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Berlin, 17. März. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht: dem Herzog von Ratibor die Erlaubniß zur Anlegung des ihm verliehenen Großkreuzes des Johanniter⸗Maltheser Ordens zu ertheilen.
Michtanttiches.
Preußen. Berlin, 17. März. Seine Majestät der
König besichtigten heute im Exerzierhause in der Carlsstraße Com⸗ pagnieen der hier garnisonirenden Garde Regimenter, ertheilten dem Königlich niederländischen Vice⸗Admiral May, so wie dem Landrath Grafen Seydewitz Audienzen und nahmen dann den Vortrag des Ministers des Königlichen Hauses entgegen,
— Das Herrenhaus beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit Berathung des Berichts über den Entwurf einer Wege ⸗Ordnung
für den preußischen Staat. Mehrere, in ihrem größeren Theile
die Wiederherstellung der Regierungs⸗— Vorlage bezweckende Verbesserungs ! Anträge, kommen zur Verlesung und fin— den die erforderliche Unterstützung. Die Herren Minister für Handel 2c. und der Justiz betheiligten sich auch an der General- Diskussion. In der Spezial“ Debatte finden die §§. 1, 2, 3 und 4 nach dem Regierungs-Entwurf, 5, 6 und Ha. nach den Kommissions -⸗Vorschlägen Annahme. Die, ihrem In— halte nach in Verbindung stehenden, und daher zusammen zur Dis— cussion gestellten 55. 7, 59 und 61 geben zu einer lebhaften Diskus⸗ sion Anlaß, welche am Schlusse des Blattes noch fortdauerte.
— In der heutigen (23.) Sitzung des Abgeordnetenhau⸗ ses, welcher die Minister v. Bodelschwingh, v. Roon, v. Mühler und' v. Selchow, so wie der Regierungs-Kommissar Geh. Ober⸗ Finanz -Rath Mölle beiwohnten wurde die Spezial -Diskussion über den General-Bericht der Budget-Kommission fortgesetzt. Das Haus gelangte hierbei bis zum Schluß unseres Blattes zum Ab— schnitt XV., betr. den Etat des Unterrichtswesens. Die Debatte dauerte fort.
Danzig, 16. März. Der Minister der geistlichen ꝛc. Ange ⸗ legenheiten, meldet das »Danz. Dampfb. n hat fogleich nach er⸗ langter näherer Kenntniß von dem epidemischen Auftreten der
Krankheit, welche in einer entzündlichen Affection der Hirnhäute und
der Hüllen des Rückenmarkes besteht, den Professor Dr. Hirsch
früher praktischer Arzt hierselbst), einen Mann, der vorzugsweise seinen Leistungen in der Erforschung des Wesens der Epidemien sei⸗ nen wissenschaftlichen Ruf verdankt, in die Gegend von Elbing ze.
entsendet, um die Krankheit in wissenschaftlicher Beziehung zu studiren
und die in kurativer Beziehung etwa nothwendig erscheinenden Maß⸗ nahmen im Einvernehmen mit dem Präsidenten und dem Medizinal Rath der Regierung zu Danzig zu treffen,
Stettin, 16. März. Ihre Königlichen Hoheiten der Kron
prinz und die Kronprinzessin beehrten gestern das von den
Offizieren des Pommerschen Artillerie⸗Regiments Nr. 2 in der Ka-
serne veranstaltete Fest mit ihrer Gegenwart. Heute wohnte Se. Königliche Hoheit der Kronprinz einer Marschübung des 3. Pommer⸗ schen Infanterie Regiments Nr 14 bei und begab sich dann nach Stargard, um die beiden dort stehenden Bataillone des 2. Pom merschen Grenadier⸗Regiments (Colberg) Nr. 9 zu besichtigen. Wäh⸗ rend der Rückfahrt nahm Se. Königliche Hoheit den Vortrag des
Direktors der General- Kommission, Ober-Regierungs-Rath Moeser, entgegen.
Breslau, 15. März. Alljährlich im März treten bekanntlich die Direktoren, zwei Landesälteste und die Syndiei jeder der neun schlesischen Fürstenthumslandschaften in hiesiger Stadt zu einer Ge— neral⸗Versammlung unter dem Vorsitz des Grafen v. Burghauß zu⸗ sammen, um über die Angelegenheiten der Landschaftsverbände zu berathen. Gegenwärtig sind, wie die Prov. Ztg. f. Schlesien ⸗ meldet, die oben bezeichneten Herren hier eingetroffen und haben die Sitzungen des General-Landtags im Gebäude der Generallandschaft heute begonnen.
