1670
Berlin, 22. Mai. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst gerubt: dem Staats-Anwalt Carl Otto Lehmann zu Tilsit die Erlaubniß zur Anlegung des von des Kaisers von Rußland Majestät ihm verliebenen St. Annen - Ordens dritter Klasse zu ertheilen.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 21. Mai. Seine Majestät der König begaben Allerböchstsich heute früh 8 Uhr nach dem Ham burger und um 10 Uhr nach dem Potsdamer Bahnhöfe, um die Stäbe und 1. Escadrons des 11. Ulanen ‚ resp. 6. Kürassier-Regi⸗ ments bei deren Durchmarsch zu begrüßen, und geruhten demnächst die Meldung des General ⸗Lieutenants von Schmidt, beauftragt mit der Fübrung des II. Armee Corps, so wie die Vorträge der Hof— marschälle, des Militair-Kabinets und des Kriegsministers Aller— gnädigst entgegenzunehmen. ; ĩ
Mittags fuhren Allerböchsidieselben nach Schloß Babelsberg, dinirten dann bei Ibrer Majestät der Königin Wittwe in Sanssouci und kehrten nach einem Besuch im Neuen Palais bei Ibren Köoͤniglichen Hobeiten den Kronprinzlichen Herrschaften um 7 Ubr von Station Wildpark aus nach Berlin zurück.
— 22 Mai. Se. Majestät der -König saben heut Morgen den Stab und die 1. Eskadron des 3. Husaren⸗Regiments auf dem Hamburger Babnbofe. Allerböchstdieselben arbeiteten dann mit dem Militalr⸗-Kabinet, dem Chef des Generalstabes der Armee und dem
Kriegsminister, und fanden die militairischen Meldungen, bei denen beute die Generale Graf von der Goltz, von Hartmann, Keiser, von
Lengsfeldt und von Schweinitz betbeiligt waren, im Beisein Seiner
Königlichen Hobeit des Prinzen August von Mecklenburg, des Gou— verneurs und des Kommandanten statt. Es folgten die Vorträge des Staatsministers von Selchow und des Minister⸗Präsidenten. Königsberg, 20. Mai. Zur Unterstützung hülfsbedürftiger Familien der zu den Fabnen einberufenen Landwebrmannschasten dat sich bier ein Comité aus Mitgliedern der städtischen Behörden und Einwobnern der Stadt gebildet. Außerdem bat auch der Patriotische Verein zu gleichem Zwecke einen Aufruf erlassen. Posen, 19. Mai. Pos. Ztg.) Der Probst Janiszewski in Koscielec ist an Stelle des emeritirten Kanonikus Cieslinski zum Vikar und General Offizial der Erzdiszese Posen ernannt worden und bat als solcher bereits den kanonischen Eid geleistet. Fernere
Aenderungen in der Zusammensetzung des Posener Konsistoriums
sollen bevorstehen. . Breslau, 19. Mai. Auf dem gestern hier abgehaltenen
— 2 —
r n sollen; um jedoch den Dominien und Gemeinden des Kreises Gelegenheit zu geben, sich an den Natural Lieferungen zu betbeiligen) sollen die Anerbietungen derselben vorzugsweise berück- sichtigt werden. Da es ferner in der Absicht eines jeden Bataillons Scʒ itte liegt, ein bis zwei Landwehr ⸗Compagnieen aus Wehrleuten des 2. Aufgebots zum Schutze unserer Provinz einzuziehen, beschlossen die Stände, dem biesigen Landwehr ⸗ Bataillon 500 Thlr. als Bei⸗ bilfe für die Ausrüstung dieser Compagnieen zur Disposition zu nellen. Außerdem kam es zur Sprache, daß es in gegenwärtigen Denen dem Staate erwünscht sein müsse, die Steuern früher als Ter zu erbalten; es warde daher beschlossen, die Einkommen- und Grun dstener für das laufende Jahr im Voraus zu bezahlen. Ein Mitglied der Sreslauer Kreisstände hat 200 Scheffel Hafer für die Trurpen geschenkt.
