1864 / 225 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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kommandirten und eingetheilten Truppen⸗-Detachements in der Ge— gend von Göttin und Rötscherlinde bei, fuhren von dort aus um 1 Uhr zu Wagen bis Brandenburg und per Extrazug bis Potsdam, nahmen daselbst um 23 Uhr den Vortrag des Eivilkabinets entgegen, dinirten um 5 Uhr im Marmorsaal mit den Allerhöchsten und Höchsten Gästen, den Königlichen Prinzessinnen, den fremden Offi⸗ zieren 2c, wohnten hierauf der Vorstellung im Schauspielhause bei und kehrten gegen 9 Uhr ins Schloß zurück, woselbst Allerhöchst— dieselben während der Anwesenheit des Kaisers Wohnung genommen.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte Vor— mittags dem Manöver als Schiedsrichter bei, stattete, nach Potsdam zurückgekehrt, Sr. Majestät dem Kaiser einen Besuch ab, speiste im Stadtschloß und begab sich von dort ins Königliche Schau spielhaus.

Holstein. Kiel, 21. September. Die seit dem Ausbruch des Krieges mit Dänemark allzeit auf dem Umweg über Lübeck nach Deutschland gelangte dänische Zeitungspost ist gestern zum ersten Male wieder Seitens der Königlichen Postverwaltung zu Kopen— hagen einem unter holsteinischer Flagge auf hier fahrenden Kieler Privardampfer zur Ausfolgung an die Herzoglich holsteinische Post hierselbst übergeben worden. Derselbe Dampfer brachte auch den oftgenannten Herrn Bille, Eigenthümer des un , n 3

Alt. M.

Sachsen. Weimar, 22. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat Se. Majestät den König Ludwig II. von Bayern und Se. K. K. Hoheit den Erzherzog Ludwig Joseph Anton Victor von Oesterreich unter die Großkreuze Höchstihres Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken aufgenommen.

Wie die Weim. Itg. hört, wird Geheimerath Thon sich in den nächsten Tagen nach Berlin begeben, um an der Verhandlung über den Beitritt des Großherzogthums Hessen zu den erneuerten Zollvereins-Verträgen vom 28. Juni und 10. Juli d. J. für die thüringischen Regierungen Theil zu nehmen.

Hessen. Gießen, 22. September. Gestern fand statuten— gemäß als am Tage der zweiten General⸗Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte die Wahl des Orts für die nächst⸗ jährige Versammlung statt. Es kamen Dresden, Inspruck und schließlich Hannover in Vorschlag, welche letztere Stadt als nächster Versammlungsort einstimmig gewählt wurde.

Bayern. München, 21. September. Laut Nachrichten aus der Pfalz ist die dortige Adresse wegen des Beitritts zum Zollverein vor dem J. Ottober von ungefähr 80 der bedeu— tendsten Orte mit beiläufig 5000 Unterschriften nach München ab— gegangen. Pirmasens und Speyer haben ähnliche Adressen schon früher und Landau in letzter Zeit direkt abgeschickt. (N. C.)

22. September. Der Legations-Rath von Zeppelin und der Ober- Finanz Rath Gäßler aus Stuttgart, so wie der Finanz⸗-Direktor von Hemskerk aus Nassau sind behufs Verhandlungen in der Zollvereins⸗Angelegenheit hier an— wesend. Wie verlautet, werden gemeinsame Schritte beabsichtigt.

Schweiz. Bern, 20. September. Heute Vormittag 10 Uhr haben die eidgenössischen Räthe ihre im verflossenen Juli unterbroche— nen Verhandlungen wieder eröffnet. Sowohl dem Präsidenten der Stände, als dem des Nationalrathes gaben die Genfer Ereignisse Anlaß zu einer Ansprache an die Versammlung. Der eidgenössi⸗ sche Untersuchungsrichter in Genf, Duplan-⸗Veillon, hat nachträglich nun doch noch einen Verhaftsbefehl gegen James Fazy erlassen. So wird heute aus Genf versichert. [Köln. Ztg.)

