Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Uni⸗
wersität, als zum Hören der Vorlesungen berechtigt: 1) nicht immatrikulirte Pharmaceuten 2) nicht immatrikulirte, der Zahnheilkunde Beflissene 3) Eleven des Friedrich⸗Wilhelms-⸗Instituts Eleven der medizinisch⸗chirurgischen Akademie für das Militair und bei derselben attachirte Unterärzte von der Armee .. Eleven der Bauakademie Berg⸗Exspectanten Remunerirte Schüler der Akademie der Künste Von dem Hrn. Rektor ohne Immatriculation zugelassen. Die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhörer ist .. 2866
Es haben folglich an den Vorlesungen Theil genommen im Hanzen
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N Preußen. Berlin, 1. Januar. Se. Majestät der König empfingen heute die Glückwünsche der Königlichen Familie, des Hofes, der Generalität, der Minister, der Fürstlichen Familien und der Botschafter, wohnten dem Gottesdienste im Dome bei und nahmen den Vortrag des Polizei⸗Präsidenten von Bernuth entgegen. — 2. Januar. Ihre Majestät die Königin empfing am
Neujahrs⸗Morgen die Glückwünsche des Königlichen Hofes und der
Königlichen Familie und wohnte dem Gottesdienste im Dome bei. Allerhöchstdieselbe empfing hierauf die Fürstlich Radziwillsche Familie und besuchte Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin, sowie die König— lichen Prinzessinnen. Die Familientafel war bei den Königlichen Majestäten im Palais. Den Abend brachten beide Königliche Majestäten bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen zu.
— Das »Justiz⸗Ministerialblatt« veröffentlicht folgenden Gna⸗ den⸗Erlaß vom 24. Dezember 1864:
»Ich finde Mich bewogen, denjenigen Personen, welche von den Civil— gerichten wegen eines vor dem Eintritte oder der Wiedereinziehung in den aktiven Dienst verübten Vergehens oder einer Uebertretung zu einer Frei— heitsstrafe, im höchsten Maße von 6 Monaten, oder zu einer Geldstrafe im höchsten Betrage von 100 Thalern, jedoch ohne gleichzeitige Ehrenstrafen, rechtskräftig verurtheilt sind, insofern sie während des Krieges gegen Däne— mark bei den dazu verwendeten mobilen Truppen gedient haben, resp. noch dienen und im statutenmäßigen Besitz der Kriegsdenkmünze für den Feldzug von 1864 sich befinden, die erkannten Strafen, sie mögen einzeln oder zusammen verhängt sein, so weit sie noch nicht vollstreckt sind, in Gnaden zu erlassen und die ihnen auferlegten und noch nicht eingezogenen Untersuchungskosten niederzuschlagen. In Ansehung derjenigen Personen der bezeichneten Kategorie, welche sich etwa noch gegenwärtig in Untersuchung befinden, und in derselben Weise verurtheilt werden möchten, will Ich nach eingetretener Rechtskraft der in den einzelnen Fällen er—— gehenden Entscheidungen, Ihren, des Justiz⸗Ministers, Anträgen entgegen- sehen. Sie, der Justiz⸗Minister, haben für die schleunige Bekanntmachung dieses Meines Befehls und für dessen Ausführung Sorge zu tragen.
Berlin, den 25. Dezember 18654.
Wilhelm. von Bismarck. von Bodelschwingh. von Roon. von Mühler. Graf zur Lippe. von Selchow. Graf zu Eulenburg.
Durch Verfügung des Herrn Justiz⸗Ministers vom 28. d. M. ist dieser Gnaden⸗Erlaß sämmtlichen Gerichten und Beamten der Staatsanwaltschaft mit der Anweisung bekannt gemacht, zur Aus— führung desselben das Erfordetliche schleunigst zu veranlassen.
Osterode in Ostpreußen, 28. Dezember. Heute fand hier die Feier der 25jährigen Amtsthätigkeit des Herrn Bürgermeisters Spangenberg statt.
