1865 / 11 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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die religiösen Handlungen werden von dem Prediger Nädisch aus Elbing vollzogen. Die Baptisten - Gemeinde hat 42 Mitglieder; ihr Aeltester und Prediger ist Bernhard Vogel in Dirschau. Greifenberg in Pommern, 7. Januar. Unsere Stadt hat dem ältesten Mitgliede der Ritterschaft unseres Kreises, Herrn von Thadden ⸗Trieglaff, »in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste, welche er sich als ihr wohlwollender treuer Nachbar, sonderlich durch seine unermüdliche Thätigkeit für die Armen und Bedrängten er— worben«, das Ehrenbürgerrecht verliehen und ihm gestern zu seinem 70sten Geburtstage den kunstvoll ausgeführten Ehrenbürgerbrief durch eine von dem Bürgermeister Bock geführte Deputation von Stadt⸗ verordneten und Magistratspersonen übergeben lassen.

Aachen, 10. Januar. In der letztverflossenen Nacht starb, wie die »Aachener Ztg.“ meldet, der Senior der hiesigen katholischen Geistlichkeit und letzter Stiftsherr des St. Adalberts- und des ehe— maligen Krönungsstiftes der Münsterkirche, Ehren- Kanonikus von Fisenne im Alter von nahe 100 Jahren. Derselbe war der Be— sitzer des schönen, auch historisch denkwürdigen Gutes »Kaisersruh«“ in der Nähe unserer Stadt.

Schleswig⸗Holstein. Die Messungen in Bezug auf den projektirten Nord-⸗Ostseekanal von St. Margarethen über Rendsburg nach Eckernsörde sind, den »Itzeh. Nachr.‘ zufolge, been digt. Diese neue Wasserstraße wird eine Länge von 11 Meilen und überall eine Tiefe von 31 Fuß haben. Der Kanal soll derartig angelegt werden, daß ein Zufrieren unmöglich; der warme Strom,

welcher vom großen Belt direkt in die Eckernförder Bucht fließt,

würde bis Rendsburg fühlbar sein, während auf der andern Seite bis Rendsburg hin eine Steigung von 4 Fuß bei Fluthzeit konsta— tirt ist. Bie Kieler Blätter berichten, beginnt die Uebersiedelung der Regierungs-⸗Beamten aus Flensburg nach Schleswig mit dem 20. d. M.; die Kieler Beamten werden dem Vernehmen nach gegen Ende Januars dahinziehen. Die Bureauz des Post— wesens werden ihren Sitz in Kiel behalten. Es heißt, daß das jetzige Regierungsgebäude künftig wieder zu militairischen Zwecken verwendet werden soll.

In Betreff der schleswig- holsteinschen Flaggenfrage schreibt der Wiener ⸗Botsch.«“:

»Oesterreich hat an seine Gesandten bei den deutschen Hösen ein Rund— schreiben erlassen, in denen es eine historische Darstellung der bekannten Ver—

handlungen giebt, welche in Bezug auf die Flaggenfrage zwischen Wien

und Berlin gepflogen worden sind, und erklärt, nachdem Preußen Oester— reich die Wahl zwischen der schleswig holsteinschen Landesflagge und den Flaggen der beiden deutschen Großmächte überlassen hatte, an der ersteren festzuhalten. Ein ähnliches Rundschreiben hat Oesterreich an seine Vertreter

bei allen Seestaaten gerichtet, in welchen dieselben angewiesen werden, die

Anerkennung der interimistischen Landesflagge von Seiten der Letzteren zu erwirken. Bereits sind auch Nachrichten aus Brüssel eingetroffen, welche die diesfällige Bereitwilligkeit der belgischen Regierung bekunden. Im All— gemeinen sind die österreichischen Gesandten angewiesen, im Einvernehmen mit ihren preußischen Kollegen vorzugehen.«

Sachsen. Eisenach, 10. Januar. Der

Bezirks direktor

und seitherige Landtags-Präsident von Schwendler wird noch

in diesem Monate aus seiner hiesigen Stellung scheiden und den Ministerposten in Coburg übernehmen. Aus diesem Grunde hat die Einberufungsordre an die Landtags ⸗Abgeordneten auf den 22sten d. M. nicht Herr von Schwendler, sondern der Vice⸗Präsident, Herr Fries, vollzogen.

