1865 / 35 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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seine Brüder ·/ die polnischen Landwirthe in Westpreußen, einen Auf⸗ ruf, in welchem er die Thatsache zugiebt, daß die ländlichen Grund stücke mehr und mehr aus „polnischen Händen in den Besitz Fremder kommen, und daß die den Polen gehörigen Wirthschaften im Allgemei⸗

nen ein recht trauriges Bild liefern. In dem Aufrufe heißt es der

größte Theil unseres Vaterlandes. befindet sich zwar noch in Euren Händen, warum aber nicht mehr Alles?« Es wird dann mit Weh⸗ muth zugestanden, daß die in fremdem « Besitz. befindlichen Grundstücke weit größere Erträge abwerfen als früher, und daß dort, wo die Polen verarmten, Andere zu Wohlstand, selbst Reichthum gelangt sind. Angesichts dieser nicht wegzuleugnenden Thatsache liege z nun an den „Landsleuten !=, mit Händen und Füßen sich dagegen zu stemmen, daß der »väterliche⸗ Grund und Boden schließlich nicht ganz verloren gehe. Um bessere Zustände herbeizuführen, müsse zunächst von den Polen mit allem Eifer und Ernst die bis herige Art und Weise der ländlichen Bewirthschaftung, die leider nicht frei von abergläubischen Gebräuchen und Vorurtheilen sei, aufgegeben werden. Herr K. führt dann eingehend aus, daß die Polen bemüht sein müßten, »Verstand, Berechnungsgabe und In— telligenz zu erlangen. Diese Schätze wären aber nur zu gewinnen für die Erwachsenen durch rege Theilnahme am landwirthschaftlichen Verein und durch Benutzung von Schristen, für die Jugend durch Volksschulen. Das Volksschulwesen sei leider bisher von den Polen arg vernachlässigt worden, eine Versäumniß, die sich jetzt an ihnen schwer räche.. Der Gr. Gesellige«, dem die vorstehenden An⸗ gaben entlehnt sind, macht dazu die Bemerkung: »Abgesehen von dem Bestreben, durch die Ausdrücke ⸗Vaterland« ꝛ20. die Deutschen als Eindringlinge und die Polen als die eigentlichen Heimathberech- tigten in Westpreußen darzustellen, ein Bestreben, welches, so sehr damit auch der geschichtlichen Wahrheit ins Gesicht geschlagen wird, nun einmal ein polnisches Dogma ist, muß die Mahnung des Hrn. Kraszewitz als eine zeitgemäße und, insofern Erkenntniß der Beginn aller Besserung ist, als ein beachtenswerther Fortschritt betrachtet werden. Es wäre ein großer Gewinn für unsere Provinz, wenn der Begriff »polnische Wirthschaft« ganz daraus verschwände.«

Schleswig⸗Holstein. Aus Flensburg berichtet die »FIl. Nd. Ztg. unter dem 6ten: Heute Nachmittag 1 Uhr beroegte sich ein imposanter Zug, voran das 11. Schlesische Regiment, dann die verschiedenen Vereine; Kampfgenossen , Gesang , Turnverein, Verein zur Förderung der Geselligkeit und ein überaus zahlreiches Publikum zu Fuß und zu Wagen, vom Kolosseum aus durch die Stadt nach dem Schlachtfelde von Oewersee, um den Manen der für unsere Be— freiung vom Dänenjoche gefallenen tapferen österreichischen Krieger eine würdige Todtenfeier zu weihen und um die Gräber, so wie das auf der Höhe von Oewersee errichtete Denkmal in passender Weise mit Kränzen und Blumen zu schmücken. Nachdem zuerst von der Re⸗ gimentsmusik ein feierlicher Choral gespielt worden war, hielt Pastor Valentiner unmittelbar vor dem Denkmal eine längere Rede, darauf erfolgten von den preußischen Kriegern mehrere Ehrensalven Über die Gräber der verbündeten Kampfgenossen. Wahrhaft impo⸗ sant war der Anblick unten von der Chaussee aus; die nicht unbe— deutende Erhöhung, auf welcher das Monument errichtet ist, war trotz des tiefen Schnees von einer undurchdringlichen Menschenmasse, darunter viele Damen, gänzlich eingenommen und dürfte die Zahl der Anwesenden, das Militair mitgerechnet, wohl ca. 1000 Personen ausgemacht haben. Von dem Monument ging der Zug, ohne das Militair, welches nach der Feier daselbst den Rückweg antrat, nach dem Dorfe Oewer⸗ see, um die Gräber der auf dem Kirchhofe dort beerdigten Otster⸗ reicher ebenfalls zu bekränzen. Pastor Groth von Oewersee hielt hier eine ergreifende Rede, die von Vielen mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde, worauf der Gesangverein, unterstützt von den übrigen Anwesenden, einen passenden Choral sang. Außerdem wurde noch das große Grab bei dem Kruge zu Oewersee, so wie das Grab auf dem Wege von Bilschau nach Oewersee, am Rande des Waldes, reichlich mit Kränzen bedacht.

