1864 / 253 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

vorgelegen hat. Eine längere, eingehende

wie daß der urn n g Versicherten von selbst, ohne ausdrücliche Be⸗ e /

ö een n erf ile letztere vielmehr angenommen werde, sofern keine Austrittserklärung rechtzeitig angemeldet sei, trat der Landtag überall bei, und beantragte die sich daraus ergebenden Aenderungen in der be jüglichen Vorlage, ganz entsprechend dem Verfahren bei der Hehenstein= 9 ngelegenheit, die schon früher dem jetzt versammelten Landtage ha ebatte dagegen entspann ch über die Art der Ermittelung des Antheils des Reservefonds der sächsischen Land Feuer- Societät, welcher auf die betreffenden Ort. schaften fällt; nach eingehender lebhafter Debatte entschied sich eine eringe Majorität für Berechnung nach der Höhe der ausschei⸗ enden Versicherungsbetrage gegenüber dem Gesammtversicherungs Kapital der Gesellschaft, statt nach dem Verhältniß der zur neuen Sozietät über— ehenden Beträge. Gemäß dem nunmehr gedruckten Berichte des ersten usschusses über die Provinzial -Hülfskasse wurden von den nach 3 des Statuts dem Landtage zur Verfügung stehenden antheiligen i

nsüberschüssen der Jahre 1862 und 1863 von zusammen 1653453 Thlr. Sgr. 4 Pf. als Unterstützung bewilligt: dem Eckartshause zu Eckart s= 6 609 Thlr, der Samarfterherberge zu Horburg 150 Thlr., dem Knaben⸗-Rettungshaus zu Wittenberg 150 Thlr, der Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben katholischer Konfession zu Erfurt 200 Thlr.

der Rettungsanstalt für verwahrloste Knaben evangelischer Konfession zu Erfurt 260 Thlr., dem Rettungshause für verwahrloste Knaben zu

Lgangensalza 200 Thlr., der Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder zu Gefell 150 Thlr., der Elisabeth- Anstalt zur Besserung ver— wahrloster Mädchen zu Mühlhausen 100 Thlr. der Rettungs- Anstalt für verwahrloste Knaben zu Mühlhausen 1090 Thlr., der städtischen Erziehungs- Anstalt für verwahrloste Kinder zu Magdeburg 209 Thlr., dem Knaben Rettungshause auf dem Lindenhof zu Neinstedt 500 Thlr., dem Knaben Rettungshause zu Königsborn 159 2hlr, dem Knaben ⸗Rettungshause zu Genthin 200 Thlr., dem Waisenhause für dem Verderben anheimgefallene Mädchen zu Redekin 50 Thlr.,

dem Rettungshause zu Althalden sleben 100 Thlr., dem Rettungs«— hause zu Hillersleben 100 Thlr., der Erziehungs ⸗Anstalt für verwahr loste Kinder zu Quedlinburg 400 Thlr., dem Mädchen ⸗Rettungshause für die Grafschaft Wernigerode zu Nöschenrode 150 Thlr. Von dem

Abgeordneten für Halle wurde beantragt, der Digkonissen - Anstalt zu Halle 800 Thlr. lanstatt der vom Ausfchuß vorgeschlagenen 600 Thlr. zu bewilligen. Dieser Antrag wurde dadurch motivirt, daß die Dia— konissen - Anstalt zu Halle die Mutter Anstalt für ähnliche An— stalten der Provinz sei, daß in Absicht stehe, mit dieser Anstalt, gleich- falls im Interesse der Provinz, ein Siechenhaus zu verbinden, und daß die Vorzüglichkeit der Pflege durch Diakonissen sich auch im dänischen Kriege glänzend bewährt habe. Nachdem der Antrag noch von anderer

Seite warme Fürsprache gefunden, wurden die beantragten 800 Thlr. für die Diakoniffen-Anstalt zu Halle einstimmig genehmigt. Der Friedrich-

