1245 Beilage zum Königlich Preußischen Staats-Anzeiger. Sonntag 23. April
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ter ist daher das sogenannte »Stellgeld ., das für das Hinaufbringen Gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei gleichlautenden Aus. und Befestigen des zu schneidenden Holzes gezahlt wird. Das fertigungen mit Unserer Allerhöchsteigenhändigen Namens ⸗Unterschrist
Stellgeld beträgt im Sommer, wenn die Arbeit drängt, vollzogen und mit Unserem größeren Königlichen Insiegel v bis 15 Sgr., im Winter dagegen nur 23 bis 5 Sgr. Die Arbeits ö Inftegel versehen
lassen, und befehlen Wir, die eine in den Grundstein des Denkmals tage sind im Winter kurz, die Arbeit schwierig und dennoch ver- niederzulegen, die andere in Unserem Staats ⸗Archive aufzubewahren dient der beste Brettschneider höchstens 2 Thlr. bei angestrengter ,
18635.
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Gegeben in Unserer Haupt- und Residenz⸗ Stadt Berli Arbeit, bei mäßiger höchstens sidenz er lin, am
kaum 20 Sgr. in der Woche. Arbeiter, wenn sie von 4 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends schnei—
den, 3 und selbst 4 Thlr. verdienen. — Besser stehen sich die soge⸗ nannten »Kürzer« und ⸗Balkenhauer «, aber auch bei diesen ist der bedeutende Verdienst, den sie ehemals hatten, im Lauf der Jahre bedeutend
eingeschrumpft. Als das Ausarbeiten der »Sleeper« (Eisenbahn ⸗ schwellen u. dgl) begann — wenn wir nicht irren 1844 — wurde
1 1. — * — 3 c 2 43 Sgr. für das Stück gezahlt, noch vor 3 Jahren im Sommer Holstein, welche für jene edle Aufgabe thätig gewesen sind, hierdurch das
3 Sgr., heute nur 2 Sgr. und im Winter nur 13 Sgr. Ein ge⸗
wandter tüchtiger Arbeiter — das Geschäft erfordert eigentlich nur
solche — kommt auf 4 bis 6 Thlr. im Sommer. — Alle diese 1848 herunter⸗ heben
Preise wurden seltsamerweise durch das Jahr gedrückt und haben sich seitdem noch nicht können. In jedem Frühjahr stellen die
sämmtlicher Felder (diesmal soll nur eins eine
wieder Holzarbeiter fast
theilweise wieder aufgenommen sein) die Arbeit ein, um nur die vor—
jährigen Sommerpreise wieder zu erlangen, was ihnen denn auch
gelingt. Die Disziplin während dieser Strikes ist eine ziemlich gute, obgleich lediglich auf das Faustrecht gegründet. sich in die Sache nicht, außer wenn es zu tumultuarischen Scenen auf den Holzfeldern kommt, was selten der Fall ist. Auch die Speicherarbeiter machen einen theilweisen Strike; das Tagelohn bei ihnen ist zwischen 8 und 10 Sgr. schwankend und streitig . « Wittenberg Die in Bastions umgewandelten Ravelins J.
und II. der Festung Wittenberg haben, dem ⸗»Magdeb. Corresp.“
zufolge, die Namen »Bastion Dobschütz. und »Dänen-Bastion« und 2 it Bastion Scharfeneck« den Namen ⸗Bastion Tauentzien« erhalten.
Schleswig- Holstein. Flensburg, 21. April. Die heutige ⸗Norddeutsche Zeitung« bringt ein Telegramm folgenden In— halts aus Sonderburg: So eben gegen 3 Uhr Nachmittags wurde die Grundsteinlegung auf den Düppeler Höhen auf der Stelle der ehemaligen Schanze Nr. 6 vollzogen. Zuerst wurde die König⸗ liche Urkunde und das Verzeichniß der zu versenkenden Dokumente ver— lesen. Nach der Einlegung des Steines vollzog zunächst Prinz
Friedrich Karl mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den
König unter dem Donner der Geschütze, den Hammerschlag, ihm folgten der General ⸗Feldmarschall Graf v. Wrangel, die König— lichen Prinzen und die Deputation von Generalen und Rittern des Ordens pour le mérite. Alsdann hielt der Feldprobst Schalen burg die Predigt. Die Feier schloß mit dem Vorbeimarsch der anwesenden Truppen.
