1864 / 160 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1852

von 6. Inhabern, den Peers, dicht besetzt, die Gallerieen von Damen, der Raum vor dem Throne von privilegirten Personen eingenommen, und die Fter jdengallerie natürlich (6st lebensgefährlich vollgedrängt. Der Prinz von Wales war auf feinem Siß neben dem Herzog von Cambridge zu er. blicken, und die Prinzessin nahm einen Plaß in der linken Gallerie ein. Nach Beseitlgung einiger Roulinegeschäfte erhob sich Earl Ru sselll und er. klärte, auf die frühere Interpellation des Earls von Shaftesbury betreffs der , Niedermetzelung von 400 schwedischen , durch die Preußen, antwortend: In Folge meiner Anfragen find mir sowohl von unserem Gesandten in Kopenhagen als von unserem Vot chafter in Berlin Telegramme zugegangen. Ersterer benachrichtigt mich, daß er sich bei dem schwedischen Gesandten er⸗ kandigt habe und daß an jenem Gerüchte kein Schatten von Wahrheit sei. Eiwa' vier oder fünf schwedische Offiziere waren freilich unter den dänischen Truppen, aber in daͤnischer Uniform und von den anderen nicht zu unter- schelden, und mehrere derselben sind gefallen. Aus Berlin hörten wir von einer Angabe, daß in einem Theile der Armee die Absicht obgewaltet habe, einige der mit den Dänen kämpfenden Schweden, die in preußische Gefan⸗ 3 gerathen waren, vor ein Kriegsgericht zu stellen. Doch war man in Verlin der Ansicht, die preußische Regierung werde diesem Verfahren nicht ihre Genehmigung ertheilen. Ich glaube daher zuversichtlich, daß an der Geschichte, die wir gehört haben, nichts Wahres ist. (Hört, hört!! Die Debatte über das Mißtrauensvotum eröffnend, erhebt sich nun, in Ab- wesenheit des an seine Stube gefesselten Earl von Derby, der Earl von Malmesbury, um die mit der Disraelischen, in den beiden wesent⸗ lichen Paragraphen gleichlautende Resolution der Opposition zu mo- tiviren. Der Redner giebt eine Uebersicht der auf die deutsch= dänische Angelegenheit bezüglichen diplomatischen Korrespondenz. Nach der flagranten Verletzung des Vertrages von 1852 seitens der deutschen Mächte sei es keinem Lande mehr möglich, mit diesen Mächten Verträge abzu— schließen, und es sei zu fürchten, daß es eine Unmöglichkeit werde, den europäischen Frieden aufrecht zu halten und dit kleineren Staaten vor dem Geschicke zu bewahren, ein Raub der mächtigeren Nachbarn zu werden. Unumgänglich nöthig sei es, daß irgend eine Definition der Nationalitäten . doktrin festgestellt werde; sonst würde der Kontinent der größten Verwir— rung anheimfallen müssen. Wenn man ihn (Redner) fragen wolle, welche Polstik die Opposition eingeschlagen haben würde, so nenne er dies ein widersinniges und unbilliges Verlangen. Der Opposition ständen nicht die Mittel zu Gebote, sich über die Krlegsfähigkeit, über die Beziehungen des Landes zu andern Mächten und über andere ausschließlich in der Hand der Minister liegende Sachen Kenntniß zu verschaffen. Der Regierung hätten

zwei Wege offen gestanden; sie hätte entweder, als die dänische Armee noch ungeschwächt war, sich Schweden anschließen und ihr Hülfe leihen sollen, um 160,000 Mann an der Eider aufzustellen, in welchem Falle gewiß nicht ein einziger Deutscher den Fluß zu übersch reiten versucht hätte; oder, als sie dies nicht gethan habe, sei es ihre Pflicht gewesen, den Dänen frei und offen zu erklären, daß sie ihnen, was auch immer das Resultat ihrer diplo matischen Dienstleistungen sein möge, keinen materiellen Beistand gewähren

