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Lippe hatten sich im Bahnhof eingefunden, um die hohe Frau beim Abschied zu begrüßen.
Seine Hoheit der Prinz Friedrich von Hessen ist heute früh wieder nach Baden abgereist. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Anna von Hessen wird heute Abend dorthin zurückkehren.
— In der ersten Sitzung des Verwaltungsgerichtshofes legte Staatsrath Weizel die Bedeutung der neuen Einrichtungen dar und eröffnete ihnen eben so gewisse Aussicht auf durchgreifenden Erfolg, wie allen großen und gleichwohl bei ihrer Schöpfung schwer bekämpften früheren Einrichtungen. Ministerialrath von Dusch vertrat das Staatsinteresse. Nachdem er seine Aufgabe im Allge⸗ meinen geschildert, gab er in den folgenden Spezialfällen, vorzugs—⸗ weise Bürgerrechtsgegenstände, mehrere Ausführungen von prinzipieller
Bedeutung für diese Fragen, und zwar vom Standpunkt der neuesten Gesetzgebung. Das natürliche Recht zur Begründung einer Familie auf Grund der Arbeitsfähigkeit und des erprobten Willens zur Ar— beit wurde von dem Vertreter des Staatsinteresses und in dem sol— genden Erkenntniß von dem Gerichtshof anerkannt.
Oesterreich. Wien, 12. Januar. Die Postzeitung, meldet in einem Telegramm aus Wien, daß die österreichische Regierung dem von dem Finanzausschusse des Abge— ordnetenhauses gestellten Verlangen (s. gestrige Ztg.) entsprechend in einem Ministerconseil beschlossen habe, die einzelnen Ministerien zur Erwägung der Möglichkeit weiterer Herabsetzungen im Budget zu veranlassen.
In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurden folgende vier Interpellationen eingebracht: .
JI. Interpellation von Skene, Schindler und Genossen an das Handelsministerium: Wird der versprochene neue Zolltarif dem ver— sammelten Reichsrathe noch in der gegenwärtigen Session zur verfassungs- mäßigen Behandlung vorgelegt werden? ö. J
IJ. Interpellation von Herbst und Genossen: Unterm 15. Juni 1863 wurde die allerhöchste Genehmigung zur Errichtung der K. K. priv. allgemeinen Boden -Kreditanstalt mit über die bestehenden Justiz- Gesetze hinausgehenden Bestimmungen ertheilt. Zwei Tage später fand die Eröffnung der zweiten Session des Reichsraths statt. Am 14. November 1864 wurde die dritte Session eröffnet. Roch immer aber ist keine Recht fertigung jener ohne Zustimmung des Reichsraths getroffenen Maßregel er— folgt. In Anbetracht dessen wird nun gefragt: Wann und wie gedenkt das K. K. Ministerium seinen Vorgang gegenuͤber der (in der Interpellation zitirten Bestimmung der Verfassung zu rechtfertigen?
III. Interpellation von Schindler und Genossen an den Staats,
Handels. und Justizminister. In Anbetracht dessen, daß durch die Errich—=
tung von Fideikommissen dem Verkehre und somit auch dem Natio- nal Vermögen große Werthe entzogen werden, wird die Frage gestellt; ) Sind seit dem 26. Februar 1861 Bewilligungen zur Errichtung von Fideikom—
missen gemacht worden? 2) Im Bejahungsfalle, aus welchen gesetzlichen Gründen sind diese Bewilligungen der verfassungsmäßigen Behandlung ent— zogen worden, und 3) wird bezüglich dieser Bewilligungen noch in dieser Session dem Reichsrathe eine Regierungsvorlage gemacht werden?
IV. Interpellation des Abgeordneten Mühlfehd und Genossen: ob der mit Dänemark abgeschlossene Friedens vertrag dem Hause vorgelegt werden werde; in welchem Verhältnisse nach Ansicht der Regie— rung gegenwärtig die Elbherzogthümer einerseits zu Oesterreich und anderer— seits zum Deutschen Bunde ständen; welche definitive Organisirung dieselben erhalten sollen; welcher Einfluß hierbei dem Bundestage und den Herzog— thümern selbst eingeräumt werden würde; ob die kaiserliche Regierung die Successionsrechte des Herzogs von Augustenburg anerkenne oder ähnliche juristische Untersuchungen, wie sie in Preußen angeordnet worden seien, für
Frankfurter
nöthig halte; schließlich, welche Wirksamkeit die Regierung der von preußi—
scher Seite beabsichtigten Prüfung der Successionsrechte zuzugestehen gedenke.
