1865 / 81 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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fordern, aus ihrer Mitte Repräsentanten zu wählen, welche sich dem Festcomitéè der 506jährigen Jubiläumsfeier als Mitglieder beizuhal⸗

ten haben, um die Wünsche und Anträge der Studirenden über die

Art ihrer Betheiligung an der aus Opportunitätsgründen auf den 1. bis 3. August d. J. anberaumten Jubelfeier zu gehörigem Aus— drucke und entsprechender Geltung zu bringen. Bei dem Umstande, daß das Wintersemester seinem Ende nahe ist und eine nicht unbe⸗ trächtliche Anzahl von Studirenden sich bereits anschickt, die Haupt⸗ stadt zu verlassen, wird die Vornahme der betreffenden Wahlen in den ersten Tagen des Monats Mai veranlaßt und das hierzu Erfor— derliche seiner Zeit eingeleitet werden.

Großbritannien und Irland. London, 31. März.

Der Herzog und die Herzogin von Aumale dinirten gestern bei

Herrn Disraeli. . ; . . In der Oberhaus-Sitzung zeigte Earl Granville gestern an, daß er am 7. April die Vertagung des Hauses bis zum 27sten April beantragen werde. . In der ünterhaus-Sitzung ging die auf Konzentrirung der Gerichtshöfe bezügliche Bill durchs Comité. . 1. April. Ihre Majestät die Königin hat gestern einer Sitzung des geheimen Staatsrathes präsidirt, in welcher Earl Gran⸗ ville, Earl de Grey und Ripon, Earl Russell und Herr Gladstone anwesend waren. Die Lords Granville und Russell hatten nach der Sitzung Audienzen bei der Königin. ; Der amtliche Bericht über die Staatseinkünfte während des gestern abgelaufenen Vierteljahres ist veröffentlicht wor— den. Fassen wir das ganze Jahr ins Auge, so erblicken wir eine Brutto-Einnahme von nicht weniger als 703313, 436 Pfd. gegen 70,208,963 Pfd. im vorhergehenden Jahre. Obgleich die in den

Zöllen vorgenommenen Reductionen sich auf mehr als 1,3004000

Pfd. beliefen, so lieferten die Zölle doch einen Ertrag von 22, 572/000 Pfd. gegen 233232, 000 Pfd. für das vorhergehende Jahr. Die Accise ist von 18267, 000 Pfd. auf 19.558.009 Pfd. gestiegen, was einem Mehrertrage von 1,351,000 Pfd. gleichkommt. Die Ein kommensteuer wirft eine merkwürdig hohe Summe ab. Früher nahm man an, daß n Penn Steuer sich auf eine Million Pfd. belaufe, während die Sechspence— Steuer sper Pfd. Sterling) im vorigen Jahre 7,958,000 Pfd. ein⸗ gebracht hat. Die durch das

gestiegen. Für das letztverflossene Vierteljahr weist der Bericht fol⸗ gende Zahlen auf: Gesammt -⸗Einnahme 19, 177, 151 Psd., Zunahme im Vergleich mit dem entsprechenden Zeitraume des vorhergehenden Jahres 188062 Pfd. ; Zölle 5570 000 Pfd. Zunahme um 37000 Pfd.; Accise 5, 342000 Pfd, Zunahme um 215000 Pfd. Stempel⸗ gebühren 2501000 Pfd., Zunahme um eash90 Pfd.; verschiedene Steuern 398,060 Pfd., Zunahme um 31,000 Pfd. Einkommen- steuer 3, 127000 Pfd., Abnahme um 410900 Pfd.; Postamt 1005, 000 Pfd.ͥ, Zunahme um 40600 Pfd.; Kronländereien S000 Pfd., Zunahme um 2500 Pfd. vermischte Einnahmequellen 1,150,151 Pfd., Abnahme um 158,438 Pfd. ; In der gestrigen Unterhaus-Sitzung fragte O. Stanley den Secretair der Admiralität ob die Admiralität einen neuen Versuch, den Nordpol über Spitzbergen oder auf irgend einem andern vorgeschlagenen Wege zu erreichen, unterstützen ünd zu diesem Zwecke eine Geldbewilligung beantragen wolle. Lord C. Paget entgegnet, weder der Admiralität, noch der Regierung überhaupt sei sei⸗ nes Wissens ein derartiger Vorschlag gemacht worden, und er vermöge daher nicht zu sagen, welches Verfahren die Regierung einschlagen werde, falls ein so wichtiger Vorschlag an sie herantrete. Auf eine Frage Sir S. North

