1864 / 211 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

tung eines zu einer öffentlichen Versammlung sprechenden Mannes

und im modernen Kostüm dar une n d . Sir George . Cornewall Lewis, ein weiser und ehrlicher Staatsmann, ein gründ- licher Gelehrter, ein liebevoller und treuer Freund; Parlamentsmit⸗ glied für die Grafschaft Hereford von 1847 1852; Chief Steward der Stadt; Schatzkanzler von 1855 1858; Staats Secretair des Innern von 1859 1869, Kriegs-⸗Secretair von 1860 1863. Ge— doren 1806 gestorben 1863.“ Lord Palmerston sprach sich über seinen früheren Kollegen folgendermaßen aus:

»Selten hat ein Mann, der eine große politische Laufbahn durchgemacht hat, sich solche Ansprüche auf die Hochachtung und Bewunderung seiner Landsleute erworben, wie der verstorbene Sir George Lewis. Ich daif wohl sagen, daß der ganze thätige Theil seines Lebens auf die eine oder die andere Weise dem Dienste seines Vaterlandes gewidmet war. Während des späteren Theiles seines Lebens bekleidete er einige der schwierigsten und wichtigsten Staaatsämter. Als Schatzkanzler leitete er während des Krimm— krieges in einer Zeit voll großer Besorgnisse und großer Schwierig keiten die Finanz - Angelegenheiten des Landes, und es ist vollkommen wahr, daß es nie einen Finanz⸗Minister gegeben hat, der sich in höhe— rem Grade, als Sir G. Lewis das Vertrauen jenes ganzen Han— delsstandes, welcher ein so großes Interesse an der pünktlichen und verstän digen Verwaltung dieses Departements hat, erworben und erhalten hätte. Später übernahm er das Ministerium des Innern und erwarb sich in sei⸗ nem fortwährenden Verkehr mit der Gentry, dem Adel und den verschiede nen Körperschaften, die etwas mit der inneren Verwaltung zu thun haben, die Achtung und das Vertrauen Aller. Leider ward der Posten des Kriegs= Ministers durch ein beklagenswerthes Ereigniß erledigt und Sir G. Lewis übernahm, nicht aus eigener Neigung indem er lieber in seiner bisheri— gen Stellung verblieben wäre —, sondern auf meine und anderer Regie rungs Mitglieder ernstliche Bitten die schwierigen Pflichten des Kriegs- De— partements. Diese Pflichten erfüllte er in bewunderungswürdiger Weise, und ich kann nicht glauben, daß sie, so schwer sie auch auf ihm gelastet haben mögen, zur Verkürzung seines werthvollen Lebens beigetragen haben. In allen diesen wichtigen oͤffentlichen Stellungen entwickelte er eine Viel⸗ feitigkeit des Talentes, in welcher ihm vielleicht nur wenig Menschen gleich, gekommen sind. In der parlamentarischen Debatte eniwickelte er Geschich⸗ lichkeit und Tüchtigkeit. Wo es die Vertheidigung seiner Meinungen galt, bot er allen seinen Gegnern männlich die Stirn, jedoch mit einer Ruhe, einer Mäßigung und einer Macht kaltblütiger Logik, welche es verhinderten, daß er, obgleich er Manchen überzeugte, der früher anderer Ansicht gewesen war, und obgleich er seine politischen Gegner widerlegte, selbst in der Hitze der Debatte sich je einen Menschen zum persönlichen politischen Feinde machte. Jeder, der weiß, wie leicht in allen Lebenskreisen die Leidenschaften aufgeregt werden, wenn man sieht, wie Ansichten, die den eigenen zuwiderlaufen, von talentvollen Gegnern vertheidigt werden, und wie ungern der mensch— liche Geist Widerspruch erträgt, wird einsehen, wie viel Gutmüthigkeit, wie viel ruhige Mäßigung, wie viel Kraft der Argumentation in einem Geiste wohnen mußte, der eine Nacht nach der anderen, ein Jahr nach dem anderen die Debatten im Hause der Gemeinen durchmachte, bald Angriffe zurückweisend, bald strebend, Andere zu seinen Meinungen zu bekehren, und obgleich als tüchtiger Redner ausgezeichnet, doch niemals durch irgend ein leichtsinniges Wort, oder dadurch, daß er sich von seinen Gefühlen hin— reißen ließ, einen politischen Gegner in einen persönlichen Feind verwan— delte, Aber nicht nur als Politiker war Sir G. Lewis sehr ausgezeich- net. Es gelang ihm in einer Weise, welche nicht allein die Bewunderung, sondern auch das Staunen derer, die ihn kannten, erregte, während ihm beinahe während der ganzen aktiven Zeit seines Lebens die Er— füllung öffentlicher Pflichten von mehr oder minder großer Wichtigkeit oblag, die sämmtlich große Hingebung und viel Zeit erforderten, sich so viel— seitige, ausgedahnte und gründliche Kenntnisse aller Art zu erwerben, wie das selbst denjenigen, die weiter nichts zu thun haben, als sich mit gelehrten Studien zu befassen, nur selten gelingt. Als Privatmann war er einer der gelehrtesten, wie als Staatsmann einer der thätigsten Menschen. Aber bei allem seinem Wissen lag in seinem Wesen eine schlichte Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. Er prunkte nie unnöthigerweise mit seiner Gelehrsam— keit und es konnte leicht J.imand Stunden lang in seiner Gesellschaft zu— bringen, ohne, die Unterhaltung müßte sich denn um Gegenstände gedreht haben, über welche Sir G. Lewis unendlich besser unterrichtet war, als die jenigen, mit welchen er in Berührung kam, eine Ahnung davon zu haben,