Ebenso ist am 3. d. M. in Jagel den 12 dort gefallenen und begrabenen Oesterreich ern ein Denkmal ein eisernes Kreuz mit Einfassung von der Dorsschaft errichtet worden. Das Regi⸗ ment Ramming hatte zur Feier eine Deputation entsendet; ein österreichischer Feldprediger hielt die Weihrede. In der Nähe deckt ein Grabhügel 3 gefallene Dänen; auch diesen hat man gleichzeitig mit einem eisernen Kreuz geziert.

Auch in Rendsburg fand am 3. Februar auf dem dortigen Militairfriedhofe eine Gedächtnißfeier und zwar Seitens des öster⸗ reichischen Militairs statt. Sie galt den braven Waffenbrüdern, welche hier ihren in den Gefechten bei Jagel, Selk und am Königs hügel erhaltenen Wunden erlegen. An der in würdiger Weise ab⸗ gehaltenen Todtenfeier nahmen außer dem preußischen Offiziers Corps die Mitglieder des Magistrats und Deputirten- Kollegiums, die Beamten und sonstige Honoratioren der Stadt, sowie eine Anzahl der Einwohner Rendsburgs Theil.

Baden. Karlsruhe, 6. Februar. Sicherm Vernehmen nach ist, wie die »Karlsr. Ztg.“ meldet, von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog die höchste Genehmigung dazu ertheilt worden, daß zur Verbindung der Kinzigthal⸗Bahn mit der Donaueschingen—

Singener Bahn eine von Hausach über Hornberg, Triberg, St. Geo. gen und Villingen nach Donaueschingen führende Eisenbahn erbaut werde. Wie die genannte Zeitung weiter erfährt, ist die Großher. zogliche Oberdirection des Wasser⸗ und Straßenbaues bereits ini Ausarbeitung der betreffenden Detailplane beauftragt worden. Oesterreich. Wien, 6. Februar. Heute Mittags 1 Uhr wurde von dem Kaiser die Deputation empfangen, welche im Namen der Romanen Ungarns und Siebenbürgens ihren Dank für dit Cr richtung der griechisch - orientalischen Metropolis abstattete. An 2 Spitze der schon seit mehreren Tagen anwesenden, aus 21 Mitgliedem bestehenden Deputation standen der Erzbischof und Metropolit Fri herr v. Schaguna, und der Bischof von Arad Procopius Ivacz. fovics, Die „General ; Correspondenze bringt folgende bereit telegraphisch angezeigte Mittheilungen . Um eine neue Wendung in der schwebenden Verhandlung zwischen den Kabinetten von Wien und Berlin zu konstatiren, beruft sich die »Osd Post« auf einen ihr mitgetheilten Privatbrief aus Berlin. In diesem Briefe wird darauf hingewiesen, daß es sich jetzt zwischen den beiden Kab. nelten um das Anerbieten, beziebungsiveise die Annahme der von Oesterreich im dänischen Kriege gemachten Kriegskosten handle, natürlich gegen Konze sionen. Wir erlauben uns der »Ostd. Post« zu bemerken, daß ihr gutn Glaube mit jenem Briefe getäuscht worden ist. Ueber den in demselben bezeichneten Gegenstand ist, wie wir zu erklären ermächtigt sind, niemabß

eine Verhandlung irgendwelcher Art geführt werden.

Bezüglich der von einem hiesigen Blatte gebrachten Nachricht, es si unter den türkischen Truppen eine Meuterei ausgebrochen, haben wir zu konstatiren, daß in Kreisen, welche unfehlbar unterrichtet sein würden, wenn die Nachricht begründet wärk, hierüber gar nichts bekannt ist.

