1864 / 248 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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und die Prinzessin Wilhelm, so wie die Großfürstin Marie, Herzogin von Leuchtenberg, hatten sich zum Empfang Ihrer Majestäten auf dem Bahnhof eingefunden. Ihre Kaiserlichen Majestäten setzten Ihre Reise gegen 4 Uhr nach Nizza fort. Se. Kaiserliche Hoheit der Thronfolger verweilte noch einige Zeit im Kreise der Großherzog. lichen Familie und reiste sodann nach Stuttgart. (Karlsr. Ztg.)

Schweiz. Zürich, 17. Oktober. Der König der Belgier ist mit Extrazug hier eingetroffen.

Großbritannien und Irland. London, 19. Oktober. Earl Rusfell hat gestern die In dustrie⸗Ausstellung in der landwirthschaftlichen Halle von Islington eröffnet, in Gegenwart einer großen Zuschauermenge. Diese Nord-⸗Londoner Austellung ist hauptsächlich zur Beförderung industrieller Beschäftigung unter den

arbeitenden Klassen ins Werk gesetzt worden. . n Liverpool haben Freunde der konföderirten Staaten einen

Fonds zur Unterstützung füdstaatlicher Kriegsgefangener gegründet und zur Beförderung ihres Unternehmens in der St. Georgshalle einen Bazar eröffnet, dessen Erfolg schon jetzt außer Frage steht. Subseriptionen zu seinen Gunsten sind, schon jetzt bis zum Betrage von 7000 Pfd. Sterl. gezeichnet, Beiträge zum Bazar sind von allen Theilen Großbritanniens, aus Paris, Rom, den Süd⸗ staaten, Canada und selbst aus New⸗York eingetroffen.

Die Nachricht, daß Capitain Semmes an Bord des Laurel. abgesegelt sei, um wieder als Kreuzer gegen die Federirten zu die⸗ nen, wird in einer Zuschrift von Hemy Lafoue aus Liverpool an die »Times« für unbegründet erklärt.

Frankreich. Paris 18. Oktober. General Fleury, Adju⸗ tant des Kaisers Napoleon) ist gestern Abend nach Mühlhausen ab= gegangen und dort heute Vormittag 113 Uhr eingetroffen. Er soll die russischen Majestäten, welche dort in strengstem Incognito heute Abend 7 Uhr 40 Minuten ankommen, im Namen seines Souverains empfangen.

Der »Moniteur« zeigt an, Flandern hier angekommen sei.

Marschall Forey hat, wie der »Abend⸗Moniteur« meldet, sein

neues Ober⸗Kommando in Nancy angetreten.

welches die italienischen Kammern

beruft. findet sich eine Mittheilung der Regierung, die mit Frankreich abgeschlossene Uebereinkunft und die Verlegung der Hauptstadt von Turin nach Florenz beziehen wird.

von Wales hat den Dannebrog⸗-Orden erhalten. prinzlichen Paares wird nach der „Berl. Tid. am Donnerstag oder

Freitag stattfinden und direkt nach England bringen wird.

Anderweitiger offizieller Empfang ist durchaus verbeten. daß gestern Abend der Graf von

Durch Kaiserliches Dekret vom 15. Oktober ist der dem Staats—⸗ rathe präsidirende Minister Vuitry an Stelle Rouland's zum Mit—

gliede des Kaiserlichen Unterrichts ⸗Conseils ernannt worden.

Die sechs jungen Künstler, welche den römischen Preis davon—

getragen haben (der bisher noch nicht genannte Musiker heißt ice, Die

Sieg), waren vorgestern in St. Cloud zum Kaiserlichen Diner.

Kaiferin überreichte jedem eine Ihre Majestäten nebst dem Kaiser⸗ der sie ihre eigenhändige

lichen Prinzen darstellende Photographie, Namensunterschrift beigefügt hatte.

