1864 / 171 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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edrückt worden: Se. Königliche Majestät wolle geruhen, nicht nur n den Abschluß der neuen Zollvereinsverträge unter Annahme des modiftzirten Handelsvertrages mit Frankreich, rasch bewerkstelligen zu laffen, fondern auch Allerhöchstihren Einfluß auf die mit Bayern derbündelen Zollvereinsstaaten aufzubieten, um dieselben zu gleichem Handeln zu bestimmen.

Großbritannien und Irland. Lenden, 19. Juli. Parlaments ⸗Verhandlungen. berhaus. Der Earl von Car- narvon zeigt an, daß sein edler Freund, der Earl von Ellenborough, am Dienstag, 26. d. M, die Aufmerksamkeit des Hauses auf die seit Beginn der Session im Stande der auswärtigen Angelegenheiten eingetretenen Verände. rungen lenken werde. Lord Brougham überreicht eine den Sklavenhandel betreffende Petition, die von einer zu Sydney in Neu⸗Süd Wales stattge⸗ habten Versammlung ausgeht, welcher der Sprecher des dortigen Parlaments assembly) präsidirte. Die Bittsteller, bemerkt er, drückten ihre Ent— rüstung darüber aus, daß der Sklavenhandel auch in jenen Gegen— den betrieben werde. Von den australischen Inseln schleppe man die armen Eingebornen entweder mit Gewalt oder durch listige Ver- lockung als Sklaven fort. So habe noch vor Kurzem ein einziges Schiff 7100 Eingeborne an Bord gehabt und der Capitain habe noch dar- über geklagt, 36 es ihm nicht gelungen sei, durch Aufnahme von weiteren 400 Personen die Ladung voll zu machen. Daraus gehe hervor, daß man IIG60 menschliche Wesen an Bord eines Schiffes einzwängen wolle, welches nicht im Stande sei, die Hälfte dieser Zahl zu fassen. Der Wunsch der Bittsteller gehe dahin, diesem ebel Abhülfe zu schaffen. Lord Redesdale fragt den Präsidenten des Geheimen Rathes, wann voraussichtlich der Schluß der Session stattfinden werde. Earl Granville entgegnet, vor⸗ aussichtlich werde die Session gegen Ende der nächsten Woche geschlossen werden können; doch vermöge er keinen bestimmten Tag anzugeben.