Cötn, 16. März. Die heutige »Kölnische Zeitung« bringt folgende zwei Publikanda des Oberburgermeisters Bachem:
An die Bürger Cölns.
Die Rheinprovinz und insbesondere die Stadt Cöln dürfen mit freudi— gem Dank auf die letzten fünfzig Jahre ihrer Geschichte zurücksehen.
Preußens und, ibm folgend, Deutschlands Erhebung zerriß die Bande, welche die rheinischen Gaue mit Frankreich vereinigt hatten, welche den Be⸗ wohnern des schönsten Stromes, an dessen Ufern der denkwürdigste Theil deutscher Geschichte sich entwickelte, fremde Sprache und fremde Sitte brachten. Ein ruhmreicher Friede verband die sonst vereinzelten und macht · losen Theile zu Einer Provinz, knüpfte deren Geschicke an den mächtigsten we, . Staat und stellte sie unter die Obhut eines edeln deutschen Herrscher⸗ auses.
Unter ihm ist Rheinland, sind seine Städte in kräftiger Entwicklung vorangeschritten; das wissenschaftliche Leben hat sich freier und frischer ent faltet, das Volk ist in seiner Wehrkraft erstarkt, in seinem kirchlichen und konfessionellen Leben gehoben und gesichert worden, es ist sein Verkehr ge—
wachsen und strebt einer Entwicklung entgegen, an deren Aufkeimen die
vorfranzösische und französische Herischaft nie denken ließ. Was von der Provinz, gilt nicht minder von Cöln! Aus einer macht-⸗
losen Reichsstadt, zu welcher es herabgesunken, aus einer verkümmen Provinziaistadt ohne inneres Leben und nach außen obne Bedeutung ist in mächtig herangewachsen, es hat dem Verkehr neue Bahnen eröffnet; es se ihn siegreich stromauf-, stromabwärts getragen bis zum Meere, es ist . Mittelpunkte eines Schienengeleises geworden, das seine Arme nach Gun und Norden, nach Osten und Westen erstreckt; es ist als Sitz des het kirchlichen Würdenträgers ausgewählt worden und es hat ihm den 6 würdigen Dom, der in Trümmer zusammenzusinken drohte, mit nachhaltz ; Hülfe seiner Könige und des Staates als Prachttempel hinstellen hunt es hat sein geistiges Leben in Kirche, Schule, Kunst und Wissenschasft st entfalten sehen, es ist die mächtigste Stadt am Rheine, eine der a Preußens und Deutschlands geworden. ö
rige Zeitabschnitt solcher geistigen und materiellen Entwickelung nicht abg— schlosten werden ohne freudige Anerkennung und ohne den wärmsten Dun für unsere Vergangenheit und ihre Begründer, unsere Landesherren, ohh muthvollen Blick in die Zukunft, die immer Größeres verspricht. ö Die Bürger des strebsamen Cöln können nicht den Schein auf st laden, daß sie den klaren Blick auf die Vergangenheit und in die Zutun verloren haben; sie können nicht stumm und mit scheinbarer Gleichgultih den Tag dieses Jahres hingehen lassen, der sie erinnert, seit wann Ein etwas geworden, seit wann die Provinz aufgeblüht, seit wann sie sich än freut der Angebörigkeit an den mächtigsten deutschen Staat und an 1 ruhmreiche Herrscherhaus, dessen Mitglieder mit dem Schwert auf der Vit stehen für Deutschlands Gränzen. ; . Im Einverständnisse mit vielen Gesinnungsgenossen lade ich meine M bürger, die wünschen, daß Cöln mit der Feier des fünfzigjährigen Gedi nisses an die Vereinigung mit Preußen nicht zurückstehen möge, ein, st hierzu mit freiwillig gebotenen Mitteln zu vereinigen und ihre Zustimmun mir kund zu geben. . h Cöln, 14. März 1865. Der Ober-⸗Bürgermeister Bachem. Die Zustimmung, welche zu meinem Aufrufe vom 14. d. Mts. st bereits ausgesprochen und durch Zeichnungen beurkundet hat, veranlaßt mit Alle, welche wünschen, daß die Stadt Cöln am 15. Mal d. J. das M. denken an die Vereinigung der Rheinprovinz mit Preußen und Deutschlen festlich begehe, zu einer Versammlung auf dem Rathhause am Sonnabend 18. März, Nachmittags 6 Uhr, einzuladen, um die Wahl eines Fe Comité's vorzunehmen. 3 Cöln, 15. März 18655. Der Ober ⸗Bürgermeister Bachem. Schleswig-Holstein. Kiel, 16. März. Der »Kitlr Zeitung zufolge war die heutige Versammlung der Prälaten im RNitterschaft von cirea 30 Mitgliedern besucht. Es wurde der schluß gefaßt, zum Geburtstage Sr. Majestät des Königs ran Preußen eine Deputation zur Beglückwünschung nach Berlin senden. Zu Mitgliedern derselben wurden die Herren von Reven
low-⸗Farve, von Rantzau⸗Seeburg und von Schimmelmann ⸗Ahren⸗
burg gewählt.