cote's erwiedert Lord Palmerston, die Regierung werde vorschlagen, die parlamentarischen Osterferien am Freitag, J. April, beginnen und am Mon

tag, 24. April, aufhören zu lassen. Rewdegate, der mit ironischen Zu-

rufen begrüßt wird, fragt, ob die Aufmerksamkeit der Regierung auf die vor Kurzem im französischen Senate gehaltene Rede des Kardinals de Bonne. chose und auf die diese Rede betreffenden Artikel der französischen Presse, na⸗ mentlich des »Journal des Debats«, gelenkt worden sei, worin die Möglichkeit Fall gewesen ins Auge gefaßt werde, daß der Papst unter gewissen Umständen seinen g Wohnsitz im vereinigten Königreiche aufschlagen werde, und ob es in An betreffenden Akte und des Ümstandes, daß der Papst sich der Attribute, welche er für seine Stellung beanspruche, nicht entäußern könne, so wie in Anbetracht der

betracht des Inhaltes der die diplomatischen Beziehungen

Beziehung, in welcher gewisse römisch katholische Geistliche und andere Per ·

sonen, welche die Privilegien britischer Unterthanen beanspruchten, ihrer Ueber=

zeugung nach zum Papste ständen, die Meinung der Regierung Ihrer Ma⸗

jestät sei, daß es mit Rücksicht auf die innere Eintracht und den äußeren Frieden des Landes wünschenswerth sei, wenn der Papst eingeladen werde, feinen Wohnsitz innerhalb des vereinigten Königreichs aufzuschlagen, oder

wenn man ihm gestatte, dort zu wohnen. Lord Palmerston: Was den ersten Theil der Frage des ehrenwertben Herrn angeht, so darf ich wohl sa— gen, daß ich täglich so viel zu lesen, so viel zu schreiben und mit so vielen Leuten zu sprechen habe, daß ich unmöglich den Verhandlungen ausländischer Versammlungen folgen und alle ausländischen Zeitungsartikel studiren kann. Ich wurde daher auch nicht eher auf die erwähnte Rede aufmerksam, als heute Nachmittag, wo ich, als ich hierher fuhr, einen Auszug derselben las. Beiläufig gesagt, thut es mir leid, daß der hochwürdige Prälat England als den natürlichen Feind Frankreichs bezeichnet hat. Es ist einem wohl nicht zu verargen, wenn man glaubt, daß der Kardinal in der—

gleichen Dingen nicht der zuständige Richter ist. Den Artikel im »Jour—

nal des Debats« jedoch habe ich noch nicht gelesen. Ich kann nur so viel sagen, daß die Frage des ehrenwerthen Herrn der Zukunft vorgreift und einen Beschluß hinsichtlich zutünftiger, gegenwärtig noch sehr zweifelhafter Ereignisst betrifft. Der ehrenwerthe Herr setzt voraus, daß der Papst sich bei Ablauf der in der September -Convention festgesetzten zwei Jahre genöthigt sehen werde, Rom zu verlassen. Nun, dem mag so sein, oder auch nicht. Was aber den zweiten Theil der Frage betrifft, so würden wir, da Ihrer Maje, stät Regierung, wie sicherlich Jedermann, die groͤßte Hochachtung für den Papst persönlich und für ihn als das Haupt jener großen christlichen Ge— meinde, der katholischen Kirche, hegt, ihm mit Freuden die Hochachtung welche wir für ihn empfinden, in jeder geeigneten Weise bezeigen. Wenn aber davon die Rede ist, daß der Papst hierherkommen und seinen Wohnsiß in England aufschlagen sollte, so läßt sich dagegen so vielerlei einwenden, was Jedermann auffallen muß, daß man wohl ohne Scheu behaupten darf es würde dies ein politischer Solöcismus, oder, besser gesagt, ein politischer Anachronismus sein. Es ist jedoch, wie aus den dem Hause vorgelegten Papieren zu ersehen, eine bekannte Thatsache, daß vor etwa 17 Jahr, alt die Frage über die Möglichkeit, daß der Papst Rom zu verlassen haben werde, aufgeworfen wurde, Herr Russell, der die britische Regierung zu Rom in nicht amtlicher Weise vertrat, die Erklärung abgab, daß, wenn die Um—

stände den Papst veranlassen sollten, sich einen Wohnsitz außerhalb Italiens zu suchen, und es ihm gelegen und angenehm wäre, in Malta zu leben, man nach

