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Coblenz, 7. Januar. In jüngster Zeit sind, der ⸗Cobl. Ztg.“ zufolge, mehrere zu Anfang der 90er Jahre von hier geflüchtete und seit Langem in Darmstadt beruhende Urkunden des alten Kölner Domkapitels dem hiesigen Provinzial ! Archiv ausgeantwortet und demselben einverleibt worden. Bekanntlich wurden vor etwa 23 Jah- ren auch die Original⸗Baurisse des Kölner Domes in Darmstadt aufgefunden.
Barmen, S8. Januar. Vor einigen Monaten hatte unsere Kaufmannschaft ans Handelsministerium eine Eingabe gerichtet, um für unsere Stadt eine eigene Bank-⸗Kommandite zu erhalten; auf dieses Gesuch ist, der »Elberf. Ztg.“ zufolge, unter dem Z3ten d. M. ein Reskript des Herrn Handelsministers eingetroffen, worin es heißt, -daß das Bedürfniß zur Errichtung einer Kommandite der Preußischen Bank am dortigen Platze, neben der zu Elberfeld be— stehenden, bei der großen Nähe und der engen kommerziellen Ver—⸗ bindung der beiden Städte nicht anerkannt werden könne. Das Haupt ⸗Bankdirektorium werde indessen, bei der ersten sich darbieten den Gelegenheit in Erwägung ziehen, ob sich nicht andere Mittel und Wege finden lassen, den Verkehr mit der Bank, namentlich für die Handlungshäuser in Ober- Barmen zu erleichtern, und werde vorbehalten, auf den Gegenstand eventualiter später zurückzukommen.«
Bigge a. d. Ruhr, 9. Januar. Auf der benachbarten, der Stolberger Actien ⸗Gesellschaft zu Ramsbeck gehörigen Kolonie An— dreasberg sollen, wie der ⸗Elberf. Itg.« geschrieben wird, 8 Wohn— häuser von etwa 100 Fuß Länge, bestehend aus 32 Arbeiter⸗Woh—
nungen, niedergerissen werden, — ein Zeichen, daß die Wanderung
der Arbeiter nach »Essen, und anderen Gegenden noch immer ihren
Fortgang nimmt.
Oldenburg, 9. Januar. In Betreff der Nachricht wegen Wiederbesetzung der erledigten Stelle eines oldenburgischen Minister⸗ residenten am Hofe zu Berlin durch den Baron von Beaulieu⸗ Marconnay, enthält die heute ausgegebene »Oldenburger Zeitung« die Mittheilung, daß letzterer zum Legationsrath ernannt sei und demnächst eine solche Verwendung in Berlin wohl finden werde. Derselbe befindet sich gegenwärtig noch hier. — In Hinsicht der neuesten Volkszählung liegt zwar das Gesammtergebniß noch nicht vor, ist wenigstens noch nicht kund geworden, so viel erfährt man indeß, daß in den bei weitem meisten Zählungsbezirken eine größere Bevölkerungszunahme als in der früheren Periode sich herausstellen wird. (Wes. Z.)
Schleswig⸗Holstein. Das Verordnungsblatt für Schles
wig« vom 8. d. M. bringt eine provisorische Verordnung, betreffend die Ordnung der Jurisdictions⸗Verhältnisse der durch den Wiener Friedensvertrag abgetretenen, bisher dänischen Gebietstheile, das in diesen Gebietstheilen künftig zur Anwendung zu bringende Recht und die Behandlung der zur Zeit anhängigen Strafsachen und Civilrechts- streitigkeiten, nach welcher die Jurisdictions-⸗Verhältnisse in folgender Weise geordnet werden: (ü) die zu der Loh⸗Harde und zu den Birken Mögeltondern und Ballum gehörigen Gebietstheile mit Ausnahme der Nordspitze der Insel Sylt bilden auch ferner einen besonderen Jurisdietionsbezirk; 2) Westerland Föhr und die Amrum bilden gleichfalls bis weiter einen besonderen Jurisdictions- bezirk; 3) die bisher dänische Nordspitze der Insel Sylt wird mit den bisher schon zum Herzogthum Schleswig gehörigen Theilen der Insel Sylt ver einigt; die in dem Amte Hadersleben enklavirt liegenden bisher dänischen Gebietstheile werden, soweit sie nicht bisher zu der Loh⸗Harde und den Bir ken Mögeltondern und Ballum gehört haben, denjenigen Harden, in deren Bereich sie liegen, zugetheilt.