Wilhelms Provinzial-⸗Blinden⸗Anstalt zu Barby wurden zur Vermehrung ihres Stammkapitals 2000 Thlr. unter der Voraussetzung überwiesen, daß die Hülfskasse der Altmark aus ihren verwendbaren Ueberschüssen eine entsprechende Summe der Blinden - Anstalt zu Barby zu gleichem Zweck verwilligen werde. Ebenso fanden die gestellten Anträge: den Er⸗ zlehungshäusern für blödsinnige und schwachsinnige Knaben zu Neinstedt bei Quedlinburg, für blödsinnige und schwachsinnige Mädchen zu Hasse:⸗ rode bei Wernigerode, sowie dem Asyl Kreuzhuülfe auf Schloß Detzel bei Neuhaldensleben je 1000 Thlr. zuzuweisen, einstimmige Geneh— migung, nachdem mündlich darauf hingewiesen worden, daß auch diefe 3 Anstalten für die betreffenden Kinder aus allen Thei— len der Provinz zugänglich seien; desgleichen der Antrag, der zu Heiligen stadt unter Leitung barmherziger Schwestern befindlichen Kranken -⸗Anstalt für arme Kranke beider Konfessionen eine Beihülfe von 500 Thlrn. zu einem Erweiterungsbau zu bewilligen. Zugleich wurde der, dem gedruck- ten Ausschußgutachten beigefügte Statutsentwurf berathen und machte sich die Ansicht geltend; daß die beantragten Stipendien für den Besuch des Königlichen Gewerbe-Instituts in Berlin vorerst nur auf 3 Jahre zu be— willigen seien. Demgemäß wurde beschlossen, in der Aufschrift des Sta—⸗ tutsentwurfs zu setzen: »bewilligten« statt des Wortes »begründeten« und Nr. 1 des Statuts in folgender Fassung anzunehmen:

Der Provinzial Landtag hat aus den ihm zur freien

Disposition stehenden Zinsüberschüssen der sächsischen

Provinzial ⸗Hülfskassedrei Stipendien von jez 99 Thlrn,

also zusammen 600 Thlrn. jährlich, an würdige und

bedürftige Angehörige der Provinz Sachsen zum Be— such eines vollen Lehrganges auf dem Königlichen Ge—

ö zu Berlin zunächst auf drei Jahre be-

willigt. ;

Ueber die Frage, ob die Stipendien lediglich zum Besuch des Ge— werbe - Instituts in Berlin zu bewilligen, oder auch andere Lehr-⸗-Institute zu berücksichtigen seien, erhob sich eine Meinungsverschiedenheit, aus der jedoch ein bestimnrter Antrag auf Abänderung des Statuts nicht hervor

ing, vielmehr wurden die sämmtlichen Bestimmungen des Statuts ad

bis 14, nachdem zu Nr. 7 auf mündlichen Antrag des Abgeordneten

für Quedlinburg in der 4 Zeile nach dem Worte »Regierungsbezirkes die Worte nach Befinden der ständischen Deputation« eingeschaltet worden, durch die Versammlung genehmigt. Darauf erfolgte die Verwilligung der 1800 Thlr. für die naͤchsten 3 Jahre zu 3 Stipendien für in Gemeinden unserer Provinz Ortsangehörige zum Besuch eines vollen Lehrganges auf dem Königlichen Gewerbe- Institut zu Berlin durch einstimmigen Beschluß. Auch wurde ohne Diskussion genehmigt, daß sowohl die im Jahre 1862 gemachte Bewilligung von 400 Thlr. zur Herausgabe eines unsere Provinz betreffenden ö nach dem in dem Erlaß des Herrn Landtags -Kommissarius vom 2. 8. M. gemachten Vorschlage, als auch aus den jetzt zur Disposttion stehenden Zinsüberschüssen der Pro— vinzial Hül 6kasse noch weiter 490 Thlr. verwendet werden. Dem Lehrer Klotz zu alle wurden für dessen Taubstummen Anstalt wiederum 200

