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Auf die schwachen Seiten der dänischen Sache wolle er nicht näher ein . gehen; denn die Dänen seien ein tapferes Volk, gegen das man mehr Sün . den begangen habe, als es selbst beging. Aber die Zugeständnisse, zu denen man Dänemark vermögen mußte, hätten denn doch gezeigt, daß man mit Recht zweifein dürfte, ob die Deutschen nicht auch eini— gen guten Grund zum Kriege gehabt hätten. Einerseits en die dänischen Versprechungen von 1851 unerfüllt geblieben, andererseits habe auch Deutschland seine Versprechungen mehr oder weniger gebrochen: 1) Das Versprechen, die Theorie des Schleswig Holsteinismus fallen zu lassen; 2) habe der Bund seine Executionsrechte nur gegen Holstein geltend gemacht, was eine Unbilligkeit sei, denn er sollte nicht einseitig gegen Hol— stein geltend machen, was er nicht wagen würde gegen Preußen einzuschrei⸗ ten; 3) habe der Bund gegen sein ausdrückliches Versprechen sich eine Kom⸗ petenz in Schleswig angemaßt. In der Konferenz werde die Regierung sich bemühen, zugleich die lokalen Rechte der Herzogthümer zu wahren und die Integritaͤt Dänemarks aufrecht zu halten. Ihm folgt Earl Grey, der die Regierung in noch stärkeren Ausdrücken als der Antragsteller angreift, sich zugleich über das barbarische Bombardement von Sonderburg ver breitend, und u. A. die Behauptung aufstellend, daß der deutsche Bundestag — die einzige kompetente Behörde in Deutschland — sich nie gegen die Souverainetätsrechte des Königs Christian über das Herzogthum Holstein ausgesprochen habe. — Earl Ru ssell: Man klagt uns an, nicht daß wir den Krieg nicht verhindert; sondern daß wir nicht an ihm Theil genommen haben. Als ich im Jahre 1862 einen Ausgleich in Vorschlag brachte, wurde mir vorgerückt, daß ich eine Frage aufrühre, die man ohne Gefahr ein halbes oder ganzes Jahrhundert schlummern lassen könnte. Ich war anderer Ansicht: denn mir schienen die Vereinba—
rungen von 1851 — 1852 höchst bedenklich und fast widerspruchsvoll:
Es war Dänemark sehr schwer, diese im Augenblicke der Noth eingegange— nen Verbindlichkeiten zu erfüllen, und Deutschland klammerte sich in un— billiger Weise an jeden einzelnen Punkt der dänischen Pflichtversäumniß.
Kurz, keiner von beiden Theilen hatte vollkommen Recht. Aber der neue
König würde, wenn Deutschland mit Mäßigung für gewisse Rechte und Privilegien der Herzogthümer aufgetreten wäre, allen seinen Unterthanen gerecht geworden sein. In dem Wunsch, vor allem den Ausbruch eines
Krieges zu verhindern, riethen wir beiden Theilen zu gütlicher Ausgleichung,ů
und wir mußten Dänemark die Zurücknahme der November Verfassung an⸗ rathen, denn auch Lord Wodehouse, der ohne Vorurtheile für Deutsch— land nach Kopenhagen ging, gelangte zu derselben Ansicht. Nach—
dem alle friedlichen Mittel erschöpft waren, konnten wir un.
