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ihre Bescheinigungen abgenommen und dagegen Anweisungen der
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wegen der höchst ertragreichen Ländereien in den Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg, bezüglich der ene er n nen, mit obenan steht, so sind doch die Liegenschaften im Kreise Nord⸗ hausen bei der neuen Grundsteuer-Regulirung im Ganzen günstig eingeschätzt worden. Durchschnittlich wird künstig weniger Grund—= steuer als früher gezahlt werden. So betrug bisher z. B. das Brundsteuer-Soll für die Stadtflur Nordhausen 3567 Thlr. 23 Sgr. 2 Pf, während sich der künftige Jahresbetrag der Grundsteuer inkl.
für die über einen Morgen haltenden Hausgärten nur auf 2576 Thlr.
13 Sgr.? Pf., also auf ca. 1000 Thlr. weniger, beläuft. Abge— sehen von diesem Minderbetrage der Grundsteuer hat Nordhausen von der neuen Regulirung derselben auf Grund des Gesetzes vom 21. Mai 1861 hauptsächlich den Vortheil, daß es nunmehr eine den Erträgen der Grundstücke entsprechende, gerechte Steuerbelastung erfährt, von der bei der bisherigen, unter der westfälischen Regierung eingeführten Besteuerung nicht die Rede war. n .
Bonn, 6. Januar. An Stelle des verstorbenen Professors Schacht, wird der »Köln. Ztg.« gemeldet, ist der bisherige Privat— Docent an der Berliner Aniversität Dr. Hanstein zum ordentlichen Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens ernannt worden. Derselbe wird seine Thätigkeit an der hiesigen Universität zu Ostern d. J. beginnen.
.Mörs 5. Januar. Dr. Oskar Jäger ist als Direktor des Friedrich⸗Wilhelms⸗ Gymnasiums in Köln höheren Orts bestätigt worden und wird, der Köln. Ztg.‘ zufolge, die Stelle Ostern d. J. an⸗ treten. Es ist dies der dritte Sirektor, den Köln von Mörs crhält.
Hannover, 4. Januar. Eisenbahn-Baudirektor Burg⸗ hard, wird der »Hamb. Börsenballe geschrieben, soll wegen des Hamburg -Pariser Bauprojekts zwei Linien vermessen, welche beide das Amt Rotenburg durchschneiden. Beide Linien gehen von Bre⸗ men bis Ottersberg zusammen, dann führt die eine nach Rotenburg und von da weiter in das Seevethal, wo sie etwa 3 Meilen östlich von Harburg die Bahn Hannover- Harburg trifft, die andere Linie geht von Ottersberg nach Buxtehude und von da nach Harburg. In Bassun und Sulingen sind gleichfalls Ingenieure zu den nöthigen Ver⸗ messungen und Vorarbeiten eingetroffen. Sie sollen die Weisung erhalten haben, sich möglichst rasch, binnen wenigen Wochen, ihrer Aufgabe zu entledigen, damit der demnächst wieder zusammientreten⸗
den Ständever K den Ständeversammlung die erforderlichen Vorlagen gemacht werden
können. — Die Organisation der Kavallerie wird nächstens iner gründlichen Aenderung unterworfen werden müssen. Die Auf—
hat die Regierung schon in der letzten ständischen Diät zugesichert. Die Grundlage, auf der sie ruhte, freiwillige Werbung vermittelst Capitulation auf gewisse Jahre, ist hinfällig geworden, denn es melden sich nur noch so wenig Freiwillige, daß jetzt bei den Loosun⸗ gen den Militairpflichtigen noch freigestellt wird, sich als Kavalleristen anwerben zu lassen.
