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Erfurt, 14. Oktober. (N. Hall. Ztg.) Einer Mittheilung des Seniors des evangelischen Ministeriums, Superintendenten Ru dolphi, zufolge, ist es nach längeren Unterhandlungen den vereinigten Bemühungen mehrerer von gemeinnützigem Streben erfüllter Männer gelungen, das Eintreffen von Schwestern aus der Diaconissenanstalt in Halle zur Ausübung häuslicher Pflege zunächst an weniger bemittelten Kranken in nächster Zukunft zu veranlassen.
Nordhausen, 12. Oktober. (Magdeb. Corresp.. Um dem Uebelstande abzuhelfen, daß der Königl. Kreis Landrath mit seinen Bureaus, so wie die Kreis- Spar und Darlehnskasse öfter durch die Miethsverhältnisse gezwungen in ihren Lokalen zu wechseln haben, als auch um den Kreisständen zu ihrer geschäftlichen Thätigkeit einen bestimmten Aufenthalt zu geben, haben dieselben durch Kreistags—
Beschluß vom 9. d. M. einstimmig beschlossen, für den Kreis Nord
hausen ein Kreis⸗Ständehaus zu erbauen.
Sch leswig⸗Holstein. Husum, 14. Oktober. (Ilensb. Nordd. Ztg.) Gestern hatte unsere Stadt die Ehre, den Herrn Gou— verneur in ihren Mauern zu begrüßen. Derselbe besah in Be— gleitung des Bürgermeisters Stuhr das hiesige Schloß, dessen Ein richtung zur Kaserne schon lange von der Bürgerschaft dringend gewünscht worden ist, und gab in dieser Beziehung auch die besten Zusicherungen, wenn anderweitig eine Wohnung für den Herrn Amtmann herstellig gemacht werden könnte. Namentlich zeigte Se. Excellenz ein sehr reges Interesse für den Neubau unseres Gym nasiums, und besuchte nicht nur das alte Gymnasium, sondern auch verschiedene für den Neubau in Aussicht genommene Bauplätze, wobei derselbe es namentlich auch wiederholt anerkannte, wie wün— schenswerth es sei, das neue Gymnasium in der Stadt selbst und nicht außerhalb derselben zu erbauen, ein Plan, der bekanntlich nur aus Sparsamkeitsrücksichten in Anregung gekommen ist und keines—
wegs mit den Wünschen der Bürgerschaft übereinstimmte. Die
wiedererwachte Hoffnung auf Realisirung des zuerst von den Kolle— gien vorgeschlagenen Bauplanes hat daher auch in der ganzen Stadt die lebhafteste Freude erregt.
Kiel, 16. Oktober. (Kiel. Ztg.) Vorgestern kam mit der Eisenbahn ein Detachement des Magdeburgischen Pionier-Bataillons in der Stärke von 1 Offizier, 4 Unteroffizieren, 3? Mann und
ging Sonntag Nachmittag nach Friedrichsort. — In diesen Tagen
sind etwa 286 Mann vom Seebataillon und von der See⸗Artillerie aus der Stadt verlegt worden und zwar die See Artillerie nach Wyk und Umgegend und die Mannschaften des Seebataillons auf das gegenüberliegende Hafenufer (Wellingdorf, Diedrichsdorf 2) — Gestern Abend 103 Uhr trafen mit einem Extrazug die Rekruten des Seebataillons hier ein.
Hannover, 16. Oktober. (Hamb. Börs. Halle) Der Ge— neral⸗Secretair im Ministerium des Innern, Geh. Regierungs ⸗Rath Heinrichs, ist nach Leipzig gereist, um Hannover auf der Kon— ferenz zu vertreten, welche dort abgehalten wird, um sich über den Flächenraum zu verständigen, den Deutschland außer Oesterreich und Preußen auf der Pariser Industrie⸗Ausstellung 1867 erhält. — Das Ministerium des Innern sammelt noch immer Gutachten über die Räthlichkeit der Aufhebung der Wuchergesetze. Nachdem früher die Handels- und Gewerbevereine befragt sind und diese sich fast ohne Ausnahme für Beseitigung der Zinsbeschränkungen aus— gesprochen haben, soll jetzt der Central-Ausschuß der Landwirths—⸗ Gesellschaft in seiner Versammlung im nächsten Monat sein Urtheil darüber abgeben, ob die Aufhebung der Wuchergesetze für den Grund— besitz unbedenklich sei.