Das Abgeordnetenhaus brachte gestern die Debatten über

Verminderung der Personalsteuern in Siebenbürgen noch nicht zuGm Abschluß. Nach den Resultaten der Abstimmung zu urtheilen, schei⸗

den sich die Abgeordneten betreffs dieser Frage in drei Parteien. Die Einen, es sind dies die siebenbürgischen Mitglieder des Hausket und Abgeordnete aus dem Centrum, wollen die Regierungsvorlage durchbringen, die Andern sie im Sinne des Schneiderschen Antrageß modifiziren (es ist dies die linke Seite des Hauses), die Dritten end. lich wollen die Regierungsvorlage ganz ablehnen und die sieben—

bürgischen Personalsteuern in ihrer gegenwärtigen Höhe belassen.

ö Großbritannien und Irland. London, 6. Februn Ihre Majestät die Königin hielt vorgestern zu Osborne eine Sitzung des geheimen Rathes ab. Der neue indische Finanz⸗Mini—

ster, Herr Massey, ward bei dieser Gelegenheit als neues Mitglin

eingeführt und vereidigt.

General M''lellan ist gestern früh an Bord des Cunard Dampfers »China« von New -York aus in Liverpool angekommen einem Kinde und einem Diener begleit?. und wird ein Jahr lang verschiedene Länder Europa's bereisen, zu dem doppelten Zwecke, die Gesundheit seiner Frau wieder herz

Er wird von seiner Frau, f

stellen und das europäische Militärwesen zu studiren. Kardinal Wiseman ist gestern mit den Sterbes—

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daß sein Leben wiederum in Gefahr schwebt.

. Die Mannschaft des, bei Montevideo verbrannten britischen Kriegsschiffes Bombay ist porgestern in Liverpool angekommen.

Eine kriegsgerichtliche Untersuchung wird eingeleitet werden.

. 7. Februar. Die diesjährige Session des englischen Pari ments wurde durch eine Königliche Kommission mit folgendi

Thronrede eröffnet: Mylords und meine Herren!

„Wir haben den Befehl erhalten, Ihnen zu versichern, daß es Ihtt Majestät zur großen Genugthuung gereicht, wiederum den Rath und Bi

stand ihres Parlaments in Anspruch zu nehmen.

Die Unterhandlungen, welche der Kaiser von Oesterreich und der Kön von Preußen mit dem Könige von Dänemark angeknüpft hatten, sind dut einen Friedensvertrag zum Abschlusse gebracht worden, und die Mittheilungen welche Ihre Majestät von den fremden Mächten erhält, veranlassen sie, 8 wohlbegründete Hoffnung zu hegen, daß keine neue Storung des europi]

schen Friedens zu befürchten steht.

Ber Bürgerkrieg in Nordamerika dauert leider noch immer fort, M Majestät behauptet unwandelbar ihre Neutralität zwischen den streitend(

Parteien und würde über eine freundschaftliche Versöhnung zwischen ihm I

erfreut sein.

Ein in Rebellion gegen seinen Herrscher begriffener japanischer Daimit hatte die Großbritannien und gewissen anderen Mächten vertragsmäßig gestandenen Rechte verletzt, und da es der japanischen Regierung nicht lungen war, ihn zum Äblassen von seinem rechtswidrigen Treiben zu gen, so unternabmen die diplomatischen Agenten und Flotten Befehlshal Großbritanniens, Frankreichs, der Niederlande und der Vereinigten Staat Nordamerikas eine gemeinsame Operation zu dem Zwecke, die von den freffenden Regierungen vertragsmäßig erlangten Rechte geltend zu macht

Er ;

Diese Operatkon ist mit vollständigem Erfolge gekrönt worden und ihr

gebniß hat dem auswärtigem Handel Sicherheit und der japanischen Reg

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rung, zu welcher Ihre Majestät in freundschaftlichen Beziehungen stch

größere Stärke verliehen. Papiere in Bezug auf diesen Gegenstand werde

Ihnen vorgelegt werden.

Ihre Masestät bedauert, daß der Kampf mit einigen der eingeboren Stämme auf Neuseeland noch nicht zum Ende gediehen ist; aber die erfoj

akramenten versehen worden. Bereits früher, nämlich vor ungefähr 3 Wochen, war das Gleiche geschehen. Seitdem hatte sich der Kranke merklli erholt, doch trat später ein Rückfall ein und der Kardinal glaub

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ichen Bemühungen der regelmäßigen Streitkräfte Ihrer Majestät, welche pon den in der Kolonie ausgehobenen unterstützt wurden, haben zur Unter ˖ werfung eines Theiles der Aufständischen geführt, und diejenigen, welche

unter den Waffen stehen, sind von den billigen Bedingungen in genntniß gesetzt worden, unter welchen man ihre Unterwerfung anneh—

men würde. .

