folgten. Einen ferneren Gegenstand der Tagesordnung bildete die Be—
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edene Mittheilungen über die Vereinsthätigkeit in einzelnen Kreisen
er Preßverhältnisse, welche durch Hrn. v. Hülsen einge. . . Anklang fand der Antrag des Hrn. Professor Leo, eine Dankadresse an das Staatsministerium zu richten für die Zügelung der Ausschreitungen der Presse. Nachdem der Entwurf (iner solchen die Billigung der Versammlung erhalten, wurde der Vorstand mit der Vollziehung der Adresse beauftragt. Es folgte noch eine Besprechung der Kreditverhältnisse, namentlich der Bildung von Vorschußkassen, doch konnte die Angelegenheit wegen der vorgerückten Zeit nicht erledigt werden und wurde daher der Vorschlag angenommen, eine Kommission zu bilden, welche die wei teren Schritte in dieser wichtigen Angelegenheit vorbereiten sollte. Nach einer patriotischen Ansprache des Herrn Pastor Helfer aus Alt ranstedt wurde die Versammlung geschlossen, worauf ein gemeinsames Mahl eine große Anzahl der Theil nehmer noch längere Zeit vereinte. Holstein. Für die in der vorigen Woche ausgelaufenen preußischen Kriegsschiffe, schreibt man der N. Pr. Ztgen aus Kiel vom 7. November, war man während des gestrigen Sturmes hier sehr besorgt, doch soll dem Vernehmen nach nur die Korvette Victoria beschädigt in den norwegischen Hafen Arendal eingelaufen sein. Der Befehl zum Ueberwintern der preußischen Schiffe ist gestern hier eingetroffen und bereits morgen wird der Transport der Mu⸗ nition nach der Seefeste Friedrichsort beginnen. Dem Vernehmen nach werden noch außer den Korvetten Arcona“, Vineta⸗, Nymphe, Victoria und L Kanonenbooten die Korvetten »Ga— zelle und Augusta⸗ hier überwintern. , n Schleswig. Die am 8. d. M. in Schleswig stattgefun⸗ dene Versammlung von Deputirten der Städte Eckernförde Husum und Schleswig in Betreff Förderung des in der ginie dieser drei Städte projektirten Kanals hat, wie schon in der gestrigen Zeitung angedeutet wurde, beschlossen, vorbehaltlich der Genehmigung der obersten Civilbehörde auf Kosten der drei Stadtkommunen durch einen Ingenieur genauere technische Voruntersuchungen für diese inie vornehmen zu lassen. dine gen , ,. wird der »Flensb. Nordd. Ztg.« unter dem 6. November gemeldet, daß dort dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen eine 12pfündige Batterie einrücken und auf einige Zeit Cantonnementsquartiere nehmen werde, auch soll das früher
daselbst kantonnirende brandenburgische Jägerbataillon, Nr. 3, . bis jezt in der Nähe von Hadersleben lag, die Bestimmung
haben, seine früheren Cantonnements
quartiere wieder zu beziehen.
