1932
handen, auf die Hoffnung zu verzichten, daß ihnen die Lösung ihrer Aufgabe gelingen möge. Mit einer aufrichtigen Ergebenheit für den König, mit einem warmen Gefühle für das Vaterland vereinen sie eine große Kunde zu den Personen und Zuständen, so wie eine anerkannte Ge- schäftstüchtigkeit. Die meist hervorragenden Mitglieder des neuen Kabinets besitzen im Auslande, von dessen guter Meinung in diesem Augenblicke so Vieles abhängig ist, Ansehen, und es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß sie auch im Inlande einen Anschluß erzielen, welcher ihnen ihre Auf gabe erleichtern kann. Aber indem wir dies aussprechen, glauben wir auf der anderen Seite vor allzu sanguinischen Hoffnungen darüber warnen zu müssen, daß die Situation jetzt in einem einzigen Augenblicke eine eandere Gestalt annehmen würde. Wir haben es mit Feinden zu thun, welche durch ihre leicht erworbenen Lorbeeren übermüthig geworden sind, und denen das Glück die Stimme der Vernunft und der Gerechtigkeit unerreichbar gemacht zu haben scheint. Auf der entgegengesetzten Seite stehen alsdann die neutralen Mächte in einer wenigstens scheinbaren Gleichgültigkeit rücksichtlich des Schicksales
Dänemarks und unter allen Umständen sehr ungeneigt dazu, mit Kraft
gegen die Gewaltthaten der deutschen Großmächte und des deutschen Bundes Einspruch zu erheben. Es ist also Vieles vorhanden, was bekämpft und überwunden werden muß. Es wird, dessen kann man sich überzeugt halten, eine lange Zeit kommen, während welcher die Geduld der Ration auf die Probe gestellt werden wird und in der es sich um die Entwickelung von Ausdauer, Ruhe und Mäßigung handeln wird. Gleichwie wir wissen, daß es hier im Lande keine Partei giebt, der die Errettung des Vaterlandes aus der Ge— sahr, in welche es hineingerathen ist, nicht das höchste Streben wäre, so hoffen wir auch, daß jede Partei wenigstens für eine Zeit lang ihre beson⸗ deren, augenblicklich durchaus untergeordneten Zwecke und persöoͤnlichen Rück · sichten wird bei Seite schieben können, um die Regierung zu unterstützen, welche jetzt zu dem Zwecke eingesetzt worden ist, eine einigermaßen annehm⸗ bare Lösung der traurigen Verwickelungen mit Deutschland zu Stande zu bringen, welche letztere nur allzu lange gedauert, welche die besten Kräfte unseres Landes verschlungen und welche endlich so ungeheure Opfer an Menschenleben und Besitzthümern gefordert haben.“
— Ueber das neue dänische Kabinet berichtet man der Const. Oesterr. Ztg.« folgende Details:
Sämmtliche Mitglieder des neuen Kabinets gehören der ge— sammtstaatlichen Partei an. Die Seele des Ministeriums ist offen bar Graf Moltke. Karl Graf Moltke zu Nütschau ist bekannt⸗ lich ein Holsteiner; er hat seine juridischen Studien in Kiel und Heidelberg gemacht, wo er seine Staatsexamina mit glänzendem Erfolge ablegte. Eine Duellaffaire, bei welcher er einen gefährlichen Stich in die Brust bekam, dessen Folgen noch immer sein Leiden bilden, zwang ihn, Deutschland zu verlassen. Sein Gut Nütschau hat er schon vor längerer Zeit verkauft und zählt überhaupt zu dem minderbemittelten Adel. Bie politische Rolle, die er unter der Re⸗ gierung Königs Christian VIII. spielte, ist eine bekannte; eben so daß er den »offenen Brief« gebilligt. Schon seit längerer Zeit drang
der jetzige König in ihn, das Portefeuille zu übernehmen, allein vergebens.
