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Zum Zwecke der Uebermittelung der zahlreichen kleinen Zah— lungen ist das Verfahren der Post Anweisung innerhalb des preußi⸗ schen Postbezirks wegen der größeren Wohlfeilheit und Einfachheit vor zugsweise zu empfehlen.
Die Gebühr für die Vermittelung der Zahlung mittelst Post⸗ Anweisung beträgt:
bis 25 Thlr. überhaupt 1 Sgr., über 25 bis 50 Thlr. überhaupt 2 Sgr.
Beim Gebrauche einer Post⸗Anweisung wird das zeitraubende und mühsame Verpacken des Geldes, die Anwendung eines Couverts und die fünfmalige Versiegelung völlig erspart. Auch bietet das Verfahren der Post-Anweisung den Vortheil, daß zwischen dem Ab— sender und Empfänger Differenzen über den Befund an Geld nie— mals erwachsen können.
Um so mehr darf die Post behörde an die Versender die erneute Aufforderung richten, sich einer undekla⸗ rirten Verpackung von Geld in Briefe oder Packete zu enthalten, vielmehr von der Versendung unter Werths⸗ Angabe oder von dem Verfahren der Post⸗Anweisung Gebrauch zu machen.
Berlin, den 3. Mai 1866.
Der Ober⸗Post ⸗Direktor. Sach ße.
NRichtam tlichesã.
Berlin, 8. Mai. Ueber den gestern, den
Herrn Minister - Präsidenten Grafen von Mordversuch theilt der Bericht des Polizei ⸗Präsidiums Folgendes mit; Als der Herr Minister⸗ Präsident Graf von Bismarck heute Nachmittag nach 5 Uhr vom Vortrage bei Seiner Majestät dem Könige zurückkehrend, zu Fuß die Linden Promenade entlang ging, wurde er von einem ihm unbekannten Menschen in der Gegend der Schadowstraße angegriffen. Nachdem das betreffende Individuum zwei Schüsse aus einem öläufi⸗ gen Taschenrevolver gegen den Rücken des Herrn Minister ·˖ Präsidenten abgegeben, ohne ihn getroffen zu haben, drehte sich Letzterer um und ergriff den Thäter, welcher aber wieder auf ihn zielte und wäh⸗ rend des Ringens Gelegenheit fand, noch drei Schüsse abzufeuern. Obgleich diese in unmittelbarer Nähe abgegeben wurden und den Herrn Minister⸗Präsidenten auf die Brust trafen, ist derselbe wunder- barerweise dennoch unverletzt. Eine der Kugeln hat alle Bekleidungs- stücke durchbohrt und ist bis auf das seidene Unterhemde gedrungen. Der Verbrecher nennt sich »Blind ⸗, ist 22 Jahre alt, will aus Lon don und erst seit 3 Tagen in Berlin sein. Er räumt sein Ver brechen unumwunden ein.
— Ein Extrablatt der »Nordd. Allg. Zeitung = berichtet über das Attentat wie folgt:
„Berlin, 7. Mal, Abends 7 Uhr. Als der Minister⸗Präsident Graf Bismarck heut Nachmittag 55 Uhr, von dem Vortrage bei Sr. Majestät dem Könige zurückkehrend in der Mitte der Linden Allee entlang ging, hörte er, in der Nähe des russischen Gesandt ˖ schafts ⸗ Hotels“ angekommen, zweimal hinter sich schießen. Er sah sich um und erblickte vor sich einen Menschen stehen, welcher zum britten Mal einen Revolver auf ihn anlegte. Der Minister - Präsi— dent sprang auf den Verbrecher los, der zum dritten Mal schoß und abermals fehlte. Als er sich aber von dem Grafen gleich⸗ zeitig an Brust und am xechten Faustgelenk gefaßt sah, gelang es ihm, den Revolver in die linke Hand zu nehmen und noch zwei Schuß abzufeuern. Der Paletot, den der Graf über seinem Anzug trug, schwächte die Kraft der Kugeln, so daß derselbe nur kontusio⸗ nirt wurde, und sich nach seinem Hotel zurückbegab, nachdem er den Verbrecher einigen Soldaten des gerade am Schauplatz der That vorübermarschirenden 1. Bataillons des 2. Garde- Regiments über= liefert hatte Gott der Herr hat sichtlich über das Leben des Grafen Bismarck gewacht. Seine Verletzungen sind nur unbedeutend, ob- gleich der Paletot vom Pulver der Schüsse versengt und von den Kugeln durchlöchert ist. Gleich nachdem die That bekannt geworden, erschien Se. Majestät der König im Ministerhotel, um sich nach dem Befinden des Ministerpräsidenten zu erkundigen. Eben so Se. König liche Hoheit der Prinz Karl, Feldmarschall Wrangel und eine große Zahl hochstehender Persönlichkeiten.«
Swinemünde, 6. Mai. gestern nach Kiel in See gegangen.
