1865 / 249 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Gegenständen versehen worden. Die sehr bedeutenden Kosten dazu wurden theils durch Zuwendungen aus Staats— fonds, theils durch Privatbeiträge aus ganz Rußland, zu denen namentlich der Kaiserliche Hof sehr reichlich beisteuerte, aufgebracht.

nöthigen

Wie groß in Rußland die Begeisterung für den Kirchen⸗

bau in den in dieser Hinsicht bisher sehr vernachlässigten westlichen

Gouvernements ist, beweist der Umstand, daß P sem Zweck nicht selten in der Höhe von 10,000 50,000 Ro. ge—

rivatbeiträge zu die⸗

währt werden. Der »Dziennik Warszawski« konstatirt den wohl⸗

thätigen Einfluß, den die Juden ⸗Emancipation im Königreich Polen 22. 9 fluß, . p g P Baumwolle 58.

Ghettos indem ihre früher

theils auf die Juden selbst, theils auf alle sozialen und Ver— kehrsverhältnisse zu äußern beginnt. Die schmutzigen in den Städten verschwinden immer mehr, in Geistesträgheit versunkene Bevölkerung sich von einem neuen Leben ergriffen fühlt, das sie zu einem anständigen treten und zu gewinnreichen Unternehmungen treibt. habenden

sondern fangen selbst ein kleines Geschäft an und fühlen sich zu Thätigkeit und Reinlichkeit angeregt. werbthätigkeit ist seit dem letzten Aufstande ein reges Leben erwacht:

dit Geschäftslokale erweitert, vermehrt und verschönert.

Element unleugbar den hervorragendsten Antheil.

Schweden und Norwegen. Der König und der Herzog von Dalekarlien kehrten gestern Abend von der feierlichen Enthüllung der Engelbrecht⸗Statue in Oerebro mit dem Eilzuge hier zurück.

Die Eröffnung des Reichstages ist heute in gewöhnlicher

Weise öffentlich verkündigt worden. Zum Landmarschall Vorsitzender über die Oeffnung einer Anzahl Häfen in Venezuela.

in Ritterschafst und Adel) hat der König den Grafen Gu stav

Lagerbjelke, zum Sprecher des Priesterstandes den Erzbischof Dr.“ H. Reuterdahl und zum Vice⸗Sprecher des Priesterstandes den

Bischof in Strengnäs-Stift, Dr. Thüre Annerstedt, ernannt.

Amerika. New-⸗- York, 7. Oktober. (Telegramm der Times.). Was die kürzlich von Herrn Seward abgesandte Depesche bezüg— lich Frankreichs und Mexikos betrifft, so versichert man, daß die Regierung der Vereinigten Staaten den ernstlichen Wunsch hegt, mit

Frankreich und der ganzen Welt in Frieden zu bleiben, daß man jedoch fürchtet, der Kongreß werde extreme Maßnahmen verlangen,

wenn fernere Truppensendungen nach Mexiko stattfinden sollten.

Die Regierung wird Alles thun, um einem offenen Bruche mit General Grant erklärt überall,

Frankreich aus dem Wege zu gehen. daß Frankreich aus Mexiko vertrieben werden müsse und prophezeit, die Unionsregierung werde bald Krieg erklären; doch billigt die Re— glerung sein Verhalten nicht.

treffen. Wie in Mobile 5800, so sind in Cairo 3500 Ballen Baum- wolle durch eine angeblich böswillig angelegte Feuersbrunst zerstört worden.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Buͤreau.

Frankfurt a. M., Sonnabend, 21. Oktober, Vormittags. Der Senat hat in seiner gestrigen Sitzung die Antwort auf die Seitens der deutschen Großmächte an ihn gerichteten Aufforderung berathen und bis auf die Schlußredaction und den formellen Ab— schluß, der in der auf heute anberaumten außerordentlichen Sitzung stattfindet, festgestellt.

Frankfurt a. M., Sonnabend, 21. Oktober, Mittags. Dem »Frankfurter Journal« zufolge hat der Senat heut in außerordent— licher Sitzung einstimmig beschlossen, die in den Noten der beiden deutschen Großmächte gestellten Forderungen energisch zurückzuweisen.