— Nachdem von den Bundes Commissairen die Dokumente unterzeichnet sind, die die Uebersiedelung nach Schleswig aussprechen, wird selbige in spätestens drei Wochen bewerkstelligt sein.
Sachsen. Dresden, 10. Januar. Das heutige ⸗Dresdner Journal« zeigt an, daß das neue bürgerliche Gesetzbuch mit dem 1. März in Kraft treten werde.
Weimar, 19. Januar. Se. Königliche Hoheit der Erbgroß-⸗ herzog Car! August hat, wie die ⸗Weim. Ztg.‘ amtlich berichtet, von Ihren Hoheiten den Herzogen von Sachsen-Altenburg und Sachsen⸗ Coburg Gotha das Großkreuz des Herzoglich Sachsen⸗ Ernestinischen Hausordens empfangen.
Hessen. Darmstadt, 109. Januar. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer haben die anwesenden 24 Mitglieder ein= stimmig beschlossen, den Beschlüssen der Minorität der Zweiten Kam- mer in Betreff der Strafprozeß Ordnung und des Regierungs⸗Ent⸗ wurfs zuzustimmen. Hiernach erscheint bei der beabsichtigten Stimmen⸗ durchzählung die Annahme des Gesetz⸗Entwurfs gesichert.
Baden. Karlsruhe, 9. Januar. Se. Hoheit der Prinz Ludwig von Hessen und Hochdessen Gemahlin, die Prinzessin Alice, Königliche Hoheit, haben gestern Nachmittag die hiesige Re— sidenz wieder verlassen und sind nach Darmstadt zurückgekehrt.
(Karlsr. Ztg.)
Bayern. München, 8. Januar. Der Gesetzgebuüngs-⸗ ausschuß der Kammer der Abgeordneten berieth in seiner gestrigen Sitzung, welcher der Staatsminister der Justiz anwohnte, die Be⸗ stimmungen des Entwurfes über das shasttn der Gerichtsvoll⸗ zieher (Art. 86 — 89) und nahm dieselben mit den vom Referenten vorgeschlagenen Modificationen an.
Oesterreich. Wien, 109. Januar. Das feierliche Leichen
begängniß Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großberzogin Maria Annn
von Toskana fand nach dem festgesetzten Ceremoniel gestern su Das Abgeordnetenhaus hielt gestern nach längerer Un, brechung seiner Thätigkeit eine Sitzung, in welcher zunächst die Ml theilung erfolgte, daß Se. Majestät die Adresse entgegenzunehmtz geruht habe, und sodann die zwei Regierungs- Vorlagen, betreff den Wegfall von §. 262 der Zoll! und Staatsmonopols⸗-Ordnun. und die Tonnengelder, sowie die Seesanitäts⸗ und Kontumazgebührn erledigt wurden. Im Beginne der Sitzung beantwortete Kriegsminis⸗ Franck eineran ihn gestellte Interpellation bezüglich der Vorgä bei Schuhlieferungen an das Armeeärar. Der Kriegsminister wickelte die Vorzüge des gegenwärtig beliebten Lieferungssystem,
bleiben. schlossenen Kontrakte könne von diesem System nicht abgegan werden. Aus Wien, 19. Januar, wird der »Fr. P. Ztg.‘ telegraphist. gemeldet, daß der Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses
stimmig beschlossen habe, das Budget an die Regierung zurück
weisen, damit die Regierung Vorschläge wegen Herabsetzung ej,
bringe, welche anderen Falles der Ausschuß zur Herstellung d. nen es eine sehr bedenkliche Sache, daß die Bundestruppen sich ober—
ö halb des Forts Fisher festgesetzt hätten; es werde doppelte Anstren gLaung kosten, sie von dort zu vertreiben, als die Verhütung der Lan—
dung erfordert haben würde. das Fort gemacht und am 25. wiederholt worden; die Baracken und
Gleichgewichts vornehmen müsse. Der Finanzminister habe sich diesem Beschlusse gegenüber sein
Erklärung vorbehalten.
