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Uebergang von der Frohn zum Grundzins) erschien. Die einfache Ver= gleichung dieser beiden Tabellen enthüllte den Kommissionen nicht selten viele Mißbräuche und Verletzungen des Edikts von 1846. Da die Tabellen aber von den Gutsbesitzern selbst abgefaßt und von den höheren Behörden auf Grund der alleinigen Bescheinigung des Gemeindevogts, dessen Stelle der Verfasser der Tabellen selbst oder einer seiner Dienstleute einnahm, bestätigt wurden, ist es sehr natürlich, daß sie sich oft fehlerhaft erwiesen. In einigen Prästationstabellen sind die Landantheile der Bauern kleiner an⸗ gegeben, als sie wirklich waren; in anderen ist statt der drei Felder, welche einen vollen Bauernantheil bilden, nur ein Feld eingetragen; in noch anderen endlich sind ganze Antheile absichtlich ausgelassen worden. In dem Kreise Kalisz z. B. befindet sich eine große Gemeinde, bei welcher in den Prãästations⸗ tabellen nur sechs Bauern angegeben und die übrigen alle ganz ausgelassen sind. Die Ergäͤnzungstabellen von 1861 sind mit nicht geringerer Unge⸗ nauigkeit abgefaßt. In vielen dieser Tabellen wird angegeben, daß die ver= ödeten Bauergrundstücke (pustki) von Beamten, Verwaltern, eydlich von den Gutsbesitzern selbst und deren Verwandten in Beschlag genommen sind. Die Piotrkowsche Kommission entdeckte einiger solcher Spustkis, welche auf den Ramen des Berthold Schwarz (Erfinder des Schießpulvers), des Casimir Perier und verschiedener berühmten Feldherren alter und neuer Zeit einge tragen waren.
Aus den Nachrichten, welche die Kommissionen eingereicht haben, er— giebt sich, daß bis zum 3. Oktober v. J. 3755 v pustki (d. h. ganze Bauer⸗ kandtheile in der Ausdehnung von J bis 30 Morgen) und außerdem verschiedenes Bauerland, im Ganzen 30 648 Morgen, ermittelt sind, die widerrechtlich von den Gutsbesitzern in Beschlag genommen waren, wovon 2351 pustki und außerdem 186545 Morgen an 7395 landlose Bauern bis jetzt vertheilt wurden. 1404 unbebaute Landstücke und 12,201 Morgen sind bis jetzt unvertheilt geblieben.
Die Staatsbank macht bekannt, die auf die Prämien⸗A Anleihe gezeichnete Summe betrage 1153527000 R. Die Zahl der Zeichner 8270 Personen, darunter 47 200, welche von 1— 100 Billette in⸗ klusive, also für 389583500 R. und 1062 Personen, welche mehr als 160 Billette, im Ganzen für 76,299,400 R. gezeichnet haben. Hiernach wird nun Seitens der Bank bestimmt, daß Alle, die 100 Billette und weniger gezeichnet haben, das Anrecht auf, die ganze gezeichnete Summe behalten; die Zeichner auf mehr als 100 Billette aber erhalten das Kapital in Billetten nach Abzug von 20 pCt. der gezeichneten Summe, doch keinenfalls weniger als 100 Billette.