. Frankfurt a. M., 16. März. Der preußische Bundestaht⸗ Gesandte, Herr von Savigny, reist heute Abend, von seiner K gierung berufen, nach Berlin.
Sesterreich. Wien, 16. März. Die General ⸗Korrespon⸗ denz meldet: Der von dem General Referenten für den Staake voranschlag des Jahres 1865 im Finanzausschusse vorgelegte En wurf des Finanzgesetzes weist ein Gebahrungs-Defizit von 259 ol Gulden aus. Der Abgang soll durch die schleswig ˖ holstein t Kriegsentschädigung gedeckt werden. Demselben Gesetz entwurst j folgè soll die Einkommensteuer vom 1. April bis Ende Dezemha 1865 auf 10 Prozent erhöht werden.
— Es zirkulirt das Gerücht, Staatsminister von Sch merlin habe seine Demission eingereicht. Man spricht von Verhandlungen mit dem Grafen Beleredi und Freiherrn von Poche.
Die gestrige Sitzung, meldet der »Wanderer brach neuerdings die Vorlage eines Gesetzentwurfs, welcher Fortdauer der Steuer-, und Gebührenerhöhungen für di Monate April bis Juni zum Gegenstande hat. Du Regierung wurde vom Reichsrath die Ermächtigung zum Forterheb⸗ der aus diesen Erhöhungen fließenden Einnahmen bekanntlich mm auf die ersten drei Monate dieses Jahres gewährt, weil man hofft nach Ablauf dieser Frist das Budget erledigt zu haben, wodurch Nothwendigkeit solcher außerordentlichen Ermächtigungen von lh entfallen wäre. Die Hoffnung hat sich als eine trügerische erwin! kaum daß Aussicht vorhanden ist, es werde im Plenum des . geordnetenhauses mit Berathungen über das Finanzgesetz vor Abla⸗ März ein Anfang gemacht werden. Unter den Umständen à übrigt wohl nichts Anderes, als die provpisorische Fortdauer Steuerhöhungen auf weitere drei Monate auszusprechen. Zur 2. batte gelangte gestern die Regierungsvorlage, betreffend die 2 messung, Vorschreibung und Einhebung der Erwerb und Einlen mensteuer von Eisenbahnunternehmungen. Man brachte es dom glücklich bis zum Schluß der Generaldebatte, und dies bei 7 heitersten Frühlingswetter, welches Sitzungen in der Dauer von A Stunden zu einem wahrhaft patriotischen Opfer seitens der Abg. neten macht. Ob, wenn das schöne Wetter anhält, die gestern . gonnene Debatte in der nächsten Sitzung bis zum Schluß des treffenden Gesetzentwurfes wird geführt werden, steht dahin. Interpellation, welche auf den galizischen Nothstand Bezug hat und n Staatsminister bereits in der vorletzten Sitzung Gelegenheit zu ini i Bemerkungen bot, wurde heute ausführlicher beantwortet. Für die 2. Nothstand heimgesuchten Gegenden hatte diese Antwort den tröͤstlitzẽ
dem
gen sich 19 . 1 te gonflikte Roischen dem Königlich ungarischen Hofkanzler und dem
Königlichen Statthalter für Ungarn, Grafen Palffy. Wie wir aus anz verläßlicher Quelle erfahren, sind die erwähnten Mittheilungen
Ist dies Wahrheit, welche offen zu Tage liegt, so kann der fünfzig. der Blätter dur chaus unrichtig.