amburg, 9. November. Die ehrengerichtlichen Verhand⸗ . . in Betreff der im Ham burgischen Offi= zier⸗ Corps vorgekommenen Differenzen haben zu dem Resultat ge— führt, daß sämmtliche Offiziere von dem Verdacht, die Ehre des Offizier⸗Corps verletzt zu haben, freigesprochen worden sind. Uebri⸗ gens hat trotz der scheinbaren Beilegung der Angelegenheit nach⸗ träglich doch noch ein Duell zwischen zwei Betheiligten stattgefunden, in welchem eine erhebliche Verwundung vorgekommen ist. Am Montag Abend brachte ein Extrazug vom Norden wieder eine bedeutende AÄnzahl Artillerie⸗Material, theils preußisches theils erobertes dänisches. Dasselbe wird in ähnlicher Weise, wie das be⸗ reits angekommene, verladen, und sind im Ganzen für diese Trans porte 35 Oberländer Kähne gechartert. 24 Sachfen. Leipzig, J. November. Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Oldenburg traf gestern Nach⸗ mittag hier ein und reiste in Begleitung Sr. Hoheit des Herzogs Jo seph von Altenburg, welcher zur Begrüßung seiner Tochter be⸗ Teits gestern Mittag hier eingetroffen war, mit dem Nachmittags 4 Uhr abgehenden Zuge weiter nach Altenburg. 6. Stg. Hessen. Darmstadt, 8. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde in der Berathung der neuen Strafprozeßord nung fortgefahren und zunächst über die Organisation der Bezirksstrafgerichte verhandelt. Der Ausschuß hatte die vom Justizminister gemachten Abänderungsvorschläge acceptirt, wonach die zur Besetzung des Bezirksstrafgerichts (außer den Vor— sitzenden) erforderlichen ständigen Richter aus den Assessoren des be⸗ treffenden Landgerichts ernannt werden sollten und also nicht, wie in dem Entwurf vorgesehen war, sämmtliche Assessoren des be⸗ treffenden Gerichts ständige Mitglieder des Bezirksstrafgerichts sein sollten, und 2) die ständigen Mitglieder der Bezirksstrafgerichte die verfassungsmäßigen Rechte der Kollegialrichter (Inamovi— lität) anzusprechen haben. Dagegen hatte der Ausschuß einen weiteren Abänderungövorschlag des Justizministers, wonach im Falle des Bedürfnisses auch noch solche ständige Mitglieder des Bezirks- Strafgerichts sollten ernannt werden dürfen, die nicht Assessoren des betreffenden Landgerichts sind, nicht aufgenommen. Der Antrag des Äusschusses wurde angenommen. Zu Art. 16 war die Kammer allseitig mit der bereits in Folge Beschlusses der vorigen Zweiten Kammer in den Entwurf genommenen Beschränkung der Hof— gerichte auf die Entscheidung von Strafsachen in zweiter Instanz einverstanden. Zu. Art. 17, Abs. 2, die Bildung der einzelnen Se⸗
nate der Hofgerichte und des Ober - Appellationsgerichts betreffend,
nung, eine solche durch 9 vorgeschlagen. Nach einer längeren Diskussion wurde der Ausschußantrag angenommen.
Oesterreich. Wien, 9. November. Die heutige Wiener Zeitung bringt die bereits telegraphisch angezeigte Bekanntmachung des Finanzministers von Plener.
Fürst Metternich kehrt heute auf seinen Gesandtschaftsposten nach Paris zurück. . . In Universitätskreisen wird, wie die »A. W. m. 3. mittheilt, darauf hingearbeitet, die akademischen Semester in Oesterreich denen auf deutschen Universitäten kongruent zu machen, ein Streben, das sich vollkommen rechtfertigt, wenn man denkt, daß dann den Studi⸗ renden auf beiden Seiten das Besuchen der deutschen und öster · reichischen Universitäten erleichtert wird. Darnach würde künftighin das akademische Wintersemester vom 15. Oktober bis 15. März, das Sommersemester vom 15. April bis 15. August währen.
Nach einer im Gemeinderath mitgetheilten Uebersicht betrug das Vermögen der Stadt Wien am Schlusse des Jahres 1363: H an Aktivkapitalien 320,087 Fl., 2) an Realitäten und Grün— den 11,755,867 Fl, 3) an Gefällen und nutzbaren Nechten 99,3140 Fl, Summe des Aktivvermögens 20 175,295 Fl. B. das Passiv⸗ vermögen belief sich auf 30495913 Fl. Das reine Vermögen der Stadt war mithin 17, 1255382 Fl. im Vergleiche zun Jahre 1862 vermehrte sich das Vermögen der Stadt um 58658663 Fl.
In Betreff der mehrfach in der Presse erörterten Nachricht eines baldigen Zusammentritts des ungarischen Landtags bringt die Num⸗ mer des »Sürgöͤny« vom 8. folgendes aus Wien datirte Com- muniquè: n.