Ein zahlreiches Publikum, namentlich aus der Umgegend, hatte sich zu der Feier eingesunden.
j Die oben erwähnte in den Grundstein versenkte Urkunde lautet also:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen z0. haben befohlen, am 21. April im Jahre des Heils 1865 den Grund— stein zu einem Denkmal bei Düppel zum Gedächtniß der Erstür— mung der Düppeler Schanzen durch Unsere Armee zu legen. Wir hatten mit Unserem erhabenen Verbündeten, dem Kaiser von Oester⸗ reich, mit dem Königreich Dänemark Krieg führen müssen, damit
den Elb⸗Herzogthümern ihr lange vorenthaltenes und verkümmertes
Recht an Deutschland und Deutschland sein Recht an ihnen endlich zu Theil werde. Nach langem Frieden, mit dem Gott Unser Va— terland begnadigt hatte, riefen Wir einen Theil Unseres Heeres zu den Waffen. Mitten im Winter, unter der größten Ungunst der Elemente, zogen Unsere Truppen in die Nordmarken Deutschlands, unter den Fittichen des Preußischen Adlers. Er schwebte über ihnen bei dem ersten Kampfe vor Missunde; er führte sie bei dem Ueber- gang über die Schlei bei Arnis; um ihn schaarten sie sich bei der Belagerung der Düppeler Schanzen. Hier bewährte sich die Vor⸗ trefflichkeit Unserer Geschütze und die Sicherheit der sie bedienenden Mannschasten, die Mannszucht Unseres Heeres in der Beschwerlich— keit des Lagerlebens, der kriegerische Gemeingeist, welcher Offiziere und Mannschaften Unserer Armee zu wohlgeordneter Einheit ver⸗ bindet, und schließlich die heldenmüthige Tapferkeit, mit welcher der Sturmangriff auf die Schanzen durchgeführt wurde.
Unter Führung des Prinzen Friedrich Karl von Preußen besie— gelten die Söhne Unseres Volks mit ihrem Herzblute den Sieg, den Preußens Schwert für Deutschlands Recht und Ehre erfocht. Ihnen, die ihr Leben für ihre Brüder ließen, widmen Wir das Denkmal, dessen Grundstein Wir am 21. dieses Monats legen lassen, um Zeugniß zu geben von der Dankbarkeit des Vaterlandes und von , . . Unserer heldenmüthigen Krieger
ottes Hülfe auch für fernere Zeiten den Sch : Waffen zu sichern. ö. , s
1 Ehlr. 10 Sgr.; schlechte Arbeiter Im Sommer können ausgezeichnete
Ausnahme gemacht haben und auf einem zweiten soll die Arbeit bereits gestern
Die Polizei mischt . wohl derselbe nur 8 Sitzungen gehalten hat, ganz besonders frucht—
18. April des Jahres 1865.
(L. S) gez) Wilhelm. — Das Verordnungsblatt für Schleswig⸗Holstein und Lauen— burg enthält folgende Bekanntmachung:
»Da es beabsichtigt wird, das Wirken der patriotischen Vereine zur Unterstützung verwundeter und erkrankter Krieger im letzten Feldzuge gegen Dänemark in möglichst erschöpfender Weise darzustellen, so richtet die Lan. des Regierung in Veranlassung einer desfalls an sie ergangenen Aufforde— rung an die Vorstände sämmtlicher Vereine der Herzogthümer Schleswig.