Mecklenburg. Schwerin, 17. Oktober. Aus Malaga, 9. Oktober, berichtet man dem -N. C.«: Während des Aufenthalts Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs in Lissabon ist Dem— selben von Sr. Majestät dem Könige von Portugal das Groß— kreuz des »Thurm⸗ und Schwert ⸗Ordens verliehen worden, und hat auch Se. Königliche Hoheit der Großherzog Se. Majestät den König mit den Insignien der Wendischen Krone dekorirt. Der Großherzog verließ am 2. Oktober auf dem französischen Paketboot »Ville du Havre« Lissabon und traf am 3. Oktober Nachmittags in Cadiz ein. Von hier ging derselbe mit der Eisenbahn nach Sevilla. Am fol—
genden Morgen verließ der Großherzog um 3 Uhr Sevilla, kam um
7 Uhr in Cordova an und besichtigte im Laufe dieses Tages die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Am 7. früh setzte der Großherzog die Reise mit der Eisenbahn nach Malaga fort. Einer telegraphischen Mittheilung zufolgé hatte der Großherzog am 12. d. M. Granada besucht und beabsichtigte, am 18. wieder in Madrid zu sein. Sachsen. Leipzig, 17. Oktober. (L. N. Gestern Vor— mittag 10 Uhr ist im Saale des Kramerhauses eine Konferenz von Vertretern aller mittleren und kleinen deutschen Staaten behufs einer gemeinschaftlichen Ausstellung auf der nächsten Pariser Welt⸗ Ausstellung im Jahre 1867 zusammengetreten. Den Vorsitz führte Herr Geh. Rath Dr. Weinlig aus Dresden, Vertreter Sach⸗ sens; außerdem sind anwesend die Herren Obermünzmeister v. Haindl für Bayern und Regierungs-Rath Dr. Wießner für Sachsen, Direk— tor Dr. v. Steinbeis für Württemberg, Geh. Regierungs⸗Rath Hein—
richs und Direktor Karmarsch für Hannover, Geh. Rath Dietz für
Baden, Geh. Rath Eckard und Kommerzien Rath Fink für das Großherzogthum Hessen, Ober-Bau Direktor Lasius für Oldenburg Ministerial Rath Dr. Dippe für Mecklenburg ⸗Schwerin, Regierungt Rath Hildebrand für Sachsen⸗Weimar, Regierungs⸗Rath Müller für Sachsen ⸗ Coburg ⸗Gotha, Regierungs⸗Rath Haase für Sachsen. Altenburg, Prof. Varrentrapp für Braunschweig, Finanz ⸗ Direktor Hemskerk für Nassau, Fürstenthum Schwarzburg - Rudolstadt und Fürstenthum Sondershausen durch Weimar, Kommerzien ⸗ Rath Weber für Reuß jüngerer Linie, Kommissions-Rath Dr. Lange für Anhalt Architekt Meier und Fabrikant Wichmann für Hamburg, Syndiku⸗ Dr. Böhmert für Bremen und Senator Freiherr v. Bernus sür Frankfurt.
Anhalt. Dessau, 16. Oktober. (8. Z) Prinz Georg Bern. hard von Anhalt (geb. 21. Februar 1796) ist laut eingegangenem Telegramm heute Mittag zu Dresden, wo er seit längerer Zeit lebte, verschieden. Er war der älteste und letzte Bruder Sr. Hoheit des Herzogs, der mit ihm im Laufe eines Jahres drei Brüder verlor. Bayern. München, 16. Oktober. (N. C) Nachdem heute Vormittags sämmtliche Mitglieder des Gesetzgebungs . Aus. schu sses der Kammer der Abgeordneten sich angemeldet haben, wird sofort der Dienst des Hauses geordnet und zur Fortsetzung der Aus. schußarbeiten geschritten werden. Abg. Umbscheiden hat bereits einen umfassenden Antrag an die Ausschußmitglieder vertheilen lassen, der eine Umarbeitung des zur Berathung ausstehenden VIII. Haupt— stückes der Prozeßordnung enthält und die Herstellung eines rascheren und wohlfeileren Verfahrens vor den Bezirksgerichten zum Zwecke hat. Morgen wird sich der Ausschuß zum ersten Mal wieder offiziell versammeln und dann an einem der nächsten Tage seine Berathungen wieder aufnehmen.
