1866 / 73 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1936

Hierauf forderte der Präsident zur Abgabe der Stimmzettel zur Wahl der Zwölferkommission, der Regnicolardeputation und zur Ergänzung der Diarlumsprüfungs⸗-Kommission auf. Borlea wollte geltend machen daß

in allen Kommissionen Vertreter der verschiedenen nichtmagyarischen Natio- nalitäten gewählt werden sollen. Das Haus ging jedoch zur Tagesord⸗ nung über, resp. zur Abgabe der oben spezffizirten Stimmzettel, welche in drei bereitstehende Urnen gelegt wurden. Hierauf wurde eine von 30 De⸗ putirten eingebrachte Motion vorgelesen, daß zum Behufe der Vertagung

des Hauses eine geheime Sitzung abgehalten werde. Deäk erklärte dies

für überflüssig, da die Vertagung sich mit Rücksicht auf die heil. Feiertage von selbst versteht. Er beantragte daß das Haus sich formell vom 28sten März bis 4ten April vertage, einige Tage vorher, und zwar vom nächsten

Montag angefangen und vom 4 en bis 11ten April werden wohl auch keine öffentlichen, jedoch Kommissions-Sitzungen gehalten werden. Dieser

Antrag wurde zum Beschluß erhoben. Hierauf referirte die Petitions 9 z h 2

Kommission. Prag, 23. März. Graf Lazansk) beantwortet die Interpellation

Brinz in Betreff des Karlsbader Kurfend; die Regierung halte bezüglich der größeren Kurorte an dem Kurstatut vom Jahre 1851 fest.

Ueber den Kommissionsbericht wegen Aenderung der Statuten der

Hypothekenbank wird wegen Zeitmangel zur Tagesordnung übergegangen, Der Oberstlandmarschall warf schließlich einen Rückblick auf die Thätig—

keit dieser Session und dankte dem Regierungs vertreter Grafen Lazansky für de emei a e die Verschwörung führte. Der Attorney - General für Irland weist

sein freundliches Entgegenkommen, namentlich für die Wiederanbahnung des

Verkehres der Landtagskommissionen mit der Regierung. Graf Lazansky (e z : dienst, eine ernste Rebellion, ohne einen TIrspfen Blut zu vergießen, unterdrückt

rwiderte hierauf. Kardinal Fürst Schwarzenberg dankte dem Oberstland- marschall für dessen umsichtige Leitung.

emb erg] 23. Maͤrs Graf Badeni legt das Statut für die Stadt

Jaroslau vor, welches an die bestehende Spezialkommission gewiesen wird.

Die Debatte uber das Lemberger Statut wird fortgesetzt. Landesberger und ̃ laut ö wer ö den Bau der projektirten neuen Gerichtshöfe auf sechs Architekten zu be—

Dubs protestiren gegen die das städtische Vermögen der chrisilichen Bevölke⸗

vertheidigen das Projekt, die Bestimmungen bleiben unverändert. Nach

Beendigung der Sprzialdebatte über das Lemberger Statut einstündige Pause. Sodann referirt Rydzowski über die Vorlage des Landesausschusses,

betreffend die Landesdiensspragmatik, welche fast unverändert angenom— men wird.

24. März. Von den Landtagen berichten Wiener Blätter

telegraphisch:

Pesth, 24. März. In der Sitzung des Repräsentantenbauses wurde unter den angemeldeten siebenbürgischen Deputirten Bömches mit lebhaftem

Eljen begrüßt. Schließlich wurde ein Antrag Doboczky's verlesen, welcher dem Hause die Theiß-Regulirung dringend empfiehlt. Der Antrag wird seinerzeit in Berathung gezogen.