»Die Prämissen, von deren Zustandekommen die Einberufung des Landtages abhängig gemacht wird, befinden sich fortwährend in der Arbeit, und auch nicht der geringste Umstand waltet ob, der auf eine Un · terbrechung dieser Arbeiten nur im Entferntesten hinweisen würde, nach- dem aber dieses »Organisationswerk« nicht von einem Tag auf den an— dern improvifirt werden kann, so kann man auch die Einberufung des Landtages nicht als ein demnächst zu erwartendes Ereigniß bezeichnen. Zugleich theilt dasselbe Blatt berichtigend mit, daß über die Ernen= nung von weitern neuen Obergespanen derzeit keine amtlichen Ver⸗ handlungen gepflogen werden.
Belgien. Brüssel, 8. November. Der Senat und die Repräsentanten⸗Kammer haben heute ihre Arbeiten wieder aufge— nommen und die ersten Sitzungen nach ihrer Vertagung gehalten.
Der Senat hat sein Büreau, mit dem Fürsten von Ligne an der Spitze, wie in der letzten Session zusammengesetzt; das Abgeordnetenhaus, welches heute die Wahlprüfung eines neu er— nannten Mitgliedes vornahm, wird morgen dasselbe thun.
Großbritannien und Irland. London, 8. November. Lord Wodehouse, der neubestallte Vice⸗König und Statthalter
von Irland, hat heute seinen festlichen Einzug in Dublin Castle ge— alten. r Gestern Nachmittag ist die Hall'sche Pulver⸗Fabrik zu Da ving⸗ ton, anderthalbe Meile von Faversham, in die Luft geflogen. Zwei Menschen sind dabei ums Leben gekommen.
Die ⸗»Sazonia« wurde, telegraphischen Mittheilungen zufolge, am 9. Abends in Southampton erwartet. Der Ham⸗ burger Dampfer Bavaria ⸗, der ebenfalls von New - York einge troffen, war zurückgehalten worden, um die von der »Saxonia« mitgebrachte Post zu übernehmen.
Die Königliche Macht ⸗Osborne« hat den Prinzen und die Prinzessin von Wales nach England zurückgebracht. Die Fahrt von Antwerpen nach Woolwich war eine ruhige und nur von einem nicht lange anhaltenden Windstoße unterbrochen. Von Woolwich, wo sie um 2 Uhr gestern Nachmittag landeten, setzten sie ohne Verzug die Reise nach ihrer hauptstädtischen Residenz Marl= borough-houfe fort und empfingen hier kurz nach ihrer Ankunft den Besuch der Herzogin und des Herzogs von Cambridge.
Die Nord⸗Londoner In dustrie⸗Ausstellung der arbeitenden Klassen, deren Eröffnung Earl Russell vorgenommen hatte, ist gestern durch den Schatzkanzler Gladstone in feierlicher Weise geschlossen worden. Die Ausstellung hat sich eines alle Erwartungen über— steigenden Erfolges zu erfreuen gehabt. In den vier Stunden von fünf bis neun Uhr verzeichneten die Drehkreuze an einem Tage nicht weniger als 22,000 Besucher, während im Laufe des Tages bereits 6000 Personen zu höherem Eintrittsgelde zugelassen worden waren. Innerhalb der dreiwöchentlichen Dauer der Ausstellung sind über 205,000 Besucher gezählt worden. Die Folge ist, daß statt des er⸗ warteten Defizits von etwa 300 Pfd. St. sich ein Ueberschuß der Einnahme über die Kosten im Betrage von mindestens 1000 Pfd. St. herausstellen wird.
In der gestrigen Sitzung des deutschen Rechtsschutzver⸗ eins ist Inhalt und Wortlaut der an Ihre Majestät die Königin zu richtenden Petition, welche in Sachen Franz Müller's, Ge— fangenen in Newgate, um Aufschub des Todesurtheils, bis die im Texte erwähnten Thatsachen eingehender untersucht worden seien, nachsucht, zur endgültigen Festsetzung gelangt, und die Schrift wird
hatte der Ausschuß statt einer Regelung der Sache dutch Verord—
morgen dem Staatssecretair des Innern eingereicht werden.
mächtigung die Absolution zu ertheilen in allen Fällen, selbst in de—
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Frankreich. Paris, 9. November. diplomatische Convention zwischen Frankreich, Belgien, Holland und 96 in Betreff der Zuckerzaoll ⸗ Gesetzgebung unterzeichnet worden.