Hessen. Darmstadt, 19. Januar. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer der Stände, in welcher 24 Mitglieder anwesend waren, wurden sämmtliche auf der Tagesordnung stehen— den Gegenstände der Entwurf der Strafprozeßordnung und die übrigen damit in Zusammenhang stehenden Gesetzentwürfe erledigt. Bezüglich der Strafprozeßordnung wurden mit einer einzigen Ausnahme alle Ausschuß Anträge angenommen und hier— nach insbesondere die von der vorigen Zweiten Kammer be— schlossene Fassung des Art. 18 genehmigt, so wie die von der jetzigen Zweiten Kammer beschlossenen Beschränkungen des Appellations— rechts der Staatsanwaltschaft verworsen. Am Schlusse der Be— rathung wurde die Frage, ob die Kammer das Gesetz im Uebrigen (d. h. abgesehen von den bereits zur besonderen Berathung und Beschlußfassung ausgesetzten Artikeln) nach den Anträgen ihres Ausschusses in der von der Zweiten Kammer beschlossenen Fassung annehme, mit allen Stimmen bejaht. In Betreff des Einführungs—⸗ gesetzes wurde der von der Zweiten Kammer beschlossenen, die Ver— einbarung über die Kosten betreffenden, Bedingung nicht beigestimmt, und hinsichtlich der Regierungsvorlage in Betreff der durch Errich⸗ tung der Bezirksstrafgerichte muthmaßlich entstehenden Kosten end- lich wurde in Gemäßheit des Ausschusses ein stimmig beschlossen:

Der Staatsregierung die Einführung der Strafprozeßordnung lediglich zu überlassen, vorbehaltlich der demnächstigen Budgetvorlage, beziehungsweise Nechenschaftsablage über die bereits aufgewendeten Kosten.

Am Schlusse der Sitöung wurde von Seiten der Regierung be— merkt, daß sie nunmehr nach Maßgabe des Artikels 75 der Ver— fassung (u. A. von der Durchzählung der Stimmen durch beide Kammern handelnd) alsbald das Weitere veranlassen werde.

(Darmst. Z.)

Baden. Karlsruhe, 10. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg trafen heute Nach.

mittag, mit dem Schnellzug von Stuttgart kommend, zum Besuche

bei der Großherzoglichen Familie dahier ein. Zum Empfang Ihrer Majestäten war eine Ehrenwache auf dem Bahnhof und vor dem Großherzoglichen Schlosse aufgestellt.

Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Eroß herzogin, Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Wilhelm, Ihre Kai— serliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm und Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Karl, so wie der Stadtkommandant, der Großherzogliche Stadtdirektor und eine größere Anzahl hochgestellter Civil! und Mili— tairpersonen hatten sich zur Begrüßung der hohen Gäste im Bahn— hofe eingefunden. Höchstdieselben wurden von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Frau Großherzogin in das Groß. herzogliche Schloß bezleitet, wo die württembergischen Herrschaften Wohnung genommen haben. Ihre Majestäten verließen jedoch als. bald wieder das Schloß, um Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Sophie, so wie den übrigen Mitgliedern der Groß— herzoglichen Familie Höchstihren Besuch abzustatten.

Um 5 Uhr Nachmittags fand im Großherzoglichen Schlosse große Galatafel statt, wozu die Mitglieder des Staatsministeriums, die Spitzen der hiesigen Staatsbehörden, die Generalität und die Kom— mandanten der hiesigen Truppenkörper, so wie das diplomatische Corps geladen waren.

Se. Majestät der König gedenkt heute Abend wieder nach Stuttgart zurückzukehren, während Ihre Majestät die Königin erst morgen Karlsruhe zu verlassen beabsichtigt. (Karlsr. Zig.)