Oldenburg, 5. Januar. Nach dem von der preußischen Regierung sür die Zollvereinsstaaten und einige andere deutsche Staaten in neuerer Zeit mit China abgeschlossenen Handels und Schifffahrtsvertrage sollen die kontrahirenden deutschen Staaten be— rechtigt sein, einen General-Konsul in China und auch für jeden ge— öffneten Hafen oder dergleichen Stadt einen Konsul oder Konsular— Agenten zu ernennen, mit der Einschränkung jedoch, daß an jedem Platze nur ein einziges die Zollvereinsstaaten vertretendes Konsulat bestehen soll. Lediglich den Hansestädten ist von China eine besondere lonsularische Vertretung zugestanden. In Folge einer nach stattge— fundenen Verhandlungen mit der preußischen Regierung getroffenen Verständigung werden nun, wie es in einer Mittheilung der Wes Ztg.‘ heißt, in nächster Zeit die in China (Amoy, Shangai. Canton) bestehenden oldenburgischen Konsulate eingezogen und wird die Ver⸗ tretung der oldenburgischen Verkehrsinteressen und Staats angehöri⸗ gen den preußischen Konsularbehörden übertragen werden. Denn da der die deutschen Staaten vertretende Konsul stets ein besoldeter Beamter sein soll, der neben seinen konsularischen Obliegenheiten keine Handelsgeschäfte betreiben darf und der mit Jurisdictions, und Schutzrechten versehen ist, so versteht es sich von selbst, daß die Wahr— , 3, , . . auf Preußen übergehen kann, ob—
em mit China abge — ; ieses ni . k geschlossenen Vertrage dieses nicht aus⸗
Schleswig- Holstein. Es giebt nicht wenige Angehörige der Herzogthümer, wird der »Kieler 3. geschrieben, welche Ansprüche auf Renten aus den verschiedenen unter' staatlicher Verwaltung in Kopenhagen bestehenden Tontine⸗ und Leibrenten-Societäten haben Denjenigen, welche sich nun nach dem Frieden dorthin gewandt haben, um ihre fälligen Renten gegen Quittung zu erheben, sind
Tontine auf die holsteinischen resp. schleswigschen Kassen behändi
worden. Wie vorauszusehen war, haben . . 1, Anweisungen nicht eingelöst und die Tontinen sind noch immer im Rückstand, zum Theil seit 1863, obgleich sie selbst aus den Friedens—⸗ bedingungen nichts werden anführen können, was ihr Verfahren rechtfertigt. Aehnliches Verhältniß besteht in Beziehung auf die
derungen, welche aus der Erwerbung der vormalig Augustenburgischen Güter durch Ausstellung einer Anzahl von Privat ⸗Obligationen ent-· standen sind, lautend auf je 40090 Thlr., rückzahlbar in jährlichen Raten bis i866. Bis Juni 1863 erfolgte, sowohl die Zins. als Kapitalzahlung regelmäßig dei der Kämmerei in Altona. Dezember 1863, Juni 1864 und Dezember 1864 sind jedoch weder Zinsen noch Kapitalien gezahlt worden, obgleich die dänische Finanztasse durch Wiederverkauf der Güter schon mehr aus denselben gelbst hat als bis jetzt zu zahlen gewesen ist und namentlich auch die 1863. Dezember Renten und Abträge aus denselben, welche zu⸗ nächst zur Deckung der fälligen Sbligationen und Coupons zu ver. wenden waren, sich angeeignet hat. — Seit der Einnahn e von Alsen befinden sich die vormaligen Augustenburgischen Güter unter schleswigscher Administration und werden die Abträge und Renten in die schleswigsche Kasse abgeführt. So viel wir haben erfahren können, ist daher denn auch die oberste, Civilbehörde gewillt im be— vorstehenden Umschlag die im letzten Dezember-Termin fallt gen Do⸗ nanial · Obligationen und Coupons einlösen zu lassen, auch die im ö l. 1864 fälligen Zinsen der älteren Augustenburgischen hy— pothekarischen Obligationen gleichfalls berichtigen zu lassen. Der Oberbefehlshaber in den Herzogthümern, der General Her— warth von Bittenfeld, befindet fich, wie die „Kiel. Ztg. unter dem 5. d. M. meldet, seit einigen Tagen daselbst und ist dahin am 5. auch der Stab mit den dazu gehörigen Bürcauz und der Intendantur übergesiedelt. ö . Herr von Halbhuber ist gestern, am 4, in Flensburg ein— getroffen; die durch das längere Fortbleiben desselben verzögerte Ab. reise des Herrin von Lederer wird, wie wir hören, in diesen Tagen erfolgen Frankfurt a. M., 6. Januar. Gestern hat, nach Vat. theilung des »Fr. J., der Bundesta'g seine Sitzungen pro 1665 aufgenounnen. Auf der Registrande stand eine Vorlage von Stand s. listen, Stimmübergänge innerhalb der Kurien, Erstattung von Ge. schäftsberichten 2. Dann der Bericht des Militair. Ausschusses über die Musterung pro 1863 und über den Stand des Bundesheerc im Jahre 1864; ferner eine Mittheilung von Sachsen Altenburg, worin dasselbe erklärt, daß die Ansprüche von Braunschweig 49 Lauenburg denen der Ernestinischen Häuser vorangingen. Reuß ' 2 n,. ur offiziellen Anzeige, daß die Nachträge zur deutschen Wechsel⸗Ordnung in seinem Lande eingeführt worden seien. Schließ
Augustenburger Domanialschulden. Es sind das die For—
lich wurde ei tikular ür z ch wurde eine Matrikular- Umlage für den Central-Verwaltungs—
; we onds ausgeschrieben. hebung der Naturalbequartierung und Einführung der Kasernirung t [i.