Sachsen. Weimar, 7. Mai. die Prinzessin Wilhelm von Baden traf, auf
Preußen. 7. d., gegen den Bismarck, unternommenen
einer Rückreise
herzoglichen Hofe hier ein und setzte heute ihre Reise wieder fort.
Hessen. Darmstadt, 6. Mai. (Darmst. Ztg. Se. Hoheit der Prinz Alexander und Gemahlin sind von Wien wieder hier eingetroffen.
Frankfurt a. M., 7. Mai. Der preußische Bundestags⸗ gesandte Herr von Savigny ist heute nach Berlin abgereist. Die
ten darauf, doch die »Novara« sank nicht.
Sr. Majestät Schiff „Gazelle ist
Ihre Kaiserliche Hoheit
für heute beabsichtigte Sitzung des Bundesreformausschusses unter-
blieb deswegen.
Bayern. München, 7. Mai. Durch Reskript des Kriegs. ministeriums sind sofortige Ankäufe einer weiteren größeren Anzahl von Pferden für die Kavallerie und Artillerie angeordnet worden.
Oesterreich. Wien, 6. Mai. (Dresd. J.) Erzherzog Albrecht ist vorgestern Abends in Begleitung seiner militairischen Suite mittelst Separattrains der Südbahn nach Verona abgereist. Gleichzeitig erfahren wir, daß das Schloß Pardubitz für die Aus— nahme des Hauptquartiers der Nordarmee in Stand gesetzt, und der Ankunst des Feldzeugmeisters Ritters v. Benedek daselbst binnen der nächsten vier Tage entgegengesehen wird.
Der Linienschiffé⸗Capitain von Wissiak ist zum Contre-⸗Admiral (mit Belassung auf seinem gegenwärtigen Diensiposten als Hafen Admiral von Venedig), die Fregatten Capitaine: Daublebski, von Sternek und Ehrenstein, von Gröller und von Moll sind zu Linienschiffs - Capitains und die Linienschiffs ⸗Lieutenants Graf Kielmannsegge, von Wickede, Daufalik und Lund zu Korvetten. Capitains ernannt worden.
Die heutige ⸗Wiener tg. bringt einen Erlaß des Ministeriums des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern vom 28. April 1866, die Aufnahme von Ehrenrittern in den hohen deutschen Ritterorden betreffend. In demselben wird im Wesentlichen bestimmt:
1) Die aufzunehmenden Mitglieder baben den Namen »Ehrenritter des hohen deutschen Ritterordens« zu führen. 2) Als Bedingungen zur Auf— nahme sind erforderlich: a) Die eheliche Abstammung des Bewerbers von acht Ahnen väterlicher und acht Ahnen mütterlicher Seite von stiftsmäßigen Adelsfamilien, jedoch hat nur der Hauptstamm des Bewerbers deutschen Geblütes zu sein, und es kann letzterer auch ein Ausländer sein; b) ferner kann der Bewerber ledig oder verheirathet sein, in Civil oder Militair diensten sich befinden, jedoch muß e) der Bewerber katholischer Religion sein, d) bei der Aufnahme 1500 Fl. ö. W. als Statutengeld für den Spital— fonds erlegen und jährlich an denselben einen weiteren Beittag von 100 F. leisten, und e) schließlich nach den Gesetzen seines Vaterlandes großjährig sein.
