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Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 21. März Se,. Majestät der König wohnten gestern mit Ihrer Majestät der Königin dem Gottesdienst in der Garmisonkirche und der Einsegnung der Kadetten bei, und empfingen später Se. Königliche Hoheit den Prin zen August voͤn Württemberg, den Finanzminister von Bodelschwingh, den Ober- Ceremonienmeister Grafen Stillfried Alcantära und die aus München zurückgekehrte Deputation, den General Lieutenant von Alvensleben 1, den Major von Dassel und den Lieutenant Graf Seckendorff. Später wohnten Se. Majestät dem im Börsensaale veranstalteten Wohlthätigkeits-Concert bei und empfingen den Land- schafts⸗Direktor Freiherrn von Zedlitz⸗Neukirch. ,
Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des- Geheimen Kabi⸗ nets Raths Wirklichen Geheimen⸗Raths Illaire und des Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Raths Costenoble entgegen, empfingen im Beisein der Generale von Schack und von Alvensleben J. die Meldun⸗ gen der Generale von Wussow, von Ste inmetz, von Kleist, von Horn, v. Reitzenstein, des Herzogs von Ratibor, des Fürsten von Lichnowsky, des Obersten Graf von der Goltz und des Kaiserlich russischen Stabs—⸗ Rittmeisters Seniavine, empfingen ferner den Prinzen zu Hessen⸗Phi⸗ lippsthal, den Königlichen Gesandten, Freiherrn von Werthern, den General⸗Direktor der Museen von Olfers und den Qber⸗Hofprediger Dr. Snethlage.
— Ihre Majestät die Königin war gestern in der 12ten Sitzung des Wissenschaftlichen Vereins anwesend. Das Familien⸗ Diner fand zu Ehren des Geburtstags des Prinzen Friedrich Karl bei der Prinzessin Friedrich Karl im Schlosse statt. Die verwittwete Großherzogin von Mecklenburg-⸗Schwerin trifft zur Beglückwünschung Sr. Majestät des Königs hier ein, zur Feier Allerhöchstdessen Ge⸗ burtstages morgen ein Familien⸗Diner bei Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stattfinden wird.
— Privat-⸗Korrespondenzen aus Gravenstein theilen über das Gefecht vom 17. März vor Düppel nachträglich mit, daß außer 300 Gefangenen auch ca. 40 Verwundete in die Hände unserer Truppen fielen, denen auch die Aufgabe wurde, 60 todte Dänen zu bestatten.
Gefangene sagen aus, daß in Schanze Nr. 2 das Blockhaus bei der neulichen Beschießung so getroffen wurde, daß Offiziere und Leute verwundet wurden und das Blockhaus räumten (ea. 3000 Schritt Entfernung). Dieselbe Schanze Rr. 2 würde in der
Beschießung am 19. März übel zugerichtet; so traf unter andern
ein 18pfündiges Geschütz das Blockhaus dieser Schanze Mal auf Mal.
Nach Mittheilung von Gefangenen sind die dänischen Bataillone, welche am 8. März bei Veile kämpften, nach Alsen übergeführt, — und hier auch die dänischen Garden ausgeschifft.
— Nach einem Telegramm des Feldmarschalls von Wrangel von vorgestern Abend sind im Laufe des vorgestrigen Tages Fridericia und das verschanzte Lager rekognoszirt worden im Beisein des Kronprinzen, des Prinzen Albrecht Vater und des Fürsten von Hohenzollern. Die dänischen Vorposten wurden bis zu den Festungswerken zurück⸗ geworfen, die Plätze zu den Battericen ausgesucht. Der Feind feuerte lebhaft aus der Festung und aus Kanonenbooten. Haupt- leute von Studnit und von Bülow 3. Garde -Regiments, letzterer leicht verwundet, ein bis zwei Mann todt, 10 Mann verwundet. Der Verlust der Oesterreicher ist gering.
