2810
stimmungen zur Durchführung des Preß gesetzes vom Jahre 1863
für die Militairpersonen außerbalb der Militairgrenze. Wir entnehmen daraus: Das Verhot, politische Artikel in Zeitungen ein. zuschalten oder militairische Angelegenheiten mittelst der Presse in einer gegen die Militairdisziplin verstoßenden Weise zu besprechen, verbleibt in Wirksamkeit. Auch ist die Herausgabe oder Bethei⸗ ligung an der Redaction einer cautionspflichtigen, periodischen Druck schrift allen Offizteren, sowohl den aktiven als pensionirten und mit Beibehaltung des Charakters ausgetretenen, so wie auch allen anderen in Militairdiensten stehenden oder bei der Armeeverwaltung ange— stellten Personen gänzlich untersagt. Wird einer ausländischen Druck⸗ schrift durch das Staats⸗Ministerium der Postdebit entzogen, so hat diese Verfügung, sobald sie durch die öffentlichen Blätter kundgemacht worden ist, auch für alle Militairpersonen zu gelten. Das Straf⸗ verfahren steht in allen Fällen nur den Militairgerichten zu, welche in Strafsachen die ordentliche Gerichtsbarkeit auszuüben haben. Die Staatsanwaltschaften und Civil-Sicherheitsbehörden aber sind ver— pflichtet, alle wahrgenommenen strafbaren Handlungen, welche von. Militairpersonen durch die Presse begangen werden, dem zuständigen Militairgerichte zur Kenntniß zu bringen. — Aehnliche Bestimmun— gen sind auch fur die Militairgrenze erflossen. .
Der »Kamerad« schreibt: »In Folge der Armeereduction in Venetien muß eine Ausgleichung der verschiedenen Garnisonen ein— treten, nachdem einige derselben durch die Reduzirung so stark restrin⸗ girt sind, daß sie mit der Versehung des Dienstes nicht auskommen. Da Piemont einen großen Theil seiner Truppen von der Po. und Minciogrenze in das Innere verlegte, um in den größeren Städten die Ruhe aufrecht zu erhalten, so können auch wir in unseren Grenz- distrikten und auf dem Lande die Garnisonen vermindern, so daß die Garnisonen größerer Städte und fester Plätze vermehrt werden können, wodurch zugleich dem Militair-Aerar eine nicht unbedeutende Ersparniß erwächst, da die auf mitunter sehr kostspielige Art und Weise auf dem Lande untergebrachten Truppen nun in Städte ver legt werden können, wo sie in ärarischen oder Quasi⸗Kasernen eine billigere Unterkunft finden. — Bis Ende d. M. wird übrigens die Ausgleichung bereits durchgeführt und die neue Ordre de Bataille in Vollzug gesetzt worden sein. ;
— 15. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist, von Ischl kommend, hier wieder eingetroffen.
Die „General- Correspondenz« meldet, daß heute die eilfte Konferenzsitzung stattgefunden und fügt hinzu, es ließe sich nun nahezu mit Bestimmtheit annehmen, daß die Bevollmächtigten nur noch einer kurzen Frist zur Beendigung der so schwierigen und kom⸗ plizirten Aufgabe bedürfen würden. Hoffentlich werde der Abschluß des Friedens noch vor Ablauf dieses Monats erfolgen.
Triest, 15. Oktober. Der fällige Lloyddampfer ist mit der Ueberlandpost aus Alexandrien eingetroffen.
London, 14. Oktober.
Großbritannien und Irland. Von der Liverpooler Handelskammer ist Hrn. Gladsto ne gestern das Diplom der Ehrenmitgliedschaft überreicht worden. Die Feierlichkeit fand in der St. Georgshalle statt; an die Einhändigung des Diploms schloß sich die Ueberreichung von Adressen des Finanz⸗ reformvereins und einer Innung von Geschäftsleuten und Hand werkern. Der Schatzkanzler erhob sich, für die ihm gewordenen Ehrenbezeugungen seinen Dank aussprechend, zu einer längeren Rede, deren Haupttheil, eine Ulebersicht der gegenwärtigen kommerziellen Lage und eine Hinschau auf die zukünftige Entwickelung des Welthandels, verbun⸗ den mit einer Betrachtung des obwaltenden Besteuerungssystems, bildete.
