1866 / 6 p. 9 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Wohin Depeschen gerichtet werden können.

Telegraphische Depeschen können nach allen Orten aufgegeben werden, wohin die vorhandenen Telegraphen Verbindungen auf dem ganzen Wege oder auf einem Theile desselben die Gelegenheit zur Beförderung darbieten. Befindet sich am Bestimmungsorte keine Telegraphen ⸗Station oder wünscht der Absender, daß die Beförderung durch den Telegraphen nicht bis zum Bestimmungsorte oder bis zu der, diesem am nächsten gelegenen Telegraphen Station geschehe, so erfolgt die Weiterbeförderung von der äußersten bezie- hungsweise der von dem Aufgeber bezeichneten Telegraphen ·˖ Station entweder durch die Post oder durch Expreßboten. Ist keine Bestimmung über die Art der Weiterbeförderung getroffen, so wählt die Adreßstation nach ihrem besten Ermeffen die zweckmäßigste Art derselben. Das Gleiche findet statt, wenn die vom Aufgeber angebene Ärt der Weiterbeförderung sich als unausführbar erweist. In den geeigneten Fällen, und wo solches ausdrücklich zugelassen ist, können auch die Eisenbahnbetriebs-Telegraphen nach den hierüber ertheilten speziellen Vorschriften zur Weiterbeförderung benutzt werden.

Die Aufgabe der Depeschen mit der Bezeichnung „bureau restante“ oder „poste restante- ist zulässig.

jm internen Verkehr können die Depeschen auch mit „Bahnhof restant“ bezeichnet werden. Wegen Benutzung der Preussischen Bahn-Telegraphen zu Weiterbeförderungen conk. das besondere Reglement.

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Wie nebenstehend.

Die Beförderung der bei den Eisenbahn ⸗Telegraphen. Stationen aufgegebe⸗ nen Depeschen erfolgt a ussch ließ! ich mit den Eisenbahn ⸗Telegraphen, wenn die Aufgabe und die Adreß Station innerhalb des einer und derselben Eisen⸗ bahn. Verwaltung unterstehenden Bahngebietes liegen und der Staats Telegraph nicht die Mittel zur ununterbrochenen Beförderung bietet, sei es, daß derselbe am Orte der Aufgabe oder am Adreßorte ohne Station ist, sei es, daß die Depesche zu einer Tageszeit zu befördern ist, wo die Staats -Tele— graphen Station am Orte der Aufgabe oder am Adreßorte geschlossen oder nicht dienstfähig ist. Auch darf eine Mitwirkung der Staats ⸗Telegraphen in solchen Fällen ausgeschlossen werden, wo Depeschen beim Bahn ; Telegra—= phen von Eisenbahn⸗Reisenden nach Orten desselben Bahngebiets zu dem Zwecke aufgegeben werden, um nach zurückgebliebenen Effekten zu recherchiren resp. über dieselben Disposition zu treffen.

In allen übrigen Fällen kommt die Beförderung den Bahn -Telegraphen nur auf demjenigen Theile des Weges nach dem Bestimmungsorte zu, auf welchem dieselbe mit dem Staats ⸗Telegraphen, der im Uebrigen die Beför— derung zu übernehmen hat, nicht erfolgen kann.

Befindet sich am Orte der Aufgabe eine Staats ⸗Telegraphen- Station, so sind die bei der Eisenbahn ⸗Telegraphen Station aufgelieferten, nach den vorstehenden Bestimmungen mit dem Staats ⸗Telegraphen zu befördernden, den Depeschen der Staats -Telegraphen Station telegraphisch, oder in Ermangelung einer telegraphischen Verbindung zwischen beiden Stationen, durch Boten zuzufüh— ren. Dasselbe findet umgekehrt mit Depeschen statt, welche bei der Staats Telegraphen -⸗Station aufgeliefert werden, aber durch den Bahntelegraphen zu befördern sind.

Eine direkte Beförderung von Depeschen über die Landesgrenzen hinaus mit den Babntelegraphen darf nicht geschehen. Es bleibt jedoch vorbehal⸗ ten, für diejenigen Bahnen, welche zum Theil in anderen Staatsgebieten liegen, Abweichungen eintreten zu lassen.

6.

Erfordernisse der zu befördernden Depeschen.

Das Original jeder zu befördernden Depesche muß in solchen Buch—Q staben und Zeichen, welche sich durch den Telegraphen wiedergeben lassen, deutlich und verständlich geschrieben sein und darf weder ungewöhnliche Wortbildungen noch dem Sprachgebrauche zuwiderlaufende Zusammenzie⸗ hungen und Abkürzungen enthalten. Einschaltungen, Randzusätze, Strei⸗ chungen oder Ueberschreibungen müssen vom Aufgeber der Depesche oder von seinem Beauftragten bescheinigt werden.

