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Centralkassen in Flensburg und in Rendsburg und Ver— einigung derfelben unter dem Namen Schleswig -Holsteinsche Haupt- kasse in Rendsburg.
—— Der »A. M. bringt folgende Zuschrift:
„So eben von einer Reise heimgekehrt, welche mich daran verhindert hatte, von vornherein mich an einer von mehreren meiner Landsleute an Ihre Majestärten den Kaiser von Oesterreich und den König von Preußen Jerichteten Eingabe vom 21. v. M. zu betheiligen, erkläre ich hiermit — namentlich auch den in den verschiedenen öffentlichen Blättern enthaltenen
in ernstester Berücksichtigung der kritischen Lage des Augenblicks, den hei ligsten Interessen meines Vaterlandes entsprechend finde und derselben aus volsster Ueberzeugung beitrete. Kiel (sonst Altenhof, den 12. Januar 1865. Eugen Graf von Reventlow ⸗Altenhof.«
Anhalt. Dessau, 13 Januar. Thätigkeit wieder begonnen; es beschränkt sich diese jedoch zur Zeit zunächst auf Vorpruͤfung der Rechnungsbeschlüsse aus dem Jahre 1863 in den einzelnen Abtheilungen, sodaß wahrscheinlich fürs erste eine Plenarsitzung noch nicht stattfinden wird.
Frankfurt a. M., 14. Januar. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom T2. Januar lautet: In der heuti⸗ gen Bundestagssitzung erklärte die Großherzoglich badische Regierung ihre Bereitwilligkeit, dem Gesetzentwurf gegen den Nachdruch beizu⸗
treten, falls ein Gleiches von Seiten der übrigen Bundesglieder geschehe, und ward von der Hansestadt Bremen die Stan— desliste des Bundeskontingents überreicht. Die Rechnungen der Bundesfestung Rastatt vom Jahre 1862 wurden nach vorausgegangener Prüfung für richtig befunden und mit der Er— ledigungs⸗Erklärung versehen. Mehrere früher eingegangene Recla⸗ mationen wurden auf Vortrag der betreffenden Ausschüsse erledigt und die Genehmigung ertheilt zum Verkauf eines kleinen Areals, welches zum Eigenthum der Bundesfestung Mainz gehört. Nach— dem sodann ein früher eingebrachter Antrag hinsichtlich der Anwen⸗ dung einzelner Bestimmungen des Bundesverpflegungs - Reglements durch Abstimmung zum Beschluß erhoben worden, fand die Erneue— rung zweier Ausschüsse für das laufende Jahr durch Wahl statt.
— Zu Ehren des Grafen Barral, welcher zum Gesandten Italiens am Berliner Hofe ernannt ist, und sich demnächst dahin begeben wird, findet heute bei dem Königlich preußischen Bundestags Gesandten, Herrn von Savigny, ein größeres diplomatisches Diner statt.
Würtemberg. Stuttgart, 14. Januar. Die Ju stiz⸗ kommission der Abgeordneten ⸗Kammer hat sich gestern mit allen
gegen die eine Stimme des ritterschaftlichen Abgeordneten Hans
von Ow für Wiederabschaffung der Todesstrafe erklärt.
Bayern. München, 12. Januar. Der Gesetz gebungs— aus schuß der Kammer der Abgeordneten beschäftigte sich in zwei Sitzungen mit der Frage der Prozeßkosten (Entw. Art. 90 ff.), ohne weiter zu kommen, als zu einer vorläufigen Abstimmung über die Grundfätze bezüglich der Verbindlichkeit zur Bestreitung jener Kosten. Die meisten Schwierigkeiten verursachte Art. 901 des Entwurfes, welcher ausspricht, daß der unterliegende Theil der Gegenpartei alle nothwendigen Kosten zu ersetzen habe, daß hierüber nach richterlichem Ermessen ohne Zulasfsung eines Beweisverfahrens zu entscheiden sei u. s. w. Endlich stellten sich bei der Abstimmung die Ansichten vorläufig bezüglich des Artikel gl im Prinzip folgender maßen fest: die in dem Rechksstreite unterliegende Partei hat die durch denselben der Ge— genpartei verursachten, zur zweckentsprechenden Verfolgung oder Ver theidigung des Rechtes nothwendigen Kosten zu ersetzen.“ (G. 79 der Beschlüsse der hannoverschen Kommission »Welche Kosten als solche anzusehen sind, ist ohne Zulassung eines Beweisverfahrens nach richterlichem Ermessen zu entscheiden. Vom Ersatze ausgeschlossen sind jene Reisekosten, welche aus der Zuziehung eines auswärtigen Ad⸗ vokaten entstanden sind. »Die Gebühren der Beistände und Be⸗ vollmächtigten, so wie die Reisegebühren der Parteien, Zeugen, Sachverständigen und Aufseher (Entw. Art. 870) werden durch Ver⸗ ordnung bestimmt.« (N. C.)
