1865 / 268 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ich ohne Regierung bin, das Schiff nebst seinen Geschützen, sonstigen Waffen

Maschinen, Vorräthen, seinem Takelwerk und seiner ganzen Ausrüstung der Regierung Ihrer Majestät zu übergeben, damit sie so über dasselbe verfüge, wie sie es in ihrer Weisheit für gut befindet. Ich habe die Ehre, hoch- achtungsvoll Ew. Herrlichkeit gehorsamer Diener zu sein.

as. J. Waddell, Commandeur.

12. November. Der angebliche Chef der Fenier, Stephens,

ist gestern in Irland verhaftet worden. Dem »Observer zu— solge will Rufsell das bisherige Kabinet möglichst unverändert er⸗ alten. . Ueber den Aufstand auf Jamaika bringt die 2. Ausgabe der »Times folgendes Telegramm aus Liverpool: ; kommenes Schreiben aus Nassau N. P. vom 23. Oktober sagt, daß der Dampfer »Plantagenet« am 23. von dort mit 259 Soldaten unter Major Mac Bean nach Jamaika abgegangen ist. Baron von Kettlelirt war eines der ersten Dpfer der Schwarzen. Ein Geistlicher wurde in Stücken gehauen. Die Behörden übten sehr summarische Justiz. Mit Ausnahme einer einzigen schwarzen Compagnie operir, ten alle englischen und schwarzen Truppen im Felde. In Port Royal benahmen die schwarzen Truppen sich prachtvoll. gent! war nach Barbadoes abgegangen, um das 3. Regiment Buffs zu holen.

Frankreich. Paris, 10. November. ze geht der Hof bis zum 15. Dezember nach Compiegne, wohin nicht zwei und nicht vier, sondern drei Serien Gäste geladen worden. Mac Mahon traf heute in Paris ein; er bringt seine Familie mit, als sei er Willens, nicht wieder auf seinen Posten zurückzu— kehren, wenn seine Ansicht nicht durchdringen sollte.

Heute wurde das hier erscheinende Journal »l'ẽpoque« in der Person seines Geranten und Chef- Redacteurs, Ernest Feydeau, wegen Verbreitung falscher Nachrichten zu 300 Franken Geldbuße verurtheilt.

Der General⸗Prokurator Dupin ist gestorben.

Spanien. Aus La Granja, 10. November, wird telegra phirt: »Die Königin hat in Folge einer leichten Unpäßlichkeit einen Tag lang das Bett gehütet. Der Hof wird am 19. d. Mts.

nach dem bei Madrid gelegenen Lustschlosse Pardo oder nach der

Hauptstadt selbst abreisen.«

Griechenland. Athen, 7. November. Während der sechs

Tage dauernden Ministerkrifis war hier eine große Aufregung. Das.

Militair war consignirt.

Türkei. Triest gemeldet: »Die Pforte wird die Sanitäts-⸗Konferenz nur unter der ausdrücklichen Bedingung beschicken, daß dieselbe nicht die gering— sten politischen Befugnisse erhalte.«

Alegandrien, 9g. November. Der Vicekönig hat die Schulden der Fellahs von Ober-Aegypten auf eigene Rechnung übernommen und dieselben dadurch von den sie seit mehreren Jahren drückenden Lasten befreit. Ferner hat der Vicekönig die Errichtung einer Eisen—⸗ bahn von Cairo nach Ober⸗Aegypten beschlossen. Die Agitation in Sudan ist vollständig unterdrückt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. November. Die ⸗Deutsche Pet. Ztg.“ theilt ein Kaiserliches Edikt vom 24sten Oktober an den dirigirenden Senat mit, welches also lautet:

»Durch die Edikte an den dirigirenden Senat vom 25. Dezember 1862, 26. November 1863 und 27. Oktober 1864 haben Wir befohlen, behufs Verstärkung der Mittel des Reichsschatzes, eine Ergänzungssteuer zu der Kopfsteuer von den Bauern zu erheben. Nachdem Wir es einer im Reichsrath durchgesehenen Vorstellung des Finanzministers gemäß für nothwendig erachtet, diese Steuer auch für das Jahr 1866 fort- dauern zu lassen, befehlen Wir, dieselbe nach denselben Grundsätzen und in denselben Maßen, welche für die Jahre 1863, 1864 und 1865 festgesetzt waren, auch für das Jahr 1866 zu erheben.“