— 2. Mai. Den Gerüchten gegenüber, welche über die Ein⸗ selung des neuen Börsenbaues in Umlauf sind, kann die »Schles. Zig versichern, daß sich die betreffenden Gesellschaftsvorstände ent ⸗ chlefen baber, keinerlei Unterbrechung in der Ausführung des Werkes eintreten zu lassen. Was dagegen den Wiederaufbau des
Stadttheaters anbetrifft, o erfahren wir, daß sich demselben insofern
Sindernise entgegenstellen, als die Geldmittel noch immer nicht be— schafft werden konnten.
Münster, 1.4. Mai. Das General⸗Keommando des 7. Armee⸗
corps macht nach den ⸗Nbein. Bl. Folgendes bekannt:
In Folge der Allerböchst besoblenen Formation der Landwehr (Be⸗ satzungs Bataillont werden zunächst in jedem Landwehr ⸗Bataillons.- Bezirk diejenigen Mannschaften det 1 Aufgebots einbeordert respective in den Stabaquartieren zurücehalten, welche nach Completirung der Linien ˖ Regimenter noch übrig geblieben ind Sodann werden event noch die Mannschaften der Klasse 8s und e iele auß dem 2. Aufgebot einbeordert, als zur Fermation des Bataillons in der Allerhöchst befohlenen Stärke erforberlich find Hierdurch werden je nach der größeren oder geringeren Zahl aer in den verschiedenen Bataillonbezirktn vorhandenen Mehrleute 1. Auf— gebot event jüngere oder ältert Jahrgänge bes 2. Aufgebots zur Ein bee rberung gelangen. In einem Bataillonsbezirk des Arme Corps Me- chte reichen sogar säunrmtliih⸗ Wehrltute 7 Aufgebets zur Formation oe Landwehr ⸗ Bataillon noch nicht aus Um dem hehelstanbe, daß in
ein elnen Bataillonßbe zicken altert Jahrgängt von Mannschaften zur Ein—
stellung gelangen, als in anderen Bataillonsbezirken, so viel als möglich vorzubeugen, wird vom General-Kommando eine gegenseitige Ausgleichung zwischen den einzelnen Landwehr - Bataillonen angeordnet werden. Im Allgemeinen werden hierdurch die formirten Landwehr (Besatzungs -) Ba—= taillone hinsichtlich der Altersklassen der Mannschaften namentlich des 2. Aufgebots möglichst gleichmäßig formirt werden. Die Königliche Regierung wird hiervon mit dem Anheimstellen ergebenst benachrichtigt, den Land— rathsämtern entsprechende Mittheilung zugehen zu lassen, um in Folge des Umstandes, daß in den verschiedenen Landwehr Bataillonsbezirken sehr verschiedene Alteréklassen einbeordert werden, der Meinung vorzu— beugen, daß in einzelnen Bezirken sehr viel ältere Altersklassen, als in anderen Bezirken, auch zur Einstellung gelangen werden.«
Frankfurt a. M., 20. Mai. Die offizielle Mittheilung über die Bun destags-Sitzung vom 19. Mai lautet:
Ein Bericht des Präsidenten der Kommission für die Aus— arbeitung einer allgemeinen Civil-Prozeß⸗-Ordnung legt der Bundesversammlung das Resultat ihrer Arbeiten in dem des— fallsigen Entwurfe und in den Sitzungs-Protokollen vor. — Oesterreich erklärt sich mit dem Entwurfe einer deutschen Maß! und Gewichts ⸗ Ordnung einverstanden, vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Behandlung. — Eine gleiche Erklä— rung erfolgt von der Fürstlich liechtensteinischen Regierung. — Von den Regierungen von Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogthum Hessen, Nassau, Sachsen Weimar, Sachsen Mei- ningen und Sachsen-⸗Coburg-Gotha wird ein Antrag