1866 / 166 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Königgrätz hat schwere Opfer gefordert, aber er ist ein Ehren tag für die ganze Armee, auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickt. Ich weiß, Ihr werdet auch ferner Mei- nen Erwartungen entsprechen, denn preußische Truppen wußten stets mit dem Heldenmuth diejenige Mannszucht zu vereinigen, obne welche große Erfolge nicht erkämpft werden können. Hauptquartier Horicz, den 4. Juli 1866. Wilhelm.

Die gestrige abermalige Anwesenheit Sr. Excellenz des K. K. Feldmarschall ⸗Lieutenants Freiberrn von Gablenz, im König— lichen Hauptquartier Pardubitz, welche bereits am Morgen erfolgte, hat nur zu einer Besprechung mit dem Chef des Generalstabes der Armee, General von Moltke, gefübrt. Eine Audienz bei Sr. Ma— jestät dem Könige bat nicht stattgefunden und ist die Rückreise Seiner Excellenz in der Richtung auf Zwittau alsbald erfolgt. Dem Ver— nehmen nach bat es sich um das wiederbolte und dringende Anerbieten eines Waffenstillstandes gehandelt, der nach jenseitiger An schauung durch die unterdessen eingetretenen veränderten politischen Verbältnisse zweckmäßig noch immer sein mag. Da indessen die Truppen seitdem unausgesetzt im Vorrücken geblieben sind und sich dei Zwittaun bereits wieder mit dem Feinde süblen, so scheint die

jenseltige Anschauung der augenblicklichen Lage diesseits nicht getbeilt

worden zu sein.

Den Telegraphendrabt bis Pardubitz zu fübren, oder vielmehr idn in Thätigkeit zu erbalten, war bis zur Verlegung des König— lichen Hauptquartiers von dort bierber, noch nicht gelungen, und möge es dadurch erklärt sein, wenn eine anscheinende Verspätung der nach dem Norden bestimmten Telegramme eingetreten ist. In dieser Beziebung wäre det Besitz von Prag und somit der Verbin⸗ na auf mebreren Drahbten über Dresden nach Berlin, sehr wünschens⸗ d, kann aber bei dem Vorgeben der beiden Haupt ⸗Armeen nach

en immer nur ein Nebenzweck sein, zu dessen Erreichung man nd operirenden Truppen nicht schwächen will und

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Garde- Grenadier Regiment Königin Elisabetb, das Regiment ps und das 2. Landwebr Husaren Regiment, in n das 2. Garde Regiment z. F. und ein Tbeil

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Mäbren verlegt werden wird,

preußischen Armee in Böbmen berichtet das

us Pardubitz, 10. Juli: Trotz des schlech⸗

ten etzten Tage ist der Gesundheitszustand bei beiden, at bereits in Mäkren operitenden Armeen verhältnißmäßig ein sehr Hinsttger. Für die Heilung der Verwundeten zeigt das Wetter sich mahltücktiger als die frühere Hitze. Der Anfangs sehr fühlbare ile Wil der bäbhaänschen Berpölkerung schlägt in gutes Einver⸗ nehmen min dem gen Militair um, wozu die veröffentlichten

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haben, auch die Verpflegung wird

Wesentlich für die veränderte Stim- etzt bis auf Josepbstadt und Königgrätz voll-

önigreichs Böhmen pon österreichischen Trunnen i WBirffamt dem Königlichen Hauptquartier 1m tachwmrem Armer -VolizeiBebörde hat sich hier und in anderen za mr schen idten als zweckmäßig erwiesen. Ferner aus 5 ot t 16. Sis jetzt ist die telegraphische Verbindung ehr arme mird anächst noch schwieriger werden. Heute 11 Uhr Rerlegung e Ring

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: ra hr . rag nahe bevorstehend, 16er aus Regen wa, Bargenlern Abend glückliches Gefecht in der Nähe 3750 großen österreichischen Pro⸗ aiantrangnarrs ern und werden heute aber⸗ mals in zegentenger Zaßl hier durch: tirt. Großherzog von Neclenßurg⸗ Schr err ; bei Leipzig zu formi⸗ enden zweiten Refernecerps hier aus nach Leipzig 16 genen 1 Pardubitz aus nach

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Sr Nerershurg augereis. Richtung des weiteren Vormarsches auf

