1864 / 158 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1828

Thiele zu Wolmirstedt. Die Wahl der Abgeordneten 2c. vom Stande der Landgemeinden findet am 2. August d. J. statt. (M. C.)

Holstein. Nach holsteinschen Zeitungen ist der Geburts— tag des Erbprinzen von Augustenburg (6. Juli) in fast allen holsteinschen und einer Anzahl schleswigscher Städte durch Banketts, Illumination 2c. gefeiert worden.

Schleswig. Flensburg, 7. Juli. Die »Flensb. Ztg.« bringt ein von der Ober - Civilbehörde an die Bewohner Alsens er— lassenes Publicandum, in welchem es heißt: Durch die Besitznahme Alsens ist die Autorität des Königs von Dänemark aufgehoben, die Oberleitung der gesammten Civilverwaltung ist in die Hände der schleswigschen Civilkommissaire übergegangen. Dieses wird den Be— hörden, Beamten und Einwohnern zur Nachachtung eröffnet und zugleich angezeigt, daß Hardesvogt Arnesen zu Augustenburg sei— nes Amtes enthoben, und daß der Obergerichts-Advokat Kraus vorläufig als Oberbeamte mit der Wahrnehmung der Geschäfte be— traut ist. Obergerichtsadvokat Kraus soll in Sonderburg wohnen und ist ermächtigt, Beamte, die seinen Anordnungen nicht folgen oder überhaupt der neuen Ordnung der Dinge widerstreben, vor— läufig außer Amtswirksamkeit zu setzen.

Aus dem Lauenburgischen, 2. Juli. Nach dem »Hamb. Corresp.« haben 22 Dorfschaften des Amts Lauenburg an die Herren Bundes⸗Kommissare eine Petition um möglichst baldige Besetzung der hiesigen Regierungs⸗Präsidentenstelle durch eine Deputation uͤber— geben und als Kandidaten die bereits in den Jahren 1848 und 1849 durch das Vertrauen des Landes vom Bunde zur höchsten Behörde kreirten Herren von Kielmannsegge und Hochstädt vorgeschlagen.

Lübeck, 6. Juli. Der Bruder des Königs von Dänemark, Prinz Johann von Glücksburg, sagt die »Lübecker Ztg.“, ist nicht, wie wir gestern berichteten, nach Berlin gereist, sondern hat von hier ein Billet direkt nach Paris genommen.

Hannover, 6. Juli. Der ständische Militair-Ausschuß hat seinen Bericht über das Regierungsschreiben, betreffend die Ver— wendung der 1859 bewilligten außerordentlichen Kriegskredite, in diesen Tagen vertheilen lassen. Zwei Punkte, sagt die »H. B. H., sind darin von allgemeinerem Interesse. Aus den nicht verwandten Mitteln beantragt die Regierung die Bewilli⸗ gung von 8000 Thlr. für die mit Rücksicht auf baldigen Gebrauch bereits in Ausführung gesetzte Verstärkung und Instandsetzung der besonders durch die Sturmfluthen stark beschädigten Küstenbatterieen. Der Ausschuß theilt die von den Ständen der Regierung wiederholt ausgesprochene Ansicht, daß die Kräfte unseres Landes zu einem gegen überlegene Macht wirksamen Schutze seiner Küsten unzureichend, die desfallsigen Vorkehrungen vielmehr vom deutschen Bunde zu be— schaffen sind, zwar vollständig, glaubt aber dennoch, weil diese Ausgaben bereits gemacht sind, deren nachträgliche Genehmigung nicht wohl verweigern zu können. Für den Bau einer starken Batterie bei Bremerhafen verlangt die Regierung 83,617 Thlr. Aehnliche An— forderungen hat die Regierung bereits wiederholt gestellt, ebenso oft haben die Stände sie aus dem oben erwähnten politischen Grunde abgelehnt. Wenn dessen ungeachtet die Regierung noch kurz vor der Eröffnung des gegenwärtigen Landtags mit Rücksicht auf die derzeitige Kriegsgefahr den Bau dieser Batterie in Angriff genommen und nicht nur sämmtliche Ankäufe und Kontrakte abgeschlossen hat, so kann der Ausschuß diese einseitige Verwen— dung der Mittel des Landes nur ernstlich beklagen und dieselbe in den stattgehabten Zeitverhältnissen kaum gerechtfertigt erachten. Andererseits ist es dem Ausschusse unpassend erschienen, die begon— nenen Werke unvollendet liegen zu lassen und hat er deshalb sich entschlossen, die Bewilligung der geforderten Summen zu empfehlen. Gegen jede Mehrbewilligung, sowie gegen die Uebernahme von Kosten zur Bewaffnung, Besatzung und Erhaltung der Batterie wird aus— drücklich Verwahrung eingelegt. Das Finanzministerium hat auf Ersuchen des Bundes bekannt gemacht, daß die Ausfuhr von Pulver und anderer Kriegsmunition seewärts verboten ist.