Erst in letzter Stunde entschloß sich der Graf hierzu, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß er dies nicht eher that, als bis er sich die Gewißheit verschafft hatte, daß er die Macht und Kraft habe, dem Getriebe der ÜUltras entschieden entgegenzutreten. Fester Cha⸗ rakter, wie er ist, kann angenommen werden, daß er einem gefaßten Vorsatze treu bleibt und ihn mit Energie durchführt. Schon seine äußere Erscheinung läßt in ihm diese Festigkeit ahnen; man sieht es der hohen, dürren, aber strammen Gestalt des Sechszigers an, daß er eine zähe Natur ist. Graf Karl Moltke hat noch einen jüngeren Bruder, Friedrich, bekannt von der Zeit seiner Regierungs⸗Prä⸗ sidentschaft in Ploen; sein älterer Bruder, Graf Magnus, der sich in der Broschürenliteratur einen Namen gemacht, starb bereits früher. Ein Sohn des Grafen Karl Moltke dient in der K. K. österreichi— schen Armee als Rittmeister und vermählte sich vor drei Jahren in Venedig. Noch sei bemerkt, daß die in Preußen lebenden Grafen gleichen Namens einer anderen, und zwar einer dänischen Linie die⸗ ses Hauses angehören.
Von den übrigen Ministern ist Tillisch (Inneres) so ziemlich der bedeutendste. Ein geborener Däne, begann er seine öffentliche Laufbahn als Amtmann in Jütland, schwang sich jedoch bis zum Chef der geheimen Kabinetskanzlei des verstorbenen Königs empor, auf welchen er einen mächtigen Einfluß ausübte; während eines kurzen Zeitraumes fungirte er auch als Bundestagsgesandter. Tillisch gehört zu den populärsten Persönlichkeiten in Kopenhagen, ist Ge⸗ sammtstaatsmann und wäre bei seinen Fähigkeiten und seinem Ein— fluß gewiß zu einer großen Rolle berufen, wenn sein hohes Alter — er ist über 70 Jahre alt — nicht eine natürliche Schwäche im Gefolge hätte.
Kriegsminister Hansen, ebenfalls Däne von Geburt, steht im Rufe eines tüchtigen Offiziers von großer militairischer Bildung und sehr gemäßigter Gesinnung.
lleber den neuen Kultusminister Heltzen ist weiter gar nichts bekannt, als daß er einige Zeit als Amtmann fungirte. Der Minister in partibus für Schleswig, Herr Johannsen, ein ge— borner Schleswiger, dessen Vater schon in dänischem Staatsdienste stand, hat an deutschen Hochschulen seine Studien gemacht und war. Kabinetssecretair des Königs Christian VIII.
Amerika. New-Hork, 2. Juli. General Grant scheint bisher seinen Angriff auf die Konföderirtenposition bei Petersburg nicht erneuert zu haben. Ein Theil seiner Kavallerie unter Wilson hatte die Danville - Eisenbahn auf eine Strecke von 20 Meilen hin
demolirt. Als Wilson am 27. v. M. von seinem Streiszuge zurück kehrte, ward er bei Beams - Station an der Weldon⸗Petersburger Bahn von einem feindlichen Corps überfallen. Er versuchte, sich durchzuschlagen und fämpfte die ganze Nacht und den folgenden Morgen hindurch, bis Meade das 6. Armeecorps und eine Division des 2. Corps ihm zu Hülfe sandte. Am Zs9sten marschirten die Konföderirten in der Richtung nach Grants linkem Flügel hin.
Von Sherman sind keine neueren Berichte eingetroffen. Es heißt, die in seinem Rücken operirenden feindlichen Truppen seien in stetigem Zu— nehmen begriffen und hätten seinen Provianttrains schon erheblichen Scha— den zugefügt.
Das Gerücht von dem Rücktritte des Herrn Chase hat sich bestätigt. Herr Chase soll sich in Folge eines Konfliktes mit dem Präsidenten in Be—= zug auf die Stellenbesetzung im Finanzdepartement zu diesem Schritte ent- schlossen haben. Herr Lincoln hat darauf das Portefeuille des Finanz ministers dem Ex ⸗ Gouverneur Todd aus Ohio angeboten, welcher ausschlug, und wandte sich dann an den Senator Tessenden aus Maine, welcher Anfangs aus Gesundheitsrücksichten zögerte, die Ernennung anzunehmen; doch wird seine schließliche Einwilligung als gewiß betrachtet. — Der Kongreß hat die Goldbill (Verbot der Zeifgeschäfte in Gold) aufgehoben.
