1865 / 153 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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trifft, deren Anwesenheit die öffentliche Ruhe nicht gefährdet, so ist ein Einvernehmen zwischen den verhandelnden Theilen erzielt worden, und die Rückkehr dieser Bischöfe ist so weit ein effektives Resultat dieser Verhandlungen, welche zwar abgebrochen sind, aber wieder aufgenommen werden sollen, sobald die Stimmung und Verhält⸗ nisse dazu geeignet erscheinen werden.

Türkei. Die Reformen in der Verwaltung, welche die Pforte

in allen Provinzen nach und nach eintreten läßt, haben in Syrien

zur Folge, daß der Sitz der Provinzial-Regierung nicht in Beyrut, sondern in Damaskus sein soll. Wie der französische »Abend⸗ Moniteur« meldet, haben die freinden Konsuln dagegen Einwen— dungen gemacht, da Beyrut seit undenklicher Zeit der Haupthandels— platz des Landes sei und der Schwerpunkt bleiben müsse.

Am 15. d. fanden zu Pera zweierlei Konferenzen in der bri— tischen Gesandtschaft statt.

die Jonischen Inseln an Griechenland überträgt; die an— dere in Sachen der Klosterfrage.

mit Beschlag belegte Klostereigenthum annehmen werde.

und Persien abzuschließen, und haben auch schon zwischen ihm und Aali Pascha die Konferenzen begonnen, in denen die Präliminarien verhandelt werden.

Einem Telegramm der »Triester Ztg. aus Alexandrien vom

28. Juni zufolge, nimmt die Krankheit dort zu. Rußland und Polen.

Der St. Petersburger Ober ⸗Polizeimeister hat allen seinen Unter⸗ gebenen aufs Strengste anbefohlen, darüber zu wachen, daß das

Wasser aus den Kanälen und Flüssen St. Petersburgs, mit Aus— nahme der großen Newa und der Fontanka oberhalb der Ssemenow—

brücke, in keinem Falle zum Trinken oder zu Speisen benutzt werde, da dasselbe nach dem Gutachten des Sanitäts-Comité's durch den

aus den Straßenröhren, Badstuben und anderen Anstalten in die— selben hineinfließenden Unrath dermaßen verdorben sei, daß der Ge— nuß desselben nicht nur schädlich ist, sondern leicht gefährliche Epi⸗ demieen herbeiführen könne.

Von der polnischen Grenze, 29. Juni, wird der »Ostsee⸗ Ztg. geschrieben: Die gegenseitige Erbitterung der aristokrati⸗ schen und demokratischen Partei der polnischen Emigration war nie so heftig und leidenschaftlich wie jetzt nach dem letzten Aufstande.

Beschimpfungen und Drohungen, welche die Führer beider Parteien in ihren Preßorganen fast ein ganzes Jahr hindurch unaufhörlich

gegen einander geschleudert haben, hat diese Erbitterung durchweg

einen persönlichen Charakter angenommen, so daß Aristokraten und Demokraten im geselligen, wie im geschäftlichen und selbst im kirchlichen Leben streng geschieden sind. Aristokraten und De. mokraten haben ihre besonderen Vergnügungslokale und Spazier⸗ gänge, ibre besonderen Plätze in ein und derselben Kirche, ihre be—