Sach sen. Jena, 1. Juli. Mit der Benennung: »Sta⸗ tistisches Büreau vereinigter Thüringischen Staaten in Jena« ist heute unter der Direction des Professors Dr. Hilde⸗ brand eine solche Stelle für das Großherzogthum Sachsen Weimar, die Herzogthümer Sachsen- Meiningen und Sachsen-Altenburg, die Fürstenthümer Reuß j. L, Schwarzburg - Rudolstadt und Schwarz— burg Sondershausen ins Leben getreten. Die betreffenden Länder haben zusammen einen Flächenraum von 181 OQuadrat-Meilen, und nach den letzten Zählungen 797,525 Einwohner. (D. Z.)

Lippe. Detmold, 3. Juli. Das allgemeine deutsche Han— delsgesetzbuch ist nun auch in unserem Lande eingeführt. Das letzte Gesetzblatt enthält die betreffende Verordnung.

Hessen. Darmstadt, 6. Juli. Die Erste Kammer hat sich nach vorläufiger Erledigung ihrer Arbeiten auf einige Wochen

Frankfurt a. M., J. Juli, Nachmitt. Der Bundestag beschloß in seiner heutigen Sitzung auf den Vortrag des holstein schen Ausschusses, die Großherzoglich oldenburgische Regierung um möglichste Beschleunigung der in Aussicht gestellten Darlegung der Successionsansprüche des Großherzogs zu ersuchen. (Telegr. d. W. B)

Württemberg. Stuttgart, 6. Juli. Uebermorgen tritt der engere, am Sonnabend der weitere ständische Ausschuß zur Be— rathung des ständischen Rechenschaftsberichts zusammen. tag selbst beginnt am 12. Juli, und wird dessen Hauptaufgabe die Feststellung der Civilliste sür die Lebensdauer des jetzigen Königs sein. Wie man hört, wird der Antrag der Regierung auf Bäö— behaltung der jetzigen Leistungen lauten, wie solche für König Wil. helm geschahen.

Der nunmehr erschienene Hauptfinanzetat für 1864 67 setzt die jährlichen Staatsausgaben für diese Periode durchschnittlich auf 17,017,569 Fl. 55 Kr. fest, um 1,‚'290, 022 Fl. 8 Kr. höher, als während der gegenwärtigen Finanzperiode, was namentlich von dem höhern Be— darf für die Staatsschuld herrührt, die ihrerseits ihren Grund in einem allmälig aufzunehmenden Anlehen von 38,250,000 Fl. für Eisenbahn- Bauten findet. Die jährlichen Staats- Einnahmen werden zu 16,850 600 Fl. berechnet, zu denen das Kammer— gut S215 600 Il. beiträgt, 3,720,900 Fl. aber auf die direkten, 4,915,900 Fl. auf die indirekten Steuern entfallen. Das Defizit von jährlich 166,969 Fl. 55 Kr. soll durch die Ersparnisse der gegenwärtigen Finanzperiode gedeckt werden, die sich auf 12,754,954 Fl. 28 Kr. berechnen. Außerdem sollen aus diesen Ueberschüssen 5,090,000 dem Eisenbahnbaufond überwiesen, 47713, 800 Fl. zu außerordentlichen Staatszwecken verwendet werden und 2,540,244 Fl. 4353 Kr. der Staatshauptkasse als Betriebsfond dienen. Unter den außerordentlichen Staats“ Ausgaben, die vorgesehen sind, dürften hauptsächlich zu erwähnen sein: S060000 Fl. zur Herstellung eines neuen Gebäudes für die öffent— liche Bibliothek mit der dann auch das bis jetzt in den unteren Näumen des Naturalienkabinets befindliche geheime Haus- und Staatsarchiv verbunden werden soll, s00,060 Fl. für eine neue Irrenanstalt in Tübingen, 330,000 Fl. für eine neue Winter-Bau— gewerkschule in Stuttgart und 300,000 Fl. für Herstellung einer neuen Trinkhalle und weiterer Bäder in Wildbad. Für Ausführung von Straßenbauten sind SS 000 Fl. vorgesehen, hierunter 240,006 Gulden für eine Brücke über den Neckar bei Heilbronn. Besoldungs— aufbesserungen sind bei den verschiedenen Departements im Gesammt— betrage von 342,591 Fl. 30 Kr.

