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TvR icht amtlich es.
Preußen. Berlin, 20. Februar. Se. Majestät der König wohnten gestern Abend dem Vortrage des Korvetten-Capi⸗ tains Werner »Betrachtungen über eine Nordfahrt« in der Mili— tairischen Gesellschaft bei. Heute empfingen Allerhöchstderselbe die Meldungen beförderter und beurlaubter Offiziere in Beisein Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen August von Württemberg, des Gou— verneurs und des Kommandanten, sowie die Vorträge des Polizei— Präsidenten und des Militair⸗Kabinets.
— Ihre Majestät die Königin ertheilte gestern dem Bot— schafter von Großbritannien und Irland seine Antritts - Audienz.
— Se. Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern den Major z. D. von Kessel, Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin die Generalin von Lindheim, die Gräfin Fürsten— berg - Herdringen und die Prinzessin Biron von Curland. Zum Diner waren die Höchsten Herrschaften bei Sr. Hoheit dem Herzog Wilhelm von Mecklenburg im Schlosse Bellevue, von wo aus Sich Se. Königliche Hoheit der Kronprinz in die militairische Gesellschaft begab.
Schleswig⸗Holstein. Altona, 18. Februar. Gestern kamen hier, wie den »Hamb. N.« gemeldet wird, auf zwei großen oberländer Kähnen die Geschütze nebst Lafetten, sonstigem Zubehör und der nöthigen Munition von Magdeburg an, welche zur Ar— mirung der Befestigungen der Düppelstellung und von Sonderburg bestimmt sind. Sie bestehen ausschließlich aus gezogenem 12. und 24pfündigem Geschosse. Die beiden Kähne werden am Elbquai ent— laden und das ganze Material mit der Eisenbahn bis Flensburg befördert.
Sachsen. Weimar, 19. Februar. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog hat sich, wie der ⸗Weim. Ztg.« mitgetheilt wird, im Lause der vorigen Woche von Rom nach Neapel begeben, um dort einige Zeit zu verbleiben und später auch Sizilien zu be— suchen. Während des Osterfestes gedenkt Se. Königliche Hoheit wieder in Rom zu sein.
Neuß. Gera, 16. Februar. (8. Z.) Der Landtag ist in gestriger Sitzung mit der Berathung des Etats zu Stande gekom— men. Für die Justiz wurden im Ganzen ferner bewilligt circa 60,000 Thlr. für die innere Landesverwaltung 52,0090 Thlr., für Kirchen, und Schulangelegenheiten 22,000 Thlr., sowie auf die Kassenverwaltungen und die dahin einschlagenden Kapitel 75.000 Thlr. Die gesammte Staatseinnahme ist auf 301000 Thlr. pr. Jahr angenommen. .
Hessen. Kassel, 16. Februar. Die »Kass. Ztg.“ meldet: Der Staatsrath Carl Pfeiffer ist zum Referenten fuͤr Rekurs—= und Konfliktsachen im Gesammt⸗Staatsministerium ernannt und mit der Stelle eines vortragenden Raths im Geheimen Kabinet beauftragt worden.
Baden. Karlsruhe, 17. Februar. Der am 15. d. hier verstorbene Staatsminister a. D. v. Meysenbug war im Jahre 1836 als Rechtspraktikant in den badischen Staatsdienst getreten, er griff 1838 die diplomatische Laufbahn, wurde 1840 Legations-Seere—= tair in Stuttgart, 1843 in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt, 1845 in das auswärtige Ministerium zu Karlsruhe einberufen und 1846 zum Legations-Rath befördert, 1851 Gesandter in Berlin, wo er bis zu seiner im Jahre 1856 erfolgten Ernennung zum Staatsminister des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten verblieb. In der letzten Eigenschaft schloß er mit dem päpstlichen Stuhl das Konkordat ab, das in den Kammern des Jahres 1860 heftig bekämpft wurde. Frhr. v. Meysenbug ver— theidigte mit Maß und Geschick die Auffassung der Regierung, bis er am 2. April in Folge des Entschlusses des Großherzogs, das Konkordat zurückzunehmen, mit seinem Kollegen v. Stengel in den Ruhestand versetzt wurde.