; Frankreich. Paris, 9. Januar. Marschall Mac Mahoh
hat sich in Marseille eingeschifft, um wieder auf seinen Posten nat Algerien zu gehen.
Der russische Gesandte, Baron ivon Budberg, ist gestern Abend mit seiner Gemahlin nach Nizza abgereist, wo sie etwa ach an den Präsidenten Lincoln gerichtet: »Ich erlaube mir Ihnen als Weihnachtsgabe die Stadt Savannah mit 150 schweren Geschützen und
, , n . . Massen von Munition, und dazu mit 25,000 Ballen Baumwolle, an⸗
sich eine Opposition gegen die Regierung heraus; zwanzig Deputitz
verlangen in einer Petition an den Fürsten die Wiederherstellun⸗ ; ; dan, g 2 ,. J P Furst W herstel von einem Besuch in Sherman's Hauptquartier iu Savannah, er
ga.iebt die gemachte Beute auf 33.000 Ballen Baumwolle, 156 Ka— Warschau, 5. Januar. O6. nonen, eine Menge Kriegsmaterial, drei Dampfer, 13 Lokomotiven und 190 Waggons an und fügt die Nachricht von der Gefangen
Tage bleiben werden. Türkei. Bukarest, 7. Januar.
der Freiheit der Presse. Rußland und Polen.
osterreichische ⸗Gen n- Korr.“ meldet: Vor Kurzem ist durch die for gesetzten Nachforschungen der hiesigen Militair ⸗ Untersuchungs-Kom mission der letzte geheime Stadtchef von Warschau ermitteh Er heißt Ale. Waszkowski, war einer d S 9 h thätigsten Führer der Revolutionspartei und der Hauptanstifter d' zählend, wohlgesinnt und ruhig. — In einer Depesche aus Monroe Mit Hülfe dreier Kassendiener hatte er binnen dij Findet sich eine ausführlichere Darstellung der Einnahme Savannahs. Tagen Werthpapiere im Betrage von 3.600, 000 Rubel aus di Am 20. hatte Sherman, nachdem er die Umzingelung der Stadt Hauptkasse der polnischen Bank fortgeschafft, welche Summe fast vol, nahezu vollendet und Fort Lee nebst mehreren weniger bedeutenden ständig über die Grenze geschafft wurde. Waszkowski ist erst 25 Jah alt; er war Student der Petersburger Universität, hielt sich aber waͤl⸗ rend des Aufstandes fortwährend in Warschau auf, wo er unt.
verschiedenen Namen und Verkleidungen den Nachforschungen del
und arretirt worden.
Bankdiebstahls.
Polizei bis jetzt zu entgehen wußte. — Auch der Mörder des im
genen Lohn zu empfangen.
Felkners zu denunciren drohte.
Dänemark. Kopenhagen, 8. Januar. Der
Minister hat dem Reichsrathe einen Gesetzentwurf vorgelegt, wong an den dänischen Küsten Schifffahrt und Handel allen denjenigen Nationen freigegeben werden soll, die dasselbe Recht bei sich auch den ö nach Chaxleston,
dänischen Handelsschiffen gewähren.
In der gestrigen Sitzung des Volksthings wurden zu
Prüfung der Gesetzentwürfe, betreffend besondere Kontroll- Anor
nungen in dem Grenzzoll⸗Distrikt und betreffend die Berechtigun;
zur dänischen Küstenfahrt für fremde Fahrzeuge zwei verschiedene LÄlu schüsse niedergesetzt. Sodann kam ein Vorschlag zu einer Vervollstän digung der Geschäftsordnnng zur Sprache, worin beantragt wird, da in Zukunft 25 Mitglieder von dem Thing die selbstständige Erledi
gung der Frage verlangen können, eine wie große Stimmen ⸗An, gültigen Beschlußnahme erforderlich Die Proprosition wurde durch die Interpretalion de Knotenpunkte der georgischen und karolinischen Eisenbahnen, auf—
zahl in Zukunft zu einer sein wird.