— 15. Oktober. Die Königliche Familie wird am 24sten d. M. ihren Aufenthalt in den schottischen Hochlanden wieder mit dem Schlosse Windsor vertauschen.
Der österreichische Botschafter, Graf Apponyi, wird in der
zweiten Woche Novembers hier zurück erwartet. Der Schatzkanzler hat den Stenographen und Bericht— erstattern eine arbeitvolle Woche gemacht. Den Reden, welche er in Bolton, Farnworth und Liverpool gehalten, hat er eine neue gestern in Manchester hinzugefügt, und zwar in Beantwortung einer von der dortigen Handelskammer ihm überreichten Adresse. Er stellte darin auch Betrachtungen an über die Beziehungen zu fremden Län— dern und politische Verhältnisse des Auslandes.
Frankreich. Paris, 14. Oktober. Die „France zeigt heute als gewiß an, daß der Kaiser von Rußland sich auch nach Di begiebt. Daß der Kaiser Napoleon sich nach Lyon verfügen wird, um die durchreisenden Majestäten zu besuchen, bezeichnet die France« als wahrscheinlich.
Die über England eintreffende Post aus Afrika bringt die Nachricht, das Jules Gerard, der berühmte Löwenjäger, an der Küste Sierra⸗Leone im Jongflusse zwischen Makkelleh und Woolah ertrunken ist
15. Oktober. Wie der »Oesterr. Gen. Corr. aus Nizza 10. Oktober geschrieben wird, wollte die dortige Munieipalität die Ankunft der Kaiserin von Rußland welche zwischen dem 21. und 22. d erfolgen soll, durch eine Reihe öffentlicher Feste feiern, aber
die hohe Reisende hat jede derartige Ovation abgelehnt, weil Ihre Majestät in Nizza ganz zurückgezogen und nur der Pflege ihrer Gesundheit leben will.
Die indirekten Zölle haben in den ersten neun Monaten d. J. 876,640,000 Frs, d. h. 353855, 000 Frs. weniger als im gleichen Zeitraume vorigen Jahres eingebracht. Der Moniteur. erklärt heute dieses Minus daraus, daß das neue Zuckergesetz den Zah— lungspflichtigen vier Monate Ausstand gewährt habe. Die direkten Steuern haben in den neun Monaten 390,935,000 Frs. ein— gebracht.
Zwischen Frankreich und den Inseln Reunion und Mau— ritins ist jetzt eine regelmäßige Postschifffahrt eingerichtet. Zwei Dampfschiffe sind dazu bestimmt. Das eine, »Emyrnen, kam, wie dem Moniteur« aus Port au Prince gemeldet wird, zum ersten Male dort am 29. August nach 34tägiger meist unter Segel zurück- gelegter Reise an und sollte am 18. September wieder nach Frank⸗ reich abgefertigt werden.
Spanien. Laut Berichten aus Madrid, vom 14. Oktober, hatte Herr Mon den Pariser Gesandtschaftsposten noch nicht ange— nommen. Den Progressisten war die Erlaubniß zu der von ihnen angekündigten Versammlung ertheilt worden.
— Die Königin von Spanien hat durch ein Dekret die Kate— gorien der spanischen Honorar-Granden unterdrückt. Diejenigen, welche jetzt zu dieser Kategorie gehören, werden für wirkliche Gran— den erklärt.
Italien. Herr Selopis hat seine Entlassung als Präsident des itälienischen Senats eingereicht und Herr Manna ist zu seinem Nachfolger ernannt worden.
Das offizielle Blatt des Königreichs veröffentlicht unterm 29. September ein Königliches Dekret, wodurch verfügt wird, daß die päpstliche Münze, welche laut Dekret vom t. August mit dem 530. September außer Cours gesetzt wurde, bis auf Weiteres noch in der Romagna, den Marken und Umbrien gesetzlichen Cours behalte.