Württemberg. Stutt gart, 10. Januar. Gestern hatten beide Kammern Sitzung. In der Er st en wurde mit der Berathung des Einführungsgesetzes zum deutschen Handelsgesetzbuch begonnen und die Artikel 1 bis 30 erledigt, fast durchaus den Be— schlüssen der Zweiten Kammer gemäß mit nur unbedeutenden Aende— rungen und Zusätzen. In der Zweiten Kammer wurde mit der Berathung des Schulgesetz es fortgefahren.

Bayern. Die Vermählung des Herzogs Karl Theo dor in Bayern mit der Prinzessin Sophie von Sa chsen, welche in Folge des Ablebens der Frau Großherzogin⸗Wittwe Marie von Tos— ang einen Aufschub erlitten hat sie sollte am 19. d. zu Dresden stattfinden —, ist nun auf den 31. d. M. angesetzt worden.

Oesterreich. Wien, 11. Januar. In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses, welcher der Finanzminister in Be— gleitung des Ministerialraths Dessary beiwohnte, wurden, der »General-Corresp.« zufolge, die vom Berichterstatter Abg. Bachofen v. Echt gemachten Anträge bezüglich der Verzehrungssteuer mit eini— gen Modificationen angenommen. Die einzelnen Positionen wur⸗ den wie folgt erledigt: in der Bedeckung ist der Ertrag der Brannt— weinsteuer mit 1600000 Fl. angenommen, 800 6000 Fl. sind wegen der schlechten Kartoffelernte gestrichen. Bei der Wein. und Moststeuer« wurde nicht, wie vom Referenten beantragt war, eine halbe Million, sondern nur 265,000 Fl. gestrichen und die Post mit 6 Millionen Gulden eingestellt. Bei den nachfolgenden Posten wurde auf An— trag des „Herrn von Hopfen überall eine Abrundung vorgenommen und so die Biersteuer mit 16,90 64000 Fl., die Fleisch. und Schlacht— viehsteuer mit 5,520 000 Fl., die Zuckersteuer mit 7,800,000 Fl / die Verzehrungssteuer von sonstigen Gegenständen mit 6900000 Fl. und die anderen Einnahmen mit 155,060 Fl. genehmigt. ;

Nach Schluß der unerheblichen Debatte erhob sich Graf Vrints und stellte folgenden stelegraphisch schon gemeldeten) Antrag:

Der Finanzausschuß wolle das Gesammtministerium auffordern, die einzelnen Budgtt Voranschläge pro 1865 zur Beseitigung des Gebahrungs— Defizits herabzusetzen und zu diesem Zwecke die geeigneten Vorschläge an den Ausschuß zu bringen oder mit demselben zu vereinbaren, bevor der Ausschuß in Uebereinstimmung mit den Adreßbeschlüssen des Abgeordneten hauses bei der Berathung der Erfordernisse der einzelnen Ministerien die unvermeidlichen Abstriche zur Herstellung des Gleichgewichts im Staats haushalte selbst vorzunehmen genöthigt sein werde.

Dieser. Antrag wurde einstimmig angenommen. Der Finanzminister erklärte, im Augenblick keine Antwort geben zu können, den Beschluß jedoch vor den Ministerrath bringen zu wollen.

J Gestern wurde dem Herrn Staats⸗-Minister, wie die »Wiener Ztg. berichtet, eine von 58 Professoren der Wiener Universität un⸗ terzeichnete Adresse überreicht, worin die Unterzeichneten ihre persön⸗ lichen Anschauungen über die zu erwartende Organisation der Universität darlegen und die Bitte aussprechen, den Ausbau des Universitäts-Organismus auf den Grundlagen und nach den Gesichts— punkten der im Jahre 1849 begonnenen Umgestaltung vollführen und insbesondere die Universität aus dem Verbande mit allen hete⸗ rogenen Elementen, namentlich den Doktorkollegien, lösen, allen Pro fessoren ohne Unterschied der Konfession den Zutritt zu den akade— mischen Würden eröffnen und endlich die Verwaltung der Gesammt⸗ angelegenheiten der Universität in die Hände eines gediglich aus Professoren zusammengesetzten akademischen Senates legen zu wollen, auf daß die Wiener Universität, eine der ältesten in Deutschland, als

späte Nachzüglerin endlich eine Verfassung erlange, welche manche

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ihrer jüngeren Schwesteranstalten zum Theile aus ähnlich gearteten Verhältnissen auch in Oesterreich längst errungen haben.