sonderen Vereine, Unterstützungskassen und Versorgungs - Comité's, deren Fonds durch Beiträge von ihren Parteigenossen im Lande ver⸗ stärkt werden, und haben besondere Adressen an den Präsidenten der Vereinigten Staaten Nord⸗Amerika's und an den Fürsten von Ser— bien gerichtet. Selbst das Central Comité zur Unterbringung Arbeit suchender Emigranten in Zürich, dessen Präsident ein angesehener Schweizer ist, und das deshalb noch immer einen gewissen neutralen Charakter bewahrte, ist jetzt, nach— dem der Exdiktator Langiewicz als Mitglied in dasselbe ein. getreten ist, für die dortige demokratische Partei ein Gegenstand der Abneigung geworden, so daß die Mitglieder dieser Partei auf— gehört haben, selbst in der größten Noth, die Hülfe desselben in An— spruch zu nehmen. Gleichzeitig ist der Präsident, Herr Walder, drin. gend ersucht worden, den der demokratischen Partei verhaßten Exdie⸗ tator aus dem Comité zu entfernen. Die bitterste Frucht des tödtlichen Hasses beider Parteien, über welche in polnischen Blättern am meisten geklagt wird, ist die gegenseitige geheime Denunciation. Dieser die Emi— gration verheerenden ⸗Pest⸗, wie die »Ojczyzna« die Denunciations. sucht beider Parteien nennt, sind bereits zahlreiche Emigranten als Opfer gefallen. Ich erinnere nur an die beiden Geistlichen Mikorzewski und Kotkowski, welche von ihren politischen und kirchlichen Gegnern der französischen Polizei als gefährliche Revolutionaire denunzirt und in Folge dessen aus Frankreich verwiesen wurden; ferner an einen jungen Emigranten, der im Frühjahre in Folge einer von Zürich aus bei der französischen Polizei gegen ihn eingegan ⸗· genen Denunciation, wonach er gefährliche Pläne gegen das fran · zösische Kaiserreich spinnen sollte, in Paris verhaftet wurde und noch heute im Gefängnisse schmachtet. Auch bei der Polizei. Direction in Zürich wurde, wie die ⸗»Ojczyzna« mittheilt, ein dort

Die eine, bestehend aus den Vertretern der griechischen Schutzmächte und Aali Pascha, um die Ratificationen des Vertrages auszutauschen, welcher die Souverainetät über,

Fürst Cusa hat der Konferenz eine Note eingereicht, in welcher er den Abschluß einer Anleihe von 150 Millionen Piastern mit der Societé generale anzeigt, und hofft, daß die Konferenz diese Summe als einen billigen Ersatz für das Die Kon ferenz beschloß, diese Note an die resp. Regierungen einzuschicken. Der persische Gesandte Mirza Hussein Chan hat die nöthigen Vollmachten erhalten, um einen Handelsvertrag zwischen der Türkei

86 hut g 29. Juni.

dem Vertreter Spaniens zu unterhandeln.

des

sich aufhaltender Emigrant als Mitglied der europäischen revolutio- nären Propaganda, der auch die Sicherheit der Schweiz bedrohe, anonym denunzirt und zur Untersuchung gezogen. Zum Glück ge— lang es dem Beschuldigten, sich von dem ihm gemachten Vorwurf zu reinigen und weitern Unannehmlichkeiten zu entgehen. Die meisten und folgenschwersten Denunciationen von Emigranten gegen Emi— granten werden, wie die Blätter der Emigration bitter klagen, an die russische Polizei gerichtet, die auf diesem Wege alle Geheimnisse der Emigration erfährt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 21. Juni. Der hiesigen »Nya daglight Allehanda« wird aus Christiania ge— schrieben: »Die letzten Wahlen zum Storthing werden jetzt voll. zogen. In der letzteren Zeit haben diese Wahlen nicht ihren frühe— ren Charakter behalten, indem viele Handwerker, Bauern, Dorf— vorsteher und Küster gewählt worden sind. Das Amt Romsdal wählte beispielsweise drei Küster zu Storthingsmännern.«

Bergen, 29. Juni. (Telegr. d. -Börsen - Halle«',. Um dem Prinzen Oskar Veranlassung zu geben, die Ausstellung von Fischerei= produkten und Fischereigeräthschaften zu eröffnen, wird die Eröffnung derselben vom Comité bis zum 7. August aufgeschoben.