Ersuchen, gefällig über die bezügliche Wirksamkeit der respektiven Vereine baldmöglichst, und zwar wenn thunlich mittelst Einsendung von Statuten und Rechenschaftsberichten, eine Nachricht hierher gelangen zu lassen.« Oldenburg, 20. April. Der seit dem 30. v. M. hier ver— sammelt gewesene Landtag des Großherzogthums ist, wie die ⸗Wes. Z. berichtet, gestern geschlossen worden. Wenngleich dessen Einberufung durch die neuen Zollverträge nothwendig geworden war, so haben doch zugleich noch eine Reihe minder umfassender Gesetze, verschiedentlich noth= wendig gewordene Nachbewilligungen zum Budget, manche zur schlüssigen Feststellung noch ausgesetzt gebliebene, auf die Oldenburg Bremer Eisen. bahn bezügliche Punkte und mehrere sonstige Angelegenheiten ihre Er— ledigung finden können, so daß dieser unser jüngster Landtag, ob.
bringend gewesen ist und in den wichtigeren Fragen ein Einver— ständniß mit der Regierung obgewaltet hat. Der Gegenstand, welcher zuletzt seine Thätigkeit in Anspruch nahm und eine Verlängerung der ursprünglichen Einberufungszeit erforderlich machte, war der Ver— trag mit Hamburg wegen Uebernahme des dortigen Ka— vallerie-Kontingents. Wie bekannt geworden, hat der Ver. trag in der gestrigen vertraulichen Schlußsitzung die Zustim— mung des Landtags erhalten. Nach dem Vertrage, sowelt man über dessen Inhalt Kunde erhalten hat, übernimmt Olden— burg die Stellung der Reiterquote der freien Stadt Hamburg an streitbarer Mannschaft, welche mit der oldenburgischen Quote an Reiterei zu einem Regimente vereinigt wird. Die Kosten des so ver⸗ größerten Regiments werden gemeinschastlich getragen, indem Ham— burg einen Theil der wirklichen Ausgaben nach einem bestimmten Verhältnisse erstattet, für einen anderen und zwar den kleinsten Theil aber Aversionalsummen bezahlt. Die hiesige Regierung soll zu dem Vertrage wesentlich durch die militairische Rücksicht geleitet sein, daß dadurch das Reitercorps in sich tüchtiger und für eine ehrenvollere Verwendung geeigneter werde. Auch liegt es wohl auf der Hand, daß aus der gemeinschaftlichen Verwaltung des vereinig— ten Corps, zu welchem übrigens Hamburg seine Quote selbst zu stellen hat, für beide Theile pecuniaire Vortheile erwachsen. Gleich— wohl sollen sehr mühevolle Verhandlungen erforderlich gewesen sein, um die Landtagsabgeordneten hiervon zu überzeugen und die Zu— stimmung des Landtags zu erwirken, die denn auch nur mit 27 gegen 21 Stimmen erfolgt ist.
9. Mecklenburg. Schwerin, 21. April. Ihre Majestät die Königin Marie von Baiern ist gestern in Begleitung ihres Soh— nes, des Prinzen Otto Königliche Hoheit gegen 6 Uhr hier eingetroffen und hat Wohnung in den Königszimmern des Schlosses genommen. Se. Hoheit der Herzog Wilhelm nebst einem Kammerherrn war mit dem um 5 Uhr, abfahrenden Bahnzuge nach Hagenow gefahren, um Ihre Majestät daselbst zu empfangen und hieher zu geleiten. Se. Königliche Hoheit der Prinz Karl von Baiern ist vorgestern inkognito hier eingetroffen.
Als gestern Abend zur gewohnlichen Zeit die Andacht in der Schloßkirche stattfand, nahmen unter den Allerhöchsten Herrschaften auch Ihre Majestät die Königin Marie von Baiern daran Theil.
. Meckl. Ztg.
Nassanu. Wiesbaden, 20. April. , . mer unserer Ständeversammlung wollte heute Nachmittag öffent— liche Sitzung mit, der Tagesordnung »Wahlprüfung« abhalten. Sämmtliche Mitglieder der Rechten, mit Ausnahme des Abg. Si⸗ mon, blieben jedoch wieder aus, und es mußte somit die Versamm⸗ lung, welcher Herr Raht präsidirte und der Regierungs-Direktor Schepp beiwohnte, da sie nicht vollzählig war, ohne die Sitzung eröffnen zu können, auseinandergehen. Die Mitglieder der Linken waren alle anwesend. Der Präsident Raht erklärte, daß er, da na— mentlich der Abg. Großmann für sich und Namens seiner politischen Freunde des Hauses heute abermals die Erklärung abgegeben habe, einer Sitzung, in welcher Wahlprüfungen vorgenommen werden sollten, nicht beiwohnen, die Herzogliche Regierung benachrichtigen werde, daß er sich nunmehr außer Stand sehe, die Kammer welter noch zusammenzuberufen. (Fr. J.) .