— Telegramm aus dem Hauptquartier Kolding vom 20. März Abends. Die Batterie in der Nacht (19. — 20.) fertig gebaut und armirt. Ein nächtlicher Ausfall des Feindes zurückgeschlagen. Hier⸗ bei 1è Offizier (Lieutenant von Schaper, 3. Garde⸗Regiments z. F.) und J Mann todt. — Von gestern Morgen um halb sechs Uhr an wurden Festung, Stadt und Lager von Fridericia beschossen. Sehr gut getroffen. Stadt an mehreren Stellen in Brand geschossen, feindliche Geschütze demontirt. Feindliche Feuer nur mäßig und ohne Erfolg. 1 Oesterreicher verwundet. Die Be⸗ schießung wird fortgesetzt. Ihre Königliche Hoheiten der Kronprinz, der Prinz Albrecht Vater) und der Fürst von Hohenzollern wohnten der Beschießung bei.
— Bei dem Oberkommando der Marine ist die Nachricht ein⸗ getroffen, daß nach dem ruhmvollen Gefecht vom 17. d. M. Seiner Majestät Schiff Arcona« mit drei Kanonenbooten am 19. d. be—⸗ reits wieder in See gewesen ist, um feindliche Schiffe aufzusuchen, sie traf indessen keins an; sämmtliche dänischen Schiffe haben die ,. Gewässer verlassen, so daß von einer Blokade nicht die
ede ist.
— Die dänische Regierung hatte laut Bekanntmachung vom 15. Februar d. J. zugesagt, die in dänischen Häfen mit Embargo belegten Schiffe derjenigen Staaten, welche ein Gleiches hinsichts der dänischen Schiffe thun würden, bis zum 1. April d. J wieder frei zu geben. Mit Rücksicht hierauf sind nunmehr die erforderlichen Anordnungen getroffen, um sowohl die in dänischen Häfen mit Embargo belegten preußischen Schiffe, als auch die in preußischen Häfen mit Embargo belegten dänischen Schiffe freizugeben.
— Der Contre Admiral Jachmann telegraphirt aus Swine.
münde unter dem 20. d. Mts.:
»Englische Bark ⸗Renown«, Capitain Anderson, kommt so eben ein und meldet: Zwischen Moen und Rügen vom Linienschiff Skiold⸗, Contre⸗ Admiral von Dockum, angehalten, erhielt an Bord , n an sämmtliche Konsuln in Stettin, behufs Anzeige der Blokade.
An Bord des »Skiold. 20 Todte, die ganze Kajüte des Ca. pitains war zertrümmert durch 2 Granaten, welche in die Bug. pforten eingegangen waren.
Stettin, 19. März. Ueber das Seegefecht bei Rügen wird der »Osts. Ztg. ein Gefechtsplan mitgetheilt, aus welchem sie Fol. gendes wiedergiebt: Als beide Geschwader einander in Sicht kamen, formirten die 6 dänischen Dampfer auf der Höhe von Jasmund eine geschlossene Linie, in der Mitte das Admiralsschiff (Fregatte) und das Linienschiff. Hinter dieser Linie sah man ferner zwei Dampfer, von welchen der Rumpf unter dem Horizont verschwand. Die preußische Aufstellung war wie folgt: »Arcona« auf der Höhe des Prorer Wieks, ⸗»Nymphe« etwas näher dem Lande und die 6 Kanonenboote im Prorer Wiek. Nachdem der Angriff von preußischer Seite begonnen war, gingen die beiden mittleren Schiffe der dänischen Linie, das Admiralitätsschif (Fregatte) und das Linienschiff, schnell vor, zwischen die Arcona. und »Nymphe« hinein, um beide Schiffe zu trennen. Dies Ma— növer gelang auch, so daß die »Arcona- wenden und zurückgehen mußte. Die »Nymphe wendete gleichfalls, war aber gezwungen, den Rückzug der Kanonenboote allein zu decken. Die Kanonen— boote gaben nur einen Schuß ab und wendeten, da bei der zu he— deutenden Uebermacht an ein längeres Gefecht nicht zu denken war. Die »Nymphe« war dabei in der Prorer Wiek ziemlich nahe unter Land gekommen und die Fregatte und das Linienschiff versuchten