Danzig, 30. Dezember. In der gestrigen außerordentlichen Stadtverordnetensitzung wurde nach längerer Verhandlung bei na— mentlicher Abstimmung der am 16. Dezember c. zwischen den Ver— tretern des Fiskus und denen der Stadt stipulirte neue Vertrag be— züglich des Baues der Eisenbahn Danzig-Neufahrwasser mit 38 gegen 9 Stimmen angenommen, wodurch die Kommune ihre früher durch Vertrag vom 26. Dezember 1863 übernommene Ver— pflichtung in Betreff der freien Abtretung des betr. Terrains bis zu Ende des Jahres 1865 prolongirt und auch für die veränderte Rich— tung der betreffenden Bahn aufrecht erhält.
Stralsund, 30. Dezember. Der östliche Theil des Zingstes, in einer Länge von etwa anderthalb Meilen, unter dem Namen der »Sundischen Wiese«, der Stadt Stralsund gehörig, wurde schon in den letzten Jahren zu einem Theile eingedeicht. Diese Eindeichungen hatten durch die im Dezember v. J. wüthenden Stürme gelitten. Zur Sicherung des Landes ist nun durch ein Gutachten des Gehei— men Ober Bauraths Hagen die Fortführung der Deicharbeiten bis zu ihrer Vereinigung mit den im Norden des Zingstes sich erheben— den Dünen als nothwendig anerkannt und die dafür veranschlagte Summe mit 11,000 Thlr., der »N. St. Z. zufolge, vom bürger⸗ schaftlichen Kollegium bewilligt worden.
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Breslau, 31. Dezember. Durch die Abberufung des hier stationirt gewesenen österreichischen Etappen⸗Kommando's am 16. No— vember d. J. hat die Einquartierung von österreichischen Truppen in unserer Stadt ihr Ende erreicht. Wie die ⸗Prov. Ztg. f. Schles.« vernimmt, waren von den durchpassirenden Truppen des österreichi. schen 6. Armee⸗Corps hier einquartiert, und zwar auf 1 Tag: 4 Ge— neräle, 32 Stabsoffiziere, 512 Offiziere, 11,9788 Unteroffiziere und Gemeine und 940 Pferde.
— Das »Lublinitzer Kreisblatt enthält eine Bekanntmachung vom 16. d. M., wonach gemäß Allerhöchster Bestimmung in der Folge von Zeit zu Zeit fliegende Kolonnen in der Stärke von 40 bis 00 Mann und resp. Pferden an die Landesgrenze gegen Polen hin werden entsendet werden und längs der Grenze patrouilliren. Eine vorherige Anmeldung der Märsche dieser Kolonnen werde nicht stattfinden, da sonst der Zweck der fliegenden Kolonnen vereitelt wer— den würde.
Magdeburg, 31. Dezember. Gestern feierte hier, wie Magde— burger Blätter berichten, der Geh. und Reg.! Medizinal⸗Rath Dr. Andreä sein 50jähriges Dienstjubiläum. Der Geh. Ober-Medizi. nal⸗Rath und vortragende Rath im Ministerium der geistlichen An— gelegenheiten, Dr. Horn, überreichte im Auftrage seines Chefs dem Jubilar die Insignien des Rothen Adler⸗Ordens zweiter Klasse mit den Glückwünschen desselben. — Die bereits seit längerer Zeit betrie— benen Vorarbeiten zur Anlage einer Fontaine auf dem Raths⸗ waageplatze haben gestern durch Aufstellung der doppelten Wasser— schale auf dem sandsteinernen Unterbau ihren Abschluß gefunden und es ist somit die monumentale Gesammtwirkung des Wasserwerks im Ensemble zu übersehen. Die untere Schale, circa 19 Fuß im Durch— messer, ist von einer kleinern überdacht, aus welcher das Wasser nach Art der in München und Stuttgart befindlichen Fontainen in Glockenform in das Bassin fällt. Der ganze Aufsatz ist mit ge— schmackvoller bronzirter Zink-Ornamentik versehen.
Aus Westfalen, im Dezember. Wie eine von der König lichen Regierung zu Arnsberg bekannt gemachte Uebersicht der im verflossenen Jahre in deren Bezirke zu kirchlichen, Schul- und andern milden Zwecken abgehaltenen Kollekten ergiebt, sind dort durch ständige Kollekten 90938 Thlr. 8 Sgr. 8 Pf. und durch nicht ständige Kollekten 29,778 Thlr. 24 Sgr. 5 Pf., in Summa 38,877 Thlr. 3 Sgr. 1 Pf. aufgebracht. Darunter befinden sich 10,357 Thlr. 5 Sgr. 6 Pf. als Ertrag der Hauskollekte zum Besten der Brandbeschädigten der Stadt Ahaus.