Dänemark. Kopenhagen, 28. Juni. Es wird versichert, daß die Regierung neuerdings durch ihre Vertreter, die Etatsräthe Fenger und Schovelin, an die hier dem Wiener Friedens -Ver. trage gemäß täagende internationale Finanzregulirungs— Kommission das Ansinnen gestellt hat, die schleswig-holsteinschen Finanzen ausschließlich mit den an die aus den Herzogthümern ver triebenen zahlreichen Beamten zu zahlenden Pensions⸗ und Warte— geldern zu belasten. In anderen Finanzfragen soll die Regierung nicht minder an den ursprünglich aufgestellten bohen Forderungen festhalten, und es ist deshalb diese Friedenskommission trotz ihrer vielmonatlichen Thätigkeit mit den wichtigeren Erörterungsgegen— ständen kaum sonderlich von der Stelle gekommen. ;

Amerika. Südseehäfen und Westindien. Der Regie— rungs-⸗Postdampfer - Seine ist mit einer Baarfracht von 801, 351 Doll. Gold und 1,977,532 Doll. Silber in Southampton angekommen. Er bringt Daten aus Valparaiso vom 17. Mai, aus Callao vom 28., aus Tampico vom 29. Mai, aus Vera -⸗Cruz vom 1. Juni, aus Panama vom 5. aus der Havannah vom 6, aus Kingston vom 9. aus Jaemel vom 10, aus San Juan vom 11., von St. Thomas vom 14. Juni.

‚Die Zwistigkeiten mit Spanien beschäftigten die chilenische Regierung fast ausschließlich; doch ist von dem Stadium, in welchem die Streitfrage augenblicklich steht, wenig öffentlich bekannt. Das Ministerium gestattet dem Drängen des Publikums und den Aus—

legungen der Presse keinen Einfluß auf seine Entscheidung und zi ö r ge. 3. n d nd zieht In Folge der ehrenrührigen Beschuldigungen und der persönlichen n ati g ieh

es vor, die gestellten Forderungen in Betracht zu nehmen und mit iertre Die Geschäfte haben unterdeß still gelegen; nichtsdestoweniger spricht die umfangreiche Ausfuhr der Weizen- und Mehlezport des ersten Quartals dieses

Jahres erreichte fast die Hälfte der in den beiden Jahren 1863 und

1864 aufgezeichneten Verschiffungen der Productionskraft des Landes.

In Pexu zeigen sich noch geringe Aussichten für eine baldige Wiederherstellung der Ruhe. Zwar haben die Insurgenten in Folge des Verlustes von Arica ihren Halt an der Küste aufgeben muͤssen, jedoch nur, um die bedenklich starke Truppenmacht, mit welcher der aufständische General Prado gegen Lima anrückt, noch zu verstärken.

für die rasche Entwicklung

In der Nähe von Ayachuco wird es wahrscheinlich zu einem Zu—

sammenstoß mit den entgegengesandten Truppen der Regierung köm— men, vielleicht zur Entscheidung über die fernere Lebensfähigkeit oder Administration des Präsidenten Pezet. Um dem General Prado

die Communication längs der Küste, so wie die Möglichkeit von Zu⸗

fuhren aus Bolivien oder Chili abzuschneiden, hat die Regierung die Häfen Islay und Quilca in Blokadezustand erklärt. Aus den nörd— lichen Provinzen lauten die Berichte besonders ungünstig für Pezet, während überall Unruhe und Verwirrung herrscht. Von einer Ge schäftsthätigkeit ist kaum zu reden, und es mag mehrerer Jahre be— dürfen, ehe das Land die durch die gegenwärtige Krise herbeigeführ— ten Verluste verwindet.

In Central-Amerika haben sich die Verhältnisse noch eben

so wenig geordnet, wie in manchen südamerikaninschen Staaten.

Es war der Regierung von Honduros noch nicht geiungen, den Aufstand in dem Bezirk von Olancho zu unterdrücken, im Gegen— theil, die Insurgenten hatten Olanchito, Manto und San Francisco erobert und die Offiziere der Regierungspartei über die Klinge springen lassen. Ein neuer revolutionairer Ausbruch bedroht die Sicherheit der Regierung von San Salvador. Mit meh—

eren andern Städten haben sich San Miguel und La Union zu

Gunsten des Expräsidenten Barrios ausgesprochen und ihn der jetzt in Panama verweilt zur Rückkehr aufgefordert, damit er an die Spitze der einstweilen von dem General Cabanas geleiteten Bewegung trete. Die Regierung zieht ihre Streitkräfte zufammen, zwei Corps, unter Gonzales und Fatruch, sind bereits nach dem

