1866 / 62 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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während der Anwesenheit des hiesigen Ober ⸗Post Direktors, Herrn

Schulze, in Berlin, wo derselbe in den letzten Tagen verschiedene Dienstangelegenheiten erledigt hat, auch der dänische Post⸗Inspektor, Herr Petersen, zur Regelung anderweiter Geschäfte eingetroffen ist. Dieser befindet sich noch dort, während der Herr Ober -Post Direktor Schulze gestern hierher zurückgekehrt ist. ö . Hessen. Kassel / 10. März. Die Ständeversammlung bielt zwar, wie die -W. Z.“ meldet, heute eine Sitzung, jedoch er⸗ folgte auch in dieser keine Vorlage der Staatsregierung. Man be— schäftigte sich damit, daß man die Zuslimmungen zu den Zollver: trägen mit dem Großherzogthum Luxemburg, der freien Stadt Bremen, so wie der ferneren Sistirung der Weserzölle und dem Zoll— cartel mit Oesterreich, ertheilte. Schließlich beseitigte man nach lan— ger Debatte einen früher gefaßten Beschluß, wonach bei erhobenen Einsprachen von betheiligten Grundeigenthümern bei Expropriationen

zu Schulhausbauten, Hospitälern, Wasserleitungen 2c. diese von der

Zustimmung des Bezirksrathes abhängig gemacht worden waren. Das Ministerium hatte erklärt, mit dieser Bestimmung das Gesetz nicht erscheinen zu lassen.

Darmstadt, 10. März. Die »Darmst. Ztg.« schreibt: Sicherem Vernehmen nach wird voraussichtlich die nächste Sitzung der Zweiten Kammer am 19. d. M. stattfinden, in wel—⸗ cher zunächst über die Prorogation des Finanzgesetzes auf weitere drei Monate berathen wird. Daran werden sich weitere Berathungen Über die jetzt in der Berichterstattung fertig vorliegenden Gegenstände, nämlich die verschiedenen Nachwahlen, die Gesetzentwürse über den Schutz der Waarenzeichen, die in polizeilicher Hinsicht einer Gemeinde zugetheilten besonderen Gemarkungen ꝛc. reihen.

Baden. Karlsruhe, 10. März. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer führte die Tagesordnung zur Berathung des von Hofrath Dr. Schmidt erstatteten Kommissionsberichts über die Motion des Frhrn. v. Andlaw, betressend die Aufhebung der Spielbanken im deutschen Bundesgebiet. Der Antrag, dahin gehend: »In Anbetracht, daß dem Grundgedanken der Motion, ge— richtet auf Beseitigung der privilegirten Spielbanken in ganz Deutsch— land, die volle Anerkennung gebühre; daß jedoch ein bei dem deut— schen Bund gestellter Antrag dieses Inhalts einen Erfolg nicht ver— spreche; daß endlich von der Großherzogl. badischen Staatsregierung zuversichtlich zu erwarten steht, fie werde keine für Erreichung jenes Zieles sich bietende Gelegenheit ungenutzt lassen: beschließt die Erste Kammer, von der Abfassung einer Adresse abzusehen,« wurde durch Mehrbeitsbeschluß angenommen.

Oesterreich. Aus Krakau, 109. März, wird der »Ostd. Post« geschrieben, daß die österreichische Regierung soeben den Befehl ergeben ließ, die Festungswerke, von welchen Krakau eingeschlossen ist, mit Erdwällen zu versehen, und daß nahezu 700 Arbeiter an diesem Tage schon beschäftigt wurden. Hauptzweck dabei scheint wohl der zu sein, der nothleidenden Klasse eine Erleichterung zu gewähren. Nach demselben Blatte hat die Warschau-Wiener Eisenbahn bis jetzt nur kleine Militair⸗Transporte bis Czenstochau befördert.

Agram, 11. März. In der heutigen ad hoc einberufenen Landtagssitzung sind für die nach Pesth zu entsendende Deputation gewählt worden: Dr. Subotic, Priea, Cepulic, Obergespan Smaie, Bischof Stroß mayer, Dr. Racky, Mrazowie, Baron Kuslan, Perkovae, Dr. Suhajz, Br. Vranicani und Dr. Klaie.

