602
zu fassen, jedoch mit der geringen Veränderung der Schlußbestim- mung, daß es dem Staate ausdrücklich vorbehalten bleibe, dieses Gesetz wieder außer Wirksamkeit setzen zu können.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Februar. In der gestri⸗ gen und heutigen Sitzung hat die erste Berathung des Budgets des Kriegsministeriums stattgefunden. Aus der umfangreichen Debatte dürfte nur die Rede des Kriegsministers hervorzuheben sein, mit wel— cher dieser die Diskussion in der heutigen Sitzung eröffnete und die dahin ging:
Mit Befriedigung habe er den Eindruck und die Ueberzeugung er— halten, daß das Thing keine Entwaffnung, sondern eine starke Wehr wolle. Es wolle Ersparungen und damit sei auch er einverstanden, d. h. soweit dem Hauptzweck des Heeres nicht dadurch Schaden zugefügt werde; er habe das durch die Reductionen in der Kavallerie und den Wegfall der Exercierzeit bethätigt. Der ihm von seinem Vorgänger überkommenen Reorganisation (über welche er eine Uebersicht gab) enthalte viele vortreffliche Momente, während Manches doch einer Modification bedürftig sei. Der neue Plan liege in der Kommission vor. Es sei wichtig, die bisherigen Cadres aufrecht zu erhalten, theils um den Arbeiten der Kommission nicht vorzugreifen, theils um nicht Auflösung und Verwirrung in die Armee zu bringen, deren traurige Wirkungen wir vom Herbst 1863 kennten. Auch würde man durch ein Eingreifen in die Armeeverhältnisse im jetzigen Zeitpunkt nichts sparen. Er bitte daher keine Veränderungen zu verlangen. Einer ferneren Reduc— tion der Kavallerie widersetze er sich und schilderte in instrukti⸗ ver Weise, unter großer Aufmerksamkeit des Things, die Anwen— dung der Kavallerie und that die Gründe dar, weshalb sie, als noth— wendiges Glied einer Armee überhaupt, wenigstens in der gegenwärtigen Stärke aufrecht erhalten werden müsse. Dann sprach er sich über die Bewaffnung aus, in Bezug auf welche ein kleiner Staat weniger Grund zu sparen habe, als ein großer, da die Einführung von Verbesserungen leichter zu bewerkstelligen sei. Mehr als die Ueberlegenheit in der An: zahl des Feindes sei seine Ueberlegenheit in der Bewaffnung unheil— voll im letzten Kriege gewesen. Er schilderte, mit wie großer Bravour die dänischen Truppen gegen den Feind gegangen seien, aber wie mör— derisch die Salven des Feindes auf kurzer Distance gewirkt hätten, die ihm in größerer Anzahl als auf dänischer Seite durch die Zündnadel— gewehre zu geben möglich gewesen sei. Was die Ausbildung von Offi— zieren beträfe, so schlage sein Plan einen Zugang theils aus der Unter— offiziersklasse, theils aus der Reserveoffiziersklasse vor.
Amerika. New-⸗Hork, 3. Februar, Abends. General Weitzel hat über den Protest der Kaufleute und fremden Konsuln in Matamoras ein Schreiben an den General⸗Adjutanten des Departements von Texas gerichtet. Er erhebt die Gegenbeschuldi— gung, daß sie während des Bürgerkrieges den Konföderirten zu Kriegsmaterial verholfen hätten. Uebrigens desavouirt er die Ein« nahme und Plünderung von Bagdad und weiß, daß die föderale Regierung desgleichen thun werde. Alle Theilnehmer an der Affaire von Bagdad sind, wie er sagt, verhaftet worden und eine Kommißssion untersucht jetzt die ganze Angelegenheit. Weitzel hat auch alle Be— waffneten, die sich im Bezirke des Rio Grande auf der Lauer halten, verhaften lassen und den Befehl zur Ausmusterung des 118. Re— giments farbiger Infanterie annullirt, bis die Militair⸗Kommission ihren Bericht abgestattet haben wird.
Im Senate hat Mr. Howard eine Resolution beantragt, Jefferson Da vis und Clement C. Clay schleunigst vor ein Kriegs— gericht zu stellen.