In der vorgestrigen Sitzung des Finanzausschusses ersiat— tete Abgeordneter Steffens, der »General-Corresp. zufolge, Bericht über die »Aerarialfabriken“. Die ziemlich lebhafte Debatte beschäf⸗ tigte sich aber nur mit der ersten Position »Staatsdruckerei in Wien«, da der Antrag des Abg. Skene angenommen wurde: vor Beschluß— fassung über diesen Gegenstand von der Regierung eine genaue ziffer— mäßige Darlegung des Werthes der Aerarialfabriken zu verlangen,
richtigen Ergebenheit.
erst auf Grundlage einer solchen ziffermäßigen Darstellung werde der
Ausschuß in der Lage sein, in eine genaue Prüfung des Gegenstandes einzugehen und zu entscheiden, ob sich das Fortbestehen der Aerarialfabriken rentire oder ob das Erträgniß derselben sich im Verhältniß zu den Kosten in einer Weise herausstelle, daß die Auflassung derselben oder einiger derselben anzurathen sei. Auch der Ausschuß, welcher zur Prüfung des Berichtes der Staatsschulden - Controlskommission niedergesetzt war, hat gestern seine letzte Sitzung gehalten. Der Berichterstatter Dr. Brestel tritt in seiner Darlegung dem Berichte der Staats- schulden⸗Controlskommission in einigen wesentlichen Punkten ent— gegen und wurde dieselbe vom Ausschusse gutgeheißen. Ferner hatte auch der Ausschuß des Abgeordnetenhauses zur Vorberathung des Postver— trages mit dem österreichischen Lloyd gestern eine Sitzung in Gegenwart des Marine⸗Ministers Baron Burger. Herr von Conti, der Bericht⸗ erstatter des Ausschusses, befürwortete den Fortbestand des Lloyd und die Annahme des Postvertrages, welchen er jedoch an gewisse Be— dingungen, wie Genehmigung der Tarife durch die Staatsverwal— tung u. s. w, geknüpft wissen wollte. In der nunmehr gepflogenen General-⸗Debatte sprachen die Abgeordneten Skene und Kromer gegen die weitere Existenz des Lloyd mit staatlicher Subvention, während
der Referent und die anwesenden Vertreter der Regierung sich für dieselbe aussprachen. Die Fortsetzung der General Debatte erfolgt in der nächsten Sitzung.
Die heutige »Wiener Ztg. enthält in ihrem amtlichen Theile den Staatsvertrag zwischen Oesterreich und Sachsen vom 30. November v. J. über den Anschluß der Voitersreuth-Egerer Eisenbahn an die böhmischen Eisenbahnlinien.
Belgien. Brüssel, 11. Januar. Wie die »Köln. Ztg.« vernimmt, wird gegenwärtig auf diplomatischem Wege, zwischen Belgien und Holland ein Konflikt verhandelt, an welchem möglicher— weise auch die übrigen europäischen Seemächte sich betheiligen dürf— ten. Es handelt sich um die Arbeiten, welche die holländische Re⸗ gierung unternehmen läßt, um die beiden Zweige der Schelde, wodurch die Inseln Walcheren und Suid-Beverland vom Kontinente geschie— den werden, durch einen Kanal zu ersetzen, und welche die Schelde einer ihrer Mündungen berauben würden. Die Beschiffung des Flusses wird dadurch in bedenklichster Weise bedroht, und hat die belgische Regierung seit mehreren Jahren mehrfach im Haag gegen die fraglichen Bauten protestirt. Herr Rogier hat die Sache nun⸗— mehr in die Hand genommen, und darf er um so eher hoffen, ans
Ziel zu gelangen, indem Belgien an die Niederlande noch eine Jahresrente von 400,000 Gulden für die Erhaltung der schiffbaren
Nebenflüsse der Schelde auszahlt.
2
Großbritannien und Irland. London, 11. Januar. Die »Gazette« veröffentlicht die Proclamation der Königin, worin Dienstag der 7. Februar als Eröffnungstag der diesjährigen Parlamentssession angekündigt wird.