Ueber das furchtbare Eisenbahn-Unglück in Ost⸗Kanada schreibt man aus St. Hilaire, der Stadt, in deren Nähe das traurige Er⸗ eigniß statthatte (etwa fünfzehn engl. Meilen östlich von Montreal, am Richelieu⸗Flusse): Der Auswanderertrain, aus eil Waggons be— stehend, stürzte heute Morgen von der Veloidbrücke hinab. Er ent— hielt 354 deutsche Auswanderer. 34 Leichname sind herausgezogen worden und 30 — 40 Personen, welche mehr oder weniger bedeutende Verletzungen erlitten haben. Ein Waggon ist noch nicht so weit herausgebracht worden, um die Todten aus demselben zu nehmen. Der Maschinenführer stürzte mit der Maschine herab, kam aber mit einigen geringen Schäden davon. Eine schwere Verantwortlichkeit scheint auf diesem Manne zu lasten, denn er hatte die strenge Vor— schrift, den Zug, ehe er auf die Brücke kam, anhalten zu lassen, nicht befolgt. Das Wasser ist an dem Orte, wo das Unglück geschah, etwa zehn Fuß tief.
Callao, 13. Juni. Die chilenische Regierung hat sich Ange⸗ sichts des ungewissen Ausganges des spanisch⸗peruanischen Konfliktes entschlossen, einige der vornehmsten Seeplätze Chili's, vor Allem Valparaiso, zu befestigen. Innerhalb der letzten zwei Wochen waren zwanzig Schiffe, darunter viele europäische, in den Hafen von Val— paraiso eingelaufen, und man versprach sich trotz der herrschenden Aufregung einen Aufschwung des Handelsverkehrs. — Im Stande der spanisch-peruanischen Streitfrage hatte sich nichts geändert. Am 3. Juni erschien das spanische Kanonenboot »Covadonga« unter Parlamentärflagge in der Bai von Callao und ersuchte um Erlaub⸗ niß, zu ankern und Depeschen an die Vertreter Englands, Frankreichs und Chili's abzugeben; was abgeschlagen wurde. Die Regierung so wie das Volk in Peru scheinen entschlossen zu sein, den Spaniern nichts nachzugeben; Zeichnungen behufs Verstärkung der Küstenver⸗ theidigung nehmen im ganzen Lande ihren erfolgreichen Fortgang. Der Bau einer Eisenbahn von Pisco nach Jea ist beschlossen worden.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen ˖ Büreau.
London, Freitag, 15. Juli. Unter den Passagieren der ‚Hansa« befindet sich der Baron v. Gerold, preußischer Gesandter in Wasphington.
Das Gerücht von einem stattgehabten Treffen zwischen dem »Kearsage« und der »Florida« entbehrt jeden Grundes.
London, Sonnabend, 16. Juli, Morgens. Der Dampfer »Afrika« ist mit Nachrichten aus New⸗YHork vom Tten d. in Cork eingetroffen. Ein Corps der Konföderirten hatte einen Einfall in Maryland gemacht, Harpers Ferry und Hagerstown besetzt und dringt in nördlicher Richtung vor. Präsident Lincoln hatte die Miliz aufgeboten, um die Konföderirten zurückzuschlagen.
General Grant hat neue Demonstrationen gegen Petersburg vorbereitet.
General Sherman hat Marietta und Kenesav in Georgien besetzt.
Der Kongreß ist vertagt worden.
Bei Abgang der Post stand der Wechsel auf London 290, Goldagio 171, Baumwolle 160 - 163.
Paris, Sonnabend, 16. Juli, Morgens. Nach Berichten aus Ischia wird Garibaldi demnächst nach Caprera abreisen.
Aus Madrid wird mitgetheilt, daß eine Depesche aus Southampton daselbst eingetroffen ist, welche die Meldung enthält, daß dem Admiral Pinzon während seiner Reise über den Isthmus von Panama seine Peru betreffende Korrespondenz gestohlen wor⸗ den ist.
1933
Stockholm, Freitag, 15. Juli. In einem Artikel der Nya daglight Allehanda« wird ausgeführt, daß Dänemark für eine Stär- kung Skandinaviens gegen Rußland von geringer Bedeutung, und daß die Idee von einem Aufgehen Dänemarks in Deutschland wohl Mitleid, aber keinen Schrecken hervorzurufen im Stande sei. In den Werkstätten von Motala wird soeben mit dem Bau des ersten Monitors der schwedisch⸗ norwegischen Kriegsmarine begonnen und die Material ien zu zwei anderen liegen daselbst bereit.
National ⸗Dank.
