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Trier, 26, Juli. Die =Triersche Ztg. meldet: Ein vor we⸗ nigen Tagen hier eingetroffenes Schreiben des apostolischen Nuntius in München an das hiesige Domkapitel theilt mit, daß Abt Ha= neberg, da ihm der . die Annahme oder Ablehnung der Wahl zum Bischof von Trier freigestellt habe, sich für die Ableh⸗ nung entschieden habe. In Folge dessen fand gestern bereits eine Sihung des hohen Domkapitels statt zur Einleitung der nunmehr nothwendig gewordenen Neuwahl.
— 27. Juli. Es sollen Verhandlungen im Gange sein, welche bezwecken, daß die zunächst Trier gelegene Strecke der Eifelbahn,
namlich Trier. Ehrang resp. Quint, schon im Herbst d. J. in Angriff genommen wird. Der bedeutende Bezug von Kohlen und Coaks für das Hüttenwerk Quint garantirt dieser Bahnstrecke schon eine er⸗ trägliche Rentabilität. Dieses Etablissement bezieht jetzt sein Brenn⸗ material theils per Schiff, theils per Bahn mit Umladung hierselbst auf Pferdefuhrwerk.
Hannover, 28. Juli. Die Kommission zur Ausarbeitung einer allgemeinen deutschen Civilprozeßordnung hat gestern ihre letzte Sihung gehalten, nachdem sie ihr Werk in erster Lesung been det. Zur zweiten Lesung wird dieselbe am 15. Januar k. J. hier wieder zusammentreten, wenn die Justizministerien der einzelnen Staaten Einsicht von dem Entwurfe genommen, resp. diesen ihrer Prüfung unterworfen haben. Bekanntlich hat der Kommission, als Grundlage für ihre Arbeiten, die hannoversche Civilprozeßordnung gedient; und der hannoversche Ober⸗Justizrath Herr Leonhard war zum Berichterstatter ernannt. Gleichwohl trägt das neu geschaffene Werk mannigfache Abweichungen von dem hannoverschen Gesetz, welche theils durch Rücksichten auf abweichende Verhältnisse in an- deren deutschen Staaten, theils dadurch bedingt worden, daß die Er⸗ fahrungen, die man seit dem Bestehen des Gesetzes in Hannover ge— macht, manche Aenderungen als wünschenswerthe Verbesserungen er— scheinen ließen.
Lübeck, 29. Juli. Der Großfürst Konstantin kehrte, wie das Wolff'sche Bureau meldet, gestern Abend mit seinem Sohne, welcher mit dem in der Ostsee fahrenden russischen Uebungsgeschwader in Travemünde angekommen ist, von dort hierher zurück. Ein eben⸗ falls mit diesem Geschwader angekommener Sohn des Kaisers von Rußland ist im hiesigen Hotel zur »Stadt Hamburg« abgestiegen und wird dem Vernehmen nach zu seiner Mutter, der Kaiserin von Rußland, nach Schwalbach reisen, während der Großfürst Konstantin mit seinem Sohne nach Berlin gehen wird. Heute sind in Trave⸗ münde zu dem gedachten Uebungsgeschwader das, wie man hört, 8 bis 10 Tage daselbst verbleiben wird, der Schooner »Kitkin« und ein Klipper gestoßen.
Sachsen. Leipzig, 29. Juli. Heute Vormittag 11 Uhr traf mittelst Extrazugs der Herzog von Braunschweig nebst zahl⸗ reichem Gefolge auf feiner Reise von Wien hier ein und setzte ohne Aufenthalt die Reise nach seiner Residenz ebenfalls mittelst Separat⸗ trains fort.
Coburg, 28. Juli. Durch eine im heutigen Regierungsblatte veroffentlichte Ministerial⸗Verordnung wird bekannt gemacht, daß, nach Aufhebung der seither im Königreich Sachsen bestandenen des— fallsigen Beschränkung, auch solche Handelsreisende, welche für mehr als ein Handels, oder Fabrikhaus Aufträge ausführen, auf Grund der ihnen von den Behörden des Heimathlandes ausgestellten Ge⸗ werbe⸗Legitimationskarten zur abgabefreien Besorgung der in den Karten bezeichneten Geschäfte von jetzt an zugelassen werden.