üden abgegangen, um die Aufständischen anzugreifen. Sar gg gef ten mahl in Guatemalana war mit 28 Stimmen gegen 27 zu Gunsten des Feldmarschalls Vincente Cerna aus- gefallen; Cerna hat die Wahl angenommen und wurde gegen Mitte Juni in der Hauptstadt erwartet. Von den Stimmen der Minori⸗ sät waren 25 für in. r n. Gonzales, Victor Zavala abgegeben worden. Jose ih. 26. e n nn machte sich die der Zuckerernte ungünstige Witterung sehr fühlbar. Allgemein wurde über den zur frühen Eintritt der Regenzeit geklagt. Auf Granada fürchtete man, daß die Saison noch hinter der des Jahres 1861 zurückstehen werde. Brasilien. Die Truppen von Paraguay haben, nach Be richten aus Rio de Janeiro vom 8. Juni, Lorrientes, die Hauptstadt des gleichnamigen argentinischen Staates, erreicht. Die Brasilianer mußten sich zurückziehen, da im Heere viel Krankheit

herrschte.

2 für Marschall

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bürean.

als sehr zufriedenstellend bezeichnen und die Pacification des ganzen Landes als bevorstehend verkündigen. Florenz, Freitag, 30. Juni, Abends. Die Nazione⸗ erklart die Mittheilungen der ⸗-Opinione« über die Unterhandlungen mit dem päpstlichen Stuhle für ungenau. Richtig sei nur, daß der Papst den Eid für die Bischöfe abgelehnt habe, unrichtig sei aber, daß der Papst eingewilligt habe, Bischöfe zu ordiniren, welche den Gesetzen des Staates zu gehorchen versprechen. Der päpstliche Stuhl habe

über diesen Punkt keine Gegenvorschläge gemacht. Auch die Mit⸗

theilung der ⸗Opinione =, betreffend das Exequatur, sei ungenau. Rom hat vielmehr erklärt, daß es das Exequatur überhaupt nicht genehmigen könne, und daher auch nicht in Unterhandlungen über die Form desselben eintreten könne.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Am 2. d. fand ein Knecht in ö Pflü gen 35 . l Jahre hindurch bestellten Ackers eine Urne mit 122 kleinen sehr alten . ermü r die er . seinem Herrn einhän Letzterer hat von dem Funde Anzeige gemacht. 16. . irre; Cölner Hen ee erren 9st von Anfang diesed Semesters ab, nachdem Professor Böhme aus. Gesundheitsrücksichten seinen Abschied eingereicht hat, für den Unterricht im Sologesang die berühmte Gesang ˖ lehrerin Frau Mathilde Marche si, geb. Graumann, aus Paris gewonnen

worden.

Statistische Mittheilungen.

Rübenzucker Fabrication im Zollverein in der Periode 1859 1864:

Verarbeitete Rüben Zoll ⸗Centner. 14. 724,308

Zahl der Betriebsjahre. aktiven r fh

1850 51

London, 29. Juni. den die ersten fünf Ronate d. J. umfassenden zu dem entsprech im der Ausfuhr des Vereinigten Königreiches. t, im Monat Mai die Ausfuhr der erst g 069,060 Pfd. nahme; 1863 w Baumwollfabrikate w 4 r 3M70M7,981 Pfd. (Mai 1864 4247,05 Pfd. d. * zum Werthe von 18,411,451 Pfd. lent 18,116 058 Pfd.) ezportirt. Der Import roher Baum d. J. 6116653 Etr, in den ersten fünf Monaten d. J. 2 gegen das Jahr 1864 die Zahlen 997/244 resp. / 661 aufweist.

Juli zusammentreten. zu io * Häuser des Landtags und Sachverständige aus den Kreisen der Betbeiligten,

ein 110. und ein 4Pfünder. . ihrem hinteren Theile, der Verschluß, Ladung und Geschoß aufnimmt, be · deutend stärker, als im vordern, der dem Geschoß nur seine Richtung und Bewegung anweist, dessen Haltbarkeit daher bedeutend weniger in Anspruch

genommen wird,

/

Sandowko bei Mogilno beim Pflü⸗

tungen fehlen noch ganz.