In der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober kam es in Turin zu Händeln zwischen Militair und Civilisten; 14 Personen wurden getödtet oder verwundet. Unter den Verwundeten befinden sich drei Tarabinieri, die herbeigeeilt waren, um der Ruhestörung ein Ende zu machen. Mehrere Tumultuanten wurden verhaftet.
Laut Berichlen aus Rom vom 11. d. M. hatten päpstliche Gendarmen und französische Soldaten eine neapolitanische Räuber bande auf dem Gebiete von Leprano zurückgeschlagen. Drei Gen—⸗ darmen und zwei Soldaten waren in diesem Kampfe geblieben. Fürst Colloredo, stellvertretender Großmeister des Malteser-Ordens, war gestorben.
Griechenland. Athen, 8. Oktober. Die National -⸗Ver⸗ sammlung beschäftigte sich in ihren letzten drei Sitzungen mit der Frage der Fusion der jonischen Inseln. Die Opposition, nämlich Bulgaris und Genossen, verlangten die sofortige Fusion, wogegen die von einer sehr großen Majorität unterstützte Regierung den Gegenstand bis nach der Besprechung sämmtlicher Verfassungs— artikel vertagt wissen wollte.
Verdächtige Individuen, bewaffnet mit Revolvern und Stöcken, hatten die Zuschauerräume besetzt und drohten mit Worten und Ge— berden. Endlich ward der Militair⸗Kommandant von der National— Versammlung gezwungen, Militair und Nationalgarde herbeizuholen, um die Ruhe zu erhalten und die Zuschauerräume zu säubern. In der heutigen Sitzung wird die Fusion wieder zur Sprache kommen.
Der König nahm vorgestern die Arbeiten des im Bau be— griffenen Schienenweges von Athen nach dem Pyräus in Augen⸗ schein und empfahl den Unternehmern (einer französischen Gesellschaft) den Bau sobald wie möglich zu vollenden.
Türkei. Bukarest, 7. Oktober. Am vergangenen Montag fand der Schluß der Herbstmansver der hier garnisonirenden Trup— pen statt. Dieselben bestehen gegenwärtig aus fünf Regimentern Infanterie, einem Ulanen⸗Regiment, zwei Batterieen, dem Train und einer Section Sanitäts-Truppen. Den Bürgermeistern der Städte und Dörfer in der Moldau wurde von dem Premier-⸗Minister ein Cirkular zugeschickt, um ihnen die Vortheile der neu eingeführten Institutionen der Dorobantzen und Gränzer, welche bisher nur in der Walachei bestanden, auseinanderzusetzen, indem er sie gleichzeitig er duet. die Einwohner über die neuen Einrichtungen zu be— eben.
— Der Agent des Fürsten von Serbien in Konstan— tinopel hat, wie der französische ⸗Moniteur« bestimmt meldet, der türkischen Regierung angezeigt, daß ihr die von ihr geforderte Ent— schädigungssumme von 9 Mill. Piaster für die Räumung von Grundbefitz in Belgrad unverkürzt werde ausgezahlt werden.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 14. Oktober. Der -Dziennik Warszawski« veröffentlicht in seinem amtlichen Theile zwei Urtheilssprüche des Warschauer Kriegsgerichts,
2841
puch welche die Tischlergesellen Alexander Jungmann und Stanis laus Kobrzyniecki, wegen Betheiligung an der Organisation der sogenann⸗ len Dolch Gensdarmen« zum Tode durch den Strang verurtheilt snd. Dem Jungmann ist insbesondere Schuld gegeben, daß er sich an der Ermordung des Polizei⸗Aufsehers Blau, dem er mit eigener Hand einen Dolchstich in den Hals versetzte, betheiligt und dafür von denjenigen, welche die politischen Morde leiteten, 12 SR. erhalten habe. Kobrzyniecki soll den Polizeibeamten Dombrowski durch vier Dolchstiche ermordet und dafür 30 SR. erhalten haben. Die Todes- nrtheile sollen am 14. F. M. um 10 Uhr Morgens auf dem Glacis der Warschauer Citadelle vollstreckt werden. (Osts. Z.)
