1865 / 225 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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dauern konnte. Diesem Zustande mußte ein Ende gemacht werden. Welche Wege waren hierzu offen? Den einen Weg können wir wohl als einen verlassenen bezeichnen. Es widerspräche nicht nur der Staatsklugheit, son dern auch dem mindest zarten Rechtsgefühle, wenn das Grundgesetz über die Reichsvertretung den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern im Wege des Zwanges aufgensthigt, wenn uralte verfassungsmäßige Rechte, welche so⸗ wohl in dem Kaiserlichen Handschreiben vom 20. Ottober, als auch in dem Februar Patente selbst (Art. II.) ihre neuerliche Anerkennung gefunden haben, mit einem Machtspruche und einem Akte der Gewalt beseitigt werden woll ten. Statt zu einem Abschlusse unserer Verfassungswirren zu kommen, wäre damit nur der Anfang zu neuen Wirren in den Verfassungs zuständen des Reiches gemacht. Der zweite und wohl der einzig übrig bleibende ist derjenige des Versuches einer Verständigung mit den legalen Volksvertretern in den Königreichen Ungarn und Croatien. Soll dieser Weg zu einem Ziele führen, so ist die erste Bedingung, daß derselbe auf beiden Seiten frei und offen stehe denn wenn auf der einen Seite ein Weg be— treten würde, den man auf der andern als einen unbetretbaren ansieht, so wäre ein Entgegenkommen, ein Zusammentreffen, eine Verständigung eine Unmöglichkeit.

Ber erste Schritt nun in dem Verständigungswerke kann nur damit gemacht werden, daß sowohl das Kaiserliche Diplom vom 20. Oktober 1860 als auch das Patent vom 26. Februar 1861 dem ungarischen und kroatischen Landtage zur Annahme vorgelegt werden. Hiermit aber ist das Recht dieser Landtage anerkannt, sich über Annahme, Verwerfung oder Modification dieser Urkunden auszu- sprechen. Es ist nun aber eine rechtliche Unmöglichkeit, daß ein Gesetz, welches seine Rechtskraft über die ganze Monarchie erstreckt, die Verfassungs⸗ verhältnisse der ganzen Monarchie zu regeln bestimmt ist, und in dieser All- gemeingültigkeit eben seinen Charakter hat, dem einen Theile des Reiches zur Berathung, d. h. Annahme, Verwerfung oder zu Modifications ˖ Anträgen vorgelegt werde, während es in dem anderen Theile als ein für das ganze Reich zu Recht bestehendes und wirksames angesehen wird. Ebenso wäre mit einem solchen Vorgehen jeder Weg zu einer Verständigung abgeschnitten, weil von dem einen Theile nicht verlangt werden kann, daß er in die Berathung eines Gesetzes sich einlasse, dessen Rechtsgiltigkeit und Wirksamkeit man nicht nur für sich, sondern auch für ihn aleichsam als Beginn der Verhandlung vor— anstellt. Die Einwendung, die hier gemacht werden könnte, daß der Fort- bestand der Rechtswirksamkeit des Grundgesetzes für einen Theil des Reiches den Verhandlungen des ungarischen und kroatischen Landtages nicht ent— gegenstehe, indem im Gesetze selbst der Weg zu seiner Abänderung bezeich- nei, somit in ihm selbst die Möglichkeit zu seiner Abänderung gegeben sei, entbehrt jeder Begründung. Das Grundgesetz eröffnet allerdings die Möglichkeit zu seiner Abänderung, es bezeichnet aber auch gleichzeitg das Organ, durch welches und zwar nur durch dieses allein eine solche Abänderung er— folgen kann. Dieses Organ ist der Reichsrath. Allein diese verfassungs · mäßig für Abänderung des Grundgesetzes kompetente Behörde existirt in Wahrheit nicht, so lange die Landtage von Ungarn und Croatien nicht ihre Vertreter in dieselbe fenden: ohne diese ist sie als Reichsrath der ganzen Monarchie eine Fiction. Die Forterhaltung der Wirksamkeit des Grund⸗ gesetzes über die Reichsvertretung ist daher eine Unniöglichkeit, wenn in der Regelung der verfassungsmäßigen Zustände des Reichs auch nur ein erster Schritt gemacht werden will.