3) Die Aufnahme erfolgt nach richtig befundener Ahnenprobe und nach gepflogenem Einvernehmen aller in Ordens - Angelegenheiten stimmberechtig- ten Profeßordensritter und es erhält der Aufgenommene ein von dem Hoch⸗ und Deutschmeister unterzeichnetes Ernennungsdekret, in welchem die Er— nennung zum Ehrenritter ausdrücklich an die Bedingung geknüpft ist, daß er als folcher in der katholischen Religion verharre, die jährliche Beitrags= quote an den Spitalfonds leiste und die Ehre des Adels so wie des Ordens stets im Auge zu behalten habe, widrigenfalls die verliehene Ordensdecora— tion sammt Ernennungsdekret zurückzustellen sein wird, da ein Ehrenritter aus allen jenen Gründen des Kreuzes verlustig wird, nach welchen den Ordensstatuten gemäß die Ausschließung eines Profeßritters ersolgt.
4) Die Ehrenritter des deutschen Ritterordens haben keine Stimme in Ordens - Angelegenheiten und keine wie immer geartete Antheilnahme an demselben, sondern lediglich das Recht, das übliche Ritterhalskreuz am schwarzen Bande, ohne CToulant und ohne Brustkreuz, so wie die Uniform der Ritter, jedoch ohne Ordensmantel, zu tragen, auch das Ordenskreuz in ähnlicher Weise ihrem Geschlechtswappen beizufügen, wie solches bei Ho— norar-⸗Orden gestattet ist. ;
5) Jedem Ehrenritter bleibt es freigestellt, aus dem Ordensverbande zu treten, jedoch hat derselbe den Austritt ordentlich anzuzeigen und das Ordenskreuz sammt dem Ernennungsdekrete zurückzustellen, wogegen das bei der Aufnahme erlegte Statutengeld so wie auch die schon eingezahlten jähr— a Beiträge dem Spitalfonds verfallen sind, daher nicht rückerstattet werden.
6) Ist es dem Ehrenritter nicht verwehrt, jenenfalls in die Reihe der Profeßordensritter überzutreten, wenn er die diesfalls bestehenden statuten—« mäßigen Bedingungen vollkommen zu erfüllen im Stande ist.
, . den Brand auf der Kaiserl. österreich. Fregatte ⸗Novara« wird der »Triest. Ztg.“ aus Pola unter dem 4. d. Mts. berichtet:
»Donnerstag kurz nach 12 Uhr ertönte die Lärmglocke des Arsenals und donnerten die Feuersignale des Wachtschiffes. Man sah die »Novaras im Feuer. Nur wenige waren der Mittagszeit halber zur Stelle und die »No— vara« war daher auch nur schwach bemannt. Doch wurden bald noch Ar— beiter hinauf getrieben. Kaum oben, brachen aus dem Vordertheil und den Deckluken die Flammen heraus, so stürzten sich Viele in Verwirrung wieder ins Wasser. Die Offiziere erkannten, daß die neben der »Novara« liegende »Adria« in höchster Gefahr sei. Nun bugsirte man die Novara in die Mitte des Hafens; schon brannte das ganze Vordertheil lichterloh. Da wurde auch die Dampfspritze in Bewegung gesetzt, doch nach wenigen Stö— ßen brach das Saugrohr. Die Arbeitenden verzweifelten beinahe. Plötzlich stoben die Boote auf See zu beiden Seiten auseinander; man hatte Befehl gegeben, die »Novara« in den