2637022 Ctr, wo-

Gewerbe und Sandels⸗Nachrichten. ö. Breslau. Nach einer Mittheilung des Herrn Oberpräsidenten, be richtet die »Prov. Ztg. f. Schles« wird die vom Herrn Handels minister zur Vorbereitung eventueller legislatixzer Maßnahmen betr. die Aenderung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen über das Coalitionsrecht der Ar-

beitgeber und Arbeiter einzuberufende Commission im Laufe des Monats

Es sollen zu dieser Commission Mitglieder beider

sowohl der Arbeitgeber als der Arbeiter zugezogen werden, und die Bres lauer Handelskammer ist demgemäß aufgefordert worden, einen Fabrikbesitzer und einen Fabrikarbeiter, sowie einen Handwerksmeister und einen Hand- werksgehülfen vorzuschlagen. . Ueber die Krupp'schen Fabrikate aufder Internationalen

Ausstellung dieses Jahres zu Köln macht die »Köln. Z. folgende Mittheilung: »Die ausgestellten Gußstahl Kanonen sind ihrem Kaliber nach

Was die äußere Form betrifft, so sind sie in

Elegant ist diese Form gerade nicht zu nennen, aber zweckmäßig; gefälliger für das Auge ist allerdings die Gestalt der alten

Bronzegeschütze, die an ihrem vorderen Ende eine Verstärkung, den Kopf, tragen und in ihrer ganzen Länge weniger große Differenzen im äußeren Durchmesser ; 2 . . Sinterladung konstruirt und gezogen. Paris, Sonnabend, 1. Juli, Morgens. Der heutige Mo⸗

niteur« enthält Korrespondenzen aus Mexiko, welche die Situation

nach dem Prinzip der Verschluß n .

r. Krupp selbst angegeben besteht aus einem einfachen Keil, der i. 110Pfünder durch eine Schraube mit Kurbel, beim 1Ffünder durch eine Hebelvorrichtung gehandhabt und festgestellt wird. Neu ist die zu Grunde liegende Idee keineswegs, im Gegentheil waren die ersten gezogenen Hinterladungsgeschüße, mit denen im Jahre 1846 auf der Eisengießerei des Barons v. Waͤhrendorf zu Aker in Schweden durch den damaligen sardini· schen Artillerie Capitain Cavalli Versuche angestellt worden, ebenfalls mit einem einfachen Keil verschlossen, der allerdings weniger haltbar war und seinen Zweck nur mangelhaft erfüllte, während der vorliegende Verschluß bei großer Einfachheit äußerst solid und bequem zu handhaben erscheint und bei dem 4fünder eine außerordentliche Schnelligkeit des Ladens langeblich 6 Mal in der Minute) gestattet. Zur vollständigen Dichtung dient der bei den preu · ßischen gejogenen Geschützen eingeführte Kupferring die sogenannte Kupferliede· rung). Der 110Pfünder hat 76 feine und scharskantige, der 4Hfünder 12 breite und flache Züge, welche erst auf 3 von hinten beginnen, während der hintere,

Beide Rohre sind

Der

darbieten.

zur Aufnahme der Ladung und des Verschlusses bestimmte Theil der Boh⸗ rung glatt ist. Das