Hohenschwangau, 16. Oktober. (Bayr. Ztg.) Morgen Nachmittag gedenken Seine Majestät der König mit Ihrer Ma— jestät der Königin Mutter und dem Prinzen Otto, in München einzutreffen.
. Desterreich. Wien, 17. Oktober. (Wien. Ztg.) Se. Ma— jestät haben durch Verfügung ddo. Ischl den 8. Oktober d. J.
genehmigt, daß die durch Entschließung vom 9. Februar 1860 his
inelusive 1865 bewilligten Prämien und sonstigen Anordnungen für Hebung der Pferdezucht auch noch für das Jahr 1866 An— wendung finden.
Der heutigen »Wien. Ztg.« liegt der Ausweis über den Stand
der gesammten österreichischen Staatsschuld zu Ende des ersten Se
mesters (Juni) i865 bei. Danach betrug die Summe der nicht rück— zahlbaren konsolidirten Schuld um diese Zeit 1,B745, 455,815 Fl,, d. i. 24,060,009 Fl. mehr als im Dezember 1864, die Summe der rückzahlbaren konsolidirten Staatsschuld nebst Gewinnstrückständen 646,5 14,536 Fl., d. i. 344,141 Fl. weniger als Dezember 1864 die Gesammtsumme der konsolidirten Staatsschuld also 2391 Mill. 970,351 Fl., oder 23,B7 15,868 Fl. mehr als im Dezember 1861.
Die schwebende Schuld betrug 146 Mill. O65,414 Fl., oder
„984945 Fl. weniger als Dezember 1864, die gesammte Staatsschuld incl. des Kapitals, Betrag für Entschädigungsrente z. . Sö4,267 Fl., oder 17,656,932 Fl. mehr als im Dezem er 1864.
Belgien. Brüssel, 16. Oktober. (Köln. Ztg.) giesische Königspaar wird sich von hier aus, wie es heißt, zunächst nach London begeben. Gestern ist auch der Prinz Amadeus, zweiter Sohn des Königs Victor Emanuel und Schwager des Königs von Portugal, hier eingetroffen.
Die belgische Geistlichkeit scheint auf dem Entschlusse zu beharren, der Ausführung des Stipendiengesetzes durch Nichtauslieferung der Stistungs-Archive sich zu widersetzen. Der neue Bischof von Namur, Herr Dechamps, hat in seinem ersten Hirtenbriese den ihm unter— gebenen Klerus dazu angefeuert. — Die anglo-französische Arbeiter—⸗ Vereinigung hat auf Grund des Fremdengesetzes beschlossen, den nach Brüssel einberufenen Arbeiter⸗Kongreß zu vertagen und erst künftiges Jahr in Genf abzuhalten.
Großbritannien und Irland. London, 16. Oktober. Wie der »Observer« angiebt, wird das Parlament nicht vor der dritten Woche des Monats Januar zusammentreten und nach Er— wählung des Sprechers eine Woche mit der Eidesleistung der Mit— glieder hinbringen, so daß die regelmäßigen Geschäfte gegen Ende Januar ihren Anfang nehmen werden.
Frankreich. Paris, 16. Oktober. Der französische Handels Minister hat eine neue Kommission ernannt, um die Frage der Arbeitervereine in einer über Frankreich hinausreichenden Enquete ihrer Lösung näher zu bringen. Bekanntlich hatte der Kaiser in seiner letzten Thronrede versprochen, die (legalen) Hindernisse weg— zuräumen, welche sich der Bildung von Arbeitervereinen entgegen— stellen, und ein Gesetzvorschlag wurde deshalb der Kammer vorgelegt. Allein dieser Vorschlag ist nicht zur Berathung gelangt, und deshalb wird die Sache einem weiteren Studium unterworfen werden.