Dortmund, 30. Dezember. Heute fand hier im Hotel Wen— ker⸗Paxmann eine Zusammenkunst verschiedener Eisenproduzenten und Eisenwaarenfabrikanten aus Westfalen statt, welche über eine durch die Steigerung der Kohlenpreise nothwendige Erhöhung der Eisen⸗— und Eisenwaarenpreise beriethen. — Nach der »Westf. Z.« ist der am 30. Dezember Abends von Dortmund abgegangene Güterschnell⸗ zug der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn bei der Station Herdecke ent gleist und soll dabei leider ein Menschenleben zu beklagen sein. Die Schuld wird dem gestern Abend plötzlich eingetretenen außergewöhn— lichen Nebel zugeschrieben.
Trier, 29. Dezember. Feierliches Glockengeläute in allen Kirchthürmen verkündete gestern Abend der Stadt und Umgegend die heute Vormittag in der Domkirche stattgefundene Wahl (bereits kurz mitgetheilt) eines Bischofs für die Trierische Diözese. Um 8 Uhr Vormittags traf der Regierungs⸗Wahlkommissarius, Herr Regierungs⸗ Präsident Freiherr von Schleinitz, nebst den höheren Beamten, den Spitzen der Corporationen und Vertretern des Handelsstandes im Dome ein, wo im Introitus die zwei jüngsten Ehren-Canonici und der Syndikus des Domes, Herr Justizrath Dr. Euler, zum Empfang bereit standen und die Notabilitäten in den Dom— chor geleiteten. Alsdann begann eine, Messe de Spiritu sancto mit herrlichem Choralgesang und nach Beendigung derselben bewegte sich eine Prozession der Alumnen des Priesterseminars und der anwesenden Geistlichen, deren Schluß die Wähler bildeten, durch die Seitenschiffe des Domes nach dem Wahllokale (Kapitelsstube im Dome). Ein Offizier mit Militairwache war zur Aufrechthaltung der Ordnung im Innern des Domes placirt. Von den 14 Wählern befanden sich in der nach dem Wahllokale geleiteten Prozession 12 2 traten indessen außerdem in die Kapitelsstube ein, so daß sämmtliche Wähler an dem Wahlakte Theil nahmen. Nach— dem fast 3 Stunden seit dem Eintritt der Wähler in das Conelape verflossen waren, erschien eine Deputation des Domkapitels, lud den Herrn Staatskommissarius nebst Be⸗ gleitung zur Entgegennahme des Wahlresultates ein und schneller als Jedermann erwartet hatte, wurde zu dem Wahlakte die staat⸗ liche Sanction ertheilt. Denn nur einige Minuten nach dem Ein⸗ treten des Herrn Staatskommissarius in die Kapitelsstube erschien der Dompfarrer, Herr Kanonikus Schue, im Chore der Kirche, ver—
kündete den dort versammelten geistlichen und weltlichen Autoritäten
das Wahlresultat in lateinischer Sprache, betrat dann die Kanzel und proklamirte in deutscher Sprache der zahlreich harrenden Volksmenge, daß die kanonisch vollzogene und allexhöchst bestätigte Wahl gefallen sei auf den Hochwürdigen Herrn Dr. Leopold Pel- dram in Berlin, Probst der preußischen Armee, Hausprälat Sr.