Karlsruhe, Sonnabend, 21. Oktober, Nachmittags. Die »Karlsruher Zeitung« bringt in ihrem amtlichen Theile die Er— nennung des Freiherrn von Edelsheim zum Präsidenten des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten.

London, Freitag, 20. Oktober, Abends. Der Dampfer Cuba hat Nachrichten aus New- Jork vom 12. d. in Cork abgegeben. Nach denselben hat die Konvention von Nord Carolina

Auf allen Gebieten der Ge⸗

Stockholm, 16. Oktober.

Herr Seward ist jetzt in New - York und der Präsident wird in wenigen Tagen gleichfalls hier ein⸗

die Abschaffung der Sklaverei angenommen. Der Präsident John. son hat einer Deputation aus Kentucky versprochen, daß die Militairgerichte aufgehoben und die Negertruppen verlegt werden sollten. Die Wahlen in Pennsylvanien, Ohio, Indiana und Jowa sind zu Gunsten der Republikaner ausgefallen.

Die »Cuba« überbrachte zugleich eine Baarfracht von 73,5 Dollars.

Wechselcours auf London 160, Goldagio 4535, Bonds 105

London, Sonnabend, 21. Oktober, Vormittags. Die Mi. nister sind theils hier eingetroffen, theils werden sie erwartet. Die Bildung

un des Kabinets dürfte schwerlich vor Mitte nächster Woche vollendet sein. Die wohl. Juden verlassen das Ghetto und führen auf den besten Bauplätzen die schönsten Wohngebäude auf; die ärmeren rechnen nicht mehr auf die Unterstützung der reicheren Glaubensgenossen,

Die Uebernahme der Premierschaft durch Russel gewinnt an Wahrscheinlichkeit und vermuthet man, daß derselbe vorläufig daz Portefeuille des Auswärtigen beibehalten werde.

Die am 20. Oktober ausgegebene Nr. 42 des »Pr. Handels

‚. . Archivs enthält: in den Städten entstehen eine Menge Neubauten, neue Genossen⸗

schaften zu Handels und industriellen Zwecken werden angeknüpft, An diesem regen und reichen Geschäftsleben, das nach der furchtbaren Katastrophe des Aufstandes wie durch einen Zauberschlag hervorgerufen ist, hat

das von den unwürdigen mittelalterlichen Fesseln befreite jüdische .

1) Das Gesetz vom 13. September d. J., betreffend Beförderung im Umherziehen aufgekaufter Gegenstände und die Aufhebung des Verbots, Ge— werbescheine zum Suchen von Bestellungen auf Edelsteine 2c. in Preußen zu ertheilen (ef. St. Anz. Nr. 243).

2) Das Verbot der belgischen Regierung vom 11 Oktober e, betreffend die Ein. und Durchfuhr von Schafvieh und sonstigen frischen Abfällen die.

3) Die Tarifsätze der Eingangsabgabe von Kleie, rothem Siccativ und Extrakten aus adstringirenden Hölzern und Rinden vom 1. Juli d. J. ab in Spanien.

4) Mittheilung, betreffend die Tarifirung für Blei vom 10. Juni d. J ab in Spanien.

5) Ferner von den in Neu -Süd-⸗Wales eingetretenen Zollverände— rungen.

6) Bekanntmachung des britischen Handelsamtes vom 2. Oktober e

Y) Statistik der Brauereien in Preußen und in denjenigen Ländern und Gebietstheilen des Zollvereins, deren Regierungen mit Preußen die Uebergangsabgabe von Bier als eine gemeinschaftliche theilen, fr das Jahr 1864 (vergl. »St. Anza Nr. 239.

8) Weitere Mittheilungen über Norwegens Handel und Schifffahrt im Jahre 1863 und zwar Norwegens Schifffahrt im Verkehr mit den deutschen Häfen an der Nordsee, mit Holland, Belgien, Großbritannien und

Irland, sowie mit Frankreich.