welchen . Wissen dieser Mann in seinem fleißigen Kopfe aufgespei⸗ chert hatte. Die hervorragendste Eigenschaft seines Geistes war der Durst nach Wahrheit. Er gehörte nicht zu den Leuten, die keinen Widerspruch vertragen können. Sein Hauptstreben ging vielmehr dahin, durch Ver⸗ gleichung seiner Ideen mit denen Anderer, sei es Lebender oder Todter, sei es in der Unterhaltung oder in Büchern, zur Wahrheit zu gelangen und die Richtigkeit oder Unrichtigkeit bestimmter Meinungen zu erproben. Diese Eigenschaft besaß er in höherem Grade als beinahe irgend Einer, den kennen zu lernen ich das Glück gehabt habe, und sie machte ihn als Staatsmann denen theuer, mit welchen er zu verkehren hatte. Aber im Privatleben er— warb er sich durch die Wärme seines Herzens, seine Treue in der Freund— schaft und die vollständige Abwesenheit jeglicher Selbstsucht die Liebe aller seiner Freunde und Verwandten und floͤßte denen, welche ihm im häus— lichen Kreise nahten, noch tiefere Gefühle ein, als irgend einem derer, welche hier versammelt sind, um sein Gedächtniß zu ehren. «

Die »Times« bringt einen Brief aus Drontheim vom 26sten August, welchem zufolge Prinz Alfred und seine Begleiter gegen Ende des Monats Juli die Gäste des Herzogs von Roxzourgh in dessen berühmtem Fischrevier am Flusse Alten in Finnmarken gewe— sen waren und dem Vergnügen des Lachsfanges obgelegen hatten. Am 1. August war das Schiff »Racoon«, welches den Prinzen an

Bord hat, noch weiter nordwärts nach Hammerfest an dem Nord⸗— kap gesegelt, am 5. wieder am Alten Elv, wo abermals eifrig ge— fischt wurde, am 16. zu Tromsö, wo ein Ball auf dem Schiffe

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veranstaltet wurde und di 6 der Landestöchter das

der e er erregte, und am 24. in Drontheim . Frankreich. Paris, 5. September. Die Absendung d Verstäͤrkungen nach Algerien hat begonnen und der Courtier n [Algerie bestätigt, daß der Herbstfeldzug eröffnet werden wird s bald die Truppen in Algerien auf die Stärke gebracht sind, hhelt⸗ die ernste Lage erheischt. Der neuerdings erfolgte Abfall der ga bas und anderer Stämme, die Ermordung von Franzosen in Provinz Constantine an Punkten, wo seit Jahrzehenden pn gleichen nicht gefürchtet, geschweige denn gesehen ward, so wie ne vielen Waldbrände beweisen zur Genüge, daß die Araber sich ö bilden, mit den Franzosen fertig zu werden und sie wenig stens auf den Küstengürtel, das Tell, beschränken zu können. Die Unruhen in Tunis kommen hinzu, wie sich denn überhaupt unter den Moha⸗ medanern von Marokko bis Damaskus eine scharfe Gährung fühl. bar macht.