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. nhalt, daß die Summe von 90000 Fl (10,900 Fl. aus der Pri-
zatschatulle Sr. Majestät, 80, 000 Fl. aus dem galizischen Landes
fönd) zur 1 . jberdies die Finanzorgane die Ordre erhalten haben, Steuer ⸗Exzecutionen
gegen d d
zur Unterstützung der Hülfsbedürftigen angewiesen sei, daß
ie vom Nothstande Bedrängten, wenn derselbe wirklich »in behaupteten Maße bestünder, sofort einzustellen.
Seit mehreren Tagen, schreibt die ⸗General-Corresp. «“, beschäfti= sich die Blätter in umständlicher Weise mit einem angeblichen
Großbritannien und Irland. London, 15. März,
Ihre Majestät die Kö nigin hat gestern einen unerwarteten Besuch
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mn dem Hospital zu Brompton gemacht. Ihre Majestät unterhielt sch mit vielen der Patienten und inspizirte die Krankenstuben, die Kapelle so wie Küche und Keller mit großer Aufmerksamkeit.
Im Laufe des Nachmittags stattete die Königin der Herzogin
von Tambridge und der Gräfin von Jersey einen Besuch ab und
atheilte dem Earl Russell Audienz, welcher ihr den aus Japan zu⸗ trückgekehrten britischen General -Konsul Sir Rutherford Alcock porstellte.
Das Ministerium des Auswärtigen hat folgende Bekannt⸗
nachung erlassen, datirt vom 14. März:
»Es wird hiermit durch Earl Russell, Ihrer Majestät ersten Staats
secretair für auswärtige Angelegenheiten, allen Eigenthümern und Capitainen kritischer Handelsschiffe zur Kenntniß gebracht, daß Feindseligkeiten ausge— krochen sind und nun fortgeführt werden von Seiten gewisser Parteien, die
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im Aufstande gegen die Regierung der Republik Uruguay begriffen jnd, und zwischen den Staaten Uruguay und Paraguay und Bra ⸗ silien; und daß allen britischen Fahrzeugen, die nach irgend welchen Häfen
der Plätzen am La Plata, an den Flüssen Parana, Uruguay und araguay oder nach dazugehörigen Häfen oder Plätzen abgehen der mit denselben Handel treiben, hiermit aufs Strengste verboten wird, nach und aus erwähnten Häfen und Plätzen Munition oder Kriegs. artikel irgend welcher Art zum Gebrauche irgend eines der genannten Staa— ien oder Parteien während der Fortdauer solcher Feindseligkeiten einzuneh— nen oder zu überbringen. Und es wird hiermit fernerhin zur Kenntniß gebracht, daß irgend ein Schiff, welches Munition oder Kriegsgegenstände pelcher Art auch immer, in solcher Weise überbringen sollte, sich der Aus ⸗ ibung der Rechte kriegführender Parteien, Seitens der obgenannten Staa ⸗· tn oder Parteien, aussetzt und gleichermaßen den Strafen, welche auf eine Verletzung der Neutralität Ihrer Majestät gesetzt sind. In Neweastle hat eine Konferenz zwischen einer Deputation der Eisen arbeiter des Nordens und dem Comité der Eisenhütten öeftzer stattgefunden, bei welcher mehrere Punkte zur Sprache kamen md diskutirt wurden. Die Deputation der Arbelter wiederholte die Jersicherung, daß sie den Strike in Nord⸗-Staffordshire nicht unter⸗ sützen wolle. Die Besprechung nahm zuletzt die praktische Form des
De
Dorschlages an, daß die Fabrikanten des Nordens gepuddeltes Stangen ⸗ chien nach Nord-Staffordshire senden und somit (da die Puddler in
ord⸗-Staffordshite die Ursache zu den Zerwürfnissen gegeben haben)
die Wiedereröffnung der Hammerwerke ermöglichen sollten, während
die Arbeiter aller andern Distrikte keine Hindernisse in den Weg zu legen sch verpflichteten. Die Exekutiv - Comités der Arbeiter von Gatesley und Boierley⸗hill werden nun am Freitag mit den Hüttenbesitzern des Nordens und von Staffordshire in York zu einer zweiten Kon— ferenz zusammentreten, um das erwähnte Arrangement zum Ab—
shchlusse zu bringen. Man hofft, daß auf diesem Wege die Streitig=
—
klten beseitigt und, was die große Mehrzahl der Leute betrifft, die Arbeitseinstellung zu Ende gebracht werde. — Neweastle und der ganze Distrikt sieht dem Ausgange der angeknüpften Verhandlungen nit gespannter Erwartung entgegen. Einstweilen herrscht überall noch Ordnung und Ruhe; sollte die Beschäftigungslosigkeit der Ar. beiter jedoch von längerer Dauer bleiben, so fürchtet man bedenkliche Friedensstörungen.