Die Sistirung des Grundgesetzes bringt jedoch keineswegs eine Sistirung des verfassungsmäßigen Zustandes des Reiches überhaupt mit sich;, denn das Grundgesetz für sich allein ist noch keineswegs die Verfassung des Neiches, sondern, wie der Art. VI. des Februarpatents es selbst ausspricht, bildet der Inbegriff der vorausgegangenen, der wieder ins Leben gerufenen und der neuen Grundgesetze die Verfassung des Reiches. Der klarste Beweis liegt übrigens darin, daß zur gleichen Zeit, wo die Wirksamkeit des Grund- gesetzes sistirt wird, die Landtage in allen Theilen des Reiches zum Beginne ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit einberufen werden. Unangetastet bleibt den Völkern des Reiches das Recht, welches unser allergnädigster Herr aus dem Schatze seiner Machtvollkommenheit ihnen abgetreten hat, das Recht der Antheil— nahme an der Gesetzgebung, und feierlich sichert Er es ihnen neuerdings in dem Mani⸗ feste zu. In der Sistirung der Wirksamkeit des Grundgesetzes oder mit anderen Worten des Reichstathes liegt unvermeidlich auch die Sistirung der Wirksamkeit des engeren Reichsrathes. Das Grundgesetz kennt nur einen Reichsrath; es bestimmt die Art und Weise seiner Zusammensetzung, die Wahlart seiner Mitglieder, deren Zahl und Vertheilung auf die einzelnen Länder, deren Scheidung in ein Herren- und Abgeordnetenhaus, deren Kom petenz. Der engere Reichsrath mit der ihm im 5§. 11 dieses Gesetzes ein geräumten Kompetenz ist nicht eine selbstständige, auf sich selbst ruhende, für die Länder diesseits der Leitha aufgestellte Gesammtvertretung, sondern als aus dem allgemeinen Reichsrathe hervorgehend besteht er nur so lange, als dieser besteht. Es ist somit abermals eine rechtliche Unmöglichkeit, die Wirksamkeit des Reichsrathes zu sistiren und die des engeren fortdauern zu lassen; eine Forterhaltung der Wirksamkeit des engeren hei gleichzeitiger Stillstellung der Wirksamkeit des allgemeinen Reichstages könnte nur mit. telst einer neuen Fiction geschehen, wodurch aber demselben eine ganz neue und zwar außer aller Verfassungsbestimmungen gelegene Rechtsgrundlage angedichtet werden müßte. .

Solcher Fictionen jedoch haben wir genug genossen, sie haben uns zu jenem Zustande geführt, wo wir wiederholen die ernsten Worte des Kaiserlichen Manifestes das Recht aller Völker in seiner Grundlage bedroht wird, es wäre ein trauriges Zeichen der Verblendung der Kaiserlichen Regierung, wenn sie in dem Momente, wo sie das Werk der Gründung realer Verfassungs— zustände in Angriff nimmt, den Anfang dazu mit einer neuen Verfassungs⸗ fiction machen wollte. Seinen Völkern hat Se. Majestät einen verfaffungs⸗· mäßigen Zustand zugesichert; das Kaiserliche Wort soll nun zur That und die Hindernisse weggeräumt werden, die seiner Lösung bisher entgegenstanden. Die Bahn ist nun frei gemacht, auch der Weg, welcher eingeschlagen wird, liegt klar vorgezeichnet. Die Achtung, welche dem legitimen Recht und dem constitutionellen Prinzipe gezollt wird, spricht sich deutlich in dem Vorgange aus, welcher in den oͤfflichen Königreichen zur Lösung der Verfassungöftage