Kräften für seine Bequemlichkeit sorgen und ihm eine angemessene Wohnung ver— schaffen würde. Das ist meine Antwort auf die Frage des ehrenwerthen Herrn

Maguire beantragt einen Sonderausschuß uͤber die Gesetze, die das

Verhältniß zwischen Gutsherren und Pächtern in Irland regeln. Er be— hauptet, daß Irland bei größerer Sicherheit des Pachtverhältnisses vollkom—

men groß und fruchtbar genug sein würde, um seiner Bevölkerung eine be—

der Gesammtertrag von jedem Penny der schen ischen Päch le merston sagt, für wirkliche mit Einwilligung des Grundherrn vorgenom—

Postamt erzielten Einkünfte sind im Laufe des letzten Jahres von 3,819,000 Pfd. auf 4,100,000 Pfd.

erließ, die jedoch ein todter Buchstabe geblieben sei.

die Vertreibung des Gutsherrn. in England und in Irland nur ein geringer, zwischen der Wirthlichkeit des

hagliche Existenz zu gewähren. W. E. Forster sekundirt mit dem Bemer— ken, daß die Regierung selbst die Nothwendigkeit einer Anderung des bestehen— den Gesetzes anerkannt habe, da sie 1860 eine Akte über den Gegenstand r Unter Pächter Recht sei nichts zu verstehen, als das Recht des Pächters, im Fall der Pachtkündigung Ersatz für die von ihm angebrachten Verbesserungen zu beanspruchen. Lord Courtenay unterstützt in einer »JungfernRede« den Antrag. Cox, als Mitglied der » Irischen Gesellschaft der City von London«, die das Pächterrecht auf ihren in Nord-Irland gelegenen Gütern eingeführt hat, ist für den Antrag. Roebuck glaubt, was die Irländer unter dem Pächterrecht verstehen, sei Im Grunde bestehe zwischen dem Gesetze

englischen und irischen Pächters dagegen ein großer Unterschied. Lord Pal—

mene Verbesserungen, nicht aber für willkürliche Aenderungen verdiene der Pächter eine Entschädigung. Das Hauptübel in Irland sei die Menge kleiner Grundstücke, die von Pächtern ohne Kapital bewirthschaftet werden. Man habe die Akte von 1860 einen todten Buchstaben genannt, es frage sich aber, an wem die Schuld liege, daß die Akte auf dem Papiere stehen geblieben sei. Wenn der vorgeschlagene Sonderausschuß seine Untersuchung auf diese Frage beschränken solle, würde er dem Antrage nichts in den Weg legen. Maguire geht auf diesen Vorschlag ein und in dieser Form wird schließlich der Antrag genehmigt.

Während aus Neweastle gemeldet wird, daß die Eisen⸗ hütten im Norden Englands seit gestern in voller Thätigkeit stehen und die Zerwürfnisse zwischen den Arbeitgebern und den Ar— beitnehmern voraussichtlich begraben sind, haben in Nord -⸗Staf⸗ fordshire alle Versuche zur Anbahnung eines Kompromisses Schiffbruch gelitten. Von den Hüttenbesitzern des Bezirks hatte Lord Lichsield, welcher die Vermittlerrolle übernommen hat, die schriftliche Versicherung erhalten, daß sie sich dem Ausspruche eines Schieds- gerichtes unbedingt unterwerfen würden und mittlerweile ihre Eta— blissements wieder zu eröffnen geneigt seien; die Arbeiter sollten bis zur Lösung der Streitfrage ihren Lohn auf Rechnung beziehen. In Hanley legte Lord Lichfield diese Proposition einer Versammlung

von 800 Puddlern vor; das Resultat aber war einstimmige Ver⸗

werfung des Vorschlages. Lord Lichfield theilte dieses Ergebniß den in Stafford versammelten Fabrikanten sofort mit. Ob die letzte⸗ ren auf die Forderung der Arbeiter eingegangen waren, daß bis zum Ausspruche des Schiedsgerichtes unbedingt die früheren Lohn— sätze gezablt werden sollten, besagt das Telegramm, welches die Nach— richt aus Stafford mittheilt, nicht; wahrscheinlich ist es nicht der

Frankreich. Paris, 31. März. Die megxikanische Kom— mission, welche im Namen des Kaisers Max mit der römischen Kurie über die Kirchengüter und das Konkordat unterhandeln soll, hat gestern bei ihrer Abreise nach Rom noch die Depesche über die Allocution lesen können, worin der Papst »seine Ueberraschung und seinen Schmerz über die neuesten Vorgänge in Mexiko« ausspricht, Genugthuung wie Umkehr vom Kaiser erwartet und hofft, »daß der— selbe sich mit den Bischöfen in gutes Einvernehmen setzen werde«. Die Kommission besteht aus Velasquez de Léon und Msgr. Ramirez.