— In der gestrigen Ober haus- Sitzung nahm der Marquis von
Westmenth das Wort, um die Regierung zu tadeln, weil sie wegen der gwaltsamen Entfernung der Nonne Mary Ryan nach Belgien nicht thäti— ger eingeschritten sei. Er hält die Abführung für das Werk einer Verschwö— tung, die von einer sich »General-⸗Vicar von Westminster« betitelnden Person angejettelt worden. Earl Ru ssell erwidert, das Gutachten der zu Rathe gezo—
genen Kronjuristen laute dahin, daß die gewaltsame Entfernung irgend eines Men⸗
schen aus dem Lande gesetzwidrig sei. Was den speziell vorliegenden Fall betreffe, so habe der britische Gesandte ( bose und geisteskranke Nonne Ryan . Brügge wohl gepflegt werde. Es scheine daher nicht zweckmäf
aus Brüssel gemeldet, daß die eltern. in einer gut geleiteten Heilanstalt in
zig, sie von dort wieder abholen zu lassen. Der Earl von Malmesbury sagt, er könne dem Staatssecretair des Auswärtigen keinen Vorwurf machen, allein
da die Oberin eines Klosters, in Folge der Abgeschlossenheit von der Welt, wozu sie ihr Gelübde zwinge, möglicher Weise das Gesetz nicht kenne, ware s das Amt des Staatssecretairs des Innern gewesen, den Klosterleuten einige Gesetzkunde beizubringen.
Im Ünterhaufe beantragte gestern Sir F. Kell einen Sonder-
Ausschuß, der über den Anspruch des Prinzen Azim Jah auf den Titel . und die Würde eines Nawab des Carnatic (in Ostindien), so wie über seine auf den von 1801 dalirenden Vertrag des Prinzen Azim ul Dowlah mit
der ostindischen Compagnie gegründeten Anspruͤche eine Untersuchung anstellen oll. Die Compagnie habe den Vertrag in neuerer Zeit so ausgelegt, als ob
darin der Titel, die Würde und die Einnahmen des Carnatic nur dem Azim ul Dowlah, dem Abnherrn Azim Jahs, für seine Lebenszeit, und nicht auch für seine Erben gewährleistet werden wären. Die Falschheit dieser Auslegung ergebe sich aus allen Umständen des Vertragsschlusses und aus dem Wortlaut des zweiten Artikels Auch hätten die bedeutendsten Rechts- gelehrten nie gezweifelt, daß der Vertrag den Charakter eines Erbvertrages habe. Dem Ünterhause liege die Pflicht ob, einen all seines Besitzes will- kürlich beraubten Mann zu schützen und zugleich die Ehre des Landes und der Krone weiß zu waschen. Der Solieitor ⸗ General bekämpft den Antrag, indem er behauptet, der Nawab habe eine verrätherische Correspondenz mit Tippoo geführt. Eine Comité - Untersuchung würde nur eine An zahl Ansprüche aufmuntern, welche die britische Macht in Indien schwächen, wo nicht zerstören könnten. Mr. Henessy spricht für Den Antrag, und erinnert daran, daß dieselbe Motion im vorigen Jahre von Lord Stanley warm unterstützt worden sei. Mr. H. D. Seymour ist gegen den An trag, glaubt aber, daß die Regierung aus Klugheit liberal sein und dem enterbten Prinzen und seinen Verwandten mit einigen im Carnatie wüst liegenden Ländereien ein Geschenk machen sollte. Oberst Dickson und Oberst Sykes sprechen endlich noch für den Antrag, der aber mit 53 gegen 38 Stimmen verworfen wird. .