eingebalten wird und ist ein Beweis des Geistes, welcher die Kaiserliche gierung überhaupt in der ganzen Angelegenheit leitet. n. Lemberg, 21. September, berichtet die Wiener Stg.“ : Dj Gazeta Narodowa ˖ nimmt in ihrem heutigen Leitartikel das Kais ; liche Manifest mit Enthusiasmus auf. Mit demselben Verttaue mit welchem der Kaiser und die Regierung die Reich organisen in die Hände der Vertreter der Völker legen und von der Barn barung mit ihnen abhängig machen, werden dieselben Krone . Regierung umgeben und ans Werk gehen. Vor den großen ihne vorgesteckten Zielen und Aufgaben werden kleinliche Parteibestrebhn gen zum Schweigen gebracht werden. J Pesth, 21. September. (W. Ztg.) In Verbindung mit de Landtagseinberufung hat es der K. Tavernicus für nothwendig ö achtet, bei der Statthalterei eine staatsrechtliche Central Kommsso und ein besonderes staatsrechtliches Landtags ⸗Departement zu bille Den Vorsitz desselben wird der K. Tavernicus führen; als Mi. glieder fungiren der Präsidentenstellvertreter Bartal und vier Stat. haltereiräthe. »Pesti Naplo« und ⸗»Pesther Lloyd. widmen ö Einberufungsschreiben warme Worte der Anerkenng. »Naplo. oa

die Regierung könne eine arbeitbereite, energische und leidenschaftz.

lose, patriotische Unterstützung seitens der Nation finden. Großbritannien und Irland London, 21. Septen ber. Ihren Aufenthalt in den schottischen Hochlanden wird Ihn Majestat die Königin bis in die erste Woche des November hinch verlängern, und dann von Balmoral nach Windsor zurückkehren Der Prinz und die Prinzessin von Wales dagegen beabstt tigen schon am 23. k. M. Abergeldie mit Marlborough house zu vertauschen, in London jedoch nur wenige Tage zu verweilen in

ihr Gut Sandringham in Norfolk zu ihrem Wohnsitze bis gegn

Weihnachten zu machen. Lord Brougham, welcher sich gegenwärtig auf seinem Land—

sitze Brougham Hall in Westmoreland aufhält, hat vorgestern seinen

87. Geburtstag gefeiert.

. Der britische Gesandte am italienischen Hofe, Hr. Henry Elliot, ist aus Florenz in London eingetroffen. Der hiesige preußisch

Botschafter Graf Bernstorff hat sich nach St. Leonardt bei Hak— tings begeben, um mit seiner Familie einige Wochen an der Secküͤst zuzubringen.

Prinz Amadeus von Italien hat in Begleitung des Marquiz

von , eine Reise nach Dublin angetreten; er gedenkt sich n Irland acht bis zehn Tage aufzuhalten. Vor seiner Abreise empfing

er den Marquis von Molins (den kürzlich in London eingetroff—

nen neuen Gesandten Spaniens) im italienischen Gesandtschasts—

gebäude. Noch einige Verhaftungen sind in Dublin vorgenommen waͤr—

den. Im Allgemeinen wird es der Polizei jetzt schon schwer, dir

Verdächtigen habhaft zu werden; denn mancher wohlbekannte Pa—

triot, dessen Stimme noch vor wenigen Tagen laut erscholl für die

Sache der Freiheit und Unabhängigkeit, hat sich inzwischen unscht— bar gemacht. Von manchen Seiten dringt man auf die Einsehunz einer Spezialkommission seitens der Regierung, damit der Haupt. prozeß schnell und sicher geführt werde und einen um so größeten Eindruck auf die aufständisch gesinnten Gemüther mache. In den kleineren Orten werden hier und da noch manche Fenier don da

Polizei aufgehoben und wegen gesetzwidrigen Exercirens, Absingens

aufrührerischer Lieder, Majestätsbeleidigungen zur Untersuchung ge—

zogen. Wirkliche Aufregung herrscht nur in Cork; man tel graphirt sogar von einer Panik und einem Andrange zu den Ban.

fen. Die Polizei ist daselbst noch verstärkt worden; 500 Constablet

sind in Cork, und in den nahen Kasernen liegen 2000 Mann Sch

daten. Eine Festlichkeit, bei welcher man eine große fenische Demon—

stration befürchtet hatte, das Wettrennen bei Limerick, ist in ung

störter Ruhe von Statten gegangen. In Limerick sowohl wie in Waterford sind Truppen stationirt worden; doch scheint das Fenier⸗ thum in der dortigen Gegend sein Haupt nicht erhoben zu haben.

Frankreich. Paris, 21. Septen: ber. Der Abend. Mont— teur meldet, daß die Königin Isabella von Spanien, laut amt— licher Anzeige, in gesegneten Uuständen sei und daß die zur Fer dieses glücklichen Ereignisses drei Tag lang öffentliche Lustbarkeiten stattfinden sollen.