Oben an muß die Adresse stehen mit der etwaigen Angabe über die Art der Weiterbeförderung der Depesche, dann der Tezt und am Schlusse die Unterschrift des Absenders mit der etwaigen Beglaubigung folgen.

Die Adresse hat wo möglich für die großen Städte die Angabe der Straße und der Hausnummer, oder in Ermangelung dessen die Angabe der Berufsart oder andere ähnliche Bezeichnungen zu enthalten. Selbst für kleinere Orte ist es wünschenswerth, daß der Name des Adressaten von einer solchen ergänzenden Bezeichnung begleitet sei, damit die Bestimmungs⸗ Station 39 Falle von Verstümmelungen des Eigennamens den Adressaten auffin— en kann.

Die Folgen ungenauer Adressirung sind vom Absender zu tragen. Der= selbe kann eine nachträgliche Vervollständigung der Adresse nur gegen Auf— gabe und Bezahlung einer neuen Depesche beanspruchen.

Es ist dem Absender einer Depesche gestattet, seiner Unterschrift eine beliebige Beglaubigung beifügen zu lassen.

Die pesonderen Bestimmungen, welche in Preussen über die Ver- mittelung von Lablungs-Anweisungen unter und bis 50 Thlr, durch den Telegraphen bestéhen, bleiben mit den aus den nachfolgenden Lusätzen sich ergebenden Modificationen in Kraft. Dies bezieht sich auch auk die Erkordernisse der als Lahlungs-Anweisungen zu beför— dernden Depeschen.

8.

2

Wie nebenstehend, jedoch mit der Beschränkung, daß Depeschen von mehr als 50 Worten zur Beförderung mit den Eisenbahn ⸗Telegraphen nicht angenommen werden.

1

Gattungen der Depeschen.

Die Depeschen zerfallen rücksichtlich ihrer Behandlung in folgende Gat— tungen:

1 Staatsdepeschen, d. h. Depeschen, welche von dem Staats ⸗Ober - haupte, den Regierungs ⸗Organen der dem Vereine angehörigen Staa— ten, sowie von diplomatischen Agenten ausgehen. Die Depeschen der Konsular Agenten werden als Staatsdepeschen nur dann behandelt, wenn sie dienstliche Angelegenheiten betreffen.

Dienst ˖ Depeschen. Privat Depeschen.

Die Depeschen zerfallen rücksichtlich ihrer Behandlung in folgende Gat— tungen: .

Staats ⸗Depeschen, d. h. Depeschen, welche von dem Staats⸗

Oberhaupte oder den Regierungs⸗Organen des Inlandes ausgehen.

Dienst ⸗Depeschen. ; 9 .

Privat ⸗Depeschen.

Besondere Bestimmungen für Staats ⸗Depeschen.

Staats . Depeschen können in beliebiger Sprache, auch chiffrirt, aufgege⸗ ben werden. Sie müssen als Staats -Depeschen bezeichnet und durch Siegel oder Stempel als solche beglaubigt sein.

Wie nebenstehend mit der Abänderung, daß die Staats . Depeschen in deutscher Sprache abgefaßt sein müssen.

diese Art der Korrespondenz zulassen. Depeschen, welche nur Börsencourse, Waaren⸗, Getreidepreise ꝛc. enthalten, werden nicht als chiffrirte Depeschen angesehen. . . . ; Ueber die Lulassung chiffrirter Privatdepeschen zur Aufgabe bei den und zur Bestellung dureh die Preussischen Telegraphen- Stationen

bleibt die Bestimmung vorbehalten.

§. 10. Zurückweisung von Depeschen.

Privatdepeschen, deren Inhalt gegen die Gesetze verstößt oder aus Rück Wie nebenstehend. Die Entscheidung geht jedoch in oberster sichten des öffentlichen Wohles oder der Sittlichkeit für unzulässig erachtet von der betreffenden Eisenbahn ⸗Direction aus. wird, werden zurückgewiesen. ö . Die Entscheidung über die Zulässigkeit des Inhalts steht dem Vorsteher der Aufgabestation, beziehungsweise Zwischen oder Adreß Station, oder dessen Stellvertreter und in weiterer Instanz der dieser Station vorgesetzten Central⸗ Verwaltung zu, gegen deren Entscheidung ein Rekurs nicht stattfindet.

*. * *

Erfolgt die Zurückweisung einer Depesche nach deren Annahme, so wird dem Absender sogleich Nachricht davon gegeben. ö . Bei Staats-Depeschen steht den Telegraphen-⸗Stationen eine Controle

der Zulässigkeit des Inhalts nicht zu.

. Gebührenerhebung.