6. September. Der Kaiser wird morgen in St. Cloud einem Ministerrathe präsidiren.

Die »Patrie« meldet, daß die Kaiserin heute Abend nah Schwalbach, im Herzogthum Nassau, abreisen und einen Monab daselbst zubringen wird.

Italien. Turin, 3. September. Am 31. August Abends is man mit den Erdarbeiten an der Toscana und die Lombardei verbin. denden Eisenbahn so weit gekommen, daß nur noch 109 Meter dez Apenninen⸗-Tunnels zu durchstechen sind. Man hofft damit in hoch. stens 10 Tagen fertig zu werden, so daß die Eisenbahn, welche Toscana mit Mailand und Turin verbindet, wohl schon am 1. No— vember wird eröffnet werden können. Der juristische Kongreß wird in der zweiten Hälfte des Oktober in Florenz sich versammeln Die Initiative gehört den Herren Gabba, Advokat und Professon Dr. Sbarbara, dem ehemaligen Minister Mancini und dem Depn tirten Mosca. 3

Türkei. Aus Konstantinopel, 29. August, wird de Independance geschrieben, daß die rumänische Regierung, die be kanntlich für die Säeularisation der Klöster den heiligen Orten eint Entschädigung von 80 Millionen Piaster zu zahlen sich erboten hatte

diese Summe aus freien Stücken auf 150 Millionen erhöht habe

und daß der Patriarch, der, wie gemeldet, keine Rechtstitel beizu⸗ bringen vermag, sich hoffentlich nunmehr einverstanden erklären werde. Nubar Pascha, der am 27. August von Alexandti abgefahren sein sollte, wurde in Konstantinopel erwartet, wo er de Pforte über die Suez⸗- Kanal- Angelegenheit Bericht erstatten soll. Der englische Botschafter hatte deshalb seine Abreise noch verschoben. * Der österreichische Internuntius, der sich neulich so bedeutend am Knie verletzt hatte, war wieder so weit hergestellt, daß er ausgehen 3 and P

Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze 5. September. Der »Glos wolny⸗ läßt ich . . der neuesten Erlasse der sogenannten National-Regierung, dur welche Joh. Kurzyna zum bevollmächtigten Repräsentanten außer halb des russischen Antheils und Alexander Guttry zum außa— ordentlichen Kommissar für Frankreich und England ernannt ih also aus. »Daß eine Aenderung in der inneren und äußeren Organisation der Bestrebungen des polnischen Patriotismus drin gend nothwendig war, beweist die beklagenswerthe Lage, in welche die bisherigen Leiter die Nationalsache gebracht haben, Die ewigen Todtengräber Polens, die Czartorysküs, Zamojskiz Sapieha's und ihr Anhang, haben ihr Werk beendigt, indem sie den Aufstand todt gemacht. »»Im Lande herrscht Frieden, und hinaus geworfen ist die Emigration«n, so hat man sich schon geäußert i den Kreisen dieser Herren, und hat dadurch lebhaft erinnert an daß von der Tribüne der französischen Kammer nach der Niederwersunh des Aufstandes von 1831 ausgesprochene Wort: »»In Warschau herrscht Ordnung««. Mit dem völligen Bankerott der Politik, welche durch bewaffnete Manifestationen, die Langiewiczsche Diktatur, Ser Expeditionen, den Haß der Revolution und amtliche Siegel die Ruseen schlagen oder wenigstens zu dem glücklichen Zustande loyaler Intti— guen zurücktehren wollte wir sagen, mit dem Falle jener Pe litik, deren letzter Repräsentant im Auslande, Fürst Adam Sapiehn war, ist wieder, wie nach dem Falle des November⸗Aufstandes von 1831, eine Epoche tiefen Nachdenkens, gewissenhafter Arbeit un ernsten Nationaldienstes gekommen. Die Wunden der Nation sind schrecklih, die Niederlagen unermeßlich; aber diese Wunden um Niederlagen sind Zeichen der Wiedergeburt, der inneren Umgestal⸗ tung, sind ein großer Schritt vorwärts auf dem Schicksalsweg Polens. Heute wendet der Geist der polnischen Nation sich sichtbar dahin, wo ungeachtet dreißigjähriger Arbeiten und Erfahrun— gen die ewigen Todtengräber Polens ihn nicht suchen woll ten. Heute straft das polnische Volk Rußland, die Halb maßvollen des Adels, die Ungläubigen aller Farben Lügen. Es wird nach den bewaffneten anifestationen zu d. nem Kampfe mit den Erbfeinden schreiten, der sich weder durch di Flucht ins Ausland, noch durch Koquettiren mit dem Czarenthum beendigen läßt. In einer so wichtigen Epoche, wie die gegenwärtig wo der Nationaldienst in Bedingungen eingetreten ist, die gänzli