Grund zu schießen, um sie unter Wasser zu setzen. Mehrere Schüsse aus 48. Pfündern und einer Kanonenjolle donner t k Das war um 2 Uhr, da ver— sucht man mit nassen Kotzen, Tüchern u. s. w. die noch nicht brennende Hälfte abzusperren, und nach 2 Stunden sind dann so viel Spritzen durch Pontons u. s. w. hingeschafft, daß man den Brand durch Ersäufung zu löschen aufgeben kann und nach Verlauf von weiteren drei Stunden des. selben Herr wird. Kaum eine Viertelstunde vor Ausbruch des Brandes war die Novara? wie neu aus dem Dock gekommen und sollte ausgerüstet
von St. Petersburg begriffen, gestern zu einem Vesuche am Groß. werden; kaum vor Anker und der Mittagszeit wegen von den meisten
Leuten verlassen, trifft sie ein solcher Schaden. Alles erklärt man dadurch, daß wahrscheinlich einer der Arbeiter zu der That bestochen wurde. Ein Glück, daß das Feuer bei Tag ausgebrochen, sonst wäre vielleicht noch ein größerer Verlust zu beklagen.“
Von anderer Seite, sagt das genannte Blatt, erfahren wir über das beklagenswerthe Ereigniß, daß die Fregatte eben kalfatert werden sollte und daß sich daher große Wergvorräthe unter Deck
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befanden. Viceadmiral Bourguignon befand sich bald nach Aus— bruch des Feuers am Bord. Die strengste Untersuchung ist einge⸗ leitet. ,
Belgien. Brüssel, 7. Mai. Wie gerüchtweise verlautet, würde das Ministerium der Kammer demnächst einen Gesetzentwurf vorlegen, wodurch es ermächtigt wird, den Effektivbestand der Armee auf 80000 Mann zu erhöhen. Die betreffenden Einberufungs—⸗
schreiben sollen bereits unterzeichnet sein.
Frankreich. Paris, 6. Mai. Der Kaiser hat mit der Kaiserin heute früh um 9 Uhr die Reise nach Auxerre angetreten, wo derselbe einen Besuch der landwirthschaftlichen Ausstellung zuge⸗ sagt hat. Der Zug traf gegen 1 Uhr in Auxerre ein, wo das Volk von weit und breit auf Eisenbahnen und Kunststraßen herbeigeströmt war und die hohen Gäste am Bahnhofe mit begeisterten Zurufen empfangen wurden, dann in die Kathedrale fuhren und hierauf die Ausstellung und das Volksfest besuchten. Der »Moniteur« fügt hinzu: „Der Zufluß der Bevölkerung war unermeßlich, der Enthusiasmus allgemein. Der Kaiser ertheilte auf die Anrede des Maire eine po⸗ litische Kundgebung.“ [S. die gestr. telegr. Dep. aus Paris.!
Der -Moniteur« meldet, daß die Geranten der Blätter: ⸗Ave— nir, National ⸗, »Constitutionnel', »Temps« und „Opinion Na⸗ sionale, zu nächstem Freitag vor das Zuchtpolizeigericht des Seine Departements geladen sind, weil sie einen anticipirten Bericht der Sitzung des gesetzgebenden Körpers vom 3. d. M. gegeben haben.
Toulon, 7. Mai. Die italienische Panzerfregatte Varese⸗ ging heute auf von Florenz eingegangene Ordre in See, nachdem sie vorher in aller Eile ihre Bemannung aus Matrosen der Handels⸗ marine gebildet hatte.