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Päpstlichen Heiligkeit, Ehren ⸗Kanonikus an der Kathedrale 1 * lau, Ritter des Rothen Adler Ordens 3. d . der ch . An diese Ankündigung reihte sich ein feierliches Te Deum mit Ge— säute in allen Kirchen der Stadt. . . Mörs, 29. Dezember. Heute wurde unser rn. Bürger . meister Kautz, durch den Kommissor der Königlichen tegierung, Regierungs ⸗ Assessor Abels, in sein Amt 2 e e, . Mecklenburg. Schwerin, 31. Dezember. Eine iniste⸗ rial⸗Verfügung vom 22. d. Mts. hebt die wegen der , n, des Rindviehs in Vorpommern unter dem 23. Juni 186 wee , . Absperrung der diesseitigen Landesgrenze gegen die ee, mt, deen Rindvieh aller Art, so wie der rohen Theile von geschlachtetem oder em Rindvieh wieder auf. ,,,, Die Landesregierung für Holstein und Schleswig in Kiel wurde von der , ö . 30. v. M wie die »Flensb. Ztg.“ und . Bor ,. 6 richten, telegraphisch davon benachrichtigt, daß sie im . 26. nächsten Monats ihre Uebersiedlung nach tinem n . . Herzogthümer Schleswig oder Holstein zu . das Per. sonal sich für diesen Fall bereit zu halten habe. Di r, d, pön Kiel ist also fest beschlossen und nur noch der Ort eh., ö rung in Erwägung zu ziehen, es ist jedoch wohl J. noch ö daß man sich für Schleswig entscheiden . Im . 8 wurde die Königliche holsteinische Regierung , n , , n,. burgischen Ministerium ausgeschieden und unter dem Präsiden ten J. Moltke von Kopenhagen nach Plön geschickt, im Januar 164 . dieselbe als Herzogliche Landesregierung ö. Kiel . und ö. Januar 1865 hat man also einer wiederholten Umsiedelung ent—
gegen zu sehen.
— Der Landpostdienst im Kieler Land bezirk, schreibt
die »Kieler Ztg vom ZUsten v. 1 beginnt mit . Tage. Es ist dies eine sehr nn ,,, . 5 des Postdienstes, deren Früchte erst nach mehrjährigem 8 rauch, aber dann auch desto unwiderleglicher hervortreten werden, ö sigkeit und Regelmäßigkeit des Postdienstes übt 5 6 Einwirkung auf den Verkehr, welche die Post im wahrhaften . wirthschaftlich produktiv macht und die Ausgaben rechtfertigt ö wenn sie zeitweilig Opfer sind. Die Neuheit der , einstweilen noch Mängel bemerkbar machen; ,,. , . derselben entgegen, so wird sie am ersten ,, sie 13 . — In Folge der durch die Kriegslasten des diesjährigen Feldzuges auf den ländlichen und städtischen Grundbesitzen e, . hohen Steuern frappirt es, schreibt man den Alt. N. , e,, ding, daß eben in der Jetztzeit der G , in unserer . ungewöhnlich hoch im Preise steht. Verschiedene, in lehterer Zei abgeschlossene Handels, und Pachtverträge zeigen , g, , daß die Konjunktur keineswegs gesunken viel mehr i . . tei⸗ gen begriffen ist. Für 800 — 1000 Mk. und darüber à n, n. wer. lich ein gutes Grundstück zu haben und selbst slädtische Grundbesitze, welche früher hier am Ort nur spärlich Käufer fanden . jetzt ö haft hohe Preise zu bedingen. — Die für beste , ,, gezahlten Miethspreise grenzen gleichzeitig fast an das ig feen he und hört man vielsach, daß bis zu 30 Thlr. Cour. und darüber per Demat zu künftigjähriger Gräsung gepachtet worden ist. Wit müssen da für's nächste Jahr die Fettviehpreise ausfallen, wenn der Gräser dabei seine Rechnung finden soll⸗ Und doch hat selbiger noch alljährlich seinen guten Verdienst bei dem Geschäft gehabt.
— Da die Entscheidung in der bekannten Spez iesfrage, noch immer auf sich warten läßt, so werden, wie die Yölensb. Mahd. Ztg.« in Erfahrung gebracht hat, viele reiche Pripate sich bereit finden, im bevorstehenden Umschlage die ihnen in 4 Spex Zahlungen in preußischen Thalern, mit pCt. Agio zu nehmen, um der allgemeinen Stimme des Landes Rechnung zu tragen.