werde. Die Regierung habe statt dessen das Land so tief hineingezogen, daß es nur durch einen späten und unwürdigen Rückzug dem Kriege aus dem Wege gehen könne. Die Regierung habe Dänemark mit leeren Hoff nungen zum Widerstande aufgemuntert, die deutschen Mächte durch leere Drobungen nur gegen sich aufgebracht. Der Herzog von Argyll ließ sich mit vieler Waͤrme auf eine Vertheidigung der Politik Earl Russell s ein. Die erhobene Diskussion sei nichts weiter als ein Parteikampf / die Resolution sei, wie er höre, das gemeinsame Erzeugniß von sechszehn Per- sonen; er möchte deren Namen gerne wissen. Wenn die Opposition vom Kriege zurückschrecke, warum soll denn die Regierung im Unrecht gewesen sein, wenn sie sich eben so der Feindseligkeiten enthalte! Der Marquis von Clanricarde bedauerte, zum ersten Male in seinem Leben mit Lord Palmerfton in Bezug auf dessen auswärtige Politik nicht übereinstimmen zu können. Während er somit zugebe, daß die Regierung diese Angelegenheit in beklagenswerther Weise verfahren habe, könne er sich doch nicht mit dem Wortlaute der Re- solution einderstanden erklären, da sie nicht nur die wirklichen Thatsachen nicht ausdrücke, sondern eine Ansicht ausspreche, die das Haus nicht auf⸗· stellen sollte. Er motivirte darauf sein Amendement (daß das Haus be- daure, daß Dänemark in der Erwartung gelassen worden sei, auf materiellen Beistand seitens der englischen Regierung zur Unterstützung der Zwecke des Vertrags von 1852 rechnen zu dürfen). Der Earl von Clarendon sagt, er habe zwar die Verantwortlichkeit der Regierung während der belebtesten Periode der Verhandlungen nicht getheilt; die Regierung habe jedoch von Anfang an mit Umsicht und in klarer Würdigung der Verhältnisse gehandelt; sie habe das ehrliche und aufrichtige Streben kund gegeben, eine freund schaftliche Lösung herbeizuführen, und sie würde diesen edeln Zweck erreicht haben, wäre man ihr andererseits, sowohl von den direkt interessirten Parteien, als von den übrigen Theilnehmern an dem Vertrage von 1852, in gleichem Geiste entgegenkommen. Uebrigens sei Dänemark wiederholentlich bedeutet worden, daß es keinen materiellen Beistand von England erhalten werde. Lord Ehelmsford sprach ein scharfes Verdammungzurtheil gegen die Politik der Regierung aus. Lord Wodehouse vertheidigte Earl Russells Politik sehr warm; er habe nicht anders gehandelt, als die anderen Groß⸗ mächte. Nie sei Dänemark eine Hoffnung, noch weniger ein Versprechen materiellen Beistandes gegeben worden. Die ganze Thätigkeit der Regierung sei nicht über die Ertheilung wohlgemeinter Rathschläge hinausgegangen, und zwar in Uebereinstimmung mit den übrigen Mächten, welche nicht weniger Verantwortlichkeit trügen, als England. Der Earl von Car- narvon argumentirte, das Auftreten der Regierung habe von Anfang an den Stempel des Mißlingens an der Stirn getragen; Lord Russells Politik sei es von jeher gewesen, sich starker Ausdrücke zu ee g ger, und er habe in der That in früheren Zeiten Aeußerungen gethan, die für eine Kriegserklärung genommen worden seien. Es sei die Pflicht des Hauses, eine so unschlüssige, schwache und demüthigende Politik wie die der Regierung zu verurtheilen. Earl Ru ssell erklärte, er finde große Schwierigkeiten, die eigentlichen Ansichten des Kernes der Opposttion zu ergründen, denn nicht zwei Redner stimmten überein. Mit Erstaunen habe er gehört, wie Lord Malmesbury annehmen rönne, daß der Krieg abgewendet worden wäre, wenn die Regierung in

dem Zeilpunkte, als die Deutschen im Begriffe gestanden in Schleswig einzurkcken, intervenirt hätte., Seine Meinung sei es im Gegentheil, daß dadurch eine europäische Kriegsbrunst fe gf hen worden wäre; aber

freilich, der edle Earl hätte die Verantwortlichkeit der Regierung nicht zu theilen .