Belgien. Brüssel, 11. März. Herr Eloin, der mexika⸗ nische Kabinets-Chef, ist heute vom Könige empfangen worden und wird sich in den nächsten Tagen nach Paris begeben. Die Re— gierung wird demnächst eine Kreditforderung von 70,000 Fr. zur Bestreitung der durch die Rinderpest verursachten Ausgaben einbringen.

Spanien. Die Epoca⸗ vom T. März meldet. daß der An— sührer des spanischen Geschwaders im Stillen Ocean, als er Caldera verließ, beschloß, die Prisen, die er nicht mit sich zu führen geeignet hielt, zu zerstören. Zu dem Zwecke ließ er sie in Brand stecken und ging nicht weiter, ehe er sie völlig vom Feuer verzehrt sah. Die Ramen dieser verbrannten Schiffe sind die Barke »Cornelia«, die Fregatte ⸗Magdalenage, die Brigantinen „Maria Adelaida« und Maria Susana«, die Schooner »Constancia«, „Jenny Lind« und »Paquete du Tongol«. Die Bestrebungen des chilenischen Kabinets haben in Bolivia und Neu-Granada Eindruck gemacht, denn diese Republiken scheinen geneigt zu sein, mit Chili und Peru gemein same Sache zu machen. Mit Ecuador scheint dies noch nicht der ZJall zu i denn das Land beobachtet bis jetzt eine vollständige Neu— tralität.

Italien. Der König Victor Emanuel hat die Abhaltung des sechsten internationalen Kongresses für Statistik in Florenz ge— 2 und den Prinzen Humbert zum Präsidenten desselben er— nannt.

Florenz, 8. März. Der von dem Minister Farini am 25. Februar der Kammer vorgelegte Gesetzentwurf für die Sub⸗ vention der St. Gotthards bahn lautet nach der Karlsruher Zei⸗ tung = vollständig also:

Art. 1. Die Königliche Regierung wird ermächtigt, sich an eine Consortium von Staaten, Provinzen, Gemeinden und andern italien s6n und ausländischen moralischen Körperschaften zu betheiligen, welches die n leichterung des Baues einer Eisenbahn durch den St Gotthard bes wen die mittelst eines Tunnels zwischen Airolo und Göschenen eine ununter! brochene direkte Verbindung zwischen dem italienischen Eisenbahnnetz un der Centralschweiz herstellt. Art. 2. Die Königliche Regierung ist gleich falls ermächtigt, zu diesem Zweck die Summe von 10 Mill. Fr. nel die oberitalienische Gesellschaft als Kostenbeitrag zu einem Uebergang über die Schweizeralpen in Gemäßheit der Erklärung vom 1J. Februar 1863 (Beilage C. des Vertrags vom 30. Juni 1864, bestätigt durch das Ges vom 14. Mai 1865 Nr. 2279) zu leisten hat, als Subvention zu bestimmen und zur Theilnahme an jenem Consortium auch die Summe zu verwenden welche (in Gemäßheit des Art. 4 des Vertrages vom J. Mai 1862) . Kapital und Prämie von der französischen Regierung in Folge der Durchbohrungsaibeiten am Mont-Cenis zu sordern sein wird. Diest beiden Posten sind ausschließlich für die Herstellung des großen Tunnels bestimmt. Art. 3. Falls die anderen Theilhaber des Con. sortiums, statt der Zahlung einer Subvention, die Vetheiligung an einer Zinsengarantie ubernehmen wollen, so ist die Regierung ermächtigt, an dem Consortium auch unter hieraufgehenden Bedingungen theiljunebmen wohei jedoch ausdrücklich zu vereinbaren ist, daß der Betrag des sãhrlichen Garantiebetrags in keinem Fall höher sein darf als der Zins zu 6pét. don dem Kapital, welches nach dem vorigen Artikel als Subventien bewilligt werden würde. Wenn der Beitrag, obgleich als verlorenes Kapital gegeben, doch in der Form von Actien mit Zinstheilnahme geleistet werden wird, so wird die Summe, welche in den vorbezeichneten Grenzen die itaheenische Re— gierung beiträgt, gegen Titel eingetauscht werden, welche zum Antheil an dem Rein. gewinn berechtigen. Art. 4. In der zu errichtenden internationalen Kommisson zur Ueberwachung des technischen und finanziellen Theils des Unternehmens wer. den die Abgeordneten der königlichen Regierung dafür sorgen, daß alt italienischen Tontribuenten, nach Verhältniß der von ihnen wirklich geleisteten Beiträge, bei der Zinsvertheilung berücksichtigt werden. Art. 5. Der Zuttitt der königlichen Regierung zu dem obigen Consortium und die Beltragz. verpflichtung darf nur unter der Bedingung stipulirt werden, daß binnen achtzehn Monaten nach Veröffentlichung dieses Gesetzes die Subvention oder die Garantie in einer alle Theile bindenden Weise und in einer die Aus. führung des Werkes sichernden Höhe vollständig beisammen ist, und daß jedenfalls die von den ausländischen Staaten, Provinzen und moralischen Körperschasten gewählte Quote nicht geringer als 55 Millionen, wenn das System der Subvention, oder verhältnißmäßig nicht geringer als die i Art. 3 bezeichnete Summe sei, wenn das System der Garantie beliebt wid.