Hamburg, 31. Dezember. Das Hamburger Amtsblatt bringt in seiner heutigen Nummer die Verordnung des Senates, betreffend die Aceise⸗Abgabe nebst dem Tarif der Consumtions Abgabe und die Abänderungen in der Zoll Abgabe (vergl. Rr. so d v. F)) ,
Sachsen. Dresden, 351. Dezember. Vach den am König
lichen Hofe eingegangenen neuesten und dem »Dresd, Journal mit. getheilten Nachrichten aus Schloß Brandeis neigt sich das Besinden
Ihrer K. K. Hoheit der verwittweten Frau G roßherzogin Ma⸗ rie von Toskana immer mehr der Besserung zu. Baden. Karlsruhe, 30. Dezember. Der bisherige König lich sächsische Gesandte am hiesigen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Nostiz und Jänkendorf ist abberufen und an seine Stelle der Königlich sächsische Bundestagsgesandte und Geheimerath von Bose ernannt, welcher heute von Sr. Königlichen Hoheit dem Großher⸗ zog empfangen wurde und sein Beglaubigungsschreiben überreichte. Württentberg. Stuttgart, J. Januar. Heute publizirt der »St. A. f. W. das von gestern datirte Gesetz, betreffend die rovisorische Steuererhebung bis zum 30. Juni 1865. . Desterreich. Wien, 31. Dezember. Die heutige Wiener
Zeitung« macht die nachfolgende Mittheilung:
Mit dem 31. Dezember 18641 ist der an diesem Tage fällig gewordene
Theil der Staatsschuld an die Nationalbank, nämlich die Jahresrate der
Spezies schuldigen
Wiener ⸗Währungsschuld im Betrage von 9, 136, 790 Fl. 6. W. in Bank= noten an die Bank abgestattet worden. Der Gesammtumlauf der Bank- noten, welcher am 31. Dezember 1863 396,655,526 Fl. betrug und am 31. Dezember 1864 in 375,828,020 Fl. besteht, hat im Jahre 1864 um 20,827,606 Fl. abgenommen.
Die »General-Correspondenz« bemerkt über die Gesetz⸗Entwürfe zur Reform der direkten Steuern: —
Die Mängel des bestehenden Systems der direkten Besteueruug in Oesterreich haben der Bevölkerung vielfachen und begründeten Anlaß gegeben zu Beschwerden über eine zu hohe Belastung des steuerbaren Vermögens im Allgemeinen, als auch über ungerechte und unverhältnißmäßige Vertheilung der Steuerlast auf die einzelnen Staatsbürger, wie auf die verschiedenen Kron-⸗ länder. So sehr auch die betreffenden Behörden bestrebt sein mochten, solchen Beschwerden hinsichtlich der Bemessung der Steuern durch Verbesse⸗ rungen in den bestehenden Einrichtungen oder durch billige Abhülfe in den ein⸗ zelnen Reclamationsfällen zu begegnen, so mußte doch bei einer vorurtheilslosen Prüfung der Mängel und ihrer Ursachen und Wirkungen sich immer wieder die Erkenntniß aufdrängen, daß nur eine vollständige und gründliche Aenderung der Grundlagen, auf welchen das System der direkten Besteuerung basirt, zu einer gleichmäßigen und daher minder fühlbaren Belastung des Besitzes, der Production und des Verkehrs, so wie zu einer den wirklichen Verhält— nissen entsprechenden Vertheilung der Gesammtsteuersumme auf die einzel⸗ nen Kronländer und die einzelnen Steuerträger führen könne. Schon seit mehreren Jahren wird daher im Finanzministerium über die noth⸗ wendige Reform des Steuerwesens verhandelt. Es wurden zuvör— derst genaue Erhebungen über den gegenwärtigen Stand der Be— lastung je nach den einzelnen Steuerarten und je nach den ein zelnen Provinzen, Verwaltungsgebieten und Bevölkerungsklassen gepflogen. Eine vergleichende Zusammenstellung der hierdurch erlangten ziffermäßigen Nachweise führte in der That zu sehr lehrreichen Resultaten und mitunter sehr eindringlichen Belegen hinsichtlich der unhaltbaren Grundlagen des jetzi⸗ gen Besteuerungssystems. Dieses System selbst erwies sich als eine mehr zufällige denn finanzwissenschaftlich begründete Zusammensetzung von ver— schiedenartigen Steuermaßregeln, wie dies auch nach der ganzen Entstehungs— weise und der