Dänemark. Kopenhagen, 13. Oktober. Gestern ist der Jinanzausschuß abseiten des Reichstags-⸗-Volksthings aus fol—
genden 11 Abgeordneten zusammengesetzt worden: Högsbro, Juel,
Dreyer, Fenger, Madsen, Winther, Tscherning, Monrad, Fonnesbech,
J. Hage und Holstein, woraus hervorgeht, daß die demokratische artei der Bauernfreunde auf das Wahlergebniß einen großen Ein— suß ausgeübt hat. Der Präsident theilte mit, daß der Zustiz.
Minister und der Minister des Innern dem Thinge 9 verschiedene Hesetzentwürfe, darunter ein Entwurf über Oeffentlichkeit und
Ründlichkeit in der Rechtspflege, vorlegen werde.
Der »Augustverein« soll nun bereits über tausend Mitglieder
zählen, vorgestern sollen 79 neue Mitglieder aufgenommen sein und aus den Provinzen ein förmlicher Andrang zur Theilnahme statt—
finden. Heute wurde in der Auction über den Nachlaß des verstor⸗
benen Königs Friedrich VII. mit dem Verkauf der Gemälde begonnen und wurden dieselben durchgehends gut bezahlt. Kleine gast unbedeutend scheinende Gemälde wurden auf S — 90 Thlr. hin⸗ auf getrieben, hingegen ging das große historische Gemälde Düpeckes Tod« lfreilich von deutscher Hand gemalt), für den Preis von 110 Thlr. fort.
Der mexikanische Gesandte Don Franciscus Mora hatte gestern
auf Friedensburg Audienz beim Könige und wurde darauf zur Tafel geladen. bereits am St. Petersburger Hofe, Kaisers Maximilian zu notifiziren. Mexiko zurück, da das neue Kaiserreich, wohl aus finanziellen Grün⸗ den, keinen Gesandten im skandinavischen Norden haben wird.
Don Mora kommt von Stockholm und war früher um die Thronbesteigung des Von hier reist Don Mora nach
Amerika. New-⸗YHork, 5. Oktober. Grant setzt seine
Avance gegen Richmond fort, mit verschiedenem Glück an verschie⸗ denen Stellen. unter Birney den Jamesfluß und xückten auf der Nordseite über die Straße von Newinarket gegen Richmond vor. Das 10. Corps nahm die Höhen von Newmarket und avaneirte um zwei Meilen, wurde aber in einem Angriffe auf Laurel Hill zurückgeschlagen, es verlor 1500 Mann, und besonders schwer litt eine Negerdivision. Das 18. Corps trieb die Konföderirten vor sich her nach Chapins Bluff, welches sie nach heißem Kampfe nahmen. Tage machten die stion wieder zu Abtheilung von
der Befestigungswerke im Osten Richmonds ein, ohne auf Wider sand zu stoßen. und zwei Divisionen des 9. Corps am 30. v. M. die beiden ersten Linien der feindlichen Werke; doch entstand bei ihrem weiteren Vor= dingen zwischen dem 9. und dem 5. Corps eine Lücke, in welche die Konföderirten einen Einfall machten und angeblich 2000 Gefangene davonschleppten. sast eine Meile vor und verschanzten sich dicht an der südlichen Seite der Eisenbahn. Front ist sehr stark und schwer zu nehmen. — Südstaatliche Blätter behaupten, Early habe am 26. Sheridan bei Brown's Gap (südlich von Port Republic) geschlagen und Sheridan ziehe sich zurück; von nordstaatlicher Seite dagegen heißt es, Sheridan stehe in Harri⸗ sonburg und bereite sich zu einem neuen Angriffe auf Early, der bei Brown's Gap stehe, vor. schon in Staunton und Waynesboro gewesen und hat die Schienen⸗ geleise zerstört.