gehabt. Der edle Earl und noch mehr der andere edle Earl, der augenblick ich abwesend sei (Lord Derby) habe von den fortwährenden Hann nn der Regierung gegen Dänemark und den Drohungen gegen Deutschland gesprochen, die Regierung habe Deutschland zuerst für den Fall bedroht, daß eine Bundesegecution stattfinden werde, dann wenn Schleswig betreten werden sollte, darauf wenn deutsche Truppen in Jütland einrückten. Um Beweise für diese Aufstellungen gefragt, sei die Opposition jedoch nicht im Stande gewesen, auch nur einen einzigen beizubringen. Er wolle den edeln Earl gegenüber (Malmesbury) nicht wegen der Sprache tadeln, die er selbst (Malmesbury) in seinen Depeschen geführt habe, doch müsse er bemerken, daß der edle Earl, als er die deutschen Mächte im Verdacht einer beabsichtigten Aus— schreitung gehabt habe, ein Cirkular geschrieben habe, worin es hieß, daß ein solches Auftreten danach angethan sei, erhebliche Verwickelungen herbeizuführen; er zeigt dann, daß der dänischen Regierung kein Versprechen auf materiellen Beistand gemacht worden; hätte die dänische Regierung selbst Grund gehabt, dies dennoch anzunehmen, so würde der dänische Minister des Auswärtigen die englische Regierung doch darauf hingewiesen haben. Als Lord Wode— house nach Kopenhagen gereist, sei es ihm vielmehr von Herrn Hall zum Vorwurf gemacht worden, daß er kein Versprechen derart abgeben wollte. Der Redner macht dann auf die große Verschiedenheit des Urtheils aufmerk— sam, welches man einerseits über Frankreich, andererseits über England bei gewissen Veranlassungen fälle. Im vorigen Jahre stand Ihrer Majestät Regierung mit Frankreich und Hesterreich zusammen, um Rußland Vor stellungen betreffs Polens zu machen; im Verlaufe aber lehnten England und Oesterreich es ab, einen ganz Europa bedrohenden Krieg deshalb zu unter— nehmen. Der gKaiser der Franzosen habe damals vernünftig genug geäußert: »Ich war bereit, mit diesen beiden Großmächten gegen Rußland wegen Polens in den Krieg zu ziehen, da aber diese beiden Mächte sich mir nicht anschließen wollen zu dem Zwecke, den Polen materiellen Beistand zu ge— währen, so kann ich es nicht für die Pflicht oder das Interesse Frankreichs geboten erachten, mich allein in den Kampf einzulassen.“ Dieses Jahr nun habe, eine andere Frage sich erhoben, worin Frankreich und Rußland mit ähnlicher Weigerung einen Krieg zur Erhaltung der dänischen Monarchie ablehnten. Die britische Regierung habe darauf gesagt: Wir sind bereit zur Cooperation; doch wenn wir allein stehen bleiben, wenn Frankreich und Rußland nicht mit uns handeln wollen, so liegt uns keine Verpflichtung ob, allein zu handeln. Das heiße doch nichts Anderes, als daß die britischt Regierung in der dänischen Angelegenheit gehandelt habe, wie Frankreich in der polnischen. Was das Auftreten Oesterreichs und Preußens betreffe, so wäre es freilich viel angemessener gewesen und hätte nicht zu solchen Schwierigkeiten geführt, wenn diese Mächte sich gleich dem deut⸗ schen Bunde, auf einem klaren Fuße mit Dänemark gestellt und sich von vornherein ihrer Verpflichtüngen ledig erklärt hätten, ähn. lich wie Vietor Emanuel im Namen der Nationalität das Königreich beider Sizilien in Besit nahm. Der edle Earl (Malmesbury) behaupte freilich, diefes Nationalitätsprinziv müsse gänzlich bei Seite gescheben werden; das gehe aber nicht an, da es in Europa schon zu feste Wurzel gefaßt habe, wenn es auch ein gefährliches Prinzip sein möge. Der edle Earl scheine zu glauben, die Anstrengungen der Deutschen seien durch nichts als Ehrgeiz hervorgerufen gewesen, etwa um in Besitz des Kieler Hafens zu gelangen. Er (Lord Russell) müsse dagegen seine Meinung aussprechen, daß die Deut⸗ schen wirklich von einem aufrichtigen Gefühle beseelt gewesen seien, von Sympathie für die ihrer Ansicht nach bedrückten deutschen Unterthanen des Königs von Dänemark. Diese letzteren hätten hinter ihrem Rücken vierzig Millionen hoch aufgeregter Landsleute. Die Frage der Nationalität hätte mithin nicht ohne Weiteres bei Seite geschoben werden können. Hätte Eng land versucht, die deutschen Truppen aus Holstein zu verdrängen und dann die Stände einberufen, so würden letztere sich sofort für die Unabhängigkeit des Landes ausgesprochen haben, und wäre England unkluger Weise zum Kriege geschritten, so hätte es die deutschen Bewohner Holsteins mit Waffengewalt unter die Herrschaft des Königs von Dänemark zurückzwingen müssen. Haͤtte die englische Regierung allein mit den Kabinetten von Berlin und Wien zu thun gehabt, so wäre sicherlich keine Schwierigkeit einer friedlichen Lösung der Frage im Wege gestanden; denn es sei nicht besonders der Wunsch Preußens und durchaus nicht der Wunsch Oesterreichs gewesen, von dem Vertrage von 1855 abzugehn. Die Kabinette aber hätten dem starken Drange des Volkes nachgegeben. Außerdem aber scheine auch Rußland bedeutend auf die Frage eingewirkt zu haben; die russische Regierung fürchte die Fortschritte volks— thümlicher Demokratie in Deutschland und zeige sich deshalb gewillt, Däne⸗ mark aufzuopfern, um die Volkspartei zu beschwichtigen. Sei es somit wunderbar, daß ein so künstlicher Vertrag, wie der von 1852, durch welchen einem Volke seine zukünftige Regierung zugewiesen worden, ohne daß man es selbst befragt habe, sich nicht aufrechthalten lasse? Nach einigen Worten Earl Grey's für und Earl Granville 's gegen die Resolution kam es um 2 Uhr Morgens zur Abstimmung; mit 1 gegen 168 Stimmen ward Earl Malmesbuty's Motion angenommen. Die Regierung blieb im Oberhause mithin mit 9 Stimmen in der Minorität.