Ihrer Maijestãt hat es zur großen Genugthuung gereicht, dem Zusam⸗ mentritte einer Konferenz von Abgeordneten ihrer verschiedenen nordamerika nischen Provinzen, die sich auf Einladung des Gene al- Gouverneurs Ihrer Majestät zu Quebeck versammelte, ihre Sanction zu ertheilen. Diese Abge— zrdneten haben Beschlüsse gefaßt, welche eine engere Verbindung dieser Pro- vinzen unter einer Eentral Regierung bezwecken. Wenn diese Beschlüsse von den Provinzigl · Parlamenten genehmigt sind, so wird Ihnen ein Ge— sehentwurf vorgelegt werden, welcher die Ausführung dieses wichtigen Schrit- tes betrifft. i, . 6 i

Ihre Majestät freut sich über die im Allgemeinen in ihrem indi⸗ schen Gebiete berrschende Ruhe; aber Ihre Majestät bedauert, daß lange sortgesetzte, an Person und Eigenthum von Unterthanen Ihrer Majestät verübte Frevelthaten, für welche keine Genugthuung zu erlangen war! die Verwendung einer Streitkraft nöthig gemacht haben, um Genug · thuung für die Vergangenheit und Sicherheit für die Zukunft zu erlangen. Fri Majestät beklagt tief jenes Unglück, welches in Kalkutta und an anderen Orten Indiens vor Kurzem große Verluste an Menschenleben und Eigenthum verursacht hat. Rasche Huͤlfe wurde durch die Bemühungen der Regierung geleistet, und ho chherzige Beiträge wurden in verschiedenen Thei⸗ len Indiens zur Linderung der verursachten Leiden beigesteuert.

Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ihre Majestät hat verfügt, daß Ibnen die Voranschläge für das nächste Jahr vorgelegt werden; die⸗ selben sind mit dem eifrigsten Streben nach Sparsamkeit und mit der ge; bührenden Rücksicht auf die Anforderungen des Staatsdienstes ausgearbeitet worden.

Molords und meine Herren! Ihre Majestät befiehlt uns, Sie davon in Kenntniß zu setzen, daß die allgemeine Lage des Landes befriedigend ist und daß die Staatseinkünfte die erwartete Höhe erreichen.

Der Nothstand, welcher in einigen der Fabrikbezirke herrschte, hat be⸗ deutend nachgelassen und die zur Förderung öffentlicher Bauten in jenen Bezirken erlassene Akte hat nützliche Ergebnisse erzielt.

Irland hat im verflossenen Jahre seinen Äntheil an den Segnungen einer guten Ernte gehabt, und Handel und Gewerbefleiß blühen allmälig in jenem Theile des Reiches auf.

Verschiedene gemeinnützige Maßregeln werden Ihnen jur Erwägung unterbreitet. Es werden Ihnen Gestetzvorschläge zur Concentration aller Justiz und Aequitäts-Höfe nebst ihren Bürcaus, an einer passenden Stelle, Forgelegt werden, eine Maßregel, welche, wie Ihre Majestät hofft, die Rechtspflege wohlfeiler machen und ihren Gang beschleunigen wird. Die durch neulich erlassene Parlaments- Akte bereits weit gediehene wichtige Ar⸗ beit der Revision des Statutar. Rechtes wird durch eine Ihnen vorzulegende Vill vollendet werden. Ihre Majestät hofft, daß diese Arbeit ein Schritt zum Zustandekommen einer juristischen Kodifizirung sein werde.

Es werden Ihnen ferner Entwürfe zur Erwägung vorgelegt werden, welche die Verbesserung der Patent ˖ Gesetzgebung bezwécken und den Graf— schafts⸗Gerichten eine billige Jurisdietion in Sachen, bei denen es sich um geringe Summen handelt, verleihen.

Ihr Beistand wird ferner in Anspruch genommen werden zur Verwirk— lichung gewisser Schritte, die dem Hause der Gemeinen nach einer Unter suchung anempfohlen wurden, welche dieses Haus in Bezug auf die Zweck⸗ mäßigkeit der Armen ⸗Gesetzgebung angestellt hatte.