Die Revenüen der von dem Königl. Geh. Kommerzien Rath und Bangquier Abraham Oppenheim zu Cöln gegründeten Spezial ˖ Stiftung für hilfs bedürftige Veteranen der preußischen Armee gelangen in diesem Jahre zum pritten Mal am 14. Juli zur Vertheilung. Jeder der nachgenannten Ve⸗ teranen ist dabei mit dem Betrage von 10 Thlr. berücksichtigt worden: 1) Johann Schipper in Klein⸗Gröben, Kreis Osterode, Reg. Bez. Königs berg/ 1813 - 14 im 4. Pommerschen Infanterie ⸗ Regiment gedient, 1 Jahr alt“ 2 Jech Paul Cabaljzar in Insterburg, Reg. Bez. Gumbinnen, 77 Jahr alt und 1813—14 im 1. Ostpreußischen Infanterie · Regiment als freiwilliger Jäger gedient. 3) Michael Schipper in Danzig 83 Jahr alt und 1813— 15 im 3. Ostpreußischen Infanterie · Regiment Rr. 4 gedient. 4 Carl Ludwig Knabe zu Rügenwalde im Kreist Schlawe, Reg. Bez. Goeslin, erblindet, 10 Jahr alt und 1813 — 16 beim Garde ⸗Ulanen ⸗Regi⸗ ment gedient. 5 Friedrich Schmidt in Wudarge, Kreis Saatzig, Reg. Bez. Stettin, 1813 — 15 im 3. Pommerschen Infanterie Kegiment (Colberg) Nr. 9 gedient, 7 Jahr alt. 6) August Köller in Cammin, Reg Bez. Stettin, 3 Jahr alt, 1813—s15 im 2. Pommerschen Landwehr⸗Kavallerie Regiment als Wachtmeister gedient. N Ludwig Hürsch in Stralsund, 81 Jahr alt und von 1802 —- 1836 im Regiment Kunheim und in der 3. Division. Garnison⸗Compagnie gedient. 8) Samuel Hoffmann in Ober Pritschen im Kreise Fraustadt, Reg. Vezj. Posen, 81 Jahr alt, im von Zengeschen In- fanterie · Regiment gedient. R Johann Pinne zu Chrostowo, Kreis Chod⸗ ziesen, Reg. Bez. Bromberg, 79 Jahr alt und 1813-14 im 16. Infan⸗ terieKegiment gedient. 10) Johann Friedrich Regel in Jauer, Reg. Bez. Liegnitz, 102 Jahr alt, 17197 —- 1807 im Füͤsilier⸗ Bataillon von Rabenau gedient. 11) Friedrich Kretschm er zu Oppeln, Kreis und Reg. Bez gleichen Namens, T3 Jahr alt und 1813 —= 15. im 15. Schlesischen Landwehr ⸗Regi⸗ ment gedient. 12) Gottfried Krause in Fürstengu, Kreis Neumarkt, Reg. Bez. Breslau, von 1804 = 1819, und zwar bis 1807 im Regiment v. Sanitz gedient, 81 Jahr alt. 13) Max Roch in Potsdam, 1813 116 bei. der Schlesischen Ärtillerie⸗Brigade gedient, 10 Jahr alt. 14) hristian Wiese in Mixdorf, Kreis Lübben, Reg.-Bez. Frankfurt a. O / 74 Jahr alt und 181315 im 3. Kurmärkischen Landwehr Regiment gedient. 15) Karl Reumann in Potsdam, 12 Jahr alt, 1813 —15 im 5. Kurmãärkischen Landwehr Regiment gedient. 16) Christoph Brusch zu Zabakul im 2. Je richower Kreise, Reg. Bez. Magdeburg, 75 Jahr alt, 1813 — 15 im 5. Kur märkischen Landwehr - Regiment gedient. 17) Johann Gottlieb Helbig in Prettin, Kreis Torgau, Reg. Bez. Merseburg, 1813— 15 im 2. Thüringischen Landwehr Regiment gedient, 77 Jahr alt. 18) Martin Hartmann in Melchendorf, Kreis u. Reg.-Bez. Erfurt, 1813—16 im 2. Oberschlesischen Infanterie Regiment Nr, 23 gedient, 10 Jahr alt. 19) Christian Heinrich RMonhemius in Münster Kreis u. Reg. Bez. gleichen Namens, 12 Jahr alt, von 1815 —18 im 29. Infanterie Regiment gedient, erblindet, 20) Hein⸗ rich Blumenkamp zu Trefeld im Reg. Bez. Düsseldorf, 13 Jahr alt, 1815 als freiwilliger Jäger im 29. Infanterie · Regiment gedient. 21) Jo⸗ hann Friedrich Küntzel in Aachen, 67 Jahr alt, von 1813 18 im 3. Ost⸗ preußischen Infanterie Regiment und bei der Artillerie gedient. 22) Earl Mang in Tronecken, Kreis Bernkastel, Reg. Bez. Trier, 3 Jahr alt, über · haupt 10 Jahr gedient und zwar 6 Jahr in der französischen und 4 Jahr in der preußischen Armee bis 1815 im 2. Leib ⸗Husaren ⸗ Regiment. Die Geldbeiträge von zusammen 220 Thlr. sind an die betreffenden Kommissariate des Rationaldanks für Veteranen abgesandt, damit die Auszahlung an die
gedachten Veteranen pünktlich am 14. Juli erfolgen kann.