Bayern. München, 18. Februar. Der »Nürnb. Corr.« theilt mit, daß die bayrische Hypotheken und Wechselbank von der ihr ertheilten Ermächtigung zur Ausgabe von weiteren 30 Millionen Gulden Pfandbriefe bis auf Weiteres Gebrauch machen wird. Es sind auch bereits seit vorgestern etliche 70 Dar— lehnsgesuche eingelaufen, deren Genehmigung, wenn sie die geforderte hinlängliche Sicherheit bieten, zu erwarten steht.
Sesterreich. Wien, 19. Februar. (W. T. B.) Die „Ge⸗ neral - Correspondenz⸗ enthält die Analyse des von der Adreßkommission des ungarischen Oberhauses angenommenen Adreßentwurfs. Der Entwurf hält sich eng an die Thronrede und äußert sich mit war— mer Anerkennung für die Erhaltung des Bestandes der Monarchie und die Nothwendigkeit desselben; die Aufrechterhaltung und Kräftigung der Großmachtstellung, die Nothwendigkeit con- stitutioneller Regelung und Entwickelung der Verhältnisse in den übrigen Reichsländern wird nachdrücklich betont. Die Adresse spricht alsdann warmen Dank aus für die formelle Aner— kennung der Gesetze von 1848, sowie die Zuversicht, daß die prak— tische Anwendung derselben nicht dauernd von der prinzipiellen An— erkennung zu scheiden sein werde. Der Entwurf schließt mit dem
aus der Verwerfung der Revisions Vorlage die Lehre,
Wunsche nach einer verantwortlichen, nicht kollegialen Regierung und nach der Wiederherstellung der neu zu regelnden Munizipien; hei den neuen Gesetzesverfügungen sei billige Rücksicht auf alle Klassen Religionen und Nationalitäten nothwendig. — Sämmtliche Minister gehen morgen nach Osen ab, um da. selbst das Königliche Reskript auf die Adresse des kroatischen Landtags unter dem Vorsitz des Kaisers zu berathen.
Schweiz. Bern, 19. Februar. Die Eröffnung der Bun. des-Versamm lung hat heute stattgefunden. Der Präsident des Nationalraths, Planta, sagte in seiner ,, er ziehe daß m blos aus äußeren Veranlassungen und Konvenienz Ni ksinm nie an dem obersten und ehrwürdigsten Gesetze eines Landes rütteln und ändern solle. Erfolgreiche Umgestaltungen der constitutje— nellen Staatsgrundlagen können nur aus dem inneren Bedütf— niß, aus dem innern Drang und dem Bewußtsein des Volkes her vorgehen; in der durch den Revisionsvorschlag veranlaßten Bewe⸗ gung, in dem Streben nach Heilmitteln gegen die Versehen der ge. gislatur seien keine Gefahren zu erblicken. Der Präsident spricht schließlich sein Vertrauen aus auf den gesunden Bürgersinn dez Schweizervolkes, daß es den richtigen Weg und die rechten Zielpunkt finden werde.
Belgien. Brüssel, 18. Februar. Die Regierung beab— sichtigt, der Köln. Ztg.« zufolge, ihren Wahlreform - Entwurf am künftigen Dienstag dem Abgeordnetenhause vorzulegen. Die Vor. schläge des Ministeriums sollen die gegenwärtige Wählerzahl für Ge— meinde und Provinz nahebei zu verdoppeln bestimmt sein.