Die heute von Mexiko angekommene Post spricht von einer brillanten Waffenthat der französischen Truppen bei Tuxpa. Der Feind soll etwa 200 Mann verloren haben.

1. April. Heute war unter dem Vorsitze des Kaisers Ministerrath in den Tuilerieen. .

Der «»Moniteur« bringt Boudet's Ernennung zum Secretair des Senates.

Longuet, Verfasser des Artikels der Rive Gauche über Cäsar's Leben, wurde zu acht Monaten, der Gerant Gouillot zu zwei Mo—

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naten Gefängniß, der Drucker des Blattes zu 100 Frs. Strafe ver urtheilt.

Briefe, die dem »Pays« aus Mexiko zugehen, bestätigen den Verlust des Transportschiffes ⸗Rhin«- bei Mazatlan.

Der nichtamtliche Theil des -Moniteur« bringt Nachrichten aus Mexiko vom 27. Februar, die dem Kriegs ⸗Minister vom Ober— befehlshaber der Armee in Mexiko zugegangen sind. Marschall Ba⸗ zaine war am 25. Abends von Oajaca, welches er am 15. verlassen hatte, nach Mexiko zurückgekehrt. Alle in Oagiaca gemachten Gefan⸗ genen waren am 11, von einem Bataillon Zuaven eskortirt, nach Puebla gebracht worden; Porfirio Diaz, sein Generalstab und die höheren Offiziere zu Pferde, die Subaltern- Offiziere und die Sol— daten zu Fuß. General Mangin ist mit dem Befehle über den Staat Oajaca betraut worden; es sind zu seiner Disposition drei Infanterie⸗Bataillone, zwei Artillerie Sectionen und Truppen, welche die Fremden-Legion und das zweite leichte afrikanische Bataillon ge— liefert haben.

2. April. Der heutige »Moniteur« veröffentlicht ein Dekret, welches die Zurückerstattung derjenigen gekaperten mexikanischen Schiffe verfügt, über welche das Prisengericht seinen Spruch noch nicht gefällt hat. Ausgenommen sind jedoch die Fahrzeuge, welche die Bkokade zu brechen versuchten oder Kriegs-Contrebande an Bord hatten.

Spanien. In der Kongreß-Sitzung vom 27. März sprach der Minister des Auswärtigen über San Domingo und wies nach, daß die Insel durchaus Spanien keinen thatsächlichen Vortheil bringe. Die dortige Tabak-Produktion sei gering und von untergeordneter Qualität im Vergleiche zu den ungeheuren Kosten, welche die Besetzung des Landes erheische. de die strategischer Straßen, der Bau von Städten in jetzt den Gegenden, der Bau von Eisenbahnen nothwendig werden. Diejenigen, welche die Fortdauer der Besetzung dieser Insel wünschten, hätten ganz übertriebene Begriffe von ihrem Reichthum. .

Die »Epoca« schreibt: »In der Senats-Sitzung vom 28. März leugnete der Justiz-Minister Herr Arrazola, daß die Regierung wirklich die Absicht habe, einen Staatsstreich auszuführen, wie man das behauptet habe.«

Aus Madrid, 31. März, wird telegraphirt: »In einer im Bankgebäude stattgehabten Versammlung des Handelsstandes ward beschlssen, die Bankbillets als Geld in Zahlung anzunehmen.

1. April. Die Deputirten kammer hat den Gesetz⸗ entwurf, laut dessen Spanien auf den Besitz von San Domingo verzichtet, mit 155 gegen 66 Stimmen angenommen.

Portugal. Aus Lissabon, 30. März, wird telegraphirt: »Die Befehlshaber der Unions- Fregatten »Niagara und »Sacra—⸗ mento« erklären, sie hätten, als von den Forts aus auf sie gefeuert

worden sei, nicht die Absicht gehabt, in See zu gehen, sondern nur

ihren Ankerplatz wechseln wollen. Dem Vernehmen nach sind in Bezug auf diesen Vorfall diplomatische Noten ausgetauscht worden.«

Einer Depesche aus Lissabon vom 4. April zufolge hat der amerikanische Gesandte als Genugthuung dafür, daß von Belem aus auf die beiden amerikanischen Kriegsschiffe gefeuert wurde, die Ab⸗ setzung des Gouverneurs des Forts, so wie die Salutirung der ame⸗ rikanischen Flagge durch 21 Kanonenschüsse verlangt. Die portugie⸗

sische Regierung hat in der Sache noch keinen Beschluß gefaßt.