Hessen. Darm stadt, 28. Juli. Die Zweite Kammer fuhr, nach dem »Frankf. J, in der heutigen Sitzung in der Bera thung des Budgets: Abtheilung IX. „Ministerium des Innern, fort. Die von der ersten Kammer bewilligten 3000 Fl. für Unterstützun⸗ gen von nothleidenden Geistlichen wurden wiederholt abgelehnt. Das Ersuchen wegen baldmöglichster Einführung des Turnens in allen öͤffentlichen Schulen, dem die erste Kammer nicht beigestimmt hatte, wurde wiederholt. Bezüglich des Ansatzes für Kreiswundärzte beharrte die Kammer auf der beschränkten Bewilligung von nur
7755 Fl. mit den beigefügten Modificationen. Bezüglich der Kreis⸗ arztstellen ließ sie ihren früheren Beschluß wegen deren Aufhebung fallen und nahm statt dessen den milderen Antrag der Ausschuß= Majorität dahin an: »die Regierung zu ersuchen, die Kreisärzte nicht mehr auf Lebensdauer zu ernennen, sondern die Functionen derselben dem ausgtzeichnetsten Arzte des Kreises, jedesmal auf eine bestimmte Reihe von gahtn widerruflich zu übertragen.
— 2 i. Die Abgeordneten kammer beschloß,
Juli. nach einem . des Wolff'schen Büreaus, auf Antrag
des Abgeordneten 361 und Genossen, die Staats⸗Regierung zu ersuchen, zur endlichen Konstituirung Schleswig- Holsteins, zur Einsetzung seines »alleinberechtigten« Herrschers des Herzogs Friedrich und auf die unverzügliche Berufung der rechtmäßigen Volksvertretung Schleswig⸗Holsteins hinzuwirken, außerdem aber vereint mit den übrigen deutschen Regierungen die entschiedensten Maßregeln zu ergreifen und namentlich die Berufung einer allge— meinen deutschen Volksvertretung herbeizuführen.
Oesterreich. Wien, 28. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin
Schweiz. Der Republican aus dem Canton Tessin veröffentlicht zwei Exrlasse vom 12. und 13. Juli, welche verschäͤrfte
wahrscheinlichen Besuches von Mazzini in Lugano enthalten. Die
Polizeibehörden von Tessin sind über dieses Vorhaben Mazzini's durch den Bundesrath in Kenntniß gesetzt worden.
Niederlande. Haag, 29. Juli. Der Großfürst Nicolaus
weitergereist, um dort eine Badekur zu gebrauchen.
Belgien. Brüssel, 29. Juli.
Das von der Oppositionspartei angekündigte und nun- mehr veröffentlichte Manifest besagt, die Oppositionspartei habe durch einen Verzicht auf die Ausübung ihrer parlamentarischen Rechte (abstention) gegen eine Parteimaßregel Verwahrung ein⸗ gelegt, die man, wie offen zugestanden, durch eine Ueber- raschung einzuführen versucht hatte. — Die Loyalität ihres politischen Verhaltens verlange, auf diese äußerste Aggressivmaßregel zu antworten. Wir haben Vertrauen zu der Kraft unserer Institutionen, zu der Weisheit un — seres Königthums, zu der Intelligenz unseres Landes. Der Wille der Nation wird sich zu Gunsten einer Partei aussprechen, die durch Anstachelung des Patriotismus die Liebe zu den Institu— tionen erhöht, den Fortschritt begünstigt, einer Vermehrung der Ausgaben Einhalt thut und die Constitution zum Vereinigungs— punkt macht. Möge die Mäßigung die Parteien leiten, damit es der Regierung gelinge, die Einigkeit wiederherzustellen. (Tel. des Wolff'schen Bur.)