sie einzuschließen und konzentrirten beide ihr Feuer auf sie. Etwa 70h Schüsse sind auf das kleine Schiff abgegeben (vom Linienschiff drei glatte Lagen), darunter 64 Treffer. Die »Nymphen war dabei sehr in Gefahr, da gleich zu Anfang des Gefechtes der Schornstein zer— schossen und die Schnelligkeit des Schiffes dadurch sehr vermindert wurde. Die Dänen sind oft getroffen, einmal brannte es auf dem Linienschiff; die Leute der »Nymphe« feuerten ruhig und sicher mie bei einer Schießübung. Die »Arcona« hat 2 Schuß erhalten, der erste tödtete? Mann und verwundete 7, darunter Lieutenant Bergtt. Fünf der dänischen Schiffe verfolgten die Nymphen und »Arcona— bis etwa eine 15 Meilen vor Swinemünde, das sechste dänishhe Schiff blieb, wie man in Swinemünde glaubt, Schadens wegen zurück. Hiermit stimmt auch die Nachricht der - Stralsunder Zeitung. aus Sagard, daß dem einen dänischen Schiff das Bugspriet abge— schossen und daß in Folge davon alle Masten desselben gekappt wer— den mußten.
Holstein. Heiligenhafen, 17. März. Die auf Feh matn zu Gefangenen gemachten 108 Dänen und 4 Offiziere sind heute unter preußischer Escorte bis Lütjenburg transportirt. Die von den Dänen zerstörte Fähre zwischen dem Festlande und Fehmarn ist her, gestellt, so daß jetzt eine regelmäßige Postverbindung mit der Insel wieder stattfinden kann. (Lüb. Ztg).
Schleswig. Aus Flensburg wird vom 18. d. gemeldet. Das Feuer auf die Düppler Schanzen hat wieder begonnen; man hört eine sehr starke Kanonade.
Frankfurt a. M., 19. März. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 17. März lautet: Der König= lich bayerische Gesandte erstattete offizielle Anzeige von dem Ableben des Königs Maximilian II. und von der Thronbesteigung des Königs Ludwig II. von Bayern, worauf die Bundesversammlung ihr inniges Beileid bezeugte und zugleich ihre Segenswünsche für des regierenden Königs Majestät ausdrückte. Auch veranlaßte die Nach⸗ richt von dem erfolgten Ableben des Großherzogl. mecklenburgischen Gesandten, Freiherrn von Bülow, Präsidium zu einem von der Versammlung getheilten, die Thätigkeit und die Charakter- Eigen schaften des Verblichenen ehrend anerkennenden Nachrufe,
Die geschäftlichen Verhandlungen bestanden in Erklärungen ein⸗ zelner Regierungen über schwebende Angelegenheiten, in einem durch die im Jahre 1863 stattgehabte Musterung aller Bundeskontingente veranlaßten Beschlusse und in der Dotirung zweier Bundesfestungen für ihre Verwaltung und Unterhaltung im laufenden Jahre. (Fr. V)
Württemberg. Stuttgart, den 19. März. Das heutige Bülletin lautet: Bei Seiner Majestät dem König verlief der gestrigt Tag erträglich, dagegen war die Nacht wieder schlaflos, unruhig und fühlt sich Höchstderselbe diesen Morgen sehr angegriffen.
(St. A. f. W)
Großbritannien und Irland. London, 18. Mär Gestern als am Todestage der Herzogin von Kent, begab sich die Königin und ihre Familie in das Mausoleum bei Frogmore, wo die Statue J. K. H. (in Guß, und in kurzem durch eine Marmor— säule zu ersetzen, enthüllt ward.
In der gestrigen Unterhaus - Sitzung wünschte Lord Robert Mon; tagu vom Premier zu erfahren, ob eine Wahrscheinlichkeit vorhanden siij daß die vorgeschlagene Konferenz wirklich zu Stande kommen werde / ferner wann
perwickelt ist, die lich keine
pollen, und Mr. Stanfeld's Benehmen für unvorsichtig. verde man das Thema nun nicht weiter verfolgen.