Thaler bewilligt. Dem Gutachten entsprechend, wurde eine Berücksichti=

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ung des von der verwittweten Frau Dr., Niemeyer im Int —ͤ a e rr , mn Pflege nstalt Tarlsfeld bei 2 Antrages abgelehnt, und endlich ein vom Abgeordneten, Major a. 9 von guch hai pt. gestellter Lintrag auf Vewilligung von 2)0 Th. für die Problnzial Irren. An tat im! Verlauf der durch däeseh Anh. bervorgerufenen Erörterung wieder zurückgezogen. Bezüglich des a. h den oben genehmigten Bewilligungen noch verbleibenden Ueberschusses . 39153 Thlr. 24 Sgr. 4 Pf. wird genehmigt, daß derselbe vorläufig n der Provinzial-Hülfskasse noch reservirt und über dessen Verwendu später Bestimmung getroffen werde. Hannover, 25. Oktober. Der Prinz von Wales und Gemahlin sind von Quedlinburg kommend hier eingetroffen; die selben wurden auf dem Bahnhof von dem Könige und dem Kron— prinzen empfangen. Oldenburg, 23. Oktober. Ob der kürzlich publizirte Ent. wurf eines neuen Gesangbuchs auf der im nächsten Monat zusam. mentretenden Landessyn ode zur Vorlage kommen werde, ist, wie der Weser - Zeitung geschrieben wird, sehr zweifelhaft geworden seitdem eine Revision desselben angeordnet worden ist. Von *. sonstigen Vorlagen wird demselben Blatte von einem Gesetzentwurf über die Kirchenhlasten berichtet. Der Entwurf ist dem staat— lichen Gesetze über die Schullasten nachgebildet und beruht auf dem

Grundgedanken, daß die kirchliche Baulast von den Grundstücken

getragen und die sonstigen Bedürfnisse durch persönliche Umla bestritten werden sollen. Ein weitere . ee. 39 Eur eines Gesetzes, betreffend die Mitwirkung des Ober-Kirchen— raths beim kirchlichen Bauwesen, bilden. Es hat sich näm. lich auch bei uns, wie in mehreren anderen Staaten, die Noth. wendigkeit einer geregelten Mitwirkung des Ober- Kirchenratht beim kirchlichen Bauwesen gezeigt. Wir erinnern hier daran, daß dieser Gegenstand im Jahre 1861 auf der Eisenacher Kirchen⸗-Con. ferenz zur Verhandlung fam und ein dort beschlossener, die Sacht regelnder Entwurf den evangelischen Kirchenregimentern zur Annahme eipfohlen wurde. Der an die Landessynode gelangende Entwurf weicht verschiedentlich davon ab. Derselbe geht im Wesentlichen da. von aus, daß die Entwürfe projektirter Bauten dem Ober-Kirchen.⸗ rathe zunächst zur Prüfung vorgelegt werden müssen und dieser seine etwaigen Erinnerungen dagegen machen und der betreffenden Ge— meinde zur Beachtung empfehlen kann. Führt dieses nicht zu einem allerseits befriedigenden Resultat, so soll der Ober⸗Kirchenrath mit der Befugniß ausgerüstet werden, in gewissen Fällen ein vom höhe— ren kirchlichen Standpunkte aus verwerfliches Bauunternehmen zu verhindern.

2. Mecklenburg. Schwerin, 25. Oktober. Seit einigen Tagen ist nach dem »N. E. die mit der neuen Zollgesetzgebung konstituirte Kommission und Deputation zur Revision und Visi— tation der gesammten Zoll⸗ und Steuerverwaltung zum ersten Male zusammengetreten. Dieselbe besteht aus dem von schwerinscher Seite bestellten Präsidenten, einem schwerinschen und einem strelitzschen Kommissarius (Regierungsrath von Kardorff) einem ritterschaft, lichen und einem landschaftlichen Deputirten für den mecklenbur. gischen und wendischen Kreis, einem städtischen (abwechselnd von der

Ritterschaft und von der Landschaft zu wählenden) Deputirten für

den stargardischen Kreis, endlich einem seestädtischen sabwechselnd von Rostock und von Wismar zu stellenden) Deputirten (Syndikus Meyer aus Rostoch.

Schleswig. Der »Flensb. Nord. Ztg.“ wird aus Haders— leben den 23. Oktober geschrieben: Wenn auch die Zeit noch nicht bestimmt ist, so deuten doch manche Anzeigen darauf hin, daß von den Alliirten Vorbereitungen gemacht werden zur Räumung Jütlands. Gestern ging ein preußisches Feldlazareth hier durch heute kamen mehrere zum Feldtelegraphen gehörende Wagen hier an. Tägliche Züge von Kranken und Rekonvaleszenten, für deren Auf nahme wieder Lokale haben herstellig gemacht werden müssen, nach= dem neuerdings die Gelehrtenschule und andere Räumlichkeiten ihrer Bestinnmmung zurückgegeben sind, zeigen, daß die jütischen Lazarethe nach und nach geräumt werden. Heute wurde der bisherige Prä— positus Möller in Doberan, bis 1851 in Hammelef, hier ald Hauptprediger introduzirt. Der frühere Kanzeisecretair Claussen in Schleswig, bisher in Lübeck, hat ebenfalls in diesen Tagen sein Amt angetreten, so wie von den neuernannten Lehrern an der Ge lehrtenschule der Collaborator Volbehr schon seine Thätigkeit be—= gonnen hat, der Dr. Behrns aber nächster Tage anlangen wird,

