1864 / 251 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Vinisterium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten.

Nach Uebereinkunft des Herrn Kultus Ministers und des Herrn Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten ist hier ein pflanzenphysiologisches Institut errichtet, welches unter Leitung des Professors Dr. Karsten den Studirenden der Universität und des hiesigen landwirthschaftlichen ͤ

Gelegenheit gewährt, sich mit dem Gebrauche des Mikrostopes ver traut zu machen, um mittelst desselben den Organismus der Pflan⸗ zen aus eigener Anschauung kennen und dessen Functionen beurtheilen u lernen. ; Der Professor Dr. Karsten wird bereit sein, während des bevorstehenden Wintersemesters im physiologischen Institute (Cantian- straße 4, 2 Treppen) Uebungen in mikroskopisch angt omischen Arbeiten zu leiten, so wie Anleitung zu physiologischen Untersuchungen zu

geben.

Berlin, 24. Oktober. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht; Dem Majoratsbesitzer Grafen von Ballestrem auf Plawniowitz Ruda in Oberschlesien, zur Zeit in Dresden wohn⸗ haft, die Erlaubniß zur Anlegung des von Sr. Heiligkeit dem Papste ihm verliehenen Großkreuzes des St. Gregorius Ordens zu ertheilen.

Nichtamtliches.

Preußen. Schloß Babels berg, 22. Oktober. Seine Majestät der König nahmen im Laufe des gestrigen Vormittags militairische Meldungen entgegen, empfingen den Hausminister Frei herrn von Schleinitz und arbeiteten mit dem Unterstaats-Secretair im auswärtigen Ministerium Herrn von Thile. Zur Tafel begaben sich Seine Majestät nach Sanssouci zu Ihrer Majestät der Königin Wittwe, kehrten sodann nach Babelsberg zurück und fuhren zum Thee wieder nach Sanssoueci. ; 3 23. Oktober. Seine Majestät der König empfingen gestern Vormittag den zum Gouverneur von Mainz ernannten Prinzen Karl Königliche Hoheit, nahmen die Meldung des General Inspercteurs der technischen Institute, Generals der Infanterie von Kunowski, und die Vorträge des Militair⸗ und Civis-Kabinets entgegen und empfingen den Besuch Ihrer König— lichen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin. Um 33 Uhr fuhren Se. Majestät nach Berlin und geruhten die Orden des verstorbenen Majors von Stechow aus den Händen dessen Bru— ders, des Rittergutsbesitzers von Stechow, entgegen zu nehmen und den Ober ⸗»Hofprediger Snethlage zu empfangen. .

Am Abend besuchten Se. Majestät die französische Theater— Vorstellung und die Vorstellung des Propheten im Opernhause und kehrten um 105 Uhr ngch Potsdam zurück.

24. Oktober. Seine Majestät der König empfingen gestern auf der Station Königshalle bei Potsdam Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Großfürstin Maria Nicolajewna von Rußland und fuhren mit Höchstderselben nach Schloß Glinicke, wo bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Karl das Familiendiner stattfand. Nach aufgehobener Tafel begaben des Königs Majestät Sich nach Berlin, besuchten des Abends auf kurze Zeit die Vorstellung im Opernhause und kehrten um 11 Uhr nach Schloß Babelsberg zurück.

Heute nahmen Seine Majestät der König auf Schloß Babelsberg den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths Geheimen Kabinets-Kaths Illaire und des Wirklichen Geheimen Ober- Regie— rungs⸗-Raths Costenoble entgegen, empfingen die General-Majors von Clausewitz und von Ingersleben und fuhren um 2 Uhr nach Berlin, um die Mitglieder des geodätischen Kongresses im Palais zu begrüßen.

Am 19. d. M. ist zu Rochlitz in Böhmen das erbliche Mitglied des Herrenhauses, Erblandhofmeister im Herzogthum Schle— sien, Leopold Graf von Schaffgotsch auf Warmbrunn (geb. 5. Mai 1793) nach längerer Krankheit gestorben.