möglich allein uns zu Vertheidigern der Freiheiten Europa's auf—
werfen. Kein, großer Staatsmann hat England je eine solche
Politik vorgezeichnet. Wir fragten Rußland und Frankreich, ob sie im
Verein mit uns Dänemark materielle Hülfe leisten wollten. (Earl Grey:
Dies geschah in sehr vager Weise Earl Russell: Es geschah so klar und deutlich, als dies möglich war. Man wird aus dem Blaubuche er— sehen, daß sowohl Frankreich wie Rußland ausweichende und zuletzt deutlich ablehnende Antworten ertheilten. Wenn nun Frankreich, Rußland und Schweden, welche gleich uns die Integrität Dänemarks nicht zu garantiren, aber zu respektiren und den König Christian anzuerkennen gelobt hatten, sich so verhielten, war es Englands Pflicht, allein gegen Deutschland das
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Schwert zu ziehen? Während wir uns in diesen Krieg gestürzt hätten,
würde der Aufstand in Venetien und Ungarn entbrannt sein, ware unter
englischen Auspizien die Revolution auf dem Kontinent ausgebrochen, und
so hätten wir im Namen des Friedens einen Feuerbrand in das
Herz Europa's geschleudert und einen Weltkrieg entzündet. Nicht zu über—
Frankreich sich mehr das Interesse der Nationalitäten und des Volkes von Schleswig und Holstein angelegen sein ließ. Ich mache Frankreich keinen Vorwurf daraus; aber es war ein neues Element der Gefahr und während
entgegengesetzte Seite schlagen können. Vergessen wir nicht die vielsachen Interessen, die wir auf allen Punkten des Erdbodens zu schützen haben, und daß aus einem Kriege mit Deutschland andere unserem Handel und unserer Schifffahrt gefährliche Kämpfe hätten erwachsen können. Vergessen wir auch nicht, daß die Zinsen unserer Staatsschuld seit dem Jahre 1761 von 4600000 Pfd. Sterl. auf 26200, 000 Pfd. Sterl. gestiegen sind. Ich kann daher mich mit dem Antrage meines edlen Freundes nicht einverssan— den erklären, und muß dafür hervorheben, daß mir seit dem Januar mit unsern diplomatischen Bemühungen große Fortschritte gemacht haben. Der Vertrag von 1720 zwar ist ein Schriftstück, dessen Gültigkeit von sehr gelehrten Fachmaͤnnern bestritten wird, während es nicht unseres Amtes ist, sie zu ver- theidigen. Aber was den Vertrag von 1852 betrifft, so ist es unser Stre— ben, ihn aufrechtzuhalten und die europäischen Mächte zu seiner Anerken— nung zu zwingen. Ich vertraue darauf, daß die Konferenz dies Ergebniß haben wird. Mein edler Freund sprach auch von der Fahrt der österreichi· schen Flotte nach der Ostsee, aber die österreichische Regierung hat versprochen, ihre Flotte nicht in die Ostsee, sondern, wozu sie vollkommen berechtigt ist, zum Schutze der ausgedehnten deutschen Schifffahrt in die Nordsee zu senden. England hat sich freie Hand zum Handeln vorbehalten, und während ich die Macht Englands in ihrer vollen Größe kenne, wünschen wir uns doch nicht ohne Nothwendigkeit in einen Krieg zu stürzen, und ich für mein Theil denke, daß unsere wahre Politik eine Politik des Friedens ist. Lord Derby wiederholt zum Theile die kritisirenden Bemerkungen des Antragstellers, räumt aber auch ein, daß die Regierung mit großen, wenn auch zum Theil selbst ge—⸗ schaffenen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Aus Sparsamkeits · Rücksichten und wegen der Zinsen der Staatsschuld dürfe England in eine Politik des Friedens um jeden Preis nicht verfallen. Er könne nicht umhin, zu gestehen, daß die revolutionairen Elemente Oesterreich und Preußen, vor allem Preußen, in den Krieg getrieben hätten, während er andererseits annehmen muß, daß zwei Großmächte, wie Preußen und Oesterreich, der revolutionai⸗ ren Agitation mit Erfolg Trotz bieten könnten und daß daher andere Be⸗ weggründe, Ehrgeiz, Eifersucht und das Streben nach Seem acht, Preu⸗ ßen bestimmt hatten. Von der Konferenz erwarte er eben so wenig ersprieß⸗ liches wie der Antragsteller. Lord Wodehouse erklärt aufs bestimmteste,
Vereinzeltes Lachen.)