— In Folge der heute publizirten Beförderungen der Stabs— offiziere sind nun, mit Ausnahme der des 2. Infanterie - Regi⸗ ments, die erledigten Oberstenstellen sämmtlich wieder besetzt. Das 2. Infanterie⸗Regiment verbleibt aber unter dem Kommando seines bisherigen Oberstlieutenants, während noch ein zweiter Oberstlieute⸗ nant zu demselben versetzt wird, so daß, was etwas Neues, das Re⸗ giment zwei Oberstlieutenants hat. — Wie es heißt, soll der Wieder zusammentritt der Kammern jetzt erst für den Monat März in Aussicht genommen sein.
Oesterreich. Wien, 13. Januar. Die »Wiener Abend post« schreibt: Das von mehreren Blättern gebrachte Gerücht, der Kriegsminister habe sich in vertrauten Kreisen geäußert, er könne sich einen Abstrich von 15 Millionen von dem diesjährigen Budget gefallen lassen, entbehrt jeder Begründung.
Gegenwärtig weilt hier ein Adjutant des Fürsten von Mon tenegro, über dessen Sendung der »Botsch.“ Näheres meldet. Der Serdar Zega hat der Kaiserlichen Regierung Namens des Fürsten dessen Ergebenheit ausgedrückt und betheuert, wie seinem Herrn nichts so sehr am Herzen liege, als mit Oesterreich gute Nachbar⸗
Der Landtag hat seine
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schaft zu halten. Zugleich ist Herr Zega beauftragt, gewise Erleichterung im Grenzverkehr zu erwirken. Nach seinen sehr bestimmt lautenden Erklärungen würde man übrigens berechtigt, sein an. zunehmen, daß die kosmopolitisch - revolutionäre Partei, welche die Cernagora zum Schauplatze ihrer Umtriebe wählen möchte, dort keine Stätte finden werde, da der Fürst durch seinen Abgesandten den festen Entschluß hat kundgeben lassen, vor Allem das Völker— recht zu achten und eifrigst darauf bedacht sein zu wollen, daß
t ĩ nihalte seinem Lande die S Fri 8 ĩ Wann pfaggen der gedachten Eingabe gegenüber — daß ich diefelbe seinem Lande die Segnungen des Friedens erhalten bleiben.
In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses referirte, der »General ⸗Corresp.“ zufolge, Abgeordneter von Wurzbach über daz Kapitel »direkte Steuern«. Abgeordneter Taschek beantragte, bloß die Ziffer der Steuererhöhung festzustellen, die Bewilligung derselben selbst aber für später zu verschieben. Brestl erklärte sich hiermit ein— verstanden, fügte jedoch noch das Amendement bei, die Erhöhun der Grundsteuer von ein Sechstel auf ein Zehntel herabzusetzen. Dieser
Antrag wurde verworfen und die Zifferansätze sämmtlich gutgeheißen. Auf Antrag des Dr. Herbst wurde beschlossen, die Bewilligung mit
dem zu ertheilen, daß ausgiebige Ersparnisse das Gebahrungsdeficit beseitigen helfen sollen«. —
Die Trauung der Erzherzogin Maria Theresia, Tochter deß Erzherzogs Albrecht, mit dem K. K. Obersten Herzog Philipp zu Württemberg wird Mittwoch den 18. d. M. in der Hofburgpfarr— kirche durch den Kardinal Erzbischof Othmar Ritter v. Rauscher ohne Gepränge vollzogen werden. Nach der Trauung wird daz Brautpaar die üblichen Glückwünsche entgegennehmen, worauf große Hoftafel ist. Die Braut ist 19 Jahre alt, der Bräutigam in seinem 26. Jahre. Herzog Philipp ist der Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm Alexander von Württemberg und der Prinzessin Maria
von Orleans, Tochter des Königs Louis Philipp.