Der frühere französische Deputirte und Volksvertreter Creton ist gestorben. In der Nationalversammlung hatte er sich dadurch einen Namen gemacht, daß er mehrere Male die Zurück berufung der beiden Königlichen Familien verlangte.
Italien. Turin, 9. November. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte Buoncompagni, für die Convention sowie für die Verlegung der Hauptstadt mit Rücksicht auf die in Italien herrschende öffentliche Meinung stimmen zu wollen. Nach Rom, äußerte er, werden wir in nicht ferner Zeit durch die Mittel der Eivilisation gelangen. Laporta bekämpfte die Re⸗ gierungsvorlage.
— Die »Unita Cattelica veröffentlicht einen Protest von 26 Erz⸗
bischöfen und Bischöfen und 12 General-Vikaren der Marken und
Umbriens gegen das Cirkular des gewesenen piemontesischen Kultus⸗ Ministers Pisanelli, worin derselbe eine Ueberwachung der Semina⸗ rien von Seite der Regierung anordnete. Sie weisen dasselbe als einen Eingriff in die Rechte der Kirche zurück und
verlangen für letztere die Freiheit, welche ihr in einem katholischen Lande durch das religiöse und das soziale Recht zukommt. «
Türkei. Aus Alexandrien wird unter dem 30. Oktober gemeldet: »Das Ausfuhrverbot für Weizen, Mehl und Gerste ist verlängert, die freie Einfuhr bis 7. April gestattet worden.«
Aus Sarajevo wird der ⸗General⸗Corresp. gemeldet, daß die mohammedanischen Bosnier den die Einreihung in das Heer anbe— fehlenden kaiserlichen Ferman nicht angenommen, sondern dagegen Protest erhoben haben und Willens sind, lieber zu den Waffen zu greifen als die Durchführung dieser Maßregel, wodurch auch christ⸗ lichen Freiwilligen der Eintritt in die Armee und sonach die Er⸗ . der Gleichheit mit den Moslims ermöglicht wird, zu ulden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Novem⸗ ber. Die Gesetz Sammlung Nr. 94 bringt einen Allerhöch⸗ sten Befehl, kraft dessen der in St. Petersburg ausgeführte Versuch zur Herstellung der Kasseneinheit und zur Revision von Seiten der Reichskontrole vom 1. Januar 1865 ab auch auf die Gouverne⸗ ments St. Petersburg, Archangelsk, Olonez, Nowgorod, Pskow, Livland, Estland, Kurland, Taurien, Chersson, Jekaterinosslaw und das Gebiet Bessarabien ausgedehnt wird.
Die Großfürstin Helene Pawlowna ist am 3. Novem⸗ ber von ihrer Reise zurückgekehrt. Der Vicekanzler Fürst Gort⸗ schakow ist, von Berlin kommend, in St. Petersburg eingetroffen. Mit ihm zugleich ist auch Herr Muchanow, der Gehülfe des Ministers des Auswärtigen, angekommen.
Die Newa war am 5. November zugefroren. Nach dem »Kronstädter B.« trieb bereits am 1. November dünnes Eis auf der dortigen Rhede.
Aus dem Kaukasus wird gemeldet, daß von dem französi⸗ schen Unterthan Paul Castaing, welcher die Erlaubniß zum Auf⸗ suchen von Goldsandlagern im Kaukasus erhalten hatte, in Swane⸗ tien auf den Staatsländereien, welche sich am Einfall des Berg⸗ flusses Jezi⸗Ichali, in den Ingur die Ingurschlucht hinauf bis zum Dorfe Pari erstrecken, Goldsandlager gefunden worden sind. Im ganzen Gouvernement Stawropol, im Lande der Donischen Kosaken und in der Umgegend von Rostow ist eine vollständige Mißernte gewesen.