Aus Polen, 7. November, wird der »Pos. Ztg.« geschrieben: Die heut begonnene Ausloosung der Militairpflichtigen zur Ein— stellung ins Heer verspricht einen ruhigen Verlauf nehmen zu wollen. Es sind die Maßregeln, welche man besonders in den Gestellungs— orten getroffen, allerdings von der Art, daß Ezzesse in größerem Umfange nicht gut möglich; indeß dürften diese doch nicht als die Hauptursache der guten Haltung in den Reihen der sich Gestellenden anzusehen sein. Als solche ist wohl eher der Umstand zu betrachten, daß nach einem neueren Erlaß eine Herabsetzung der Dienstzeit bis

auf 5 Jahre angeordnet ist, und daß schon nach vollendetem zwei⸗

ten Dienstjahre die Leute auf Urlaub von 2 bis 3 Monaten An⸗ spruch haben, eine Vergünstigung, die der russische Soldat früher gar nicht kannte.

Seit etwa drei Wochen ist bereits gegen 400 Gutsbesitzern in den verschiedenen Bezirken die Benachrichtigung zugekommen, daß die Entschädigungsbeiträge für sie festgestellt worden und die Renten— briefe in der Ausfertigung begriffen seien. Wie man hört, sollen sich bereits Leute (wahrscheinlich Agenten spekulativer Financiers) zeigen, welche Angebote auf die zu erwartenden Liquidationsscheine

isberr Höhe von 70 bis 75 pCt. machen und Vorschüsse darauf zahlen.

Ein hier ange⸗

Der Ur⸗ fast einjähriger Untersuchung

Morgen Nachmittag

Aus Konstantinopel, 4. November, wird über

Von der polnischen Grenze, 10. November, wird der »Ostsee · Ztg.« geschrieben: Wie dem »Dz. pozn. aus Wilna mit. getheilt wird, befindet sich der außerordentliche päpstliche Nuntius Msgr. Franchi bereits in Petersburg. Auch der General⸗Gouver— neur von Litthauen, v. Kauffmann, und drei Mitglieder des Wilnaer Domkapitels sind nach Petersburg berufen worden, wahr— scheinlich um an den Konferenzen über die Verhältnisse der katholi schen Kirche in Litthauen Theil zu nehmen. Ich habe seiner Zeit berichtet, daß die polnische revolutionäre Regierung im Jahre 1863 versucht hatte, zur Unterstützung des polnischen Aufstandes im Kasan— schen und den benachbarten Gouvernements des mittleren Rußlands durch Agenten eine Revolution hervorzurufen. Die Anstifter dieser beabsichtigten Revolution, die in der Stadt Kasan zum Ausbruch kommen sollte, waren: 1) Hieronymus v. Kieniewiez, Sohn eines polnischen Emigranten, 2) der aus dem russischen Dienst ent— lassene Lieutenant Czerniak, 3) Stabs- Capitain v. Iwanicki, 4) Lieutenant Mroczek, 5) der aus dem Dienst entlassene Unter—⸗ lieutenant v. Starkiewicz. Die revolutionären Umtriebe wurden entdeckt und die genannten Personen, mit Ausnahme des flüchtigen Czerniak, verhaftet und vor das Kriegsgericht gestellt. Das nach vom Kriegsgericht erlassene Urtheil lautete auf Todesstrafe, welche im Juni v. J. an Kieniewicz, Iwanicki, Mroczek und Starkiewiez in der Nähe der Stadt Kasan vollstreckt wurde. Sechs Mitschuldige wurden zu langjähriger schwerer Arbeit in Sibirien verurtheilt. Inzwischen ist auch der nach Entdeckung der Verschwörung flüchtig gewordene ehemalige Lieutenant Czerniak zur Haft gebracht und dem Kriegsgericht zur Aburtheilung übergeben worden. Das gegen ihn erlassene Urtheil lautete ebensalls auf Todesstrase wegen Hochverraths und wurde am 23. v. M. in der Nähe der Stadt Kasan vollstreckt. Der Commandeur des Kasanschen Militairbezirks, General-Lieutenant Siemiakin, hat in einem Tagesbefehl vom 23. Oktober den ihm untergebenen Truppen das Resultat der kriegsgerichtlichen Unter—

suchung gegen die Anstifter der Verschwörung und die Vollstreckung der gegen dieselben ergangenen Todesurtheile bekannt gemacht.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Novem— ber. Das Projekt der Befestigung Stockholms ist jetzt von der be— treffenden Kommission ausgearbeitet, die Befestigung soll aus einer äußeren und inneren Linie bestehen und 3—37 Millionen Thaler Preuß. Cour. kosten.