Königsberg, 23. Oktober. Durch Aushang an der Börse wurde gestern der Bescheid bekannt gemacht, welchen der Handels— minister auf die Eingabe des Vorsteheramtes wegen Suspension der Wuchergese tze ertheilt hat. Derselbe lautet: »Dem Vorsteher—⸗ amt der Kaufmannschaft erwidere ich auf den Bericht vom 19ten d. M., daß ich aus den darin vorgetragenen Gründen für jetzt noch keinen zulänglichen Anlaß entnehmen kann, die befürwortete Sus⸗ pension der gesetzlichen Beschränkungen des Zinsfußes zu erwirken. Berlin, den 18. Oktober 1864. Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. gez. Itzenplitz.«

Danzig, 22. Oktober. Nachdem die Corvette »Hertha« heute Vormittag aus dem Dock entlassen ist gleich darauf die Schrauben⸗ Corvette Nymphe in dasselbe aufgenommen worden. Innerhalb

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Lehrinstituts die vielsa;, gewünscht: Haynauer Kreise bezüglich der Gebäudesteuer beschlossen, denselben

8 Tagen soll das Schiff wieder in Kiel sein, um die Winterbe— kleidung für die Flotte und die Ersatz-Mannschaften für die hier ausgeschifften Reserven abzuliefern. .

Breslau, 22. Oktober. In der 8. Plenarsitz ung des schlesi. schen Provinzial-Landtages am 15. Oktbr. wurde der Tags zuvor angemeldete Antrag, betreffend das Verfahren bei Einschätzung zur

Gebäudesteuer, eingebracht und einem Ausschuß überwiesen, demnächs

aber in Betreff der Petitionen aus dem Schönauer und Goldberg.

aus formellen Gründen, nämlich wegen Umgehung des im 5. 1 des Gebäudesteuergesetzes vom 21. Mai 1861 angeordneten In. stanzenzuges, keine Folge zu geben. Bezüglich der bei der Blinden. Anstalt in Breslau gestifteten Freistellen beschloß der Landtag für die nächsten 2 Jahre zur Erhaltung der fest dotirten 20 Freistellen die Summe von 5080 Thlr. der Anstalt zu überweisen. Zum stän— dischen Kommissarius bei der Anstalt wurde Graf v. Burghauß wieder gewählt. Es kam hierauf das Referat über den Schlußbericht der ständischen Kommission zur Erbauung der Irren-Pflege— Anstalt bei Bunzlau zum Vortrag. Die durch den bezeichne— ten Bau erwachsenen Kosten betragen im Ganzen 333,100 Thhe, und sind aus dem Landsiechenhausfonds, aus den Mitteln der Hilft, kasse und durch von der Provinz eingezogene Beiträge gedeckt wor. den. Dem beim Bau der Bunzlauer Anstalt angestellt gewesenen Baumeister wurde in Anerkennung seiner guten geleisteten Diense eine Gratification bewilligt, der ständischen Baukommission aber und dem Herrn Landtags⸗-Kommissarius für die andauernd und in um. fassender Weise erwiesene Thätigkeit bei diesem Bau die dankbar Anerkennung des Landtages ausgesprochen. In Betreff der Irren— Heil- und Pensions-Anstalt zu Leubus beschloß der Land— tag unter lobender Anerkennung des vom Direktor Dr. Martint erstatteten Berichts die Vervielfältigung dieses Berichts für die Land— tagsmitglieder zu veranlassen, zur Umänderung der Secrete nach der d' Arcet'schen Methode 1500 Thlr, und den durch einige Gehalt'— erhöhungen etwas modifizirten Etat für das Jahr 1865 zu genehmigen.

In der 9. Plenarsitzung am 17ten kamen zunächst die Pe tionen wegen Regulirung des Oderstromes zur Verhandlung. In der Erwägung einerseits, daß die Provinz gegenüber der Staath— Regierung Bereitwilligkeit erweisen müsse, für den wichtigen Zwet auch ihrerseits Opfer zu bringen, andererseits, daß bei der Regul— rung des Oderstromes mehrere Provinzen interessirt sind, wunde beschlossen:

der Königlichen Staatsregierung zunächst und vorbehaltlich weiterer Land tagsbeschlüsse die Summe von einer halben Million aus Mitteln de

Provinz behufs Regulirung der Oder von Ratibor bis Schwedt zur Dis position zu stellen und zwar unter folgenden Bedingungen: J.