9) Jahresbericht des Preußischen Konsulats zu Almeria für 1864. Handel und Schifffahrt von Nantes in 1863 und 1864 nach den Berichten des preußischen Konsulats daselbst. Jahresbericht des preußischen Konsulats zu Rorrköping für 1864. Jahresbericht des preußischen

Konsulats zu Smyrna für 1861. 10) Mittheilungen aus Berlin, Tilsit, Danzig, Glogau, Gleiwitz, Halle a. S, Bielefeld, Düsseldorf, Essen, Wien und Lima.

Die Nr. 88 des »Ju stiz-Ministerialblatts« enthält unter Nr. 6! ein Erkenntniß des Königlichen Ober- Tribunals vom 6. September 1865,

das ausspricht: 1) der Begriff der »Verstümmelung« im Sinne des §. 193 des Strafgesetzbuchs ist rein thatsächlich, wird derselbe streitig, so ist er in

der den Geschwornen vorzulegenden Frage durch die genaue Angabe der thatsächlichen Umstände des Einzelfalls zu ersetzen (vergl. Oppenhoff, Straf gesetzbuch zum §. 193 Nr. 3. Desgl. desselben Rechtsprechung des Ober. Tribunals Bd. 5, S. 330). 2) Der gänzliche Verlust des Gehörs auf einem Ohr stellt eine »Verstümmelung« dar.

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Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Der Bauer und Schöppe Christopnh Franz zu Stüdenitz in der OstPriegnitz hat bei Ausgrabung der Fundamente zu einem Stallbau eine Urne gefunden, welche 64 Stück Goldmünzen sehr alten Gepräges in der Größe von Friedrichsd'ors und Dukaten, jedoch von dünnerer Be— schaffenheit, enthielt. Jahreszahlen haben sich auf den Goldmünzen nicht befunden, dagegen verschiedene ältere Wappen und dergleichen Zeichen. Die Goldmünzen sind an den General Direktor der Königlichen Museen einge— sandt worden.

Zur bevorstehenden Enthüllung des Melanchthon - Denkmals in Wittenberg am 31. Oktober d. J. sind schon jetzt bei R. Herrossé in Wittenberg Medaillen zur Erinnerung an obige Feier erschienen. Die Me— daille hat die Größe eines preußischen Thalers, auf der Vorderseite das Brustbild Melanchthons mit der Angabe des Geburts- und Todestages und rings um den Rand eine der Inschriften, die sich auf Melanchthons Denkmal befinden. Die Rückseite der Medaille trägt die Worte: »Zur Gedächtnißfeier des 31. Oktober 1865 in Wittenberg.“ Ebenso giebt die genannte Buchhandlung ein Festbild zur Erinnerung an die Melanchthon . Feier heraus, die beiden Denkmäler Luthers und Melanchthons neben ein— ander darstellend. In symmetrischer Uebersicht befinden sich unter den Denkmälern die sämmtlichen Inschriften derselben. Außerdem sind auf der Ruckseite des Bildes Erläuterungen zu den Inschriften des Melanchthon Denkmals angegeben.

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(Mecklenb. Ztg.) Sicherm Vernehmen zufolge hat Herr Professor von Meibom in Ro st ock einem aus Tübingen an ihn ergangenen Rufe Folge geleistet und wird dort zu Ostern k. J. den bisher vom Professor Dove, der Michgelis nach Kiel gegangen ist, innegehabten Lehrstuhl für deut. sches Recht u. s. w. einnehmen. .

Am 18. Oktober wurde in Weinsberg das Denkmal Justinus Kerners enthüllt. Am Fuße der Weibertreuey, neben dem wohlbekannten Dichterhause, steht der Denkstein, welcher in seiner Mitte ein überlebensgroßes Medaillonbild des Dichters in Erz enthält. Das Bild ist vom Bildhauer Roller nach einem Modelle Herdtle's gearbeitet, von Pelargus gegossen; Architekt Beyer hat das Denkmal entworfen. .