Hesterreich. Wien, 6. Juli. Die »Abendpost meldet: Der Generalmajor Graf Gondrecourt ist am 4. d. M. aus Schleswig in Prag angelangt, erwartete am Bahnhofe den kom— mandirenden General Grafen Clam -⸗Gallas, welcher mit dem Wiener Zuge von Josephstadt ankam, und fuhr dann nach stattgefundener Begrüßung in das gräflich Clamsche Palais, wo er logirt.

é Nach Telegrammen vom 7. Juli war die Kaiserin von Kissingen eingetroffen und die »Abendpost« ermächtigt, die zweite Serie der von der Morning Post« veröffentlichten Bepeschen zwi— schen dem Grafen Rechberg und mehreren ausländischen Vertretern Oesterreichs schlechthin als vollständig erfunden zu bezeichnen.

Krakau, 3. Juli. In neuester Zeit sind in Lemberg, wie der »Pos. Ztg. berichtet wird, mehrere strenge Urtheile gegen pol— nische Unterthanen wegen Hochverraths ergangen. Anlaß zur Einleitung der betreffenden Prozesse war das von der Polizei aufgefundene Tagebuch Severin Elsanowski's, bevollmächtigten Kom— missars der National-⸗Regierung, welches über die vorjährigen Vor— gänge ein helles Licht verbreiten soll. Verurtheilt sind: Graf Tar— nowski zu 12 Jahren schwerem Gefängniß, Stadnicki, Besitzer be— deutender Güter im Sandecer Kreise, zu 7 Jahren, Drahojowski, Gutsbesitzer und Landtags- Abgeordneter, zu 6 Jahren, Ziemial⸗ kowski, Abgeordneter der Stadt Lemberg und Mitglied des Reichs⸗ tages zu 3 Jahren, Dimidowiez zu 2 Jahren; eine Anzahl anderer weniger schuldig Befundener sind mit Gefängniß unter einem Jahre bestraft. Graf Wodzicki ist wegen Mangels an Beweisen freigespro⸗

chen worden, eben so Rogawski, Benoe und Baron Joseph Baum.

Die drei Letzteren sind jedoch noch nicht in Freiheit gesetzt, weil die kriegsgerichtlichen Erkenntnisse der höheren Bestätigung bedürfen. Das Kriegsgericht wird wahrscheinlich nun hier seine Thätigkeit be⸗ ginnen, wo eine Menge Personen sich in Untersuchung und Haft befinden. Beiläufig werden auch hier jetzt auf polnischer Seite Schritte gethan, eine Ergebenheits-Adresse zu Stande zu bringen.

Venedig, 4. Juli. In Padua sind neue Studenten⸗Excesse vorgekommen, welche diesmal nicht ohne Folgen für die Excedenten abliefen. In den ersten Tagen der vorigen Woche war nämlich die Aula täglich der Schauplatz mehr oder minder tumultuarischer Scenen, welche selbst durch die väterliche Intervention des Rektor

vertagt. (Hess. Ldsztg.)

magnificus und eine warnende Aufforderung der Delegation nicht

Der Land.

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hintangehalten werden konnten. Bald waren s . 2 gungen in corpore, 6 * Studenten bei den Demonstrati en vorigen onats d

,, . verlangten bald andere e, , Forderungen, welche Anlaß zu diesen , , In . 9. nung, die erhitzten Gemüther sich abkühlen zu ehen ä. . Vorlesungen auf einige Tage, d. i. bis heut, unterbro 9 und gg IG der notorischesten Ruhestörer aus den . nee,, gestrichen und ex officio ausgewiesen. Am 2 d. Yi. saunne &. scc aber ein sehr zahlreicher Studentenhaufen vor dem g, n,, äude und fing in der bekannten Manier an zu toben und zu tumu mi gh, Die Aufforderung einer vorübergehenden ö Mann starken 6. lizei⸗Patrouille, ruhig auseinander zu gehen wurde 6 . und Lärmen erwidert und die Patrouille von dem starken Studentenhaufen umringt und gedrängt, so daß sie um 9 die Studenten vom Leibe zu halten, genöthigt, waren, om Ba⸗ jonnette Gebrauch zu machen, wobei jedoch, vielleicht. mit . einiger leichten Ritze, die ein oder der andere . im Hand— gemenge davon getragen haben mag, blos einer der , n , , Bajonnetstich erhielt. Der Getroffene erhob ein heftiges , worauf seine Kameraden sich zerstreuten. Eine große Anzah u