Unterhaus. Wyld fragt den Unter ⸗Staatssecretair des Auswärti⸗ gen, ob der Regierung irgend eine Nachricht zugegangen sei über einen An griff, den die preußischen Truppen auf den von Christiania nach Lübeck fah= renden norwegischen Postdampfer »Viken« am 13. Juli gemacht hätten, als derselbe zu Frederickshavn in Jütland Passagiere ans Land gesetzt habe, einen Angriff, durch welchen das Leben einiger an Bord besindlicher britischer Un⸗ terthanen ernstlich gefährdet worden sel. Layard erwiedert, die Regierung habe zwar die Nachricht erhalten, daß von preußischen Truppen auf den er⸗ wähnten Postdampfer gefeuert worden sei; doch habe sie nichts davon vernom. men, daß englische Passagiere an Bord gewesen seien oder daß das Schiff überhaupt Passagiere ans Land gesetzt habe. Vermuthlich hätten die preußi— schen Truppen den Dampfer für ein dänisches Schiff angesehen. Der schwe—⸗ dische Minister habe in Bezug auf den Vorfall eine Rote an die preußische Regierung gerichtet und ohne Zweifel werde eine Untersuchung angestellt werden. Wyld bemerkt, er habe einen britischen Unterthan gesprochen, der zu der betreffenden Zeit an Bord des Dampfers gewesen sei und ihm eine Kugel gezeigt habe, die nahe an ihm vorbeigegangen sei. Heiterkeit) Sir J. Walsh fragt den Staatssecretair für die Kolonieen diesen Posten Fersieht interimiflisch Herr Cardwell an Stelle des immer noch nicht gene⸗ senen Herzogs von Neweastle ob er etwas dagegen habe, dem Hause die vor Kurzem eingetroffenen Depeschen des General. Gouverneurs von Canada und der anderen Gouverneure der britisch⸗amerikanischen Kolonieen in Bezug auf den neulich stattgehabten Ministerwechsel und das Projekt einer Föderal - Union jener Kolonieen vorzulegen. Cardwell ent⸗ gegnet, dem Vernehmen nach sei die in Canada durch die Vereini: gung der beiden politischen Parteien gebildete neue Regierung gesonnen, Maßregeln zu dem Zwecke auszuarbeiten, die constitutionellen Zwistigkeiten, welche bisher zwischen Ober und Unter -Canada bestanden hätten, auszugleichen, und zwar mit Zugrundelegung des sogenannten Föderativ - Prinzips, welches zunächst auf Canada selbst angewandt, eventuell aber auf die ans Meer stoßenden Provinzen des nordwestlichen Gebietes ausgedehnt werden sollten. Wenn diese Gesetzvorlagen durchgegangen seien, so würden sie seines Wissens der Regierung des Muͤtterlandes mitgetheilt werden, da sie aber noch nicht durchgegangen seien, so vermöge er weiter keine Auskunft über sie zu geben. Fitzgerald fragt den Unter-Staatssecretair für den Krieg ob es wahr sei, daß auf Verlangen des englischen Gesandten, Sir Rutherford Alcock, ein Regiment von Hongkong nach Japan beordert worden sei; und wenn dies der Fall, ob er sagen könne, zu welchem Zwecke man die Anwesenheit dieser Truppen in Japan verlangt habe. Der Marquis von Hartington ent- gegnet, die Regierung habe eine Depesche des in Hongkong stehenden Gene— rals Brown erhalten, laut welcher Sir Rutherford Alcock die Absendung der noch zur Verfügung stehenden Compagnieen des 2. Bataillons des 20. Regiments nach Jokuhama wegen der augenblicklichen Lage der Dinge in Japan begehrt habe und werden 6 Tompagnieen, d. h. ungefähr 800 Mann dahin abgehen. Lord Naas kündigt hierauf an, daß er am nächsten Freitag die Aufmerk= samkeit des Hauses auf diese japanesische Ezpedition lenken und sich über deren Zweck Auskunft erbitten werde. Auf eine betreffende Inter- pellation Mr. Vansittarts erwidert Mr. Cardwell (Kolonialminister), die Regierung wisse nichts von dem angeblich drohenden Wiederaus- bruche eines Kaffernkriege s, Mr. Maguire beantragt hierauf die Niedersetzung eines Ausschusses behufs Untersuchung der gegenwärtigen Lage der britischen Papierfabrication im Verhältniß zur Besteuerung des Auslandes. Der Redner behauptet, daß in Folge des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrages die britischen Papierfabrikanten die Kon— kurrenz mit dem Auslande nicht aushalten können, und daß ein wichtiger Industriezweig allen Uebeln des (ausländischen) Schutzzollsystemes ausgesetzt worden sei. Unvermögend, mit dem Auslande, welches seine Lumpen ⸗Aus— fuhr hoch besteuere, zu konkurriren, könne der britische Fabrikant keine neue Maschinen anschaffen, und wenn nicht Abhülfe getroffen würde, müsse man sich auf den Ruin der britischen Papierfabrication gefaßt machen. Der Schatzkanzler hat gegen die Niedersetzung des gewünschten Ausschusses nichts. einzuwenden, doch kann er unmöglich glauben, daß Mr. Maguire dies noch für die zu Ende gehende Session beantragen werde. Wenn er seine Motion zu Anfang der nächsten wieder einbringen wolle, werde die Regierung, mit Genehmigung des Hauses, keine Einsprache erheben. Er