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FEräünn Enchläjnag der fübschlesischen Grenze von österreichischen Trunpen

us JZwittan nn Mähren, 10. Juli, wird gemeldet: Heute Mittag ist er Einig aan Lem zen it dem großen Hauptquartier hier ein ˖ erraffen Einige dsterracht che Brigaden sollen nur zwei Meilen abrbllch van hier ben Langhe, n. Ttuppen des Garde ˖ Corps nd non Sollenmanrh ßer Böhßdmisch Trühau gegen dieselben deta⸗ Hirt Hannterhrgchener BHormarsch und sehr ungünstiges Wetter zirften zemnäachs nen Rahetag für bie Truppen heiber Armeen 4utreten assen Heßerldufer ns Lans lente erzählen, haß vie öster⸗ ei rf scke Maordar wee ren Rück mg a ä liche, Jichtung soctfetzt. Ander wertige Rachricht nr affen a, dermnmnthen, hat auch hie Linie Gln. Brünn ür dne Aufstellang Fer Nerbkatmet nicht festgehalten, nher Heshe Hlätgze der agenen Nertheiesgin gs kraft siberlafsen wer den len hogrnen e ganze Ser mec che Meme, bann eint Ssellung an der Pingu nehmen mir

Ueber den neuesten Streifzug unserer Truppen nach Bielitz. Biala geht der »Schles. Itg.“ folgender Bericht zu:

Pleß, 8. Juli. Am 4. d. M.,, an dem Tage, an welchem die frohe Botschaft des Sieges bei Sadowa hier eingetroffen war und die Stadt in die freudigste Aufregung versetzt hatte, die sich durch Ausstecken von Fahnen und allgemeine Illumination kundgab, hatte von hier aus, der General Graf Stolberg an der Spitze, eine Abtheilung seines Corps, zwei Schwadronen Ulanen und eine Ab— theilung Jäger mit einigen Pionieren früh um sechs Uhr über Bad Goczalkowitz die preußische Grenze überschritten. Nachmit. tag um halb 1 Uhr begrüßten wir die zurückkehrende Schaar, die mit fröhlichen Gesichtern wieder einzog und uns aus den Grenz— städten Bielitz und Biala Grüße brachte. Mit dem Trupp trafen auch sieben Gefangene ein, von denen fünf der wohlhabenden Bürgerklasse von Biala angehörten. Dieselben waren als Geißeln mitgenommen worden, weil aus dem Pöbelhaufen nach unseren Truppen mit Steinen geworfen, und ein Ulan getroffen und verletzt worden war. Der Zweck der Ezpedition war zunächst die Beitreibung einer Con— tribution in Höhe von 60,000 Gulden als Entschädigung für das in Brand gesteckte Vorwerk Zabrzeg hiesigen Kreises. Seitens der Stadtbehörde wurde diese Summe alsbald gezahlt. Auch die Ge fängnisse wurden geöffnet und drei Preußen daraus befreit, die seit Wochen wegen unvorsichtiger, an sich harmloser Aeußerungen polizeilich gefangen gehalten worden waren. Außerdem wur. den auf dem Bielitzer Bahnhofe zwei Lokomotiven und ein ganzer Wagentrain in die Luft gesprengt, der Telegraphen Apparat aber, welcher schon abgeschraubt und fortgeschafft worden war, mußte von dem Telegraphen⸗Beamten wieder herbeigeschafft werden und wurde von unseren Truppen mitgenommen. Die gedachten Gefan— genen wurden der Polizei⸗Verwaltung übergeben. Den humanen Rücksichten des Herrn Generals entsprechend, fanden dieselben bald eine wohlwollende und anständige Aufnahme in den Häusern der Herren Kaufleute W. und D. Kohn; nach einem zweitägigen Stu— benarrest wurden dieselben wieder entlassen und zogen, freh, so gut davon gekommen zu sein, nach Biala zurück. Nach den neuesten Nachrichten stehen jetzt wieder österreichische Truppen in Kaniow, welche ihre Vorposten bis Rudoltowitz, drei Viertelmeilen von Pleß, vorgeschoben haben und mit unseren Vorposten Schüsse wechseln.

Gnesen, 10. Juli. (Pos. Ztg.) Heute Nachmittag um 8H Uhr starb der hiesige Weihbischof Brodziszewski in einem Alter von 89 Jahren.