Das portu⸗
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Spanien. Die offizielle ⸗Gazeta⸗ von Madrid veröffentlicht das Königliche Dekret, welches die Kammer der Abgeordneten auf— löst und die Wahlkollegien auf den 1. Dezember zusammenberuft. Die neue Kammer soll am 27. Dezember zusammentreten.
Italien. Die Werbungen werden im Kirchensiaate so eifrig betrieben, daß daselbst und besonders im Süden, wo die Be— poͤlkerungen sich bisher eifrig am Banditenthume betheiligten sich laut der »France⸗ lassen, unter der päpstlichen Fahne die Grenzposten an der Stelle der Franzosen zu beziehen.
Die italienische Regierung hat nach ihrer Anerkennung von Isabella II. sofort mit dem madrider Kabinet Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrages eröffnet und provisorische Verkehrs- erleichterungen vereinbart, die schon am 1. November ins Leben treten. Zur Ausbeutung der sicilischen Schwefelgruben hat sich eine neue Hesellschaft mit einem Kapital von 25 Millionen gebildet. Ob- wohl bereits 10,000 Menschen in den Minen beschäftigt sind und spekulative Engländer und Franzosen mit Erfolg die Maschinen ein— geführt haben, so ist diese Industrie doch noch einer großen Ent⸗ wicklung fäbig.
Rußland und Bolen. Warschau, 15. Ottober. (Dresd. Journ) Staatsrath Witte General Direktor des Unterrichts- wesens in Polen, ist von St. Petersburg retournirt. Ein paar Tage vor dessen Rückkehr ist an die Regierungs⸗Kommission des öffentlichen Unterrichts aus St. Petersburg die Weisung gekommen,
bereits an die 500 Mann bereit haben finden
P
rität angenommen.
die Ein richtung der Schulen für jede einzelne Nationalität und
Konfession zu beschleunigen. besondere, nur konfessionelle Schulen, anstatt der bisherigen allge⸗ meinen erhalten werden. Nach Analogie des Verbots der Aufnahme von Kindern griechisch - unirter Konfession in andern als sür sie eingerichteten Schulen, darf also vorauszusetzen sein,
daß auch evangelische Kinder nur auf die paar evangeli⸗ schen Schulen in Warschau und Lodz beschränkt bleiben
werden, was für die Bildung der Kinder der im Lande so zerstreuten Evangelischen von großem Nachtheil sein wird. — Zur Eröffnung des Gym na siums für griechisch unirte Kinder in Biala begiebt sich nicht nur Staatsrath Witte, sondern auch der griechisch⸗ orthodoxe Erzbischof von hier dahin, welcher Letztere das Gymnasium nach orthodozem Ritus einweihen wird. —
Der bisherige Chef in der Kommission der innern Angelegenheiten,
Abtheilung für Kulten, ist als Pole dieses Postens enthoben und an seine Stelle ein russischer Beamter aus St. Petersburg eingesetzt worden. Es ist dieses zum ersten Mal, daß in dem überwiegend katholischen Polen ein Andersgläubiger den Kultusangelegenheiten vorsteht. Es ist dieses um so auffallender, als die äußerst kleine Zahl griechisch orthodoxer Bekenner bis jetzt ohnehin den polnischen Kirchenbehörden nicht untergeordnet war. — Die hiesige so junge Hochschule, eine Schöpfung des Markgrafen Wielopolsti wird nächstens einer Reorganisation unterworfen werden. Ein desfallsiger hier ausgearbeiteter und vom Staatsrath Witte befürworteter Plan hat in St. Petersburg keine Annahme gefunden. Die dort aus- gearbeitete Reorganisation soll ganz nach russischem Muster sein. Von der polnischen Grenze, 16. Oktober. (Osts. Ztg.) Ein Warschauer Blatt brachte unlängst einen dem Anschein nach aus authentischer Quelle stammenden Bericht über eine frühere Sitzung des Militairvereins der polnischen Emigration, in welcher über die Brandstiftungen in Littbauen und Polen debattirt und die Unterstützung derselben mit Geldmitteln beschlossen worden sei. Mitglieder des Vereins, welche nach der Angabe des Korrespon— denten in dieser Angelegenheit das Wort nahmen, waren namhaft gemacht und der Inhalt ihrer Reden und Bemerkungen fast wörtlich mitgetheilt. Gegen diesen Bericht haben die Emigranten Burchardt und' Sulmirski im Namen des Vorstandes des Militairvereins in