. Schweiz. Bern 3. Januar. Dem Bundesrathe ist seitens , . e,, und Württembergs die Aufforderung zugegangen die Vertreter der Schweiz für die im nächsten Monate zu Stuttgart
ö e, n,, Unterhandlungen über den neuen Handelsvertrag zwe schen diesem Land em deutsche verein ,, , schen diesem Lande und dem deutschen Zollvereine zu ernennen. —
Der Canton Solothurn ist der erste Stand der schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, welcher auf das bundesräthliche Kreisschreiben deß die Cantone, in denen die politische Gleichstellung der Jratliten nit den Bürgern christlicher Konfession noch nicht zur Geltung gekon— men ist, diese Frage von sich aus zur Lösung bringen möchten da⸗ mit der gefahrvolle Weg einer Revision der undes Versassung! ver⸗ mieden werde, geantwortet hat. Solothurn ist durchaus uh e⸗ neigt, den Wünschen des Bundesrathes entgegen zu kommen; es . sich im Gegentheil sehr bestimmt für die Ansicht ausgesprochen, saß es einzig und, allein die Bundesverfassungs. Revision' für den! ich tiger Weg hält, auf welchem die Emanipation der Israeliten in einer dem Bunde würdigen Weise erreicht werden kann. e 6 l. Da in Laut neuestem Berichte der eidgenössischen Kom— issarien in Genf zeigt sich die dortige Bevölkerung im Allgem inen mit dem Verdikte der Geschworenen im Prozesse der August. Ange klagten zufrieden. Auf diese offizielle Meldung hin hat der Bundes. rath in seiner heutigen Sitzung die vollständige Aufhebung de eid⸗ gane sss en Kommisfarials vom 11. d. M. Lan? beschlossen. Daß n . . . Occupation Genfs aufhört oder . , . 4 dim annimmt, indem an ihre Stele ein 5 zen, tze Wiederholungscours tritt, eist bereits gemeldet. Eben Kommando . 3. . ö ; ie beri ird ieses Kommando vom Bundesrathe Vollmacht JJ Genfer Kontingents aufzubieten, falls das zum Wie berholur sc ours . . Militair für die Aufrechterhaltung ser Ruhe , 5. . e g Flaggenfrage weitere ᷣ w . , , ö e ler ö. , . aufklärende Shritte zu ö ö ,,, in Seestädten bestehende Konsulate, unterrichten und pereñ din ahl k . I Einladung an die schweizerische Ezport ·˖ Gesellschaft i . ö. . ihrerseits Nachforschungen anstellen e, , . din ö in Bremen, Hamburg, Brüssel und Ron un! . ö wie es mit der Flagge diefer J ö
sei; 4) eine Note an die Regi z . gierungen von Oester ᷓ sili r , ,,
fragen, ob sie geneigt seien, schweizerssche Schiffe in ihren Häfn zuzulassen
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und denselben die gleiche Rechtsstellung wie den Schiffen der anderen Natio⸗ nen zu gewähren; 5) Mittheilung an die schweizerischen Vertreter in Wien, Paris und Turin mit angemessenen Auszügen.“ (Köln. Z.)
Belgien. Brüssel, 4. Januar. Die belgische Presse hat in dem bekannten Gründer und Ches⸗Redaeteur des Lütticher histori⸗ schen und literarischen Journals, Herrn Kersten, ihren Aeltermeister
verloren.