Großbritannien und Irland. London, 18. Februar. Aus der gestrigen Unterhaus-Sitzung, betreffend die Aufhebung der Habeas-Corpus- Akte, ist noch zu erwähnen:
Die Einbringung des Antrages hatte der Minister des Innern Sir George Grey übernommen. Mit tiefem Bedauern — sagte er — erhebe er sich, um seinen Antrag zu stellen. Die Befugniß, die Habeas- Corpus. Akte außer Kraft zu setzen, sei so ernstlicher Ralur, daß weder die Negie rung sie ohne großes Bedenken in Anspruch nehmen, noch das Parlament sie ohne schwer wiegende Gründe gewähren dürfe. Die Regierung sei aber von der Ueberzeugung erfüllt, daß die gegenwärtigen Zustände Irlands, die Mißachtung der Gesetze, die weitverbreitete Unzufriedenheit, dit sich bei einem großen Theile der Bevölkerung kund gäben, es ihr zur entschiedenen Pflicht machten, eine so gewichtige Maßregel zu fordern. Vielleicht mögen Manche glauben, die Regierung hätte sich schon früher deshalb ans Parlament wenden müssen; doch habe sie sich gesträubt, dies zu thun, ehe nicht alle anderen Mittel zur Unterdrückung der Rebellion versucht worden seien. Die Ziele der Aufständischen lägen gar zu offen zu Tage, als daß sie einer weitläufigen Darlegung bedürften. In letzter Zäit habe die Fenierverschwörung eine Ausdehnung angenommen, wie man es vordem nicht erwartet hätte. Schon im Jahre 1862 existirte sie; die Agila. toren hielten Reden und verbreiteten aufrührische Schriften, um die Gesete des Landes umzustoßen. Die Regierung beobachtete das Treiben wachsamen Auges, erachtete ein öffentliches Einschreiten aber nicht geboten, bis eine be— mertenswerthe Erscheinung sich mit dem Schlusse des amerikanischen Büt ⸗ gerkrieges einstellte. Als die Irländer, welche in der Unions. Armee gekämpf hatten, sich außer Beschäftigung gesetzt sahen, traten sie zu einem Vereine zusammen, der in gemeinsamem Handeln mit den Verschwörern in Irland die Autorität der königlichen Regierung stürzen sollte. Mit Geld, Waffen und Menschen unterstutzten sie die unzufriedene Partei in der Heimath, und Agenten wurden von Amerika nach Irland abgesandt, um ihre Plane auß zuführen. Die Umtriebe dieser Leute wurden von der Regierung überwacht, bis sie es an der Zeit erachtete, einen wirksamen Schlag gegen die Agitation zu führen, indem sie die Leiter der Bewegung verhaftete und vor Gerich stellte. Eine hochverrätherischen Geist athmende Zeitung, »The Irish Peoples wurde gleichfalls mit Beschlag belegt. (Der Minister verliest Tier eine Reihe von Schriftstücken; In den anerkannter Maßen mit größter Unparteilich⸗ keit und Gründlichkeit geführten Prozessen wurden alle Veschuldigten des Verbrechens überwiesen. Der Richter, welcher das Strafurtheil auszusprechen
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hatte, wies auf den Wahnsinn der fenischen Bestrebungen und auf die dar— aus mit Nothwendigkeit entsprießenden unheilvollen Folgen für das ganze Land hin, während an eine Verwirklichung der Plané doch nie zu denken sein könnte. Diese Mahnungen aber fanden wenig fruchtbaren Boden unter den Verschwörern; die Bewegung ging weiter und von Amerika erhielten dit Fenier fortwährend Unterstützung. Wechsel bis zum Betrage von I0h0 Pf sind von der Polizei den Agenten abgefangen worden; Waffen und Leute kommen noch immer herüber. Eine Prockamation an die Bürgersoldaten Irlands« fordert zum Aufstande und zur Befreiung der Insel von dem Joche der Unterdrücker auf. Zwar befürchtet die Regierung für sich nich das Mindeste von dem Treiben dieser Leute, doch ist sie besorgt, daß sie auf mißleitete Gemüther in Irland Einfluß haben und denselben die thörichte Hof nung auf den Beistand der Vereinigten Staaten beibringen könnten. Wie auch die Empörung durchgeführt werden möge, die Macht der gesetzlichen Regie, rung muß schließlich triumphiren. Doch es ist nicht zu übersehen, daß t kaum ein Regiment in Irland giebt, zu welchem sich die Emissüre aus Amt⸗ rika nicht Zugang verschaft hätten, um die Soldaten von ihrem dem Lande und der Königin geleisteten Eide abwendig zu machen. Mehrere Soldateu sind wegen Treubruches nun schon in Haft. Gegenwärtig herrscht in Ir land allgemeine Besorgniß, die Einwohner fühlen sich un icher, es giebt sch sogar die Furcht kund vor einem unmittelbar bevorstehenden Aufstande. Nach Besprechung mit der Regierung hat der Truppen Kommandant in Irland Sir Hugh Rose, Verstärkungen aus England an sich gezogen. In icht vielen Grafschaften ist der Ausnahmezustand proklamirt worden Seestädtt sind durchsucht und Wasservorräthe aufgefunden worden. Sechunddrelßig
autem Beifall nieder.