Der Hof wird, soweit bis jetzt bestimmt ist, kommenden Mon— ö

tag auf vier oder sechs Wochen nach Osborne gehen; später beab⸗ sichtigt die Königin einen Herbstausflug nach Balmoral zu machen. th . Palmerston's Amtswohnung fand heute ein Kabinets⸗ rath statt. Laut Berichten aus Liverpool wird sich der ⸗Great Eastern⸗ in die Themse begeben, um das für den unterseeischen transatlanti schen Telegraphen bestimmte Kabel an Bord zu nehmen.

Frankreich. Paris, 9g. Juli. Die zwischen Frankreich und dem Königreich Italien am 24. v. Mis. vereinbarte Te le⸗ graphen-Declaration, wonach jedwede einfache Depesche zwi⸗ schen beiden ändern (Sardinien, Sicilien und Corsiea mit einbegriffen

1853

Frs kosten und die unterm 7. Januar 1859 festgestellte Tage für die zwischen den Grenzstationen gewechselten Depeschen 2 Gel⸗ tung treken und jede Depesche nach und von Algerien und Tunis mit 6 Frs. berechnet werden soll, wird heute vom Moniteur amt⸗ lich publizirt. Der Anschluß der päpstlichen Regierung an diese Herabsetzung der Gebühren ist vorbehalten.