Jütland. Aus Aarhuus wird dänischen Blättern unterm 20. d. M. berichtet; »Nach den für das Amt Aarhuus an dat preußische Militair⸗ Gouvernement eingereichten Rechnungen betragen die Kosten der Magazinverpflegung u. s. w. für den September, Monat 41,088 Rthlr. 5 Mk. 6 Sch. Die zur Zeit in Aarhuus

einquartirte Besatzung beträgt cirea 5000 Mann und liegen außerdem

in Odder (Dorfschaft vor Aarhuus) 550 Mann. « Agarhuus 25. Oktober. Die heutige »Amtszeitung« ver= öffentlicht eine Verfügung des Militair⸗ Gouvernements an die Bt,

hörden in Jütland, wodurch den letzteren erössnet wird, daß unte;

den jetzigen Verhältnissen AÄnstellungen im Staatsdienste und die erforderlichen regierungsseitigen Bestäͤtigungen in Kommunalämtern nur von dem Militair⸗Gouvernement ausgehen können.

2903,

Bremen, 25. Oktober. Eine Mittheilung des Senats vom 21. Oktober, meldet die ⸗Wes. SZ.“, enthält dessen Erwiderung auf den Beschluß der Bürgerschaft, betreffend die Form, in welcher die Vorberathung über die neue Regelung des Ver hältnisses Bremens zum Zollverein stattfinden soll. Der Senat hält nach wie vor an der Ansicht fest: daß im Interesse des Staates und demjenigen der Verhandlungen selbst eine streng vertrauliche und an die Vorschriften des Deputationsgesetzes nicht gebundene Be⸗ prechung mit einigen von der Bürgerschaft ihm bezeichneten Ver⸗ rauensmännern vor einer Deputationsberathung den Vorzug ver— diene, und bezieht sich darauf, daß in ähnlichen Fällen eben so, wie er jetzt vorschlägt, verfahren worden sei.

Bayern. München, 24. Oktober. Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird aus Hohenschwangau kommend morgen Nachmittags hier eintreffen, jedoch nur einen kurzen Aufent⸗ halt nehmen. (N. C.)

Desterreich. Wien, 25. Oktober. Heute Vormittag 11 Uhr raten die Bevollmächtigten für die Frieden skonferenzen zu einer Sitzung zusammen.

Wie die »General⸗Correspondenz vernimmt, ist der Stand der Friedensverhandlungen ein sehr befriedigender.

Ein gleichzeitiges Telegramm. der »Post-Zeitung« aus Wien theilt mit, es hätten die preußischen Bevollmächtigten neue In⸗ siructionen empfangen, in Folge deren die Verhandlungen der Friedenskonferenz heut wieder aufgenommen seien. Wahrscheinlich werde nur noch eine Sitzung stattfinden. ,

Wie man hört, werden die polnischen Mitglieder des Reichsrathes an den Sitzungen Theil nehmen. Das Einbe⸗

rufungspatent hat zu einem lebhasten Verkehr unter den Abgeordneten Veranlassung gegeben.

Hermaännstadt, 24. Oktober. Nach einem Telegramm des „Wanderer« wurde das Allerhöchst sanktionirte Gesetz über Errich⸗ tung des obersten siebenbürgischen Gerichtshofes im Landtage verlesen.

Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. Vor seinen Wählern in Liskeard hat Bernal Osborne, dessen antiministerieller Betheiligung an der großen dänischen Debatte im Unterhause man sich erinnern wird, die Thätigkeit des Parlaments und der Regierung einer rückschauenden Kritik unterzogen. Die be— vorzugteste Behandlung erfuhr die Elb herzogthümerfrage. Ich war der erste äußerte der Redner u. a. der sie im Unterhause anregte, und ich habe einen Kursus von Vorlesungen über sie ge⸗ halten, daß ich fast wahnsinnig darüber geworden bin. In London, wie Sie wissen, giebt es einige Blätter, die den Eingebungen Lord Palmerston's besonders nahe stehen; sie stißßen allein in die Kriegstrompete. Die Depeschen wur— den sechs Wochen lang verlangt und kamen nicht. Dann er⸗ schienen endlich vier Blaubücher auf dem Tische des Hauses, mit etwa 3000 Depeschen, in der That nichts Geringeres als ein aus- führlicher Briefsteller für alle Fälle des Lebens.“ Briefe aller Art und in jeder Stilgattung waren darin zu finden. Im Jahre 1852 war England leider einen Vertrag eingegangen, der Dänemark und den Herzogthümern einen König geben sollte, und wir gaben den Ländern einen König, der zwar in Dänemark, nicht aber in Schles— wig-Holstein mit Recht die Krone tragen konnte. Wir ver— pflichteten uns, einem unwilligen Volke einen unwillkom⸗ menen Souverän aufzubürden, und konnte ich, als ein ilberales Mitglied des Parlaments, und in der Achtung für Recht und Gesetz erzogen, mich damit einverstanden erklären? Man möge nicht vergessen, daß eine größere Tyrannei niemals ezistirt hat, als fie gegen die Deutschen von den Dänen ausgeübt worden ist, die alle öffentlichen Aemter mit Dänen besetzten und in einem deutschen Lande die deutsche Sprache zu verdrängen suchten. Eine Adresse gegen die dänische Unterdrückung wurde von vielen Deutschen unterzeichnet, und was war die Folge? Die Ueberreicher der Bittschrift wurden in den Kerker geworfen und gerichtlich ver⸗ folgt; und für die Unterdrücker wurde nun die Sympathie ganz Englands angerufen. Lange Debatten fanden statt, welche die Dänen zu nie beabsichtigtem Widerstande ermuthigten; und nachdem der Schade geschehen, legten wir ruhig die Hände in den Schooß und thaten, was wir von vorn herein statt allem anderen hätten thun sollen. Von dem wackern Vertreter von Plymouth haben wir vor ein paar Tagen vernommen, daß die Regierung alle Anerkennung verdiene, weil sie dem Lande den Frieden bewahrt habe. Was aber hat die Regierung wirklich gethan? Sie hat dem Kaiser der Fran— Zosen faktisch den Antrag gemacht, gegen Deutschland ins Feld zu ziehen, und nun wolle sie ihre Friedensliebe belobt wissen. Die Re— gierung wurde vom aktiven Kriege nur durch den Kaiser der Fran zosen abgehalten und durch jene Partei im Kabinet, welche Einsicht genug hat, zu begreifen, daß Krieg, wenn er aufhört, eine Noth⸗= wendigkeit zu sein, ein Verbrechen wird. Der Redner knüpfte an diese Betrachtung seine Gründe, weshalb er sich bei der großen De— batte der Abstimmung enthalten habe: es sei ihm unmöglich gewe⸗ sen, eine Lüge auszußprechen, und die von der Regierung geleiteten Unterhandlungen mit dem Prädikat erfolgreich zu beehren es sei

pendance⸗;

ihm eben so unmöglich gewesen, mit der Opposition zu stimmen, da diese keine Politik gehabt hätte. Da ihm so zwei n , . getreten wären, so hätte er sich zu dem Heldenmuthe ermannt beiden den Rücken zu kehren.

Die Oktobersession des Central ⸗Kriminalgerichtshofes ist heute eröffnet worden. Unter anderen Ankündigungen zeigte der Syn dikus der Jury an, daß eine Anklage wegen Mordes gegen Franz Müller vorliege und gab einen kurzen Abriß der Thatsachen, welche durch die bisherigen Zeugenaussagen konstatirt worden sind. Der Rechtsanwalt Müller's, Herr Beard, erschien im Laufe des Tages in der Session und meldete an, daß der Angeklagte sich des Nechtes bedienen wird, eine zur Hälfte aus Engländern, zur Hälfte aus Aus- ländern zusammengesetzte Jury zu beanspruchen.

Der Bazar, welcher die vorige Woche hindurch in Liver pool geöffnet gewesen ist und dessen Ergebnisse zur Unterstützung südstaatlicher Gefangener bestimmt sind, hat 1100 Pfd. St. eingebracht, dem gegebenen Beispiele folgend, wird Madame Erlan⸗ ger, die Tochter des bekannten südstaatlichen Agenten Sli dell, jetzt in Paris einen Bazar zu gleichem Zwecke ins Leben rufen.