polnischen Blättern einen Protest veröffentlicht, worin sie die Angaben desselben für eine boshafte Verleumdung erklären. —
In letzter Zeit sind von russischen Kriegsgerichten wieder meh rere schwere Strafurtheile gegen beim letzten Aufstande bethei—⸗ ligt gewesene Polen vollstreckt worden. So ist vor einigen Wochen der Geistliche Rajewski, welcher die Hänge Gendarmen ver— eidigt und selbst mehrere Meuchelmorde veranlaßt haben sollte, in Kowno erschossen, ferner der ehemalige russische Ritt⸗ meister Franz Chroszezewwski aus dem Gouvernement Kiew wegen thätiger Unterstützung des Aufstandes zur Vermögens confiscation und 'Ansiedelung' in Sibirien, und der Titular-Rath Gabriel Chroszezewski aus demselben Gouvernement wegen Verheimlichung der von Insurgenten begangenen Verbrechen und falscher Denun⸗ eiation zum Vortheil des Aufstandes zu Sjähriger schwerer Arbeit
in den Festungen Sibiriens verurtheilt und die beiden letzteren an
ihren Bestimmungsort bereits abgeführt worden.
Dänemark. Kopenhagen, 15. Oktober. In der gestri⸗ gen Abendsitzung des Reichs raths-Landsthings wurde, wie bereits telegraphisch angezeigt ist wergl. Nr. 244), die zweite
Es scheint also, daß wir wirklich bald
Behandlung des Gesetzes, betreffend Kriegsentschädigung für Jütland, geschlossen. Es wurden alle Aenderungsvorschläge, gegen welche die Regierung sich erklärt hatte, verworfen, dagegen die vom Ausschuß und von Krieger gestellten, gegen welche die Re—
gierung sich nicht erklärt hatte, einstimmig oder mit großer Majo—
ität an Endlich überwies das Landsthing das Gesetz einstimmig der dritten Behandlung, wo es dann an's Folkething geht, dem es noch nicht vorlag. Es ist nämlich eine der Verbesse⸗ rungen der Novemberverfassung, daß es der Regierung freisteht, ein Gesetz auch zuerst dem Landsthing vorzulegen. Der gemeinsame Ausschuß beider Thinge in der Verfassungsfrage hielt gestern seine erste Sitzung, in der sich eine unfruchtbare, wenig Gutes verheißende längere Diskussion entsponnen haben soll.
Mit der AUebersiedelung des früheren dänischen Minister⸗Präsi⸗ denten, Bischofs Monrad, nach dem Auslande scheint es jetzt Ernst werden zu wollen. Am 18. d. M. wird die bedeutende, vorzugs- weise theologische und sprachwissenschaftliche Schriften umfassende Bibliothet des Genannten nebst Landkarten, Gemälden und Kupfer stichen öffentlich meistbietend versteigert werden.
Der hochbetagte Landgraf Wilhelm von Hessen (Vater der regierenden Königin Louise von Dänemark) erreichte im Laufe des gestrigen Tages, aus Deutschland kommend, via Korsör die dänische Hauptstadt. Auf dem Bahnhofe waren zum Empfange der König und die Königin, der Kronprinz Friedrich und die Prinzessin Dagmar, so wie zahlreiche Würdenträger und Offiziere erschienen.
Der Herzog von Ostgothland, Prinz Oskar von Schwe⸗ den Norwegen, welcher seit Kurzem nebst Gemahlin auf dem un— weit der schonenschen Küstenstadt Helsingborg belegenen Landgute »Sophienruhe = residirt, erschien nach der »Berlingske Tidende ⸗ vor gestern incognito zu kurzem Besuch in Kopenhagen. .