daß er die Weisung gehabt habe, der dänischen Regierung keinen materiellen Beistand zu versprechen, und die dänische Regierung habe sich auch von Zeit zu Zeit darüber beschwert, daß England kein solches Versprechen geben wolle. Mit seinen Sympathieen stehe er auf dänischer Seite; doch müsse er bekennen, daß Dänemark alle seine Zugeständnisse zu spät gemacht habe. Das Ver= fahren der deutschen Mächte zeichne sich durch große Doppelzüngigkeit, so wie Gewaltthätigkeit aus, doch denke er, daß Dänemark bei einer vorsich— tigeren Politik eine Konferenz hätte erlangen können, ehe es Schleswig ver— lor. — Earl Granville vertheidigt ebenfalls die Regierung. Gegen den Schluß der Debatte nimmt Earl Russell noch einmal das Wort, um sich über das Bombardement von Sonderburg zu äußern. Die Thatsache selbst steht außer Zweifel, es fragt sich nur, ob das Bombardement ange⸗ zeigt worden ist. Die preußische Regierung hat erklärt, sie habe — sch denke vor einigen Wochen — angezeigt, daß Sonderburg, da es einen Bestandtheil der Befestigungen von Düppel bilde, dem Bombardement unterworfen sei. Mir erscheint diese Rechtfertigung — wenn man sie so genannt hat — vollkommen ungenügend, weil die Einwohner von Sonderburg natürlicher Weise sich nach einer allgemeinen Ankündigung schwerlich gerichtet haben, sondern nach dem Kriegsbrauche berechtigt waren, eine spezielle Ankündigung 24 Stunden vor der Beschießung zu erhalten. — Lord Campbell nimmt darauf seinen Antrag zurück und die Sitzung schließt.
Im Unterhause richtete Mi. Horsman an den Premier die Frage, ob die wenigen neuen Verbindlichkeiten, welche die Minister in der Konferenz zu übernehmen für gut finden dürften, vor ihrer Ratifizirung durch die Krone dem Parlament zur Begutachtung und Genehmigung vor
gelegt werden würden. Lord Palmerstön: Mein sehr ehrenwerther Freund
weiß wohl, daß bei einer gemischten Verfassung, wie die englische ist, jeder der Reichsstände seine besonderen Functionen hat, obgleich diese oft so in einander verflochten sind, daß es sehr schwer fällt, fie durch eine scharfe Grenzlinie von einander zu unterscheiden. Nur bei großer gegen⸗ seitiger Rücksicht vermögen sie alle harmonisch zu sam⸗ men zu wirken. Aber es giebt Angelegenheiten, bezüglich deren die Grenzlinie deutlich, scharf ünd anerkannt ist. Dies gilt von den Functionen des Unterhandelns und Vertragschließens. Diese Function gehört offenbar der mit dem Rath ihrer verantwortlichen Minister handelnden Krone, und wenn der von meinem sehr ehrenwerthen Freunde vorgesehene Fall eintreten söllte, so weiß ich nicht anders, als daß wir es. für unsere Pflicht halten würden, uns streng an den Geist und Brauch der Verfassung zu halten. — Herr Horsmann: Ich fürchte meine Frage nicht ganz deutlich gefaßt zu haben. Da die Krone ihre Prärogative mit dein Rath ihrer verantwortlichen Minister, die ihrerseits mit dem Rathe und unter der Kontrolle des Parlaments handeln, verfassungsmäßig ausübt, so frage ich, ob die Minister, ehe sie ihren Rath der Krone ertheilen, dem Parlamente eine Gelegenheit geben werden, denselben beizustimmen. — Lord Palmerston: Es ist nicht der Brauch, noch ist es den Prinzipien der Verfassung gemäß, daß die Krone in Bezug auf Verbindlichkeiten, deren Ein— gehung ihr angerathen worden ist, das Parlament befrage. Mein sehr ehren- werther Freund muß einsehen, daß nach internationalem Herkommen ein So uverain die von einem gehörig autorisirten und instruirten Bevollmäch— tigten eingegangenen Verbindlichkeiten nur dann zu ratifiziren verweigern kann, wenn der Bevollmächtigte die Verbindlichkeiten entweder ohne Weifun⸗ gen oder gegen seine Weisungen eingegangen ist. Eine Konferenz wird in London stattfinden, und es ist nicht anzunehmen, daß meine Freunde, welche Eng⸗ land vertreten sollen, ohne oder gegen ihre Weisungen handeln werden. — Hr. Horsman: Kommt es nicht vor, daß Jemand seine Weisungen
überschreitet? Lord Palmerston: Wenn ein Vevollmächtigter dies thut sehen ist dabei, daß während wir die Integrität Dänemarks im Auge hatten, z !
so thut er etwas, wozu seine Weisungen ihn nicht berechtigt haben, und folglich handelt er dann entweder ohne Weisungen oder gegen seine Weisungen. Das Haus beschäftigt sich nachher mit den Ar—
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moeevoranschlägen und einigen andern weniger bedeutenden Angelegenheiten wir nichts als Dänemark unterstützen wollten, hätte Frankreich sich auf die ö gelegen
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bis zwei Ubr Morgens.
ueenstown, 1 I. April. Das dänische Kanonenboot Fylla «m, Capitain Krieger, ist, von St. Thomas (Westindien) kommend, wegen Mangel an Kohlen hier eingelaufen. (Osts. Ztg.)