Die Herren Alfred Lloyd Fox in Falmouth, Albert H. A. Zeden in Liverpool, Peter Romyn in Hartlepool haben die König— liche Bestätigung als oldenburgische Konsuln in ihren resp. Städten erhalten.
Der bekannte Afrika-Reisende Dr. Baikie ist auf der Rückreise nach England am 30. Nopember in Sierra Leone gestorben. Sechs Jahre lang hatte er das Innere von Afrika durchkreuzt und reiche Sammlungen von großem naturwissenschaftlichen Werthe angelegt.
Major Lumley, der unlängst einen Advokaten zum Duell herausgefordert hat, erschien gestern vor dem Kriminalgerichtshof. Er bekannte sich schuldig und sprach sein Bedauern über das Ge— schehene aus, worauf der Sachwalter des Geforderten und Bedroh— ten seine Klage zurücknahm. Der Syndikus, der das Urtheil zu fällen hatte, verurtheilte ihn, zwei Cautionen — eine persönliche im Betrage von 500 L. und eine andere von 250, L. durch einen Bür— gen — dafür zu stellen, daß er in den nächsten 12 Monaten den Landfrieden nicht brechen werde.
Frankreich. Paris, 11. Januar. Bereits bringen die klerikalen Blätter einen Brief und eine Allocution des Bischofs von Moulins:
Mou lins, 8. Januar 1865.
. Herr Pfarrer! Diesen Morgen habe ich in der Kathedrale nach dem Evangelium der feierlichen Messe der Epiphania den Gläubigen Mittheilung von dem neuerdings vom heiligen Stuhle erflossenen Aktenstücke gemacht. Dabei hielt ich es für angemessen, dieser Vorlesung das angebogene Akten— stück vorauszusenden. Dasselbe wird Ihnen zeigen, wie inmitten der Schwie— rigkeiten, die Ihnen bekannt sind, ich bemüht bin, meine Pflichten als Schaf, in Bezug auf Petrus, und als Hirt, in Bezug auf Sie, zu vereinigen. Endlich habe ich, nicht blos in meinem Namen, sondern auch in Ihrem Namen so redend, Ihr Gewissen beruhigen und ihm gestatten wollen, im Frieden die Weisungen abzuwarten, die ich Ihnen später zu machen mir vorbehalte. 2
Empfangen Sie, Herr Pfarrer, aufs Neue den Ausdruck meiner auf— i Peter, Bischof von Moulins.
Nota. Dieses Schreiben und das Aktenstück, welches beifolgt, sind nicht zur Ablesung von der Kanzel bestimmt.
Allocution, gesprochen durch den Herrn Bischof von Moulins nach dem Eyangelium der feierlichen Messe am Dreikönigen-Tage, 6. Januar 1865:
Unser heiliger Vater, der Papst Pius IX., der ruhmreich regierende, hat uns ein Exemplar der von ihm am 8. Dezember 1864, als am zehn— ten Jahrestage der dogmatischen Definition der unbefleckten Empfängniß der allerseligsten Jungfrau, veröffentlichten Enchklika mitsammt der Zusammen. stellung der achtzig Irrlehren, welche von ihm in verschiedenen, feit Beginn seines Pontifikates erlassenen Briefen und Encykliken verdammt wurden, zugehen zu lassen geruht.
Indem wir mit St. Ambrosius des Spruches gedenken, daß, »wo Pe— trus ist, die Kirche ist,« mit St. Hieronymus: »daß, wer nicht mit dem Nachfolger Petri sammelt, zerstreuet;« mit St. Augustin, »daß, wenn Rom geredet hat, die Sache zu Ende ist;« und besonders mit St. Paulus, »daß die Gerechtigkeit des Glaubens, welche ins Herz eingeschlossen ist, nicht zur Seligkeit genügt, wenn ihr nicht das Bekenntniß mit dem Munde folgtz« und indem wir, wie es unsere Pflicht ist, dieses doppelte Zeugniß unferer kindlichen Zustimmung zu den in besagter Encyklika ausgesprochenen Wahr⸗ heiten und unsere unbedingte Verabscheuung der in der begleitenden Zu⸗ sammenstellung enthaltenen Irrlehren ertheilen wollen, haben wir selber von der Kanzel unserer Kathedralkirche herab besagte Briefe vorlesen zu sollen geglaubt, als Zeichen unserer Unterwerfung unter das Wort, »das . 64 und löst und welches das Recht hat, daß es niemals gebun
en wird.«
beinahe einstim mig votirt. ist im Einverständniß mit dem Ministerium erzielt worden. Kusa hat die Einführung des gregorianischen Kalenders in der Post—
wird der »Osts. Ztg.“ unter dem 11. Januar geschrieben: xanzösischen Geistlichen in Paris ins Leben gerufene »Stiftung
Thätigkeit zu entwickeln.