Großbritannien und Irland. London, 28. Juli. In beiden Parlamentshäusern fanden gestern kurze Sitzungen statt, in denen ohne viel Diskussion stark aufgeräumt wurde. Eine Ober- haus Sitzung am Mittwoch gehört zu den seltensten Ausnahmen, aber es ist jetzt der allgemeine Wunsch, sich zu sputen, damit man die Session am Sonnabend endlich zu Grabe tragen könne. Im Unterhause wurde die Bill zur Genehmigung des Verbrecher⸗Aus— lieferungs-Vertrages mit Preußen von der Regierung ohne Bemer- kung zurückgenommen. Wahrscheinlich wird sie nächste Session in verbesserter Form wieder eingebracht werden.
Die »Times« bemerkt über diese Angelegenheit:
»Die argwöhnische Wachsamkeit des Hauses der Gemeinen hat ohne Zweifel einen großen Mangel in dem preußisch - englischen Auslieferungs-⸗ Vertrage entdeckt. Das unverletzbare Asyl, welches England politischen Flüchtlingen bietet, ist etwas, auf das wir mit Recht stolz sind. Es kommt in gleichem Maße absolutistischen wie revolutionairen Verbannten zu Gute, Leuten, die vor dem Terrorismus von Fürsten, wie Leuten, die vor dem
Terrorismus des Pöbels geflohen sind. Der populärste englische Minister seiner Zeit ward gestürzt, weil man ihn im Berdachte hatte, er hege die Absicht, jenen Schutz nicht mehr in vollem Maße zu gewähren, welchen wir allen politischen Verbrechern angedeihen lassen. Preußen darf nicht erwarten, die Zugeständnisse zu erhalten, welche wir Frankreich versagt haben. Zwar giebt es einen Präzedenzfall, welcher vollständig auf die Tonvention paßt, die das Parlament jetzt sanktioniren soll. Die englisch⸗preußische Convention von diesem Jahre ist identisch mit einem im Jahre 1862 mit Dänemark abgeschlossenen Vertrage, und man wird uns, wenn wir uns weigern, sie gutzuheißen, vielleicht niedrige und unwürdige Beweggründe andichten. Nöthigenfalls müssen wir uns eine solche Mißdeutung gefallen lassen. Die Artikel des mit Dänemark abgeschlossenen Auslieferungs ⸗ Vertrages gingen per ineuriam durch, und es würde besser sein, sie sofort zu reformiren, als den einmal begangenen Irrthum zu wiederholen «“
„ — Der »Royal Sovereign«, das erste mit beweglichen Schieß⸗ thürmen ausgestattete Schiff der britischen Flotte, hat während der letzten Tage Probefahrten im Süden der Insel Wight gemacht, welche eben sowohl wie die an Bord vorgenom⸗ menen. Schießproben vortrefflich ausgefallen sind. Man hatte sehr gefürchtet, daß durch das Feuern mit so gewaltigen Pulverladungen (35 — 40 Pfd., die Schrauben und Nietnägel sich lösen, die Dachapparate der Thürme den Dienst versagen und wer weiß „was sonst noch für Unfälle sich ereignen würden. Das ganze Unglück bestand aber darin, daß ein paar Scheiben in Stücke flo⸗ gen, sonst blieb alles niet, und nagelfest, und die Drehapparate arbeiteten vortrefflich, Heute liegt das Schiff bei Osborne vor An⸗ ker, da die Königin den Wunsch ausgesprochen hat, es zu besichtigen. — In ihrem Marktberichte sagt heute die Times«: »Beinah zum ersten Mal sind heute die Berichte von den verschiedenen Städten des Kontinents in Betreff der nordamerikanischen Staatsschuldscheine ängstlich und ungünstig in ihrem Tone, und in Folge dessen war der Markt darin hier heute schwach.«
— Beim Lord⸗Mayor war gestern große Tafel zu Ehren der Mi⸗ nister. Es waren 250 Gäste geladen und von den Ministern die meisten anwesend, während das diplomatische Corps blos durch den holländischen und schwedischen Gesandten vertreten war. Letzterer beantwortete den auf die gesammte Diplomatie ausgebrachten Toast in höflichen Allgemeinheiten, und auch Lord Palmerston hielt es für
ist heute Vormittag wieder in Schönbrunn angekommen.
zeitgemäß, nicht in politische Details einzugehen, sondern blos zu versichern, daß die Regierung so gehandelt habe, wie es ihr Pflicht-
Verordnungen des Polizei⸗Kommissars Veladine in Betreff eines
ist gestern Abend hier eingetroffen und heute nach Scheveningen
z erwsdert Layard, England : - a anerkennen, sobald derselbe der englischen Regierung angezeigt habe, daß langt sei,
. dem 7. und 10.