Eine interessante Publication ist im Winter von dem in Brünn auf Urlaub weilenden deutschen Literar - Historiker Dr. Br at ranek zu er⸗ warten. Nach Brünn hat ihn die Herausgabe des Briefwechsels des Grafen Sternberg mit Goethe gezogen, da er dort in der Bibliothek des Franzens -Museums die Quellen für die Einleitung und die kritischen Noten zu dem Buche zu finden hofft. Der Briefwechsel umfaßt die Zeit von den zwanziger Jahren bis zum Tode Goethe's und es wird dadurch eine bisher sehr wenig beleuchtete Lebensperiode des Dichterfürsten in sehr vielen Beziehungen erläutert. Die Zahl der Briefe beträgt 85, der Inhalt ist dem bedeutendsten Theile nach naturwissenschaftlich. Der Herausgeber ist zu der Publication dieses Briefwechsels durch eine ausdrückliche Vollmacht des Enkels, Wolfgang Freiherrn von Goethe, preußischen Legationsrathes in Wien, autorisirt worden, und hat ihm die Familie eine Reihe Korrespon.— denzen des Großvaters mit den hervorragendsten Raturforschern seiner Zeit zur Verfügung gestellt, die bei Muße des Dr. Bratranek ebenfalls ihren Weg in die Oeffentlichkeit machen dürften. . ö

. Der ehemalige Erzieher des Herzogs von Montpensier, Herr An toine de Latour in Sevilla, einer der wenigen französischen Schriftsteller, welche dem Studium der spanischen Literatur mit Liebe und wissenschaft— lichem Ernst obliegen, hat soeben mit einer Uebersetzung der Sainetes« des Ramon de la Cruz (ef. v. Schack, Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Spanien, Bd. III. S. 485 seq.,) wieder einen glänzenden Beweis seines vor den schwierigsten Aufgaben nicht zurückschreckenden Eifers abgelegt. Auch ein Band eigener Gedichte »Fleures de Gastille et d Andalousie«, wird von Herrn Antoine de Latour angezeigt, dessen im Jahre 1855 bei Tévy in Paris erschienenes Werk » Etudes sur l'Espagne« noch immer zu dem Besten und Gründlichsten gehört, was von Franzosen über Spanien geschrieben worden ist.

Statistische Nachrichten.

(Ueber den Tabaksbau in den Zollvereinsstaaten.) In Nr. IX. der diesjährigen »Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern« berichtet Dr. Seuffert über die Ergebnisse des Tabaksbaues in Bayern und einigen andern Zollvereinsstaaten im Jahre 1864. Diesem Berichte entnehmen wir Folgendes: .

Die Größe des Tabaksfeldes betrug in preußischen Morgen:

1861. 1862. 1863. 18654.

21.906. 27580. Noch nicht

bekannt.

58. 118,5. 106.

1515. 2144. 2436. 262. 673.

755. 20616. 29,468. . nicht 697. 886.

bekannt.

915. 1,982. 3, 844. 5007. ;

Thuͤringen ni, ,,, Man kann auf Grund der Ausdehnung in früheren Jahren anneh— men, daß 1864 im Ganzen 90,0900 preuß, Morgen mit Tabak bestellt waren und die Gesammternte dürfte auf 600,000 Etr. zu veranschlagen sein. In Bayern betrug der Ertrag pro Morgen etwa 6 Etr und war daselbst der höchste Mittelpreis pro Ctr. 26 Fl. 24 Kr. gegen nur 16 Fl. 15 Kr. in 1863, der niedrigste 5 Fl. 2 Kr. gegen 9 Fl. 31 Kr. in 1863, woraus sich ergiebt, daß die besseren Sorten im Preise bedeutend gestiegen, dir schlech . teren gefallen sind. In runder Summe wird der Geldertrag im Zoll— verein auf 55 Million Thlr. geschätzt.

Hannover , ne,, .

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten. In dem Zeitraume vom 1. bis 15. September 1865 wurden

Steinkohlen, Bra unkohlen und Coaks.

Tonnen. 110717

95215 11 205932 6607 10431 ö.