Depeschen aus New⸗Orleans wiederholen die Nachricht, daß Juarez in Tezas angekommen sei. Nachrichten aus Vera-Cruz vom 22. Januar melden, daß eine von General Fignisoa befehligte republikanische Streitmacht von 2000 Mann im Staate von Tehuantepec von den Kaiserlichen unter Prieto geschlagen worden ist. Marschall Bazaine hat die Belagerung von Tampico für aufgehoben erklärt. Der republikanische General Porferio Diaz hatte noch eine Streitmacht in Oajaca. In Michoacan war der republi— kanische General Riva Palazzio verstärkt worden und rüstete sich zu einem neuen Feldzuge an der Spitze von 3000 Mann.
Asien. Der Pariser ⸗Moniteur« bringt ltheilweise schon ge meldete) Nachrichten aus Hongkong vom 1. Januar, denen zufolge der Ausstand in dem Norden von China noch lange nicht unterdrückt ist. Die Provinzen Sang tong, Honan, Tscheli, Kiang-Si, Huppeh, Fo⸗Kieng, Sutscheu, Kuang ⸗Si und Kanton sind theilweise von den Banden dieser Uebelthäter verheert worden. Die Taipings bilden, mit Einschluß der Weiber und Kinder, eine Masse von 106,000 Per— sonen, von denen kaum 20,000 waffensähig sind, und doch konnten sie bis jetzt noch nicht unterworfen werden. Die Rebellen von Sang— tong wußten den Truppen Tseng-kwo⸗fan's, denen sie in geordneter Schlacht nicht hätten widerstehen können, zu entschlüpfen. Sie sind jetzt nördlich vom Gelben Flusse, im Honan, wo sie in einer starken Stellung Winterquartier bezogen haben. Der Gouverneur von Kiang-Nan mußte einige Truppen von Nanking heranziehen, um, wenn möglich, den Marsch der Insurgenten nach dem Süden aufzu— halten. Alle ansässigen Fremden bedauern sehr lebhaft, daß die Kai= serlichen die europätschen Offiziere, die unter Gordon gedient, nicht beibehalten haben. Durch ihren Muth und ihre Geschicklichkeit wären
Räuberscharen alle heißen, Herr geworden. werthen Thätigkeit der Kreuzer werden die Küsten durch die Seer ber noch sehr unsicher gemacht. Beinahe täglich nehmen oder zersihen die Kanonenboote einige mit Feuerschlünden und zahlreichen Yann schaften ausgestattete BDschunken. Mit genauerer Kenntniß der ahn und der verschiedenen Ankerplätze wird auch diese Gefahr abnehm( Die französische Admiralität läßt Aufnahmen der chinesischen aun anstellen, eben so ist von Seiten der englischen Marine Cap Wilds nach vierjähriger Arbeit mit der ihm übertragenen Ausgay fertig geworden. Er hat den vollständigen Plan der Küste und . Häfen Chinas, den südlichen Theil von Korea, so wie die Insel Formosa mit ihren Bänken aufgenommen. Das Innere dieser Insel wird gegenwärtig von zwei englischen Reisenden durchforscht. Am 3. Dezember wurde der Chirurg des vor Hankao liegenden franzi. sischen Kanonenbootes unit einem seiner Landsleute auf einem 6 zirgange von eine Anzahl Chinesen obne alle Veranlassung über. fallen und schwer mißhandelt. Der französische Chirurg wurde so.« gar von den Angreifern in der Gefangenschaft zurückgehalten. Der französische Cousul begab sich sofort mit 50 Leuten des Kanonen. boots nach dem Gefängnisse, befreite den Offizier und nahm vier Chinesen mit fort. Am folgenden Tage trat auf Verlangen des Konsuls das Gericht zusammen und verurtheilte zwei der Delin— quenten zur Bastonnade, welche sofort an ihnen öffentlich vollzogen ward. Die beiden anderen, welche Mandarinenrang haben, befinden sich, bis der Hof von Peking ihre Absetzung verfügt haben wird, ald Gefangene an Bord des Kanonenbootes. Die übrigen Consuln und die ansässigen Ausländer haben das energische Auftreten des franzi. sischen Consuls sehr gebilligt und unterstützt.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Hamburg, 17. Februar, Nachmittags. Der »Börsenhalle⸗ wird aus Braunschweig telegraphirt, daß heute Morgen 8 Uhr eine bedeutende Feuersbrunst in der Wohnung des Schloßpersonals so wie in der anstoßenden herzoglichen Reitbahn ausgebrochen ist.