Ratibor, 10. Juli. Der Landrath des hiesigen Kreises, Herr v. Selchow, ist zum Civil ⸗Kommissarius von Oesterreichisch Schle— sien ernannt worden. Mit Bezug hierauf wurden solgende Procla— mationen erlassen:

1) Den Gemeinde Vorständen und Bewohnern von Oesterreichisch Schlesien wird eröffnet, daß der Königlich preußische Landrath von Sel— chow zu den wegen Verpflegung Königlich preußischer Truppen, Be- schaffung von Vorspann Fuhren und sonstiger militairischer Bedürf— nisse erforderlichen Ermittelungen und Festsetzungen ermächtigt ist, auch zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung und Beseitigung gegründeter Beschwerden das Geeignete veranlassen wird. Ich er— warte, daß den Anordnungen meines vorgenannten Civil, . Bei— standes Gehorsam geleistet wird. Jeder Act des Ungehorsams wird un— nachsichtlich nach Kriegsgebrauch behandelt und bestraft werden. Die Justizbehörden werden in Ausübung ihrer Amts -⸗Functionen unbehindert bleiben. Die Ablieferung aller Schuß, Hieb und Stoßwaffen ist un— erläßlich. Die Ortsvorstände haben diese Waffen von den Einwohnern einzufordern und binnen 24 Stunden an den eingesetzten Kommandanten von Troppau abzuliefern. Unterlassene Waffen - Ablieferung wird kriegs— rechtlich bestraft werden. Troppau, den 9 Juli 1866. Der Königlich preußische General⸗Major von Knobelsdorff.

2) Mit Bezug auf vorstehende Bekanntmachung bringe ich hiermit zur Kenntniß, daß ich meinen Sitz vorläufig in Troppau genommen habe. Zunächst nichts als die rücksichtsloseste Erfüllung der mir übertragenen Pflichten kennend, werde ich doch auch vertrauendes Entgegenkommen zu erwidern wissen. Es wird meine Aufgabe sein, mit der unnachsichtlichsten Strenge gegen offenkundigen Ungehorsam das Maß von Wohlwollen zu verbinden, auf welches der Einzelne bei williger Erfüllung der nach Kriegs gebrauch an ihn gestellten Anforderungen bestimmt rechnen darf. Mein Allergnädigster König und Herr hat in diesen Tagen Allerhöchst persön— lich ausgesprochen, Er führe keinen Krieg gegen Oesterreichs Nation und friedliche Bürger, sonderm nur gegen die ihm gegenüberstehende Armee, und wie mein König und Herr gesprochen hat, so denkt jeder seiner Un— terthanen. Unsere Theilnahme für die Verwundeten kennt keinen Unter— schied zwischen Freund und Feind; den Gefangenen begegnen wir mit Nächstenliebe, und sind wir ihr schweres Loos so viel als möglich zu er— leichtern bemüht. Bewohner von Oesterreich⸗Schlesien! Beherzigt auch Ihr die Worte meines Königlichen Herrn. Kein Krieg der Nationen! Kein Krieg friedlicher Bürger! Troppau, den 9. Juli 1866. Der aq latus gestellte Civil. Beistand, Königlich preußische Landrath v. Selchow.

Magdeburg, 11. Juli. Wie der ⸗Magdb. Corr.“ meldet, ist Ze. Excellenz der kommandirende General des 4. Armeecorps, Herr von Schack, unter Belassung in seiner gegenwärtigen Stel— lung mittelst Allerhöchster Kabinets Ordre d. d. Pardubitz, 8. Juli, zum General- Gouverneur der oceupirten sächsischen Lanhe ernannt und init seiner Vertretung der Militair - Gouverneur Herwarth von Bittenfeld beaustragt worden. In Folge dessen

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wird Herr von Schack heute Abend Magdeburg verlassen, um sich nach Dresden zu begeben.

Braunschweig, 11. Juli. (W. T. B.) Seitens des preußi⸗ schen Kabinets sind eine Anzahl deutscher Regierungen zur Vor— nahme der Wahlvorbereitungen für das deutsche Parlament auf— gefordert worden. Im Königreich Hannover, in Kurhessen und im Königreich Sachsen werden die Vorbereitungen für die Parlaments- wahlen Seitens der preußischen Civilkommissarien getrossen werden.