Lemberg, 24. März. In der heutigen Landtagssitzung referirte Smolka über die Vorlagen des Landesausschusses, betreffend Abänderun— gen des Landesstatuts und der Landeswahlordnung. Die Vorlagen umfas⸗ fen neun Gesetzvorschläge. Der erste Vorschlag beruft den Bischof von

Krakau in den Landtag. (Wird einstimmig angenommen.) Der zweite betrifft die Vermehrung der städtischen Abg eordnetenzabl um 14. Ein von

den Ruthenen gestellter Zusatz, gleichzeitig die Abgeordneten der Landgemein · den um 16 zu vermehren, fällt nach lebhafter Debatte; die Ruthenen ver— langen daher namentliche Abstimmung über diese Vorlage und stimmen gegen dieselbe. Die Vorlage erhält nicht die erforderliche Zweidrittel · Majorität.

Belgien. Brüssel, 24. März. In der heutigen Sitzung

der Repräsentantenkammer wurden die Amendements zu dem An⸗— trage von Orts, welcher eine Vermehrung der Mitgliederzahl beider Kammern bezweckt, verworfen; dagegen wurde der Antrag selbst in unveränderter Fassung mit 59 gegen 45 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 23 März.

ortescue, welcher in Folge seiner Uebernahme des Postens als

irischer Staats - Secretair sich einer Neuwahl unterziehen mußte, ist gestern in Louth ohne Oppofition wiedergewählt worden,

Im Gemeinderathe der City wurde gestern der Beschluß gefaßt, dem Prinzen Alfred das Bürgerrecht der City anzubieten. Des gleichen wurde beschlossen, eine Büste Palmerstons im Raths saale aufzustellen.

Der Prinz von Wales so wie der Höchstkommandirende, Her⸗ zog von Cambridge, haben eingewilligt, bei der am Ostermontag zu Brighton stattfindenden großen Revue der Freiwilligen zugegen zu sein.

Der Schraubendampfer »Shenandoah«— wurde gestern in Liverpool öffentlich versteigert. Vor dem Ausgebote bemerkte der mit dem Verkaufe beauftragte Kommissar, daß die Verkaufsbedingung, welche von dem Käufer vor der Uebernahme die schriftliche Erklä—⸗ rung, daß das Schiff nicht für eine kriegführende Macht und nicht zu einem kriegerischen Zwecke angekauft sei, verlange, nicht den Sinn hätte, den Ankauf durch einen Angehörigen eines in Krieg begriffe nen Staates zu verhindern. Zahlreiche Kaufliebhaber hatten sich eingefunden und das Schiff (es ist von 790 Tonnengehalt und hat Maschinen von 140 Pferdekraft), zu 10000 Pfd. St. ausgestellt, wurde zu 15,750 Pfd. St. zugeschlagen. Vor 23 Jahren hat es 35,000 Pfd. St. gekostet. k

Im Oberhause bemerkte Earl Granville gestern auf eine Frage des Earl Cadogan, daß das Modell des vor zehn Jahren beschlossenen, für die St. Pauls - Kirche bestimmten Wellington Denkmals im nächsten August fertig sein werde. Auf eine Frage des Earl Lich ield erwiedert Eau Granville, daß leider in den letzten Tagen eine Schiffsladung kran—⸗ ken Schlachtviehs aus Holland importirt worden sei. Die Krankheit sei noch

daß die Regierung die Abf stand dem Hause der Gemeinen vorzulegen. Das Haus vertagt sich

nicht ganz entwickelt gewesen und daher von den Beamten des Zollhauses nicht entdeckt worden. Der Staatssecretair des Auswärtigen habe erfahren, daß man in Holland keine rechten Vorsichtsmaßregeln zur Verhinderung der Ausfuhr kranken Viehs nach England treffe, und Ihrer Majestät Minister hätten daher Ihre Majestät ersucht, noch diese Woche eine Geheimeraths. Sitzung abzuhalten und die Vieheinfuhr aus Holland bis auf Weiteres zu verbieten.