Bei Aufgabe der Depeschen sind sämmtliche bekannte Telegraphirungs- Wie nebenstehend

gebühren im Voraus zu entrichten Die Gebühren für die Weiterbeförde⸗ rung durch Post, Boten und solche Eisenbahn. oder Privat ⸗Telegraphen, auf welche sich nicht der Vereinstarif erstreckt, werden von dem Adressaten

eingehoben, wenn die Depeschen nicht rekommandirt sind (§. 15).

53 eförderungsgebühren.

ür die telegrapbifche Beförderung der Staats. und Wie nebenstehend unter ebenmäßiger Anwendung der herabgesetzten Privatdepeschen, welche innerhalb des Vereinsgebiets verbleiben, werden nach Sätze für den internen Preußischen Depeschenverkehr, ohne a, , , n. Maßgabe der Wortzahl und der direkten Entfernung nach folgendem Tarif oh die Preußische Aufgabe / oder Adreß Station eine Staats- oder eine erboben: ; —⸗ Eisenbahn . Telegraphen⸗Station ist und ob die Beförderung ganz oder nur . ** an ĩ streckenweise mit dem Eisenbahn ⸗Telegraphen geschieht (§. 9.

Im internen Verkehr genießen Staatsdepeschen auf den Eisenbahn⸗ Telegraphen dieselbe Gebührenfreiheit, wie auf dem Staats ˖ Telegraphen.

Die Gebühren f

Beförderungsgebühr für

Entfernung

eine einfache Depesche von 1 bis 20 Worten.

Zuschlag für jede fol— gende 10 Worte.

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bis 45

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1550

n. aber 6] 24 1 ; 1a 60 42 ons Del Depeschen nach Stationen derjenigen Deutschen Staaten und Pri- vat Gesellschaften, welche nicht dem Deutsch⸗Oesterreichischen Telegraphen˖ Vereine angehsren, wird außerdem noch eine Zuschlags Gebühr erhoben. Für den Verkehr mit dem Vereins ˖ Auslande beträgt die Gebühr bis zur Vereinsgrenze, ohne Rücksicht auf die Entfernung für die einfache Depesche ; 9 4 c Sgr. 1 Fl. 20 Kr. Oesterreichisch 1 Fl. 24 Kr. Süddeutsch 1750 Gld. Niederländisch 3 Franken, für je 10 Worte mehr die Hälfte dieses Betrages. ö Abweichend hiervon werden im Verkehr zwischen Württemberg und Hohenzollern einer und Frankreich andererseits, so wie zwischen Hohenzollern und der Schweiz nur 8 Sgr. 28 Kr. Süddeutsch 1 Frane für die einfache Depesche erhoben. ö. Zu dieser Vereinsgebühr treten die nach dem internationalen Tarife zu berechnenden ausländischen Gebühren. JJ Für den Grenzverkehr zwischen dem Deutsch · Oesterreichischen Telegraphen. Vereine einerseits und Rußland andererseits beträgt die Gesammtgebühr für die einfache Depesche bis zu 20 Worten 24 Sgr. 51 . Dieser Grenztarif findet Anwendung auf den Verkehr derjenigen Sta- tionen, deren Entfernung von der Grenze 25 Meilen oder weniger beträgt. Für solche Depeschen, welche hei preussisehen Stationen ent— springen und deren telegraphisehe Beförderung bei preussischen Sta- tionen endigt, beträgt (aussehliesslich der Depeschen nach und aus den Hohenzollernsehen Fürstenthümern, welche dem Vereins-Tarife unter- liegen) der Tarif der Telegraphen- Gebühren bis 10 Meilen k über 10 bis Meilen 10 Sgr. 45 Meilen 16 Sgr. Diese Sätze finden für Depeschen bis zu 20 Worten Anwendung. Bei längeren Depeschen tritt für jede folgenden 10 Worte oder

Besondere Bestimmungen für Privat-Depeschen.

Bei Privat ⸗Depeschen ist die Fassung in deutscher oder französischer Die Depeschen müssen in deutscher Sprache abgefaßt sein. Station Sprache Regel. Sie können überdies in jeder anderen Sprache gefaßt sein, bei welchen auch fremde Sprachen an! j ö. , . welche den Stationen als zulässig bezeichnet sind. gemacht.

Die Anwendung der Chiffernschrift ist bei Privatdepeschen gestattet, wenn sie zwischen den Stationen zweier Staaten gewechselt werden, welche

den überschüessenden Theil von 10 Worten ein Luschlag zur Hälfte

des einfachen Satzes ein. ( Pie bestehenden Gebührenfreiheiten für Staats-Depeschen bleiben

in Krakt. ‚. . Für den Verkehr mit dem Vereins-Auslande beträgt, wenn ausser

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