Der Munizipalrath von San Sebastian hat beschlossen, deu Saal, in welchem der Kaiser und die Königin von Spanien iht Zusammenkunft gehabt, mit einer dieses große Ereigniß verewigen. den Inschrift zu versehen. .

Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze

21. September. (Osts. Ztg) Der bekannte Wohlthätigkeitssinn zer Warschauer Bevölkerung hät sich durch die überaus zahlreiche V. theiligung an den unlängst im Sächsischen Garten zum Besten dit Abgebrannten und der verwaisten Soldatenkinder veranstalteten zun Concerten, verbunden mit Pfandlotterieen, wieder glänzend bewaͤhtt. Durch das erste dieser Concerte, an dem sich 50 600 Menschen le. theiligten, ist eine Einnahme von über 16,000 SR., durch da zweite, dem ca. 15,000 Menschen beiwohnten, eine Einnahme ven „500 SR. erzielt worden. Bei der Bank -Filiale in der deutschen

werks mit seinen Truppen vor den angreifenden deutschen Ver—

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abrikstadt Lodz ist neuerdings ein Escomte Comtoir errichtet und hemselben zur Escomtirung von Wechseln vorläufig die Summe von o00 SR. zur Disposition gestellt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 18. September. In der Nacht uuf gestern ist hier, wie bereits telegraphisch angezeigt worden, der

Heneral à la suite in der Armee, Christian Julius de Meza, hroßkreuz vom Dannebrog und Dannebrogsmann, mit Tode abge⸗

angen. Der Verstorbene war am 11. Juni 1792 in Helsingör cboren und vor dem Ausbruche des letzten deutsch ⸗dänischen Krieges

rere Jahre hindurch kommandirender General für das Herzog. ; J ,, ,, hen 1 Er war es, der in der Eigenschaft eines . men, und es geht das Gerücht, es sei mit ihm ein Gesandter des

un . Befehlshabers der gesammten dänischen Armee dadurch ein furcht

dänischen Streitkräfte verhinderte, daß er am 6. Februar v. J. durch die Räumung des verschanzten südschleswigschen Danne—

bündeten zurückwich. Dies unbestreitbare Verdienst des Entseel— len wurde aber in der dänischen Hauptstadt nicht allein nicht aner

fannt, sondern der General mußte in Folge der wüthenden Angriffe

der eiderdänisch standinavistischen Partei, von deren Wünschen sich das damalige Ministerium Monrad leiten ließ, von dem Posten

eines Armee ·˖ Oberbesehlshabers zurücktreten und später die ihm ange

tragene Pension annehmen. Se. Majestät der König war jedoch dem hochbetagten General ununterbrochen gnädig, was schlagend daraus hervorging, daß Herr de Meza inmitten der vorerwähnten scändlichen Verdächtigungen vom General-Lieutenant zu dem in Dänemark seltenen Range eines wirklichen Generals der Infanterie befördert wurde. In politischer Beziehung zählte der General zu den aufrichtigen Anhängern des Prinzips der Aufrechthaltung der däni⸗ schen Gesammtmonarchie bis füdwärts an die Elbe.

19. September. Der vom Reichsraths ⸗Landsthing nieder= gesetzte Ausschuß zur Prüfung der Regierungs ˖ Vorlage in Betreff er Aufhebung des Sundzollfonds hat ein Gutachten erstattet. Die Najorität (Professor Bjerring, Bürgermeister Hother Hage, Etats rath Krieger und Dispacheur Wessely) proponirt unter unwesentlichen Abänderungen die Annahme des Gesetz. Entwurfes die Minorität Er- Finanzminister Andrä) findet dagegen nicht, daß augenblicklich genügender Grund vorhanden sei zur Ausführung der fraglichen Irdnung und proponirt deshalb die Ablehnung des Entwurfs. Nach den dem Gutachten angefügten Aufschlüssen bestand der Fonds am September d. J. I) aus einem restirenden Kapital Guthaben bei berschiedenen derjenigen Staaten, mit denen die Verhandlungen über die Ablösung des Sundzolls zu Ende geführt worden sind, im Be⸗ lage von ca. 12 Millionen Thalern Reichsmünze; 2) aus ver= schiedenen früher den Staats- Aktiven gehörigen Pfand ⸗Obligationen zum Belaufe von ca. 7 Millionen Thlr. R.. M., und 3) aus ver sciedenen Geld Effekten, zumeist dänischen Obligationen, im Betrage bon 11 Millionen Thlr. R. M'.