nutzen werde, um aus den bisher zur Oder⸗Regulirung jährlich angewiesenen

Staatsmitteln die bereits fertigen Stromstrecken im vollkommen baulichn

Stande zu erhalten, etwa beschädigte Werke wieder herzustellen und die zur bevorstehenden Inangriffnahme einer umfassenderen Regulirung etwa noch nothwendigen kechnischen Vorarbeiten vornehmen zu lassen, IV. da von den Provinzen Brandenburg, Posen und Pommern ihrem Interest an der Sache entsprechend ebenfalls Beiträge für den vorliegenden Zwet geleistet und das zur Vollendung noch Fehlende vom Staate zugeschoskn werde,; V. daß es der Provinz Schlesien gestattet werde, behufs der Auf bringung ihres mit 1 pCt. jährlich zu tilgenden Beitrages Provinzial. Obligatlonen, zu 4 pCt. verzinslich, deren Einziehung, behufs Herahb— setzung des Zinsfußes zulässig, auszugeben; VI. daß die Einzahlungen auf den Beifkrag der Provinz auf die Baujahre gleichmäßig vertheit werden; VII. daß es dem nächsten, oder einem dazu einzuberufenden außerordentlichen Provinzial - Landtage vorbehalten bleibe, über die Ar und Weise der Aufbringung der Zinsen und Amortisationsraten für di zur Beschaffung des Beitrages aufzunehmenden Darlehen zu beschließen VIII. die Königliche Staatsregierung neuerdings zu bitten, die Erhebum einer Schifffahrts Abgabe auf der Oder zu gestatten, deren Erträge zw schen dem Staat und den beitragenden Provinzen, nach dem Veihltn ihrer Beiträge, so lange zu theilen, bis dann die Summe dieser Beiträgh durch Amortisation mit 1 pCt. jährlich getilgt ist. Schließlich beschlo der Landtag, auch als Organ für die in dem Zeitraum bis 186

mit der Königlichen Staatsregierung etwa aufzunehmenden Verhandlun .

gen eine aus 6. Mitgliedern resp. 6 Stellvertretern bestehende Kommisson

zu wählen, diese Wahl aber erst in der nächsten Sitzung zu vollziehen.

die Verträgt über die Verwaltung der Irren-Versorgungs-An stalt zu dieser Anstalt festgesetzt und die ständischen Kommissionen für die Irren ⸗Heilanstalt zu Leu bus,

da die eingereichte Vorschlagsliste noch zu modifiziren sei. In dem weiteren Verfolg der Sitzung wurden

Brieg entgegen genommen, der Etat

wie für die Irren -Versorgungs⸗ resp. Pflege⸗Anstalten zu Briel und Bunzlau gewählt. ständischen Kommissarien bei den Taubstummen ⸗Anstalten zu lau, Ratibor und Liegnitz.

In der 109. Plenarsitzung am Verlesung des Protokolls von dem H merkt, daß heute der Geburtstag Seiner Königlichen Hohe Kronprinzen sei, und daß, weil in angestammter Treue alle

Direktorium in Anerkennung Decharge ertheilt.

daß di Regulirung vom Staate vom Jahre 1867 ab binnen längstens 10 Jah, ren beendet werde; IL. daß die Durchführung derselben nach einem ein. seitlichen Prinzipe und unter Begründung einer Kontrolstelle für diesn Zweck geschehe; III. daß die Erwartung ausgesprochen werde, daß di Königliche Staatsregierung den Zeitraum bis zum Jahre 1867 dazu he

Desgleichen schritt man zur Wahl de Bres⸗

utsicht 18. Oktober wurde nah .