Großbritannien und Irland, London 5. Januar. Herr Corbett, Capitain des konföderirten Dampfers Shenandoah;, ist gestern in Liverpool wegen Anwerbung englischer Unterthanen für die Dienste des Südens verhaftet worden.
Frankreich. Paris, 5. Januar. Auch die Kaiserin wohnte gestern, wie der Moniteur ˖ heute berichtet, der Berathung des vereinigten geheimen und Ministerrathes bei. Auch hat der Staats. rath heute, wie die „France weiß, Sitzung gehalten, um die Frage zu entscheiden, ob der Jubiläumtheil der Encyclica und die darauf bezüglichen apostolischen Instructionen zu veröffentlichen seien oder nicht. Morgen wird der geheime Rath eine Sitzung halten, in welcher der Prinz Napoleon zum ersten Male präsidiren und das Decentralisationsgesetz zur Diskussion stellen wird. Die »France = hebt hervor, daß der Prinz sehr für die größere Freiheit der Depar— lements und Gemeinden ist. Dasselbe Blatt meldet, die Kaiserin habe dem Prinzen zu seiner neuen hohen Stellung die herzlichsten Glückwünsche abgestattet; übrigens sei diese den geheimen Rath be— treffende Maßregel schon längst vom Kaiser beschlossen gewesen.
Die Eröffnung der Kammern ist, laut » France«, bestimmt auf den 13. Februar angesetzt. 3. Im 4. Wahlbezirke des Finisterre Departements ist, laut Mo⸗ niteur⸗, Eugene Bois mit 217787 Stimmen zum Deputirten in die Legislative gewählt worden. Der Gegenkandidat de Gaste erhielt nur 21438 Stimmen.
Italien. Turin, 5. Januar. Der Kriegshafen von Neapel wird an die Handelsschifffahrt abgetreten. Eine Kommission, in welcher General Valfré den Vorsitz führt, ist abgereist, um einen geeigneten anderen Ort für ein Arsenal zu wählen.
Türkei. Aus Konstantinopel, 24. Dezember, wird der »Köln. Ztg.“ mitgetheilt, daß das türkische Budget für 1864 — 65 oder das Jahr 1280 der Hedschira erschienen ist. Danach sollen die Einnahinen 3,242,190 Beutel betragen der Beutel gleich fünf türkischen Pfund, das Pfund zu 100 Piastern), die Ausgaben wer— den auf 3520 5,672 Beutel geschätzt, und würde sich danach ein Ueber⸗ schuß von 36,518 Beuteln ergeben. Ein türkischer Beutel beträgt ungefähr 5h Gulden.) Unter den Einnahmen siguriren die direkten mit 728,575 B., und zwar die Verghi (Kopfsteuer) mit hob 499 B. das von den Rajahs lchristlichen Unterthanen) bezahlte Militair⸗ Einstandsgeld mit 122,166 B. Die in direkten Einnahmen werden auf 2.513615 B. veranschlagt, darunter solgende Hauptposten Zehnten 876,615, Mauth 436,600, Steuer auf den Tabak 2350009 auf die Schafe 223,478, Salinen 220,000, Stempel 30000, Post 20,152, der Tribut von Aegypten S000, Moldau und. Wa⸗ lachei 000, Serbien 1600, Samos S800, Berg Athos 144 Beutel. Unter den Ausgaben heben wir hervor. Zinsen und Tilgung der auswärtigen Schuld 458,648, innere Schuld nebst Schatz bons) A93906 Pensionen und Gratificationen (sich 210,146, Civilliste des Sultans 241,199, Kriegsministerium 657,049, Direction der Artillerie 133,345, Marine 204,205. Inneres 368,235, Justiz 20, 945, Auswärtiges 26,375, Polizei 32,512, Ackerbau und Handel 4758, öffentlicher Unterricht 12,588, Finanzministerium 136,369 B. Außerdem werden noch außerordentliche A usgaben in Rech⸗ nung gebracht mit 166,5 11 B.) worunter 58,000 fuͤr die Entschädi⸗ gung an Syrien und 50,900 für die Tscherkessen. Dieser numeri- schen Ziffergruppirung soll in den nächsten Tagen ein Bericht des Finanzministers an den Großvezir und ein Bericht von diesem an Se. großherrliche Majestät als erklärender Text folgen. e.