Türkei. Wie aus Bukarest gemeldet wird, ist der neu. ernannte Finanzminister Maurogheni, welcher bekanntlich zur Zeit des Staatsstreiches in Paris weilte, dort angekommen, und hat die Leitung seines Amtes übernommen, desgleichen Lascar Catargin, Mitglied der Statthalterschaft. Miltiades Contiesco ist zum interimi— stischen General-Direktor der Posten und Telegraphen ernannt wor— den. Herr Cosadin wurde seitens der stellvertretenden Regierunz zum außerordentlichen Kommissär für die Moldau und Hen Maurocordati für die Walachei ernannt. Sämmtliche Distrikt. Präfekten der bezüglichen Provinzen wurden diesen Kom. missären in allen politischen und administrativen Beziehungen untergeordnet; übrigens wurden von den 33 Präfekten (ganz Mu mänien zählt nämlich so viele Distrikte) bereits 17 durch neue, der neuen Regierung anhängliche Personen ersetzt.

Das Projekt zur Organisation einer Nationalgarde, welches Ministerium vorschlug, ist von der Legislative vertagt worden. Alle illegaler Weise von der früheren Regierung bewilligten Privilegien und Monopole sind von den Kammern null und nichtig erklart worden.

Die Regierung hat eine neue Constitution und ein neues Wahl gesetz für die Fürstenthümer ausgearbeitet und dem Staatsrathe zu Begutachtung vorgelegt.

Um den dringendsten Bedürfnissen des Augenblicks genügen zu können, hat sich die provisorische Regierung an mehrere Banquict und an den Advokaten Boerescu gewendet, damit diese ein Anlebenk—

projekt außarbeiten, dessen Höhe seiner Zeit, von der Kammer be

stimmt werden soll. Die Herren haben Obligationen vorgeschlagen bie im März 1866, 1867, 1868 rückzahlbar sind. Die Obligationen

ausgegeben zu 90, würden drei Serien bilden, zu 300, 1500 un

Z0 060 Piastern, die auch in Dii tel⸗Obligationen ausgegeben werden

und an Zahlungsstatt bei allen öffentlichen Kassen Gültigkeit baben

sollen. Während der Sitzung, in der die Anleihe berathen wan

zeichneten mehrere der Herren ansehnliche Summen; Hr. Herz im

Namen der ottomanischen Bank 30, 9000 Dukaten und drei andert Banquiers jeder à 10000 Dukaten; 40600 Dukaten wurden ven

Mitgliedern des Kabinets subseribirt. In einen Augenblicke wareh 1005000 Dukaten beisammen, die aber nicht viel helfen werden.