Bekanntlich brach im Jahre 1861 das gelbe Fieber in St. Na⸗ zaire aus. In Folge dessen nahm die französische Regierung strenge Maßregeln. Da es sich nach einer genauen Untersuchung aber her⸗ ausftellte, daß die Gefahr im Kiel der Schiffe liege und zu strenge Maßregeln gegen die Passagiere nicht nothwendig seien, wenn das Schiff hinlänglich Zugluft habeg so beschränkte man sich hauptsäch⸗ lich auf das Ergreifen von Maßregeln, welche die Luft in den Schiffen rein und gesund erhalten. Um die Wohlthaten dieses neuen Regimes auch auf die französischen Häfen des Mittelmeeres ausdehnen zu können, schloß die hiesige Regierung, wie der Abend⸗ Moniteur« meldet, ein Abkommen, welches das Sanitäts-Re⸗ gime modifizirt, welches seit 1852 zwischen Frankreich und Pie mont, resp. Italien in Kraft war. Der Abend⸗»Moniteur. drückt die Hoffnung aus, daß die übrigen Mächte sich veranlaßt fühlen werden, ebenfalls derartige Maßtegeln zu ergreifen. Die Zahl der polnischen Flüchttinge, die sich gegenwärtig in Paris auf⸗ halten, ist sehr bedeutend. Es sind meistens junge Leute von 20 Jahren und darunter. Fast alle sind im Besitze von Offiziers⸗ Patenten der provisorischen Regierung, Dieselben erhalten, wie überhaupt feit 1839 alle polnischen Flüchtlinge dieser Gattung, von Frankreich einen monatlichen Sold. Es steht jedoch zu befürchten, daß in Änbetracht der großen Anzahl der in der letzten Zeit nach Frankreich gekommenen Flüchtlinge die Fonds, welche die Kammer zu diesem Zwecke ausgeworfen hat, nicht ausreichen werden, um alle zu unterstützen.

Die Fnsurrection in Algerien ist jetzt vollständig be⸗ zwungen. Die aufrührerischen Stämme haben ihre Feldarbeiten wieder aufgenommen. Der General Martimprey selbst kommt nach Frankreich zurück, wohin ihn ein Befehl ruft. Der Divisions General Morris erseßt ihn in seiner Stellung eines provisorischen General⸗ Gouverneurs. Am 4. erließ Martimprey noch einen Armeebefehl, worin er den Soldaten die Unterwerfung der Insurgenten ankündigt und ihnen für ihren an den Tag gelegten Heldenmuth dankt. Dieser Tagesbefehl bietet kein besonderes Interesse dar.

Die nordamerikanische Korvette ⸗Sacramento« zehn Kanonen und 230 Mann), welche am 5ten aus Lissabon auf der Rhede von Cherbourg angekommen ist, setzte sich sofort mit dem „Kearsage« in Verbindung, und dieser verließ um 11 Uhr den Hafen, um die hohe See zu nehmen. Er behielt als Kriegsgefangene vier Offiziere des »Alabama« an Bord, Die nordamerikanische Fre⸗ gatte Niagara, die bekanntlich Antwerpen am 2ten verließ, kam am Gten vor Cherbourg an und nahm die offene See wieder, nach⸗ dem sie ein Boot nach dem „Sacramento gesandt und nähere Ab⸗ sprache genommen hatte. Es scheint, daß diese Schiffe auf die süd⸗ staatlichen Kriegsschiffe, welche sich an den europäischen Küsten gezeigt haben, Jagd machen wollen. Einer der letzteren war am 7ten in Sicht voön Cherbourg. Er kreuzte einige Meilen von Cherbourg ent⸗ sernt auf offener See.