Wien, Sonnabend, 17. Februar, Morgens. Wie die Neue freie Presse⸗ meldet, ist die handelspolitische Annäherung Oesterreichs an Italien nunmehr eine vollendete Thatsache. Der Handels minister hat gestern eine Verordnung an die Zollbehörden erlassen, durch welche denselben eröffnet wird, daß der Handelsvertrag mit Sardinien vom 18. Oktober 1851 mit dem heutigen Tage auf alle italienischen Provpenienzen ausgedehnt worden ist.
Pe sth, Freitag, 16. Februar, Abends. In der heuligen Sitzung des Unterhauses wurden die Adreßdebatten fortgesetzt. Nah Ma daraß, welcher keine gemeinsamen Angelegenheiten kennt, sprach ESötvös für die Annahme des Adreßentwurfs in seiner vollen Auk— dehnung. Er sei überzeugt, daß eine Lösung gewiß sei, wenn diek— seits und jenseits der Leitha wahre Verfassungsmäßigkeit herrsche Seine Rede erregte Sensation und hörte man vielseitig den Ruf nach sofortiger Abstimmung und Annahme des Adreßentwurft, Nach Eötvös traten jedoch noch 7 Redner auf. Am Schlusse der
sie schon längst der Taipings, Nienfeis, Mohamedaner und wie diese
Sitzung zeigte der Präsident an, daß Bartal zwei Amendementz eingebracht habe.
Der »Lloyd« theilt mit, daß die Hierherkunft der Minister ver— schoben worden sei. (S. Wien.)
Lon don, Freitag, 16. Februar, Nachmittags. Die Regierung hat die beiden Häuser des Parlaments aufgefordert, sich morgen in außerordentlicher Sitzung zu versammeln, um eine Bill behuft
Suspendirung der Habeas-Corpus Akte im Irland entgegenzunehmen. London, Sonnabend, 17. Februar, Morgens. Das Ober—
haus tritt heute Mittags, das Unterhaus Nachmittags zusammen. Die Regierungsbill, betreffend die Suspendirung der Habeas⸗Corpus. Akte in Irland, dürfte sofort alle Stadien der geschäftlichen Behand— lung durchlaufen. Eine andere demnächst einzubringende Bill soll die Regierung eventuell zur Besitzergreifung der irischen Telegraphen⸗ leitungen ermächtigen.
Paris, Sonnabend, 17. Februar, Vormittags. Das ⸗Me— morial diplomatique“ schreibt: Oesterreich und Italien sind im Begriff, eine Vereinbarung zur Verbesserung ihrer wechselseiti— gen Beziehungen auf dem Gebiete der kommerziellen und Konsular— Verkehrs abzuschließen. Oesterreich wird jedoch Italien nicht aner kennen, wohl aber seine Zustimmung dazu geben, daß die Bestim— mungen des austro - sardinischen Vertrags von 1851 auf alle Pro— venienzen des Königreichs ausgedehnt werden.
Trotz der anerkennenz. Kaiser
neyikanische
603
Man versichert, daß der Kaiser Franz Jo seph bereit sei, dem Maximilian alle Truppen, welche dieser verlangen sollte , zur Verfügung zu stellen, unter der Bedingung, daß dieselben in die Armee inkorporirt und die Kosten von Mexiko getragen werden. . Madrid, Freitag, 16. Februar. Der »Correspondencia« zu⸗ folge wird die spanische Regierung auf die Note des Florentiner Kabinets erwidern, daß sie ebenso die Rechte des Königreichs Italien wie die des heiligen Stuhles achten und zu Gunsten dieses letzteren unablässig so handeln werde, wie es einer katholischen Macht zu
mme. . . z Florenz, Freitag, 16. Februar, Nachmitlags. Lam arm ora
in der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer den Handelk«
legt . — Bei der Berathung des provisori
vertrag mit den Zollverein vor.
schen Budgets erklärte der Ministerpräsident, Italien würde jetzt im Stande sein, nicht nur einen Krieg, sondern sogar einen unglücklichen Krieg auszuhalten, ohne seine Einheit in Gefahr zu setzen.