errn Landtags. Marschall be it des

Preußen

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aus dem Jahre 1815. betheiligten Regierungsbezirke ein Mitglied zu einer besondern Kom-

gewohnt seien, die Geburtstage der erlauchten Mitglieder ihres er— abenen Königshauses, wie die eigenen zu feiern, er eine Adresse an Seine Königliche Hoheit vorlegen werde, welche nach ihrer Genehmi— ung sofort an Seine Königliche Hoheit abgesendet werden sollte. Der Landtag genchmigte die Adresse, beschloß deren Vollziehung und Absendung, so wie den sofortigen Ausdruck der Gesinnungen des gudtageg auf telegrazhhischem Wehe, , Begendentschriften, betreffend die Taubstummen-⸗-Anstalten, die Verbindung der Mobiliar mit der Immobiliar⸗Versicherung und die Adresse, betreffend die Regulirung des Oderstromes, kamen zum Vortrag und wurden genehmigt, dann die in der vorigen Sitzung in Aussicht genommene Wahl einer Kom— mission zur weiteren Betreibung der Oder-Regulirungs-An⸗— gelegenheit gewählt. Der Landtag ging hierauf zur Berathung

über die Angelegenheiten der Provinzial⸗Darlehnskasse über. Das

Vermögen dieser Anstalt hat sich stetig vermehrt, und wird dem der ordnungsmäßigen Verwaltung Der Landtag beschloß: daß die Rückzahlung des den Gebirgskreisen zum Bau der Gebirgsbahn mit Vermittelung der Hülfskasse gewährten Darlehns, von denen 51,060 Thaler an die Hülfskasse gezahlt sind, durch diese an die Darlehnskasse in soweit es zur Verwendung gekommen ist, in demselben Termine zu be— wirken sei, in welchem die Schuldner der Provinzial-Hülfskasse ihre Amor⸗ tisationszahlungen an diese zu leisten haben, im letzten Termine aber der ganze Ueberrest der Schuld zurückbezahlt werde.

Die ständische Kommission und das Direktorium der Provinzial—⸗

Darlehnskasse wurden beauftragt, zusammenzutreten und dem näch⸗

sten Landtag Vorschläge darüber zu machen, wie das Vermögen der

Darlehnskasse nach Abwickelung der den Privaten und Corporationen gewährten Darlehne zu verwenden sei. Antheil an der Darlehnskasse, wie er sich am J. rechnet, nach dem Verhältniß, in welchem dieselbe fond der Darlehnskasse beigetragen hat, bis zum 1. Juli 1867 mit der Wirkung baar ausgezahlt, daß sie dadurch hinsichtlich aller ihrer Rechte an das Vermögen der Darlehnskasse vollständig abgefunden ist, beschloß der Landtag:

Da der Ober -Lausitz ihr Januar 1865 be⸗ zu dem Betriebs

daß von dem Antheil der Ober -Lausitz an dem Vermögen der Darlehns—

kasse verhältnißmäßig so viel abgezogen werde, als die Provinz Schlesien

ohne Konkurrenz der Ober - Lausitz bisher aus ihren eigenen Mitteln zur

Gründung und Unterhaltung derjenigen gemeinnützigen Institute aufge—

bracht habe, welche von der Ober⸗Lausitz mit benutzt werden, insofern es

die Ober-Lausitz nicht vorzieht, diese Ueberweisung auf eine andere Weise zu bewerkstelligen. Ferner:

J, daß vom 1. Juli 1865 an der Zinsfuß für die aus der provinzial- ständischen Darlehnskasse, an Deichverbände, Kreis Corporationen und Gemeinden gewährte Darlehen von 4 auf 4 pCt. herabgesetzt werde,

2) daß den Deichverbänden die Amortisationsfristen für ihre aus der provinzialständischen Darlehnskasse entnommenen Darlehne noch um 8 Jahre, also bis zum Jahre 1891 resp. bis zum Jahre 1894 ver- längert werden sollen,

3) daß die provinzialständische Darlehnskasse in ihrem Lombardverkehr auch Hypotheken beleihen dürfe, die Ausführungsmodalitäten aber der Feststellung der ständischen Kommission zur Verwaltung der Darlehns« kasse unter Vereinbarung mit dem Direktorium der Darlehnskasse zu überlassen seien.

Nachdem noch ein Antrag, die disponiblen Gelder der Dar— lehnskasse bei der Provinzial-Hülfskasse zu belegen, abgelehnt worden war, wählte der Landtag die ständische Kommission für Verwaltung

der Darlehnskasse.