Großbritannien und Irland. London, 21. September. Das gegenwärtige Parlament eröffnete seine erste Sitzung am 21. Mai 1859 und wird also erst am Schlusse des Jahres 1865 sein legales Ende erreichen. Die »Exzpreß« ist der Meinung, daß der üblichen Prazis nach die Auflösung des Parlaments schon im nächsten Frühjahr stattfinden und dann das neue im November nächsten Jahres für eine kurze Zeit zusammentreten werde um sich 3 Uebernahme seiner Geschäfte bis Februar oder März 1866 zu vertagen.

Frankreich. Die Gehälter des General- Gouverneurs und der hohen Verwaltungs Beamten in Algerien sind durch Kaiserlichen Beschluß vom 5. September fol⸗ gendermaßen festgestellt: Für den General-Gouverneur 125,000 Fr., für den Unter-Gouverneur 50,000, für den General-Secretair der Regierung 30 000, für die Präfekten 25, 000, die General- Secretaire der Präfekturen 70090 Fr.

Italien. Turin, 22. September. Gestern Abend hat auf dem Platze vor dem Königlichen Schlosse eine Emeunte stattgefun⸗ den. Die Excedenten ließen Turin als Hauptstadt Italiens leben. Ein Haufen derselben versuchte die Reihen des herbeigezogenen Mili—

tairs zu durchbrechen und in das Minister⸗Hotel einzudringen, so

Paris, 21. September.

daß die Truppen von ihren Waffen Gebrauch machen mußten, wo— bei es einige Todte und Verwundete gab. Heute ist die Ruhe wieder hergestellt und zeigt die Stadt den gewohnten Anblick.

Griechenland. Athen, 20. September. Die National⸗ Versammlung hat gestern mit großer Mehrheit die Abschaffung des den Senat betreffenden Verfassungs . Artikels beschlossen. Es wird hinfort nur eine einzige Kammer geben.

Türkei. Aus Konstantinopel, 14. September, wird ge⸗ meldet, daß die Suezkanal Angelegenheit nunmehr vollständig geordnet ist. Die Pforte hat den Schiedsspruch des Kaisers Napo⸗ leon angenommen und die der Compagnie zu zahlende Entschädi⸗ gung, so wie die von Aegypten zu kontrahirende Anleihe genehmigt, sich indessen vorbehalten, bei der Abschätzung der zurückcedirten Län—⸗ dereien ein Wort mitzureden, was Frankreich seinerseits wieder als ein Würderecht der Pforte zugestanden hat. Das Protokoll über die Verlängerung der Statthalterschaft Daud Pascha's im Libanon ist unterzeichnet worden. Der englische Botschafter hat Konstanti— nopel verlassen und befindet sich in Belgrad.

Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 21. September. Wie der »Gazeta Narodowa« aus Zürich ge— schrieben wird, hört der Zudrang von polnischen Flüchtlingen nach der Schweiz noch immer nicht auf. In Zürich allein sind in den letzten vier Wochen 600 Flüchtlinge angekommen, von denen 300 in fast sämmtlichen Kantonen Arbeit und Lebensunterhalt gefunden haben und 50, die wegen Altersschwäche oder in Folge von Verwundungen arbeitsunfähig sind, von der Regierung unter⸗ halten werden. Die übrigen 250 sind auf Kosten der Regie⸗ rung nach Frankreich oder Italien befördert worden. Nicht ge⸗ ringer ist die Zahl derjenigen Flüchtlinge, welche ihren Weg nicht über Zürich genommen haben und durch Delegirte des Polen ⸗Versorgungs - Comitès untergebracht sind. Viele Flücht— linge, die ein gutes Unterkommen gefunden haben, lassen ihre Familie und ihre nächsten Verwandten die in der Heimath brotlos sind, nachkommen. Zur Aufbringung des Reisegeldes für dieselben hat sich in Zürich auf Anregung des bekannten Fräulein Pustowojtoff einen Damen ⸗Comité gebildet, das eine Aufforderung zu Beiträgen erlassen hat. In Bendlikon, dem bei Zürich gelegenen Landgut des noch immer als außerordentlicher Kommissar der National ⸗-Regierung fungirenden Grafen Wladislaus Plater, besteht eine kleine polnische Kolonie, die gegen 40 Personen zählt. Dort befinden sich die Druckerei und die Redaction der Ojezyzna«, eine Papyros- und eine Krapattenfabrik. In allen diesen industriellen Anstalten arbei⸗ ten nur Polen und die von ihnen gefertigten Fabrikate sind wegen ihrer Güte und Preiswürdigkeit sehr gesucht. Bevor der projektirte Bau eines polnischen Invalidenhauses zur Ausführung kommt, ist Veranstaltung getroffen, daß in jedem Kanton zwei Invaliden Auf— nahme und Verpflegung finden. Die Vertheilung der Invaliden auf die einzelnen Kantons hat das Polen⸗Versorgungs⸗Comitéè, an dessen Spitze der Commandeur Walter in Zürich steht, übernommen.

(Osts. Ztg.)

Dänemark. Kopenhagen, 20. September. Der Re⸗ dacteur vom »Dagbladet«, Bille, ist vom Landes⸗Ober⸗ und Stadt— und Hofgericht in eine Geldbuße von 2600 Thlr. an die Armen wegen beleidigender Aeußerungen gegen Baron Blixen ⸗Finecke ver⸗ urtheilt worden, die das Gericht mortifizirt hat. Die Aeußerungen des Blattes bezogen sich u. A. auf des Barons Brieswechsel mit Bismarck.

Prinz

22. September. Der von Wales werden am nächsten Sonnabend von hier nach Stockholm abreisen, der Aufenthalt dürfte dort kaum länger als drei Tage dauern. In den ersten Tagen des Oktobers wird das Prinzliche Paar wieder hierher zurückkehren, und, wie »Flyveposten« vernimmt, nach einem achttägigen Aufenthalt hierselbst vor der Rückkehr nach London noch Paris besuchen.

Aus Frederikshavn vom 17. September meldet »Fredh. Avis«, daß in Folge Ordre des Ministeriums des Innern die Er— hebung der Kriegssteuer bis weiter sistirt worden.

Aus Fridericia vom 19. September wird berichtet, daß die Eisenbahn⸗Arbeiten in nächster Nähe der Festung wieder aufg enom⸗ men worden sind.

Amerika. New Hork, 10. August. General Sherman

hat bei der Affaire zu Jonesborough, die ihn in den Besitz Atlanta's g im Ganzen 1500 Mann verloren, während 27 Kanonen und 3000 Gefangene in seine Hände fielen. Die füdliche Presse mißt dem Fall Atlanta's plötzlich geringe Bedeutung bei. . Admiral Farragut hat das Widderschiff Nashville⸗, welches im Flusse versenkt war und den Zugang zu Mobile der Bundes— flotte versperrte, in die Luft gesprengt. Das Gerücht, daß Mobile später von der Unionsflotte bombardirt und in Folge dessen von den Konföderirten verlassen worden sei, ward zuerst in der hiesigen . mitgetheilt, hat aber bis jetzt keine offizielle Bestätigung gefunden.

und die Prinzessin

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M Clellan hat u. A. erklärt: wenn er zur Präsidentschaft gelange, werde jeder südliche Staat, der sich zur Rückkehr in die Union bereit zeige, mit vollen constitutionellen Rechten wieder auf-; genommen werden. In New -HYork wurde ein enthusiastisches Zu— stimmungs⸗Mecting zu der Nomination M'Llellans abgehalten.