Bestimmungen des Grundgesetzes über die zu einer Grundgesetzverähh
derung benöthigte Stimmenanzahl abseiten des Volksthings - Präs denten, Etatsrath Bregendahl, veranlaßt, indem derselbe zur Un zufriedenheit der doctrinairen Partei die Stimmenmehrheit, der inn,
sprünglichen Bestimmung der November⸗Verfassung gemäß, mit bb notirte. Redacteur J. A. Hansen motivirte nun aber gestern im Namen der Ausschußmehrzahl den Antrag auf die Verwerfung der erwähnten Proposition, indem er, unter Anführung verschiedenet Beispiele aus der dänischen parlamentarischen Geschichte, die An—Q schauung geltend machte, daß die Selbstständigkeit des Präsidenten
ment beginnen.
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hinsichtlich der Ausdeutung der Geschäftsordnung eine nothwendige Bedingung für die Beschützung der Kammerminorität sei.
Amerika. Nach den vom Peruvian⸗ überbrachten Nachrichten
aus New ⸗ Hort vom 31. v. M. setzte Admiral Porter das Bombarde⸗
ment Wilmingtons fort, während General Butler, weil er den Angriff
von der Landseite her für unausführbar erkannte, nach Fort Monroe zurückgekehrt war. — Vom virginischen Kriegsschauplatz war ge— meldet, daß General Lee einen Angriff beabsichtige. — Der General der Konföderirten wurde durch die Unions Kanonenböte an der
leberschreitung des Tennesseeflusses gehindert. In einer an die brasilianische Regierung gerichteten Note hat
der Staatssecretair Seward derselben angezeigt, daß Präsident
demzufolge kleinere Unternehmer von der Bewerbung ausgeschlosn Lincoln die Vorgänge im Hafen von Bahia nicht billige und den
Bis zum Ablauf der auf eine dreijährige Dauer ab;
Capitain Collins vor ein Kriegsgericht stellen werde. Daß die Expedition des Admiral Porter unverrichteter Sache
von Wilmington zurückgekehrt sei, war eine auf Irrthum be— ruhende Angabe. von der nordearolinischen Küste nach Fort Monroe gekommen, um Depeschen zu überbringen, welche, statt ein Aufgeben des Angriffs- planes anzuzeigen, vielmebr die Erneuerung, des Bombardements
Nur ein Schiff, der »Santiago de Euba—, war Richmonder Blätter nen
gegen Fort Fisher am 26. d. meldeten.
Am 24. war die erste Attaque auf Magazine sollen in Feuer aufgegangen sein, die Besatzung sich schon
in die schußfesten Kasematten zurückgezogen haben.
Die aus Savannah vom 22. Dezember datirte Depesche Sherman's, worin er die Einnahme der Stadt meldet, lautet,
zubieten. An dem Abend desselben Tages berichtet General Foster
nahme einer Truppe von 80 Mann hinzu. Die Schiffswerfte, sowie die Panzerschiffe, hatte der Feind vor dem Abzuge zerstört. Sonst war die Stadt unversehrt; die Einwohnerschaft, 20, 000 Köpfe
Außenwerken genommen, einen Parlamentair abgesandt, um den Feind zur Uebergabe aufzufordern, er werde sonst das Bombarde— Die Antwort Braggs lautete, seine Kommu⸗ nieationen seien noch offen, seine Mannschaften aufs beste verpro⸗
viantirt und ausgerüstet; fest stehe sein Entschluß, den Platz bis zum
Oktober 1863 erdolchten Hofraths Felkner ist in der Person einc äußersten Augenblicke zu vertheidigen, die seinem Schutze anbefohle⸗ jungen Edelmannes Namens Kotkow ski entdeckt worden. Nach vol, nen Einwohner und deren Habe vor feindlichen Aebergriffen zu wahren. brachtem Morde hatte derselbe seinem Opfer ein Ohr abgeschnitte Auf solche Antwort hin traf Sherman alle Vorbereitungen zu und wies sich damit beim Revolutionstribunal aus, um den bedur einem Sturme auf die Festung. ; Einige Monate später erdolchte Ko. zember dämmerte, brachten Streiftruppen die Botschaft, daß der Feind kowsti auch eine Frau Namens Wilesniewska, weil sie aus Eifersuh seine Verschanzungen geräumt habe. gegen ihren Geliebten, der zu dieser Mörderbande gehörte, die MördJn ter Infanterie vor, nahmen Besitz von den verlassenen Schanzen und bald nachher zog Sherman an der Spitze seines Stabes in die Stadt
. ein, deren Schlüssel ihm eine Abgesandtschaft der Bürger überlieferte.