Amerika. »Reuter's Office, meldet: New - York, 28. 3. bruar. Das Veto, welches der Präsident Johnson gegen dal Gesetz, betreffend das Büreau zum Schutze der Freigelassenen, in gelegt hat, findet überall Beifall und Vertheidigung. Der Präsiden wird demnächst eine Proclamation erlassen, durch welche den Eil Staaten, mit Rücksicht darauf, daß ein dauerhafter Friede hergestl sei, die Einsetzung einer selbstständigen Verwaltung gestattet wird.

Der Dampfer „Europa. hat in Halifax keine Depeschen erhalte

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Telegraphische Depeschen auß dem Wolff 'schen Telegraphen⸗Bürean.

Wien, Dienstag, 13. März. In Finanzkreisen wird versichert, daß der Finanzminister die Bestätigung des Herrn Weiß als Di— rektor der Kreditanstalt verweigert, weil er die Stellung eines Di— rektorialpostens mit der Stellung des Inhabers eines Großhandlungs⸗ hauses nicht vereinbar hält.

In Folge der demnächst zur Verhandlung kommenden Antworts— Adresse des ungarischen Landtages, in welcher die Forderung eines eigenen Ministeriums aufrecht erhalten wird, steht eine Ministerkrisis in Aussicht. Man glaubt, daß Majlath seine Demission erhalten werde die Stellung Belcredi's erscheint gesichert.

London, Montag, 12. März, Abends. Zu der heutigen Eitzung des Unterhauses hatten sich die Mitglieder sehr zahlreich eingefunden. Die Tribünen waren gedrängt voll,

Der Kanzler der Schatzkammer gab Erläuterungen zu der Resormbill. Die Hauptbestimmungen derselben sind folgende: Der Hrafschafts census wird von 50 auf 14, der Städtecensus auf 7 Pfd. Sterl. reduzirt. Miether möblirter und unmöblirter Zimmer von 10 Pfd. Sterl. jährlichem Miethswerth erhalten das Stimmrecht, ebenso jeder, der zwei Jahre nach einander 50 Pfd. Sterl. in der Sparkasse hat.

Die Regierung erklärte, daß sie dies nur als einen Theil wei⸗ terer Reformen betrachtet wissen wolle, indem sie hoffe, dadurch eine schnellere Erledigung herbeiführen zu können.

Die Debatte wurde, ehe es zur ersten Lesung kam, vertagt.

gon don, Dienstag, 13. März, Morgens. »Reuter's Office = meldet: Vew-⸗Hork, 1. März, Nachmittags. Auf einem Meeting der Fenier, welches gestern in Washington stattfand, wurde der Plan angekündigt, sich British Columbia zu bemächtigen und an der Küste des Stillen Oceans einen Hafen für Kaperschiffe anzu⸗ legen. Der englische Gesandte erhob in Folge dessen bei der nord⸗ amerikanischen Regierung Vorstellungen. In einem heute Vormit— tags abgehaltenen Ministerrath wurde die Angelegenheit besprochen und glaubt man, die Regierung werde eine Proclamation gegen die Verletzung der Neutralitätsgesetze erlassen.

Goldagio stand am 1. d. 363.

Madrid, Montag, 12. März, Nachmittags. In den Cortes gab das Ministerium die Erklärung ab, der Belagerungszustand werde im Laufe der Woche aufgehoben werden.

Florenz, Montag, 12. März, Nachmittags. Die Reserven sind, wie gewöhnlich, zu zweimonatlichen Uebungen einberufen wor— den. Hierauf sind alle Mobilmachungsgerüchte zu reduziren.

Das »Amtsblatt des Königlichen Post Departements « (Nr. 11 vom 10. November) enthält unter andern drei General-Verfügungen vom J. d., betreffend die Portofreiheit in Kirchen- und Kultussachen Post · Dampf · schiffl⸗Verbindung zwischen Stralsund und Malmoe; Speditionen gewisser Sendungen an die preußischen Besatzungs Truppen in Schleswig und resp.