— 14. Januar. Die heutige »General⸗Corresp.« schreibt: Unter der Rubrik: »Oesterreichisch⸗ preußischer peschenwechsels giebt die heutige »Presse- nähere Mittheilungen über den Inhalt der preußischen, beziehungsweise österreichischen Depeschen vom 13. und 21. Dezember in Bezug auf die schleswig - holsteinsche Frage. Da der Gewährsmann der »Presse« selbst erklärt, nur eine kurze Ein. sicht in diese Schriftstücke genommen zu haben, auch sich dagegen ver— wahrt, eine in allen Theilen wortgetreue Analyse derselben zu geben, so beschränken wir uns für heute darauf, dieses Bekenntniß dahin zu ver— vollständigen, daß der Berichterstatter der »Presse« sich die Kenntniß der Aktenstücke jedenfalls nur auf widerrechtlichemn Wege und durch eine um— befugte Vermittlung verschafft haben kann, so wie daß seine Auszüge mehr als flüchtig, d. h. gerade in wesentlichen Punkten ungenau sind. In Kaschau wurde am 20. Dezember die feierliche Installa— tion des ernannten Ober-Gespans sür das Abaujer Komitat, Herrn Joseph Länczy von Länczi, begangen. Dieser richtete an die im Berathungssaale Versammelten eine Rede und sagte der »Wiener Ztg.“ zufolge, u. A.: Sinsichtlich der Nothwendigkeit, den gesetzlichen Zustand in das rechte Geleise zu bringen und der Art und Weise, die öffentlichen Rechtsfragen zu erledigen, hat sich die landesherrliche Regierung und der Wunsch der Nation darin begegnet, daß diese nur auf dem Wege des Landtages befriedigend gelöst werden können. Um dieses Ziel glücklich zu erreichen, ist die Mitwit— kung jedes Ungarn, dem das Loos seines Vaterlandes am Herzen liegt, zu erwar— ten; und eben deshalb wiegen wir weder uns, noch hauptsächlich jene Klasse des Volkes, die unsere Lage nicht vollkommen zu begreifen vermag, in eitlen Täuschungen und Phantasieen, die niemals in Erfüllung gehen können. Sprechen wir es aus, daß wir die Ansicht jener Patrioten, die Gleichgültig⸗ keit gegen die öffentlichen Angelegenheiten bekunden, ja sich faktisch zurück⸗ ziehen, vermöge unserer Vaterlandsliebe schon deshalb nicht theilen können weil wir dies für ein Haupthinderniß der Zusammenberufung des Land— tages betrachten, sprechen wir es aus, daß das Nichtsthun niemals jene süßen Früchte getragen, welche die Nation genießen könnte; — erklären wit feierlich: daß wir ihnen im Interesse des geliebten Vaterlandes die Bruder— hand zu reichen bereit sind, — sollten wir aber zurückgewiesen werden, so werden wir darum nicht verzagen, denn wir sehen uns mit so starken mo— ralischen und intellektuellen Talenten umgeben, daß wir mit deren Hülft alles, was den Ruhm Sr. Majestät und das Wohl des geliebten Vater— landes bezweckt, zu erkämpfen im Stande sein werden.. — 15. Januar. Die »Wiener Abendpost«. welche gleich dem »Wanderer« das Ableben des Herrn von Szemere mittheilte, schreibt
heute:
Seit einiger Zeit zirkuliren in hiesigen und auswärtigen Blättern nicht ganz richtige Angaben über eine allerhöchste Begnadigung, die der »Wittwe— des in Paris lebenden politischen Flüchtlings Bartholomäus von Szemers zu Theil geworden sein sollte. Wir können, sagt die »W. Abdp.«“, den Sachverhalt wie folgt richtigstellen. Frau von Szemere hat aus Paris ein Gesuch an Se. Majestät den Kaiser gerichtet, in welchem sie, den traurigen Gesundheitszustand ihres Gatten schildernd, für denselben die Allerhöchste Bewilligung zur straffreien Rückkehr erbat. Se. Majestät haben dies Ge= such sofort zu bewilligen und anzuordnen geruht, daß Frau von Szemerc im telegraphischen Wege von der Gewährung der Bitte zu verständigen se⸗ Herr von Szemere lebt übrigens und die Nachricht von seinem Tode beruht auf einem Irrthum. :
Lemberg, 14. Januar. Die »Gazetta Naradowa.« berichte, daß in Folge höherer Weisung die wegen Zahlung der National⸗ steuer angestrengten politischen Prozesse, sowie die Anklagen gegen die aus der russischen Gefangenschaft Zurückgekehrten, niedergeschlagen worden seien. Die Letzteren werden in ihre Heimath verwiesen.