General Grant versichert in einem Schreiben, daß die Kon— föderirten alle nur irgend verfügbaren Leute in ihrer Armee hätten und das Ende des Krieges nicht fern sei, wenn der Norden einig bleibe.

Die Bundesregierung wird nächstens die freie Ausfuhr von Baumwolle unter der Bedingung gestatten, daß dieselbe mit Green— backs bezahlt und nach oder über New⸗Hork verschifft wird.

Aus Matamoras eingetroffene Depeschen vom 24. August bestätigen, daß Cartinas den Franzosen bei Victoria City eine blutige Niederlage beigebracht hat und von dort abmarschirt ist, um Matamoras zu vertheidigen, da die Franzosen an der Mün— dung des Rio Grande gelandet waren, um gegen jene Stadt zu operiren.

A sien. Mit der Ueberlandpost sind Nachrichten aus Shanghai vom 6. August eingetroffen. Die Kaiserlichen haben Nanking erobert.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen ⸗Büreau.

Hamburg, Freitag, 23. September, Mittags. Die einge— troffene »Aarhuuser Amtszeitung« enthält eine Bekanntmachung des Generals von Falckenstein vom 20. September c., lautend: Eine dänische Behörde in Kopenhagen hat dort Dienst⸗Instructionen für die hiesigen Beamten erlassen und zur Weiterbeförderung an dieselben einfach der diesseitigen Verwaltungsbehörde per Couvert zugeschickt, gerade wie im ge⸗ wöhnlichen Geschäftsleben eine hierzu berechtigte Oberbehörde ihre Unterberhörde auf dem Instanzenwege damit beauftragt. Da die gegenwärtige Verwaltung Jütlands und die zur Zeit unter derselben fungirenden dänischen Beamten überhaupt in keinem Dienstverkehr zu Kopenhagen stehen, so kann solche Anmaßung der dortgen Behörden hier nur durch Nichtbeachtung ge— würdigt werden; ich muß mich aber dadurch veranlaßt sehen, den hiesigen Beamten in Erinnerung zu bringen, daß sie lediglich von dem diesseitigen Militairgouvernement ressortiren, mithin nur von diesem Befehle und Instructionen entgegen zu nehmen haben; Da—⸗ widerhandeln würde von mir als Vergehen gegen die zeitige Landes- hoheit Jütlands bestraft werden.

Stuttgart, Freitag, 23. September, Mittags. Der Minister des Auswärtigen, Freiherr von Hügel, der Minister des Innern, Freiherr von Linden und der Finanzminister von Sigel sind entlassen. Den Ersteren ersetzt der Vicepräsident Freiherr von Varn⸗ bühler, den Zweiten Staatsrath von Geßler und an Stelle des Letzteren tritt provisorisch der Direktor von Renner. Staatsrath von Golther ist definitiv zum Kultusminister ernannt.

Paris, Donnerstag, 22. September, Abends. Nach der Opinion nationale« sind die Ratificationen der französischitalienischen Con= vention am vergangenen Dienstag ausgewechselt worden.

Paris, Freitag, 23. September, Morgens. Der heutige »Moniteur« reproduzirt den Artikel des gestrigen -Constitutionnel« über die französischritalienische Convention und außerdem einen Aus⸗ zug aus dem Eirkularschreiben Drouyn de Lhuys vom 18. Oktober 1862 (Antwort auf das Rundschreiben des damaligen italienischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Durando) und den Brief des Kaisers an den Herrn von Thouvenel.

Turin, Donnerstag, 22. September, Abends. Die Ruhe ist heute nicht gestört worden. Die »Gazetta uffiziale« theilt die gestri⸗ gen Ereignisse mit und konstatirt, daß der Zusammenstoß auf dem Schloßplatze durch einen Zufall entstanden sei. Die Carabiniers

. machten, von dem Haufen angegriffen, zu ihrer Vertheidigung ohne Befehl von ihren Waffen Gebrauch. Ueber die Haltung mehrerer

Polizei Agenten ist eine Untersuchung angeordnet. Von den Bür⸗ gern sind 10 getödtet und mehrere verwundet worden. Die Cara⸗ biniers hatten 5 Schwer⸗ und 15 Leichtverwundete. Es sind zabl⸗ reiche Truppencorps eingetroffen und unter das Kommando des Generals della Rocca gestellt worden. Die Nationalgarde ist zu⸗

sammenberufen.