eingebracht, es möge an alle diejenigen Bundesglieder, welche Rüstungen vorge— nommen haben, das Ersuchen gerichtet werden, zu erklären, ob und unter welchen Voraussetzungen sie bereit seien, gleichzeitig und zwar von einem in der Bundesversammlung zu vereinbarenden Tage an zum Friedensstand zurückzukehren. Die dessallsige Abstimmung soll in der nächsten Sitzung stattfinden. — Von der König lich niederländischen Großherzoglich luzemburgischen Regierung ward der Antrag gestellt: den Bundesbeschluß vom 5. Sep— tember 1839 wieder aufzuheben und den Austritt des Herzogtbums Limburg aus dem Bundesverhältniß zu genehmigen. Die geschäft— liche Behandlung dieses Antrages soll in einer nächsten Sitzung fest— gestellt werden. — Eine Erklärung der Regierung von Schaumburg— Lippe betrifft die gemeinschaftliche Patentgesetzgebung. — Mehrere Vorträge des Militärausschusses hinsichtlich des Entschädigungsgesuchs eines bei der Bundesfestung Rastatt beschäftigt gewesenen Bauunter— nehmers, sowie in Betreff der Wiederberstellung einer Schwimm— schule sür die biesige Bundesbesatzung werden zur Beschlußfassung einer späteren Sitzung vorbehalten, und wird die Verbesserung einiger bulichen Einrichtungen in der Bundesfestung Mainz genehmigt.
Oester reich. Wien, 19. Mai. Die heutige »Wiener
Zeitung macht folgende Mittheilungen:
Se. K. K. Apostolische Majestät haben von dem patriotischen Aner— bieten des in Wien besiehenden Dienstmann - Instituts der concessionirten ersten Wiener Stadtträger, bei dem Eintritte kriegerischer Eventualitäten bei der Aufrechthaltung der offentlichen Ruhe und Ordnung mitwirken zu wollen, mit besonderem Wohlgefallen Kenntniß zu nehmen geruht.
Die K. K. Hofwaffenfabtiksfirma B. W. Ohligs Haußmann in Wien hat das Anerbieten gestellt, im Falle des Krieges eine Com— pagnie Freiwilliger mit erprobten Hiebwaffen unentgeltlich zu versehen und auf ihrem Landsitze die Verpflegung entweder von zwei verwundeten Offizieren, vier Unteroffizieren oder sechs Gemeinen unentgeltlich zu über— nehmen.
. Ein Comité von Industriellen und Bürgern in Brünn far sich die Aufgabe gestellt, mittelst Zeichnung freiwilliger Beiträge die Bestreitung der Gagen und Löhnungen der drei Feldbataillons des Infanterieregiments Baron Gerstner im Falle des Ausbruches eines Krieges auf die Dauer einiger Monate sicherzustellen. ö ⸗
Triest, 19. Mai. Wie die »Tr. Ztg. meldet, sind heut früh die mexikanischen Freiwilligen, welche bisher noch auf dem »Tampico«
waren, ausgeschifft worden. — Die telegraphische Mittheilung von wiener Blättern, daß die Seebehörde dem »Tampico« den Gesund⸗
heitspaß verweigert habe, ist dahin zu verstehen, daß eben, weil die Abfahrt nicht gestattet ist, das Boot keine Schiffspapiere erhalten
hat und nicht ausklarirt worden ist.
Graz, 17. Mai. (W. S) Heute fand bei dem Statt— halter abermals eine Besprechung in Angelegenheit der Errichtung eines steiermärkischen Freicorps statt, bei welcher die Aller höchste Entschließung mitgetheilt und beschlossen wurde, nunmehr unter Beiziehung der vorgeschlagenen neuen Mitglieder zur definitiven Konstituirung, Wahl des Obmannes, seines Stellvertreters u. s. f. zu schreiten. .