Holstein.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Von Friedrich Bodenstedt's Gesammelten Schriften,

welche, zwölf Bände stark, im Verlage der Königl. Geheimen Obeꝛ · Hof⸗ buchdruckerei (R. v. Decker) erscheinen, ist so eben der fünfte Band aus⸗ gegeben; er enthält Alexander Pu schkin' s »Eugen Onägin«. Ueber diefen russischen Dichter hat Bodenstedt so eben noch zu München in der Neihe der dort gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge eine Darstellung gegeben, worin Eugen Onägin, ein Roman in Versen, für die bedeutendste der eigen thümlichen Schöpfungen Puschkin's erklärt wird. . Die katholische Pfarrkirche zu Unseren lieben Frauen, jetzt Matthäus. Kirche zu Stargard in Pr. wird nach Mittheilungen der ) Westpr. Ztg. im Auftrage der Regierung aufgemessen und gezeichnet. Dieselbe gebört zu den ältesten und zierlichsten Bauten des Ordens. Namentlich zeigt der west· liche Giebel, so wie die Gesimse eine fein gegliederte Architeltonik. Sie ist im Jahre izzg erbaut, aber nicht vollendet, da im Mittelschiff die Gewoͤlbe fehlen. Zu den Schätzen, welche die Kirche aufbewahrt, gehört auch ein 2 Fuß hohes sechseckiges silbernes Reliquienkreuz, welches seiner vorzüglichen Arbeit nach der höchsten Blüthe der gothischen Zeit zuzurechnen ist. Es trägt an den 4 Ecken die Symbole der 4 Evangelisten und hat in der Milte die Reliquienkapsel; das ganze Kreuz ist mit gothischen Ranken und Blattwerk geziert, welches in seiner Zierlich eit bewundernswerth ist. Frau M. Muchanow geb. Gräfin Resselrode, veroffentlicht von Baden aus in russischen Zeitungen eine Erklärung in Betreff der

Memoiren des verstorbenen Reichskanzlers Grafen Nesselrodes, ihres Groß vaters. Sie sagt: »Der anmaßende Titel »Memoiren« kommt der ein fachen Erzählung, welche ich unter dem Diktat meines Großonkels geschrieben, in keiner Weise zu. Der Verstorbene wollte während der Mußestunden seines heite ren und schönen Alters mit Hülfe seines trefflichen Gedächtnisses, dem nie ein Name oder ein noch so unbedeutendes Datum entfiel, einige persöͤnliche Erinnerungen sam· meln, um seinen Kindern und nur ihnen den Lebensgang und die Arbeit ihres Vaters ins Gedächtniß zu rufen. Da aber ein russischer Schriftsteller sich einige mehr als verächtliche Ausdrücke über die Herkunft und den An⸗ fang der Laufbahn des Grafen Resselrode erlaubt hatte, so wurde statt seder Antwort auf jene Unverschämtheit die Veröffentlichung dieser kleinen Schrift veranlaßt, ohne daß derselben ein Kommentar beigefügt wäre. Eine Fortsetzung derselben wird wahrscheinlich unterbleiben Wichtige Enthüllun ˖ gen und merkwürdige Einzelnheiten wird man in derselben vergeblich suchen.«

Statistische Nachrichten.

Cöln, 12. März. Bei der Königlichen Departements · Kommission zur Prüfung einjähriger Freiwilligen hatten sich, der »Köln. Ztg.« zufolge, in diesem Frühjahrstermin 228 junge Leute gemeldet; 159 derseiben konnte auf Grund der beigebrachten Studien. und Schulzeugnisse das Qualification Attest zum einjährigen Militgirdienst ohne Weiteres ertheilt werden; von den übrigen 69 waren 2 im Termine nicht erschienen, 67 aber wurden am 5. H. JT. d. M. zur Prüfung herangezogen, deren Ergebniß dahin festgestellt ward, daß 31 Examinanden das Gualifications . Attest zu ertheilen, Z6 da— gegen zu versagen sei.