— Das » Ju stiz Ministerial⸗Blatt« für die preußische Gesetz . gebung und Rechtspflege (Nr. J vom 16. Februar er.) veroffentlicht ein Ex senntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 14. Dezember 1865, wonach »die gegen Ausländer statt der Polizei · Aufsicht zu verhängende Landes verweisung nicht wie jene, auf eine bestimmte Zeitdauer zu beschrän ˖
ist; und n aa Erkenntniß des Königlichen Ober -Tribunals vom 22. Dezember 18655, wonach »bei einer auf Unterschlagung amtlich empfangener Gelder ꝛc. ꝛc. lautenden Anklage, die konkurrirende unrichtige Buchführung einen erschwe⸗ renden Umstand bildet, über welchen die Geschworenen besonders abstimmen
üssen; und schließlich ö 9 e , des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz ⸗Konflikte vom 14. Oktober 1865, wonach im Rechtswege darüber zu entscheiden ist, wenn ein Uferbesitzer zur Benutzung des an seinem Grundstücke vorüberfließenden Wassers Anlagen unternimmt, welche den benachbarten Mühlenbesitzenn das zum Betriebe ihrer Mühle erferderliche Wasser entziehen, und von den Letzteren Widerspruch dagegen erhoben wird.
— Das »Amtsblatt des Königlichen Post:Departem en ts« (Nr. ] vom 15. Februar) veröffentlicht folgende General- Verfügungen: vom 5. Februar e. Einführung von Formularen zu den Vollmachten
wegen Empfangnahme von Postsendungen.
. x Vollziehung der Ablieferungsscheine über Geld. und Werthsendungen an solche Behörden, welche in den Ausführungs-Bestimmungen zu §. 34 des Reglements von 21. Dezember 1860 zu dem Gefetze über das Postwesen nicht namentlich bezeichnet sind. ;
Portofreiheit für zurückzuerstattende Gebäudesteuer · und Grundsteuer ⸗ Beträge.
Erhebung der Stempelsteuer für aus dem Auslande überwiesene inländische Zeitungen.
Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.
— Die durch letztwillige Verfügung des Königlichen General Garten. Direktors Lenné dem Mufeum Wallraf Richartz verehrte prächtige Por- zellan-Vase ist, nach Mittheilung der »Köln. Blätter« in Cöln ange⸗ kommen und im früheren »Rubens-Saale« des Museums, in e e, sich jezt die Gemälde der modernen Schule befinden, aufgestellt. Dieselbe ist mehrere Fuß hoch und bekanntlich ein Geschenk des Großherzogs von Mecklenburg ⸗Schwerin, dessen Widmung: » Dem Garten . Direktor Lenns in Anerkennung. Friedrich Franz. Schwerin, 1865 auf der Vorderseite der Fußplatte zu lesen ist. . ö . . . und Fortbildungsschulen wird in Stück , vom 9. Februar, des Amtsblatts der Regierung. zu Oppeln ein Artikel veröffentlicht, in welchem die allgemeine Nothwendigkeit solcher Ein richtungen, so wie die gesetzlichen Bestimmungen darüber nachgewiesen wer— den. In Bezug auf letztere, namentlich daß die sonntäglichen Wieder holungsstunden auch von den Kindern, welche bereits aus der Schule ent⸗ lasen? sind, bis zu ihrem 16ten Jahre besucht werden müssen, heißt es: leider war diese heilsame Vorschrift im Laufe der Zeit uud an vielen Orten fast ganz in Vergessenheit gerathen, so daß die Königliche Regierung des hiesigen Departements sich genöthigt gesehen hat, sie wiederholt üinzuschã sen und noch neuerdings durch den Erlaß vom 24. Juni 1861 die Landräthe und Magisträte zu beauftragen, »die Aeltern, Lehrherren und Dienstherr⸗ schaften auf das Strengste anzuweisen, daß sie ihre Kinder, Lehrlinge und Dienstleute zum Besuche der in den erwähnten Schul ⸗ Reglements vor geschriebenen sonntäglichen Wiederholungsstunden anhalten .
Einem verwandten, doch noch weiter gehenden Bedürfnisse sollen die »Fortbildungsschulen« abhelsen. Während die sonntäglichen Wieder- holungsstunden nur den Zweck haben, den in der Schule erworbenen Kennt⸗ nissen, wenn sie schwach und lückenhaft sind, nachzuhelfen oder sie durch Wiederholung zu erhalten und zu befestigen, ist den Fortbildungs schulen ein über das Wissen der Elementarschule hinausgehendes Ziel gesteckt / haupt · sächlich in den Unterrichtsgegenständen, welche für die bürgerlichen Beschäf . ken gen und den Verkehr un, Handwerk, Gewerbe und Handel von Wich-
gkeit sind.