Der französische General⸗Konsul in Warschau, Herr de Valbszen, ist wegen Mißverständnisse mit der dortigen Regierung von seinem

Posten zurückgetreten.

Die belgische Mexiko-Legion, Vera⸗Cruz abgegangen ist, um Charlotte von Mexiko zur Verfügung zu stellen, steht unter

corps des dortigen französischen Regiments festlich

bewirthet. Mühlhausen, 19. Oktober.

weiter gereist. Spanien. dieses Monats nach Rom abreisen.

anerkenne.

Portugal. Lissabon, 10. Oktober.

Feststellung der Gränzen zwischen den beiden Ländern,

Am 29. September c.

gefunden. beiden Königreichen fest bestimmt,

Gränzen zwischen den mächtigten Facundo Goni unterzeichnet worden.

Italien. Die Italia Militare⸗= wissen, daß

Neapel werden fortbestehen. nahe an 500,000 Fr. gemacht.

Wie aus Rom, 15. d. Mts., gemeldet wird, hatte Kardinal Antonelli noch keine Note als Antwort auf die des französischen

die gestern von St. Nazaire nach sich als Ehrengarde der Kaiserin dem Kommando des Oberst⸗Lieutenants Baron van der Smissen. In

Angers wurde das kleine Corps auf der Durchreise vom Offizier⸗ begrüßt und

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind gestern hier eingetroffen und heute früh 9 Uhr

Der »Epoca« zufolge wird Herr Pacheco Ende Wie es heißt, wird der neue Gesandte nur unter der Bedingung seinen neuen Posten einnehmen, daß die spanische Regierung den Vertrag vom 15. September nicht

Seit langer Zeit be— schäftigen die portugiesische und die spanische Regierung sich mit . Endli

haben die Schwierigkeiten, auf welche man dabei stieß, ihre Lösung ist der Vertrag, welcher die von dem

portugiesischen Bevollmächtigten Mengo und dem spanischen Bevoll⸗

vom 15. Oktober will außer der Militairschule von Parma die von Florenz aufgehoben werden soll. Die Militairschulen von Asti, Mailand und Durch die Aufhebung der bezeichneten Institute wird im Budget des Krieges für 1865 eine Ersparung ven

Ministers abgesandt, wollte vielmehr die Diskussion im Turiner Parlament abwarten.

veröffentlicht das Dekret, für den 24. Oktober ein⸗

An der Spitze der Tagesordnung für die erste Sitzung die sich jedenfalls auf

Die offizielle ⸗Gazetta⸗ in Turin

Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Oktober.

Die füdliche Stammbahn wird, einer Bekanntmachung der Eisen— bahnverwaltung zufolge, am 1. Dezember eröffnet werden.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Oktober. Der Prinz Die Abreise des

zwar auf der Yacht »Osbornen, welche es

Amerika. New Nork, 8. Oktober, Abends. Auf dem

Kriegsschauplatze bei und um Richmond ist es nur zu einigen re— sultatlosen Gefechten gekommen.