Warschau, 2. Januar. Zum gestrigen Neujahrsempfang bei dem Statthalter, wird der »Pos. Ztg.‘ mitgetheilt, hatten sich außer den Beamten auch eine Anzahl Bürger und Gutsbesitzer eingefun— den. Graf Berg gab zur Feier des Tages ein großes Diner. — Mit dem heutigen Tage beginnt im ganzen Lande die Verifizirung und Regulirung der Bevslkerungslisten. Dieselbe soll am 2. März definitiv beendigt sein, und es wäre sonach möglich, im Laufe des Jahres die Veröffentlichung der Zählungsresultate vorzunehmen, was diesmal, nach dem Abschlusse einer längeren Be⸗ wegungszeit, von besonderem Nutzen sein würde. — Die hiesige »Handelszeitung« bringt aus St. Petersburg Nachrichten über die Betheiligung der größeren Städte Rußlands an der neuen Lotterie⸗ Anleihe. Darnach haben gezeichnet: St. Petersburg 84900700 SR. Moskau 155047.400, Riga 671,500, Odessa 2,386,700, Kijew 1353, 200, Kasan 1,317,000, Charkow 9M 1,000, Jaroslaw S5 47700, Rost ow 738,400, Saratow 543,800, Woronesch 514,000, Zambow, I395, 600, Rjäsan 303,500, Samara 274,000, Ekatorinoslaw 2731000, Archangelsk 262,300, Pensa 232,900, Kischenjew 217,100 SR.
Dänemark. Kopenhagen, 3. Januar. Die »Berl. Ti⸗ dende« schreibt:
»In Folge des Abschlusses des Friedens lösten sich am 31. Dezember die bisherigen Ministerien für das Herzogthum Schleswig und für die Her— zogthümer Holstein und Lauenburg auf. Mit Beziehung darauf verabschie⸗ dete sich selbigen Tages der Chef des ersten Departements unter dem schles. wigschen Ministerium, Kammerjunker von Wedel, von dem Personal des Departements, indem er das letztere um sich versammelte und eine Ansprache an dasselbe hielt, worin er am Schlusse für die bisherige Thätigkeit der ein zelnen Beamten dankte. Obwohl auf solche Weise beide Ministerien in ihrer Totalität aufgehoben worden sind, werden doch — unter Bezugnahme auf die Allerhöchste Resolution vom 28. Oktbr. v. I / betreffend die Verabschiedung sämmt licher unter den Ministerien angestellten Beamten, wonach eine nähere Aller- höchste Bestimmung darüber in Aussicht steht, welche Beamten auch noch nach dem 1. Januar d. J. in Function bleiben sollen — einzelne unter den Ministerien angestellte Beamten und Functionaire, namentlich in den Se— cretariatè · VZreaus und in den Archiv Comptoiren, fernerhin in Thätigkeit bleiben, und zwar so lange, als ihre Dienstleistung sich nothwendig erweisen dürfte. Als Honorar wird den Betreffenden die Differenz zwischen der , bewilligten Pension und ihren bisherigen Einnahmen ausbezahlt werden. «
Auf den Antrag des Minister⸗Präsidenten Geh. Rath Bluhme bat Se. Majestät der König mit Beziehung auf die ehemaligen schleswig schen Distrikte resolvirt;
Bis zur Feststellung einer definitiven Ordnung resortiren die in Be— ziehung auf den Artikel IV. des Friedens Vertrages vom 30. Oktober v. J. in das Königreich zu inkorporirenden ehemaligen schleswigschen Distrikte hinsichtlich der centralen Administration unter den resp. Ministerien für das Köni reich, jedoch so, daß Angelegenheiten, welche keinem Ressort desselben überfragen werden können, von dem Minister⸗Präsidium erledigt werden sollen. Die lokale weltliche Administration der genannten Distrikte soll ebenfalls bis weiter so ausgeführt werden, daß Aerröe dem Amte Svend borg, die Thyrstrup Harde als besondere Jurisdiction dem Amte Veile und
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der Ripen begrenzende Distrikt dem Amte in der Harde Ripen untergeordnet
Terrain dagegen dem Stifte Ripen untergelegt.«
Unterm 28. v. Mts. ist das Stempelpapier⸗Gesetz unter Bezug⸗ nahme auf den Wiener Friedensvertrag dahin abgeändert worden, daß nach dem 12. Oktober, als an dem Tage, an welchem Se. Majestät der König den Friedens⸗-Traktat ratifizirte, sämmtliche
Stempelpapier⸗Anordnungen nicht längere Anwendung finden sollen
auf die abgetretenen Herzogthümer.