National Dank.

Mehrere Zeitungen haben in neuerer Zeit eine Mittheilung in Betreff des Veteranen Daniel Steffke zu Lauenburg verbreitet, die zur Vermeidung von Mißverständnissen insofern einer Berichtigung bedarf, als der dem 2c. Stefffe unterm 11. Juli 1864 ertheilte Be⸗ scheid des Landwehr-⸗Bataillons⸗Kommando's nur in seinem Schluß⸗ satze veröffentlicht, der übrige Inhalt desselben, wonach dem 2c. Steffte weder auf Grund des Gesetzes vom 4. Juni 1851 noch nach der kriegsministeriellen Bestimmuͤng vom 3. Februar 1862 Ansprüche auf eine Staats⸗Invaliden⸗Pension zustehen, aber verschwiegen wor- den ist. Da der 2c. Stefffe also gesetzlich eine solche Pension nicht

beanspruchen kann, in der That auch eine solche nicht bezieht, so

konnte er auch mit einem Gesuche um Erhöhung seiner Invaliden Pension nicht abgewiesen werden. Derselbe bezieht nur eine fort- laufende Unterstützung von 1 Thlr. monatlich aus dem mittelst Aller⸗ höchster Kabinets-Ordre vom 11. August 1852 gegründeten und durch das Gesetz vom 10. März 1863 um 150,500 Thlr. verstärkten Staats-⸗Unterstütßungsfonds, und diese Unterstützung konnte bei der großen Zahl hülfsbedürftiger Veteranen zur Zeit nicht erhöht wer⸗ den. Den 2c. Steffke mit Zurücksetzung anderer wohlbegründeter Ansprüche verdienter Veteranen aus dem National-⸗-Dank vor— zugsweise zu berücksichtigen, dazu lag durchaus keine Veranlassung vor. Invalidenhaus Berlin, den 20. September 1864. Der Präsident des Kuratoriums des National-Danks für Veteranen. von Maliszewsky.

Kunst und Wissenschaft.