Baden. Karlsruhe, 25. April. Ihre Majestät die
Königin Augusta von Preußen ist heute Nachmittag nach
Beilage
2 Uhr auf der Durchreise nach Baden dahier eingetroffen, um der
Großherzoglichen Familie einen kurzen Besuch abzustatten. (Karlsr. Ztg.) Bayern. München, 20. April. Schloß Berg am Starnbergersee beziehen und wahrscheinlich den größten Theil der Zeit bis zum Schlusse des Landtages daselbst ver weilen. — Der Finanz⸗Ausschuß der Kammer der Abgeord⸗ neten, welcher die Berathung der Verträge über Erneuerung des Zollvereins ze. heute beendet hat, beantragt Beistimmung zu den sämmtlichen desfallsigen Regierungs⸗Vorlagen. In der näch— sten, auf kommenden Montag anberaumten Sitzung der Kammer wird der Ausschuß die geschäftsordnungsmäßige Anzeige erstatten und die Kammer sofort über die Vorträge in Berathung treten. Oesterreich. Wien, 20. April. Die heutige Wiener Ztg. brachte ein Kaiserliches Handschreiben an den Grafen Coronini, in welchem der Kaiser dankbar anerkennt, daß der Graf, dem Kaiser⸗
lichen Rufe solgend, nach kurz genossener Ruhe mit bewährtem Eifer
und selbstverleugnender Hingebung ihm abermals durch mehrere Jahre seine Dienste gewidmet hat. Zugleich enthebt er den Grafen Coronini auf sein Ansuchen von der Stelle als komman dirender General in Ungarn und genehmigt seine Uebernahme in den wohlverdienten Ruhestand. — Ferner hat Seine Majestät den General der Kavallerie und kommandirenden General im Banate, Friedrich Fürsten zu Liechtenstein, zum fommandirenden General in Ungarn; den Feldmarschall Lieutenant Karl Freiherrn v. Steininger, unter Enthebung von seinem bis- herigen, zur allerhöchsten Zufriedenheit geführten Amte als Gendar⸗ merle. General Inspektor, zum kommandirenden General im Banate, und den pensisnirten Feldmarschall - Lieutenant Adolph Frhrn. von Schönberger, bei gleichzeitiger tarfreier Verleihung der Geheim⸗ Nathswürde, zum Gendarmerie⸗General⸗Inspektor ernannt.
— Prof. Oppolzer wurde der »Const Oesterr. Ztg. zufolge, zur Consultation nach Nizza berufen, erhielt einen zebntägigen Ur— laub und reist noch heute in Begleitung des Dr. Steidl dahin ab.
Belgien. Brüssel, 20. April. Das » Journal de Bruxelles bringt die Nachricht, daß Herr Rogier den belgischen Gesandten im Auslande den Grund und die Einzelheiten des Chazal ⸗ Delaetschen Duells durch ein amtliches Rundschreiben mitgetheilt habe. — Der Kö nig ist gestern Abend in bestem Wohlsein hier eingetroffen und hat heute den Besuch des seit einigen Tagen hier anwesenden Grafen von Eu mit Gemahlin empfangen. — Der seit gestern zusammen—⸗ getretene Senat hat den Gesetzentwurf auf Freiheit des Zinsfußes mit 24 gegen 5 Stimmen ohne jede Aenderung genehmigt. — Der Gemeinderath von Huy hat eine öffentliche Subseription zum Zwecke der Errichtung eines Denkmals für J. Lebeau angeordnet. — Das »Journal de Bruzelles« ist zu der Erklärung ermächtigt«, der bis herige mexikanische Gesandte zu London, Brüssel und Haag, Herr von Arrangoiz, habe nur deshalb seine Entlassung genommen, weil er mit der antikirchlichen Wendung des Maximilianschen Regierungs— systems nicht einverstanden sei.