Nachdem die czechischen Blätter als unersetzliche Forderungen der böhmischen Föderalisten einen vereinigten Landtag der Länder Böhmen, Mähren und Schlesien, die Ernennung eines czechischen Hofkanzlers und kürzlich die Czechisirung der Prager Universität be— zeichnet, befassen sie sich jetzt damit, die Nothwendigkeit eines ober sten Gerichtshofes für das Gebiet der St. Wenzelskrone (Böh⸗ men, Mähren und Schlesien) darzuthun. Sie behaupten, die Er— richtung dieses Gerichtshofes erheische das Prinzip der Gleich— berechtigung.

Großbritannien und Irland. London, 19. Januar. Der Herzog und die Herzogin von Aumale haben sich zu einem Besuch bei Ihrer Majestät der Königin nach Osborne begeben, wo auch der Herzog von Nemours und die Prinzessinnen Margarethe und Blanche von Orleans erwartet werden.

Frankreich. Paris, 10. Januar. Der Moniteur« bringt heute den Fo uld'schen Finanzbericht. Es ist gestern in einer tele— graphischen Depesche bereits die Schlußstelle mitgetheilt. Fould's Bericht hat in der Finanzwelt nicht den Eindruck gemacht, der er— wartet worden war. Das Jahr 1863 ergiebt, wie Fould zunächst bemerkt, ein besseres Resultat, als im vorigjährigen Finanzberichte an⸗ gekündigt ward, statt eines Defizits von 43 Mill. wird es bei einem solchen von 28 Mill. bleiben, da die angedeutete Gesammtsumme nicht N2, sondern 960 Mill. betrug; mit Hülfe der Anleihe von 300 Mill. wird diese Summe auf 660 Mill. reduzirt. Ueber die Bilanz von 1864 lasse sich mit Genauigkeit noch nichts vorher sagen. In Folge der neuen Zucker- Gesetzgebung wird in dieser Einnahme ein Ausfall von mindestens 50 Mill. erfolgen. Wenn die Mauthen eine Verminderung der Einnahmen ergeben, so haben sich dagegen die direkten Steuern, so wie die Einnahmen vom Stempel, von Geträn— ken, Tabak und Post bedeutend gehoben. Die Nichtrealisirung der mexi⸗ kanischen Schuld von 54 Mill,, wovon 40,100,000 Frs. auf das Budget von 1864, der Rest auf das Budget von 1865 fällt, will Fould nicht als Defizit betrachtet wissen. Der Schatz kann günstigere Gelegenheit für diese Anleihe abwarten. Der amerikanische Krieg hat auch auf-Franfreich eingewirkt, doch, wenn hier momentan der Diskonto auch auf 8 Prozent stieg, erreichte er in England doch wiederholt 9 Prozent und stand in England stets höher, als an der Bank von Frankreich; die französischen Geschäftsleute benahmen sich jedoch trotz dieser Geldklemme so klug, daß die Zahl und der Betrag der Bankerotte nur schwach gestiegen ist. In Betreff der Angriffe gegen die Bank von Frankreich bedient Fould sich der Phrase, aus der unparteiischen Prüfung dieser Frage werde »eine nützliche Kund— gebung erfolgen, um die Interessen zu sichern und die öffentliche Meinung aufzuklären«. In Betreff Algeriens hofft Fould, daß trotz des Aufstandes ein Ergänzungskredit nicht nöthig, oder ein solcher doch gering sein dürfte.