Dänemark. Kopenbagen, 9. November. Wie ⸗»Dag—⸗ bladet«, meldet, hat Bischof Monrad am Dienstag sein Mandat als Folkethingsabgeordneter für den 4. Wahlkreis des Amtes Maribo zum Reichsrath und Reichstage niedergelegt. Er soll noch an dem—

selben Abend nach London abgereist sein, von wo er nur zurück—

kommen wird, um seine Familie abzuholen.

Nach der Staatsrechnungsablage war der Betrag der Staats— aktiven am Schlusse des vorigen Finanzjahres, soweit sie die Be— willigung des Reichsraths betreffen, 4,706,060 Thlr. und 614,000 Thlr., soweit sie die Bewilligung des Reichsraths betreffen. Der Oere— sundsfond betrug zur selbigen Zeit 30,946,000 Thlr.; hiervon standen als zu Gutehabend bei Rußland, Frankreich, Schweden, Norwegen, Portugal, Preußen, Bremen, Mecklenburg⸗Schwerin und Venezuela 12,943,000 Thlr. Von dem übrigen Belauf waren ca. 6,975,000 Thlr. in Prioritäts⸗ Obligationen angebracht, 9,486,000 Thlr. in dä— nischen Obligationen, 1,017,000 Thlr. in norwegischen 421proz. Obli— gationen und 930,700 Thlr. in russischen H proz. Obligationen. Die Domainen des Landwesens haben im vorigen Finanzjahr ca. 289,000 Thlr. eingebracht, während man auf 361,000 Thlr. Rechnung gemacht hatte. Dagegen war der Ertrag des Wald- und Jagdwesens ca. 519,000 Thlr., während man nur auf 96,000 Thlr. gerechnet hatte. Von den schleswigschen Domainen waren eirca Sö,000 Thlr. eingegangen, welche wesentlich von Einnahmen her— rührten, die auf Alsen und Aerrö erhoben waren. Die Zoll— intraden, im Königreiche eingegangen, betrugen nur 6,410,009 Thlr. oder 341,000 Thlr. weniger als berechnet. Von den schleswig⸗ schen Zolleinnahmen sind reichlich 42,000 Thlr. erhoben.

Aus der Rechnungsablage des Marineministeriums ist zu er— sehen, wie viel jedes der während des Krieges ausgerüsteten Schiffe gekostet hat; die gesäammte Ausgabe der ausgerüsteten Schiffe hat für die ganze Dauer des Krieges 2,105,500 Thlr. betragen. Die nach dem Frieden nicht mehr für die Armee und Marine brauch— baren Gegenstände haben beim Verkauf 623,000 Thlr. eingebracht; davon haben die vom Kriegsministerium verkauften Gegenstände ca. 548.000 Thlr. eingebracht, wovon allein 454,000 Thlr. als Ueberschuß beim Verkauf der Remontepferde eingingen. Bei dem Marineministerium gingen nur 75,00 Thlr. ein, größtentheils durch den Verkauf der Fregatte »Rota« und des Dampfschiffes »Herthaä«.

Die allgemeine Wittwenkasse besaß am Schlusse des vorigen Finanzjahres nur noch 205,700 Thlr. Da die jährlichen Ausgaben diesen Betrag übersteigen, so wird der Staat vom näch— a , wm n. an die Auszahlung der Pensionen ganz übernehmen müssen.