Ein Theil der auf das Nordufer des Jamesflusses übergesetzten Truppen Grant's sind auf das Süd— ufer zurückgekehrt. Am 7Tten attakirten die Konföderirten die But— lerschen Linien, drängten den General Kantz zurück und nahmen dessen Artillerie; darauf machten sie einen Angriff auf Birney, dieser aber schlug ihn zurück, eroberte die verlorene Position des Generals Kantz wieder und verfolgte die Konföderirten bis in ihre inneren Befestigungslinien. Es heißt, Lee konzentrire seine Truppen an Grant's linkem Flügel General Sheridan steht in Harry— sonbury. Early glaubt, dem weiteren Vorrücken Sheridan's genügenden Widerstand bieten zu können. Eine nordstaatliche Truppenabtheilung unter Burbridge hat bei Saltville, Westvirginien, eine Schlappe erlitten und mußte sich zurückziehen. Misfsouri ist in stark bedrohter Lage. Prise ist bereits bis in die Nähe von Union City vorgerückt und ein Theil seiner Truppen soll schon vor Jefferson City angekommen sein. Man hält es für den Plan des Generals Price, die Hauptstadt Missouris zu nehmen und eine konföderirte Staatsregierung einzusetzen. Den Uebergang über den Osage⸗Fluß haben jedoch nordstaatliche Truppen, wie berichtet wird, ihm mit Erfolg streitig gemacht. Die konföderirten Führer Magruder und Kirby Smith sollen in Arkansas eingedrungen sein, um einen Angriff auf Little Rock zu machen und wo möglich den General Steele mit seiner Armee gefangen zu nehmen. Gelingt dieser Anschlag, so wollen sie sich mit General Price zur Cooperation in Missouri verbinden. Die Konfoͤderirten in Sherman's Rücken hatten am 4. Big Shanty genommen, wurden aber Tags darauf aus diesem Platze vertrieben. Die Transportmittel Forrest's fielen in die Hände der Bundestruppen, und es heißt, daß die Kanonen—

boote auf dem Tennessee den Flüchtigen den weiteren Rückzug ab—

schneiden würden. Wie südstaatliche Blätter berichten, soll Hood seine Armee 35 Meilen weiter westlich gezogen haben. Der Gou— verneur von Georgien ist auf Sherman's Unterhandlungsvorschläge nicht eingegangen. Admiral Farragut bleibt einstweilen noch als Commandeur der Flotte vor Mobile, während es früher hieß, er werde eine Expedition gegen Wilmington leiten.

Aeber Rew-⸗Orleans treffen zweifelhafte Berichte aut Mexico ein, des Inhalts, daß während der Abwesenheit des Kaisers Maximilian von der Hauptstadt Miramon, unterstützt von dem Erz bischofe von Mexico, sich gegen das Kaiferreich erklärt habe; Ma— randa (h habe die Hälfte der Stadt Mexico in seiner Hand. Ueber die Aufhebung der Blokade der mexikanischen Häfen seitens der Fran— zosen existirten widersprechende Gerüchte.

Der peruanische Kongreß, so wird berichtet, hat beschlossen, an Spanien, wenn es nicht die Besetzung der Chincha⸗Inseln auf— gebe, den Krieg zu erklären.

Die brasilianischen Telegramme berichten den Fall bedeutender Häuser in Rio de Janeiro. In Folge dieser Bankerotte und ferner der gegen Uruguay erlassenen Kriegserklärung hat die bra— silische Bank ihre Baarzahlungen suspendirt. Vor mehreren Jahren hatte sie den gleichen Schritt schon einmal gethan.

Canada befindet sich seit Jahr und Tag in permanenter Ministerkrisis. Das französische Voltselement in Niedercanada und das angelsächsische in Obercanada wollten sich nicht zu einer kom, pakten Nation vereinigen lassen. Die canadischen Franzosen fanden die ihnen gelassene Lokal⸗Unabhängigkeit nicht stark genug, um ihre Privilegien und Sitten vor der rücksichtslosen Energie ihrer angel⸗ sachsischen Mitbürger zu schützen und verlangten nach Schutz und starker Regierung. Diese dagegen beanspruchten ein radikales Wahl. gesetz nach der Beyölkerungszahl, um die staatliche Einheit und ihre Herischaft über die schwächeren, ärmeren und furchtsameren Franzosen zu vervollständigen. Da das jetzt bestehende Wahlgesetz die Zahl der Parlamentsmitglieder zwischen Ober und Niedercanada ziemlich gleich vertheilt, so konnte keine Regierung die zu ihrem Bestand nöthige Parlamentsmajorität finden, und der immerwährende Ministerwechse