selbst wisse wohl, daß einzelne Zweige der Papierfabrication durch die Auf. ebung der Einfuhrzölle arg zu leiden haben (namentlich Drucpapier und überhaupt alle mittleren Papiersorten), doch sei damit noch lange nicht be. wiesen, daß die ganze britische Papierfabrication sich am Rande des Unter gangs besinde. Auf Opfer müsse man sich bei jedem Uebergange vom Schutzzoll zum Freihandel gefaßt machen, so auch im vorliegenden Falle. Man habe in die Regierung gedrungen, daß sie sich bemühe, eine Herab. setzung der Ausfuhrzölle auf Lumpen beim Auslande zu erwirken, und er r. versichern zu können, daß Frankreich in dieser Richtung ehestens onzessionen machen werde. Um aber diesen nicht entgegen zu arbeiten, wäre es wünschenswerth, wenn die englischen Papierfabrikanten sich vorerst stille verhielten und nicht ewig von der überwiegenden Konkurrenz des Auslandes sprächen. Es entspinnt sich über dieses Thema eine längere Diskussion, an der sich viele Mitglieder betheiligen. Schließlich zieht Mr. Maguire seinen Antrag zurück, befriedigt durch die Zusage des Schatzkanzlers, daß die Regierung im nächsten Jahre die Niedersetzung eines Ausschusses nicht hindern werde. Mr. J. Smith beantragt die Riedersetzung eines speziellen Ausschusses, welches über die zweckmäͤßigste Panzerung von Kriegsschiffen Erhebungen machen und Bericht abstatten solle. Lord Clarence Paget (Unterstaatssecretair der Admiralität) hebt hervor, wie wenig ein solcher Ausschuß leisten könne, da mit jedem Tage neue Erscheinungen und Entdeckungen gemacht werden. In der That wird auch dieser Antrag schließlich zurückgezogen. Die Sitzung schließt um nach 1 Uhr Morgens.

20. Juli. In der heutigen kurzen Parlamentssitzung, in welcher sich kaum die zu einem Hause noͤthige Anzahl der Mit— glieder eingefunden hatte, kamen nur Sachen von rein lokalen oder privaten Interessen vor.

Die Hitze hat in den letzten Tagen eine für London ungewöhn— liche Höhe erreicht, und ist noch immer im Steigen begriffen. Kla⸗— gen uͤber allzu große Trockenheit treffen bereits aus allen Theilen des Landes ein; doch scheint es nicht, daß sie der bevorstehenden Ernte bis jetzt geschadet habe. Im Gegentheil, schon hat diese in mehreren der mittleren Grafschaften begonnen, und was bis jetzt ge⸗ schnitten worden, ist von allerbester Sorte.

Während der gegenwärtigen Assisen hat sich die Thatsache heraus- gestellt, berichtet die »lithogr. Corresp.., daß Verbrechen in Irland gegen früher sehr abgenommen haben. In fast allen Anreden an die große Jury ist die Polizei wegen ihrer Wachsamkeit, Thätigkeit und ihres Erfolges in der Entdeckung von Verbrechern gepriesen wor— den. In Enniskillen bemerkte der Richter, indem er von den Quellen der Verbrechen sprach, es gebe zwei große Typen jener unglückseligen religiösen Zwistigkeiten, die eine Unehre für das Land seien. Die meisten Verbrechen seien aus religiöser Animosität und aus geheimen Gesellschaften hervorgegangen, doch freue es ihn, wahrzunehmen, daß Orangisten Verbrechen in Abnahme begriffen seien, während das andere und bei weitem gefährlichere System das Land leider noch eben so sehr wie früher angefressen habe.