Unterm 30. v. Mts. sind von dem Finanz⸗-Ministerium fol— gende Gesetze veröffentlicht worden: 1) das von dem Reichsrath gut⸗ geheißene Gesetz, enthaltend einige Veränderungen in dem die Wah⸗ len zum Reichsrathe betreffenden Gesetze vom 4. Dezember 1863 2) das ebenfalls von dem Reichsrath angenommene Gesetz über die Zollverhältnisse an der Landesgrenze und über die Brennerei⸗Ver⸗ hältnisse in denjenigen Theilen des Herzogthums Schleswig, welche in Gemäßheit des Wiener Friedensvertrages vom 390. Oktober v. J. in das Königreich Dänemark inkorporirt werden sollen.
Nach der »H. Z.« beabsichtigt das Kriegsministerium, die In⸗—
fanterie der Armee, die jetzt aus 22 Regimentern (jedes Regiment
zu 2 Bataillons) besteht, auf 8 Regimenter 'mit 2— 3 Bataillons per Regiment) zu reduciren. Auch beabsichtigt dasselbe Ministerium, die hiesigen großen Kasernen, in denen früher die holsteinischen Re⸗ gimenter einquartirt waren, zu verkaufen. Die Stärke der Infan⸗ terie⸗Regimenter im Frieden ist vom 1. Januar 1865 an um 132 Gemeine vermindert worden. — Der ersten Reduction der Offi⸗ ziere der Armee wird alsbald eine zweite, noch umfassendere, folgen. Das Kriegsministerium hat deshalb ein Cirkular ergehen lassen, worin es diejenigen Offiziere, die Lust haben, sich eine andere Beschäftigung zu fuchen, auffordert, ihre Entlassung einzureichen. Der Minister verspricht, ihnen den Uebergang zu erleichtern durch alle Mittel, die ihm zu Gebote stehen, z. B. dadurch, daß sie einige Zeit permittirt werden können und wenn es ihnen nicht gelingt, sich eine neue Stellung zu erwerben und sie in ihrer militairischen Charge verbleiben wollen, soll ihnen ihr Entlassungs— ansuchen durchaus nicht zum Nachtheil gereichen. — Eine Folge der Armee⸗Reduction ist es auch, daß ein großer Theil der Unter⸗ offiziere entlassen worden ist. Unter diesen befinden sich auch mehrere Holsteiner und Schleswiger, und viele von ihnen, die hier gewohnt haben, gehen nun mit ihrer Familie und Hab und Gut in ihre alte Heimath zurück. Bei dem Dampfsschiff Aurora«, das vorgestern nach Kiel abging, hatten sich so viele von ihnen als Passagiere angemeldet, daß lange nicht alle befördert werden konnten.
Da Kolding jetzt die suͤdlichste Garnisonsstadt der dänischen Armee geworden ist, hat dieselbe einen Kommandanten bekommen, Oberst Hein, welcher während des Krieges das 12. Regiment führte, ist zu diesem Posten gewählt worden.
»Faedrelandet« zufolge hat der frühere Orlogs-Capitain H. P. Rothe in Anbetracht feiner unterm 17. Dezember erfolgten Verab— schiedung bei dem Marineministerium die Einleitung einer gericht lichen Untersuchung wegen seines Kommandos zur Zeit der Erobe⸗ rung der Insel Alsen beantragt. Außerdem soll der Orlogs.Capi- tain Muxoll, welcher bekanntlich am 29. Juni v. J. das dänische Orlogs - Geschwader vor Alsen befehligte, Die Niedersetzung eines Kriegsgerichts verlangt haben. ⸗
In Betreff des eiderdänischen »März⸗Vereins« erfährt die »Berl. Tid.«, daß auf einer zu Ausgang der vorigen Woche abge— haltenen General⸗Versammlung die Auflösung des Vereins beschlossen wurde. Die meisten bisherigen Mitglieder des Vereins faßten in⸗ zwischen in Gemeinschaft mit einigen anderen Männern den Be⸗ schluß, eine Einladung zur Errichtung eines neuen politischen Vereins ergehen zu lassen. Der neue Verein wird wahrscheinlich den Namen »Dänischer Volksverein« führen und dessen Hauptzweck darin be— stehen, die Entwickelung des »nationalen Bewußtseins« im Staats— leben zu fördern und eine freisinnige und volksthümliche Politik zu unterstützen.