erhitzte die Parteileidenschaften zu der unfruchtbarsten Negation aller

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nothwendigen legislativen Maßregeln. Die parlamentari ie rung war zu einem vollständigen ii ie y en, . lang es dem General- Gouverneur Lord Mon ck, die einflußreichsten Fuͤhrer der beiden Parteien zu einem Coalitions - Ministerium zu vereinigen. Das Programm dieses Ministeriums Brown -⸗Cartier trägt dem Trennungs und Einigungsbedürfnisse zugleich Rechnung und verlangt 1) administrative Trennung Ober-Canadas von Nieder⸗ Canada und 2) Vereinigung aller sechs oder sieben englischen Ko lo— nieen auf dem nordamerikanischen Kontinent zu einem großen Bundes— staat, dessen einzelne Bestandtheile in ihrer inneren Verwaltung selbst⸗ ständig fein, aber in Bezug auf Landesvertheidigung und Militair— wesen, auf Handelspolitik und Verkehrsanstalten sich der gemeinschaftlichen Gesetzgebung und Regierung unterordnen sollen. Daß dieses Programm die Billigung des Kolonialsecretgirs besitzt, geht aus einer Depesche des Herzogs von Neweastle an den General-Goüverneur von Canada aus dem Jahr 1862 hervor. Wenn eine solche Vereinigung von den Legislativen und Regierungen der einzelnen Kolonien gewünscht wird, so will das britische Gouvernement kein Hinderniß in den Weg legen. Der erste Schritt, den das Coalitionsministerium zur Verwirklichung seines Programms gethan hat, bestand in der Ein ladung zu einer Notabelnversammlung nach Halifax in Neu-Schott— land. Diese wurde von Regierungsmitgliedern und einflußreichen Privatleuten aus den betreffenden Staaten zahlreich besucht, und sprach sich einstimmig für die projektirte Union im Prinzip aus. In Folge dessen ist nun von dem Kolonialsecretair Herrn Cardwell ein offizieller nur aus Regierungsmitgliedern der verschiedenen Kolonieen, bestehen⸗ der Kongreß nach Quebec berufen worden, der am 10. d. M. sich über die Modalitäten der Union berathen und bestimmte Vorlagen für die legislativen Versammlungen entwerfen sollte. Man nimmt als gewiß an, daß die Bildung dieses großen Bundesstaats, der sich vom atlantischen bis zum stillen Ozean erstrecken und Neuschottland, Neubraunschweig, Neufundland, Prinz-⸗Eduards⸗Insel, die beiden Canada, das ungeheure Gebiet der Hudsonsbay⸗Compagnie bis zum Goldland Reucolumbia oder Victoria hin erstrecken würde, zu Stande kommen werde. Der Notablen: Kongreß verlief mit einem der Größe des Unternehmens entsprechenden Enthusiasmus. Herr Brown, der Minister-Präsident von Canada, entwarf ein glänzendes Gemälde von der Zukunft der vereinigten Kolonieen. Ihre Gesammtbevölkerung, sagte er, belaufe sich auf 4 Millionen Seelen; darunter 33336064 Grundbesitzer und 106702 männliche Landarbeiter, und da diese sehr schnell zu der Stellung jener vor—

rückten, so sei der Arbeit ein unbegrenztes und lohnendes Feld ge⸗

öffnet. Ungefähr A6 Millionen engl. Morgen Landes befinden sich

in den Händen von Privatpersonen und bereits 13,900,000 werden

vortheilhaft bebaut. Der Werth der Feld- und Garten ⸗Erzeugnisse

betrug 1863 mindestens 30000090 Pfd. St. Ungeheure Land=

strecken befinden sich noch in den Händen der verschiedenen

Regierungen und warten auf Arbeiter, die sie bebauen

sollen. Unter der Bevölkerung sind 69,256 Matrosen und

Fischer, welche für 2000000 Pfd. St. Fische jährlich ausführen.

Im vergangenen Jahre wurden innerhalb der Kolonien 628 Schiffe

mit einem Gehast von 203,312 Tonnen gebaut, um den Bedürf—

nissen des wachsenden Handels zu genügen; für 3/000, 000 Pfd. St.