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Häupter der Verschwörung besinden sich im Zuchthause, aber jedes Schiff aus Amerika bringe Mannschaften und Geld, um die Empörung zu fördern, und die Verschwörer treten thätiger auf als je. Der Lord. Statthalter hat deshalb, nachdem er mit dem Lordkanzler von Irland und dem Attorney— General zu Rathe gegangen, den Entschluß gefaßt, der Regierung die Sus. endirung der Habeas Corpus · Acte vorzuschlagen. Hierin stimmte ihm Herr Fottescue (der Secretair für Irland) vollkommen zu, besonders, da Sir Hugh Rose noch überraschende Enthüllungen machte: Ganze Banden hielten sich in Bereitschaft, auf jeglichen Punkt loszustürzen, der zum Angriffe gelegen er ⸗ scheine / in Dublin befänden lch 400 Mann, die einen täglichen Sold von 18 Pence bezögen und die Zeit zum thätlichen Auftreten erwarteten. Be— sonders in den Grafschaften Cork, Waterford, Tipperary und Dublin sei bie Stimmung eine sehr bedenkliche, doch die schlimmste Seite der Sache seien die Versuche, die Truppen zu verführen, Versuche, die in manchen Fallen gelingen könnten. Auch der Kommandant der Armee erklärte daher bie Aufhebung des Habeas Corpus für geboten, um weiterem Unheil vor— zubeugen. Gleich nach Empfang der Depesche des Lord-Statthalters wurde ein Kabinetsrath einberufen, und es kam zu dem Beschlusse, jene Maßregel zu erwirken, welche jetzt für die Sicherheit des irischen Volkes eine Noth— wendigkeit ist. Die Thronrede het die Verschwörung mit Recht als eine egen die bestehende Regierung. gerichtete beschrieben und als ihren Zweck die Losreißung Irlands für eine fremde Macht erklärt. Der Mittelpunkt
. der Bewegung liegt in Amerika und sie entspringt nicht aus einer ein—
fachen sozialen oder politischen Ursache. Kein Mann von anerkannter Achtbarkeit in Irland ist an der Verschwörung betheiligt; das beweist schon die neuliche große Versammlung von achtungswerthen Leuten in Dublin, welche die Unterdrückung der Bewegung anstrebten. Wird der Agitation gestaltet, sich auszubreiten, so wird sie alle Industrie lähmen und dem Lande jeglichen Fortschritt abschneiden. Das Haus möge daher selbst über die Nothwendigkeit der beantragten Maßregel urtheilen. Sie ist vorge— schagen, um die Verhaftung jener übelgesinnten Menschen zu ermöoͤg— lichen, welche ihre Umtriebe so einzurichten wissen, daß sie nicht von dem Gesetze erreicht werden können, und weitergehende Befugnisse sind daher für die Behörden erforderlich, das einzige Mittel, den Geist der Empörung zu
dbbannen. Sir George Grey schloß mit dem Vorschlage, die Aufhebung der
Habeas-CorpusAkte auf ein halbes Jahr zu bestimmen, und setzte sich unter Herr Disraeli nahm von seiner Stellung als Führer der Opposition ganz Abstand und stimmte dem Antrage der Regie-
mische Ursachen hervorgebracht worden. Letzterer Ansicht trat Herr Bright
I. entgegen. So lange er einen Sitz im Hause habe, seit 22 Jahren, habe er sich nie mit einem so tiefen Gefühle der Demüthigung und der Scham er— hoben, wie jetzt.
Seit der Vereinigung mit England sei Irland der Regie— rung stets eine Quelle der Besorgniß gewesen; und läge es in der Macht der Regierung, so würde sie wohl sofort Irland von seinen Meeresfesten ab lösen und 2000 Meilen weiter nach Westen vor Anker gehen lassen. Die Irländer seien von Natur nicht zu Verbrechen geneigt, sondern besäßen im Gegentheile manche der edelsten Eigenschaften des Menschengeschlechts und gewiß auch ein dankbares Gemüth. Aber die Mißregierung durch das Parla— ment Englands habe sie erbittert und in einen chronischen Zustand der Em pörung hineingetrieben. Man möge 500 Menschen einkerkern und die Ver— schwörung unterdrücken; die Keime der Krankheit, an denen Irland leide, würden doch haften bleiben und zu einer neuen Ernte des Hasses empor— schießen. Die Aufgabe Englands sei, ein Heilmittel für die irischen Zustaͤnde aufzusuchen, um Irland zu einem treuen Freunde zu machen. Dem An— trage der Regierung widersetze er sich nicht, denn jetzt sei dies wohl der ein—
Üge Weg der Milde, der gegen Irland ein eschlagen werden könne. Die 9 ( . gegen 9
Regierung aber möge einige lindernde Worte aussprechen, die der Schwester— Insel eine hoffnungsvolle Zukunft eröffneten. Die beiden folgenden Redner, Roebuck (der jedoch zugleich auf die irische Kirche als eine gerechte Be— schweide Irlands hinwies) und Horsman wandten sich hauphsächlich per— sönlich gegen Bright und beschuldigten ihn der Zanksucht. Es stand nun ein Irländer auf, Herr Dillon, welcher sich gegen das Fenierthum, welches er selbst bei seiner Wahl habe bekämpfen müssen, aussprach, während er der Be— wegung übrigens den ihr verliehenen furchtbaren Charakter nicht zuerkannte.