Baron Hambro in London hat der Dorfschaft Taarbaek die Summe von S000 Thlr. R. M. geschenkt, damit hierfür ein Boot— hafen eingericht werde. .
Die von Herrn Grüne in regierungsfreundlichem Sinne heraus- 6 Wochenschrift »Kronen« hat vorläufig zu erscheinen auf— gehört.
Amerika. New. Mork, 24. Dezember. Von Savannah sind keine neueren Nachrichten eingetroffen. — Die Porter'sche Expedition — sagt eine Washingtoner Depesche — hat auf ihrer Fahrt nach Wilmington, welche durch überaus ungünstige Witterung verzögert worden, fast alle ihre Kohlenvorräthe zusetzen müssen, und da auch die Mannschaften auf der stürmischen Reise gelitten haben,
so befürchtet man, daß die Flotte, ehe sie die Operationen gegen Wilmington beginnt, noch einmal nach Fort Monroe zurückzukehren gensthigt sein wird. — Plymouth in Nordearolina soll von den Nord— staatlichen aufgegeben worden sein. — Nordstaatliche Kavallerie unter David son ist von Baton Rouge nach Verheerung eines breiten Land⸗
striches in Pascagoula, Louisiana, angekommen. Hierauf wird wahr⸗
wird. In geistlicher Beziehung wird Aerrse dem Stifte Fuühnen, das übrige Nobile seien.
hat die Beschlußfassung
sten
derbens un despotie auf, iner geheimen Sitzung
Tagen alle körperlich tüchtigen Neger einem Exerzierlager gebracht worden.
sselbst eine Filiale zu errichten.
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cheinlich das Gerücht zurückzuführen sein, daß die Bundestruppen
ie Mobile Ohio Bahn überschritten hätten und im Anzuge gegen Vor Petersburg haben die nordstaatlichen
ruppen am 23sten eine ununterbrochene Kanonade unterhalten.
je Davis' sche Resolution im Repräsentantenhause, gegen Herrn Zeward's Entschuldigung an Frankreich betreffs der mexikanischen zeschlüsse des Kongresses gerichtet, ist nicht mit 118 gegen 8 son—⸗ ern mit 69 gegen 58 Stimmen angenommen worden. Der Senat . über die Kündigung des Reziproritäts-Ver— verschoben. — In Bezug auf die jüng⸗ südstaatlichen Kongresses heißt es in Dem Rebellenkongresse sind m Sonnabend Resolutionen vorgelegt worden, welche die Absen⸗ ung von Friedenskommissarien nach Washington befürworteten, und z wurde dazu bemerkt, es sei vom General Grant die Erlaubniß egeben worden, daß solche Kommissarien die Linie passiren dürften. In dem Rebellensenate kündigte Herr Foote bei Gelegenheit einer ede über die Schatznotenfrage seinen Rücktritt aus der genannten örperschaft an. Die Confoͤderation sei an dem Rande des Ver— und der Kongreß baue eine unverantwortliche Militair⸗ deren gleichen nie auf Erden gesehen worden. — In soll ein Gesetz angenommen worden sein, und, wie verlautet, sind schon seit einigen in Stille aufgegriffen und zu
rages auf den 8. Januar Verhandlungen des
jner Rew⸗Yorker Depesche vom 22sten:
die Sklaven zu bewaffnen,
Die von Staatssecretair Seward unterzeichnete neue Paß⸗
verfügung, datirt vom 17. Dezember, lautet:
»Der Präsident befiehlt, daß es, mit Ausnahme einwandernder Passa · giere, welche in einen amerikanischen Hafen direkt zur See einlaufen, hin⸗˖ sort keinem Reisenden mehr gestattet sein soll, aus einem fremden Lande kommend, die Vereinigten Staaten ohne Paß zu betreten. Ist der An ⸗˖ kömmling ein Bürger (der Union), so muß der Paß von dem auswärtigen Ministerium zu Washington oder von einem Gesandten oder Konsul der Vereinigten Staaten im Auslande ausgestellt sein; ist der Ankömmling ein Ausländer, so muß sein Paß von der zuständigen Behörde seines eigenen Landes ausgestellt, und von einem diplomatischen Agenten oder Konsul der Vereinigten Staaten kontrasignirt sein. Diese Verfügung soll besonders auf solche Personen Anwendung finden, die aus den angrenzenden britischen Provinzen das Gebiet der Vereinigten Staaten betreten wollen. Die
Beobachtung der Verfügung wird von allen im Dienste der Vereinigten Staaten stehenden Civil⸗, Militair⸗ und
Flottenbeamten strikt durchgeführt werden, und die Staats. und Munizipalbehörden werden um ihren Beistand ersucht. Es
wird hier (3. h. von dem auswärtigen
Ministerium) erwartet, daß keinem in obbemeldeter Weise zur See ankom⸗
menden Einwanderer ein Hinderniß in den Weg gelegt werde, noch auch anderen Personen, die ihre Reise hierher angetreten haben, ehe die gegen wärtige Verfügung in ihrem Lande bekannt geworden sein konnte.«
Asien. Kalkutta, 9. Dezember. Nach telegraphischen Nach⸗ richten aus der neuesten Ueberlandpost, verstärkt der Emir von Kabul seine Streitkräfte fortwährend und hält Afzul Khan im strengen Gewahrsam. Mahomed Jan, Afzuls Oheim, sammelt eine Armee, um den Emir anzugreifen. Der König von Bukhara verweigert die Auslieferung des Sohnes Afzul Khans. Man besorgt die Nothwendigkeit der Einmischung England. Die Bhutanesen hoffen auf die Hülfe Nepals. Jung Ba⸗ hadurs Verhaftung bestätigt sich nicht. Die Nepalesen suchen den Verkehr der Britten mit Tibet zu hindern, Die ostindische Regie rung verbot die Aufnahme von Nepalesen in das Polizeicorps. Kokan wurde von den Russen ganz unterworfen, welche gen Khan als Vasallen einsetzen. Es heißt, die Russen wollen auf Turkestan losgehen. Die persische Armee ist in Mesched angekom⸗ men. Die dort stationirten persischen Truppen sind nach Herat weitergezogen.
Telegraphifche Depeschen aus dem Wolff' schen Telegraphen ⸗Büreau.
Altona, Freitag, 6. Januar, Vormittags. Der Sitz des General-Kommandos der alliirten Armee unter General Herwarth von Bittenfeld wird mit dem heutigen Tage nach Kiel verlegt
werden. Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Norddeutsche Bank hier⸗
Paris, Freitag, 6. Januar, Morgens. Der Moniteur« ent⸗
mwält ein Dekret folgenden Inhalts: Der letzte Theil der Encyelica,
welcher die Bestimmungen bezüglich des Jubiläums enthält, werde verstattet und in gewöhnlicher Weise im Umfange des Kaiserreichs veröffentlicht werden; diese Genehmigung werde jedoch ertheilt, ohne die in diesem Abschnitt der Encyclica enthaltenen Klauseln, For⸗ meln und Ausdrücke zu billigen, welche den Gesetzen des Kaiserreichs, sowie den französischen Freiheiten und den Grundsätzen der gallika—⸗ nischen Kirche zuwidetlaufen oder zuwiderlaufen könnten. Kunst und Wissenschaft.