Amerika. New York, 9. September. Der herannahen⸗ den Eröffnung des Kongresses sieht man mit ungemeiner Span⸗ nung entgegen, denn es zeigen sich Vorboten einer stürmischen Session. Ja es geht das Gerücht, die radikale Partei werde den Präsidenten Johnson in Anklagezustand zu versetzen suchen; und wenn diese Angabe auch übertrieben zu sein scheint, so läßt sich doch

ine tiefe Mißstimmung der konsequenten Republikaner gegen das K jetzt nicht mehr verkennen; sie fand ihren Ausdruck

sowohl in Minnefota als in Wisconsin bei den jüngsten repu—

blikanischen Conventionen, welche den Vorschlag, eine Billigung der Johnsonschen Reconstructionspolitik auszusprechen, mit großer Mehr⸗ beit verwarfen. Schlimmen Anstoß hat dazu noch das Schreiben

des Präsidenten an den Gouverneur Sharkey von Mississippi ge⸗

geben, weil es die Garantieen einer auf wahrhaft republikanischer

Grundlage beruhenden Reconstruction des Südens beeinträchtige. Das Schriftstück lautet: , ; .

Es ö. sich wohl in jeder Grafschaft eine Abtheilung Bürgermiliʒ organisiren lassen, um die Ruhe aufrecht zu halten und den Civilbehörden der Staaten und der Vereinigten Staaten Gehorsam zu verschaffen, was die Bundesregierung in den Stand setzen würde, die Armee zu verringern and die Streitmacht größtentheils aus dem Staate zurückzuziehen, mithin die ungeheuren Ausgaben der Regierung zu vermindern. Sollte von einer ju gedachtem Zwecke gebildeten Organisation der Bürger Line Gefahr drohen, so ist das Milisair da, um jegliche Bewegung aufrührerischen Charakters bei ihrem ersten Auftreten zu unterdrücken. General Washington erklärte, das Volk oder die Miliz sei der Arm der Constitution oder der Arm der Vereinigten Staaten, und so bald es sich ausführen läßt, sollte diese ursprüngliche Ab⸗ sicht der Regierung unter den Prinzipien des großen Freiheitsbriefes, den das Volk von dem Gründer der Republik überkommen hat, wieder ins Da—

sein gerufen werden. Das Volk muß mit seiner eigenen Regierung betraut werden,

ind geschieht dies, so istmeine Meinung, daß es in Treue und Aufrichtigkeit handeln . m fn e inen Beziehungen zu allen die Union 3. denden Staaten wiederherstellen wird. Der Hauptzweck der Mission de General. Majors Karl Schurz in den Süden war der bei der Aus führung der von der Regierung eingeschlagenen Politik zur Wiederherstellung der früheren Beziehungen zwischen den Staaten und der Unionsregierung so viel wie thunlich behüflich zu sein. Hoffentlich ist diese Hülfe geleistet worden, Die Proclamation, welche die Wiederaufrichtung der Regierung des Staates

autorisirt, fordert das Militair auf, der provisorischen Regierung in der Ausübung ihrer Pflichten Beistand zu leihen und in keiner Weise der Er⸗ reichung der erstrebten Zwecke Eintrag zu thun, wenigstens nicht, ohne die Regierung von der beabsichtigten Einmischung zu benachtichtigen. Ich ꝛc. Andrew John son.« Man spricht von einer Reise durch mehrere Staaten des Sü⸗ dens, welche der Präsident mit einigen Kabinets Mitgliedern und bervorragenden Offizieren binnen Kurzem zu machen gedenkt; Rich mond soll in diesem Falle den ersten Besuch erhalten. Ein kleiner haitischer Kriegsdampfer, der »Geffrard , ist in New York angekom⸗

Präsidenten Geffrard eingetroffen, der in Washington die Hülfe der

pares Blutbad und wahrscheinlich die gänzliche Aufreibung der Unionsregierung gegen die Rebellen in Haiti zu erlangen suche.