(. (Die Bauernbefreiung in Rußland.) Als das Edikt über die Freilassung der Bauern am 19. Februar 1861 erschien, schreibt man der „Köln. Zig.“ befanden sich 10,915,687 Bauern männlichen Geschlechts in der Leibeigenschaft, davon sianden 635.919 als sogenannte Hofleute im per- sönlichen Dienstverhältnisse bei den Familien der Gutsbesitzer; es waren dies Menschen, die keine anderen Subsistenzmittel hatten, als diejenigen, welche ihnen der Herr hinreichte, kein anderes Recht kannten, als den Willen ihrer Gebieter. Von den wirklichen Landbauern standen 66795274 im eigentlichen Frohndienste, und 206,108 gehörten Besitzern kleiner Güter, d. h. solcher Güter, die weniger als 20 Seelen besaßen. Von der ganzen Masse der aus der Leibeigenschaft getretenen männlichen Be⸗ völkerung sind gegenwärtig 5si45, G29 Individuen nicht nur freie Staatsbürger, sondern auch unabhängige Tandbesitzer geworden, wäh⸗˖

rend 4030988 noch gewisse Verbindlichkeiten gegen ihre Gutsbesitzer zu er⸗

füllen haben, aber Verbindlichkeiten, welche genau durch das Gesetz um⸗ schrieben sind und von den Behörden, welche die Bauern ˖ Angelegenheiten leiten, streng überwacht werden. Die 635.919 Hofleute haben ihre volle persönliche Freiheit erhalten und sind nun in ein auf gegenseitiger Ab— machung beruhendes Dienstverhältniß zu ihren früheren Herren getreten oder

Von den zu den kleineren Gütern gehörenden Bauern sind einige zu den Gemeinden größerer Güter übergegangen, andere Reichsbauern geworden, nachdem der Stagt die Güter an sich gebracht, zu denen sie gebörten. Am 19. Februar 1864 wurden 451,170 Bauernfamilien des Königreichs Polen dem Joche der Leibeigenschaft entzogen und mit eigenem Lande versorgt.

Im Laufe der Zeit wurden auch die Bauern der Apana egüter, die zu ver⸗ fi. . geg

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schiedenen Fabriken, Bergwerken und anderen Institutionen in einem Hörig—

keitsverhältnisse stehenden Bauern und zuletzt noch die transkaukasischen Leib⸗ eigenen befreit, so daß gegenwärtig kein unfreier Mensch mehr auf russi⸗ schem Boden weilt. Dieses ganze Werk wurde nun noch durch die in der gestern erschienenen Nummer der »Senats - Zeitung« veröffentlichte Verord- nung vergleiche »Staats: Anzeiger« Nr. 58) gekrönt, laut welcher sämmt⸗˖ liche Reichsbauern, d. h. die auf den Staats- Domainen lebenden Bauern, über 20 Millionen Individuen beiderlei Geschlechts, den durch das Reglement vom 19. Februar 1861 festgesetzten Bedingungen unter— worfen werden. Die Reichsbauern waren persönlich zwar frei, sie

standen aber unter der unmittelbaren Verwaltung des Staates, welcher diese durch das Organ des Ministeriums der Reichs⸗Domainen führte. Die hieraus sich ergebende Centralisation der Geschäfte einer über das ganze un— geheure Reich vertheilten Bevölkerung mußte dieser natürlich in ihrer ökono · mischen Entwicklung hinderlich werden. Jetzt ist jeder büreaukratische Druck beseltigt worden, da an die Stelle der Beamten die für die Bauernbevölke - rung bestehenden allgemeinen Institutionen getreten sind. Dieser wichtige Schritt, der schon vor fünf Jahren angedeutet wurde, ist nun endlich ge— schehen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß er von wohlthätigen Folgen begleitet sein wird.

Gewerbe- und Handels⸗Nachrichten.

In dem Zeitraum vom 16. bis 28. Februar 1866 wurden

Steinkohlen, Transport⸗ Braunkohlen Torf weise und Coals. in Berlin ein— Tonnen. Klaftern. geführt: zu Wasser 13209 582 auf den Eisenbahnen 101561 55

Summa 117770 637 zu 66 3180 weer ; auf den aus Verlin Eisenbahnen Ii6t

ausgeführt: Summa 10341

Brennholz

haben irgend ein anderes bäuerliches oder bürgerliches Gewerbe ergriffen.

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