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Belgien. Brüssel, 14. Januar. Die Kammer tritt künf⸗ tigen Dienstag wieder zusammen und wird ihre Arbeiten sofort mit der Diskussion des Kriegsbudgets beginnen, während gleichzeitig die Abtheilungen den Gesetzentwurf zur Abstellung der Wahlmißbräuche in Angriff nehmen werden.
Großbritannien und Irland. London, 13. Januar Der Earl von Ilchester ist 69 Jahre alt gestorben. Er hat ver⸗ schiedene höhere Posten bekleidet, als Gesandtschafts-⸗Attaché im Haag, Gesandtschafts , Secretair in Wien, außerordentlicher Gesandter in Frankfurt und endlich als Unterstaatssecretair für auswärtige An— gelegenheiten. Es folgt ihm in der Peerschaft sein 17 jähriger Neffe Edward Foz Strangways.
Zu den von Earl Russell und von Kardinal Antonelli empfan— genen Antworten auf das Manifest der konföderirten Staaten haben die Herren Mason, Slidell und Dudley Mann, Agenten der Südstaaten, fernerhin die Erwiderungen der schwedischen und der holländischen Regierung erhalten. Hrn. Manderström's Schreiben, vom 18. Dezember datirt, schließt, nach⸗ dem der Empfang des von dem Kongresse der konföderirten Staaten am 14. Juni beschlossenen Manifestes angezeigt, mit dem Satze:
»Auf Sr. Majestät Befehl muß sich der Unterzeichnete darauf beschrän ken, den Kommissarien zu erklären, daß die Regierung von Schweden und Norwegen entschlossen ist, wie bisher die strengste Neutralität in Bezug auf den beklagenswerthen Kampf zu bewahren, welcher zwischen den Staaten, die zuvor den großen und mächtigen amerikanischen Bund bildeten, entbrannt ist, und daß zur selben Zeit ihre ernstesten Wünsche darauf hingehen, daß ein so verderblicher Krieg ende und ein Arrangement getroffen werde, welches die gerech— ten Ansprüche eines jeden der Staaten befriedige, die Glieder der Union waren, zu welcher die Regierung des Vereinigten Königreiches (Schweden und Norwegen) von Anfang an die herzlichsten Beziehungen unterhalten hat. Genehmigen Sie 2c.
Das Antwortschreiben aus dem Haag vom 30. Dezember lautet:
»Meine Herren! Ich habe die Ehre gehabt, durch die Königliche Ge— sandtschaft in Paris Ihren Brief vom 11. November, nebst einer beigefüg⸗ ten Kopie des am 14. Juni 1864 in Richmond erlassenen Manifestes zu erhalten. Indem ich Ihnen für diese Mittheilung danke und den ernsten Wunsch näch baldiger Wiederherstellung des Friedens in Amerika aus— spreche, bitte ich Sie, meine Herren, die Versicherung meiner Hochachtung entgegenzunehmen. — E. Crewens.