Holz wurde ausgeführt, und dieser Handelszweig sei so unbegrenzt,

wie die kanadischen Urwälder. Vereinigt würden die Provinzen einen

Ausfuhrhandel von 13,000,000 Pfd. St. vertreten und 2500 Meilen

Eisenbahn besitzen. Es sei nur nöthig, die Hülfsquellen des Landes

durch einheitliche Gesetzgebung zu öffnen und auszubeuten, um aus dem

britischen NoEleiͥãF ß merita eine zweite Auflage der Ver. Staaten ˖ zu machen.

Während, die englische Bevölkerung Canada's solchergestalt aufs

eifrigste für den neuen Bundesstaat agitirt, hielten die kanadischen

Frenzosen Ende v. M. in Montreal ein Indignationsmeeting ab,

das von ca. 1000 Personen besucht war, und sich mittelst einer

scharfen Resolution gegen jede Aenderung der Regierungsform aus

sprach, da »nach ihrer Ueberzeugung eine Conföderation aller britisch⸗

nordamerikanischen Provinzen zur Vernichtung der sranzösisch⸗ kana⸗

dischen Nationalität führen und derselben ein unerträgliches System

direkter Besteuerung auferlegen werde.“ Dieser Protest wird indeß

nicht hindern, daß sich der von der großen angelsächsischen Ma⸗

ö engere Anschluß der Provinzen an einander

ollzieht.

A sie n. Nach der neuesten Aeberlandspost mit Nachrichten aus

Calcutta bis zum 8. September, Singapore, 5. September, Batavia, 31. August, Hongkong, 27. August, haben dem »China Exzpreß zu⸗ folge, die Ditektoren der englischaustralisch-chinesischen Telegraphen⸗ Compagnie beschlossen, das erforderliche Kapital aufzubringen, um eine Linie von Rangun nach Singapore zu legen, deren Kosten auf 150 000 Pfd. St. angeschlagen werden. Die portugiesische Besatzung in Timor-⸗-Delhi hat sich in der Nacht vom 30. Mai empört, nachdem sie drei Monate keinen Sold erhalten und überdies schlecht genährt und gekleidet ist. Die Civilbehörden flohen in das Innere und erst nachdem eine neue Re— gierung eingesetzt war, wurde die Ruhe wieder hergestellt.

Militairgouverneur und der Resident von aufständischen Malayen und Dyats belagert. Von Samarang und 2 , dahin fee. ; , ö. 434 sien. Dem »Pays« gehen Nachrichten aus J denen zufolge Admiral Jaurès den Wunsch . Division den englischen Streitkräften beizugesellen, um die Meerengen von Simonosaki zu forciren, falls der Prinz Ngato nicht das Ulti. , des englischen Gesandten anninimt, welches verlangt, daß die von ihm errichteten, zur Sperrung der Durchfahrt bestimmten Festungswerke freiwillig abgetragen werden. Das Bombardement der Vertheidigungs werke von Simonosaki kann in keinem Falle zu e,. Kriege zwischen Japan und den intervenirenden Mächten An geben, denn der Taikun hat vergeblich persönliche Schritte gethan i ,. Ngato, um ihn zur Vernunft zu bringen. Er be⸗ achtet somit eine fremde Interventi z völli ĩ e, f Intervention als völlig durch die Um