Unter dem 29. Dezember wird über Marseille gemeldet, daß ein französischer Postdampfer bei der Einfahrt in die Dardanellenstraße feine Radwelle gebrochen und in den Hafen von Konstantinopel hat geschleppt werden müssen. Zwischen einem französischen Hause und der türkischen Regierung sind sehr vortheilhafte Finanz-Unterhand— lungen im Gange. Die Eisenbahn von Varna nach Rustschuk ist beinahe fertig. Vier neue Eisenbahnlinien sind projektirt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar In den folgenden Abschnitten, 5— 11, der in den früheren Artikeln Jedachten Denkschrift über den Gang der Bauernangelegenheit im Königreich Polen wird von den Gesuchen um Rück- gabe widerrechtlich umgetauschter Landstücke, von den Bitten um Servituten, von den Bitten der Gärtner, Häusler und anderer Bauern mit kleinem Grundbesitz, von den Bitten und Klagen der Bauern auf den Gütern der Krone, auf welchen das Zinsverhältniß eingeführt ist, und von dem allgemeinen Charakter des Verfahrens
bei Ausführung der Edikte gehandelt. Da die vorhergehenden Aus⸗ züge hinlänglich die Lage der ländlichen Bevölkerung in Polen und die Aufgaben und den Charakter der Arbeiten der Kommissarien dargelegt haben dürften, so beschränken wir uns für diese Punkte auf die Wiedergabe der statistischen Mittheilungen über die Ergebnisse der betreffenden Kommissions- Arbeiten. Darnach wurden bis zum Okober v. J. auf 226 Gütern den Bauern wid errechtlich um⸗ getauschte Ländereien zurückerstattet. An Serpituten wur den restituirt: Weideplätze in 1900 Gütern und außerdem für 12,106 Bauerhöfe; Waldantheile auf 1660 Gütern und außerdem für 1,384 Bauerhöfe. Von der Zahl der Käthner und Häus— ler wurden 203316 Wirthe als Grundbesitzer anerkannt.
Schließlich kommt die Kommission auf die Schwierigkeiten zu sprechen, welche ihr bei Ausführung ihrer Arbeiten entgegenstanden. In dieser Beziehung heißt es in dem Berichte:
In einem wenig bekannten und feindlich gesinnten Lande an— gelangt, eroffneten die Kommissidnen ihre Thätigkeit inmitten noch nicht ganz unterdrückter Unordnungen, als die revolutionairen Leidenschaften in Folge der entschiedenen Schläge, welche die Rebellen von allen Seiten erhielten, sich im Zustande der größten Aufregung besanden. Indem die Kommissionen die Klagen anhörten und untersuchten, mußten sie zugleich aus ihnen nothwendige Data sammeln, die lokalen Sitten und Gebräuche, den Dialekt der Bauern und die schwerfällige Sprache der polnischen offiziellen Dokumente gründlich kennen lernen, den Bauern ihre wirklichen Rechte auseinandersetzen, zu hoch hinaufgehenden Hoffnungen ent- gegentreten und dabei rasche und entschiedene Maßregeln zur pünktlichen Erfüllung der Edikte ergreifen, um den Bauern volles Zutrauen zu ihnen einzuflößen. Und allen diesen Pflichten mußten sie unter dem Andrange einer zahllosen Menge von Bittstellern nachkommen, welche sich vom Mor- gen bis zum Abend an den Thüren der Kommission drängte. Die Mit—- glieder der Kommission befanden sich buchstäblich in der Lage der Menschen, welche sich in der Mitte eines großen Ameisenhaufens erblicken. Schaaren von Bauern begleiteten die Fommissionen von einem Dorf zum andern, gaben ihnen weder bei Tage noch bei Nacht Ruhe und bestürmten sie un— ablässig mit Bitten, nur immer schneller ihre Sache entscheiden zu wollen. Daher waren die Mitglieder der Kommission allen Unbequemlichkeiten und Entbehrungen des Nomadenlebens ausgesetzt. Auf den Vorwerken abstei⸗ gen konnten sie nicht, sowohl deshalb, weil sie die Gastfreundschaft eines Standes nicht in Anspruch nehmen wollten, aus welchem kürzlich noch so viele Personen offen alle erdenklichen Schmähungen gegen die Russen aus⸗ gestoßen hatten, als auch deshalb, weil bei den äußerst gespannten Verhält⸗ nissen, die nur in Polen begreiflich sind, die Bauern sogleich das Zutrauen zu den neuen Agenten der Regierung verloren hätten, wenn sie ihre An— näherung zu der aufrührerischen Sclachta wahrnahmen. Meistentheils in Schenken, Gemeinde Kanzleien oder im äußersten Fall bei Geistlichen ihr Absteigequartier nehmend, untersuchten die Mitglieder der Kommission unter