Pesth, 18. Mai. »Magyar Vilag« bringt zu seiner vor gestrigen Mittheilung über die Berathung der Siebenbürger wesent . liche Berichtigungen, welchen zufolge Oesvay die sofortige Einfüh-
rung des Judexcurialeonferenzelaborats in Siebenbürgen, und
Trauschenfels die Ezmittirung einiger siebenbürgischer Deputirten wünscht, damit sie diejenigen Gesetze zusammenstellen, welche Sieben⸗ bürgen beizubehalten verlangt.
Wie der »Lloyd« mittheilt, findet morgen eine Plenarsitzung der ungarisch⸗kroatischen Deputation statt.
Schweiz. Bern, 18. Mai. In dem Kanton Baselland hat die Opposition bei der Regierungswahl über die Regierungs—
*
Partei den Sieg davongetragen. Jetzt kommt die unterlegene Partei und verlangt von dem Bundesrathe Absendung eines eidgenössischen Kommissars nach Liestal, weil die Wahlprotokolle von den »Antis« gefälscht worden seien und daher von einer unparteiischen Persön— lichkeit geprüst iwerden müssen. — Die Königlich bayerische Regie— rung hat an die Stelle des als bayerischer Gesandter nach Florenz gegangenen Grafen von Hompesch einen Freiherrn von Rie— derer zum Minister ⸗Residenten bei der Eidgenossenschaft ernannt.
Großbritannien und Irland. London, 18. Mai. Zur Feier des Geburtstages Ihrer Majestät der Königin ist statt des üblichen 24. Mai (Ihre Majestät ist am 24. Mai 1819 ge— boren) diesmal der 26. Mai bestimmt worden.
Dem Capitain Maury zu Ehren wird in den nächsten Tagen ein Bankett unter dem Vorsitze Sir John Pakingston's stattfinden und soll demselben zugleich zur Anerkennung seiner ausgezeichneten, den seefahrenden Nationen geleisteten Dienste ein Geschenk von 3000 Pfd. St. überreicht werden.
— Im Oberhause war gestern die Berichterstattung des neulichen Comités über die Chelmsfordsche Sonntagsbill an der Tagesordnung. Lord Houghton giebt zu bedenken, daß die Bill entweder im Hause der Ge— meinen durchfallen oder, wie eine ähnliche Maßregel vor mehreren Jahren gethan, Sonntagskrawalle in den Parks und den ärmeren Stadttheilen erregen werde. Der edle Antragsteller möge die Bill zurücknehmen. Lord Chelmsford lehnt den Rath ab. Lord Redesdale beantragt darauf mehrere Amendements, welche die Bill darauf beschränken, daß sie nur während der Stunden des Gottesdienstes am Sonntag allen Geschäftsbetrieb außer in Apotheken verbieten soll. Lord Chelmsford sagt, wenn dieses Amendement durchginge, wäre das Prinzip seiner Bill vernichtet und er würde sie zurücknehmen. Lord Ellenborough fürchtet als Folge der Bill eine chronische Fehde zwischen der Polizei und den ärmeren Volksklassen und wird daher gegen die Maßregel stimmen. Earl Russell und Earl Grey sprechen für die Bill. Aber da die Redesdaleschen Verbesserungs Anträge mit 54 gegen 41 Stimmen angenommen worden, erklärt Lord Chelmsford, daß er zwar die Bill nicht zurücknehmen, aber ihre Weiter förderung Andern überlassen werde. Lord Taunton zeigt darauf die Absicht an, bei der 3. Lesung ein Amendement auf Verwerfung zu stellen.