Am 29. v. Mts. überschritten das 10. und 18. Corps
Am folgenden Konföderirten mehrere Versuche, ihre Po⸗— gewinnen, aber vergebens. Eine kleine Bundestruppen drang in die innere Linie
Im Südwesten von Petersburg nahmen das te
Am 1. d. rückten die Bundestruppen wieder um
Die Hauptlinie der Konföderirten in Megde's
Sheridan's Kavallerie ist
Zu Early soll Longstreet mit 20000 Mann ge⸗— stoßen fein und das Kommando über das konföderirte Heer im
Shenandah⸗ Thale übernommen haben. — General Price rückt in drei Kolonnen gegen Rolla vor; gegen ihr zieht Rosenkranz ins Feld. Die nordstaatlichen Truppen befestigen Jefferson City. —
Forrest und Wheeler machen die Gegend im Rücken der Sherman— schn Armee, von welcher seit mehreren Tagen deshalb keine Nach=
tichten eingetroffen sind, unsicher; sie haben Salton in Georgien und
Kuntsville in Alabama aufgefordert, sich zu ergeben, aber umsonst. Admiral Farragut besestigt Fort Morgan. Die Nachricht, daß die Kanonenboote sich schon in unmittelbarster Nähe der Stadt Mobile befänden, war grundlos. — Dem General Heintze lmann it von Hooker wieder das Kommando des nördlichen Departements, mit dem Hauptquartier in Cincinnati, übertragen worden. — Der Schatzsecrelair Fessender hat eine neue Anleihe von 40 Mill. Doll.
in sechsprozentigen 5. 20⸗Bonds angekündigt. Die Zinsen sind in Gold zahlbar. — Am 30. September betrug die Staatsschuld 19560 Mill. Doll. — In Chicago waltet eine Panik ob; bedeutende Bankhäuser haben falnrt.
In Folge des Ausbleibens amtlicher Berichte Grant's
waren gestern in Washington allerlei Unglücksgerüchte über ein Heer verbreitet. Auch hieß es, General Butler sei in einem Gefechte nördlich vom James⸗-Flusse getödtet worden. Briefe aus dem Hauptquartier Sheridan's bestätigen die Berichte der Konföderirten über die seinen Truppen bei Brown's Gap beigebrachte Schlappe. Die Konföderirten sind beinahe ganz im Besitze der Com- municationswege Sheridan's. Laut Telegrammen aus Nasphville verlangen Forrest's Truppen die Uebergabe von Dalton in Georgia. Auf der Eisenbahn zwischen Louisville und Nashville treiben Guerilla⸗ Schaaren ihr Wesen und haben in der Nacht vom 3. d. M. bei dem 30 englische Meilen von letzterer Stadt gelegenen Orte Foun— tain⸗Head zwei Eisenbahnzüge abgefangen und verbrannt. Der peruanische Minister des Auswärtigen hat aus Lima vom 2 August ein Rundschreiben an die diplomatischen Vertreter der Republik gerichtet, welches als Antwort auf das spanische Rundschrei⸗ ben vom 24. Juni dienen soll und die darin enthaltenen Argumente zu entkräften sucht. Der peruanische Minister behauptet, wenn die von Peru angebotenen Vergleichsvorschläge in Madrid nicht angenommen worden seien, so habe das seinen Grund darin gehabt, daß man nach neuen Vorwänden gesucht habe, um die Herausgabe des dem Völker- rechte zuwider weggenommenen Pfandes zu vermeiden. Spanien wolle die Chincha⸗Inseln nicht eher herausgeben, als bis es Genug thuung von Peru erlangt habe. Nun habe aber dieses allen Grund, darauf nicht einzugehen, weil Spanien seine Agenten, den Kom— missar Salazar y Mazarredo und den Admiral Pinzon desavouirt und selbst die vom völkerrechtlichen Standpunkte aus vorhandene Rechtswidrigkeit der Occupation anerkannt habe. Recht und Billig keit geböten, daß zuerst die Herausgabe der Inseln stattfinde, die unbestrittenes Eigenthum Perus seien. Erst dann könnten die Un— terhändler der beiden Staaten die Vergleichsvorschläge diskutiren, und man werde dann ohne Zweifel zu einer für beide Theile be— friedigenden Lösung gelangen.