Fregatte ist vorläufig nach Kopenhagen bestimmt.

Polszeimeister bekannt, daß es b hun glzeigt hat, daß das Wasser in verschiedenen Brunnen der Stadt in

hohem Grade verdorben und

die Ausbreitung typhöser und iebe den schlechten Zustand des Trinkwassers zurückführen lasse.

Korrespondent der

werden wird.

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paschieden sind von denen, mit welchen man das Land funfzehn monate hindurch getäuscht hat, war eine radikale Reform der Orga.

nisation der nationalen Arbeiten dringend nothwendig. Jeder Tag za Verzögerung dieser Reform brachte der Zukunft der Nation un. trechendaren Schaden, jeder Tag der Fortdauer der inneren Auf— sung und Anarchie belastete Diejenigen mit Verbrechen, welche ihre pflicht erfüllen konnten, aber nicht wollten.

Schweden und Norwegen.

(Osts. Ztg.) Stockholm, 4. Septem⸗ het. Ueber die Entstehung des gestrigen Unglücks Aufsliegung der Nobelschen Nitro⸗Glyeerin-Fabrik) liegen folgende Nachrichten vor; Der jungste Sohn des Ingenieurs Nobel, Emil Nobel, war mit „nein Technologen Hertzman mit Experimenten beschäftigt gewesen, die zum Zwecke hatten, eine einfachere Bereitungsmethode des Nitro⸗ Glycerin herzustellen, welche es zugleich leichter explodiren mache. Durch eine Unvorsichtigkeit dabei entstand eine Explosion, welche sich dem übrigen in offenen Behältern verwahrten Nitro Glycerin mit— heilte. Letzterer Stoff entzündet sich bekanntlich nur bei einer Hitze pon 180 Grad oder durch die Explosion eines Gegenstandes an sei— zer Oberfläche. E. Nobel und der Technolog nebst einem jüngeren Knaben und einem 19jährigen Mädchen, welche hülfreiche Hand beim Erperimentiren leisteten, wurden total verbrannt an verschiedene Ctiellen geworfen. In der Fabrik waren ungefähr 200 Pfd. Nitro⸗ Glycerin, welche an Kraft einer Pulvermenge von 1200 Pfd. ent- sprechen / außerdem einige 100 Pfd. Salpeter und Schwefelsäure. Dänemark. Kopenhagen, 3. September. Vom Kriegs- Ninisterium ist dem Vernehmen nach wieder eine Kommission nieder⸗ gesezt, bestehend aus dem Artillerie- Major Kauffmann, dem Secre⸗ tair des Kriegsministers, Justizrath Glud, und dem Kriminalgerichts⸗

Assesor Nyholm, um Untersuchungen wegen begangener Mißlich⸗

feen bei dem Militair⸗Waarendepot anzustellen.

Das Finanzministerium hat das vom NReichsrath genehmigte Gesetz publizirt, demzufolge den sämmtlichen Wittwen und Kindern von Invaliden aus dem Invalidenfonds um 50 pCt. erhöhte Unter sützngen bewilligt werden sollen. . .

Das Kriegsministerium hat verfügt, daß die permittirten Re⸗ serve Mannschaften auch nach Jütland ibre Uniformstücke mitnehmen hürsen, jedoch verpflichtet sein sollen, dieselben durch Vermittelungen der jütländischen Ortsbehörde an das hiesige Hauptdepot zurück- usenden. ö Die englische Dampffregatte »Aurora« kam gestern Morgen in Helsngör an, nachdem sie den jüngeren Bruder des Prinzen von Wales, den Prinzen Alfred, nach Norwegen gebracht hat. Die Prinz Alfred ist

spiter an Bord des Dampsschiffes »Racoon« in Island ange—

kommen.