Eisenbahnen 12170 25

Summa 22601 1 J 265 In einem aus Stettin, den 22. September datirten Artikel in Nr. 228 der »Vossischen Zeitung« war auf die Störungen hingewiesen, welche die Schifffahrt zwischen Stettin und Berlin in Folge der gerin gen Wassertiefe im Finowkanale, auf der Havel und der Spree in diesem Jahre zu erleiden habe und dabei bemerkt: die seichten Stellen im Finow kanale seien die Haupthindernisse der Schifffahrt, Sachverständige glauben,

Transport ˖ Torf Brennholz

weise. Klaftern. 7367

zu Wasser hõ96

auf den Eisenbahnen

Summa zu Wasser auf den

in Berlin ein— geführt:

aus Berlin ausgeführt:

daß mit einer Summe von 10000 Thlrn. die flachsten Stellen des Finow= kanals sich würden ausbaggern lassen und der Handelsminister würde sich ein Verdienst erwerben, mit Hülfe der Provinzial - Regierungsbehörde oder durch einen besonderen Kommissarius über die traurige Beschaffenheit des Finowkanals auch nähere amtliche Information einzuziehen. Der »Voss. Zeitung« ist in Folge dessen von betreffender amtlicher Stelle die nach- folgende Mittheilung zugegangen:

Eine solche Untersuchung hat stattgefunden. Es hat sich dabei ergeben, daß die Angaben und Voraussetzungen des bezeichneten Artikels nicht zu= treffend sind. Im Finowkanal ist auch in diesem Jahre in seiner ganzen Ausdehnung und bis in die neueste Zeit ein für die Stromschifffahrt ge⸗ nügend tiefer Wasserstand vorhanden gewesen. Die allerdings eingetretene und beklagenswerthe Stockung der Schifffahrt hat nicht in seichten Stellen des Finowkanals, sondern in dem ungewöhnlich niedrigen Wasserstande der Havel von der Einmündung des Kanals in dieselbe bis zum Tegler See un— weit Hennigsdorf ihren Grund. Aus diesem Grunde müssen beladene Kähne, welche den Kanal passirt haben und in die Havel wollen, leichtern. Wegen der geringen Breite des der Havel zunächst belegenen Oranienburger Kanals muß das Ableichtern schon im Melzer Kanal vorgenommen wer— den, welcher noch ausreichendes Wasser enthält, um entgegenkommende Schiffe durchzulassen, wenn auch zwei Fahrzeuge Behufs des Ueberladens neben einander liegen. Dies und nicht eine Mangelhaftigkeit im Finow⸗ Kanal ist die Veranlassung, aus welcher gerade im Melzer Kanal eine so große Anzahl von Fahrzeugen aufgehalten worden ist. Durch die unter Zuziehung eines Schifferältesten aus Berlin bei dem Lagern und Ableichtern der Schiffe gehandhabte strenge Ordnung und durch die vorsorg— lich getroffene Einrichtung, daß zeitweise 6 Zoll Wasser aus der Kanalstrecke zwischen der Melzer und Oranienburger Schleuse und selbst aus der Scheitel strecke dem langen Trödel in die untere Havel gelassen worden, um hier den Wasserstand so viel zu heben, wie es ohne Gefährdung der Schiffbar— keit des Kanals selbst irgend zulässig ist, ist der Erfolg erreicht, daß noch immer 50 bis 60 Schiffe täglich, mit einer auf 25 Fuß Tiefe reduzirten Ladung, durch die untere Havelstrecke bis in den Tegeler See haben gebracht werden können. Wie in diesem ungewöhnlich trockenen Jahre auf allen Wasserstraßen ohne Ausnahme die Schifffahrt zu leiden hat, machen diese Uebelstände sich auf dieser Strecke der Havel besonders geltend, weil dieselbe oberhalb ihrer Verbindung mit der Spree nur sehr spärliche Zuflüsse erhält. Bei dem verhältnißmäßig starken Gefälle der betreffenden Havelstrecke ist diesem Uebelstande nicht durch Baggern, sondern nur durch den Bau einer neuen regelrechten Kanalhaltung neben der Havel unterhalb der Pinnower Schleuse etwa bis Hennigsdorf abzuhelfen und es wird in nähere Erwägung genommen, ob und mit welchen Kosten auf diese Art einer Wiederkehr ähnlicher Mißstände vorgebeugt werden kann.