Gerichtshofe werther
das Haus der Gemeinen sich beruhigen.
eey's Antrag genehmigen.
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and auf welcher Basis die Unterhandlungen beginnen würden!? Lord Pal merst on erwiedert: Ihrer Majestät Regierung hat, wie wohl 1 Desterreich und Preußen vermocht, in eine Konferenz zu willigen, und wir warten noch auf eine amtliche Antwort Dänemarts auf dieselbe Frage. Wir haben jedoch guten Grund zu glauben, daß Dänemark in die Kon.
rrenz willigen werde, obwohl wir noch keine amtliche Mittheilung in diesem
Sinn erhalten haben. Was die von dem edlen Lord gegenüber erwähnte Fasis — uti possidetis — anbelangt, so bezieht sie sich eher auf einen Waffen
illstand als eine Konferenz. Was wir vorgeschlagen haben, ist Folgendes — da
6 sich unmöglich gezeigt hat, die betreffenden Theile zu einem Waffenstill.
and unter Bedingungen zu vermögen, die Aussicht auf beiderseitige An-
nahme gehabt hätten, so haben wir eine Konferenz ohne Waffenstillstand vorgeschlagen im Vertrauen, daß, wenn erst die Konferenz beisammen ist, ein Waffenstillstand die erste Frage sein werde, mit der sie sich zu beschäftigen
aben wird. Welches die Basis sein wird, bleibt natülich ein Gegenstand für die nachherige Erwägung; aber wie ich dem Hause zu verstehen geben
möchte, stehen die Dinge jetzt so, daß wir Grund zu hoffen haben, daß wir die dänische Regierung dahin bringen werden, in die Konferenz zu willigen.
Lord J. Manners bemerkt, es sei im schwedischen Parlament gesagt worden,
daß die dem englischen Parlament bisher vorgelegten Papiere den Stand der Dinge in Bezug auf das Auftreten Schwedens nicht vollständig darlegen. Er frage daher, ob nicht neue Schriftstücke, die auf Schwedens Vorschläge vom Februar ein Licht werfen könnten, werden vorgelegt werden! die Vertheilung der Aktenstücke baldmöglichst nach der Vertagung über Ddstern staͤttfinden werde. — Das Haus soll, laut Tagesordnung, ins Sub⸗
Mr. Layard verspricht, daß
sidien⸗ Comits gehen, da erhebt sich der konservative Sir H. Stracey
und stellt folgenden Resolutions . Antrag: »Daß die von dem französischen Staatsprokurator im Verlauf des Greco⸗Prozesses gemachte Angabe, wodurch
ein Mitglied dieses Hauses und der Regierung Ihrer Majestät in das Kom— plott zur Ermordung unseres Alliirten, des Kaisers der Franzosen, ernstliche Erwägung dieses Hauses verdient.«“ Der Baronet versichert, daß er gegen Mr. Stansfeld persön⸗ feindseligen Gefühle hege. Aber die Antecedentien des ehrenwerthen Gentleman, der anno 1857 und 1858 in einiger Beziehung zu
den Plänen Tibaldi's und Orsini's gestanden habe, gäben ihm kein Recht, der Behauptung des französischen Staats-Prokurators im Tone gekränkter Unschuld entgegenzutreten. Und das Verhalten der englischen Regierung ̃in dieser Sache zeichne sich auch nicht durch englische Gradheit aus, sondern verde nur die Mißachtung erhöhen, in der England jetzt im Auslande stehe. Stansfeld wiederholt darauf seine früheren Erklärungen, hinzufügend, daß er heute zum ersten Male von seinen Beziehungen zu den Tibaldi⸗ und Drsini⸗Attentaten höre.