London, 21. September. Durch die zeitige Rückkehr des Dr. Li- vingstone von dem Schauplatze seiner Entdeckungsreisen ist dem wissen · schaftlichen Kongresse in Bath 'in vermehrtes Interesse erwachsen, einen Beweis dafür lieferte die für den Raum übergroße Menge der Zuhörer, welche sich gestern hinzudrängten, um die Schilderung seiner neuesten Reisen anzuhören. Die letzte Expedition an den Zambesi, welche er gemeinschaft lich mit Herrn Charles Livingstone und Br. Kirk machte, war der Haupt- gegenstand von Dr. Livingstone's Vortrage; eine Expedition, als deren eigent · lichen Zweck er die Abschaffung oder moͤglichst umfassende Beschränkung des dort in voller Blüthe stehenden Sklavenhandels hinstellte. Die Eingebore⸗ nen sind, wie er wüßte, fast alle dem Handelsverkehr sehr zugeneigt, und wenn sie den schlimmen Einflüssen des Sklavenhandels entzogen sind, von freundlicher und milder Gemüthsart. Der Boden ist fruchtba, und Baumwolle so wie andere Erzeugnisse werden bereits in großem Umfange angebaut. Dr. Livingstone glaubte daher, wenn es ihm gelingen würde, die Zambesi - Gegenden dem rechtmäßigen Verkehr zu eröffnen, die Anstrengungen der englischen Kreuzer zur Unterdrückung des Sklavenhandels auf der Sstküste Afrika's in gleicher Weise ergänzen zu kön nen, wie es auf der Westküste bereits durch Handel und Missionen geschehen. Die erste Entdeckung, welche der unerschrockene Forscher auf seiner Reise machte, war eine schiffbare Einfahrt in den Zambesi, etwa einen Grad westlich von dem Quillimani-Flusse, welcher bisher stets als die Mün- dung des Zambesi angegeben wurde, damit, wie Dr. Livingstone von einigen Seiten berichtet ward, die Kriegsschiffe verleitet würden, die falsche Fluß⸗ mündung zu bewachen, während die Sklaven ruhig und ungestört durch den wahren Ausfluß des Stromes verschifft würden; und dieser Irr thum sei kürzlich noch auf einer von dem portugiesischen Kolo⸗ nial - Minister herausgegebenen Karte fortgepflanzt worden. Als Dr. Livingstone und seine Gefährten eine Strecke stromauf · wärts vorgedrungen waren, fanden sie, daß die portugisischen Be⸗ hörden, an welche sie von der portugiesischen Regierung empfohlen worden, sich fast sämmtlich nach der Seeküste geflüchtet hatten, während das Land im Besitz der Eingeborenen war. Die letzteren, von denen manche, noch Brandmale führend. Sklaven gewesen waren, verhielten sich jedoch durchaus freundschaftlich. Wegen der unzulänglichen Kraft und höchst mangelhaften Beschaffenheit ihres kleinen Flußdampfers ging die Fahrt langsam von Statten, obwohl die Tiefe des Stromes nichts zu wünschen Übrig ließ. Oberhalb der portugiesischen Kolonie Zette leiteten die Reisenden ihre Fahrt aus dem Zambesi in dessen Zufluß Shiri, welcher bisher noch nicht von einem Europäer erforscht worden war. Der Shiri durchströmt ein Thal von 200 Meilen Länge und 20 Meilen (engl. Breite. Auf beiden Seiten schließen Hügelketten die Landschaft ein, während der Fluß selbst sich durch häufige Sümpfe windet. In einem der letzteren erblickten die Reisenden eine Heerde von 800 Elephanten, die alle zu gleicher Zeit sichtbar waren. Die Gegend war ziemlich dicht bevölkert, Haufen von Eingeborenen mit Bogen und vergifteten Pfeilen bewaffnet, bildeten fast Spalier am Ufer und schienen sich auf jeden etwaigen Angriff gerüstet zu haben. Doch gelang es der Gesellschaft, dieselben durch Zuvorkommenheit und Vorsicht so für sich einzunehmen, daß sie es wagen konnte, den Dampfer dort an dem Murchisons-Katarakt zurückzulassen, während Dr. Livingstone und Dr. Kirk eine Fußreise nach NNO, einschlugen, auf welcher sie den See Shi rwa entdeckten. Dieses Gewässer ist nicht sonderlich groß; es hat angeblich und wahrscheinlich verhält es sich so keinen Auslauf und ist ein wenig salzig. Ueberfluß hat es an Fischen, Flußpferden und Blutegeln. Die umgebende Landschaft ist außerordentlich schön; die Gebirge an der Ostseite des Sees erheben sich bis zur Höhe von 8 9000 Fuß. Die beiden Rei. senden befanden sich nun unter einem Stamme, der niemals von Euro- päern besucht worden war, den Manganja's, Wilden, welche, ab- gesehen von den Buschmännern, auf der tiefsten Stufe stehen. Dennoch treiben sie Ackerbau, ziehen Mais, Bohnen, Melonen, Gurken, Erdnüsse, selbst indischen Hanf und Tabak zum Rauchen. Die ganze Familie, Män⸗ ner, Weiber und Kinder, arbeiten im Felde. Jede Familie hat eine kleine Baumwollpflanzung. Die Arbeit des Spinnens fällt den Männern u, während die Frauen das Korn mahlen und Bier brauen. In der Nähe