Frankreich. Paris, 12. April. Der von O Quin über das Budget pr. 1865 erstattete Kommissions⸗-Bericht füllt heute im „Moniteur« 48 Spalten. Kommission und Staatsrath haben sich über folgenden Anfatz geeinigt: Ausgabe 1,792,874, 190 Fres. und Einnahme 17935751062 Fres,, mithin Ueberschuß des ordentlichen Budgets 876,873 Fres. Ursprünglich hatte die Regierung 1,797,856, 190 Fres. gefordert, die Kommission hat aber im Ganzen 5,882,000 ge⸗ strichen, aber auch Erhöhungen um zusammen g00,000 Fres. bean⸗ tragt. Für das außerordentliche Budget sind 118,950,011 Fres. in Ausgabe und 118,852,000 in Einnahme gesetzt, was einen Ausfall von söf0 11 Fres. ergiebt. Die Regierung hatte ursprünglich nur 108,750,011 Fres. gefordert, die Kommission aber noch 10,132,060 zugeschrieben. Die Kommission hegt die Hoffnung, daß das Finanzjahr 1865 verlaufen wird, ohne daß die Decouverts steigen, und bemerkt dann weiter: »Aber unsere Hoffnungen würden bitter getäuscht werden, wenn Unbesonnenheit und Ungeduld oder die Ereignisse, welche gegen.. wärtig die politische Welt beschästigen, zu einem europäischen Kon— flikt führen sollten. Frankreich, dessen lebhafter Wunsch die Aufrecht haltung des Friedens ist, fürchtet wahrlich den Krieg nicht, und wenn zur Behauptung seiner Ehre oder seiner bedrohten Interessen ihm die Regierung neue Opfer abzuverlangen genöthigt wäre, würde sein Patriotismus sie ohne Murren leisten. Aber, Gott sei Dank, so wie die Regierung die gegenwärtige Lage auffaßt und beurtheilt, liegt keine derartige Nothwendigkeit vor uns. Das Land kann im Vertrauen auf seine Stärke und auf die hohe Weisheit des Herr— schers, dem es sein Schicksal anheimgegeben, ohne Besorgniß in die Zukunft schauen.«
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Durch Kaiserliche Entscheidung vom 5. d. ist, wie der ⸗Moni— teur« heute meldet, der Vice⸗ Admiral Graf Bouet Villaumez, an Penaud's Stelle, zum Ober⸗Befehlshaber des Evolutionsgeschwaders im Mittelmeer ernannt worden. .
Der Kardinal-⸗Erzbischof von Lyon, Msgr. Bonald, ist von Rom wieder heimgekebrt. Das päpstliche Breve wegen Einführung der römischen Liturgie in Lyon hat, wie die France sagt, die Regie. rung veranlaßt, den Art. 1 des organischen Gesetzes zur Anwendung zu bringen, wonach keine Bulle, Breve u. s. w. ohne Genehmigung der Regierung angenommen, veröffentlicht, gedruckt und zur Ausfüh— rung gebracht werden dürfe. .
Der Kardinal⸗Erzbischof von Paris, Msgr. Bonnechose, wird, wie die »France erfährt, in allernächster Zeit sich nach Rom be⸗ e,, 13. April. Lord Clarendon wird heute Abend hier er— wartet und nach der France“ morgen vom Kaiser empfangen wer— den. Dem Pays. zufolge bezweckt seine Reise die Herstellung voll— kommener Uebereinstimmung zwischen Frankreich und England in der dänischen Frage. — Garibaldiwird demnächst nach Brüssel gehen.