Er sei niemals Kassirer des Tibaldifonds ge— wefen, und ein solcher Fonds sei gar nicht gesammelt worden. Er gebe zu, daß er die Erlaubniß gegeben habe, seinen Ramen auf Banknoten zu setzen, die, wie er geglaubt, zur Aufrichtung
esnes freien und einigen Italien, aber nicht zur Unterstützung von Meuchel ·
mördern, gebraucht werden sollten; aber auf Freundesrath habe er seinen Namen von jenen Noten wieder streichen lassen. Eben so räume er ein, daß er, gleich anderen englischen Freunden Signor Mazzini's, dem letzteren gestattet habe, sich seine Briefe unter dem Namen M. Fuori an seine (Stan- seld's) Privatwohnung adressiren zu lassen. Allein Signor Mazzini habe
dafür gesorgt, daß keine Briefe der Art mehr ihm ins Haus kämen. Lord
H. Vane halt diese Erklärung für weniger befriedigend, als sie hätte sein Hoffentlich jedoch Lord H. Lennoz
sagt, daß in Frankreich eine lebhafte Aufregung wegen dieser Dinge herrsche;
nur die starke Hand des Kaisers verhindere Aufwallungen und Kundgebun
gen, welche das freundliche Verhältniß der beiden Länder gefährden würden.
Mr. P. Taylor gesteht, daß auch er seine Adresse dem Signor Mazzini zur Verfugung gestellt habe, und er bedauert, daß das Haus der Gemeinen sich von einer reactionairen Partei zum Träger machen lasse. e gierung Erklärungen schuldig sei, und fragt Lord Palmerston ob er solche Erlläruüngen gegeben habe oder zu geben beabsichtige. ist der Ansicht, seien, und sagt, Ihrer Majestät Regierung habe über den, Vorfall gar keine Mittheilung an 'die französische Regierung gerichtet, weil es ihrer Würde
ihrer elenden Verleumdungen Sir J. Pakington denkt, daß man der französischen Re⸗ Lord Palmerston daß Mr. Stans feld's Erklärungen vollkommen befriedigend
unangemessen gewesen wäre, von dem, was in einem französischen vorgegangen ist, Notiz zu nehmen. Nachdem sein ehren⸗ (Stansfeld) alle Kenntniß der revolutiongiren
Flüchtlinge in Abrede gestellt habe, dürfe Mr. Disraeli erklärt sich sehr lebhaft gegen diese Aeußerungen des Premiers; von dem Minister eines großen Landes sei es unwürdig, sich gegen eine befreundete Macht in solcher Welse zu benehmen. Das Haus möge feine Ehre wahren und Sir H. Stra Rr. Bright erklärt, das Benehmen der Opposition
Freund
Pläne italienischer
sel einer großen Partei unwürdig. Selbst wenn er zu den hungrigsten Stellen-
Jägern der Opposition gehörte, würde er sich schämen, den Ruf und die Zukunft
des jüngsten Mitgliedes der Verwaltung anzugreifen, Lord R. Eecil denkt, das Haus müsse über die sträfliche Unklugheit Mr. Stansfeld 's seinen Tadel aussprechen. Ber Schatzkanzler erwartet daß das Haus dem Ehrenwort eines unbescholtenen Parlamentsmitgliedes Vertrauen schenken werde. Noch einige andere Mitglieder sprechen, worauf der Antrag mit der geringen Majorität von 10 Stimmen — mit 171 gegen 161 — verworfen wird. Lord Palmerston ersucht das Mitglied fur Liskeard (Mr. Osborne) seine auf heute angemeldete Besprechung der dänisch / deutschen Angelegenheit