Es wird Ihnen ferner ein Gesetzentwurf . werden, welcher sich auf den Bericht des Untersuchungs ˖ Ausschusses stützt, der sich mit den öffent · lichen Schulen beschäftigte, und Ihre Majestät hat die Ernennung einer Kommission verfügt, welche die Verhältnisse der dotirten Schulen und anderer Schulen in England prüfen soll, die nicht in die neuliche, den Volks⸗ unterricht betreffende Untersuchung einbegriffen waren

Ihre Majestät stellt die großen Interessen des Landes vertrauungsvoll Ihrer Weisheit und Gewissenhaftigkeit anheim, und betet inbrünstig, daß der Segen des allmächtigen Gottes über Ihren Berathungen walten und Ihre Beschlüsse zu der Erreichung des Zieles ihrer fortwährenden Sorgfalt, nämlich der Wohlfahrt und des Glückes ihres Volkes, lenken möge.

Frankreich. Paris, 6. Februar. Heute wird der Staats⸗ rath in einer Generalversammlung den Bericht von Langlais über die Erklärung auf Mißbrauch gegen den Kardinal Erzbischof von Besangon und den Bischof von Moulins vernehmen. (S,. unten.) Das Journal Le Monde fährt einstweilen fort, täglich etliche Pro⸗ testschreiben in Betreff der Encyklica zu veröffentlichen, heute den Hirtenbrief des Kardinal Erzbischofs von Chambery und ein Schrei⸗ ben des Bischofs von Saint-Claude an den Kultus⸗Minister.

Auch Herr Magne, Mitglied des Geheimen Rathes, ist vom Kaiser als Mitglied der Kommission über das Gesetz wegen des un⸗ entgeltlichen Unterrichtes ernannt worden. Die Masorität sprach sich in der letzten Sitzung des Geheimen Rathes gegen eine so ausge⸗ dehnte Unentgeltlichkeit, wie Duruy und Prinz Napoleon sie verfoch⸗ ten, aus. »Das Schulgeld, das jetzt jährlich in Frankreich bezahlt werde,‘ wurde bemerkt, »betrage an die 30 Millionen Frs. diese würden auf das Budget gesetzt werden müssen, was bei der jetzigen Finanzlage bedenklich sei, Ist dies richtig, so liegt darin ein neuer, friftiger Grund, den pflichtmäßigen Schulbesuch vorzuziehen und zu beschließen, daß jeder Franzose Lfsen und Schreiben lernen soll.«

Der »Moniteur« theilt heute den Text des Vertrages über die preußisch französische Telegraphen-⸗Verbindung mit, der bereits seit dem 1. Januar in Kraft getreten ist.

Wie von früher her bekannt ist, hat der Sultan die St. Anna. kirche zu Jerusalem der französischen Regierung geschenkt, die sofort

die nöthigen Ausbesserungen der Gebäulichkeiten vornehmen ließ. Dieser Tage nun hat Herr Drouyn de Lhuys zur würdigen Voll- endung der begonnenen Arbeiten und zur Demolirung einiger alter Häuser, welche die Seitenwände der Kirche verkleben, von dem Staats⸗ rath eine außerordentliche Subvention von 1410000 Franes verlangt und erhalten, und man glaubt, daß diese Summe für den genann⸗ ten Zweck ausreichen wird.

. m 7. Februar. Rach der »France« hat der Staatsrath in seiner gestrigen Sitzung den Bischof von Moulins und den Erzbifchof von Befangon des Mißbrauchs der Amtsgewalt schuldig erklärt.

Der „»Abend⸗Moniteur« dementitt die Nachricht, der Kaiser Maximilian von Mexiko habe einige Provinzen seines Reiches an Frankreich abgetreten.

Drouyn de Lhuys hat dem päpstlichen Nuntius energische Vor⸗ stellungen gemacht wegen des Beglückwünschungsschreibens, das der Letztere unterm 12. Januar d. J. an den Bischof von Poitiers ge⸗

richtet hat.

Spanien. Madrid, 6. Februar. Das Schiff ⸗Numancia ist nach dem Stillen Meere abgegangen.

Die amtliche »Gaceta veröffentlicht das Dekret, welches die Er⸗ laubniß zur Gründung einer internationalen Kreditgesellschast ertheilt.