Spauten. Madrid. 12. April, In der heutigen Sitzung der Cortes erklärte das Ministerium als Antwort auf eine Inter— pellation, es werde den Krieg auf San Domingo bis zur. voll— ständigen Niederwerfung des Aufstandes fortsetzen. ö
Italien. Rom, 12. April. Der heilige Vater begab sich heute nach der Kirche Santa Agnese und ward von der Bevölke— rung mit großer Begeisterung empfangen. Am Abend fand eine Illumination statt. . ; Griechenland. Laut Berichten aus Athen, die am 12. April in Turin eingetroffen sind, hatte das neue griechische Ministe⸗ rium seine Entlassung eingereicht, jedoch wieder zurückgenommen. In Syra hatten blutige Händel zwischen Katholiken und Griechen Statt gefunden, die jedoch keinen politischen Charakter hatten.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 12. April. Der Minister der Staatsgüter in Petersburg hatte unter dem 4. Januar d. J. bei dem General-Gouverneur Murawiew an— gefragt, ob er es nicht für angemessen und wünschenswerth erachte, daß die im Königreich Polen in Folge des Aufstandes brodlos ge⸗ wordenen deutschen Kolonisten, deren Zahl in dem Schreiben des Ministers auf ca. 5000 angegeben war, nach dem Litthauischen Gouvernement übersiedeln würden. Der General-Gouverneur er— klärt sich in seinem jetzt erst in die Oeffentlichkeit gelangten Ant⸗ wortschreiben vom 30. Januar, völlig einverstanden mit, dem Projekt dieser Uebersiedelung, wünscht aber, daß die Ausführung
desselben bis zum Frühjahr verschoben werde, bis zu welcher
Zeit der Umfang der durch die Uebersiedelung rebellischer Einwoh— ner aus Litthauen nach den entlegeneren russischen Gouvernements disponibel gewordenen Ländereien sich genau werde feststellen lassen.
übersiedelt worden, und diese Zahl könne bis zum Frühjahr auf 1800 anwachsen. In Bezug auf die Kolonisirung Litthauens überhaupt hält der General⸗Gouverneur es für wünschenswerth, daß auf dem Lande vorzugsweise Großrussen und in den Städ— ten Deutsche, die mehr Neigung für Gewerb⸗ und Fabrik⸗ Thätigkeit haben, angesiedelt werden. Er bittet den Mini- ster, vom Statthalter des Königreichs Polen, Grafen Berg, genaue Auskunft darüber einzuziehen und ihm bis zum Früh— jahr mitzutheilen, wie viele von den zur Uebersiedelung nach
Litthauen bestimmten deutschen Kolonisten der Handwerker oder Gewerbeklasse angehören, damit er bei Zeiten die für dieselben geeign
netsten Städte und Ortschaften auswählen und die nöthigen, Anord⸗ nungen in Betreff der Uebersiedlung treffen könne. Auch hält er es zum bessern Fortkommen der in den Städten anzusiedelnden deutschen Handwerker und Fabrikarbeiter für nothwendig, daß ihnen Lände— reien und Gärten zugetheilt werden, was in den meisten litthauischen Städten leicht ausführbar sei. Schließlich erklärt der General. Gou⸗ verneur die Kolonisirung Litthauens durch eine der russischen Regie— rung treu ergebene fremde Bevölkerung für eine der wichtigsten Fragen, von deren Lösung die Pazifizirung des Landes und die Befestigung der russischen Herrschaft in demselben abhange. Nur durch diese Maßregel könne die Zahl und der Einfluß der der russi⸗ schen Regierung abgeneigten polnisch- katholischen Bevßllerung mit Erfolg geschwächt werden. (Osts. Ztg.), chweden und Norwegen,. Stockholm, 9. April. Nach »Aftonbladet« haben bis jetzt 40 schwedische Offiziere Urlaub erbeten, um in dänische Dienste zu gehen = Däuemark. Kopenhagen, 11. April. Heute Abend macht das Kriegsministerium folgende Mittheilung: Gestern Abend fand ein unbedeutenderer Zusammenstoß südlich von Horsens statt zwischen den Vorposten der 4. Dipision, und einem größeren feind⸗ lichen Rekognoszirungs⸗Kommando. Wir verloren einen Todten und vermissen 3 Mann. . Von heute Abend 8 Uhr ist ein Telegramm der »Berl. Tid.« folgenden Inhalts von Düppel datirt: Im Laufe des Tages war das Artilleriefeuer sehr heftig. Die Anzahl der Verwundeten ist un— bedeutend. In die Lazarethe wurden heute Morgen eingebracht:
die Lieutenants Berner vom 16, Stickmann vom 2. und Gradhandt vom 22. Regiment. Der Kampf dauert fort und das Feuer wird lebhaft von unserer Seite erwidert.