Frankreich. Paris, 21. Juli. Nach telegraphischer Mit

theilung meldet der ⸗Moniteur«, daß der Minister des Auswärtigen, Drouyn de Lhuys, seit mehreren Tagen bereits nach Vichy be— rufen ist, um mit dem Kaiser Raths zu pflegen. Der König der Belgier trifft heute in Vichy ein. In Frankreich macht ein Brief großes Aufsehen, den die Geist⸗ lichen Do use und Chaumont im Namen ihrer Kollegen in Lyon an den Kardinal Erzbischof von Lyon gerichtet haben, worin sie sich weigern, sich dem Wunsche des Erzbischofs zu fügen und ein Schreiben an den Papst zu richten, um ihm zu erklären, daß sie die päpstliche Entscheidung in Bezug auf die Lyoner Liturgie annehmen wollen. Sie erklären darin mit Bestimmtheit, daß sie sich nicht von den mehr als 1400 Geistlichen trennen wollen, welche eine Bitt⸗ schrift an den Papst gerichtet haben, um ihn zu ersuchen, ihre bis- herige Liturgie aufrecht zu halten.

.— In Bordeauz erregt ein jetzt im Bau befindliches eisernes Widderschiff neuer Construction großes Interresse. Das Schiff, Sphynx genannt, hat folgende Dimensionen: Länge 52 Meter, Breite 109 Meter, Tiefe des Raumes 5,20 Meter, Höhe der Schan zungen 2130 Meter, Tiefgang 4,80 Meter, Es ist vom Dec ab— wärts bis 1,80 Meter unter der Wasserlinie mit Eisenplatten von 10, 11, 12 Centimeter Dicke, je nach der Lage, gepanzert. Der Vordertheil ist mit einem furchtbaren Stahlschnabel, der einige Meter unter Wasser sitzt, versehen. Das Deck ist mit dünnen eisernen Platten zwischen Deckbalken und Decplanken überzogen und trägt zwei Thürme von starker Widerstandskraft. Der vordere Thurm ist mit einer Pivotkanone von enormem Kaliber versehen, um S0 0pfünd. Geschoß zu werfen und die anderen beiden Pivotkanonen sind lange 70⸗Pfünder. Es hat eine Doppelschraube und Maschinen von 300 Pferdekraft.

Rußland und Polen. Aus dem Königreiche Polen, 18. Juli, wird der Pos. Ztg., geschrieben: »Bis jetzt will es mit den Gutskäufen durch Ausländer noch keinen Fortgang nehmen. Es fehlt im Allgemeinen noch das Vertrauen und wer irgend einiges Vermögen hat und überzusiedeln gedenkt, zieht es vor, nach Rußland zu gehen, wo die Zustände geregelt und zuverlässig sind, und wo jetzt dem mit einigem Vermögen und noch mehr mit Umsicht und That⸗ kraft ausgestatteten Landwirthe ungleich mehr Vortheile zu Gebote stehen, als in Polen und Lithauen. Mehrere Vorfälle aus der

. Besorgnisse erwecken.

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jungsten Zeit dürften einen neuen Beweis liefern, wie der Haß der Polen gegen Deutsche durch den Aufstand noch zugenommen und der nach Polen einziehende Deutsche Verfolgungen von der Revo⸗ sutionspartei zu fürchten haben wird. Vor etwa fünfzehn Wochen kaufte ein Deutscher aus Mecklenburg in der Gegend von Radom in Gut und zahlte den Morgen magdeburgisch im Durchschnitt mit 35 bis 38 Rubel Silber. Zur Unterbringung des meist neu angeschafften Inventars und der in Aussicht stehenden Ernte mußte er, da fast alle Wirthschaftsgebäude verbrannt oder zerstört waren, vorerst einen Stall und eine Scheune bauen. Zu diesem wecke brachte er Bauleute aus Preußen und begann zu bauen. Als der von Holz aufgeführte Stall bis zur Bedachung fertig war, wurde er jedenfalls böslich angezündet und niedergebrannt. Dasselbe geschah in wenigen Tagen darauf mit der Scheune, zu der er die von einer früheren Scheune stehengebliebenen Wände benutzt und nur einen Dachstuhl darauf gesetzt hatte. Derselbe war fertig und schon belattet, als das Gebäude gänzlich niederbrannte. Im Lithauischen wurde vor einigen Tagen ein deutscher Besitzer, der ich vor Kurzem erst dort angelauft, von Bauern bis auf den Tod gemißhandelt. Die Uebelthäter hatten ihn in seinem eigenen Walde,

wo er mit einem Waldwärter Holz zum Bauen aussuchte, über⸗

allen. die ; irn, als die Bauern naheten. Die Untersuchung ist eingeleitet,

. der Gemißhandelte aber inzwischen gestorben.