Rohrgewicht des 1104Pfünders ist 80 Etr., das des 4Pfünders 55 Ctr. Die fertige Granate wiegt bei ersterem 110 Pfd., bei letzterem 875 Pfd. Die Bohrungs ⸗Durchmesser sind 7 Zoll, resp. 3 Zoll. Das Zündloch ist in einem kupfernen Stollen angebracht, die Richtvorrich⸗ Der 110Pfünder findet in Seefestungen und Küstenbatterieen Anwendung; seine Bestimmung ist die Zerstörung der schmiedeeisernen Platten der Panzerschiffe. Seine Schuß weite beträgt bei · nahe eine deutsche Meile und trifft er hier ein Kriegsschiff noch mit genügen⸗ der Sicherheit. Der 4fünder ist ein leichtes Feldgeschütz, die zugehörige Blocklafette französischer Construction und die Protze mit englischer Gabel deichsel sind bei Schmieder und Mayer in Karlsruhe gebaut. Beide Geschützrohre sind für Rußland bestimmt. Außerdem erregen die Aufmerksamkeit zwei Spitzgeschosse von Gußstahl für gezogene Geschützt von 9, xresp. 11 Zoll Durchmesser, die im Stande sind, 6Gzöllige schmiedeeiserne Platten zu durchbohren, Die Gewichte dieser Geschoffe sind 300, resp. 600 Pfd. Der fertige Schuß bei letzterem kostet an 206 Thlr. (ein theures Vergnügen, das zugehörige Geschützrohr soll 500 Ctr, wiegen. Die Geschosse sind auf der Drehbank abgedreht und in .

wendig mit einer Kammer zur Aufnahme der Sprengladung versehen, die durch eine Schraube verschlossen wird. Auswendig werden sie noch mit Blei

umgossen.

Zur Beruhigung diene, daß diese Geschosse ebenfalls für Rußland

bestimmt sind, der theuerste Schuß bei uns bis jetzt nur 5 Thlr. kostet.

Der Gußstahl ist heuzutage das vorzüglichste Geschüßmaterial, seiner all ·

gemeinen Anwendung steht nur der hohe Preis im Wege (1 Ctr. Gußstahl ße 50 Thlr., 1 Etr. Gußeisen 5 6 Thlr.. Fr. Krupp ist bis jetzt der Einzige, der Gußstahl in solchen Dimensionen darzustellen vermag, wie sie zu schweren Geschützen erforderlich sind. Sein Fahri⸗ cations verfahren ist bekanntlich strenges Geheimniß. J Die vorzüg lichen Eigenschaften des Gußstahls als Geschützmaterial sind seine Festigkeit, Elastizität, Geschmeidigkeit und Härte; in Bezug auf letztere Käberkagt ihn allerdings das Gußelfen, das aber in Folge selner Sprödig. keit die Gefahr des Zerspringens mit sich bringt und daher sehr starke Di⸗ mensionen und bedeutendes Rohrgewicht nöthig nacht. Die Dauerhaftigkeit der Gußstahl - Geschützrohre ist unbegrenzt, die Sicherheit gegen das Zersprin· gen eine absolute. Formveränderungen im Innern des Rohrs, so wie Er- weiterungen desselben, wie bei der Geschützbronze, treten nie ein. Die Festig · keit des Gußstahls erlaubt eine bedeutende Verringerung der Metallstãrken, doch ist derselben dadurch eine Grenze gesetzt daß ein zu leichtes Geschütz rohr durch den vermehrten Rückstoß beim Schießen die Lafette zu sehr an- greift, ein gewisses Minimal -Rohrgewicht daher für jede Gattung erforderlich ist. Eine gut treffende feindliche Vollkugel macht ein Gußstahlrohr allerdings unbrauchbar, während gußeiserne Rohre in dieser Hinsicht größere Wider standsfähigkeit zeigen. Einen Beweis für die Zähigkeit des Krupp schen Gußstahls liefern die in verschiedenen Richtungen gebogenen Eisenbahn . Schienen, doch dürfte auch hier der hohe Preis einer allgemeinen Anwen dung noch im Wege stehen, der zwar eben so wie bei lee ee n, . durch die größere Bauerhaftigkeit mit der Zeit wieder compensirt wird. Vor der Hand dürfte fich ihre Anwendung wenigstens für Bahnhoͤfe empfehlen, wo bei dem fortwährenden Rangiren der Züge die Haltbarkeit der Schienen bedeutend mehr angegriffen wird, als auf den Strecken. Die ausgestellten Eisenbahn - Wagenräder und Achsen von. Gußstahl bilden mit den Geschütz= rohren die Haupt- Fabricationszweige des Krupp schen Etablissements. Die ausgedehnte Anfertigung von Gewehrläufen von Gußstabl ist in Aussicht genommen. Hat man diesen Fabrikaten die gebührende Aufmerksamkeit