bis nach Ostern zu verschieben. Es wäre ungelegen / ja dem Staatsinteresse nachthei
lig, wenn die Erörterung jetzt stattfände, wo das Haus mit dem Stande der Un⸗ terhandlungen nur unvollkommen bekannt sei. Mr. B. Osborne: Das Haus wird, denke ich, kaum der Meinung sein, daß der edle Lord genügende Gründe fuͤr die Verschiebung angeführt hat. Wenn ich den edlen Lord recht
verstehe, so gründet er sein Ersuchen auf den Umstand, daß Konferenzen auf
Ueber diesen Punkt denke ich nun Ich halte diese Konferenzen mehr be-
dem Punkte seien, eröffnet zu werden. anders als manche ehrenwerthe Mitglieder. ohne Waffenstillstand für ein parlamentarisches Manöver,
stinmmt, zur Unterhaltung der Leute an der Themse als zum Vortheil für die Leufe an der Eider. Da ich diese Ansicht habe; da ich ganz und gar nicht der Politik beistimme, welche der edle Lord gegen die unglücklichen Einwohner des Herzogthums Schleswig-⸗Holstein verfolgt; da ich glaube, daß dies Volk durch einen von dem edlen Lord an der Spitze geschaffenen unrechtlichen und ungerechten Vertrag geopfert worden ist, — werde ich bei dieser Gelegenheit nicht nachgeben, außer wenn andere ehrenwerthe Gentlemen mich dazu veranlassen. Wenn der edle Lord sagen könnte, daß er mit Hülfe der Geheimthuerei, die er vorschlägt, im Stande sein werde, einen dauernden Frieden zu stiften, dann könnte ich mit gutem Gewissen nachgeben. Lord Palm erston: Unser Wunsch ist es natürlich, einen dauernden Frieden zu stiften, aber ich kann unmöglich voraussagen, welches Ergebniß die beabsichtigten Unterhand⸗ lungen haben werden. Mr. Kin glake: Will der edle Lord die Basis der Konferenz angeben? Lord Palm erston: Ich habe schon gesagt, daß wir noch keine amtliche Rückäußerung von der daͤnischen Regierung haben.
ist mir daher auch unmöglich, zu sagen, welche Basis angenommen werden wird. Mr. Disrgeli glaubt, daß es am Ende kaum thunlich sein werde, in der letzten Nacht vor der Vertagung über Ostern die dänische Angelegen⸗ heit nach Gebühr zu erörtern. Mr. Osborne erklärt sich darauf bereit, seine Motion bis nach Ostern zu verschieben.
. 19. März. Nach den einstweilen getroffenen Bestimmungen wird Ihre Maiestt die Königin und ihre Familie bis gegen den 21. April in Windsor bleiben, um sich dann zu einem dreiwöchent⸗ lichen Aufenthalt auf die Insel Wight zu begeben, nach dessen Ablauf sie wieder auf einen kurzen Zeitraum ihr Schloß in Windsor be— suchen und darauf in die Hochlande nach Balmoral übersiedeln wird.
Dem Unterstützungsfonds für die Nothleidenden in Sheffield welcher durch allseitige Beiträge schon auf die bedeutende Höhe von 19000 Pfd. St. gestiegen ist) hat die Königin die Summe von 200 Pfd. St. zugewandt. Das begleitende Schreiben, welches in ihrem Auftrage abgefaßt und an Hrn. Roebuck als ein Mitglied des Unterstützungscomité s gerichtet ist, drückt zugleich die innige Theilnahme und das Mitgefühl Ihrer Majestät mit den Unglück⸗ lichen aus.