. ju seiner Antwort auf Renan's Buch
wuünscht und zugleich ö e — daß k fen st: Regierung das von Louis Veuillot früher redi⸗
girte Univers, unterdrückt hat.
ᷣDivisions-General zum Unter- Gouverneur —ᷓ und Herr Mereier Lacombe, bisheriger General ⸗ Direktor des nunmehr aufgehobenen Civil ⸗ Departements, zum Straßburg ernannt worden.
zal verübte Attentat. ͤ a, ist von Beja zurückgekehrt und hat eine von den auf⸗ sändischen Arabern umzingelte und dezimirte Kolonne seiner Truppen Lelassen.
; Weise ausgebrochen, ber die Mittel zur Vernichtung
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Auf auswärtige Politik ließ er sich schon sprach nur von dem steigenden Wohlstande Nicht so
ihr eingegeben. ih, ein, sondern sp 9 Landes, von Ermäßigung der Einfuhrzölle u. dgl.
Russell, der unter Anderem bemerkte; ( on mag Manchem scheinen,
auf
daß das Haus der Lords mir in Bezug
meine Leltung der auswärtigen Angelegenheiten des Landes nicht jenen
on Vertrauen gezeigt hat, auf welchen ich ein gewisses Anrecht zu
(Beifall und Heiterkeit) doch gereicht mir der Gedanke zur
ung, daß dieses Mißtrauen des Hauses der Lords, welches sich übri⸗
Wirklichkeit auf jene Lords beschränkte, die sich in fernen Theilen
es befanden (es bezieht sich dies auf die im Oberhause statthafte
gabe durch Stellvertreter), in sehr übertriebenen Farben dargestellt
6. Meine Ansicht ist, daß England nie stolzer dagestanden hat
in Einfluß in allen fremden Ländern nie größer gewesen ist, als ärtigen Augenblicke.« ᷣ . .
Juli. Unterhaus. Auf eine Interpellation King⸗
ĩd werde den Kaiser Maxzxi⸗
er in den Besitz der Hauptstadt Mexiko ge—
Später wurde das Parlament vertagt. Das Wolffsche Büreau
berichtet darüber:
Die Königin spricht in der Thronrede das Bedauern aus, daß die Bemühungen ihrer Regierung im Interesse des Friedens fruchtlos gewesen sind, hofft indeß zuversichtlich auf baldige Her⸗ stellung des Friedens im Rorden Europas. Die Abtretung von Jonien an das Königreich Griechenland sei mit Genehmigung der Unterzeichner des Traktates vollzogen. Hinsichtlich der Differenzen zwischen dem Fürsten Cusa und der Pforte sei eine Ausgleichung durch die Mächte England, Oesterreich, Frankreich, Preußen und Rußland erzielt. Die Königin bedauert die Fortdauer des Krieges in Nord⸗Amerika und , an 6 bisher beobachteten Neu⸗
ität auch ferner festhalten zu wollen. . n , 6. 28. Juli. Der Kaiser wird zwischen
August in Paris zurückerwartet. Unabhängig von den französischen Truppen-Abtheilungen, welche
; zus Mexiko zurückberufen werden, wird auch die im Golf von Nexiko er io tte fran zösisch e Flotten⸗Abtheilung um die Föähsste vermindert werden.
Der Marine und Kolonien⸗Minister hat eine unter dem Vorsiß
des Admirals Didelot stehende Kommission ernannt, welche sich mit der Konstruirung neuer Geschützstände für die Marine⸗ Artillerie zu beschäftigen hat.
Der Fürst Eu sa soll krank sein. Ein Gerücht behauptet sogar,
ö er sei von der epidemischen Krantheit befallen, welche die Tscherkessen nit nach Konstantinopel gebracht haben.
t hat in einem besonderen Breve Louis Veu illlot J „»Das Leben Jesus Glück ge⸗ darin sein Bedauern darüber ausgesprochen,
zufolge ist ein
Dem »Courrier de l'Algérie« e von Algerien
— 29. Juli.