Ueber die Versuche mit Sprengsl schreibt der Bote« aus Hirsch⸗ berg, 17. Oktober. Im Laufe der vergangenen Woche haben bei den hie— sigen Eisenbahnbauten mehrfache Versuche mit Nobels patentirtem Sprengöl Nitroglycerin) stattgefunden. Ein solcher fand auch gestern bei dem Durch— stiche am Kreuzberge (vor dem Viadukt) hierselbst statt und hatte folgende Resultate: In dem einen 6 Fuß (davon 5 Fuß im festen Gestein) liefen Bohrloche gelangten 20 Loth Sprengöl zur Verwendung und es wurden durch die Explosion 5 Schachtruthen vollständig gelöst und 7 —8 Schacht- ruthen gelockert. In dem andern 5 Fuß (4 Fuß im Gestein) tiefen Bohr loche wurden 15 Loth Sprengöl verwendet und durch die Wirkung der Exg= plosion J1—8 Schachtruthen theils gelöst, theils gelockert, so daß zwei Arbeiter zwei Tage mit der Räumung des durch beide Schüsse gelösten und gelockerten Gesteins zu thun haben. Der Kostenpreis des Sprengöls stellt sich auf etwa 1 Sgr. 2 Pf. pro Loth. Gleich günstige Resultate stellten sich auch bei den Versuchen im Tunnel bei Rohrlach, in den Durch— stichen bei Hartau und Gotschdorf, so wie auf dem hiesigen Bahnhofe her— aus, und es sind in Folge dessen bereits namhafte Bestellungen bei den Herren Bauunternehmern gemacht. Daß im lockern Gestein für das Auge die Wirkungen nicht so eklatant hervortreten können, ist sehr natürlich, und daher mögen sich wohl einige bereits vernommene divergirende Urtheile schrei⸗ ben. Es hat sich aber bei dem Versuche auf hiesigem Bahnhofe, der an fänglich erfolglos schien, nachträglich die vollständige Lockerung der Stein und Geröllmasse herausgestellt, so daß die Räumung derselben ohne weitere Schwierigkeit erfolgen konnte. Lockere Steinmassen zerreißen blos bei der Anwendung des Sprengöls. Hauptsache hierbei ist, das Gel in Patronen zu verwenden, welche das Entweichen desselben in Risse 2c. nicht gestatten. Bei der Explosion ist dann nur ein Beben zu bemerken, wäbrend nach Außen hin die Wirkung weniger sichtbar wird. Anders ist es beim festen Gestein. Hier erregt, wie dies auch die Versuche beim Hartauer Durchstich ergeben haben, die Wirkung der Explosion geradezu Erstaunen. Die Kraft des ex⸗ plodirenden Nitroglycerins wird als die 20fache von der des Pulvers be— zeichnet. Jedenfalls steht dem Robelschen Sprengöl eine bedeutende Zu— kunft in Aussicht. Das gewöhnliche Sprengpulver ist an sich billiger, der Hauptvortheil des Sprengöls aber liegt in der größeren Wirkung desselben, abgesehen von der Arbeitsersparniß beim Bohren der Sprenglöcher und der rascheren Förderung der Arbeit.

Zellerfeld, 12. Oktober. Obgleich es seit zwei Tagen, meldet der Magd. Corresp.«, immer ein wenig geregnet hat, so sind doch die vorhan⸗ den gewesenen Wasservorräthe so sehr konsumirt, daß bereits sämmtliche Schachttreibereien auf dem Zellerfelder Hauptgrubenzuge, auch fast alle Steigkünste im Klausthaler Grubenreviere stille stehen und die armen Berg- leute die Hunderte von Lachtern nach sauer vollbrachter Schicht aus den tiefen Schächten auf Leitern schweißtriefend heraussteigen müssen. In den Gruben sind große, losgemachte Erzmassen aufgehäuft und können des Wassermangels wegen nicht herausgetrieben werden. Auch die Pochwerke werden immer mehr ruhig und die Arbeiter sollen deshalb beim Wegebau Beschäftigung finden.

Trier. Die hiesige Zeitung schreibt: »Schon in Römerzeit hat es hier ausgedehnte Töpfereien gegeben, welche sich auch in späterer Zeit hier erhalten haben. Sowohl die römischen Töpfer, als auch die mittelalterlichen Auler hatten zu Löwenbrücken ihre Werkstätten aufgeschlagen. Noch heute sind hier verhältnißmäßig viele Töpfereien vorhanden, welche ihre Produkte