Mißregierung, Gesetzgebung im Interesse einzelner Klassen und gegen die all—
gemeine Wohlfahrt des Landes selen die Ursachen der Entfremdung. Deshalb wolle er der Regierung in ihren Bemühungen, die feindselige Stimmung nie— derzuschlagen, nicht zur Seite stehen. John Stuart Mill erklärte sich wie Bright schmerzlich erregt und gedemüthigt. Doch, wenn Irland in früheren Jahren auch das Opfer einer schlechten Regierung gewesen sei, so habe sich in den letzten Jahren auf beiden Seiten des Hauses ein aufrichtiges Stre— ben gezeigt, die Insel in gerechterem Geiste zu behandeln. Bie Frage aber erhebe sich, Z mit guten Absichten genug gethan sei, und was für Maßregeln zu fassen seien, um den Beschwerden abzuhelfen.
Zum Schluß der Debatte sprach der Schatzkanzler Gladstone die Ansicht aus, daß kein gefährlicherer Irrthum in dieser Angelegenheit aus— gesaͤet werden könnte, als die Annahme, die Verhandlungen des Hauses liefen auf das Ziel hinaus, durch ein wesentlich englisches Parlament Irland ju vergewaltigen. Daß die Fenierverschwörung zu verurtheilen sei und un— terdrückt werden müsse, könne bei den vorliegenden Beweisen Niemand mehr leugnen, und daher verdiene die vorgeschlagene Maßregel allseitige Zustim—
mung. Dag irische Volt nsass. sich senhtg gettörenk nd äüeleiken Rn maüsse vor sich felbst geschützt werden.
Das Haus schritt hierauf zur Ab— stimmung, deren Resultat bekanntlich die Annahme des Regierungs ⸗ Antrages
nit zöä'gegen 6 Stimmen war.
Frankreich. Paris, 18. Februar. Heute überreichte die Deputation der Senatoren die Antworts ⸗Adresse auf die Thronrede. Die Antwort des Kaisers (die bereits telegraphisch gemeldet wurde) hat, nach dem ⸗Moniteur , folgenden Wortlaut: ⸗Meine Herren Sena⸗ toren! Die Adresse des Senats ist ein beredter Kommentar zu meiner
Nede; sie entwickelt das, was ich nur angedeutet habe, sie erörtert alles,
was ich zu verstehen geben wollte. Sie wünschen gleich mir die Stabi—
lität, die vernünftige und fortschrittliche Entwickelung unserer Insti⸗ tutionen, die Verbesserung des Looses der größeren Masse, die unverkürzte Aufrechterhaltung der National -Ehre und Würde. Diese Uebereinstimmung ist eine Macht. Die moralische Welt, wie die physische gehorcht allgemeinen Gesetzen, die man nicht ohne Gefahr übertreten darf. Nicht dadurch, daß man täglich die Grund mauern eines Gebäudes erschüttert, beschleunigt man die Krönung desselben. Meine Regierung ist keineswegs stationair; sie rückt voran und sie will voran gehen; aber dies soll auf einer festen Unterlage geschehen, welche im Stande ist, die Gewalt und die Freiheit zu tragen. Lassen Sie uns den Fortschritt in allen seinen Gestalten zu Hülfe nehmen; doch bauen wir Stück für Stück diese große Pyramide auf, deren Basis das allgemeine Stimmrecht und deren Spitze der civilisatorische Genius Frankreichs ist. Diese in Ihrer Adresse so vorzüglich ausgedrückten Gefühle haben mich lebhaft ge⸗ rührt; sie sind des ersten Staatskörpers würdig, welcher der wach- en r f r der Verfassung wie der in derselben bestätigten Grund— ätze ist.·