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Desgleichen, um dem heiligen Vater zu gehorchen, behalten wir uns vor, später einer anderen Pflicht zu genügen, indem wir Euch, wenn Zeit und Verhältnisse es gestatten, die Gefahr der verurtheilten Irrthümer zeigen, so wie Euch die Epoche des Jubiläums und die Bedingungen mittheilen, die zu dessen Genuß zu erfüllen sind.
Und wird gegenwärtige Verlesung als genügende Mittheilung der aposto— lischen Akte an unsere ganze Diöcese dienen, nachdem die ihnen durch die Freiheit der weltlichen Presse verliehene Oessentlichkeit sie bereits auf anderen, als den gewohnten Wegen der geistlichen Hierarchie zur Kenntniß der Gläu— bigen gebracht hat.0 . (. ⸗
Auch der Bischof von Carcassonne hat unter dem 4 en Januar ein Schreiben an die Geistlichkeit seines Sprengels gerichtet, womit er derselben die päpstlichen Aktenstücke vom 8. Dezember mit— theilt und dazu bemerkt, man habe dieselben »bereits in den Zeitungen lesen und bewundern können, doch er, Msgr. de la Bouillère, halte es für Ehrensache, der Geistlichkeit selber diese edle Bestätigung der katholischen Grundsätze vorzulegen:‘ er habe gewünscht, dieselben sollten am 8. Januar »von den Kanzeln verkündigt werden, doch nun lege der Kultusminister Schweigen auf, ein Schweigen, das die Geistlichkeit begreifen und sich auslegen werde?. In dem Schreiben des Erzbischofs von Tours an den Kultus-Minister heißt es:
In einer solchen Lage werde ich mir überlegen, ob ich die Feier des Jubiläums gestatten soll. Wenn es mir aber nicht passend erscheint, die Fläubigen einer so großen Wohlthat zu berauben, so werde ich mich darauf beschränken, in einem Hirtenbriefe alle nöthigen Weisungen zu ertheilen, ohne zu erlauben, daß von der christlichen Kanzel herab ein Fetzen eines päpstlichen Schreibens gelesen werde, das durch eine andere Hand, als jene, die es abfaßte, zerrissen ward.
Der »Independance Belge« wird geschrieben: »Bei Weitem die Mehrzahl der Prälaten, welche gegenwärtig Bischofsstühle in Frank— reich inne haben, ward zwischen Anfang 1852 bis 1859 ernannt, und mit geringen Ausnahmen gehören die aus dieser Epoche stam— menden Bischöfe sämmtlich dem Ultramontanismus an. Fast mit Gewißheit kann man sagen, daß von 15 Erzbischöfen, die Frank— reich zählt, kaum 6 sich zum Gallicanismus bekennen, und von den 70 Bischöfen darf mindestens die Hälfte als der Lehre der jüngsten Encyclica ergeben betrachtet werden.
Der »Moniteur« erklärt die Nachrichten über bevorstehende Ver⸗— änderungen in der oberen Verwaltung Algkriens und den Zwist zwischen dem Kriegs-Minister und dem General-Gouverneur für grundlos.
Spanien. Madrid, 11. Januar. In der heutigen Sitzung
kündigte der Minister des Innern, Gonzalez Bravo, eine Gesetz⸗
vorlage an, welcher zufolge die Preßvergehen nach den Grundsätzen des gemeinen Rechtes behandelt werden sollen. Die »Correspon—
denzia« versichert, der Progressisten⸗Ausschuß sei mit Erörterung der
Bedingungen beschäftigt, unter welchen die Partei gesonnen sein
würde, auf ihre Enthaltungs-Politik zu verzichten.