Kunst und Wissenschaft.
— In Wien werden, dem Wanderer“ zufolge, täglich mindestens 34000 Maß Milch verbraucht, von denen die Milchmeiereien in Wien und nächster Umgebung 24000 Maß liefern. Der Rest wird mittelst Eisenbahn
von den großen Wirthschaften in Steiermark, Ungarn, Mähren, wie auch
aus dem Salzkammergute nach Wien gebracht. . — Der Prinz Napoleon wird, wie man der »Cöln. Ztg.“ mittheilt, im Anfange des nächsten Januar den ersten Band seiner »Geschichte der
Familie Bonaparte erscheinen lassen, die bis auf das funfzehnte Jahr⸗
hundert zurückgreift. ; ö
— Zur Aufnahme der reichen Kunstschätze, welche die gegenwärtig noch auf dem Gothaischen Schlosse Friedenstein befindlichen Sammlun · gen enthalten, soll ein großes Museum gebaut werden, zu dem der Kosten⸗ anschlag (20000 Thlr. und der Niß von einem Wiener Architekten gefer⸗— igt ist. Die Dauer des Baues ist auf 3 Jahre angesetzt und es hat der Staatsminister von Seebach am 10. d. Mts. den ersten Stein für die be— zinnende Arbeit gelegt.
Statistische Mittheilungen.
— Sparkassenwesen in Sachsen. Die neueste Doppelnummer der Zeitschrlft des statistischen Büreaus bringt Nachweise über den Stand der Sparkassen in Sachsen in den Jahren 1860 bis 1862, welche sich den in den Jahren 1860 und 1861 über die Periode 1854 — 1858 und das Jahr 1859 gegebenen anschließen. Es ergiebt sich hiernach folgendes Steigen des Gesammibetrages der Einlagen:
1854 9.342, 436 Thlr. 1855 9,995,745 * 1856 11,308,927
1857 13,226,513
1858 14741, 1499
1859 15,408,221
1860 16,993,469
1861 18989, 985 * 1862 2 l. Ib 735 73 *
Die letztgedachte Summe war in 323.915 Thlr. Conten angelegt und vertheilt sich mit Gegenüberstellung der letztern auf die einzelnen Regie ⸗ rungsbezirke wie folgt: ö Conten: 104,944 99.030
Gesammteinlagen: b 098/175 S, 171081 Zwickau: 68,860 3690328 Budissin: 51,081 3/507 787 wobei jedoch für letztere noch die in Conten unter 500 Thlr. bei der land- ständischen Sparkasse angelegten 151174614 Thlr. in Betracht zu ziehen sind. Zur Vervollständigung des Bildes würden auch noch die entsprechenden Depositen bei den gerade in den letzten Jahren in allen Landestheilen so zahlreich entstandenen Spar und Vorschußvereinen hinzuzurechnen sein, deren Statistik jedoch vom statistischen Büreau noch nicht hat zum Abschluß ge= bracht werden können. — Die größten Kassen waren die von Dresden mit 1600,„383, Leipzig 1,536,566, Budissin 1,374,464, Oschatz 842/861, Rochlitz 798 007, Zittau 75l, 847, Leisnig 6gs5h 979g, Chemnitz 68 1527, Löbau bhb /d Borna 677,177, Pirna 570357 und Wilsdruff 506,758 Thlr. Gesammt-⸗ einlage. — Einzahlungen wurden im Jahre 1862 gemacht 278,488 im Beträge von zusammen 76650, 513 Thlr., Zurückzahlungen erfolgten 150, 745 im Gesammtbetrage von 5si5 1,573 Thlr., Zinsen wurden den Einlegern baar ausgezahlt 163.051 Thlr., gutgeschrieben 585,200 Thlr.