Im Widerspruche zu den Angaben mehrerer deutscher Blätter,

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in denen von den günstigen dänischen Finanzzuständen die Rede ge— wesen ist, bemerkt die amtliche Berl. Tid., daß nach der neuesten Staatsrechnungs - Ablage die dänische Staatsschuld um reichlich 28 Mill. dän. Thlr. Cour. 21 Mill. Thlrn. preuß. gesteigert wor den ist, indem die gesammte Staatsschuld am 1. April 1863 nur reichlich 104 Mill. Reichsbankthaler (Schuld der Gesammtmonarchie 95 734/000 und die besondere dänische Staatsschuld S378, 0900 Rbthlr.), am 1. April d. J. dahingegen 132,1 10,000 Rbthlr. betrug. Das amtliche Blatt fährt alsdann fort: »Wohl sind die Herzogthümer nach dem Friedenstraktat zur Entrichtung von 29 Mill. der älteren Staatsschuld verpflichtet, allein die Staatskasse büßt andererseits durch den Verlust der Herzogthümer jährliche Ueberschüsse im Be⸗ trage von ca. 4 800,000 Rbthlrn. ein, nämlich: Domainen etwa

706000 .„Zollintraden etwa 3,800,000 und lauenburgische Einnah⸗ e. ter z men etwa 300,000 Rbthlr. Andererseits entbehrt die Staatskasse Ergänzungsheft (Nr. 16) zu den bekannten »Geographischen Mittheilungen«

ö de di 6 inbeträchtlichen Ueber⸗ ( ,,,, aus demselben Grunde die ebenfalls nicht unbeträchtlichen U Beitrag zur Geographie und! Erforschung der Pöls, Rurgi nen bestadet: gn

schüsse der direkten Steuern, während die Zinsen für den auf die Herzogthümer übertragenen Theil der Staatsschuld nicht mehr als (a. 1200, 000 Rthlr. ausmachen. Wir erfahren also hieraus, welche Bürden in Folge einer vermehrten Staatsschuld, deren jährliche Zin— sen die Höhe von mehr als 5. Mill. Rbthlrn. erreichen, auf dem Königreiche Dänemark lasten.«

Amerika. New⸗Hork, 1. November. Es wird in Abrede gestellt, daß Wade Hampton zum Gouverneur von Süd-⸗Caroling gewählt worden sei; vielmehr habe Orr eine Mehrheit von 500 Stimmen über Hampton erlangt. Ihren früheren provisorischen Gouverneur Perry hat die gesetzgebende Versammlung von Süd— Carolina zum Mitgliede des Senats der Vereinigten Staaten ge— wählt. Die Convention von Georgien hat einstimmigen Be— schlusses die Sklaverei auf ewig abgeschafft erklärt. Dem provisori⸗ schen Gouverneur des Staates ist von Herrn Seward zu wissen gethan worden, daß der Präsident keinen Staat als einen loyalen, zur Union zurückgekehrten ansehen könne, der irgend welchen Theil der Rebellenschuld für gesetzlich verpflichtend erkläre. Wie vorauszusehen, wird jetzt wieder geleugnet, daß Vorbe— reitungen zur Eröffnung des Jefferson Davisschen Pro— zesses i . worden seien. John Mitchell ist auf An— ordnung dess Präsidenten, welcher von einer irischen Deputation darum gebeten worden war, in Freiheit gesetzt worden. In New— York haben die Fenier eine Versammlung abgehalten, vor welcher der Lokalvorsteher erklärte, es würden binnen Kurzem zahlreiche fenische Kaperschiffe auf der See schwimmen; mehrere würden augen— blicklich in New⸗York ausgerüstet. Eine Invasion der Fenier scheint man in Canada sehr zu fürchten; die canadische Regierung beabsich tigt angeblich, eine Armee von 40000 Mann zur Bewachung der Grenze aufzustellen.

Daß Caleb Cushing im Begriffe ist, nach England zu reisen, um bei der Ordnung der Alabama⸗Ansprüche mitzuwirken, wird wiederholt behauptet. Herr Seward hat von der Aufhebung aller in britischen Häfen den amerikanischen Schiffen auferlegten Beschrän— kungen amtliche Mittheilung empfangen und in Folge dessen den Flottensecretair Herrn Walles ersucht, den Offizieren seines Depar— tements anzuzeigen, daß die amerikanische Flotte von nun ab der britischen Nation jede Zuvorkommenheit und Gastlichkeit zu er— weisen habe.