Der unlängst verstorbene Infanterie⸗General de Meza hat mehrere schriftliche Aufzeichnungen zur Rechtfertigung seines Verhal— tens gegenüber der Räumung des Dannewerks hinterlassen, dieselben sollen später der Oeffentlichkeit übergeben werden, jedoch erst dann, wenn mehrere darin namhaft gemachte hervorragende Persönlich keiten das Zeitliche gesegnet haben werden. Eine andere auf den selben Gegenstand bezügliche, in allgemeineren Umrissen abgefaßte Auseinandersetzung von der Hand des Entseelten dürfte dagegen alsbald im Drucke vorliegen.
Amerika. New -⸗York, 4. Oktober. Der Gouverneur von Tennessee, Brownlow, hat seine erste Jahresbotschaft erlassen. Er empfiehlt Amendirung und Erweiterung des Wahlrechts, dagegen Bestrafung überführter Rebellen mit Entziehung des Wahlrechts auf wenigstens zehn Jahre und strenge Behandlung der Führer der Rebellion. Ein polisisches oder fociales Zusammenleben der Weißen und der Farbigen auf dem Fuße der Gleichheit hält er für uner— reichbar und macht den Vorschlag, einen besondern Theil des Ge— bietes der Vereinigten Staaten den Negern zu ausschließlichem Be— sitze anzuweisen. Er verlangt ferner die volle Gleichstellung der Neger mit den Weißen, was gerichtliche Zeugenaussage betrifft, und spricht sich schließlich für die allgemeine Durchführung der Recon= structions Politik des Präsidenten aus. — Sharkey, der Gouverneur von Missisfippi, hat den Ausspruch gethan, daß nicht amnestirte Mitglieder der Legislatur ihren Sitz nicht einnehmen dürfen — eine Entscheidung, welche die Wahl des als Kandidaten für den Gouverneurposten aufgestellten Generals Humphreys un—⸗ möglich macht. Die geschäftliche Lage Mississippi's bessert sich zu— sehends. — In Alabama hat General Woods alle bischöflichen Kirchen schließen lassen, weil Bischof Wilmer sich weigerte, die Wie⸗ dereinfügung des Gebets für den Präsidenten in den Gottesdienst anzuordnen. — Wie die »New-Yorker Times wissen will, haben die Dampfer »City of Boston« und »Erin« eine Million Dollars in Obligationen der »irischen Republik. und eine Menge gedruckter und zur Verbreitung in Irland bestimmter Proclamationen nach Europa hinübergenommen.
Die bereits telegraphisch gemeldete Nachricht, daß Hr. Seward eine in drohendem Ton gehaltene Depesche an Frankxeich ge— richtet habe, findet ihren alleinigen Stützpunkt in einer Mittheilung des Korrespondenten der »Times«. In welchem Maße sie auf Au— thenticität Anspruch machen darf, ist vorerst abzuwarten.
— T. Oktober. Die Regierung kündigt in halbamtlicher Weise an, sie werde Mexiko gegenüber wie bisher eine strenge Neutralität beobachten. Der Staat Mississipp˖́ hat Herrn Humphrey zum Gouverneur gewählt und diejenigen Kandidaten begünstigt, welche sich gegen die Zulässigkeit der Neger als Zeugen aussprachen. Der Präsident Johnson hat dem Vernehmen nach Herrn Humphrey be⸗ gnadigt. Louisiana hat Herrn West zum Gouverneur gewählt und beschlossen, in einer Petition an den Kongreß eine allgemeine Am⸗ nestie, Entschädigung für die durch die Sklaven⸗Emaneipation erlit⸗ tenen Verluste und rasche Rückerstattung der eingezogenen Güter zu begehren.
Australien. Die letzten Nachrichten aus Australien sind datirt aus Melbourn, den 25. August. Mehrere Scharmützel hatten auf Neu- Seeland zwischen den Freiwilligen und den Eingebore⸗