Merseburg, 21. Oktober. Nachdem der diesmalige Land⸗

tag der Provinz Sachsen sämmtliche ihm obgelegene Geschäfte beendet hat, ist derselbe heute von dem Königlichen Landtags⸗Kom— missarius mit einer kurzen Ansprache in vorgeschriebener Weise ge⸗ schlossen worden. t des, leider erkrankten Herrn Landtags-Marschalls mit einem Hoch auf Seine Majestät den König erwiedert, in welches die ganze Ver⸗

Diese Ansprache ward von Seiten des Vertreters

sammlung freudig mit einstimmte, worauf die Versammlung aus⸗

seinander ging.

Halle, 22. Oktober. Der Vorstand des konservativen

sächsischen Provinzial-Vereins hat beschlossen, eine Provin⸗

n

zial Versammlung nicht blos für die Mitglieder des Vereins, sondern auch für alle Gesinnungsgenossen der Provinz auf den 8. November J. J. Vormittags 11 Ühr im Gasthofe zum Kronprinzen hierselbst zu berufen.

Münster, 21. Otftober. Der beim westfälischen Provinzial Landtage eingebrachte Antrag des Grafen von Galen, wegen

Errichtung einer Stiftung zur Unterstützung westfälischer nvaliden, wurde nicht, wie in der Korrespondenz aus Münster vom 16. d. M.

ö Nr. 248 des Staats-Anzeigers angegeben, mit 34 gegen 17 Stimmen, sondern mit 34 gegen 27 Stimmen abgelehnt. Auch öl die Stiftung nicht, wie in der Korrespondenz angeführt ist, aus id uischen. Fonds errichtet werden; vielmehr war dafür ein Pro— nzialfonds, der s. g. reservirte Sparkassen⸗Unterstützungsfonds, in

genommen. Düfseldorf. In der 9. Plenarsitzung am 20. d. M. Provinzial ⸗Landtag zuerst einen Antrag, be—=

effend

behandelte der 96 die Vertheilung und Verwendung des Landwehr-⸗Pfer de⸗ elderfo nds oder sogenannten rheinischen Mobilmachungsfonds

Die Versammlung beschloß, aus jedem der

mission zu wählen, welche sich nach dem Schlusse des Landtages in dieser Angelegenheit mit dem Königl. Landtags-Kommissarius weiter benehmen soll. Ein Abgeordneter aus dem Stande der Städte be⸗ richtete über die Verwaltung der Hebam men -⸗Lehranstalt und deren beabsichtigte, aber unterbliebene Verlegung von Cöln nach Viersen. Die Rechnungen und der Etat der Hebammen⸗Lehranstalt wurden nach den Anträgen des Ausschusses genehmigt. Zu einer Wegeverbindung von Neuenahr nach Heimersheim beschloß der Landtag 3009 Thlr. aus der Provinzial-Hülfskafse zu bewilligen. Außerdem lehnte der Landtag unter Andern durch Uebergang zur Tagesordnung einen Antrag ab / der dahin ging, den auf den Regierungsbezirk Aachen fallenden Antheil des sogenannten Cholerafonds aus dem Jahre 1833 der Regierung zu Aachen für die dortige Taubstummen ˖⸗ Anstalt zu über⸗ weisen. Ebenso erhielt eine Petition der Rheinisch⸗Westfälischen Ge—⸗ fängniß = Gesellschaft um Beförderung des Auswanderns von Per⸗ sonen, welche durch die §5§. 117— 119 des Strafgesetzbuches betroffen worden, nach Amerika nicht die Majorität. Den Berichten und Anträgen, betreffend die Verwaltung, die Rechnungen und den Etat der Provinzial Arbeitsanstalt zu Brauweiler, ertheilte die Versamm⸗ lung ihre Zustimmung, vollzog eine Anzahl von Wahlen ständischer Kommissarien für die Provinzial-Institute und lehnte einen Antrag in Betreff der Alimentation von Schuldgefangenen ab.