Sachsen. Dresden, 11. Juli. (Dr. J.) Der komman—

dirende General des Königl. preußischen Reservecorps und dermalige

Gouverneur von Sachsen, Herr General⸗-Lieutenant v. d. Mülbe

Excellenz, ist heute Nachmittag mit seinen Truppen nach Prag

von hier abgerückt, woselbst gestern bereits 6000 Preußen eingezogen sein sollen. Die hiesige Besatzung besteht jetzt aus heute eingerückten Truppen des zweiten Reservecorps. Als künftiger Gouverneur von Sachsen wird der Herr General der Infanterie v. Schack bezeichnet.

Gotha, 10. Juli. (Weim. Ztg.) Auf Anordnung des Mi— nisteriums werden von den Justizämtern bereits die Listen behufs der Wahlen zum deutschen Parlamente angefertigt.

Weimar, 11. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Groß herzog und die Frau Großherzogin haben sich hente Nachmittag auf einige Tage nach Eisenach begeben.

Eisenach, 109. Juli. (W. T. B.) Es heißt in eingegangenen Meldungen, daß sich die preußischen Truppen vom Fuldaischen aus auf Frankfurt a. M. zu bewegen.

Frankfurt a. M., 9. Juli. Wie die »Fr. P. Ztg. mel— det, ist es unzweifelhaft, daß sich ein starkes preußisches Corps zwi— schen die Bayern und das 8. Bundescorps geschoben und die Bayern zurückgedrängt hat. Die preußischen Vorposten stehen bexeits bei Steinau, 5 Meilen von hier.

Bayern. München, 9. Juli, Abends. (A. A. Z.) Der Bayer. Stg.“ zufolge verlor die vierte Division am 4. d. 659

Mann, darunter 9 todte und 26 verwundete Offiziere. Der Gesammt⸗ verlust der 3. und 4. Division beträgt gegen 1000 Mann. Bestertketch Rien 1 Jil m, , n n. hiesigen entscheidenden Kreisen ist, wie man zuverlässig erfährt, noch immer nicht der Entschluß gefaßt, durch Vorlage von Friedenspräli- minarien den Waffenstillstand zu ermöglichen. Auch Italien gegen—

über soll ein Waffenstillstand ohne Friedenspräliminarien nicht zu

erwarten sein.

Großbritannien und Irland. London, 10. Juli. Auf Befehl Ihrer Majestät der Königin wurde gestern in Buckingham

Palace ein Hofconcert gegeben, zu welchem circa 800 Personen Ein.

ladungen erhielten. Das Jamaicanische Comité hielt letzten Abend eine Sitzung, um anstatt des wegen Meinungsverschiedenheit von der Präsident-

schast zurückgetretenen Unterhaus Mitglieds Mr. Ch. Buxton einen

neuen Präsidenten zu wählen. Die meisten Comité -Mitglieder

sprachen sich dahin aus, daß Eyre für die Hinrichtung Gordons zur Verantwortung gezogen werden müsse, daß der Verein der Frau

Gordon, falls sie denselben gerichtlich verfolgen wolle, allen mög— lichen Beistand zu leisten habe. Zum Präsidenten gewählt wurde J. St. Mill, welcher die auf ihn gefallene Wahl annahm.

Im Oberhause erhob sich gestern Lord Derby, die Bildung seines Kabinets anzuzeigen und die Politik, die er beobachten will, zu kennzeichnen.

Aus rein patriotischen Motiven habe er sich entschlossen, den Auftrag Ihrer Majestät anzunehmen. Mit Bedauern müsse er hinzufügen, daß seine Be.

mühungen, sich die Dienste einiger Mitglieder der vorigen Regierung und der liberalen Partei zu verschaffen, gescheitert seien. In Folge davon be— stehe seine Verwaltung durchwegs aus Konservativen. Diejenigen, die sich zu einer Antipathie gegen eine konservative Regierung bekennen, suchen die Meinung zu verbreiten, daß die Politik eines kon- servativen Ministeriums nothwendig krieglustig sein müsse eine ganz widersinnige Meinung, denn die konservative Partei habe am meisten im Lande auf dem Spiele stehen und das größte Interesse am Frieden und der Wohlfahrt der Nation. In ihrer Natur liege es am allerwenigsten, sich fortreißen zu lassen durch jenen Volksenthusiasmus, der manchmal die vorsichtigste Regierung zum Kriege zu treiben vermöge. Sein ernstes Stre— ben sei, den Frieden aufrecht zu halten, zu diesem Zweck mit dem Ge— sammtauslande die friedlichsten Beziehungen zu pflegen und mit keiner Macht eine monopolisirende ausschließliche Allianz einzugehen. Eine konservative