Berlin. Das Befinden des Professors Encke⸗ welcher kränklichkeits halber fame Stellt als Secretair der Akademie der Wissenschaften und als
den dorti⸗
Direktor der Sternwarte unlängst niederlegte, hat sich, der »Spenersch. Ztg. zufolge, in der letzten Zeit gebessert.
— Peter Cornelius, welcher in der letzten Zeit sehr leidend war und bei feinem hohen Alter deswegen zu Befürchtungen Anlaß gab, befindet sich seit einigen Tagen wieder besser.
Gewerbe⸗ und Handelsnachrichten.
— In Schsneb eck haben, dem „Magd. Corr. zufolge, neuere Bohr= versuche stattgefunden, welche die günstigsten und werthvollsten Resultate lieferten. Bekanntlich waren bisher sämmtliche Soolquellen in Salze. Erst Friedrich der Große baute die umfangreichen Salinenwerke in Schöne⸗ beck, zu denen er die Soole in Röhren von Salze leiten ließ. Jetzt ist nun Schönebeck daran, Salze auch seinen altbewährten quellenhaften Salzruhm streitig zu machen. Man hat hier nämlich unmittelbar neben der Saline eine Soole gefunden, die der von Salze nicht nur nicht nachsteht, sondern sie wo möglich noch übertrifft. Man ist daher schon dabei, ein neues Siede⸗ haus mit vier Pfannen einzurichten. — Von nicht geringerer Wichtigkeit berspricht ein anderer Fund zu werden. In einer Entfernung von 10 bis 15 Minuten von den Salzkothen ist man beim Bohren auf ein Kohlenlager gestoßen, das dem Mühlinger und Eggersdorfer an Güte gleichsteht und eine Mächtigkeit hat, welche die Bebauung lohnend genug erscheinen läßt. Das jetzige Bohrloch befindet sich auf einem der Ueberschwemmung ausge⸗ setzten Terrain. Man bohrt daher augenblicklich an einem höher gelegenen Orte und von den Resultaten dieses Versuchs wird es wohl abhängen, ob die Saline ihren gewaltigen Kohlenbedarf fast ohne jegliche Frachtkosten be⸗ ziehen kann. .
— In Folge Verfügung des Herrn Ministers des Innern d. d. 29sten Dezember 1854 steht es nunmehr fest, wie die »Köln. Ztg.“ meldet, daß die von der Gartenbau - Gesellschaft »Flora« unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin projektirte große allgemeine Ausstellung im Mai dieses Jahres stattfinden wird. Die Ausstellung umfaßt folgende Hauptabtheilungen:
1) Erzeugnisse der Landwirthschaft, einschließlich derjenigen der land wirthschaftlichen Gewerbe, so wie aller auf das Landleben Bezug habenden Sammlungen der verschiedensten Art. 2) Geräthe und kleinere Maschinen für die Landwirthschaft. 3) Alle auf das Landleben, so wie die Forstwirth⸗= schaft bezüglichen Gewerbs - Erzeugnisse und Luxusartikel, als Pläne und Modelle von Wohn. und Wirthschaftsgebäuden und deren Bestandtheilen, Hausrath, Kleidung und Wäsche aller Art, Arbeitsgeräthe, Nahrungsmittel und Geräthschaften zu deren Bereitung und Benutzung. 4) Produkte und Geräthe des Gartenbaues und der Garten Architektur, so wie Gartenmeubles, Vasen, Statuen, Volieren, Fontainen, Zelte c. 5) Produkte und Geräthe der Forstwirthschaft und der Jagd, so wie dahin gehörige Sammlungen..