Präfekten von
gegen den Konsul de
86 z Tunis bestätigen das Briefe aus Tunit stätig der sich krank ge⸗
General Ismael,
durch Fieber und Desertionen nebst zwölf Kanonen zurück-
Spanien. Mad rid, 27 Juli. Die . Gaceta⸗ veröffent
licht das Dekret, welches einen Dircctionsrath für die Errichtung einer Statue vvird sich in der Kürze nach Asturien begeben.
des Christoph Columbus ernennt. — Mon
Italien. Turin, 26. Juli. Die Auflösung der Kam
] mer, wird der Köln. Ztg. geschrieben ist noch immer Gegenstand der Diskussionen des Ministerrathes. Me . ! ,, Augenblick für die Ausschreibung allgemeiner Wahlen für wenig geeignet. ] ö uva 135 unvollendete Gesetzentwürse uni klassen,
Mehrere Minister halten den Außerdem würde die gegenwärtige Kammer
in Venetien ist jetzt das Brigantenwesen in ähnlicher wie es Unter ⸗-Italien öh. . ,
ist alsbald eine Kommisslon niedergesetzt worden, um . dieser Banden ö r n. Dieselben sind aus Deserteuren aus der im Süden stehenden italieni⸗ 3 e. zusammengesetzt. Das Terrain ist diesen Briganten
— Auch
jedoch wenig günstig.
— Auf dem in Genf sich versammelnden internationalen Kon⸗ greß für ö Unterstützung Verwundeter in Kriegszeiten wird die stalienische Regierung durch den Divisions · Arzt Felvy Bareffio, der am Militair⸗Hospital in Turin angestellt ist vertreten werden. Sectionschef im General⸗Direktorium der Po⸗
ch mit der Ueberwachung
lizei, Riceiotti, chtigen beauftragt ist,
der ihrer politisch
griechischen Fahrzeuge eingeschifft,
ist ein Attentat ausgeführt worden: ein Unbekannter versetzte ihm in der Nähe der Kirche San Salvatore in Lauro mit einem Stilet einen Stich in die Brust, welcher lebensgefährlich, aber nicht tödtlich war. Nach längerem vergeblichen Nachforschen glaubt man jetzt den Thäter in Händen zu haben, einen Deserteur vom päpstlichen Mi⸗ litair, Namens Gregorini. rin
Griechenland. Athen, 16. Juli. Das Ministerium Balb, schreibt man der -A. A. Ztg., Hat seine Entlassung nach. gesucht, die aber noch nicht angenommen worden ist Der Minister- Präsident selbst hat sich als krank gemeldet und ist bereits ins Bad abgereist. Der Nachruf, den ihm die Athenische Presse widmet, ist nichts weniger als schmeichelhaft. — Auch die Universität hat sich wieder ermannt und durch die Wahl der drei Kan⸗ didaten für das Rektorat gezeigt, daß der Schlund der Revolution hier ebenfalls geschlossen ist. Von den drei sehr ehrenwerthen Männern wurde der Professor der Natur⸗ geschichle, Mitzopu los, zum Rektor ernannt, Die Wahl. findet die allgemeinste Billigung. — Die aus den Gefängnissen Tripolitza's entflohenen Verbrecher haben sich im Hafen von Kalamata auf einem gegen sehr reichliche Belohnung des Schiffscapitains, der sie irgendwo ans Land setzte. — Athen selbst wurde vor drei Tagen der Schauplatz von Mord und Ver— wundungen. Die Bewohner zweier Dörfer stießen in der Haupt⸗ straße Athens auf einander, man zog die Revolver, der Gemeinde ⸗Vor⸗ stand erhielt einen Schuß in den Kopf, an dem er bald darauf starb; sein Sohn und noch zwei andere der Gegenpartei wurden schwer ver⸗ wundet. Die Polizei erschien, nachdem die Schlacht vorbei war.