geschichtlichen Entwicklung des gegenwärtigen Systems nicht anders der Fall sein kann. Die Geschichte desselben umfaßt nämlich den Zeitraum eines vollen Jahrhunderts, ja einzelne noch bestehende Normen, wie jene des censimento milanese, reichen noch bis zu den ersten Jahrzehn⸗ ten des vorhergehenden Säkulums zurück. Allen wichtigen und tief— eingreifenden Veränderungen gegenüber, welche die wirthschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung wesentlich umgestalteten, war die Steuergesetz ⸗ gebung fast unbeweglich geblieben, oder wo doch Aenderungen, wie z. B. bei Einführung des Steuerprovisoriums in Ungarn und Siebenbürgen im Jahre 1850, nothwendig erschienen, da waren es theils die politischen Motive einer einheitlichen Steuergesetzgebung, theils die drängenden Bedürfnisse des erhöhten Staatsaufwandes, welche eine möglichst rasche Lösung der Steuer⸗ frage nach den allgemeinen Grundsätzen des bereits in den erbländischen Provinzen bestehenden älteren Steuersystems erheischten. Hieraus wird der Hauptgrund aller Uebelstände, welche dem heutigen Systeme anhaften, er— klärlich, so wie andererseits die dringliche Nothwendigkeit einer durchgreifen- den einheitlichen Reform sich von selbst ergiebt. «
Die Kriegsmarine wird, wie der »Wanderer« erfährt, von nun an eine Section des Kriegsministeriums bilden, während die Handelsmarine zum Ressort des künftigen Handelsministers gehören soll. Die diesfälligen Berathungen fanden am vergangenen Freitag und Sonnabend unter dem Vorsitz Sr. Majestät des Kaisers statt. Anwesend waren nur Kriegsminister Ritter von Franck, der General⸗ Adjutant Sr. Majestät Graf Crenneville, Vice Admiral Ritter von Fautz und Contre-Admiral von Tegethof. Mit obiger Veränderung taucht übrigens auch wieder einmal das Gerücht auf, daß endlich die Stelle des Handelsministers zur Besetzung komme, und man be— zeichnet neuerdings den bisherigen Marineminister als denjenigen, dem das so lange verwaiste Portefeuille zugedacht sei.
In Salzburg ist am 28. d. M. Herr Johann Ev. Stöckl, Domkapitular des Salzburger Metropolitankapitels, fürsterzbischöf⸗ licher Konsistorialrath, Prosynodal-Examinator, Stadtdechant und Dompfarrer, im 63sten Lebensjahre gestorben.
Großbritannien und Irland. London, 30. Dezember. Während seiner sechstehalbjäbrigen Lebensdauer hat das jetzige Parlament so bedeutende Aenderungen in seiner Zusammensetzung erfahren, daß nunmehr 154 Sitze im Unterhause, nahezu ein Viertel der ganzen Zahl, ihre anfänglichen Inhaber durch Rücktritt, Beför⸗ derung, Todesfälle und andere Ursachen verloren haben. Nicht weniger als 61 sind in dem kurzen Zeitraume ihrer parlamentarischen Thä— tigkeit durch den Tod entzogen worden; 54 haben aus Gesundheits⸗ rücksichten oder wegen hohen Alters, theilweise auch wegen der den einstweiligen Verlust ihres Sitzes involvirenden Annahme höherer Aemter ihr Mandat niederlegen müssen; 26 sind entweder durch Erbfolge oder Ernennung in das Haus der Peers berufen worden; 11 sind aus verschiedenen Gründen ihres Sitzes enthoben worden und endlich sind zwei neue Wahlbezirke, Birkenhead und Süd-Lan⸗ cashire, ins Dasein getreten. Was die Parteistellung betrifft, so haben 55 Liberale liberale, 41 Konservative konservative Nachfolger gehabt, an 22 Stellen sind die Liberalen den Konservativen, an g die Kon—⸗ servativen den Liberalen gewichen; der beiden neu kreirten Sitze hat die konserpative Partei sich bemächtigt. Letztere hat nach dieser Zu⸗ sammenstellung also gegen die liberale Partei im Ganzen 15 Unter- haussitze gewonnen.
— I. Dezember. Zu den Panzerschiffen Sultan Mahmud und »Osman Ghazy«, welche die türkische Regierung in den letzten
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