Im Unterhause richten einige Mitglieder an den Schatzkanzler die Frage, ob er es für recht halte, daß die Bank, trotz der ihr ertheilten Erlaubniß, ihre Notenemittirung zu vergrößern, vielen Kaufleuten und Ban— quiers die gewünschte Anomodation verweigert habe. Der Schafkanzler erwidert, daß zur Widerlegung dieser Beschwerde einige Ziffern hinreichen würden. Am Freitag, dem Tage der Panique — sagt er — hat die Bank 9gi9,000 Pfd. St, am folgenden Sonnabend 147,000 Pfd. St., an drei spätern Tagen verschiedene Gesammtbeträge, im Ganzen binnen 5 Tagen 2, 8 I4, 000 Pfd. St. gegen Regierungssicherheiten vorgeschossen. Außerdem hat sie Vorschüsse gegen Wechsel gegeben und Wechsel escomptirt im Betrage von 9, 350,000 Pfd. St. Ihre Vorschüsse und Escomptirungen zusammen be— trugen demnach in 5 Tagen 12,225,000 Pfd. St. Am Montag erst, als die Pa- nique sich zu legen begann, und Staatspapiere der Bank zur Erlangung von Vorschüssen präsentirt wurden, empfahlen die Direktoren mehreren Ansuchenden, in deren eigenem Interesse es lieber mit dem offenen Geldmarkt zu ver— suchen und selber zu realisiren. Aus diesen authentischen Erklärungen werde man sehen, schloß der Schatzkanzler, wie hülfreich und doch vorsichtig die Bank in kritischen Zeitläuften operire. — Gegen den Antrag auf 2. Lesung der irischen Pacht! und Bodenverbesserungs (Bill stellt Lord Naas ein Amendement auf Verwerfung. Die Fassung der Bill verstoße gegen das in dem Akte von 1860 aufgestellte Prinzip, wonach ein Pächter nur für die mit Erlaubniß des Grundherrn angebrachten Verbesserungen einen Er— satz beanspruchen dürfe, und komme somit einem Angriff auf das Eigen thum gleich. — Der Attorney⸗General entgegnet, daß der Amende— mentsteller die eigentliche Tragweite des Gesetzentwurfs nicht zu kennen scheine. Nach den Bestimmungen der Bill habe der Grundherr nur für Ver— besserungen von dauerndem Werth und nur in dem Fall, daß er den Pächter weg- jage, Ersatz zu leisten. Das sei eine conservative Maßregel und nicht ein Angriff auf das Eigenthum. — Lowe muß eine Bill, die dem Pächter ge— stattet, ohne Wissen und Willen des Grundherrn Verbesserungen vorzuneh— men, als kommunistisch bezeichnen, und verlangt für den irischen Grundherrn dieselben Rechte, die der englische und schottische besitzt. Stuart Mill be— merkt, daß Irland eben nicht England oder Schottland sei. Der irische Pächter sei so voll Mißtrauen gegen den Grundherrn, daß er seine Erspar— nisse eher in allem Andern anlege, als in einer Verbesserung seines Pacht- gutes, von dem er so leicht verjagt werden könne. Wenn man dem Grund— herrn ein Motiv gebe, von dem Austreibungsrecht keinen schnellen Gebrauch zu machen, werde etwas von dem gesunden Gefühl des Besitzes und der Sicherheit im Pächter entstehen und die Bewirthschaftung des Bodens verbessern helfen und die Stimmung des Volkes loyaler machen. Der Grundbesitz verleihe nicht blos Rechte, sondern lege auch Pflichten auf. Die Maßregel enthalte nur ein kleines Zugeständniß an die Gerechtigkeit, aber der gute Wille, den die Regierung damit bewiesen, habe in Irland schon ein allgemeines Gefühl des Dankes hervor— gerufen. So leicht wäre es, die Irländer zu befriedigen, daß man die gol—
dene Gelegenheit dazu nicht versäumen sollte. — Whiteside bezeichnet die Bill als einen Köder, mit welchem die Regierung auf die Eingebung Brights die Irländer bestochen habe, um sie für die Gladstone'sche Reformbill zu ge— winnen. Und Bright habe den Irlaͤndern in einem Briefe an den Lord. Mayor von Dublin noch andere verderbliche Zugeständnisse versprochen, darunter die Niederreißung der irischen Staatskirche. Eins bänge mit dem Andern zusammen. Bagwell beantragt die Vertagung der Debatte. Die Opposition widersteht, aber die Motion wird mit 167 gegen 154 angenem⸗ men, und die Fortsetzung der Debatte auf kommenden Montag anberaumt. — 19. Mai. Ihre Majestät die Königin bat beutʒ inn Windsor eine Geheimerathssitzung abgehalten. w w,
1671
Der Globe ⸗ ist ermächtigt, anzuzeigen, daß die Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Helene auf den 5. Juli definitiv festgesetzt ist und daß die Trauung in der Schloßkapelle zu Windsor stattfinden wird.