An die Herren J. Slidell, J. M. Mason und A. Dudley Mann.«
Wenn in der letzten Zeit von gerichtlichen Verhandlungen unter der Foreign Enlistment Act die Rede war, so gaben Anwerbungen oder Rüstungen im Interesse nordamerikanischer Parteien den Anlaß. Jetzt tritt auch Südamerika hinzu. Vor dem Polizeigerichte in Woolwich erschien nämlich gestern ein Anwalt, Herr Piesse (beauf— tragt sei er von der spanischen Regierung oder von privaten, im spanischen Handel interessirten Personen), um einen Verhaftsbefehl gegen Miguel Graͤo, den Commandeur des in der Themse ankern— den peruanischen Kriegsschiffes »Union« zu erwirken. Herr Piesse begründete sein Ansuchen mit der Aufstellung, daß besagter M. Grao eine große Anzahl von Engländern zum Kampfe gegen die spanische Regierung anzuwerben begriffen sei, über 200 Personen befanden sich schon an Bord, von denen die eine Hälfte aus Eng— ländern, die anderen aus Irländern, Schotten, Spaniern u. a. be⸗ stehe. Das Schiff sei mit 60pfündern armirt und bereit, bei An— kunft des nächsten Postdampfers, der vermuthlich die förmliche Kriegs⸗ erklärung Peru's an Spanien bringen werde, aus dem Flusse aus— zulaufen und den ersten besten spanischen Kauffahrer anzugreifen. Der Polizeirichter erklärte sich trotz dieser Begründung nicht im Stande, den geforderten Verhaftsbefehl auszustellen, weil der Anker— platz der Union nicht innerhalb seiner Jurisdiction liege, und ver— wies Herrn Piesse auf das nächstgelegene Grafschaftsgericht.
Frankreich. Paris, 13. Januar. Das Interim des Hrn. von Beauval in Tunis ist vorbel; er hatte bereits seine Abschieds-⸗ Audienz bei dem Bey. Die Schwierigkeiten wegen Kaweddin s Mission sind ausgeglichen. Prinz Ali zieht ein Heer von 20,000 Mann mit 24 Kanonen zusammen und sammelt auch die Goums, die am Aufstande Theil genommen, um sich.
— 14. Januar. Der Unterrichts⸗-Minister hat den Seine ⸗Prä—- fekten schriftlich um Ueberweisung eines großen Lokales ersucht, worin alle Konferenzen, die so gewissermaßen die Sarbonne des freien Unterrichts würden, abgehalten werden könnten.
Die »Patrie⸗ berichtigt die von mehreren Blättern gegebene Nachricht, die Bildung eines zweiten Panzer ⸗Geschwaders sei be— schlossen und dasselbe solle in Eherbourg armirt werden, dahin, daß das Projekt allerdings augenblicklich einer Prüfung unterworfen werde, aber daß bis jetzt in dieser Beziehung kein Beschluß gefaßt worden sei.
— 15. Januar. Nach dem heutigen »Moniteur« ist auch der Kardinal Erzbischof von Besan gon wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt vor den Staatsrath verwiesen worden.
Spanien. Das in Madrid erscheinende Blatt »Novedades« vom 15. Januar erklärt sich für das Aufgeben San Domingo's,
weil die Einverleibung der Insel in Spanien kein freiwilliger Schritt gewesen sei.
Der Infant Don Henrique soll wieder nach Madrid zurück⸗ gebracht werden, das ihm zwangsweise als Aufenthaltsort angewiesen
werden würde.
. Der »Bolsa« zufolge wird das Geschwader des Stillen Oceans nicht allein durch die Numancia«, die sofort Cadiz verlassen wird, sondern auch durch das Dampfschiff Marques de la Vittoria«, wel- ches diese Fregatte begleitet, verstärkt werden.
In der Sitzung der Oeputirten-Kammer vom 9. Januar verlangte Hr. Saavedra Meneses von der Regierung, daß, indem sie Bericht erstatte von den Ereignissen San Domingo's, sie auch die Zahl der Menschen bekannt mache, welche dort verloren gegangen sei, weil das Land sich diese Verluste als ungeheuer vorstelle, was nicht der Fall sei.
Der das Aufgeben San Domingo's betreffende, vom Ministerium den Cortes vorgelegte Gesetzentwurf lautet wie folgt:
Art. 1. Das Dekret vom 19. Mai 1861, welches das Gebiet der dominicanischen Republik für wiedereinverleibt in die Monarchie erklärt, ist aufgehoben.
Art. 2. Die Regierung ist ermächtigt, die zur Ausführung dieses Ge— setzes nöthigen Maßregeln zu ergreifen, indem sie den Cortes Rechnung da⸗ von ablegt.