In richtiger Anerkennung dieses Bedürfnisses haben es die Staats
durch die Ministerial-Erlasse vom 31. Mai 1844 und vom 20. April 1846 geschehen, in welchen zugleich ausgesprochen wurde, v daß die Veranstaltun. gen zur Fortbildung der aus der Elementarschule entlassenen Jugend überall nur das Werk freier Entschließung sein, und daß sie ihre Einrichtung und Förderung lediglich durch freie Vereine und durch die Thätigkeit einzelner wohlwollender Personen finden können.« Am Schlusse des Jahres 1858 betrug die Gesammtzahl der Handwerker, Fortbildungsschulen im ganzen Staate nur 4 mit 21,5528 Schülern, während sich die Zahl der Gehülfen und Lehrlinge auf über 560 000 belief, so daß etwa nur der 26öste Theil derselben die Fortbildungsschulen besuchte. Im hiesigen Regierungsbezirke haben sich Handwerker- Fortbildungsschulen nur in Ratibor, Gleiwitz, Leobschüt und Los lau mit einer Schülerzahl von etwa 50) gebildet.
Den Grund dieser geringen Theilnahme hat man vorzüglich darin ge— sucht, daß die Einrichtung und Unterhaltung der Fortbildungsschulen ledig- lich in den guten Willen und die Opferfreudigkeit der betreffenden Kommu— nen und Berufskreise gestellt ist. In der That fehlt es in der Schulgesetz gebung unseres Staates an Änhaͤltspunkten, um die Errichtung und den allgemeinen Besuch dieser Anstalten zu einer Sache des Zwanges zu machen. Es muß daher, so lange nicht auf gesetzlichem Wege etwas anderes bestimmt wird, immer aufs Neue an die Einsicht, den Gemeinsinn und erleuchteten Eifer der Magisträte, Stadtverordneten⸗Versammlungen, Innungen und einflußreicher Privatpersonen, welchen das Wohl des Volkes am Herzen liegt, namentlich der Geistlichen und Lehrer, appellirt und von ihrem opferwilligen Zusammen— wirken die Förderung dieser Sache erwartet werden. Daß die zur Schule inscribirten Lehrlinge die Stunden nicht willkürlich versäumen dürfen, ver steht sich von selbst. Im Departement Oppeln hat die Regierung in ihren diese Angelegenheit betreffenden Erlassen wiederholt darauf hingewiesen, wie in dem Anschluß der Fortbildungsschulen an die gesetzlich bestehenden Sonn tags Wiederholungsstunden ein zweckentsprechendes Mittel geboten sei, um die Schulen der ersteren Art mit möglichst geringen Kosten ins Leben zu rufen. Auf solchem Wege ist vor ca. 10 Jahren die Fortbildungsschule in Ratibor zu Stande gekommen, welche von ca. 350 Lehrlingen besucht wird.
— Se. Majestät der Kaiser, schreibt die Wiener Ztg. hat, wie wir aus kompetenter Quelle vernehmen, durch Entschließung vom 6. Februar d. J. genehmigt, daß allen Lehrern an öffentlichen Gymnasien , selbstständigen Real= schulen und Realgymnasien, welche auf Grundlage der vollständig abgeleg · ten Lehramtsprüfung und der Erfüllung der gesetzlichen, auf ihre lehramtliche Stellung bezüglichen Bedingungen im Lehramte definitiv bestätigt worden, der Titel »Professor« zuerkannt werde.
Statistische Nachrichten.