Die chinesische Gesandtschaft ist vom Continent kommend
hier angelangt. Dieselbe wird, wie es heißt, ungefähr vierzehn Tage
in England verweilen.
. — Im Oberhause ersuchte Lord Stratford de Redeliffe gestern die Regierung, das Haus nicht auf die 10 volle Tage dauernden Pfingst ferien zu entlassen, ohne über den Stand der Dinge auf dem Kontinent so viel Licht zu verbreiten, als sie thun zu dürfen glaube. Die drohenden An— zeichen eines kommenden europäischen Orkans würden diesen Wunsch wohl rechtfertigen. Indem er dann die Kongreßgerüchte und die italien ische Schwie⸗ rigkeit erwähnt, sagt er, daß wenige Menschen aufrichtiger die Wohlfahrt Italiens wünschen oder es lebhafter als er selbst bedauern könnten, daß der Plan, Italiens Einheit herzustellen, nicht gleich anfangs (a. 1859) aus- geführt worden sei, aber zugleich müsse er sagen, daß es etwas gebe, das noch werthvoller als die Einheit Italiens sei, nämlich die Erhaltung der moralischen Prinzipien Europa s. Er denle nicht, daß dem In keresse eines einzigen Landes die gesetzlich begründeten Interessen aller anderen Länder geopfert werden dürften. Welcher Meinung man auch huldigen möge, so könne doch am Ende nicht geleugnet werden, daß der österreichische Besit Venetiens auf einer rechtlichen Grundlage ruhe. Die Stellung Desterreschs in Venetien sei durch den Vertrag mit Frankreich sanctionirt. Man möge es beklagen, daß Oesterreich sein eigenes Interesse nicht besser verstehe, aber seine Rechte könne man nicht ignoriren, und wenn man nun sehe, wie Ita⸗ lien, seine eigene Stellung gefährdend, sich weit über seine Mittel anstrenge, um gegen das Vertragsrecht die Gelegenheit zur Erhaschung jenes Preises zu ergreifen, so mußten die Befürchtungen, welche der gegenwärtige Stand der Dinge einzuflößen geeignet sind, sich noch steigern. Große Elemente der Verwirrung seien vorhanden für den Fall, daß unglücklicherweise ein Krieg ausbrechen sollte. Unter diesen Umständen frage er den Staats. Secretair des Auswärtigen, ob etwaige Unterhandlungen oder Unterhandlungs. Präliminarien amtlicher oder vertraulicher Natur wirtlich von Seiten der Regierung Ihrer Majestät in Gang gesetzt seien. Und wenn die Antwort hierauf bejahend ausfallen sollte, wünsche er zu wissen, ob die bewußten Unterhandlungen einige Aussicht auf eine gütliche Lösung eröffnen? — Lord Claren don sagt darauf, daß man die Krisis unmöglich so schwer nehmen könne, und daß sein edler Freund daher vollkommen Recht habe, ehe das Haus sich über Pfingsten vertagt, seine Frage zu stellen. Er dürfe sagen, daß amtliche und, wie er sagen könne, vertrauliche Mittheilungen — den Namen Unterhandlungen vermöge er ihnen nicht beizulegen — in diesem Augenblick im Gange seien, und er hoffe, daß sie zu einer Zusammenkunft aller be— theiligten Mächte, nicht blos der neutralen, sondern auch der in Waffen stehenden, führen dürften. Er könne keine Hoffnung geben, daß diese Vor— gänge den Frieden stiften würden, aber eine Zusammenkunft aller Mächte würde gewiß einige Aussicht auf ein gütliches Resultat eröffnen. Der edle Lord werde bei seiner langjährigen Erfahrung sicherlich eingesteben, wie schwer es sein müsse, die Mächte, welche den gegenwärtigen Stand der Dinge geschaffen haben, zu einem harmonischen Handeln zusammen zu bringen. Er könne nur sagen, daß Ihrer Majestät Regierung keine Be— mühung sparen werde, um jenes Resultat zu erzielen, und er glaube, daß die Erreichung desselben auch im Wunsch des Kaisers der Franzosen liege. Mehr zu sagen würde, bei dem jetzigen Stande der Mittheilungen — er wolle nicht sagen Unterhandlungen — nicht zweckdienlich sein. — Die Chelmsford'sche Sonntagsbill veranlaßt wieder eine kurze, aber scharfe Debatte, und obgleich zuletzt die dritte Lesung mit 50 gegen 49 Stimmen genehmigt wird, kommt man überein, das endgültige Durchgehnlassen (bussing) auf 14 Tage zu verschieben.