In der 10. Plenarsitzung am 21. Oktober führte die vom 3. Ausschusse befürwortete Aufhebung des 5. I. des Gesetzes vom 21. Oktober 1859 über die Sperrweite

und Achselschenkellänge des rheinischen Fuhrwerks zu einer eingehen⸗ deren Debatte; ein darauf bezüglicher Antrag wegen des Maximums der Sperrbreite erhielt indessen nicht die erforderliche Majorität von zwei Dritteln der Versammlung. Nach einer Pause erschien um 1 Uhr Mittags der Königliche Landtags -Konimissarius, Wirklicher Geheimer Rath und Oberpräsident der Rheinprovinz von Pommer- Esche, von einer Deputation der Stände am Eingange des Stände⸗ hauses empfangen, um den Schluß der Diät, nachdem der Landtag die ihm obliegenden Geschäfte beendigt, im Namen Seiner Majestät des, Königs zu vollziehen. Der Herr Kommissarius dankte den Ständen unter Anerkennung ihrer großen Thätigkeit für das ihm zu Theil gewordene Vertrauen, sprach seine herzlichsten Wünsche bei der bevorstehenden Heimkehr der Abgeordneten aus und erklärte darauf den 17. Provinzial-Landtag der Rheinprovinz im Namen Sr. Majestät des Königs für geschlossen. Der Herr Landtags- Marschall entgegnete mit einem Lebehoch auf Se. Ma⸗ jestät den König, in welches die Versammlung dreimal mit Be— geisterung einstimmte. Saarbrücken, 21. Oktober. Am Donnerstag, den 20. Okto⸗ ber, fand auf der Königlichen Steinkohlengrube Reden bei Neun⸗ kirchen eine Explosion schlagender Wetter statt, die leider eine große Zahl von Bergleuten dahingerafft hat. Nach den amtlichen Ermit⸗ telungen sind 22 Mann sofort getödtet und 1 Steiger und 18 Mann verwundet. Von en, ist der Steiger und 6 Mann nachträglich gestorben, während 6 Andere noch lebensgefährlich daniederliegen. Durch die angestrengtesten Rettungsarbeiten wurden die in Folge der Explosion zusammengebrochenen Strecken bald wieder aufgeräumt und erlangte man wenigstens die Ueberzeugung, daß keine weiteren Verwundeten noch Leichen in der Grube zurückgeblieben sind. Auch ergab die erste Ortsbesichtigung mit Wahrscheinlichkeit, daß leider die Unvorsichtigkeit eines Einzelnen, der selbst sein Leben dabei eingebüßt hat, die Schuld an diesem schrecklichen Unglück trägt. Die Bergleute waren beim Einfahren in die Grube vor der Anwesenheit schlagen— der Wetter gewarnt und warteten, der Vorschrift gemäß, in der Hauptstrecke auf die Ankunft des Steigers. Nach der Lage der auf⸗

gefundenen Leichen muß jedoch ein Bergmann sich weiter in die ge—

fährlichen Räume hineingewagt und hier die Gase entzündet haben, von wo die Ezplosion die in der Hauptstrecke wartenden Arbeiter vernichtet hat. Die Leichen tragen sämmtlich die Zeichen von Brand⸗ wunden, sind aber außerdem von den nachgestürzten Felsen vielfach verstümmelt und entstellt. Die große Länge, in welcher die Haupt- strecke zusammengebrochen ist, giebt ein Zeugniß von der Heftigkeit der stattgehabten Explosion. Die Rettungsarbeiten wurden unter Leitung der Berg»Inspectoren Bauer, Pfähler und von Rönne aus- geführt, indem Beamte und Mannschaften von den benachbarten Gruben zur thätigen Hülfe gleich herbeigeeilt waren. Der bereits erwähnte gestorbene Steiger Giesemann war ausschließlich ein Opfer seines Diensteifers bei diesen Rettungsarbeiten, da er sich zu lange den schädlichen Stickwettern, welche jeder Explosion nachfolgen, aus- setzte. Es ist begreiflich, welche große Theilnahme dieses traurige Er⸗ eigniß in der Gegend von Neunkirchen erregt, wodurch so viele Bergmannsfamilien plötzlich in die tiesste Trauer versetzt sind. Das feierliche Begräbniß, dem sowohl der Ministerial Direktor Herr Krug von Nidda aus Berlin wie der Ober ⸗Bergrath Herold aus Bonn beiwohnen werden, wird Sonntag, den 23. Oktober, unter Leitung der Beamten der Saarbrücker Bergwerks⸗Direction stattfinden. Koblenz, 22. Oktober. Ihre Majestät die Königin Augusta empfängt heute mit dem Ober ⸗Präsidenten und dem