denten, von ihren Eltern aus Besorgniß vor weiteren tn, nach Hause berufen, haben Padua fteiwillig verlassen, und die Zahl al dortigen Universität Studirenden

1 t bedeutend der auf der ist daher bed

vermindert. 4. Juli. regeln getroffen, ö die Vorlesungen ute wieder beginnen können. J ö . k . Jill, Die Universität ist faktisch geschlossen, da ein Theil der Studenten 3 5 ausgewiesen wurde, die meisten dern aber sich freiwillig entfernten. . . Dan el, 6. Juli. Der »Köln. Ztg.“ wird ge⸗ schrieben: Es steht eine Aenderung der Verhältnisse hier kaum noch im Laufe der Woche zu erwarten. Justizminister Tesch hat näm⸗ lich heute hierher gemeldet, daß er auf dem Nücwege ig fen sei, des leidenden Zustandes seiner Gemahlin wegen aber nur sehr kurze Tagereisen machen könne und man ihn deshalb nicht . erwarten dürfe. Die Kammer bleibt gezwungen, . dahin jed ö. Tag in gleich fruchtloser Weise sich zu vereinigen, da sie in nicht beschlußfaͤhiger Anzahl eine Vertagung nicht e rtf, tann . son. dern nach dem Wortlaute des Reglements an jedem folgenden Tage zusammentreten muß. Die Theilnahme des Publikums an diesen sellsamen Sitzungen ist im Wachsen begriffen . ö überfüllt, um dem zweimaligen Namensaufrufe . stets dasselbe Resultat ergiebt, und die vor dem Parlamentsge äude wartenden Gruppen werden täglich zahlreicher und , 36 Großbritannien und Iran d. Lon don, . »Daily News« bringt die Notiz: Wir sind ermächtigt, zu er⸗ klären (mit Bezugnahme auf eine in s Publikum , An⸗ gabe), daß, falls die Regierung gegen Herrn , . der Majorität bleibt, es . beabsichtigt ist, das Parlament im Laufe dieses Jahres aufzulösen.« . . . ö ö. 3 verh n d f ngen. Oberhaus. In der gestrigen Sitzung erhob sich Lord Stratford de Redeliffe zu einer persönlichen de, e, über seine Tages zupor gemachte, von den Bla tern wie er glaubt, . ganz genau wiedergegebene Motions-⸗ Anzeige. Meins z ns ge jagt . . ö vorzugsweise die umgehenden ö von dem Wiederaufleben der soge— nnten Heiligen Allianz im Auge. J ; , im , . damit, erwähnte ich der , . digen Korrespondenz, die in einem Morgenblatte erschienen ist. lleber den Werth dieser Korrespondenz gab ich kein Urtheil ab. Es war gig m Sache zu erörtern, ob die Korrespondenz wirklich echt oder ganz erfunden sei. Eine von Preußen, einer mit Ihrer Majestät befreundeten Meg tommende Erklärung muß nothwendig meine ganze Achtung haben. Angenommen, daß die Korrespondenz eine bloße Erfindung ist, so wäre 6. mand so bereit wie ich, eine so schmähliche und unverantwort⸗ worliche Betrügerei zu verdammen, aber der Unsstand, den . bereits zur Kenntniß Ihrer Lordschaften gebracht habe, wird durch den Eha⸗ rakter der Korrespondenz nicht affizirt. Ich wiederhole, daß die genen im Auszuge und Uebersetzung erschienenen Depeschen mir vor vielen 6 auf Französisch und, so weit ich mich erinnere, in extenso von einem Gen e⸗ man von unbezweifelter Respektabilität gezeigt worden sind. Dieses Faktum ist jedoch kein Beweis der Echtheit, obwohl Viele denken, daß es den Schrift. stücken einen Anspruch mehr auf Beachtung giebt, und jedenfalls entlastet es bis zu einem hohen Grade den Herausgeber von dem Verdacht, an einem Akte vorbedachten Betruges mit schuldig zu sein. Meine Motion verschiebe ich auf Freitag, den 15ten d. M. Der Earl of Saftes. bury sagt, er entnehme aus einem Telegramm im »Globe«, daß 400 schwe⸗ dische Freiwillige, die auf dem Schlachtfelde in Alsen verwundet lagen, in diesem hülf⸗ und wehrlosen Zustande von den preußischen Soldaten mit dem Bayonnet erstochen worden seien. Ich wünsche fährt er fort von dem edlen Lord zu erfahren, ob er uns über diesen Gegenstand Auskunft geben oder durch gefällige Erkundigungen verschaffen kann. Earl Russell: Ich kann nur sagen, daß in keiner der Depeschen, welche Ihrer Majestät Regierung empfangen hat, eines solchen Vorfalles Erwähnung geschieht. Ich werde natürlich die erforderlichen Erkundigungen einziehen. ͤ Unterhaus-Sitzung. Eine Frage Lord R. Montag urs, wie es sich mit den 400 Schweden auf Alsen verhalte und ob die Schweden die Dänen in dem gegenwärtigen Kampfe unterstützten, beantwortet Layard