Eine Division von sechs brasilianischen Kriegsschiffen, unter denen sich eine Eorvette und zwei Panzer-Kanonenboote befinden, hat Rio de Janeiro am 23. August verlassen, um sich nach dem La Plata Strome zu begeben.

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Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.

Altona, Sonnabend, 23. September, Vormittag. Wie die Schleswig ⸗Holsteinsche Zeitung meldet, wird zufolge eines telegra— phisch eingetroffenen Befehles die österreichische Brigade in den Her zogthümern sofort um 600 Mann dauernd reduzirt werden. Am 3. Oktober gehen abermals 690 Beurlaubte nach Oesterreich zurück, welche jedoch durch die hier eintreffenden Rekruten ersetzt werden.

Hamburg, Sonnabend, 23. September, Vormittag. Nach einem Telegramm der Hamburger Nachrichten, aus Schleswig ist der Königlich preußische Minister des Innern, Graf Eulen= burg, gestern Abend daselbst eingetroffen und von dem Freiherrn v. Zedlitz empfangen worden. Derselbe verweilt bis morgen und geht alsdann noch weiter nach dem Norden.

Paris, Sonnabend, 23. September, Morgens. Der ⸗»Moni⸗ teur. enthält ein Rundschreiben des Ministers des Innern an die Präfekten, worin dieselben aufgefordert werden, die Zeitungen ihrer Departements mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und, so oft dieselben grobe Irrthümer entbalten, die Wahrheit der Thatsachen durch Com⸗ muniqués wieder herzustellen; jedoch dürfe diese Intervention der Regierung weder zu ungeeigneten Veröffentlichungen gemißbraucht werden, noch in aufreizende Polemik ausarten.

Turin, Freitag, 22. September, Abends. Zum Jahres— gedächtniß der in den Septemberunruben Gefallenen wurde ein Trauergottesdienst unter Theilnahme der Arbeitergenossenschaften und verschiedener Comité's gefeiert. Eine zahllose Menge folgte den schwarz verhüllten Fahnen und trug Kränze auf den Kirchhof. Die Ordnung wurde nicht gestört.

Durch Königliches Dekret wird für sämmtliche Hafen Süd- amerika's eine Schiffsstation mit Montevideo als Stationsort unter Befehl eines Contreadmirals errichtet.

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Ueber das Denkmal, welches im Jahre 1860 auf dem Schlachtfelde von Roßbach in einiger Entfernung von ßem älteren aufgerichtet ist, berich⸗ ten Berliner Blätter Folgendes: Die Idee zur Errichtung desselben war

von dem Friedrich s-Verein in Maßdeburg ausgegangen. Als der ·

selbe bei der letzten Anwesenheit des Hochseligen Königs in Merseburg im Jahre 1857 um die Genehmigung zur Ausführung bat, erklärte König Friedrich Wilhelm IV, daß er es sich nicht nehmen lassen werde, die Kosten für das Denkmal zu tragen aber es gern gestatte, daß der Vexein Grund und Boden ankaufe, das Wächterhaus baue und den Unterhalt für einen Invaliden beschaffe / der das Denkmal unter seiner steten Obhut habe. Darnach ist die Sache zur Ausführung gelangt. Das Denkmal besteht aus einer hohen Steinwand, welche zugleich die Giebelwand des dahinter angebauten Wächterbauses ist, und ein kolossales, von Hagen modellirtes und von Stürmer ausgeführtes Basrelief zeigt, auf welchem eine Sieges Göttin auf wild vorsprengendem Pferde, eine preußische Standarte mit dem (Nee soli cedit) zur Sonne fliegenden Adler geschmückt in der Hand, über eine am Boden liegende Kriegergestalt dahinsprengt. Die Inschrift über dem mächtigen Steinbilde lautet: Zum Gedächiniß des Sieges, den Friedrich der Große am 5. November 1757 auf diesen Feldern über den dreifach stärkeren Feind erfochten. Errichtet von Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1860. .

In Cremona ist am 14. der durch seine medizinischen und natur- wissenschaftlichen Werke rühmlichst bekannte Arzt Cav. Gaspare Cerioli in dem Alter von 85 Jahren gestorben. Seine wichtigste Entdeckung ist die Auffindung des Nicotins.

gere , m , , . w ; 7 —/