Heute ist die 37 Kilometer lange

Italien. Rom, 1. April. ilo dem gegenwärtigen Grenz-

Eisenbahnstrecke von hier nach Correse, orte des päpstlichen Gebietes, papstl ; . 27. März wüthete hier und in der Nachbarschaft ein furchtbarer Orkan, welcher auf der nach Civita⸗Vecchia führenden Eisenbahn Verheerungen anrichtete. Die auf dem Berge Post verschanzten Briganten⸗Banden sind beim Herannahen der französischen Truppen verschwunden.

Griechenland. Wie die pariser »France« auf den 14. Mai angesetzt und der Minister des Innern durch Rundschreiben sämmtlichen Behörden eingeschärft, sich jeder Einwir⸗ kung auf die Wahlen durchaus zu enthalten. Ein Königliches De⸗ kret vom März ordnet die Trennung der Verwaltungen von Korfu und Cephalonia an.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. April. Das neueste Stück der Gesetzlammlung bringt ein am 12. Februar Allerhöchst bestätigtes Gutachten des Minister⸗Comit es, krast dessen in den Dienstlisten der aus dem Dienst austretenden Militairs, die vom Judenthum zur orthodoxen Kirche übergetreten sind, die Bemer⸗ kung über ihren früheren Glauben durch die über den Stand, welchem sie vor ihrem Diensteintritt angehört ersetzt werden soll. Diese Vorschrift wird auch auf die noch im Dienste stehenden Offi⸗ ziere und Soldaten, die vom Judenthum zur orthodoxen Kirche übergetreten, ausgedehnt werden. Zugleich wird den Uebertreten den gestattet, unter Zustimmung ihrer Taufväter den Namen derselben

anzunehmen.

Es würde die Anlage

dem Verkehr übergeben worden. Am

meldet, hat König Georg J. durch Dekret vom 8. März die Deputirten-Wahlen

Die Umgestaltung, welche die Militair⸗Lehranstalten in letzter Zeit erfahren haben, soll auf Allerhöchsten Befehl auch auf das Pa— gencorps ausgedehnt werden. Ohne die Grundprinzipien, welche die Bildung des Corps veranlaßt, und den Kompletirungsmodus dessel⸗ ben zu ändern, wird Folgendes versuchsweise auf zwei Jahre an— geordnet:

Die beiden obersten Klassen werden von den übrigen abgesondert, und zu einer Spezial. Militairschule nach dem Muster der schon bestehenden An— stalten dieser Art umgestaltet und erhalten eine ernstere militairische Orga⸗ nisation. Aus den 4 ünteren Klassen wird nach Grundsätzen, welche bei der Bildung der Militair⸗Gymnasien obgewaltet, eine allgemeine Erziehungs- anstalt gebildet. In diesen letzteren wird die militairische Organisation ab- geschafft, und die militairischen Uebungen werden in die gymnastischen ein geschlossen. Den Kammerpagen und den Pagen der 1. und 2. Klasse wird, wenn sie den Kursus in genügender Weise beendigen, der Aufenthalt in die⸗ sen Klassen als wirklicher Dienst angerechnet.

An den Sommer-NUebungen der Flotte im Baltischen Meere wird in diesem Jahre auch die Panzerflotte Theil nehmen, und zwar: die Panzer Fregatte »Ssewastopol« mit 18 Kanonen, die Panzer - Batterieen »Perwenez« mit 16 und »Netron menja ' mit 17 Geschützen, das zweithürmige Panzerboot »Ssmertsch« und die einthürmigen Panzerboote (Monitors) »Koldun«, ⸗Wieschtschun«, »Uragan«, »Tifon«, »Bronenossez', »Latnik«, »Sstrjelez., » Perun ⸗, »Lawa« und »Jedinorog«. Zu Ende des Sommers werden wahr⸗ scheinlich auch noch die Panzer- Fregatte »Petropawlowsk« mit 26 Geschützen und die Panzer-Batterie »Kreml« mit 18 Geschützen dazu⸗ kommen. Dieser Flotte werden mehrere Dampf-⸗Fregatten und an⸗ dere Fahrzeuge zur Begleitung mitgegeben werden.