Das Journal von Monaco vom J. Januar zeigt an, daß am 24sten November v. J. zwischen dem souverainen Fürsten von Monaco und dem Bey von Tunis ein Freundschafts-, Handels⸗ und Schifffahrts ⸗Vertrag im Bardo von Tunis von Mohamed Sadak und dem Konsul von Monaco, Herrn Ch. Cabisol, unterzeichnet worden ist. Der Bey verlieh bei dieser Gelegenheit dem Fürsten von Monaco, Karl III., das Großkreuz des Nischam-Eftikhar und erhielt dagegen von diesem das Großkreuz des San Karlo Ordens.

Das Expeditionsgeschwader unter Vice Admiral Boust⸗ Villaumez ist vollständig umgestaltet; es wird, laut der »Gazette du Midi« fortan nur aus Panzerschiffen bestehen. Die Linienschiffe »Algesiras“, »Castiglione« und »Redoutable«, welche bisher zu diesem Geschwader gehörten, werden desarmirt; das Geschwader be⸗ steht fortan aus dem gepanzerten Linienschiff »Solferino« von 1000 Pferdekraft und 52 Kanonen, aus fünf Panzer⸗Fregatten und der Dampf ⸗Korvette »Caton«, im Ganzen also nur noch aus sieben Kriegsschiffen.

11. Januar. Die Kaiserin Eugenie wird dem Vernehmen nach die Pathenstelle bei der Tochter des Fürsten von Montenegro übernehmen; der andere Pathe ist bekanntlich der Fürst von Serbien

Italien. Turin, 10. Januar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erwiederte der Justiz-Minister auf eine an ihn gerichtete Interpellation, die Begnadigung La Gala's und seiner Mitschuldigen vom Schiffe »Aunis« sei mit Rücksicht auf moralische Verbindlichkeiten, die man gegen Frankreich habe, erfolgt; eine Be—⸗ dingung sei der italienischen Regierung durchaus nicht gestellt und kein Druck auf sie ausgeübt worden. Nach einigen Zwischenfällen verwirft das Haus den Antrag von Chiaves, dahin lautend, man möge Akt von der Erklärung des Ministers nehmen und zur Tagesordnung übergehen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Januar. Die »Nord. Post« meldet, daß mit dem Jahre 1865 ein neues Journal unter dem Namen „Archiv der gerichtlichen Medizin und der offentlichen Gesundheitspflege ! erscheinen soll. Die nächste Veranlassung

zur Entstehung dieses Journals hat die bevorstehende Einführung des öffentlichen und mündlichen Gerichtsverfahrens gegeben, bei welchem die Angaben der Experten eine sehr wichtige Rolle spielen.

Im Königreich Polen hat das Organisations⸗ Comité neuerdings die Verordnung erlassen, daß Personen, welche sich mit der Branntwein-Industrie befassen, nicht zu Gemeindevsgten erwählt werden können und, falls sie erwählt werden würden, diese Industrie aufgeben müssen.

Dänemark. Kopenhagen, 9. Januar. Wie verlautet, hat die Direction der dänischen Nationalbank dem früheren Bank kassirer Torm in Flensburg eine Gratification von 5009 Thlrn. zuerkannt als Belohnung für den Diensteifer, welchen der Genannte zur Zeit des Vorrückens der deutschen Verbündeten im Schleswig- schen bekundet, indem er einen Silbervorrath von 200,900 Thlrn, in Papiergeld umsetzte und so der Nationalbank übermittelte.

Längs der südlichen und südwestlichen Küste der Insel Fühnen ist eine gegen den in der letzteren Zeit in großartigem Maßstabe bes triebenen Waarenschmuggel gerichtete besondere Küstenbewachung organisirt worden; verschiedene vertriebene schleswigsche Zollbeamte en, ,., ehemalige schleswigsche Gensdarmen sind dort angestellt worden. ;

Der Konferenzrath Madvig hat eine neun Bogen starke Bro⸗ schüre über die letzte traurige Periode der dänischen Politik heraus— gegeben. Der Verfasser beklagt stark die eiderdänische Politik und zwar vom streng und korrekt nationalen Standpunkt, welcher zu einer Theilung Schleswigs hätte führen müssen. Er berührt leise einige Hauptfehler in der schleswigschen Administration der letzten Jahre und tadelt stark die einseitigen, krankhaft nationalpolitischen Artikel einzelner in Schleswig ansässiger Dänen in dänischen Blättern.