Asien. Kalkutta, 7. Oktober. det, daß der Feldzug gegen Bhutan unwiderruflich beschlossen ist, aber erst gegen Ende Dezember beginnen wird. Im westlichen

Theile von Borneo dauern die Feindseligkeiten zwischen den Insur⸗ Ein Angriff der ersteren auf den holländischen Posten in Kebibu wurde jedoch mit beträchtlichem Ver⸗ In den aufständischen Bewegungen, welche

genten und den Holländern fort.

luste zurückgeschlagen. China heimsuchen, scheint ein Stillstand eingetreten zu sein. In

Shanghai wurde der oberste britische Gerichtshof für China und Der dortige Provinz⸗Gouverneur hat den Chinesen

Japan eröffnet. verboten, fremde Schiffe zu chartern.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen-⸗Büreau.

Brüssel, Montag, 13. November, Vormittags. Durch König liches Dekret, datirt Ardenne vom 12. November, hat der König das Entlassungsgesuch des bisherigen Justizministers Viktor Tesch angenommen. Der Deputirte Bara hat das Portefeuille der Justiz übernommen.

Aus authentischer Quelle erfährt man, daß die Differenzen zwi— schen der römischen Kurie und dem Kapitel von Köln betreffs des Cölner Erzstuhls gehoben sind. Das Kapitel behält das Präsen— tationsrecht, wird aber unter den vom Papste und von dem Könige von Preußen genehmigten Kandidaten zu wählen haben. Msgr. Ledochowski soll in dem Mitte nächsten Monats statt⸗ findenden Konsitorium präkonisirt werden.

zu Schiff im Spitzbergenschen Meere (S. 16).

Aus Kalkutta wird gemel⸗

Die Bromberger Regierung macht unter dem 27. resp. 29. Oktober bekannt, daß die Tollwuth unter dem Rindvieh in Chwalkowo, Kreis Gnesen, und in Smilowo, Kreis Chodziesen, fo wie der Milzbrand unter dem Rindvieh in Rudkemühle, Kreis Wirsitz, erloschen und nachdem die Reinigungsmaßregeln ausgeführt sind, die Sperre dieser Ortschaften auf— gehoben worden.

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Von der Beliebtheit Mirza Schaffy's Lieder liegt wieder ein , , . . eben erschienenen sechszehnten Auflage (Berlin 1865, Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei R. v. Decker) vor Augen. 57 : ö

Spitzbergen und die arktische Central-Region von Dr. A. Petermann (Gotha, Justus Perthes) ist ein eben erschienenes

überschrieben, in welchem sich eine Reihe von Aufsätzen und Karten als

einem Vorwort, giebt, Hr. Dr. Petermann eine kurze Uebersscht der bisher in seiner Zeitschrift erfolgten Publicationen über den für die Interessen der Schifffahrt, des Handels und der maritimen Politik Deutschlands

so hochwichtigen Gegenstand und knüpft daran eine Besprechung der gegen-

wärtigen Publication, aus welcher wir einige Bemerkungen zur Orientirung bier folgen lassen. Die vorliegende Sammlung besteht aus Aufsätzen und

Karten, die der Zeitfolge nach, mit Petermann's Vortrage in der Geo—Q graphen -Versammlung zu Frankfurt a. M. am 25. Juli d. J. beginnen

und an den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit heranreichen. Jener Vortrag hat, wie der Herr Verf. hervorhebt, vorzugsweise einen nationalen Zweck, nämlich den gebildeten und patriotisch gesinnten Theil des deutschen Volkes, die Vorurtheilsfreien seiner wiffenschaftlichen Män- ner und, Geographen, und endlich die Thatkräftigen feiner Forscher und Reisenden, die Unternehmenden seiner Seeleute und Rheder auf, die Wichtigkeit der Erforschung der arktischen Central— Region in geographischer und kulturhistorischer Beziehung aufmerksam zu machen und ihr Interesse und ihre Hülfe zur Ausrüstung und Absendung einer wissenschaftlichen Expedition mit Berücksichtigung nautischer und kom— merzieller Zwecke anzusprechen. Die dazu gehörige Karte stellt die Ent- deckungsgeschichte der polaren Regionen unserer Erde und den gegenwärtigen Stand unserer Kenntniß derselben dar. Indem Karten oft auf Einen Blick mehr sprechen als ganze Bände, so wagt Herr P. zu hoffen, daß diese Karte besonders den Punkt zu Jedermanns Ueberzeugung bringen wird, daß die Erforschung der noch unbekannten arktischen und antarktischen Re- gionen zu Schiff geschehen sollte, und nicht zu Schlitten, wie es die Urbeber des englischen Planes zu einer neuen arktischen Expedition, Osborn und Markham, wollen.