Die »G. ufficiale di Venezia« sagt, es seien Maß⸗ an der Universität Padua

erfahren haben wollten, und für

Im Zusammenhange mit diesem Ge

dahin, daß er sagt, er vermöge keine Auskunft darüber zu geben. Die De batte über den Antrag Disraeli's wird hiernach durch Cobden wieder aufgenommen. Bei dem Amendement Newdegate 6, bemerkt der Redner, handle es sich um die Entscheidung über Krieg und Frieden, während Dis raeli von dem Hause die Erklärung verlange, daß die Politit der Regierung den berechtigten Einfluß Englands im Rathe Europas geschmälert habe. Ob letzteres der Fall sein werde, hange von dem zukünftigen Verhalten Eng⸗ lands ab. Er wolle keineswegs behaupten, daß die Stellung Englands zu andern Ländern eine besonders befriedigende sei: doch ob dies die Bürgschaften für den Frieden vermindere, sei eine Frage, über die er mit Disrgeli nicht einerlei Meinung sei. Die in Bezug uf die vollständige Werthlosigkeit der englischen auswartigen Politik und das Scheitern der englischen Diplomatie geinachten Erfahrungen feien die beste Friedensbürgschaft. Ihm sei an dem Staatssecretair des Auswärtigen der Mangel an Scharfblick aufgefallen, der für Lord Russell schnöde Zurückweisungen und für England Demüthigungen in allen Theilen der Welt zur Folge gehabt habe. Allein es handle sich noch um etwas Anderes. Aus dieser Bebatte habe sich eine mit der aus— wärtigen Politik zusammenhangende andere Frage entsponnen, nämlich die über die dynastischen Verbindlichkeiten des auswärtigen Amtes. Was sei denn eigentlich der Vertrag von 1852, von dem man so viel Gerede mache? Ein paar Herren hätten sich um einen Tisch gesetzt und über die Geschicke von Nationen entschieden, die gar nicht um ihre Meinung befragt worden seien. Was hätte England thun sollen, als Oesterreich und Preußen in Schleswig ⸗Holstein eingefallen seien? Es hätte vermittelnd auftreten sollen. Was aber habe es in Wahrheit gethan? Statt zu vermitteln, was es doch angeblich habe thun wollen, habe es sich auf die Seite des einen streitenden Theiles gestellt. Es gebe eine Partei in England, die sich in Drohungen gefalle. So mächtig auch England bei sich zu Hause sei, besitze es doch nicht die Mittel, seine Stärke in wirksamer Weise gegen Deutschland gel tend zu machen. Es würde kindisch sein, sich das verhehlen zu wollen, und doch habe die Regierung innerhalb der letzten 6 Monate anderen Mächten vorgeschlagen, Krieg mit Deutschland anzufangen . und England sei nicht durch den Verstand seiner eigenen Regierung, sondern durch die Weisheit des Kaisers der Franzosen vor dem Kriege bewahrt worden. Verdient das wohl den Namen Politik? Er frage beide Seiten des Hauses, ob es nicht hohe Zeit sei, daß die Re— gierung die Wünsche des Hauses in dieser Beziehung kennen lerne. Nachdem Cobden in verächklichem Tone von der veralteten Theorie des europäischen Gleichgewichts, von einem Vertrage und von der Art und Weise, wie, Eng⸗ land sich zum Kämpen kleiner Staaten aufwerfe, gesprochen hat, drückt er die Hoffnung aus, daß diese Debatte eine bessere Gestaltung der auswärtigen Beziehungen Englands zur Folge haben werde. Lord R. Cecil wirft dem Staats-Secretair des Auswärtigen vor, er habe die Mittel verabsäumt, den Streit vor dem Tode des verstorbenen Königs von Dänemark zu schlichten. Die von der englischen Regierung in mehr als einem Falle geführte drohende Sprache habe den Beweis geliefert, daß die Regierung gesonnen gewesen sei, den deutschen Mächten auch ohne Bundesgenossen Widerstand zu leisten. Wenn es Rücksichten gegeben habe, die wichtig genug gewesen seien, Eng— land davon abzuhalten, sich in einen Krieg einzulassen, so hätten sie es auch von Diohungen abhalten sollen. Lord H. Vane bemerkt, er tadle die Opposition nicht gerade wegen ihres Antrages, doch habe sie unterlassen, zu sagen, welche Polltik sie denn eigentlich selbst befolgen wolle. Roebuck sagt, die Konferenz sei zusammengekommen, man habe eine große Cere· monie aufgeführt, und ein Jeder der dabei Anwesenden scheine eine Maske getragen zu haben, da sich gezeigt habe, daß allseitig der Wunsch vorhanden gewesen sei, der Sache, um die es sich in Wirk⸗ lichkeit handelte, aus dem Wege zu gehen. Er könne den Antrag verstehen, wenn derselbe bezwecke, die Minister aus dem Amte zu vertreiben. Das auswärtige Amt habe allerdings eine schwere Verschul— dung auf sich geladen; aber bei allen ihren Fehlern seien ihm die jetäzigen Minister denn doch lieber, als die Leute, welche danach strebten, ihre Nachfolger zu werden. Horsman meint, die Regierung habe Fehler be⸗ gangen, doch habe die Opposition dieselben gewissermaßen gut geheißen. Der Antrag spreche kein Prinzip und keine bestimmte Politik aus. Leider habe sich die Regierung seines Erachtens wohl schwerlich Ansprüche auf ein Ver⸗ trauensvotum erworben; doch habe die Opposition nichts gethan, um die Irrthümer der Regierung zu verhindern oder wieder gut zu machen son · dern sie blos als Stufe benutzt, um ans Ruder zu gelangen. Im Inter⸗ esse des Gemeinwohls liege es nicht, daß die gegenwärtige Regierung ver— drängt werde und Leuten Platz mache, die sich schwächer und weniger muthig gezeigt hätten. Nachdem noch S. Fitzgerald für die Resolution Disracliss gesprochen hat, wird die Debatte auf Antrag Layard's aber mals vertagt. . , ,