Heute Mittag um 1 Uhr trat, wie bereits telegraphisch gemel⸗ det wurde, der Reichstag, bekanntlich die in einst bloß speziellen Angelegenheiten des Königreichs Dänemark kompetente Repräsentation, wieder zusammen. Wie es heißt, wird er nicht von Neuem vertagt werden, sondern abwechselnd mit seinem Nebenbuhler, dem Reichs- rathe, Sitzungen halten, so daß sie sich in die Tage der Woche zu theilen haben. Die heutige Sitzung brachte denn sofort Gewißheit über die Pläne der J. A. Hansen'schen Bauernfreun de. Eine Anzahl derselben hatte nämlich, wie der Präsident anzeigte, einen Antrag auf Aufhebung des Gesetzes, wodurch vor einigen Jahren der Reichstag zu Gunsten des Gesammtstaates auf die provinziellen Angelegenheiten beschränkt wurde, eingebracht. Derselbe involvirt eine völlige Rasirung des Reichsraths und der November⸗Verfassung mit ihrem konservativen Landsthing. Von den Ministern waren Tillisch und Heltzen, der von der Demokratie am wenigsten geliebt ist, zugegen.

Amerika. New-⸗Hork, 31. Dezember. Von Savannah ist keine weitere Nachricht eingetroffen, als daß ein Versuch gemacht wurde, dem flüchtigen Hardee den Rückzug abzuschneiden, ehe er den Broad River erreiche. Hood's Infanterie, hieß es, habe auf Pontons den Tennessee überschritten; doch wiederholen spätere De⸗ peschen aus Cincinnati die Angabe, daß die nordstaatlichen Kanonen⸗ boote Hood den Uebergang verwehrt hätten. Burbridge rapportirt, daß er auf seinem Streifzuge durch West Vir— ginien in mehreren Gefechten Vaughan, Duke und Breckin ridge geschlagen und viele Geschütze erbeutet habe. Die Eppedition gegen Wilmington ist zur Hälfte aufgege⸗ ben worden. General Butler erklärte dem Admiral Porter, sein Angriff habe bewiesen, daß Fort Fisher nur durch regelmäßige Be— lagerung zu nehmen sei. Der Admiral war anderer Meinung und erklärte, das Bombardement fortsetzen zu wollen, während Butler inzwischen schon nach Monroe zurückgekehrt ist und seine Truppen, wie berichtet wird, gleichfalls auf dem Rückwege begriffen sind. Eine starke Expedition unter dem Bundesgeneral Granger ist am 15ten in Pascagoula gelandet und marschirt rasch gegen Mobile vor.

Asien. Aus der neuesten ostindischen Ueberlandspost, die bis zum 8. Dezember reicht, tragen wir noch Folgendes, das bereits im telegraphischen Auszuge erwähnt wurde, nach der »Triester Zeitung« nach. Der den Messageries imperiales gehörige Dampfer »Hydaspe, welcher am 24. November in der Straße von Rhio Schiffbruch litt, war dazu bestimmt, die Linie zwischen Singapore und Batavia zu eröffnen.

Der neue König von Cambodscha hat einen Besuch in Saigon abgestattet, hauptsächlich, wie es scheint, um die Versicherung seiner Anhänglichkeit Frankreich gegenüber zu erneuern Gesinnun— gen, die etwas zweifelhaft geworden, wenn es wahr ist, was der »Courrier de Saigon« behauptet, daß nämlich ein geheimer Vertrag zwischen dem König von Siam und dem König von Cambodscha ent- deckt worden, welcher den mit Frankreich abgeschlossenen annullirt und Cambodscha in eine siamesische Provinz verwandelt. Der König benutzte seinen Aufenthalt in Saigon auch, um sich über allerlei nützliche