Im Unterhause zeigte Ward Hunt an, daß er gegen die zweite Lesung der Bill von Chambers zur Legalisirung der Ehe mit der Schwester der verstorbenen Gattin ein Amendement auf Verwerfung stellen werde. Whiteside behauptet, daß Stephens, das »Hauptcentrum« der Fenier, nur durch Verrath von innen und außen aus dem Gefängniß in Dublin entwischt sein könne. Die Regierung treffe wegen dieses Stephens und des Fenierthums überhaupt schwere Verantwortlichkeit. Das »Haupteentrum« habe sich schon anno 1848 als Adjutant von Smith O'Brien kompromittirt; anno 1858 habe Stephens auch die Phönix -⸗Verschwörung die mit der

Fenierei identisch sei angezettelt, und nebst mehreren Helfershelfern sei er von der damaligen konservativen Verwaltung gerichtlich verfolgt worden;

aber das liberale Ministerium, Lord Derby's Nachfolger anno 1858, habe aus falscher Milde all diese gefährlichen Menschen laufen lassen. Jetzt habe man den Dank dafür. Und seit mehr als Jahresfrist über das Treiben der Fenier unterrichtet, habe die Regierung dennoch aus Parteirücksichten bis nach den allgemeinen Parlamentswahlen gewartet, bevor sie einen Schlag gegen

letztere Insinuation lebhaft zurück. Die irische Verwaltung habe das Ver⸗

zu haben, und sei übrigens bereit, alle auf den Gegenstand bezüglichen Schrift. stücke vorzulegen. Baillie sagt, die Empörung sei nicht unterdrückt, sondern stehe noch in voller Blüthe,. C. Bentinck beantragt eine Re—

solution, dahin lautend, daß es nicht zweckmäßig sei, die Erwerbung um

rung allein zusprechenden Bestimmungen. Kopiszewsk und Referent Gnoinski schränken. Die Eoncurrenz sollte eine ganz offene sein. Derselben Mei—

nung erklären sich Sir G. Bowyer, Tite, Cochrane, Henley und andere Mitglieder theils aus künstlerischen, theils aus konservativen Rück. sichten, während W. Cowper und der Attorney -⸗ General die von der Regierung beobachtete Methode vertheidigen. Bei der Abstimmung wird die Resolution Bentinck's mit 31 Stimmen Majorität gegen die Regierung lmit 101 gegen 10) angenommen. Endlich geht das Haus in Tomitt und dewilligt nach langwieriger Exörterung zwel Posten des Armeebudgets.

24. März. Die Königin Marie Amalie, Wittwe Louis Philipp's (geb. 26. April 1782) ist heute Mittag auf Schloß Claremont gestorben.

Ihre Majestät die nigin hielt gestern Nachmittag in

Buck gham Palace eine Cour ab.

Die amtliche Gazette meldet, daß dem Staatssecretair des Aus—

wärtigen von dem britischen Geschäftsträger in Chile die Anzeige von der Aufhebung der spanischen Blokade des Hafens von Caldera

zugegangen ist. Herrn Gladstone zu Ehren wird in Liverpool am 5. April ein großes Bankett veranstaltet werden. Herr Gladstone wird bei

dieser Gelegenheit zu seinen Wählern über die Reform - Bill sprechen.

Im Oberhause legte gestern der Lord-Kanzler eine Bill vor, welche die Vorschläge der Königlichen Kommission über die Todesstrafe mit einigen Modificationen auszuführen bezweckt. Die erste Lesung wird geneh— migt und die zweite auf den 17. April anberaumt. Der Marquis Ckanricarde bringt die alte Frage des Bodenbesitzes und der Pachtbe— dingungen in Irland zur Sprache und Lord Dufferin bemerkt darauf,

sicht habe, einen Gesetzentwurf über diesen Gegen.

darauf bis Bonnerstag, den 12. April.