Es werden dazu die Motive aufgeführt, an deren Ende es heißt, die Minister seien nach sorgfältiger Prüfung zu folgenden Schlüssen gelangt:
Daß es eine Täuschung war, zu glauben, das ganze dominikanische Volk oder doch eine große Mehrheit desselben habe die Einverleibung in Spanien gewünscht oder gar begehrt; daß der Kampf, nachdem er allgemein geworden, jetzt nicht mehr den Charakter einer zu dem Zwecke, ein paar unzufriedene Rebellen zu unterwerfen, ergriffenen Maßregel, sondern eines dem Geiste der spanischen Politik durchaus fremden Eroberungskrieges trägt; daß, selbst wenn wir unsere Anstrengungen und Opfer konzentrirten, um einen Triumph zu erlangen, wir uns in die traurige, an Verlegenheiten reiche und nicht von gefährlichen Verwickelungen freie Lage bringen würden, die Insel einzig und allein durch militairische Occupation zu behaupten, und daß selbst unter der günstigsten Voraussetzung, daß ein Theil der Bevölkerung sich nur nach dem Siege als ergeben zeigte, das in jenem Gebiete einzufuͤhrende Regierungs— system nothwendig entweder wenig zu den Sitten und Bräuchen der Be— wohner passen, oder sehr verschieden von dem in unsern Kolonieen herrschen⸗ den sein würde.
In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 9. Januar ergriff Herr Modit das Wort wegen der Angelegenheit San Domingo's. »Morgen«, sagte er, „wird die Post nach den Antillen abgehen und den Gesetzentwurf wegen Aufgebens von San Domingo mitnehmen. Ich fürchte, daß einige der Dominikaner, die sich unter unseren Truppen befinden, suchen werden, sich daraus bei den Rebellen ein Verdienst zu machen. Ich frage, ob die Regierung daran denkt, dem General Gondara den Befehl zu geben, um jeden Preis den Status quo aufrecht zu erhalten und jeden Konflikt zu vermeiden, oder ob sie dies bereits gethan hat. Ich glaube auch, daß das Aufgeben von San Domingo den Verlust der Inseln Kuba und Puerto Rico nach sich ziehen wird, wenn man nicht bei Zeiten Maßregeln er— greift, sie zu behalten. Unter diesen Maßregeln befinden sich nament⸗ lich die speziellen Gesetze, die man diesen Provinzen versprochen hat.«
Italien. Turin, 13. Januar. »Italia militare« kommt neuerdings auf die Entwaffnungsfrage zurück und sucht den Beweis zu führen, daß die materielle Stärke des Heeres durch die vom Kriegsministerium getroffenen Maßregeln keineswegs vermindert sei. Das Reich werde 1865 65,000 Mann mehr unter Waffen haben als 1860 und 20,000 mehr als 1861, überdies aber nebst den 253,000 Mann unter Waffen noch eirea 130,000 Mann in unbe⸗ schränktem Urlaub und circa 110,000 Mann der zweiten Kategorie zur Verfügung der Regierung. — Das aus fünf großen Schiffen bestehende Uebungsgeschwader unter Befehl des Contre⸗Admirals Vacca wird in den Gewässern von Syracus kreuzen.
Mailand, 12. Januar. Das hiesige Munieipium mußte, wie die ⸗»Triest. Ztg.« meldet, um die erforderliche Summe für die Anticipation der Grundsteuer aufzubringen, eine Anleihe kontra⸗ hiren, die ein wahres Wuchergeschäft bildet. Dieselbe wurde näm⸗ lich zum Course von 62 pCt. ausgegeben, wozu die Provisionskosten
von 7 pCt. kommen, so daß, um 3 Millionen Lire zu erhalten,
faktisch beinahe das Doppelte verschrieben werden mußte. Um nun diese enorme Summe herbeizubringen, mußten mehrere Steuern und Abgaben des Municipiums theils erhöht, theils neue Steuern ge— schaffen werden.
— Das heilige Kollegium hat den Kardinal Andrea aufge⸗ fordert, unverzüglich nach Rom zurückzukehren; im Falle der Weigerung wird dem Vernehmen nach disziplinarisch gegen ihn ver— fahren werden. Die römische Munizipalität hat in ihrem Sekretariate den Budget ⸗ Entwurf aufgelegt, um die Bemerkungen der Bürger darüber zu vernehmen.
Die »Indipendenza Italiana« meldet, daß am Morgen des 9. Januar den Beamten des Kriegsministeriums offiziell die in Betreff der Uebersiedlung nach Florenz getroffenen Bestimmungen mitgetheilt worden sind. Mit dem Kabinet des Ministers und dem