Regierung müsse vor Allem vermeiden, in die inneren Angelegenheiten, in die

Hausangelegenheiten fremder Staaten sich ohne Noth einzumengen,; sie dürfe keinem Staat ungebeten ihren Rath aufdrängen und niemals drohen, wo sie nicht die Absicht habe, ihre Drohung auszuführen. Erbetene Freund- schaftsdienste hingegen habe sie gern und willig zu leisten. Er würde es

für höchst unpolitisch halten, in diesem Augenblick über die Lage des Kon—

tinents ein Urtheil zu fällen. In den Zwecken und Zielen des furchtbaren jetzt in Deutschland und Italien tobenden Krieges liege nichts, was die Interessen oder die Ehre Englands berühren könnte; der einzelne Engländer möge mit Preußen, mit Oesterreich oder Italien sympathisiren, aber auf in dividuelle Sympathieen habe die Regierung keine Rücksicht zu nebmen. Seine Politik werde es daher sein, den streitenden Theilen gegen— über die strengste Neutralität zu beobachten und beim leisesten Schimmer einer Hoffnung; daß der. Einfluß Englands zur Wieder herstellung des Friedens führen könne, seine guten Dienste im Verein mit den andern Neutralen jedem der Kriegfübrenden zur Ver— ügung zu stellen. Was die Frage der Parlaments. Reform betreffe, so

nern Eis und verschiedenen anderen Lazaretbdedürfnissen unter

balte er sich und seine Kollegen durch kein Versprechen gebunden. Kein Ministerium habe, wie Lord Russell selbst anerkennt, das Recht, eine Re⸗ form. Bill einzubringen ohne gute Aussicht sie durchzuführen und ohne eine Verständigung zwischen den zwei großen politischen Parteien des Staates. Er leugne nicht, daß das bestehende Vertretungssystem an praktischen Anomalien leide und daß viele Personen jetzt ungerechter Weise vom Stimmrecht aus geschlossen seien. Gern würde er diesen Uebelständen abhelfen, nur fürchte er, daß die= jenigen, die am lautesten nach Reform schreien, mit keiner von beiden Par teien unteistützten Bill zufrieden sein würden, und daß eine gemäßigte Re— sorm, anstatt der Agitation ein Ziel zu setzen, nur ein Schrift zu weiteren Forderungen wäre. Indeß würde es ihm zur Freude gereichen, wenn eine gute Aussicht sich eröffnete, wenn es sich thunlich zeigte, eine solide und be— friedigende Resorm durchzuführen. Unter den Gegenständen, denen sein Mi—= nisterium zuerst seine Aufmerksamkeit zuwenden werde, zählt er auf: das Bankerottgesetz, die Armenpflege und die dringend einer Besserung bedürfende Verwaltung der Armen-Arbeitshäuser. In Irland werde möglicherweise eine Verlängerung der Akte, durch welche die Habeas Corpus suspendirt worden nöthig sein. Earl Russell bemerkt, daß er sich nie ohne Noth in die Angelegenheiten fremder Staaten eingemengt und niemals leere Drohungen ausgestoßen habe. Er freut sich, seinem Nachfolder das Land in günstigster Verfassung, namentlich in Bezug auf die Finanzen, was dem Talent Mr. Gladstone's zu verdanken sei übergeben zu können. Der Zeitpunkt zur Lösung der Reformfrage sei günstig, seine Bill mäßig genug gewesen und nur durch den Abfall von Personen die der Reform so gut wie er zugeschworen hatten, sei sie gescheitert. Nach einigen Worten von Lord Brougham schließt die Sitzung.

Italien. Florenz, 11. Juli. (W. T. B.) Der neue Operationsplan Cialdini's für das Vorgehen der italienischen Armee ist, wie zuverlässig versichert wird, von Lamarmora be— kämpft, aber von Ricasoli vertheidigt und durchgesetzt worden. Der nach dem Rückzuge der italienischen Armee über den Mincio projektirte bloße Belagerungskrieg ist sonach aufgegeben.

Hier eingetroffene Nachrichten aus Ungarn melden, daß dort eine neue Rekrutirung im Gange ist, welche auf Widerstand stößt und deshalb zwangsweise ausgeführt wird.