Handel, General Hardee's Erwiderung war eine Finte gewefen.
Als aber der Morgen des 21. De—
Sofort rückten einige Regimen
Während
der Nacht hatte er, fürchtend, es könne ihm der einzige Ret— tungsweg abgeschnitten werden, in aller Stille den Rückzug an— getreten. Nach Norden den Fluß überschreitend, hat er sich andere sagen nach Columbia, begeben; doch meldete er am 24. oder 25. dem General Beauregard, daß ein Corps nordstaatlicher Infanterie mit Kavallerie und Ärtillerie von Savannah in der Richtung nach dem Altamaha Flusse abmarschirt sei, gegen dessen weiteres Vordringen er jedoch wirksame Dispositionen getroffen habe. Es wäre hieraus zu schließen, daß wenigstens ein Theil der Hardeeschen Truppen sich füdlich vom Savannah - Flusse befunden habe. Richmonder Blätter glauben, das erwähnte nord— staatliche Corps habe den Austrag, die angeblich in Andersonville de tinirten Kriegsgefangenen zu befreien, und stellen die Vermuthung auf, daß Sherman selbst von Port Royal nach Brandville, dem
brechen werde, um von dort, den Schienenwegen folgend, nach Virginien vorzumarschiren. .
General Thomas datirt seine letzte Depesche vom 26. Dezem⸗ ber aus dem Hauptquartier Pulaski. Von der Avantgarde war ihm lapportirt worden, daß der flüchtige Feind, von Stevenson in Ala— bama her einen Flankenangriff befürchtend, den Weg nach Bain— bridge, acht Meilen von Florence, eingeschlagen. Doch heißt es in
einer nichtamtlichen Depesche aus Columbia vom 28. Dezember,
den Angaben eingebrachter Gefangener zusolge habe Hood am 25.
reiht ihn den gothischen Hallenkirchen an.
Florence selbst erreicht und am folgenden Tage mit dem Uebersetzen der ihm noch gebliebenen Truppen auf das südliche Ufer des Tennessee begonnen.
Wie verlautet, beabsichtigt Präsident Lincoln aufs baldigste die Aufmerksamkeit des Kongresses wieder auf die Amendirung der Ver— fassung betreffs Abschaffung der Sklaverei lenken und alles aufbieten zu wollen, um diesen bedeutsamen Schritt nicht einen Augenblick länger hinauszuschieben, als die Bestimmungen der Con- stitution es erfordern. — Der Kongreß hat eine Kommission er⸗ nannt, welche eine durchgehende Reviston der Panzerflotte vor- nehmen soll.
Asien. Aus Kalkutta, 8. Dezember, bringt die Ueber— landpost folgende Nachrichten: Der neue König von Cambodscha hat in Saigun einen Besuch abgestattet. Der chinesische Generalissimus ist nach Kiang- peh abgegangen, um den Aufruhr zu bekämpfen. In der Umgegend von Amoh ist ein Rebellencorps erschienen. — Die Nachrichten aus Japan lauten günstig. Die britische Flotte weilt sammt den Truppen noch in der Bai von Heddo, um die Ratification des Vertrages abzuwarten.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff ' schen Telegraphen⸗Büreau. Kopenhagen, Mittwoch, 11. Januar, Morgens. Nach Be— richten aus Stockholm soll die Einfuhr von Korn in Finnland auf 15 Jahre freigegeben sein.
Kunst und Wissenschaft.
. — In Tilsit starb am 6. d. M. in dem Alter von 42 Jahren der Direktor der dasigen Realschule Dr. Tagmann.