Der »Moniteur« sagt, die neuesten Nachrichten aus Mada—⸗ gaskar vom 13. April meldeten kein bedeutendes Ereigniß; der so lange in Zweifel gezogene Tod Radama's galt nun als gewiß, da der König nicht, wie verheißen war, Ende März zum Vorschein gekommen war.

Spanien. Madrid, 8. Juli. Es ist beschlossen worden, daß der König dieses Jahr nach Frankreich reisen soll, um der Kaiserin einen Besuch zu machen.

Die Königin wird in Cantabrique Seebäder nehmen.

Die spanische Regierung hat dem peruanischen Konsul in Madrid bestimmte Vorschläge zur Ausgleichung der ob schwe— benden Differenzen für die Regierung in Lima zugestellt, welche dahin gehen, daß Peru einen offiziellen diplomatischen Nepräsentanten nach Madrid entsende, der feierlich zu erklären habe: ) daß die pe⸗ ruanische Regierung die von den Behörden zu Callao gemachten Versuche, den Seeretair des spanischen Kommissars einzuker · kern, mißbillige, und daß außerdem diese Behörden, welche es auch sein möchten, ihrer Functionen enthoben würden. Y) Daß die perua—⸗ nische Regierung die Verfolgungen, die die Person des spanischen Kommissars auf seiner Reife von Callao nach Paita, in Panama und Aspinwall seitens mexikanischer Staats ⸗Angehsriger zu er⸗= leiden gehabt, weder hervorgerufen noch irgend welchen An— theil daran genommen habe, und sich bereit erkläre, die Urheber dieser Verfolgungen zu bestrafen. Die spanische Regierung ihrerseits werde einen Repräsentanten nach Lima schicken, um zu überwachen, daß bezüglich der Angelegenheit von Talambe ein ordentlicher Rechtsspruch erfolge. Der spanische Bevollmächtigte solle mit Beglaubigungsschreiben ganz in der Art wie der Herr Salaza versehen werden und die peruanische Regierung habe ihn als spanischen Gesandten anzuerkennen. Unmittelbar nach erfolgter Anerkennung sollen die Chinchas - Inseln dem von der peruanischen

Regierung designirten Kommissar übergeben werden. Die peruanische Regierung hat außerdem einen Bevollmächtigten nach Spanien zu entsenden, der zwischen der Republik und der spanischen Nation einen Vertrag abschließe, analog den Verträgen, welche die übrigen spanisch⸗ amerikanischen Republiten bereits eingegangen sind.

Italien. Turin, 6. Juli. Der Marineminister hat, nach Berichten der Köln. Zig, auf den Vorschlag einiger Parlaments. Mitglieder eine italienische Gesellschaft konstituirt, welche sich mit Bauten für die Staatsmari ne, im Besondern mit Anlagen zu Werften für den Bau von Panzerschiffen allein zu beschäftigen gedenkt. ‚Dieses Unternehmen soll gegen eine Arbeitsgarantie von 20 Millionen, und die Cession des nothwendigen Terrains, um ein solches Etablissement bei Spezzia ins Leben zu rufen, ins Werk ge—⸗ setzt werden. Der Marineminister wollte, daß diese Institution sich unter das Patronat des italienischen Credit mobilier stellen und aus⸗ schließlich von italienischen Kapitalisten gebildet werde. Die franzö⸗ sische Gesellschaft der Messageries impériales, wird dem Werke nur eine technische, nicht aber pecuniaire Unterstützung zu Theil wer den lassen, zu welch letzterer sie sich eigentlich erboten.

8. Juli. Die österreichische Polizei hat bei der Nachfor⸗ schung nach der Korrespondenz des venetianischen Comité's, die Ad⸗ vokaten Fusinalli und Toloni, den Ingenieur Romanero und den Beamten Marinoni verhaftet. Man glaubt, daß sie vor ein Kriegs⸗ gericht gestellt werden. fei 2. englische Generalkonsul in Tripoli hat die Küstenforts be— estigt.