Warschau, 6. November. Wie der »Dziennik« meldet, ist auf Anordnung Murawieff's die ⸗Zeitung für das südwestliche Ruß⸗ land« in Kijew mit der »Wilnaer Zeitung.‘ vereinigt worden. Als Grund der Vereinigung wird angegeben, daß beide Blätter ohnehin die gleiche Aufgabe hätten, nämlich die Sichtung und Prüfung der historischen Dokumente Westrußlands, ferner die Belehrung der Uto— pisten, welche die Ansprüche Rußlands auf dieses alte Besitzthum bezweifeln, und insbesondere auch die denkenden Russen mit der Ver⸗ gangenheit und Zukunft der westlichen Provinzen besser bekannt zu machen und Vergleichungen zwischen Einst und Jetzt anzustellen. Das neue Blatt nimmt den Titel »Zeitung für Westrußland« an.
Von der polnischen Grenze. Wie dem Krakauer ⸗Czas. aus Rom geschrieben wird, hat der Papst am 24. v. M. einen Be⸗ richt über die ungeheure Zahl der wegen Betheiligung am polni⸗ schen Aufstande nach Sibirien und dem Innern Rußlands deportir⸗ ten Gläubigen, so wie der von diesem Schicksal betroffenen Priester erhalten und in Folge dessen mit Rücksicht darauf, daß erstere der Möglichkeit des Genusses der heiligen Sakramente und der Tröstun gen der Religion, letztere der Macht, die Beichte und Messe zu ver⸗ richten, beraubt sind, den in Rußland und in Sibirien in der Ver bannung lebenden Priestern beider katholischen Riten (des lateinischen und unirten griechischen) die Erlaubniß ertheilt: 1) ohne bischöfliche Er⸗
nen, welche der apostolische Stuhl sich vorbehalten, 2) die Messe zu
Gestern ist hier die.
Glas ist, mit Weizenbrod, wenn es auch nicht die Form der Hostie hat, an jedem Ort, auf einem Tisch, Stein oder Klotz, ohne Ornat, und sogar ohne Priestergewand, in jeder Kleidung, sobald die dazu nöthigen und durch das Ritual vorgeschriebenen Sachen nicht zu be— schaffen sind, selbst ohne Ministranten und Meßdiener, wenn sie nicht zu haben sind. Alle diese Privilegien, die nur in außerordent= lichen Zeiten schwerer Verfolgung den katholischen Priestern gewährt werden, sind den nach Sibirien und dem Innern Rußlands deportirten polnischen Priestern auf die ganze Dauer ihrer Verban⸗ nung verliehen. — Im Gouvernement Augustowo sind in letzterer Zeit mehrere Geistliche verhaftet worden, welche die päpstliche En- Ppklika an die polnischen Erzbischöfe und Bischöfe ohne Erlaubniß der Behörde von den Kanzeln verlesen hatten. Die Verhafteten sind vor das Kriegsgericht gestellt. — Der Andrang von Studirenden zur Universität Warschau war beim Beginn des gegenwärtigen Winter= semesters stärker als je. Zweihundert jungen Leuten wurde die Imma— triculation verweigert, weil sie die vorgeschriebene Bescheinigung der Mi—⸗ litairbehörden nicht beibringen konnten, daß sie sich nicht an dem Auf⸗ stande betheiligt haben. — Einem amtlichen Nachweise zufolge baben 949 am Aufstande betheiligt gewesene polnische Offiziere sich ins Ausland geflüchtet. Davon haben bis jetzt 79 bei dem Militair⸗ agenten der Nationalregierung in Paris, Oberst Dembinski, die Aus—⸗ stellung eines Dienstattestes nachgesucht. — Wie dem »Dziennik pozn.« aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, hat das österreichische Mi—= nisterium beschlossen, den Belagerungszustand in Galizien vor dem Zusammentritt des Reichsraths in Wien aufzuheben, die Suspension des Gesetzes über die persönliche Freiheit und die Unverletzlichkeit der Wohnungen aber fortbestehen zu lassen. (Osts. Ztg.)