Türkei. Konstantinopel, 20. Juli. In Smyrna herrscht eine große Paniqgue und die Christen daselbst fürchten einen Angriff von Seiten der türkischen Bevölkerung. Die Ge—⸗ schäfte sind eingestellt. Es sind große Vorsichtsmaßregeln ergriffen worden, um dem Aufstande zu widerstehen und die Konsuln haben an ihre respektiven Gesandten in Konstantinopel geschrieben, um Bürgschaften zu verlangen. Die ottomanische Regierung hat geantwortet, sie halte diese Besorgnisse für unbegründet. Indeffen ist das Heer nicht, bezahlt, das Elend des Volkes steigt fortwährend, die Bettelei ist im Wachsen begriffen und die fanatischen Predigten der Derwische unterhalten selbst in Kon⸗ stantinopel Besorgnisse. — Stuart Direktor der Kaiserlichen Bank, der von einem türkischen Solbaten mißhandelt und von einem Offizier beschimpft worden war, hat für diese doppelte Uebel⸗ that Genugthuung erhalten. — Der Sultan schickt den Brigade⸗ General Satich ins Lager von Chalons.
Die amerikanische Gesandtschaft hat in Betreff der angeord- neten Schließung der protestantischen Missionen und der Einschließung muhamedanischer Konvertiten intervenirt und die eng⸗ lische Gesandtschaft sich ihr angeschlossen, .
Nußland und Polen. St. Petersburg, 2 Die Kuppel der Verklärungskirche ist eingestürzt. Eine der 4 Gra— nitsäulen, welche jene Kuppel trugen, brach und die Untergewölbe der Kirche wurden dadurch an zwei Stellen eingedrückt. Zum gro⸗ ßen Glück hatten die Arbeiter kurz vorher ihre Reparaturen ein⸗ gestellt; bloß zwei wurden unter' den Trümmern der Kuppel zerschmettert, aber die Unvorsichtigkeit des Publikums hat das Unheil zu einer gräßlichen Katastrophe gestaltet. Das Er— eigniß hatte eine solche Masse Neugieriger angelockt, daß jeder Verkehr zwischen dem Orte der Katastrophe, der Straße und Kirche vollständig gehemmt ward; die Polizei war außer Stande, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Im Moment, wo die Masse am dichtesten gedrängt stand, krachte es im Innern des ein gebrochenen Baues; Entsetzen befiel die Menge, und dieser Menschen- knäuel wälzte sich nun aus der Kirche heraus. Alsbald waren alle Ausgänge verstopft und plotzlich brach sodann, durch den furchkbaren Andrang dieser Taufende, die ganze Kirche zusammen. Die Zahl der Opfer ist noch unermittelt.
Von der polnischen Grenze schreibt man der * Ostsee⸗ 8. unter dem 28. Juli: In Folge des Amnestie / Erlasses des General Gouverneurs Murawieff sind bis jetzt 50 Flüchtlinge aus dem Auslande nach Litthauen zurückgekehrt, die nach Stellung der vor⸗ schriftsmäßigen Bürgen unangefochten in ihrem früheren Heimaths . brte leben. Vier andere Flüchtlinge (darunter der ehemalige In surgentenführer Wolski) die in der Absicht, eine Räuberbande zu or. ganisiren, nach Litthauen zurückgekehrt und mit den Waffen in der Hand ergriffen waren, wurden kriegsrechtlich erschossen. Im Wilnaer Amtsblatt werden abermals 20 polnischen Besitzern gehörige Güter aus dem Gouvernement Wilna zur offentlichen Licita tion aus geboten, die lediglich wegen Privatschulden und rückständiger Con. fribution verkauft werden sollen. Auch mehrere konfiszirte Häuser n der Stadt Wilna sind bereits im Wege der öffentlichen Licitation verkauft worden. Die Meistgebote , auf die der Zuschlag erfolgte, betrugen kaum den zehnten Theil des ei entlichen Werthes. So wurde z. B. ein dreistöckiges Haus mit 560, ein zweistockiges mit 150 SRo. bezahlt. Beide Häuser haben die vortheilhafteste Lage und befinden fich in gutem baulichen Zustande. Die Käufer waren
Russen. — Von glaubwürdiger Seite wird mir versichert,