Der Waldwärter, ein Pole, hatte sogleich die Flucht er⸗

Von der polnischen Grenze, 20. Juli, berichtet die »Ost⸗

see. Ztg. in Betreff der Verhaftung des Feldpredigers beim ehe maligen Taczanowskischen Insurgentencorps, Kapuzinermoͤnch Mazi⸗ mus Tor eja: -Der Verhaftete gestand bei seiner ersten kriegsgericht⸗ lichen Vernehmung / daß er nicht blos seit Zersprengung der Taczanows⸗ tkischen Insurgentencorps im Kloster sich versteckt gehalten habe, sondern daß es ihm auch seitens des Guardians gestattet gewesen sei, in der gKelosterkirche täglich Messe zu lesen. durch welches die feierlich und der übrigen Mönche, se un Maximus im Kloster nicht gewußt hätten, widerlegt war, wurde vdas Kloster Lond (wie bereits gemeldet)

In Folge dleses Geständnisses, abgegebene Erklärung des Guardians daß sie um den Aufenthalt der Paters

einige Tage später auf Be⸗ fehl des Militair - Commandeurs des Kalischer Bezirks von einer Militair Abtheilung besetz; und der Guardian und alle übrigen Mönche als Gefangene nach Konin abgeführt. Das Kloster Lond ist somit als faktisch aufgehoben zu betrachten. Es wird vorläufig als Militairkaserne benutzt. Das kriegsgerichtliche Urtheil gegen den

Pater Maximus soll bereits ergangen sein und auf den Tod durch Erhängen lauten.“ Ferner wird gemeldet: dem am 20. v. M. erfolgten t aus Galizien in die Woywodschaft Krakau tauchten auch in Pod—⸗ lachien mehrere kleine Banden . auf, die aber sofort von russischen Truppen verfolgt und schon nach einigen Tagen aufgehoben wurden. Um dieseselbe Zeit wurden auch im Kreise Lipno, im Plockischen, S einer bpande bemerkt, indem unweit der Stadt Lipno eine vier bewaffneten Insurgenten bestehende Patrouille aufgehoben wurde. mehreren Orten gleichzeitig gemachten Versuche zur Wiederbelebung deͤes Aufstandes deuten darauf hin, leitenden Macht gegeben war. Am 18. 8. hatte der russische Major Baron von Schwartz ; . fahrt auf der Weichsel das Unglück, zugleich mit seiner Gattin zu ertrinken, indem der Kahn, in dem sich beide befanden, umschlug. Der Verunglückte war der Adjutant des Fürsten Wittgenstein und hatte seine