Nach Briefen aus Lima hat der spanische Admiral Pareja eine achttägige Frist zur Beantwortung eines aus vier Punkten be- stehenden Ultimatums angesetzt. Diese vier Punkte sind: 1) Absen⸗ dung eines außerordentlichen Gesandten Peru's nach Madrid; 2) offizielle Mittheilung der Dokumente, welche die peruanische Regie⸗ rung von der Mitschuld an dem gegen Herrn Salazar y Mazarredo verübten Attentate freisprechen; 3) Bildung einer gemischten Kom⸗ mission in Madrid, um die spanischen Forderungen zu prüfen und festzustellen; ) Abschluß eines Friedens und Freundschaftsvertrages zwischen Peru und Spanien.

Die »Epoca— theilt mit, daß der Infant Don Henriquez

von den kanarischen Inseln nach Spanien zurückgekehrt ist.

Italien. Turin, 7. Februar. Die Munizipalbehörde hat einstimmig beschlossen, an den König eine Adresse zu erlassen.

Turin erhält eine direkte Eisenbahn-Verbindung mit dem Mittel⸗ meere über Achui nach Savona. Die Regierung hat der Gesell⸗ schaft, welche diese Bahn baut, eine Garantie von 6 pCt. Zinsen bewilligt.

Das Abgeordnetenhaus hat am 6. d. ein Gesetz votirt, welches die Regierung ermächtigt, die Grenzen der Provinzen und Arrondissements in der Absicht abzuändern, die Verwaltung zu ver= einfachen und Ersparnisse zu erzielen.

Dänemark. Kopenhagen, 2. Februar. Bekanntlich ver⸗ warf die Volksthings-Abtheilung des dänischen Reichstages in zweiter Behandlung des Entwurfs zu einem neuen Preßgesetze u. A. den §. 79, welcher für politische Vergehen entschiedene Strafen festsetzte. Der Justizminister hat inzwischen jetzt zu der heute beginnenden dritten oder letzten Behandlung des genannten Entwurfs ein zweck entsprechendes Amendement gestellt, indem er proponirt: Setzt Jemand sich in Verbindung mit einflußreichen Personen, Vereinen oder Versammlungen des Auslandes, in der Ab— sicht; zum Nachtheile des dänischen Staats die Beschlüsse fremder Regierungen zu beeinflussen, oder betheiligt sich Jemand an auswärtigen Versammlungen und Vereinen, welche in feindseliger Art und Weise gegen den dänischen Staat auftreten, so wird er mit Strafarbeit oder Staatsgefängniß bis zu 6 Jahren oder unter be⸗ sonders mildernden Umständen mit sonstigem Gefängniß, jedoch nicht unter dreimonatlichem Gefängniß, bestraft. Dieselbe Strafbestimmung findet Anwendung auf denjenigen, welcher sich öffentlich durch Rede oder Schrift für feindliche Maßnahmen oder für sonstige unberechtigte ECinmischung in die Angelegenheiten des dänischen Staates von Sei⸗ ten fremder Mächte ausspricht.«

Nach einer Bekanntmachung für die Armee vom 31. Januar haben wieder mehrere Entlassungen im Offizier corps statt⸗ gefunden. . ö.

7. Februar. In der heutigen Sitzung des Reichstags

Folkethings fand die Berathung über den Antrag Hansen's auf

Wiedereinführung des dänischen Staatsgrundgesetzes vom 5. Juni 1849 statt. Der Minister des Innern sprach gegen den Antrag und erklärte, die Regierung könne an der Debatte nicht Theil nehmen. Das Folkething beschloß nach sehr heftiger Debatte mit 59 gegen 31 Stimmen den Uebergang zur zweiten Lesung, zugleich aber den Antrag an einen Ausschuß zu überweisen.

Amerika. New⸗Hork, 25. Januar. Folgendes ist der amtliche Bericht des Admirals Porter über die Einnahme des Forts Fisher;:

Ver. St. Flaggenschiff ⸗Malverna, vor Fort Fisher, 15. Januar

Ich habe die Ehre, zu melden, daß wir im Besitze von Fort Fisher sind und der Fall der Außenwerke sehr bald erfolgen wird. Wie ich in meinem letzten Berichte sagte haben wir mit Panzerschiffen zu operiren begonnen welche bombardirten, während wir die Truppen landeten. Am 14. befahl

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