. Ein, militairischen Interessen gewidmetes Blatt aus New⸗York berichtet von Experimenten, welche vor einer Kommission hochstehen— der Offiziere in Bridgeport mit der gezogenen schmiedeeisernen Ames -Kanone angestellt worden sind. Mit 13 Pfd. Pulver einer Neigung von 5 Grad wurde eine 110 Pfd. schwere Kugel zwei englische Meilen weit geschleudert, mit 20 Pfd. Pulver und 13 Grad Neigung erreichte eine Hotchkiß Bombe von ebenfalls 110 Pfd. die Distanze von sechs Meilen! »Und fügt der Berichterstatter hinzu man glaubt, daß man bis zu einer Distanz von zehn Meilen wird aufsteigen können!“

Frankreich. Paris, 24. Oktober. Aus Toulon wird emeldet, daß die Kaiserliche Jacht in der Nacht vom 23. auf den 4. von dort nach Marseille in See ging.

Das französische Dampf⸗Paketboot »La Vera-Cruz«, welches Vera⸗-Cruz am 19. September verlassen hatte und in Saint⸗ Nazaire wegen längeren Ausbleibens Besorgnisse erregte, ist gestern eingetroffen; es hat stark durch Oststürme zu leiden gehabt, die indeß im Herbste etwas Gewöhnliches im nördlichen Gürtel des atlantischen Orleans sind. Von den 7000 Mann der sterreichisch⸗mexikanischen Legion gehen am 15. November die ersten 2200 Mann in See, denen am 12. Dezember 1100, am 19. Januar 700 Mann und im Februar der Rest folgen soll.

25. Oktober. Der preußische Minister⸗Präsident Herr von Bismarck ist heute von Biarritz hier eingetroffen. Derselbe hat bereits, wie W. Telegraphen⸗Büreau« meldet, eine Audienz bei dem Kaiser gehabt und wird heute Abend in Gesellschaft mit dem Gra— fen von der Goltz und dem französischen Botschafter in Berlin, Benedetti, bei Herrn Drouyn de L'huys speisen.

Wie die »Patrie meldet, hat König Leopold von Belgien Genf verlassen, um sich über Lyon nach Marseille zu begeben.

Italien. Turin, 25. Oktober. Eine Bande von etwa hundert Insurgenten hat sich in den Consiglio⸗Wald zurückgezogen. Mehrere Deserkeure von Cadore und Belluna suchen sich mit den Insurgenten zu vereinigen.

Die Parlaments⸗Sitzungen sind bis auf des Präsidiums weitere Anzeige vertagt.

Türkei. Schon am 22. September 1860 hatte General Du— rando als Vertreter der italienischen Regierung bei der Pforte durch eine an Saffet Efendi, damaligen Minister des Auswärtigen, ge⸗ richtete Note entschiedene Verwahrung dagegen eingelegt, daß Ita⸗ lien, das doch den Pariser Vertrag mit unterzeichnet habe, zu den Gesandten⸗Konferenzen grundsätzlich ausgeschlossen werde. Jetzt hat Graf Greppi, der italienische Geschäststräger in Konstantinopel, unterm 24. September d. J. bei Ali Pascha einen förmlichen Protest eingereicht gegen die Ausschließung des turiner Kabinets von dem diplomatischen Arrangement der Libanon - Frage. Die Inde theilt diefes Schriftstück vollständig mit. Demselben Blatte wird aus Konstantinopel gemeldet, die diplomatischen Ver= treter Rußlands und Hesterreichs hätten durch die Pforte dem Fürsten Kusa die Mahnung zukommen lassen, daß er sich streng an die be⸗ stehenden Stipulationen in Betreff der in den Donau Fürstenthü mern befindlichen Ausländer halten möge. Es wird dem Fürsten das Recht streitig gemacht, verdächtige Ausländer ohne zuvor einge⸗ holte Erlaubniß der resp. Konsuln aus dem Lande zu weisen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Oktober. Aeber das weitere Schicksal der Deutschen, welche im verflossenen Jahre aus Polen hierher geflüchtet waren und denen das deutsche Publikum eine so schöne Theilnahme schenkte, erfährt die -St. Petersb. Ztg.“ daß dieselben gegen Mitte des Sommers auf den ihnen von der Regierung im Kreise Stawropol des Gouvernements Ssamara angewiesenen Ländereien ankamen. Die ihnen gewährten Unterstützungen machten es ihnen möglich, daß jede Familie sich ein Pferd und eine Kuh anschaffen konnte. Dann begannen sie den