Mailand, 8. Juli. Heut ist der Verleumdungsprozeß des Generals Türr gegen den Oberst Krivasci zu Ende gegangen. Der ker. ist zu 1 Monat Gefängniß und 160 Fr. Strafe verurtheilt

orden.

Türkei. Konstantinopel, 5. Juli, Der Sultan hat am Jahrestage seiner Thronbesteigung 264 Sträflinge begnadigt. Die neuen Befestigungen am Bosporus sollen aus 9 Batterieen bestehen. Das Bankhaus Hope in Amsterdam ist mit der Pforte in Unter⸗ handlungen getreten wegen einer Anleihe von 1 Mill. Pfd. St.

; Nach positiven Nachrichten vom neuesten Datum aus Widdin rückt ein türkisches Truppencorps in das bei Maslak eingerichtete Feldlager.

Aus Bucharest wird vom 8. Juli gemeldet, daß Rußland definitiv dem Protokoll der Konferenz von Konstantinopel beigetreten sei, welches die Aenderungen in der vom Fürsten Kusa im August vorgeschlagenen und vom rumänischen Volke votirten Convention bestätigt.

Die offizielle Belgrader Zeitung »Serbske Novine« veröffent- licht ein mit J. 13.) Juli ins Leben treten des Gesetz, wodurch der Durchfuhrzoll für die durch das Fürstenthum Serbien gehen den Waaren aufgehoben wird.

Aus Bagdad wird gemeldet, daß die Unruhen in Mesopota⸗ mien aufgehört und die Arbeiten der Telegraphenlegung wieder haben beginnen können. Der Emir Sehman Harfuch, der so viele Räubereien verübte, hat sich ergeben und als Gunst erbeten, nach Adrianopel gebracht zu werden, wo seine Familie im Exile lebt.

Der Emir Ab d eel⸗Kader ist am 23. Juni in Damaskus angekommen. Derselbe hielt seinen Einzug in die Stadt in einem offenen vierspännigen Wagen. Der Gouverneur von Damaskus hatte ihm eine Escorte von 50 Reitern entgegengesandt. Dieselben, h, große Anzahl von Algeriern, begleiteten ihn bis zu seinem

alaste.

Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 9g. Juli. In Warschau hat der Ober Direktor der Kommission 9 Kulten und des öffentlichen Unterrichts, Leon Dembowski, seine Ent⸗ lassung eingereicht. Bankier Hermann Epstein ist auf höheren Befehl von seinem Posten als Präses der Warschau⸗Wiener Eisenbahn ab⸗ getreten; sein Bruder John Epstein und Bankier Rawitsch haben ihre Ehrenstellen als Mitglieder der Amortisations - Kommission der polnischen Staatsschulden verloren. (Dr. J)

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Juli. Die Regierung hat angeordnet, daß dem russischen Geschwader, welches zur Uebung feiner Kadetten in der Ostsee und im Kattegat mit einer Fregatte, zwei Klipperschiffen und zwei Yachten kreuzt, gegen die be⸗ stehende General Ordre nicht gestattet werde, insgesammt in irgend einen schwedischen Hafen einzulaufen.

Dänemark. Kopenhagen, 8. Juli. In der gestrigen Sitzung des Folkething verlangte Justizrath Jörgensen allgemeine Aufklärungen über die Kriegführung vom Kriegsminister, in⸗

dem er die Gründe anerkannte, welche es nothwendig machen, auf ein tieferes Eingehen in Einzelnheiten zu verzichten. Der Kriegs⸗ minister etklärte sich bereit, Aufklärungen zu geben, aber unter aller Reservation zum Theil nämlich nur als vertrauliche Mittheilungen. Wie dem Thinge Üüber den Rückzug vom Dannewirke bereits ver. trauliche Mitthellungen gemacht worden seien, so werde dasselbe auch hinsichtlich Düppel und Fridericia geschehen. Was dagegen den Zurückzug des nordjütländischen Corps betreffe, so habe man im Ministerium nicht das detaillirte Material, fondern eine Dar⸗ stellang von einem vollständig unterrichteten Manne. Man habe