— Bei den Reparaturen im Halberstädter Dome wurde in den letzten Tagen des verflossenen Jahres im Innern des Altars ein Rel iquien- kästchen aufgefunden. Dasselbe enthält eine Anzahl von allerhand Heiligen und Märtyrerknochen, von denen jedes kleinste Stück besonders verpackt und mit einer Inschrift versehen war. Leider ist der sehr roh zusammengeschla⸗ gene Bleikasten nicht verlöthet worden, so daß vieles von dem Inhalt zer= fallen und namentlich die Inschriften fast ganz unlesbar geworden sind Eins der Päckchen trägt die noch leserliche Inschrift St. Johannae Evan- gelistae, ein andres die Jesu Christi selber, namentlich sind aber noch mehrere gebrannte Knochen aus dem Rückgratwirbel des heiligen Laurentius wohl erhalten. Leider ist aber das im Kaͤstchen befindliche Dokument, ein Schriftstük auf Pergament, fast ganz verwest; doch hofft man die Schriftzüge noch entziffern zu kön. nen. Das in einer Thonkapsel eingeschlossene Siegel in rothem Wachs ist dagegen sehr gut erhalten und zeigt eine sehr werthvolle Arbeit mit den beiden Figuren des St. Stephan und Laurentius, bekanntlich der beiden Schußtzpatrone unseres Doms. Das jedenfalls werthvollste und wegen seines hohen Alters merkwürdigste Stück des Fundes ist aher ein mosaikartig zu— sammengesetzes Stück Seidenzeug, in welchem die Knochen des heiligen Laurentius eingewickelt waren. Das Zeug zeigt die ägyptischen Figuren des Isis und Osiris in ihren bekannten Formen und ist außerdem reich an allerhand künstlich verschlungenen, höchst sorgfältig und mühsam zusammen— genähten Verzierungen. Wahrscheinlich ist dies letztere Stück Zeug byzan— tinischen Ursprungs und dürfte wohl zur Zeit der Kreuzzüge mil hierher ge— bracht sein. ;
Aachen, 8. Januar. Aeußerm Vernehmen nach, meldet die »Aach. Ztg.“ ist der Organisations⸗ und Lehrplan der polytechnischen Schule festgestellt. Darnach wird dieselbe umfassen: 1) eine allgemeine wissenschaft⸗ liche Schule für höhere Mathematik und Naturwissenschaften, 2) eine mechanisch-technische Fachschule für Mechaniker, Techniker ꝛc., 3) eine chemisch⸗ technische Fachschule für Färber ꝛc., 4) eine Bau und Ingenieurschule für Straßenbau, Wasserbau, Eisenbahnbau ꝛc, 5) eine Bergakademie. Ob eine besondere Handelsschule wird hinzugefügt werden, scheint zweifelhaft.
— In Veranlassung der Nachricht, daß dem Wiener Architekten J. Lippert die Restauration der Krönungskirche in Preßburg übertragen worden, bringt die Wiener Ztg.“ einige historische Data über diesen inter essanten Dom, so wie Andeutungen über dessen beabsichtigte Restauration, denen wir das Nachfolgende entnehmen: Die Gesammtanlage des Doms Der Dom besteht aus einem Langhause und dem in der Breite des Mittelschiffes gegen Osten angefügten Chorabschlusse mit einer gegen Westen vortretenden kolossalen Thurmanlage, nebst zwei in der Breite der Seitenschiffe angeordneten Räumen, die den westlichen Abschluß der Kirche bilden. Das Langhaus hat eine Breite von 25 zu einer Länge von 45 Klaftern. Die Gewölbe desselben werden von vier freistehend massiven, polygonen Pfeilerpaaren getragen. Der Chor be- steht aus vier Travées und dem dreiseitigen Abschluß und ist 28 Llftr. lang und 12 Klftr. breit. Da die Kirche zu verschiedenen Zeiten Bränden und theilweisen Zerstörungen ausgesetzt war, die man nach Umständen wieder ergänzte, so trägt sie die Stempel fast aller Jahrhunderte an sich. Zu dem ältesten Theile des Baues zählt das an der Nordseite des Langhauses be⸗ sindliche Portal, dem Ende des 13. Jahrhunderts angehörig. Der Chor, in dessen über dem Altare angebrachten Schlußstein man die Jahreszahl 1476 findet, gehört dem 15. Jahrhundert an. Das angegebene Jahr be= zeichnet zugleich die Vollendungszeit des ganzen Chorbaues. Die Kirche er weckt, da in ihr durch eine Reihe von Jahrhunderten die Krönung der ungari⸗