— Die neue Organisation der russischen Armee schreibt die D. Petersb. ZtgeM, ist nun, nach dem Erscheinen des kleinen Staatshand⸗ buches für 1866, auch für den Laien übersichtlich, beendet und von der früheren Eintheilung in Corps und Brigaden keine Spur mehr vorhanden, dagegen aber die Division, bei der Infanterie zu 4 bei der Kavallerie zu 6 Regimentern, zur taktischen wie administrativen Einheit erhoben worden. Selbst die kaukasische Armee ist nach dem Erlöschen der Feindseligkeiten jetzt zu einem kaukasischen Haupt ⸗Militairbezirke geworden, in welchem alle diejeni· gen Aemter und Chargen eingezogen worden sind, die für den Kriegszustand functioniren, z. B. der General ⸗Quartiermeister, der Dujour · General und der General-Gewaltiger, eine Charge, die außer in der russischen nur noch in der österreichischen Armee existirt. Vor einem Jahre noch stand der Generalstab Sr. Majestät des Kaisers, zu welchem allerdings auch der Kriegsminister gehörte, an der Spitze des Armee · Tableaus. Dieser Generalstab des Kaisers ist ganz verschwunden und der Kriegsminister steht allein an der Spitze. Ihm folgt der Kommandeur des kaiserlichen Hauptquartiers, Graf Adkerberg Il, dann 121 General -Adjutanten bis zum General ˖ Lieutenant hinab, 81 General-⸗Majors à la suite und 8] Flügel-Adjutanten vom Obersten bis zum Lieutenant. Dann folgt das Kriegsministerium mit verhältnißmãäßig, gegen andere Ministerien, wenigen Beamten. Die Militair ⸗ Unterrichts und Erziehungs-Anstalten, früher eine ganz abgesonderte Verwaltung, sind jetzt ebenfalls dem Kriegsministerium untergeordnet, welches überhaupt ganz die Faktur und Form des französischen Kriegsministeriums angenommen, hat, d. h. ohne alle Zwischen⸗Instanzen direkt mit den Truppen und Militair· Anstalten verkehrt. Alle Absonderung und Selbstständigkeit einzelner Theile der Armee oder der für sie wirkenden Institute hat aufgehört, und nur durch den Kriegsminister kommen die Befehle des Kaisers zur Armee. Die nach und nach entstandenen Haupt- Territorial· Kommandos sind nun, mit Umwandlung der, kaukasischen Armee in ein solches, abgeschlossen und heißen: Petersburg, Finnland, Riga, Wilna, War⸗ schau, Kiew, Odessa, Eharkow Moskau, Kasan, Kaukasus Orenburg West⸗ Sibirien und Ost-Sibirien. An der Spitze eines jeden steht ein General, in dem Verhältnisse eines Militair⸗Gouverneurs oder Territorial· Somman. danten, dem alle Truppentheile, welche und so lange sie in seinem Bezirk stehen, untergeordnet sind. Nur das Garde · Corps hat seine Namen noch behalten und besteht aus 12 Infanterie 4 Kürassier / 2 Dragoner. 2Ulanen - und 2 Husaren /,, so wie 2 Kofaken Regimentern, aus der Garde Artillerie und 3 Garde Schützen · Bataillonen, sowie mehreren Garnison-, NMuster // Lehr. und Invaliden - Truppentheilen. Dann folgen 4 Grengdier⸗ Divisionen, jede zu W Regimentern — 16 Grenadier ˖· Regimenter 40 Infanterie Divisionen, ebenfalls jede zu 4 Regimentern — 160 Infanterie Regimenter, 25 Scharf schützen · Bataillone, 9 angesiedelte sinnländische Schützen ˖ Bataillone, Garde⸗ 1 Grenadier, 9 Sappeur-Bataillone, 3 Reserve- Sappeur- Bataillone und h Pontonier · Halbbataillone. ð Kavallerie ⸗Divisionen, von denen 7 6 2 Dra⸗ goner⸗ 2 Ulanen . und 2 Husaren ⸗Regimenter hat, die 8. oder Kaukasische aber 1 Dragoner · Regimenter, also 18 Dragoner 14 Ulanen. und 14 Husaren ˖ Regi · menter. J reitende und 42 Fuß- Artillerie Brigaden, sowie 8 Parkbrigaden. Die Reserve⸗Infanterie Ersatz ˖ Depot) zählt 72 Bataillone und 10 Scharf⸗ schützen Bataillone; die Reserve. Kavallerie: 8 Brigaden, jede von 8 Esea⸗ drons; die Reserve ⸗ Artillerie: 2 reitende und 4 Fuß ⸗Brigaden. Von den Linien. (Grenz ) Bataillonen giebt es 3 kaukasische, 9 orenburgische, 7 west ·
behörden an ernstlicher und wiederholter Anregung zur Errichtung solcher Förtbildungs. Anstalten nicht fehlen lassen und namentlich ist dieses zuerst
und ostsibirischt, 8 Festungs ⸗Regimenter, 3 Festungs ˖ Bataillone, 53 . Gou ˖