Italien. Mailand, 10. Januar. Die Regierungs-Kom⸗
mission für die Unterstützung der Emigrirten macht bekannt,
daß, da die Zahl der von der Regierung subventionirten 5000 über—
steigt, das Ministerium des Innern, um den Betrag der Subsidien nit der zu diesem Zwecke im Budget festgesetzten Summe in Ein— klang zu bringen, die Unterstützungs⸗Kommission ermächtigt habe, den Betrag der täglichen Subvention erforderlichen Falls bis zur Hälfte zu vermindern.
Aus Ancona wird gemeldet, daß am 6. d. daselbst die An— werbung der dort in Garnison befindlichen zwei Bataillone der un—
garischen Legion sammt dem Stabe, deren Dienstzeit verflossenes
Jahr abgelaufen war, auf ein Jahr erneuert wurde. Nur wenige Mitglieder der Legion sind ausgetreten und in ihr Vaterland zurück— gekehrt. Bei der in Sinigaglia stationirten Husarendivision fand an demselben Tage ebenfalls dieselbe Feierlichkeit statt.
Türkei. In Konstantinopel ist mit Erlaubniß des Sul— tans ein Jesuiten-Kollegium, das erste der Art, errichtet
worden.
Bucharest, 11. Januar. Die Kammer hat heut das Budget Eine Reduction von vier Millionen Fürst
und Telegraphen-Verwaltung verfügt.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze Die von
des Katholizismus in Polen« fängt an eine umfassende Sie hat schon über ziemlich bedeutende Fonds zu verfügen und verwendet dieselben, um hülfsbedürftige Emigranten zu unterstützen und unterzubringen, Kindern und sungen Leuten unentgeltlichen Unterricht zu verschaffen, junge Priester in Seminarien zu plaeciren, Andern Beschäftigung nachzuweisen, die ihren Unterhalt sichert. Die Stiftung
hat sich ferner verbindlich gemacht, zur Gründung des polnischen
Invalidenhauses , das in Zürich errichtet werden soll, mitzuwirken, und beabsichtigt, eine französische Monatsschrist herausgegeben, worin die Vorgänge und die Maßnahmen der rus—
sischen Regierung in Polen und Litthauen veröffentlicht werden sollen. Den Vorsitz führt der Bischof von Sgur, der Sohn einer bekannten rufsischen Dame, Frau von Rostopezyn. General-Direktor ist der Pater Perrand, ein namhafter Schriftsteller und Prediger. Einer der Vice-Präsidenten ist der Graf Montalembert. Der Weiße Adler« charakterisirt die »Stiftung des Katholizismus in Polen«, von der er wesentliche Dienste für die polnische Sache erwartet, also: Es ist eine vielumfassende und kühne Conception von großer Trag⸗ weite, Rußland. eine Kriegsmaschine der Art entgegenzustellen, eine allgemeine polnische Propaganda auf dem religiösen Gebiet, wo die Politik keinen Zutritt hat, die Diözesan« Organisation zu benutzen, um in der Welt eine wohlthätige Reaction gegen die Moskowiter⸗ Herrschaft zu organisiren.« .
Dänemark. Kopenhagen, 10. Januar. Die Verhand— lungen beider Abtheilungen des dänisch en Reichstages werden fortgesetzt und werden Landsthing und Volksthing des ehemaligen dänisch-schleswigschen Reichsraths erst resp. morgen und übermorgen wieder zusammentreten, um das erstere in zweiter Lesung die Ver— fassungsfrage, das Volksthing dagegen, ebenfalls in zweiter Lesung, die Zollverhältnisse an der Landesgrenze zu erörtern.
Das ehemalige schleswigsche Gendarmerie-Corps, welches unter dem Befehl des Kavallerie⸗ Majors Guldstad stand und zuletzt in Faaborg auf Fühnen garnisonirte, ist, der „Middel— fahrt Avis« zufolge, gänzlich aufgelöst worden. Die Unteroffiziere und Gemeinen des Corps überreichten am Tage ihrer Verabschiedung sowohl dem Major Guldstad, als auch den beiden andern Offizieren, dem Rittmeister Benzon und dem Premier-Lieutenant Sauerbrey, werthvolle Erinnerungsgaben.