Das Kriegs. Ministerium hat verfügt, daß dessen Mittheilungen von der Armee in Zukunft auf telegraphischem Wege zur Kenntniß des gesammten dänischen Volkes gebracht werden sollen.
Die offiziöse »Berlingske Tidende spricht die sichere Erwartung aus, daß es den auf der bevorstehenden Londoner Konferenz vertre—⸗ tenen nichtdeutschen Mächten klar werden möge, die preußischen Ein- verleibungspläne bezüglich Holsteins und wenn möglich auch Schles⸗ wigs zu erkennen und denselben auf geeignete Weise entgegen— zutreten.
In einer von 1200 Personen besuchten Versammlung, welche vorgestern im Kopenhagener Volkstheater stattfand, wurde eine Adresse an das italienische Volk angenommen, und ist dieselbe in öffentlichen Lokalen zur allgemeinen Unterschrift ausgelegt.
Asien. Der Lloyddampfer »Vulkan« brachte am 10ten d. nach Triest die ostindisch-chinesische Ueberlandspost mit Nachrichten aus Calcutta bis zum 8. März, Singapore 7. März, Honkong (1sten März. Die Momundstämme an der Nordwestgrenze Ostindiens sind noch immer feindselig gesinnt und zum Angriff geneigt, der Emir von Kabul hat sich jedoch anheischig gemacht, den Uebergriffen der- selben zu steuern. — Major Gordon, der Befehlshaber des eng⸗ lisch⸗chinesischen Kontingents, ist wieder in aktiven Dienst getreten und wird wahrscheinlich vereint mit dem chinesischen Generalissimus Nanking angreifen.
Nachrichten aus Bombay vom 29. März melden, daß der unterseeische Telegraphendraht im persischen Meerbusen glücklich ge⸗ legt worden ist, und daß die telegraphische Verbindung mit Bombay jetzt besteht.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Wien, Donnerstag, 14. April, Morgens. Die „Wiener Zei— tung meldet in ihrem nichtamtlichen Theile die Unterzeichnung des Familienpaktes zwischen dem Kaiser und dem Erzherzog Maxzimi— lian, welcher bestimmt sei, den hierzu berufenen Vertretungskörpern Oesterreichs zur Kenntnißnahme mitgetheilt zu werden. Die »Wie⸗ ner Zeitung berichtigt ferner die Meldungen der »Kölnischen Zei⸗ tung«, der »France« und des »Memorial Diplomatiquen“, daß der Verzicht Maximilian's von der Dauer seiner Regierung in Mexiko abhängig sei.
Von der polnischen Grenze, Donnerstag, 14. April. Gestern hat die Regierung das Landschaftsgebäude in Warschau be—
. er telle setzen, die Büreau's und Kassen versie geln und drei höhere Beamte Bis zum 30. Januar seien über 1500 Familien aus Litthauen
verhaften lassen. Eine unter dem Vorsitz des Staatsraths Getze⸗ witsch eingesetzte Kommission soll die Bestände, die Rechnungen und die Geschäftsführung aus den zuletzt verflossenen Jahren revidire n.
Statistische Wirthetlungen. Eelegrarpkaüschhe Vwiett er mn RSH.
aro- LTempe- meten. ratur. . ; ö Wind. Paris. RG au- Linien. mur.
Allgemeine Himmels- ansicht.
Beobachtungszeit.
1 Stunde. Ort.
—
, , , 13 1 7. Man,, . schön, dunst. Brüssel ⸗ 3 NXCO., ; heiter. Petersburg 5 bewölkt. ö heiter. ,, bewölkt. Moskau bewölkt.
Warschau .. bedeckt. Nieolaiew. .. bedeekt.
Preus
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d O C? C —
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6. Mongs. Memel 35 ö VW., stark. trübe. Königsberg. 334. 2,4 W., stark. bewölkt. Danzig 34. 2 schwach. bed. Regen. Putbus 3 2. NW., sehr schw. trübe. Cöslin 334, s 2 NW., mässig. heiter. ; NW., mässig. trühe. NW., stark. bewölkt. NW., schwach. heit., gestern Regen 7,8. Münster.. — X sehwach. trübe, Nebel ö . W., mässig. heiter. Breslau .... 3 ö W., schwaeh. bed. Regen. Ratibor 328, . N., sehwach. bewölkt. Trier 339 . NO., schwach. heiter. ö — N., schwach. heiter.
sehw. Reg.
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