Asien. Bombay, 29. September. Sirdah Uzful Khan ist von seinem Bruder, dem Emir von Kabul, verrätherisch gefangen genommen worden.
Kunst und Wissenschaft.
Königsberg, 141. Oktober. Die »Ostpr. Ztg.“ meldet: »Der eiserne Fundamentkasten zu dem Mittelpfeiler der Eisenbahnbrücke über den Pregel ist bereits so weit versenkt, daß er nur noch 8“ über die Wasserfläche ragt. Die Arbeiten werden von einem Baumeister geleitet, welcher bereits in der Schweiz einem ähnlichen Bau beigewohnt hat. Es wird Tag und Nacht gearbeitet, und ist zu diesem Zweck das ganze Arbeitsfeld mit Gasleitung dersehen. Die Mauerarbeiten unter Wasser in dem Kasten werden bei Stearinkerzenbeleuchtung ausgeführt, da in der komprimirten Luft kein an deres Leucktmaterial sich bewährt hat. Die Leute halten 4 Stunden ganz gut unter dieser Riesentaucherglocke aus, zu deren Vernietung 18572 Niete erforderlich waren; nach Verlauf dieser Zeit werden sie stets abgelöst. Die 37 Ketten, welche den Kasten tragen, haben vorher zur Prüfung ihrer Trag—= fähigkeit eine Probebelastung durch Eisenbahnschienen erfahren. Obgleich sie sich damals völlig bewährten, sind dennoch jetzt, während des Herablassens des Kastens schon 5 der 14 starken Kettenglieder gebrochen, in der Rund. biegung wie mit einem Messer durchschnitten, und haben durch neue ergänzt werden müssen. Dadurch, daß der Kasten auf jeder Seite von 16 Ketten getragen wird, während die Hälfte ausreichen würde, ihn zu halten, ist eine für die Fundamentirarbeit nachtheilige Erschütterung bei diesen Brüchen glücklich vermieden worden.
— Der neue Ausschuß für ein Grimm-Denkmal, welchen die germanistische Section der Philologenversammlung in Hannover eben be · schlossen hat, besteht aus dem Archivrath . von Hannover, den Professoren Raumer in Erlangen, Bartsch in Rostock, von Keller in Tübin⸗ gen, Pfeiffer in Wien, Th. Creizenach in Frankfurt und Direktor Classen in Hamburg. Die im vorigen Jahre in Gießen exwählte Kommission hatte, weil die Ausführung ihr überschwer vorgekommen war, den 2 h in die Hände der Section zurückgegeben. Daher waren auch jetzt die 2 nsichten getheilt, ob man es nochmals mit einem Standbilde für beide Brüder ver⸗ suchen oder lieber auf eine Grimm-Stistung bedacht sein solle, die zunächst den Zweck habe, den Nachfolgern der Brüder die Mittel zur Ausführung dessen zu bieten, wozu von den Brüdern nur erst der Grund gelegt ward. Die Mehrheit schien indeß dem Plane eines Standbildes geneigt und hat einstweilen Professor Pfeiffer in Wien die Leitung und Förderung der Aus- schußbestrebungen überlassen.
— Von ver Reise ber holländischen Baronin Tinne und ihrer Tochter, welcher sich Theodor von Heuglin angeschlossen hatte, nach dem Gebiete des Bahr el Ghasal, des bedeutendsten linken Neben- oder Quellenstromes des weißen Nil, nach Chartum zurückgekehrt, hat der ie von dort im Mgi und Juni d. J. wiederholt geschrieben. Petermann's Monatshefte Heft VIII) bringt Auszuͤge, die fich über eine ganze Reihe von Unternzhmungen am oberen Nil, theils behufs des Elfenbeinhandels, theils behufs des Sklaven oder Soldatenfangs verbreiten. So war Baker, wie dessen rückkehrende Begleiter berichteten, nach Süden bis zum Victoria ⸗Nyanza See vorgedrungen, die