Im Unterhause beantragte der Schatzkanzler die Vertagung des Hauses bis zum 9. April und sagt bei diesem Anlaß mit Bezug— nahme auf die Motionsanzeigen von Earl Grosvenor und Kinglake, daß die Regierung beschlossen habe, mit der Bill vorzugehen und nicht den Re— solutionsweg zu beschreiten. Der Motion des Earl Grosvenor werde sie mit Entschiedenheit entgegentreten, erstens, weil diese Motion etwas Anderes sage, als sie bezwecke, und zweitens, weil sie ein deutliches Mißtrauensvotum gegen die Regierung sei. Aber die Regierung sei nicht abgeneigt, zu vei— sprechen, daß sie nach der zweiten Lesung der Reformbill und vor der Comitéberathung darüber ihre Absichten in Bezug auf die Vertheilung der Sitze und den Tensus in Schottland und Irland eröffnen werde. Diese Eroͤffnungen würden in Gestalt einer Bill auf den Tisch gelegt, aber nicht als solche behandelt werden, sondern nur, um dem Hause zur Belehrung zu dienen. Earl Grosvenor erklärte darauf, daß er bei seiner Anzeige verbleibe; denn seiner Meinung nach wolle das Haus den ganzen Reform— plan als ein Ganzes in Erwägung genommen sehen. Kinglake hingegen, obgleich ebenfalls der Meinung,, daß die Vertheilung der Sitze nicht von der Rege⸗ lung des Wahlcensus getrennt werden sollte, will das Reformprinzip selbst und auch die Regierung nicht bekämpfen und wird seine Motion erst in der Comitéberathung stellen, aber für die zweite Lesung stimmen. Oliphant ist von der Eröffnung des Schatzkanzlers so befriedigt, daß er seine Mo⸗ tionsanzeige ganz zurücknimmt. Disraeli bemerkt, es sei eine gefähr= liche Feldherrntaktik, seine Fronte angesichts der feindlichen Schlachtordnung zu ändern. Der Schatzkanzler habe die Frage auf dem alten Fleck stehen lassen. Eine Bill vorlegen wollen, die nicht als Bill behandelt werden solle⸗ das heiße mit dem Hause sein Spiel treiben. Auch die vorgelegte Wahl statistik tadeln mehrere konservative Mitglieder als mangelhaft. Lord Rob. Montagu sagt bei dieser Gelegenheit von Villiers, derselbe sei der vorgebliche Freund der arbeitenden Klassen«, worauf der Schatzkanzler entgegnet, daß die arbeitenden Klassen, wenn sie im Parlamente säßen, dem Lord ein Beispiel guter Lebensart geben könnten. B. Hope meint, der Schatzkanzler suche an die Leidenschaften der Masse zu appelliren.

Frankreich. Paris, 23. März. Der »Consiitutionnel« veröffentlicht nachstehend das Cirkular, das der Minister des Innern am 12. Februar an die Präfekten erlassen hat:

Herr Präfekt! In seiner Eröffnungsrede hat der Kaiser gesagt: »Ich habe angeordnet, daß die Ermächtigung, sich versammeln zu dürfen, allen denjenigen ertheilt werden soll, die außerhalb der Politik ihre industriellen und kommerziellen Interessen besprechen wollen. Diese Erlaubniß darf nur durch die von der öfsentlichen Ordnung erheischten Garantieen be⸗ schränkt werden.“ Wenn Sie in den Fall kommen werden, Herr Präfckt, über eine solche Ermächtigung eine Entscheidung zu treffen, so haben Sie

nur der Aufrichtigkeit in Bezug auf Angabe des Zweckes der Versamm⸗

lung in den Gefahren, die sich aus derselben für die öffentliche Ruhe und Ordnung ergeben können, nachzusorschen. Wenn der Zweck kein poli—