In Rom ist von französischer und päpstlicher Seite jede Kund⸗ gebung des Volkes bei Androhung des Einschreitens mit bewaffneter Hand verboten worden. Cardinal Matteucei ist am S. Juli gestorben.

Dänemark. Kopenhagen, 9. Juli. Beim Lands thing des Reichstages, welches sich unterm Vorsitz des greisen Bischof Grundtvig als Alterspräsident constituirte, wurde Etatsrath Krie ger zum Präsidenten und die Herren Conferenzrath Madvig und Stiftamtmann Nielsen zu Vice⸗Präsidenten erwählt. Als Secretaire fungiren die Herren Proprietair F. Jörgensen, Capt. Sonne, Raths- mann Boesen und Höchstengerichtssekretair Christensen.

Vereinsthätigkeit für die Armee. Berlin, 9. Juli. (V. Ztg.) Die blutigen Kämpfe der vergangenen Woche haben der freiwilligen Krankenpflege für die Armee ein weites Feld

der Thätigkeit eröffnet, und es bedarf der allseitigen Aufopferung und schnellsten Hülfe, wenn der dringendsten Noth überall rechtzeitig gewehrt

werden soll. Das hiesige ⸗Central⸗Comitsé des preußischen Ver⸗ eins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger« hat deshalb auch mit Aufwendung aller seiner Mittel seine Sen- dungen in die Feldlazarethe täglich abgehen lassen. Um den sämmtlichen Kriegslazarethen der jetzt vereinigten böhmischen Armee die nöthigen Uten— silien, Medikamente, Instrumente und Erfrischungen sicher und rechtzeitig zu ˖ zuführen, ist unter Allerhöchster Billigung Sr. Majestät des Königs auf dem Bahnhofe zu Turnau ein Reserve ⸗Depot für die Sendungen des Cen- tral⸗Comités errichtet worden und an alle Lazarethe die Weisung ergangen, ihre Bedürfnisse von diesem Depot zu requiriren. Zum Verwalter desselben ist Herr Dr. Marz ernannt und mit mehreren Gehülfen am Freitag dort= hin abgegangen. Außerdem ist Herr von Karstedt auf Fretzdorff als Delegirter des Militair Inspektors Graf Stolberg und des Central Comités in Turnau statlonirt, um die Verbindung mit den Haupt- quartieren, den Militair⸗ Kommandos und Lazarethen zu vermit- teln und die Fortschaffung der Sendungen des Comiteés zu fördern. Am Freitag früh ging ein erheblicher Transport mit Lazarethgegenstän den ꝛc für das Depot unter Führung des Kammerherrn von Schulse nach Turnau ab, ein zweiter Abends eben dahin unter Leitung der Herren v. Berlepsch und Sigismund Blumner. Am Sonnabend batte das Central-Comité wiederum auf dem Dönhofẽplatze, Gensdarmen Markt und Frankfurter Bahnhofe Sammlungen freiwilliger Gaben und Naturalien veranstaltet und ist der durch die Opferfreudigkeit der Berliner Einwehner reichlich ausgefallene Ertrag dem Extrazuge beigefügt worden, der Abends 11 Uhr 15 Min. mit einer Ladung von 9 Waggons mit Lazarethbedürfnisfen

aller Art unter Fübrung des Geheimen und Ober- Regierungs- Raths Lüäde-

8 7 . . mann nach Turnau abgelassen wurde. Der Stettiner Lekal-Ver- ein hatte am Nachmittage zwei Waggens mit Erfrischungen, geleitet ven

5 Mitgliedern der Kaufmannschaft, nach Berlin entsendet, welchen das Cen- tral Comité bereitwilligst gestattete, sich dem Extrazuge anzuschließem Am 8 Uhr mit dem schlesischen Personenzuge ging eine Sendung don & Cent

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Herrn Bezirksvorstebers Sala über Waldenburg an das

in Friedland ab, deren Weiterbeförderung den Balder derg Frau Fürstin von Pleß göütigst übernemmen Datte. it den Tourierzuge um 11 Uhr warten auch in Felge telzgrargher M quisition, aus dem Hauptquartier Horiz 36 Kranktnwärter rait deen Serrn

Dr. Burg nach Königinhof und 18 mit dem Herrn Muna, Menes

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