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. November. Auf dem Königlichen Residenzschloß fand gestern zur Feier des Unionsfestes große Galatafel statt, an welcher im Ganzen 30 Personen theilnahmen, darunter alle höheren Würdenträger und das diplomatische Corps. Abends fand allgemeine Illumination statt und die Mitglieder der Königlichen Familie fuhren durch die Straßen im offenen Wagen. Auch aus Christiania sind bereits auf tele— graphischem Wege ausführliche Mittheilungen über die gestrige Unions⸗ feier eingelaufen. Staatsrath Birch ⸗Reichenwald brachte daselbst den Königstoast, Pastor Wezel einen Toast auf das »Bruderreich Däne⸗ mark« aus. Die meisten norwegischen Städte haben Loyalitäts- telegramme an den König gesandt, welche der norwegische Staats-= minister Sibbern im Namen des Königs beantwortete. Christiania war ebenfalls glänzend illuminirt, und Prinz Oskar besuchte unter
halten in jedem, auch einem ungeweihten Gefäß, wenn es nur von
dem Zuruf der Einwohnerschaft die Hauptplätze der norwegischen Hauptstadt.
Dänemark. Kopenhagen, 7. November. Vorgestern Mittags 12 Uhr versammelten sich die Mitglieder des Reichsraths im Sitzungssaale des Volksthing; bald darauf traten die Minister mit Ausnahme des Kriegsministers ein. Der Conseils-Präsident . folgende, bereits telegraphisch angezeigte Königliche Bot-
aft:
»Wir Christian 1IX., von Gottes Gnaden u. s. w., senden dem Reichsrath unseren Königlichen Gruß.
Durch den Krieg, mit welchem zwei Großmächte Uns überzogen haben und welcher einen so unglücklichen Ausgang nahm, sind wir ge— zwungen worden, auf ungünstige Friedensbedingungen einzugehen, in Folge deren ein Theil der Monarchie dem Feinde abgetreten werden soll. Da solches jedoch nach 5. 15 des Grundgesetzes vom 18. November 1863 nicht ohne Einwilligung des Reichsraths geschehen kann, so haben Wir Euch zu einer außerordentlichen Session einberufen; außerdem behalten Wir Uns vor, die Veränderung in der Ordnung der Verhältnisse, welche Uns in Folge des Friedens nothwendig erscheinen möchte, dem Reichsrath zur Berathung zu stellen.
Wir brauchen Euch nicht zu sagen, mit welchen Empfindungen Wir die Einwilligung des Reichsraths zur Abtretung eines Theils der Monarchie begehren, denn dieselben Gefühle, die Uns bewegen, werden auch Euch durchdringen. Doch wie das Bewußtsein, was Wir dem dänischen Volke und der Zukunft des Landes schuldig sind, Uns geleitet hat, so werdet auch Ihr Euch von diesem Gedanken bei ber Aufgabe, welche Euch jetzt geworden ist, leiten lassen und die männliche Selbstbeherrschung zeigen, mit welcher ein großes Unglück zur Vermeidung eines größeren ertragen werden muß. .
Indem Wir dem Reichsrath in Königlicher Huld und Gnaden ge— wogen verbleiben, befehlen wir Euch Gott s«
Darauf erklärte der Conseilspräsident die außerordentliche Sitzung des Reichsraths für eröffnet und forderte die Thinge auf, sich zu konstituiren. Im Landesthing wurde Bruun (mit 37 Stim⸗ men) zum Vorsitzenden, Madvig (mit 42 Stimmen) und C(lausen lmit 32 Stimmen) zu Vicepräsidenten erwählt. Um 23 Uhr trat das Thing wieder zusammen und der Conseilspräsident legte den folgenden Antrag zur Annahme vor:
»Der Reichsrath ertheilt seine Einwilligung zu dem mit dem Kaiser von Oesterreich und dem König von Preußen am 30 Oktober 1864 geschlossenen Friedenstraktat. *
Gleichzeitig wurden Exemplare des Friedenstraktats vertheilt und den Mitgliedern angezeigt, daß eine Anzahl von Schriftstücken zu ihrer Einsicht vorlägen. —
Im Volksthing wurde Bregendahl (mit 55 Stimmen) zum