Zufolge Nachrichten aus Jütland hat der preußische Civil⸗

Kommisfar, Prinz Hohenlohe, mehreren jütländischen Ortschaften die im Juli und August an die pre Contributionsgelder zurückerstatten lassen. q Ringkjöbing erhielten 1720 und 1310 Thlr. preußisch.

preußische Kriegskasse entrichteten Die Städte Holstrebo und

Die Gesundheits⸗Kommission in Veile hat auf Grund einer

ark zunehmenden Kränklichkeit in der Stadt und Umgegend jeglichen Verkauf von Früchten in der zoten, . Früchten zur Zeit als der Gesundheit schädlich angesehen werden muß. Um die Ausbrechung einer drohenden Epidemie zu vermeiden, werden die Bewohner aufgefordert, für die

sorgen, hauptsächlich durch tägliches Ausspülen

Stadt verboten, da der Genuß von

größte Reinlichkeit zu der Rinnen und log filtige Reinigung der Höfe und Straßen. In Hobro macht der . n sich bei vorgenommener Untersuchung

der Gesundheit schädlich ist und sich gastrischer Fieber in letzter Zeit auf

Eine Anordnung des Kaiserlich

Kolding, 2. September.

Königlich österreichischen Kriegsministeriums vom 1. September for⸗ dert von den Amtsvorständen der drei österreichischen Feldpostämter

ju Kolding, Husum und Hamburg ; angemessenen Vorschlägen über alle solche Verbesserungen in der

schleunigste Berichterstattung nebst

Drganisirung des Feldpostdienstes, die sich namentlich mit Rücksicht

auf den herannahenden Winter als empfehlenswerth erweisen.

Die politische Lage schreibt der New - Horker . 3. . a Schreiben vom 23. August nünmt die Aufmerksamkeit des Publikums fast ausschließlich in An⸗ spruch. Nicht, ob Grant Richmond einnehmen, ob Sherman Atlanta oder Farragut Mobile erobern wird, fragen die Leute, sondern wer in Ch iʒe ago am 29sten zum Präsidenten vorgeschlagen Und die Haltung der Parteien ist so klar ausge⸗ sprochen, daß kein militairischer Erfolg, der zwischen heute und dem hsten errungen werden dürfte, auf den Ausgang viel Wirkung üben kann. Die Leute im Norden haben die Liebe für die Union nicht verloren. Was sie verloren haben, ist einfach der Glaube an den Krieg als ein Mittel, die Union wieder herzustellen. Aus diesem Grunde sind sie für Waffenstillstand und darauf folgenden onvent; denn sie glauben, wie Mr. Lincoln selbst gesagt ha⸗ ben soll, daß eine Unterbrechung des Kampfes der föderirten Sache

Amerika.