— In der gestrigen Oberhaus-Sitzung ersuchte Earl Russell den Earl von Ellenborough, die auf diesen Abend angemeldete Erörterung der dänischen Angelegenheit zu verschieben. Politische Rücksichten — sagt er — lassen es wünschenswerth erscheinen, daß in diesem Augenblick keine Diskussion darüber stattfinde. Erstens habe ich jetzt einen weiteren Theil der diplomatischen Korrespondenz über die Frage vorzulegen. Zweitens hat juüngst ein Schriftenwechsel in Bezug auf die vorgeschlagene Konferenz und Waffenruhe stattgefunden, und ich habe gute Gründe, zu hoffen, daß die dänische Regierung auf den Konferenzvorschlag und in diesem Falle auch auf den Waffenstillstand auf der bewußten Grundlage eingehen wird. Aber da die Sache noch nicht ganz unzweifelhaft entschieden ist, so könnte eine Erörte— rung von den Betheiligten falsch aufgefaßt werden und den Erfolg der Un— terhandlungen gefährden, ist also nichts weniger als wünschenswerth. Der Earl von Ellenborough: Ich kann unter diesen Umständen die Verant- wortlichkeit einer Diskussionsanregung nicht auf mich nehmen. Zugleich kann ich aber nicht die Meinung des edlen Lords theilen, daß eine Dis- kussion nachtheilig wirken würde. Ich fürchte im Gegentheil, daß sie künf⸗ tig zu spät kommen dürfte, um vortheilhaft zu wirken. Der Earl von Defart äußert sich mit einigem Unmuth über die stereotype Ausrede mit den »niemals endenden, stets beginnenden« Unterhandlungen. In demselben Sinne äußert sich Lord Stratford de Redeliffe, der das Zustandekom⸗ men einer Konferenz, für die sich allem Anschein nach eine Unterhandlungs - basis sehr schwer finden lasse, für äußerst problematisch hält. — Nach einem Gespräch über die föderalistischen Soldatenwerbungen in Irland, die zu einer gerichtlichen Verfolgung mehrerer Individuen geführt haben, vertagt sich das Haus bis Dienstag, den 5. April.
Im Unterhause fragte gestern Mr. Bernal Osborne den edlen Lord an der Spitze, ob Ihrer Majestät Regierung Grund habe zu glauben, daß die Stände der Herzogthümer von Holstein und Schleswig die durch den Londoner Vertrag von 1852 beabsichtigte Erbfolge genehmigen werden? Lord Palmerston erwiedert, die Regierung habe keine gewisse Kenntniß davon, daß die Stände versammelt werden sollten. Er wisse, daß der Zusammentritt der Stände in einem Theile Deutschlands gewünscht werde. (Mr. Osborne: »In ganz Deutschland!«) Aber wenn auch eine legale sie einzuberufen befugte Bebörde vorhanden wäre, so gestehe er, nicht zu wissen, was sie zu thun hätten wenn sie beisammen wären. Mr. Os born e: Ist der edle Lord etwa der Meinung, daß jene Herzogthümer kein Recht auf eine Ständeversammlung haben? Lord Palmerston: Ich verstehe die Frage nicht recht. Die Herzogthümer haben Stände, die von einer kompetenten Landesobrigkeit einberufen werden können. Ich glaube jedoch, es herrscht ein Zweifel, ob irgend eine kompetente Landesobrigkeit gegenwär⸗ tig vorhanden ist. Mr. B. Osborne: In Folge des Vertrages von 1852. Lord Palmerston: Der Vertrag von 18657 hat mit der Sache nichts zu schaffen. Holstein und Schleswig sind jetzt von fremden Mächten besetzt. Die Autorstät des Landesherrn der Herzogthümer ist durch jene fremden Mächte suspendirt und es fehlt jetzt, an einer Behörde, welche die Ermächtigung hätte, die Stände einzuberufen. Sir Harry Verney bemerkt, da in Bezug auf Schleswig und Holstein kein Schritt geschehen sollte, ohne die Meinung des Volkes in gesetzlicher und verfassungsmäßiger Weise zu befragen, so wünsche er zu wissen, ob die Einwohner der Herzogthümer nicht durch eine verfassungsmäßige Meinungs- aͤußerung ihre Stände selber gesetzlich einberufen könnten? Lord Palm erston erwiedert, daß dies eine politische srag sei, auf die er nicht eingehen könne. Sir H. Verney fragt, ob der edle Lord nicht wisse, daß die Herzogthümer laut der Verfassung Dänemarks auf demselben constitutionellen Fuße stehen, wie die daͤnischen Stände! Und da man dem Rigsroad die neue Verfassung zur Genehmigung vorgelegt ob es nicht kompetent sei, dieselbe Genehmigung von den Ständen von Schleswig und Holstein zu verlangen? Lord Palm er st on