Italien. Florenz, 19. Februar. Wie aus Messina ge⸗ meldet wird, haben bei der dortigen Wahl zur Deputirten kammer Mazzini 311, Bottara 164 Stimmen erhalten. Da keiner der Kandidaten die absolute Majorität hat, kommt es zwischen den bei— den genannten zur Ballotage.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 18. Februar. (Ostsee Ztg. Das Regulirungs-Comité in Warschau hat unlängst die Weisung aus Petersburg erhalten, seinen Geschäfts-⸗ gang möglichst zu beschleunigen und das Werk der Bauern- Abls— sung noch im laufenden Jahre zu Ende zu führen. In Folge dieser Weisung ist die mit der Feststellung der den Gutsbesitzern zu ge⸗ währenden Entschädigungssummen beauftragte Central-Kommission um mehrere Mitglieder verstärkt worden. Am J. Oktober v. J. betrug die Zabl der eingereichten Liquidationstabellen 3050, von denen 87 mit
gierung zu, denn die Sachlage in Irland sei nicht durch innere oder hei iner Entschädigungssumme von S530 000 SR, von der Central=
Kommission bestätigt waren. Diese Zahl vermehrte sich im Laufe von fast zwei Monaten um nur 1150 und stieg unmittelbar vor dem Schlußtermin des vorigen Jahres, dem 28. November, plötzlich auf 17,000! Im Januar d. J. belief sich die Gesammtzahl der von den Gutsbesitzern eingereichten Liquidationsbriefe auf 17,308, von denen 54 von der Central Kommission definitiv bestätigt waren. Diese 754 Liquidationsbriefe repräsentirten eine Entschädigungssumme von 2,858,074 SRo.
Schweden und Norwegen. Christiania, 13. Februar. (H. N.) Die Regierung hat kürzlich dem Storthing eine Proposition wegen Controlirung der Dampfschiffe vorgelegt. Ein ähn⸗ licher Vorschlag wurde schon einmal im Jahre 1859 vorgelegt, aber damals nicht genehmigt, und Norwegen ist augenblicklich wohl der einzige Staat unter den seefahrenden Nationen Europa's, wo solche Controle noch nicht eingeführt ist. Das Gesetz soll sich auf die Maschinen und Dampfkessel, so wie auf die praktische Tauglichkeit der Maschinisten erstrecken, daneben aber auch darauf, daß die Dampf⸗— schiffe nicht überfüllt werden von Passagieren.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Februar. In der heu— tigen Sitzung des Reichsraths-Folkethings stand, den ⸗Hamb. N.« zufolge, die erste Behandlung eines von 5 Mitgliedern: Steen, Krabbe, A. Jörgensen, Müllen und A. Hage eingebrachten Vor⸗ schlages zu einem Beschluß, den Kriegs- Minister aufzufordern, das militairische Waarendepot und die Intendantur zu reorganisiten, auf der Tagesordnung. Professor Steen motivirte den Vorschlag und sprach ausführlich über die in dieser Administrationsbranche im Schwange gehenden Mißbräuche, die im Kriege auf mannigfache Weise unheil- volle Folgen gehabt hätten. In ähnlicher Weise sprachen sich andere Mit- glieder aus, und der Kriegsminister stellte schließlich in Aussicht, eine Umordnung der Intendantur vorzunehmen, und zwar durch eine Descentralisation, und eine Errichtung von Lokal -- Inten⸗ danturen. Doch lasse die Sache sich, meinte er, sschwer vor der Armee - Organisation realisiren. Dann machte der Präsident des Reichsraths-Folkethings die Mittheilung, daß der Kriegsminister in einer der nächsten Sitzungen einen Gesetzeniwurf, betreffend die Aushebung zum Kriegsdienst für das Jahr 1867 — 68, vorzulegen gedenke; so wie daß der Finanzmünister einen Gesetzentwurf, betreffend Wartegeld und Pensionen für Be— amte, die in Veranlassung des Wiener Friedensschlusses verabschiedet worden sind, und einen Gesetzentwurf, betreffend Erhöhung einiger Pensionen und Unterstützungen, vorlegen werde.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff 'schen Telegraphen⸗Büreau.
London, Montag, 19. Februar, Nachts. Im Oberhause hat die Bill, welche die Regierung ermächtigt, von sämmtlichen irischen Telegraphen - Leitungen Besitz zu ergreifen, alle Stadien der Be— rathung passirt.