Italien. Florenz, 3. Mai. (Köln. Ztg.) Der Präfekt von Florenz hat heute eine Ermahnung zur Mäßigung des demon—
strativen Enthusiasmus erlassen, deren Wirkung indeß schwerlich nach⸗
haltig sein dürfte. Die Bildung des Freicorps geht noch immer außerhalb der offiziellen Wirkungssphäre vor sich. Jedoch scheint eine Regelung des militairischen Verhältnisses desselben jetzt nahe zu sein. Die Blätter suchen das Publikum über die Folgen des Zwangscourses der Banknoten zu beruhigen. Man weist auf das Beispiel Piemonts im Jahre 1839, Frankreichs 1848, Englands von 1797 bis 1819 hin. Tröstlicher als alles dies ist jedoch die Thatsache, daß die indirekten Steuern auch im März wie in den beiden vorhergehenden Monaten eine Vermehrung gegen 1865 auf; weisen. Ihr Ertrag beläuft sich nämlich auf 205571, 000 Fr. wäh—⸗ rend im März des vorigen Jahres nur 18,895,000 Fr. eingingen. Das Gesammtergebniß der drei ersten Monate dieses Jahres beträgt 57,809 000 Fr. gegen 50 259 000 im Vorjahre. .
— 7. Mai. In allen Provinzen zeigt sich Enthusiasmus für den Krieg. In Genua haben Manifestationen unter den Rufen: »Es lebe der König! Es lebe Garibaldi! Es lebe der Krieg!g' stattgefunden. In zwei Tagen haben sich eben daselbst 500 Freiwillige gemeldet; die Nationalgarden bieten überall ihre Unterstüßung an, die einberufenen Dienstklassen sind durchweg vollzählig. Die Munizipalitäten von Neapel, Crema und Palermo haben für diejenigen ihrer Bürger, welche sich in dem Nationalkriege auszeichnen würden, Pensionen votirt. Prinz Humbert ist nach der Lombardei abgegangen.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 5. Mai. (Osts. Ztg.) Nach einem amtlichen statistischen Nachweis zählt die deutsche Bevöllerung im Königreich Polen gegenwärtig 282,000 Seelen. Dieselbe hat sich in den letzten drei Jahren un= geachtet der fortwährenden Auswanderung nach Podolien und Vol—⸗ hynien, um mehr als 30000 Seelen vermehrt. — Um die Liquida—⸗ tions ⸗Operationen möglichst zu beschleunigen und das ganze bäuer— liche Regulirungswerk im Laufe dieses Jahres zu Ende zu bringen, ist die Mitgliederzahl der bäuerlichen Regulirungs⸗Kommissionen im Königreich Polen in letzter Zeit bedeutend vermehrt worden. Der patriötische Enthusiasmus für den glücklichen Lebensretter des Kaisers Alexander II., Kommissaroff Wostromski, hat auch in Warschau einen hohen Grad erreicht. Der russische Klubb hat ihn zu seinem Ehrenmitgliede ernannt und ihm ein künstlerisch ausgeführtes Diplom überschickt.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Dresden, Dienstag, 8. Mai. Eine an den Straßenecken angeschlagene Bekanntmachung der Einquartierungs ⸗Kommission er⸗ öffnet der Bürgerschaft, daß von den eintreffenden Beurlaubten der Infanterie und Pioniere cirea 1000 Mann vom 7. an hier ein quartiert werden sollen.
Leipzig, Dienstag, 8. Mai. Aus Böhmen hier eingetrof- fene Reisende berichten, daß gestern in Bodenbach die Ankunft öster⸗
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reichischer Truppen aus Theresienstadt für heute angesagt ist. In Bodenbach werden in der nächsten Zeit täglich sechs Eisenbahnzüge mit Truppen eintreffen. Jeder Zug ist für 1000 Mann berechnet.
London, Montag, 7. Mai, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhauses brachte Gladstone die bereits angekündigte Retri⸗ butionsbill ein. Dieselbe nimmt 49 bisher je zwei Parlaments- glieder deputirenden Burgflecken je ein Mitglied, gruppirt kleinere Burgflecken mit größeren und giebt von den 49 disponiblen Sitzen 26 den Grafschaften und 23 den Burgflecken. Peel kündigt seine Opposition gegen die Bill an. Die Bill passirt alsdann die erste Lesung, ebenso die schottischirische Reformbill. Demnächst erwiederte Layard auf eine Interpellation Salomon's: Die Regierung bedaure es, keine befriedigende Information über die Lage auf dem europäischen Kontinente mittheilen zu können. Die Ansichten der englischen Re— gierung über die ursprüngliche Veranlassung seien bekannt; Preußen wie Oesterreich und Italien wüßten vollkommen, daß England freu⸗ dig seine Freundschaftsdienste leistnn würde, wenn sie gewünscht würden und Gutes bewirken könnten. Die englische Regierung habe der französischen den Wunsch ausgedrückt, dieses Ziel gemeinsam an— zustreben, denn allein könne England ossenbar nicht handeln.