Frankreich. Paris, 7. Juli. Die Wittwe Orfila's, des berühmten Chemikers, ist im Alter von 71 Jahren gestorben.

Man liest im »Abend⸗Moniteur«: Der heilige Vater hat am 1. Juli die auf dem alten Felde der Prätorianer erbaute Ka⸗ serne befucht. Se. Heiligkeit hat dort über ein Corps von 3000 Mann päpstlicher Truppen eine Revue abgehalten. Die St. Peters ˖ feste sind in Rom vorübergegangen, ohne daß die Ruhe durch die geringste böswillige Demonstration gestört worden ist, ungeachtet der Gerüchte, welche gewisse Personen im Voraus darüber ver—

breitet hatten. .

Wie der »France« aus Cherbourg telegraphirt wird, hat der Unionsdampfer »Kearsage« die dortige Rhede verlassen, um in offner See zu kreuzen; dafür liegt jetzt auf der Rhede die Unions⸗Korvette »Sacramento«, die Kohlen und Proviant einnehmen und dann auch wieder in See gehen will. Die Matrosen der Alabama sind, bis auf ihre verwundeten Kameraden im Hospital, von Cherbourg nach Sngland abgereist.

i Am dh . brach in dem Dorfe Contrevoz (Ain -Departe, ment) eine furchtbare Feuersbrunst aus, welche mehr als drei ä, sämmtlicher Gebäude in Trümmer legte. Wie der »Moniteur« mel