unmöglich schaden, sicher aber nützen könnte, wäre es auch nur da—=

durch, daß sie den europäischen Mächten zeigen würde, daß der Nor⸗ den Gründe anhören will. Man wird ohne Zweifel in Europa fragen, ob die suͤdlichen Staaten, wenn sie aus begrelflichen Grün den auch gern in einen Waffenstlllstand willigen, sich auch bereit zeigen würden, den vorgeschlagenen Konvent zu beschicken. glaube, daß jeder südliche Staat den Konvent unter folgenden Be— dingungen beschicken würde: Erstens, daß die föderirte Regierung Virginlen als einen einzigen Staat betrachte und nicht als zwei Staaten, da die Bildung des Staates Westvirginien ohne Zustim— mung des ganzen virginischen Landes ungesetzlich und verfa ungs⸗ widrig war; zweitens, daß in den theilweise von Bundestruppen besetzten und von Bundesflotten bedrohten Staaten, wie Loui siana, Tenessee, Georgia und Alabama, die föderirten Soldaten kein Stimmrecht erhalten, und daß allen wirklichen Bürgern die äußerste Freiheit in der Wahl ihrer Deligirten gewährleistet werde; und drittens, daß in Grenzstaaten, wie Kentucky, Maryland und Missouri, wo die Sympathie für den Süden so stark ist, daß der brutalste militairische Despotismus sie nicht im Zaume zu halten vermag, das bürgerliche Recht wieder hergestellt und das Kriegsgesetz suspendirt werde. Diese Bedingungen kann man nicht unbillig nennen. Wenn sie zugestanden werden, so fallen dem Süden 15 unter den 34 ehemaligen Ünionsstaaten zu. Wäre der Norden ganz einig, anstatt durch politischen Zwist gespalten zu sein, so würde er bei diesem Abkommen eine klare Majorität in den Konvent sen⸗ den können; aber da es fast gewiß ist, daß Ohio, Indiana und Illi⸗ nois, wenn nicht New⸗York, New⸗Jersey und Pennsylvanien lieber sich auf die Seite des Südens schlagen, als die Unterhandlungen abbrechen und einen hoffnungslosen und blutigen Kampf erneuern würden, so ist vorauszusehen, daß, wenn der Konvent überhaupt zusammentritt, der Süden im Rath ebenso wie im Kampfe den Sieg davontragen wird. Wenn Neu⸗England und die dünn bevölkerten Staaten des fernen Westens sich widerspänstig und rebel⸗ lisch zeigen sollten, so wären die südlichen und mittleren Staaten gern geneigt, sie in Frieden ausscheiden zu lassen und als unabhän⸗ giges Gemeinwesen anzuerkennen. Sie werden den Puritanern nicht mlt demselben Maße messen, mit welchem diese dem Süden gemessen haben. Allein obgleich Mr. Lincoln, Mr. Seward und andere einflußreiche Mitglieder der regierenden Partei den vorgeschlagenen Waffenstillstand nicht mit unguͤnstigen Augen ansehen und ihn gern annehmen würden, wenn sie dadurch der Demokratie in Chicago einen Vorsprung abgewinnen und M' Clellan, Mr. Richmond oder welchen demokratischen Kandidaten immer aus dem Sattel heben könnten, so ist das Gros der Republikaner und Abolitionisten voll Mißtrauen und Geschrei gegen den Vorschlag. Sie sehen vor⸗ aus, daß der Konvent, wenn er die Union wieder herstellt, dies nur dadurch thäte, daß er dem Süden in der Sklavereifrage nach⸗ geben wollte. Dazu aber sind sie nicht bereit. Sie lieben die Union wohl, aber noch mehr hassen sie die Sklaverei, und sie möchten lieber die Union opfern, als die Emancipation der ganzen Neger-Race auf dem amerikanischen Festlande aufgeben. Die Bischöfe, Erzbischöse und leitenden Geistlichen der bischöflichen, so wie der römisch⸗katho⸗ lischen Kirche haben eine Petition an den Präsidenten, die zu Gunsten eines Waffenstillstandes ist, zahlreich unterzeichnet, aber die Kalvi— nisten, Independenten, Evangelischen, Unitarier, Puritaner, Univer⸗ salisten und andere Kirchen und Sekten halten sich der Bewegung grimmig fern. .

Asien. Nachrichten aus Shanghai zufolge, welche mit der Ueberlandpost hier eingetroffen sind und bis zum 22. Juli reichen, haben die Kaiserlichen in China Kangsing genommen. Unter dem Major Gordon ist ein Lager errichtet, zu dem Zwecke, die chinesi⸗ schen Truppen zum Dienste einzuüben.

Australien. Laut Nachrichten aus Neu-Seeland haben die englischen Truppen am 25. Juli die Eingeborenen angegriffen und geschlagen; Letztere hatten einen Verlust von 200 Mann.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen ⸗Büreau.

Frankfurt a. M., Mittwoch, 7. September, Mittags. Die Kaiserin Eugenie ist so eben 11 Uhr 55 Minuten hier durchgereist.

Wien, Dienstag, 6. September, Abends. Die heutige -Ge— neral · Korrespondenz aus Oesterreich · meldet, daß heute eine Sitzung der Konferenz stattfindet.

Dasselbe Blatt theilt in einer Korrespondenz aus Kopenhagen vom 3. d. M. mit, daß neue Weisungen an die dänischen Bevoll⸗ mächtigten in Wien abgegangen seien. Die Wirkung derselben werde eine größere Beschleunigung der Verhandlungen sein, da die dänische Regierung Vorschläge machen läßt, welche auf Beseitigung der ent- standenen Schwierigkeiten gerichtet sind. Hierbei dürfte zunächst die neue Abgrenzung zwischen Schleswig und Jütland in Betracht

kommen. London, Mittwoch, 7. September, Morgens. Der Dampfer