Fast gleichzeitig mit Eindringen einer Insurgentenbande

in der Stärke von 15 20 Mann

Spuren einer Insurgenten⸗ Diese an daß der Befehl dazu von einer

aus Wloclawek bei einer Spazier-

unermuͤdliche Thätigkeit viel zur Beruhigung des Wloelaweker Militair⸗ bezirks beigetragen. Er hatte sich dadurch den ganzen Haß der polnischen Re⸗ volutionspartel zugezogen, deren Häscher wiederholt Angriffe auf sein Leben machten. Durch seine Besonnenheit und Kühnheit war er diesen Gefahren glücklich entgangen. (Nach einer beim Polizei- Präsidium in Danzig eingegangenen Depesche sind mit dem Baron Schwartz und seiner Frau der Geheime Staatsrath Peucker und die Frau eines hohen Staatsbeamten, Frau Kablon⸗ koff, ertrunken. In der Depesche wird das Polizei ⸗Prä⸗ sidium gebeten, die Leichen vorkommendenfalls in Schutz zu nehmen und in die Heimath zu senden. In Galizien dauern die Revistonen und Verhaftungen noch immer in kaum vermindertem Umfange fort. In Lemberg wurden im Laufe des vorigen Monats aus politischen Gründen 1003 Personen verhaftet, von denen 128 den Gerichten übergeben und 875 polizeilich bestraft oder freigelassen wurden. Zuverlässigen Nachrichten aus Paris zufolge ist Graf Johann Dzialynski in eine schwere Gemüthskrankheit gefallen, die zuweilen wirklich in Irrsinn übergeht. Sein Zustand soll ernste

Dänemark. Kopenhagen, 19. Juli. Die Regierung hat

. jetzt, schreibt man der »Weser⸗Ztg.“, endgültige Nachricht erhalten

über den Abschluß einer vierzehntägigen Waffenruhe und der Ma—⸗ rineminister, Orlogscapitain Lütken, hat in Folge dessen sofort die

Aufhebung der Blokade der preußischen und schleswig holsteinischen

Ostseehäfen angekündigt. Im Reichsraths Volks thing; mwoselbst

gestern die Adreßdebatte eröffnet wurde, um voraussichtlich noch

mehrere Tage hindurch fortgesetzt zu werden, benutzte der Minister präsident, Geheime Rath Bluhme, die Waffenruhevereinbarung dazu, die Zurücknahme des Adreßentwurfes zu erwirken, indem er vor zugsweise darauf hinwies, daß der durch den Entwurf beabsichtigte oder vorbereitete Ausspruch beider Reichsrathskammern, weil keines⸗ weges friedlich oder mit einer Antwort auf die Königliche Thronrede identisch, den demnächstigen Waffenstillstands oder Friedensverein barungen nur hindernd sein würde. Die gestrigen vier Hauptredner, nämlich der frühere Ministerpräsident, Bischof Monrad, der Professor Hammerich, der Redacteur Bille (. Dagbladet ⸗) und der Pastor Birke⸗ dal, waren inzwischen entgegengesetzter Anschauung, indem sie die Adresse um deswillen als eine politische Nothwendigkeit bezeichneten, damit das außerdeutsche Ausland durch den Beschluß des dänisch schleswigschen Reichsraths erfahre, daß in Dänemark fortgesetzt die Zusammengehörigkeit alles Dänischen als das Endziel aller politischen Bestrebungen betrachtet würde. Redacteur Bille sprach sich außer- dem mit großer Bitterkeit über die verführerischen englischen Ver sprechungen, sowie über die bedauernswerthe Haltung des Stockholmer Kabinets aus, indem er in letzterer Hinsicht ältere Worte des ge— sammtmonarchischen Obersten Tscherning des Inhalts zitirte, daß Dänemark von Schweden und Norwegen immer nur aufs Glatteis geführt werden würde. Hierauf entgegnete Bischof Monrad als⸗ dann, daß das Stockholmer Kabinet ihn als früheren Minister Präsidenten keineswegs irregeleitet, sondern stets, sowohl mit Nück= sicht auf dessen Rüstungen, als auch in Hinblick auf dessen sonstiges Auftreten Offenheit bekundet. Im Ferneren ließ sich Bischof Mon- rad über die politische Situation unter Anderm wie folgt ver- nehmen:

»Da die Integrität der Monarchie leider zerstoͤrt worden ist, und da ganz Europa, auch das Land (England), welches gegen Friedrich VII. von bound by honour gesprochen, seine Unterschrift verleugnet hat bildet die Integrität des dänischen Volkes für mich das Größte und Wefentlichste. Ich habe mein ganzes Leben bindurch für die Freiheit des Volkes gearbeitet, ünd dennoch würde mir die Wahl gelassen werden zwischen der Integri- tät des dänischen Volkes und der Bewahrung der Freiheit, so würde ich das Erstere wäblen, selbst wenn dadurch jegliche Spur der Freiheit zerstört werden sollte. Wird das dänische Schleswig dem deutschen Bunde einverleibt, so wird es rathsam sein, das eigentliche Däne mark dessen Schicksal theilen zu lassen. Möge das neue Kabinet das Ziel erreichen und möge dasselbe vor den Täuschungen und Demüthi⸗ gungen der früheren Ministerien bewahrt bleiben.“ ;

In der Tagespresse wird der Parteikampf augenblicklich init der größten Leidenschaftlichkeit geführt. Die gesammtstaatliche ⸗Flyve⸗ post. verheißt den Redakteuren von ⸗Faedeelandet⸗ und Dagbladet⸗˖ rücksichtlich der baldigen Bestattung der eiderdänisch · standinavischen Idee die Ausführung des Leichengräberamts und der dänische Lust⸗ spieldichter Erik Bögh (Redakteur von »Folkets Avis ⸗) nennt den Redakteur der regierungsfreundlichen Wochenschrift Kronen, Herrn Grüne, sogar schon einen frechen Lügner! Aus Jütland sind zahlreiche Familien nach der gegenüberliegenden schwedischen Küste

eflüchtet.

; 20. Juli. Nach telegraphischer Mittheilung der ⸗Hamb. Börs. Halle. theilt die Berl. Tid. mit, daß die Nachricht, Graf Moltke und Kammerherr Sick seien nach Wien bestimmt, unrichtig wäre. Quaade sei wahrscheinlich der eine Unterhändler, der zweite

noch nicht ernannt.

Amerika. Mexiko. Die ⸗Opin. Nat. erhält Nachrichten von dort, welche die Zustände daselbst in keinem rosigen Lichte erscheinen lassen. Rach den Versicherungen des Korrespondenten der »Opin. Nat. denkt Juarez nicht im entferntesten daran, abzudanken und auszu⸗ wandern. Er hat den Sitz seiner Regierung zu Monterey in Monte Nuovo, 137 Stunden von dem durch die Franco Mexikaner besetzten San Luis aufgeschlagen, nachdem er den Präsidenten dieses Staates, Vidaurri, mik leichter Mühe vertrieben. Den franzsischen Truppen halten die Juaristen allerdings nicht Stand, sondern wei ihnen allenthalben aus; allein auch selbst geschlagen und zersprengt, sammeln sie sich bald in größeren oder kleineren Banden von neuem und führen einen äußerst unbequemen Guerillakrieg weiter. Die ge⸗ sammten Streitkräfte Juerg belaufen sich auf etwa 20 25 Mann, von denen das 5 = 6000 Mann starke Corps Doblado s kürz⸗ lich von Oberst Aymard geschlagen wurde. Doch wird es sich viel⸗ leicht wieder sammeln. General Uraga hat etwa 5009 Mann, und wenn er selber auch das neue System anerkennt, so werden viele seiner Leute ihm nicht nachfolgen. Die Generale Patoni, Ortega, Espinola haben je 2000 Mann; eben so stark ist auch das Corps von Romero und Carbajal. Porfirio Diaz hat ungefähr 5000 Mann unter sich. Dazu kommen die unbekannten Streitkräfte einzelner Staaten, wie Guerrero, Tabasco, Yucatan, und zahlreiche Guerillabanden von 200 bis 250 Mann welche die Umgegend der großen Städte unsicher machen und die Communica- fion' nicht wenig erschweren. Bereiis ist eine gewisse Anzahl Nord⸗ amerikaner in Dienste des Juarez getreten, und als beachtenswerth wird der Umstand hervorgehoben, daß ber Gesandte der Union, Herr Corvin, kürzlich die Hauptstadt Mexiko verlassen hat, um Maximilian nicht als Kaiser anerkennen zu müssen.

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