tischer ist, und die Versammlung keine Ruhestörung hervorrufen zu dürfen

scheint, so ist es Ihre Pflicht, die Ermächtigung zu ertheilen. Im Falle Sie über die zu treffende Entscheidung irgendwie unschlüssig sein follten, er— mächtige ich Sie, sich an mich zu wenden. Es ist wesentllch, daß das als Negel dienende Verfahren der Administration in diesen so delikaten Fragen das gleiche in dem ganzen Lande sei. Indem der Kaiser diese Versamm⸗ lungen gestattet, will er die Regelung der Fkonomischen Beziehungen zwischen Arbeitsgebern und Arbeitsnehmern erleichtern und die Entwicklung der in dustriellen und kommerziellen Interessen des Landes fördern. Sie werden, deß bin ich überzeugt, Herr Präfekt, in eifrigster Weise zur Vollziehung der freisinnigen Absichten Sr. Majestät mitwirken. Genehmigen Sie ꝛc. Der Minister des Innern: La Valette. Der kleine ⸗Moniteur« veröffentlicht ein Dekret, welches eine Umänderung in der Direction der großen Oper anordnet. Es wird dieselbe fortan der direkten administrativen Oberleitung entzogen und einem Direktor auf dessen Kosten und Gefahr übertragen. Derselbe muß eine Caution von 500,000 Fr. stellen und erhält außer der

seitherigen Staatssubpention (die sich auf 7 800,000 Fr. beläuft)

noch einen Zuschuß von 100,000 Fr. jährlich aus der Kaiserlichen Civilliste. Bas Dekret tritt vom nächsten 15. April an in Kraft.

Aus Toulon, 24. März, wird gemeldet: »Ein neuer Versuch des Zerstörungs-Apparats des Admirals Chabannes ist gestern Nach= mittag an einer alten Fregatte unternommen worden. Die Wirkung war vernichtend, unwiderstehlich, die Fregatte wurde sofort in Grund gebohrt. «

Spanien. Die spanische Regierung hat bekanntlich den Be— lagerungszustand der Hauptstadt und im Kreise Madrid aufgehoben, dagegen sind die Ausnahmegesetze in Valencia, Altcastilien, Arago— nien und Catalonien noch bestehen geblieben.

Italien. Florenz, 20. März. (Köln. Ztg) In den letzten Tagen hat sich die Kammer in geheimer Sitzung mit ihren eigenen An= gelegenheiten beschästigt und u. A. ihr Budget um 5064900 Fr. erhöht. Sie war einig in der Ueberzeugung, daß der Sitzungssaal sehr schlecht eingerichtet sei und beschloß, eine Preisbewerbung zu veran— lassen Behufs eines sofortigen Umbaues im Innern desselben. Man beschloß übrigens definitiv, im Palazzo Vecchio zu bleiben, die bis⸗ her vom auswärtigen Ministerium benutzten Räume für die Kam⸗ mer in Anspruch zu nehmen und die Journalisten⸗ Tribüne nicht ab⸗ zuschaffen, wie es einige Deputirte verlangten. Es bestätigt sich, daß der König im Laufe des April, nach Beendigung der Hoftrauer, auf einige Zeit in Neapel Hof halten wird. Turin rechnet auf die⸗ selbe Begünstigung. Die allgemeine Durchführung der Civilehe scheint noch auf manche Schwierigkeiten zu stoßen. Nicht überall fügt sich der Clerus so lescht in die Neuerung, wie in Siena, wo die geistlichen Behörden so eben vorge schrieben haben, daß keine

kirchliche Trauung vor dem Abschlusse der Civilehe stattfinden sollte.

Türkei. Aus Bukarest, 15. März, meldet die Wien. Ztg.“ Die Konsuln von Oesterreich, Frankreich, Großbritannien, Piemont, Preußen und Rußland haben nachstehendes Kollektivschreiben an den Fürsten Jon Ghika gerichtet:

Repräsentanten der Signatarmächte des Vertrages vom 30. März 1856 sich am 16. d. M. als Konferenz in Paris konstituirt haben und daß die Unter— zeichneten beauftragt sind, der provisorischen Regierung der Fürstenthümer

anzuempfehlen, daß sie sich auf Aufrechthaltung der Ordnung und auf die Verwaltung beschränke und sich jedes Schrittes enthalte, der den Entschei⸗

dungen der Konferenz präjudizirlich werden könnte.