Großbritannien und Irland. London, 20. April. Die Eisenhütten in Süd -⸗Staffordshire sind endlich wieder in Thätigkeit. Die Arbeiter haben nach dem Ablaufe der Feiertage sich in überwiegender Mehrzahl zur Wiederaufnahme ihrer Beschäf— tigung eingefunden. Nur bei einem Etablissement in Wolverhamp— ton erhoben sich noch Schwierigkeiten zwischen dem Besitzer und den Arbeitern, wurden jedoch nach einer Weile gütlich geschlichtet. Was Nord-Staffordfhire betrifft, so sind die Meinungen getheilt. Einerseits glaubt man, daß die Arbeiter im Begriffe ständen, nach⸗ zugeben, und einige der Puddler haben sich gewillt erklärt, an ihr Werk zu gehen, wenn sie nur ihre Gehülfen zusammenbringen könn ten, andererseits spricht sich die Ansicht aus, daß bei der nahe bevor= stehenden Heuernte die Leute vorerst noch nicht wieder an die Arbeit gehen werden. Doch erwarten die Hüͤttenbesitzer allgemein, daß die Arbeiter allmälig nachgeben werden, und man hält es nicht mehr für wahrscheinlich, daß Arbeitskräfte aus dem Auslande herangezogen werden müssen.
Der irische Rationalverein, dessen Zweck die Herstellung der Unabhängigkeit Irlands ist, hat in Dublin eine Massenver⸗ sammlung abgehalten, in welcher die verschiedenen Bestrebungen im Schoße der Liga zu Tage traten.
Frankreich. Paris, 20. April. Der Kaiser geht am 26. in Marseille an Bord. Das Panzergeschwader, das während der Ueberfahrt nach Algerien vor dem Kaiser mansvriren soll, ver⸗ läßt am Sonntag Touton und stellt sich auf der marseiller Rhede auf. Indeß hat der Herzog von Magenta in Person die Leitung
bylenstämme in der Provinz Constantine nöthig wurde. Stämme liegen zwischen Dschidscheli und Bugia am Litorale. In den nächsten Tagen wird, nach Mittheilung des N. C.“ Se Majestät der König das
feln, daß die Aufständischen ihre unzeitige Schilderhebung theuer werden bezahlen müssen.
der Expedition übernommen, welche gegen das halbe Dutzend Ka— Diese Die Expedition, zu welcher der General- Gouverneur am 18. von Algier abfuhr, besteht aus vier starken Kolonnen, und es ist nicht zu zwei⸗
Der Minister des Innern hat an die Präfekten ein Rundschrei⸗ ben gerichtet, worin er sie darauf aufmerksam macht, wie nöthig es für sie sowohl, wie für die Unterpräfekten sei, sich um die Einzel⸗ heiten der Lokalfragen mehr zu bekümmern und sich in den Kantons öfter als blos bei den Rekrutirungsmaßregeln zu zeigen; sie möchten nicht vergessen, daß es kleine Fragen eigentlich gar nicht gebe, da
das, was ihnen vielleicht sehr unerheblich scheine, für die Bevölke⸗ rungen eine höchst wichtige Angelegenheit sei.
— 21. April, Der Kaifer von Rußland ist heute früh hier eingetroffen und hat nach Begrüßung des Kaisers Napoleon die Reise nach Nizza fortgesetzt.
Nizza, 21. April. Nachdem der Groß fürst⸗Thronfolger am gestrigen Abend sehr unruhig gewesen, hat er, da sich Schlaf eingestellt, eine bessere Nacht gehabt.