Es soll mit dieser — so wie sie die häusliche Oekonomie betrifft — in Preußen noch nicht dagewesenen Ausstellung eine großartige Verloosung von Gegenständen aller Art, die auf der Auoͤstellung selbst angekauft werden, verbunden und zu diesem Zwecke 35000 Stück Loose 3 1 Thlr. pro Stück ausgegeben werden. Hervorragende Leistungen werden durch große Me dailken mit dem Bildnisse der Königin Augusta und dem der Stadt Köln, so wie durch ehrende Anerkennungen prämilrt werden. Die Eröffnung der Ausstellung' wird voraussichtlich durch Ihre Majestäten bei Gelegenheit der Jubelfeier der 50jährigen Vereinigung der Rheinlande mit Preußen in feier sichster Weise geschehen.
— Wie das »Dresdn. Journ.“ vernimmt, ist dem Consortium für die
direkte Bahnverbindung Chemnitz -Prag mittelst einer Lokomotiv - Eisen=
bahn Annaberg ⸗-Koömotau-Saaz-Prag von Seiten der Königlich sächsischen Staatsregierung die Zusicherung der Baukonzession für die hier- ländische Strecke der Bahn ertheilt worden.
Auch in Portugal soll, wie die »Köln. Ztg.“ meldet, in diesem Jahre eine Welt-⸗Ausstellung von Erzeugnissen des Ackerbaues wie der Industrie und der bildenden Künste stattfinden. Die Anregung ist von der Besellschaft des Krystall Palastes zu Oporto ausgegangen, die ihr Gebäude und ihre Gärten dazu angeboten hat. Mit Genehmigung des Königs sind seitdem die Einleitungen getroffen, und ist die Eröffnung auf den 21. August 1865 und der Schluß auf den 30. Dezember desselben Jahres festgestellt. Die oberste Leitung hat der Vater des Königs, König Dom Ferdinand (von Sachsen⸗ Coburg-Gotha) übernommen. Die Annahme der Ausstellungs- Gegenstände beginnt mit dem 15. Mai und endet mit dem 31. Juli.
Die Telegraphen-Linien, welche von Nowotscherkassk nach Jegorlyk und von Stawropol nach Pjatigorsk und Wladikawkas führen, werden häufig durch die Naturerscheinungen, welche der schnelle Temperatur- wechsel jener Gegenden mit sich bringt, beschädigt. Die Feuchtigkeit der Luft setzt sich an die Drähte und Isolatoten und bildet, wenn sie gefriert, eine duke Eiskruste, welche durch ihre Schwere die Drähte zerreißt, die Isolatoren abbricht ꝛc. Gegenwärtig werden, wie die »R. St. Pet. Ztg.« meldet, die telegraphischen Depeschen von Pjatigorsk und Wladikawkas wieder pr. Esta⸗ fette nach Stawropol geschafft.
== Den BRau der Weichselbrücke in Wlockawek betreffend schreibt die heutige »Gazeta Handlowa«; Das Comité für Erbauung einer eifernen Kahnbruͤcke über die Weichsel bei Wloclawek hatte zur Licitation auf den 29. Dezember Termin ausgeschrieben. Die Baukosten sind auf ca. 160000 R. S. veranschlagt. Es hatten sich hierzu vier Bewerber gemeldet, die Maschinenfabriken von »Andr. Zamoyski u. Comp.« und von Evans, Lilpop u. Rau« in Warschau, die Fabrik des Herrn v. Kryger in Poremba und die Herren Ostrowski und Bloch, als Unternehmer. Nach Eröffnung der Declarationen ergab sich, daß die Fabriken des Grafen Zamoyski und des Herrn v. Kryger die günstigsten Bedingungen gestellt und überdies die Erklaͤrung gegeben hatten, den Bau in den hiesigen Werkstätten der Dampfe schifffahrts. Gesellschaft ausführen zu wollen. Die Regierung ging daher auf das Anerbieten der genannten Fabriken ein. Die Brücke muß bis zum 13. Juli d. J. vollendet sein. Für Wloctawek wird eine feste Verbindung mit dem rechten Weichselufer von großem Nutzen sein und es ist nicht zu bezweifeln, daß diese Handelsstadt in Kurzem noch größere Bedeutung für den Getreidehandel erlangen wird.