London, Dienstag, 8. Mai, Morgens. Im weiteren Ver— laufe der Sitzung des Unterhauses erklärte Gladstone, die Regie⸗ rung sei entschlossen, die Reformbill in diesem Jahre durchzusetzen, nöthigenfalls noch eine Parlaments⸗Session im Herbste einzuberufen. Auf eine Interpellation Baillie's erwiederte Layard, die Kon— greßfrage sei diskutirt, aber kein direkter Vorschlag zum Zusammen⸗ tritt eines Kongresses gemacht worden.
London, Dienstag, 8. Mai, Mittags. »Reuter's Office- ver' öffentlicht das folgende Telegramm aus New-York vom 28sten vor. Mts.. Einem Gerüchte zufolge soll Spanien in dem chile— nischen Konflikte einen Schiedsrichterspruh der Vereinigten Staaten vorgeschlagen haben. Offiziell wird gemeldet, daß Drouyn de Lhuys das Versprechen gegeben habe, dem Kaiser Napoleon den vom amerikanischen Gesandten in Paris, Bigelow gemach⸗ ten Vorschlag vorzulegen, wonach Frankreich durch Vermittelung des Washingtoner Kabinets mit dem Gesandten der mexzikanischen Republik, Romero in Unterhandlungen eintreten solle, um die gegenseitige Einstellung der Feindseligkeiten in Mexiko bis zum gänz⸗ lichen Abmarsche der Franzosen zu stipuliren.
Paris, Montag, 7. Mai, Abends. Die „Gazette du midi ⸗ meldet, daß die Beurlaubten zu Marseille den Befehl erhalten haben, zu ihren Corps zu eilen.
Nach der Böͤrse wurde die 375 zu 62, 70, Jtalienische Rente zu 37, 79 gehandelt.
Nach Berichten aus Messina vom gestrigen Tage ist Maz⸗— zini daselbst mit 329 gegen 209 Stimmen zum Deputirten gewählt worden.
Aus Brescia wird unterm gestrigen Datum gemeldet, daß die Festungsgräben von Mantua unter Wasser gesetzt und daß die Befestigungen Peschiera's und Legnano's verstärkt worden sind.
Florenz, Montag, 7. Mai, Abends. In der heutigen S der Deputirtenkammer wurde die Diskussion über die fi Maßregeln fortgesetzt. Der Finanzminister erklärte, die Regieru nehme den Kommissionsentwurf an, werde aber zu keiner derung der vorgeschlagenen Auflagen ihre Zustinnmmung geben.
St. Petersburg, Dienstag, 8. Mai, Morgens Artikel des „Journal de St. Pétersbourg-⸗ wird die der Kongreßidee in dringlicher Weise befürwortet. V in Konflikt gerathenen Mächten keine die Initiative zum Angriffe ergreifen wolle, sich aber eine direkte Verständigung zwischen den selben nicht erzielen lasse, so sei der Kongreß eben sowohl möglich als wünschenswerth.
— Das Amtsblatt der Königlich Preußischen Teley waltung (Rr. 12 vom 5. Mai) enthält verschtedene Verfügungen aus den Monat April in Bezug auf innere Dienst⸗ Anordnungen, wie aber die Form der Dienst Depeschen, die Führung der Einnahme - Journale Mittherltmntz statistischer Notizen von Handelskammern X Ausbildung der Postbeamten zum Telegraphendienste.
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