Frankreich. Paris 15. März. Der Kardinal de Bonne⸗ chose, den die Prälaten des Senates zu ihrem Sprecher erwählt, verlangt, die Kaiserliche Regierung solle Rom um Verhandlungen zur Herbeiführung eines neuen, für die Interessen der Kirche und des Staates gleich befriedigenden Zustandes angehen. Msgr. de Bonnechose hatte ferner auf eine Reihe von Angaben zu antworten, auf die Rouland als Thatsachen sich berief. Der ehemalige Kultus- Minister sprach von Umtrieben, Uebergriffen, Angebereien in Rom und dergleichen, welche in gewissen Sprengeln vorgekommen seien; sein Gegner, der Kardinal, läugnete das alles ab und stieß die Drohung gegen Rouland aus, »er solle diese Rede einst noch tief bereuen!‘ Die Sitzung ward eine Viertelstunde vertagt. Rouland erklärte in der zweiten Hälfte der Sitzung nun, als Senator habe er ein Recht, über die politische und religiöse Lage des Landes die Wahrheit zu sagen; um dem Senate aber über mehrere seiner An⸗ gaben sofort den rechten Mann zu stellen, fordere er den Marquis von Lavalette auf, sich zu äußern, ob er, Rouland, oder der Kar- dinal Thatsachen angefübrt habe. Der französische Diplomat, um dessen Depeschen aus Rom es sich handelte, erklärte hierauf, daß die Pflichten des Botschafters in Betreff der Discretion zwar sein Amt überdauern, doch müsse er erklären, daß, wenn er in seinen De⸗— peschen eine Thatsache als wahrscheinlich bezeichnet, sie wahrschein⸗ lich sei, und wenn er etwas als wahr bezeichnet habe, es wirklich wahr sei.
Der »Oesterreichischen General ⸗Correspondenz« wird von hier ge— schrieben: »Die verwittwete Herzogin von Morny hat auf telegraphi⸗ schem Wege die Beileids Versicherungen des Kaisers von Rußland aus Petersburg und der Kaiserin Marie aus Nizza erhalten. Von Seiten der französischen Regierung wird ihr eine Staats ⸗Pension von 100,000 Frs. ausgesetzt werden. Der neue Boulevard, welcher so eben im Faubourg St. Germain angelegt wird, soll den Namen Boulevard Morny erhalten. Auch eine neue Avenue in Clermont, der Stadt, welche Morny in den gesetzgebenden Körper gewählt hat, soll künftig seinen Namen tragen,
Der »Akhbar« vom 9. März spricht von beunruhigenden Ge— rüchten über Aufstände in Kabylien; Bugia und Setif seien umzin= gelt. Der »Akhbar ⸗ fordert die Regierung auf, das Schweigen zu brechen und durch Darlegung des wahren Thatbestandes zu beruhigen.
— 16. März. Der heutige Moniteur ˖ bringt Depeschen aus Algerien, welchen zufolge die Schilderungen von der angeblich in der Kolonie herrschenden Aufregung als stark übertrieben erscheinen. Doch werden die verdächtigen Kabylenstämme scharf überwacht.
Spanien. In der Sitzung der Deputirten kammer vom 14. März erklärte der Minister des Innern als Antwort auf eine
Interpellation in Betreff der Verfolgung derer, welche einem Pro—
gressistenBanket am 5. d. M. beigewohnt hatten, die Regierung habe nichts weiter gethan, als dem Vereinsgesetze gemäß gehandelt. Die Kammer billigte das Verhalten der Regierung mit 166 gegen
70 Stimmen. Besagtes Banket hatte zur Jahresfeier des Tages stattgefunden, wo die in der Nacht von den Carlisten überfalle nen
Liberalen Saragossa's sich mit großer Tapferkeit schlugen und die Angreifer aus der Stadt warfen. Dem Festmahle wohnten S4 Per⸗
sonen bei und es fielen Reden, welche bei den Behörden Anstoß
erregten. Italien. Turin, 15. März. Im Abgeordnetenh ausl
wurde ein Artikel angenommen, welcher an Stelle der Todes
strafe die lebenslängliche Einzelhaft setzt, so wie ein anderer, kraft bessen das Strafgesetzbuch vom Jahre 1859 auch für Toscana gültig sein soll.
Griechenland. Die Levantepost hat Nachrichten aus Athen bis zum 11. März gebracht. Der König hat die Demission des Ministerpräsidenten Kanaris angenommen. Der bisherigere Minister des Innern! Komundu ros, hat das Präsidium mit dem Justiz- portefeuille übernommen. Der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, Buduris, verbindet provisorisch mit seinem Portefeuille.