Australien. In den au stralischen Kolonieen ist schon seit längerer Zeit eine große Agitation gegen das Deportations⸗ system im Gange. England schickt bekanntlich eine Menge seiner verurtheilten Verbrecher nach Westaustralien, und von dieser Straf⸗ kolonie aus so lauten die Klagen werden die freien Kolonieen mit dem Abschaum der Menschheit überschwemmt, indem die Sträf⸗ linge entweder nach ihrer Entlassung oder durch Flucht aus dem Westen nach den östlicheren Theilen der Insel gelangen. An der Spitze der Bewegung gegen die Deportation steht Melbourne; das Parlament von Victoria hat in seiner letzten Session an England die Aufforderung zu richten beschlossen, daß es das System der Verbrecher⸗Deportirung gänzlich aufgebe oder ein isolirt liegendes Eiland dazu auserwähle. Die englische Regierung will darauf nicht eingehen, und der Secre—⸗ tair für die Kolonien, Cardwell, hat in einer Depesche an die Regierung der Kolonie Victoria diese Entscheidung motivirt. Die Kolonie ergreift nun ihre Repressalien; damit die Stellung West— australiens als einer Strafkolonie deutlich markirt werde, hat sie sich mit den übrigen Kolonieen in Verbindung gesetzt, um in allen einen gleichmäßigen. Parlamentsbeschluß zu erwirken, der jeglichen Verkehr mit Westaustralien verbiete. Damit die Isolirtheit noch klarer her⸗ vortrete, soll nun auch die direkte Postverbindung aufgehoben wer⸗ den; die Regierung der Kolonie Victoria will ihren zur Aufrecht— haltung der Verbindung mit dem Mutterlande geleisteten Zuschuß von nun ab nicht mehr zahlen, wenn den Postdampfern hinfort nicht untersagt wird, am König Georgs - Sund oder irgend einem andern Punkte Westaustraliens anzulegen.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Turin, Mittwoch, 19. Oktober, Abends. Die „Italia mili— tare« dementirt das Gerücht von einer Entwaffnung Italiens. Es würden nur Entlassungen gewisser Altersklassen auf unbestimmten

Urlaub erfolgen, wie dies in Frankreich gebräuchlich sei. Die Cadres

blieben unberührt und könnten die beurlaubten Klassen, sobald die Ereignisse dies erfordern sollten, in wenigen Tagen unter die Fahnen wieder einberufen werden.

Geodätische Konferenz⸗-Verhandlungen. Berlin, 19. Oktober. Der Kongreß der Mitteleuropäischen Gradmessung hielt heute

zwei Sections und eine Plenarsitzung. Die erste Sitzung war die der astronomischen Section um 10 Uhr, unter dem Vorsitze des Direktors Littrow, worin der Bericht der Kommission über die bei Längen-Breiten und Azimuth-Bestimmungen anzuwendenden Me⸗ thoden zur Verlesung kam und zur Debatte gestellt wurde. Darauf folgte die Sitzung der geodätischen Abtheilung unter Vorsitz des Geheimen Raths Hügel. Gegenstand der Berathung war die Bil⸗ dung eines Höhennetzes und die dabei anzunehmenden Nullpunkte. Die Plenarsitzung, unter dem Vorsitze des Geheimen Raths Hansen, um 2 Uhr, beschäftigte sich mit den Vorschlägen der astronomischen Section, die angenommen wurden mit der Bildung einer inter⸗ nationalen Kommission und eines Central Büreaus.

Kunst und Wissenschaft.

Der Vorstand des Central ⸗Dombauvereins in Köln ist mit der allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft zu dem Zweck in Verbin · dung getreten, einen Aufruf derselben an die deutsche Künstlerschaft zu ver— anlassen. Nach dem Plan nämlich der, versuchsweise, auf ein Jahr geneh= migten Lotterie behufs Beschaffung reicherer Mittel für den Fortbau der Domthürme, soll eine Anzahl gediegener Werke lebender Künstler im Ge= sammtwerth von 30009 Thlrn. durch den Central⸗Dombauverein erworben werden, und jedes einzelne davon einen besondern Gewinn darstellen. Man wird bei der Auswahl streng an dem Grundsatz festhalten, daß wahrhaft

Im Fort Sintang an der Westküste von Borneo werden der

gediegene Kunstwerke, und nur solche, angekauft werden, die zugleich für den