In weiterer Ausführung des Vorworts wird darauf hingewiesen, wie der Frankfurter Vertrag die Erwärmung ausgezeichneter deutscher Seeleute für die Sache und das Zustandekommen der durch Capitain Werner aus- gerüsteten Recognoscirungsfahrt bewirkte, welche freilich durch englische Maschinerie so bald sollte vereitelt werden. Der in dem vorliegenden Hefte enthaltene Aufsatz (S. 14 25) bringt ausführlichen Bericht darüber. In ihm empfiehlt Herr Dr. P. als ganz besonders wichtig der Aufmerksamkeit das Schreiben des russischen Admirals Lütke,

der gewichtigsten Stimme, der höchsten lebenden Autorität über den Kern

punkt der ganzen Angelegenheit, nämlich die Möglichkeit des Vordringens . Auch die eingehende Mit- theilung des Capitains Richards, des gegenwärtigen Hydrographen der eng- lischen Admiralität, ist von höchstem Belang. Der Bericht aus der »Hansa«, Zeitschrift für deutsches Seewesen, der dem zweiten Aufsatz an=

gefügt ist, enthält Einiges über den Plan der eigentlichen, größeren deut- schen Nordfahrt für nächstes Jahr. Der dritte Aufsatz nebst Karte

enthält die Resultate der wichtigsten und gründlichsten aller bis jetzt in den arktischen oder antarktischen Regionen in gleich hohen Breitengraden aus- geführten Forschungen und Arbeiten, nämlich die schwedische Auf nahme von Spitzbergen, der sich an Gediegenheit nichts Aehnliches an die Seite stellen läßt. Und doch wurden diese Arbeiten lediglich in ein paar Sommermonbten, ohne Ueberwinterung, ausgeführt und mit höchst geringen Mitteln, besonders im Vergleich zu den Englischen Ezpeditionen. Diese Schwedischen Arbeiten ermöglichten u. ag auf der Karte die Verbrei- tung dreier wichtiger Naturprodukte darzustellen; die Lokalitäten, wo Kohlenlager, besonders zahlreiche Rennthierheerden und ein großer Reichthum von Treibholz vorkommen. Auch hatte man bis jetzt gar keine Ahnung vdn dem großen Fischreichthum bei Spitzbergen und der Bäreninsel, von dem im fünften Aufsatze die Rede ist. (S. 31 —39.

Der Bericht über die deutsche Rordfahrt (S. 39—66) im Jahre 1827 zeigt, wie leicht nach Norden in der Richtung des Petermannschen Planes vorzudringen ist und mit wie wenig Mitteln und Zeitaufwand wichtige wissenschaftliche und andere Resultate zu erreichen sind, denn man muß nur bedenken, daß Herr v. Löwenigh auf seiner kleinen Vergnügungsfahrt in seiner kleinen Schaluppe dem Pol näher gekommen ist, als alle die großen englischen Expeditionen zur Aufsuchung Franklin's und eine eben so hohe Breite erreicht hat als Kane und Hayes mit ihren Schiffen (etwa 18277). Wie viel Aufklärung und Entdeckungen für viele wissenschaftliche Fächer von einer deutschen Nordfahrt erwartet werden dürften, deutet der letzte Aufsatz von Dr. Jäger, Direktor des Thiergartens in Wien: der Nordpol, ein thiergeographisches Centrum, an.

Was den jetzigen Stand des projektirten Unternehmens anlangt, be— merkt Herr Dr. P., so ist gegründete Hoffnung, daß die Preußische Regie- rung die Expedition ausrüsten und ausführen, und die Oesterreichische Re= gierung wenigstens ein Schiff, Equipage und Instrumente hergeben, und eine Reihe von Naturforschern stellen wird. Die geographischen Gesellschaf⸗— ten in Berlin, Wien und Dresden stehen im Begriff, für das Unternehmen u wirken. ̃ Der Schluß des Vorwortes lautet: Eine versäumte Gelegenheit war es, daß der so ungemein günstige Sommer und Herbst für die Erfor-

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