertrennlich mit dem Aufstande verknüpft ist und die, so wie ihre Familien, zahlreiche Verwandte und Freunde, daher alles aufbieten, die erlöschende Flamme immer von Neuem wieder anzufachen. Selbst der demokratische »Glos wolny« spricht seine Entrüstung aus über den Leichtsinn, mit dem die zur energischen Fortführung der aufständischen Operationen bestimmten Nationalgelder zum luxuriösen Unterhalt eines Heeres überflüssiger Beamten, die, wie er meint, in den Reihen der In—⸗ surgenten Polen mehr nützen könnten, vergeudet werden, und erblickt in der übergroßen Zahl dieser Beamten den Hauptgrund der fortwährend unter ihnen herrschenden Parteizwistigkeiten. Als Beispiel des Beamtenüberflusses führt das genannte Blatt die gegenwärtig in Paris fungirenden National-Behörden an. Diese sind: 1) der diplomatische Hauptagent mit einer zahlreichen und kostspieligen Kanzlei; 2) der Haupt ⸗Regierungs⸗Kommissarius mit zahlreichen, gut besoldeten Gehülfen; 3) der Haupt— Militair⸗Kommissarius mit einem zahlreichen und glänzenden Stabe; 4) der diplomatische Agent für Italien mit seiner Kanzlei, der nur hin und wieder nach Jalien reist; 5) die Kommission der National- schuld mit ihrer zahlreichen Kanzlei; 6) das polnische Comité, eben⸗ falls mit einer Kanzlei; 7) der außerordentliche Inspektor, der mit zahlreichen Gehülsen die übrigen Behörden zu kontroliren hat, und viele andere. Fast eben so zahlreich sind die polnischen Nationalbe⸗ hörden in London und den übrigen Hauptstädten Europas. Der Fall des Aufstandes würde alle die unzähligen, bei den Nationalbehörden angestellten Beamten mit einem Schlage brodlos machen. Durch Verfü⸗ gung des Kurators des Wilnaer Lehrbezirks ist eine besondere Ober— behörde für die Volksschulen in den Gouvernements Wilna, Grodno, Koöwno, Minsk und Witebsk errichtet worden, die ihren Sitz in Wilna hat. Gleichzeitig ist in Wilna ein Lesebuch für die Volks- schulen herausgegeben worden, dessen Inhalt darauf berechnet ist, das russische Nationalgefühl in der Jugend zu wecken und zu ver⸗ stärken. Ein längerer Abschnitt dieses Buches ist dem polnischen Aufstande, als dessen Motiv der unversöhnliche Haß des polnischen Adels gegen die rufssische Regierung wegen Emancipation des Bauern standes angegeben ist, und namentlich der Erzählung aller von den Insurgenten gegen russische Soldaten und der russischen Regierung freu ergebene Einwohner verübten Mord⸗ und anderer Gräuelthaten gewidmet.