Italien. Die Restauration des Papstes am Tage seiner Rückkehr von Gaeta wurde in Rom am 19. April mit einer Kund⸗ gebung für die Eneyklieca und den Syllabus gefeiert. auf dem Pan⸗ theon war ein Transparent zu sehen, welches den Papst darstellte, wie er diese Aktenstücke zur römischen Frage veröffentlichte. An demselben Tage wurde im Abgeordnetenhause zu Turin die Durchberathung des Gesetzes über die religissen Corporationen er= öffnet. Die Prüfungs-Kommission erklärt sich gegen die Zusatz⸗An⸗ träge der Regierung und findet die Verschleppung der Frage über die Kirchengüter unzweckmäßig, während die Minister der Justiz, des In⸗ nern und der Finanzen die Regierungsanträge aufrecht erhalten und mei⸗ nen, daß die dermalige Diskussion dieser Frage nur dazu führen würde, die⸗ selbe auf unbestimmteZeit verworfen zu sehn. Crispi beantragt die Vorsrage und spricht zu Gunsten der Kommission; die Minister widersprechen und das Haus vertagt die Entscheidung bis zur nächsten Sitzung. Das Haus setzte hierauf die Finanzberathung fort und gelangte zum Schluß der allgemeinen Debatte. Zum Verständniß des Obigen erinnert die »Köln. Ztg.“ daran, daß die Kommission der Regierung einen radikaleren Gesetzentwurf über das Klerifalgesetz entgegenstellt und das Kabinet hierauf zu diesem Entwurfe abschwächende Anträge gestellt hat, wonach die Klöster aufgehoben, ihre Güter zum Staats⸗ besitz erklärt, verkauft, die Gelder in Renten umgewandelt werden sollen, um aus diesen eine Depositenkasse zu schaffen, aus denen die Mitglieder der aufgehobenen Korporationen, je nach Alter und Rang, Pensionen von 151 bis 600 Fres. erhalten würden. Die Nonnen sollen die Erlaubniß erhalten können, in Gemeinschaften zusammen⸗ utreten. Aus Florenz, 16. April, wird der »Leipz. Ztg.“ berichtet: Der Provinzialrath hat den Beschluß gefaßt, energisch gegen den Regierungsvorschlag zu protestiren, demzufolge die Wasser des Tra⸗ simenus in den Arno geleitet werden sollen, um durch Austrocknung Boden zu gewinnen. Wie früher der Magistrat für die Stadt, so erblickt der Provinzialtath für das Land die größte Gefahr in der Verwirklichung dieses Projekts. — Mit Anfang Mai werden nicht weniger als 3000 Familien, Pächter von Magazinen und Läden, aus ihren Wohnungen und Lokalen verdrängt fein, da sie sich wei⸗ gerten, den Miethssteigerungen unserer Hausbesitzer nachzugeben. Man darf sich auf sehr unangenehme Vorkommnisse gefaßt machen, da es für diese Leute fast unmöglich sein wird, ein Unterkommen
zu finden.
Rußland und Polen. St. Petersburg. Der Russische Invalide! vom 16. d. Mts. veroffentlicht eine ungewöhnlich große Anzahl von Beförderungen und Ordensverleihungen in der Armee und Militairbranche »für Auszeichnung im Dienste . Neun General⸗ Majors werden zu General-Lieutenants befördert, 33 Obersten zu General⸗Majors und eine bedeutende Anzahl von Stabs- und Oberoffizieren in höhere Chargen; ferner ein Kaiserliches Reskript an den? General- Gouverneur von Odessa und Truppen Kom⸗ mandanten in Südrußland, Kotzebue, welchem ein, Brillant⸗ ring mit dem Bildnisse des Kaisers verliehen wird, dann kaiferliche Handschreiben an den Minister des Innern, Walujeff / unter Verleihung des Alexander⸗Newski⸗Ordens, an den Finanz⸗ minister Reitern, den Chef der Communicationen, Ingenieur · Ge neral Melnikoff, und den Kurator des Casarewgki'schen Insti⸗ tuts (Lehranstalt für orientalische Sprachen) in Moskau, Ca zareff u. s. w. Ferner bringt der Invalide eine 21 Großoktav· Druck seiten enthaltende Beilage mit dem Namensverzeichniß über die gleich