Indem wir Sie ersuchen, Vorstehendes zur Kenntniß der Herren Mit glieder der provisorischen Regierung zu bringen, ergreifen wir diesen Anlaß ꝛc.«

Der Lloyddampfer Amerika brachte am 22. d. nach Triest die bis zum 17. d. Mts. reichende Levantepost. Die Cholera⸗Kon—⸗ ferenz hat in ihrer 7. Sitzung das Programm genehmigt, welches der Secretair Dr. Naranzi für den Gang ihrer Verhandlungen ent— worfen hatte. Es theilt die zu erörternden Fragen in vier Kategorieen: Ratur und Ursprung der Cholera, ihre Uebertragbarkeit, Vorbeugungs⸗ maßregeln dagegen, Form der Konferenzbeschlüsse. Hierauf wurde ein aus drei diplomatischen und sämmtlichen ärztlichen Mitgliedern der Konferenz bestehendes Comité eingesetz, um die zu den ersten zwei Kategorieen gehörenden Fragen zu erwägen, und die Konferenz vertagte sich, bis der Comitébericht fertig sein wird. Der bereits kurz erwähnte, von den französischen Abgeordneten ausgegangene und von der Konferenz mit 17 gegen 8 Stimmen genehmigte Vorschlag zielt darauf ab, im Falle während des nächsten Sommers die Epidemie

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abermals im Hedschas ausbrechen sollte, allen Seeverkehr zwischen der arabischen Küste, von einem bestimmten Punkte südlich von Dscheddah angefangen und Egypten abzuschneiden. Dies hätte auf den Bericht der gegenwärtig in Mekka befindlichen türkischen Sani⸗ täts-Kommission zu geschehen und es wäre sobald dieselbe den Ausbruch der Cholera in jenen Gegenden meldet, die ganze Küsten linie bis Suez durch ein aus türkischen und alliirten Kriegs⸗ schiffen bestehendes Geschwader strenge zu blokiren. Die Rückkehr der Pilger müßte in nördlicher Richtung zu Lande geschehen und die betreffende Karavane hätte auch dann noch mehrere Tagereisen vor Suez Halt zu machen, bis ihr befriedigender Gesundheitszustand vollkommen konstatirt ist. Sollten Schiffe die Blokade durchbrechen und die egyptische Küste von irgend einem der arabischen Häfen nörd-⸗ lich von Aden erreichen, so müßten sie in Tor oder einem näheren Punkte an der arabischen Küste eine 15tägige Quarantaine aus- halten. Den indischen und allen nach Süden sich begebenden Pil- gern wäre ein besonderer Einschiffungspunkt mehrere Tagereisen süd= lich von Dschedda anzuweisen. Endlich sollte die Blokade erst fünf⸗= zehn Tage nach der Konstatirung des letzten Cholerafalles in irgend einem Hafen des Hedschas aufgehoben werden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. März Das Departement der indirekten Steuern theilt Folgendes mit: Wegen der vielen Unbequemlichkeiten, welche das bestehende Regle—⸗ ment über die Tabaksaccise mit sich bringt, soll nächsten Herbst beim Finanzministerium eine besondere Kommission zur Rivision des Reglements und des ganzen Erhebungssystems der Tabaksaccise er⸗ richtet werden. Zu dieser Kommission werden außer den Beamten des Finanzminisieriums auch Produzenten, Fabrikanten und Händler hinzugezogen werden. Außerdem werden Personen, welche mit der Tabaksindustrie näher bekannt sind und ihre Ansichten über diesen Gegenstand mitzutheilen wünschen, aufgefordert, ihre desfallsigen Eingaben dem Departement bis zum September einzureichen. z

Aeber die Turkestaner Angelegenheiten theilt die »R. St. P. Z.= das Gerücht mit, daß General Tfchernjajew sich mit einer russi— schen Abtheilung auf dem Wege nach Samarkand befinde und so lange vorzudringen entschlossen sei, bis der Emir von Buchara die von ihm verhafteten russischen Abgesandten herausgegeben haben wird.