— Ueber die Seekräfte Per u's macht die »Ostsee -Ztg.« folgende nähere Angaben: Von den 21 245.832 Doll. Staatseinnahmen, welche das Land im Jahre 1861 hatte, brachte der Guano 16,921,751 Doll. Die Flotte bestand 1862 aus einer Fregatte von 300 Pferdeeraft und 44 Ka⸗ nonen, 3 kleineren Dampfern von 100, 150 und 2560 Pferdekraft und 2 bis 6 Kanonen, 3 Transportdampfern, A kleinen Segelschiffen und 6 Pontons und zählte im Ganzen sI Kanonen. Bemannt ist dies Flottenembryo mit 1070 Matrosen, 460 Mann Infanterie und 335 Mann Artillerie, welche von 4 Contreadmiralen, 17 Tinienschiffscapitainen, 13 Fregattencapitainen 10 Corvettencapitainen, 58 Lieutenants 4. und 2. Klasse und 127 Fähn⸗— richen und Kadetten befehligt werden. Auf ähnliche Weise ist die Peruanische Landarmee, welche auf dem Papier 10600 Mann zählt, nebst der 5400 Mann starken Gensdarmerie mit Offizieren gesegnet und diese Offiziere ab= sorbiren einen großen Theil der Einnahmen von Guano. Krieg und Ma⸗ rine kosten über 10 Mill. Doll.
Dresden: Leipzig:
Bereits in 16 verschiedenen europäischen Staaten sind Vereine zur Pflege im Felde verwun deter vaterländischer Krieger, welche sich den Beschlüssen der Genfer Konferenz angeschlossen haben theils schon in Wirksamkeit getreten, theils in der Bildung begriffen. Es sind dies: Belgien, Dänemark, Frankreich, Hannover, Hessen⸗ Darmstadt, Italien, Mecklenburg, Niederlande, Ocestreich, Oldenburg, Preußen, Königreich Sachsen, Schweden, Schweiß, Spanien, Württemberg. In Baiern, Baden, Griechenland, Portugal und Rußland beschäftigt man sich eifrigst mit den dahin zielenden Vorbereitungen und ist der Anschluß in nahe Aus- sicht gestellt. Ganz besonders hervorgehoben wird die allgemeine Theil- nahme, welche das Unternehmen im Königreich Württemberg, zumal auch unter der ländlichen Bevölkerung, gefunden hat. — Welche in der That großartige praktische Erfolge aber durch die Durch- führung der leitenden Idee in No rd ⸗Amerika erzielt wurden, erhellt daraus, wenn bemerkt wird, daß das in den Unionsstaaten bestehende Centraleomitẽ, welches, wenngleich schon früher entstanden, sich doch ebenfalls die Genfer Beschlüsse angeeignet hat und zu dem Genfer Comité in Beziehung getre⸗ ten ist, fich während der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit, neben einer großen Zahl von Hülfsvereinen, von mehr als 32,000 Damenvereinen unterstützt sah, daß dort in diesem Wege, außer den Naturalgaben, an baarem Gelde mehr als 60 Millionen Franken zusammengebracht wurden, und daß durch die vom Centraleomité getroffenen Veranstaltungen (a. 160000 Verwun⸗ deten und Kranken, welche sonst in hülfsloser Lage ihrem Schicksal hätten überlassen bleiben und größtentheils die sichere Beute des Todes hätten wer- den müssen, Pflege und ärztliche Behandlung zu Theil werden konnte.
— Aus einer amtlichen Statistik geht hervor, daß in dem Zeit- raume von 1858 bis 1863 in den Vereinigten Königreichen von Groß britanien und Irland (also auf 29 Mill. Einwohner) 1496 Personen des Mordes angeklagt worden sind; davon kommen 691 auf England und Wales (20 Mill. Einwohner), 257 auf Schottland 63, 150 000 Ein- wohner, 548 auf Irland (6 Mill. Einwohner); doch ist zu bemerken, daß die Zahl 691 bei England nur diejenigen einschließt, welche wirk- lich vor die Assisen gestellt worden sind; in Schottland und Irland waren dieser 149 resp. 348. Freigesprochen wurden gänzlich 465, (d. i. in England 246, in Schottland 43, in Irland 174), freigesprochen wegen Hessteskrankheit 110 (80: 11: 193; des Mordes überführt wurden 200 (153: 17: 30, des Todtschlags 323 (127: 45: 148) der Verheimlichung
ver Niederkunft (und des Kindesmordes) 159 (85: 29: 45). Hingerichtet