freiem Himmel vor den versammelten Volksmassen die Klagen, und wenn sie dann in das Zimmer zurückkehrten, um sich unter einander zu berathen und den Schiedsspruch zu fällen, so waren sie oftmals genöthigt, Schild wachen vor die Thüren zu stellen, damit Niemand eindringe. Wurde diese Vorsichtsmaßregel unterlassen, so kamen viele Gutsbesitzer, welche sehr wohl wußten, in welchem Maße jede intime Beziehung zu den Mitgliedern der Kommission den Verdacht der Bauern zu erregen vermochte, unaufgefordert in Gegenwart der Bauern in das Zimmer, wo die Mitglieder der Kom mission sich aufhielten, in anderen Fällen sprachen sie mit ihnen franzöfisch, während die Klagesachen geschlichtet wurden, verschwendeten Liebenswürdig- keiten, indem sie die Kommissionsmitglieder zu sich einluden oder richteten
endlich in derselben Schenke, neben welcher die Bauern sich versammelt hat · ten, um der Ankunft der Kommission zu harren, für diese ein Gastmahl an, setzten ihnen Champagner vor u. dergl, mehr. Man mußte sich gegen diese zudringlichen Liebenswübdigkeiten schützen, ohne übrigens gegen die all⸗ gemein gültigen Gesetze der Artigkeit zu verstoßen. Wenn man dabei be⸗ denkt, daß mit Ausnahme der Militairautoritäten, welche den Kommissionen volle Aufmerksamkeit schenkten und sie unterstützten, diese unaufhörlich offe · nen oder geheimen Widerstand erfahren mußten; wenn man dazu noch alle die Verleumdungen hinzunimmt, welche unvermeidlich im Gefolge eines jeden Russen waren, der in Polen zu wirken hatte, jene eingewurzelten fanatischen Verltumdungen, mit denen jetzt selbst die Luft dort geschwängert zu sein scheint; — mit einem Wort, siellt man sich das Leben vor, das den russi- schen Beamten in diesem Lande zu Theil wurde, ein Leben voll ununter⸗ brochener Mühsale, beschränkt auf einen kleinen Kreis von Diensigenossen, die verpflichtet waren, streng gegen sich selbst und gegen einander zu sein, so kann man nicht anders, als zugeben, daß die oben angeführten Zahlen, welche auf den Erfolg, den die Koömmissionen bei ihrem Wirken errungen, hinweisen sollen, nur eine schwache Idee von den Mühen geben können, welche sie in dieser ersten, schwierigsten Periode ihres Wirkens er tragen mußten. Das Hauptresultat ihrer Arbeiten besteht darin, daß drei Millionen wahrhaft treuer Unterthanen des Kaisers in Polen sich jetzt in der That
unter dem Schutz jener gnädigen und sorgsamen Gewalt fühlen, von der
sie stets Rettung und Schutz erwarteten. — 4. Januar. Die Kaiserin hat die Gemahlin des General
Feldmarschalls, Fürstin J. von Barjatinski, aus besonderem Wohlwollen und in Anerkennung der ausgezeichneten Verdienste des Gemahls derselben, in die Zabl der Damen des Kleinen Kreuzes der heiligen Großmärtyrerin Katharina aufgenommen und die Insignien desselben ihr übersandt. . Die Obligationen der 5prozentigen inneren Prämien anleihe sollen laut Kaiserlichen Befehls vom 11. Dezember bei Ueber⸗ nahme von Arbeiten und Lieferungen für den Staat und überhaupt bei' allen Verbindlichkeiten von Privatpersonen gegen die Krone nach denselben Grundsätzen wie die Obligationen der übrigen Staats⸗
anleihen als Caution zugelassen werden.