Im Unterhause fragte Sandford, ob die europäischen Großmächte sich dahin geeinigt hätten, einen Kongreß abzuhalten, um die venetianische und schleswig-holsteinische Frage in Erwägung zu nehmen, und ob es wahr sei, daß Frankreich für gewisse Eventualitäten von England das Versprechen einer gemeinsamen bewaffneten Vermittelung zu erlangen wünsche? — Layard sagt, er könne darauf nur erwiedern, daß in diesem Augenblick Unterhandlungen Behufs der Abhaltung eines Kongresses in Paris zwischen den Regierungen von Frankreich, Rußland und England im Gange seien. Mehr zu sagen, wäre in diesem Augenblick unstatthaft. — Auf eine, das Bombardement von Valparaiso betreffende Frage von D. Griffitt er= wiedert Layard, daß die angebliche Depesche des amerikanischen Zomme— dore Rogers mit den amtlichen Erklärungen des Admirals Denman im Widerspruch stehe. Da in wenigen Tagen alle Schriftstücke vorliegen wär— den, werde das Haus sich selbst ein Urtheil darüber bilden können. Das Benehmen Thom son's, des britischen Vertreters in Chili, sei von Ihrer Majestät Regierung vollkommen gutgeheißen. — Watkin bringt das Ab. laufen des Gegenseitigkeitsvertrages zwischen den Vereinigten Staaten und den britisch nordamerikanischen Provinzen zur Sprache, und bedauert, daß er, obgleich ein Anhänger der Regierung, ihr große Nachläffigkeit in der Behandlung dieser wichtigen Frage vorwerfen muüͤsse. Sie babe dem Sause die demselben zukommende Information vorenthalten und nicht: mitgetheilt, als daß die Regierung der Vereinigten Staaten ihre Absicht, den Vertrag nicht zu erneuern, in aller Form angezeigt babe. Das Haus fab sich da— durch die Hände gebunden und außer Stande, Schritte zu thun um das amerikanische Volk zur Erneuerung des Vertrages zu bewegen. Etwaige Eröffnungen würde das amerikanische Volk, dessen Gesinnungen er wel kenne, freundlich aufgenommen haben. Nun aber seien schon dritische und amerikanische Panzerschiffe nach den Fischereien abgegangen um die mathe-
matischen Grenzlinien zwischen beiden Gebieten zu wadten. Einen selchen
Stand der Dinge müsse man wegwänschen. — Savard weist den Vorwurf
der Nachlässigleit zurück. Gleich nach der ersten Nachricht den der deabsich
tigten Kündigung babe Sir F. Bruce sein Möglichstes gethan, um den
Scitard eins Erneuerung des Vertrages oder eine Medisication desselben zu
erüwsken ällksnn Seward Habe erwidert (im Fedruaz daß eine solcke Unter.
ler ,, , , . der Eekut de liege, und daß der Kongreß . 1 381um etnnt S 139
8 nerrsn; J 1 ; 57 15 211 11 J 1
ö
. K 4
K .