Mitau, 7. März. Der am 28. Februar eröffnete kurländische Landtag ist nach Erledigung der ihm vorliegenden Geschäfte am vorigen Freitag wiederum geschlossen worden.

Moskau. Die außerordentlichen Sitzungen der Moskauer Gouvernements-Landversammlung sind am 8. März durch den General. Gouverneur, Fürsten M. A. Dolgorukow mit einer Rede eröffnet worden, in welcher er auf die direkten Pflichten der Pro⸗ vinzial · Insiitutionen aufmerksam macht und die Zuversicht ausspricht daß die Vertreter der Lokalinteressen des Gouvernements ihre Auf⸗— gabe in einer Weise lösen werden, daß diese nicht nur den anderen Gouvernements zum Beispiel dienen könne, sondern auch eine neue Bürgschaft dafür gebe, daß ein vollkommener Erfolg in den alle Zweige des Staatslebens umfassenden Reformen nur aus der Ein heit des Zieles der ständischen Institutionen und der Regierungs- gewalt gesichert werde.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. März. (H. N) Wie es heißt, hat der Constitutions - Ausschuß gestern den Antrag des Herrn Prinzensköld, daß Mitglieder des Staatsraths

nicht länger ihren Rang beibehalten sollten, als sie das betreffende

Amt bekleiden, ohne Votirung abgelehnt. Der Staats- Ausschuß beschäftigte sich gestern Abend mit der Königlichen Proposition, be⸗ treffend Ueberweisung der Mittel zur Erweiterung des Bahnhofes

am Klara-See, für die durch die Hauptstadt führende Verbindungs⸗

bahn und zur Vermehrung der für den dortigen Verkehr nöthigen

, . . , ö Gebäude. »Die Unterzeichneten haben die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß die Seba

Aftonbl.« bringt Berichte aus verschiedenen Provinzen Schwedens, wo überall das Erdbeben vom 9. bemerkbar gewesen ist. Wenn auch nicht so stark wie in Norwegen, so war doch die Erschütterung besonders in einigen Gegenden der Provinz Dalarne so mächtig, daß Erzstücke, welche zum Schmelzen aufgestapelt lagen, durchein⸗ ander geworfen wurden. In Norwegen soll sich am 13. die Erschüt⸗ terung an mehreren Stellen wiederholt haben.

Dänemark. Kopenhagen, 22. März. (H. N. Gegen den Schluß der gestrigen Sitzung des Folkethings kam noch nach Beendigung der ersten Behandlung des Budgets des Ministeriums des Auswärtigen, das kriegsministerielle Budget zur zweiten Behandlung, ohne jedoch bei der vorgerückten Zeit zu Ende zu kom. men. Der Berichterstatter hob hervor, daß der Ausschuß, im Hinblick auf die zur Behandlung der Heeresorganisationsfrage niedergesetzte Kommission, jedes titfern Eingreifens in das Bestehende sich enthal⸗ ten habe; doch habe man die Ausgaben um 26, in Verhältniß des abgetretenen Territoriums zu reduziren sich bemüht. 2, der nor⸗ malen Ausgaben des Gesammtstaats hätten 2 S0 0,000 Thlr. betragen nun verlange aber der Kriegsminister für's erste Jahr 29005000 Thaler, für's zweite 3200000 Thlr. Für's erste Jahr habe das Ministerium für Nichtabhaltung der Exercierzeit 110,000 Thlr.

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