Amerika. Obwohl die neueste Post vom 31. Dezember nur von der Rückkehr der Landtruppen nach Monroe spricht und den Admiral Porter mit der Absicht, das Bombardement gegen Fort Fisher fortzusetzen, an dem Ausflusse des Cape Fear⸗Flusses verbleiben läßt — (freilich besagt eine andere lakonische Version, die Flotte habe sich wegen Erschoͤpfung der Munition zurückgezogen, woraus jedoch nicht hervorgeht, ob nach Monroe oder etwa um fer— nere Befehle abzuwarten, auf den Ankerplatz vor Beaufort, oder endlich vielleicht nur aus der unmittelbaren Nähe des feindlichen Forts) — so liegt doch der Schluß nahe, daß in die mit so großem Eifer und Aufwande ins Werk gesetzten Angriffspläne gegen Wil⸗ mington vorläufig ein Stillstand eingetreten ist. Zwischen Landheer und Flotte scheinen wesentliche Meinungsverschie⸗ denheiten aufgetaucht zu sein. Am 24. konzentrirte der Admiral das Feuer des ganzen Geschwaders gegen Fort Fisher, dessen Ka— nonen in Zeit einer Stunde zum Schweigen gebracht waren, wäh— rend zwei Magazine ezplodirten und an mehreren Stellen Brände ausbrachen. Gedeckt unter dem Feuer der Flotte, bewerkstelligte Ge⸗ neral Weitzel Tags darauf mit 3— 5000 Mann, meist Negern, eine Landung, eroberte zwei Batterien, machte 200 Gefangene und näherte sich dem Fort auf 75 Schritt. Da er jedoch einen Angriff auf, die feindlichen Hauptwerke unausführbar fand, so zog er seine Truppen am selbigen Abend zurück; heftiges Sturmwetter aber hinderte deren vollständige Einschiffung, so daß 1000 Mann am fol— genden Tage noch auf der Küste geblieben waren. Ob diese später⸗ hin von der Flotte an Bord genommen worden, wird nicht gesagt. In Folge dieses Mißlingens des Landangriffes benachrichtigte Ge— neral Butler den Admiral, daß nur eine regelmäßige Belagerung gegen das von dem Bombardement nicht wesentlich in seiner Ver= theidigungstüchtigkeit geschädigte Fort etwas ausrichten könne, und daß er deshalb seine Truppen einschiffen werde. Porter theilte diese Ansicht nicht; er ließ Butler ersuchen, den Angriff zu erneuern, während die Flotte schon dafür sorgen werde, daß die Konföderirten ihre Köpfe nicht zeigen würden, bis die Angriffskolonne dem Fort auf dreißig Schritt genaht sei. Butler beharrte auf seiner An— schauung und ließ die Landtruppen nach Monroe einschiffen. Die Parrot'schen Hundertpfünder haben sich dem Berichte Porter's zu⸗— folge schlecht bewährt; sechs derselben waren während des Bombar— dements geborsten und hatten 45 Leute tödtlich oder wenigstens ge— fährlich beschädigt. Den Verlust der Flotte giebt ein Korrespondent der New -NYorker »Tribune« auf 56, den Butler's auf 1470 Mann an. Das genannte Blatt giebt Butler Recht, weil eine Attake gegen das Fort das Verderben der ganzen Kolonne gewesen wäre.
In Savannah wußte man am 26. noch nicht, wohin Har⸗ dee seinen Weg genommen,; doch wollte man von einem Zusammen⸗ stoße und Kampfe zwischen ihm und Foster gehört haben. Als Militairgouverneur der eroberten Stadt fungirt General Geary. Südstaatliche Blätter sehen in der Aufgabe Savannah's keinen Verluft für die Konföderation, machen aber kein Hehl daraus, daß Richmond ihnen bedroht erscheine. Inzwischen wiederholt sich auch die Angabe, Lee sei im Begriffe, einen Schlag gegen Grant zu führen. — Die Richmonder Blätter »Examiner« und »Enquirer« dringen auf die Ernennung General Lee's zum Chef Commandeur, weil die von dem Präsidenten Davis bisher geführte Oberleitung der Kriegsangelegenheiten nur zum Schaden ausgeschlagen sei. —