Zu einer beson deren Expedition auf inländischen Meeren sind folgende Schiffe bestimmt: die Schraubenfregatte »General-⸗Admiral« mit 78 Geschützen, auf welcher, wie man sagt, Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten Alexei Alexandrowitsch und Nikolai Kon- stantinowitsch ihre Uebungsfahrt machen werden, die Schraubenkor— vette -Griden«, die Dampfklipper ⸗Shemtschug«, »Jachont« und »Wssadnik« und das Kanonenboot 1. Klasse »Gornostai«. Außer⸗ dem werden ausgerüstet: die Ruderfregatten »Rjurik«, »Sfmel y, »Olaf«, »Wladimir«, das Lehr-AUrtillerie Schiff ⸗Kaiser Nikolai J. mit 111 Kanonen und das Schrauben-Kanonenboot »Sabawa—.

Zum Hafen- und Leuchtthurmdienst sind 10 verschiedene Fahr zeuge, zur Uebungsfahrt der Seekadetten die Schraubenfregatte »Gro⸗ moboi« mit 32 Kanonen, die Schraubenkorvette ⸗Bajan«, die Schrauben⸗Kanonenboote »Marewo« und »Priboi« und der Yacht- tender »Kadet« bestimmt.

Zu weiteren Fahrten sind bestimmt: die Schraubenfregatte »Presswjat« mit 42 Kanonen ins mittelländische Meer; die Schrau⸗ benkorvette »Askold«, der Dampfklipper »Isumrud« und das Schrauben⸗Kanonenboot »Ssobol« in den Stillen Ocean.

Amerika. New-⸗Hork, 22. März. Von Fayetteville hat Sherman nach Zerstörung der Baumwollmühlen und des Arse— nals, in nordöstlicher Richtung den Marsch nach Goldsborough an— getreten. Ob ein von dem »Richmond Sentinel erwähntes Ge— rücht, daß vier Divisionen der Shermanschen Armee am 16ten bei Fayetteville mit schwerem Verlust zurückgeworfen worden seien, sich bestätigen sollte, ob andere Angaben, welche Sherman, schon in Goldsborough angekommen, eine Vereinigung mit Schofield bewerk⸗ stelligt haben lassen, auf Thatsachen beruhen Angaben, die in anderen Berichten, daß die Konföderirten Goldsborough ge⸗ räumt und sich nach Virginien hin zurückgezogen hätten, eine gewisse Stütze finden —, ob Lee wirklich, wie mit einiger Unsicherheit gemeldet wird, eine starke Truppen - Abtheilung von Richmond nach Raleigh detachirt und selber das Kommando in der letztern Stadt übernommen hat, über alles dieses läßt sich nach den vorliegenden Anhaltspunkten noch keine Entscheidung fällen. Von Fayetteville soll Hardee mit 20,900 Mann nach Ra— leigh gezogen sein, und vor Richmond, heißt es, kommandiren John⸗ stone und Beauregard. Daß die Bundestruppen Kinston occupirt haben, wird jetzt auch von südstaatlicher Seite eingeräumt. In den beiden vorhergegangenen Gefechten, am 8. und 10, sollen die Bundes- truppen 2000 Mann, Bragg 3000 Mann verloren haben. Unterdeß ist auch Sheridan bei White House angelangt, um sich mit Grant zu vereinigen. Es wird berichtet, General Kautz sei abgesandt worden, um die Verbindung mit Sheridan zu eröffnen, habe aber am Chickahominy eine so starke Truppenaufstellung Longstreets angetroffen, daß er ohne seinen Zweck zu erreichen, habe umkehren müssen. Das Fort Hill ist von den Bundestruppen verlassen worden, da es feindlicher · seits unterminirt worden war. Der südstaatliche Kongreß hat sich am 18ten vertagt. Die von dem Präsidenten Davis verlangte Aufbebung der Habeascorpus Akte ist ins Werk gesetzt worden (doch heißt es von anderer Seite, der Senat habe sich nicht damit einver- standen erklärt). Ferner hat der Kongreß den Präsidenten ermächtigt, die Baarvorräthe der Richmonder Banken in Beschlag zu nehmen, doch sind die Banken dieser Gewaltmaßregel zuvorgekommen und ihre Baarbestände theils in Sicherheit gebracht, theils zur Einlösung ausgegebener Noten verwandt. Der Kriegssecretair bat die sofortige Aushebung von Sklaven zum Militairdienste angeord⸗