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Neues Palais, 3. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern im Neuen Palais den r von Reventlow-Starzedel und den Oberst von Manteuffel, Commandeur des 5. Westfälischen Infanterie⸗Regiments Nr. 53. — Nachmittags 5 Uhr fuhr Se. Königliche Hoheit nach Berlin und kehrte mit dem 7-Uhr-Zuge nach Potsdam zurück.
Schleswig⸗Holstein. Kiel, 1. Oktober. (H. N) Se. Königliche Hoheit der Prinz-Admiral Adalbert von Preußen ist heute Vormittag eingetroffen und begab sich bald darauf an Bord der Schiffe, welche während des Morgens wiederholt Salutschüsse, zuerst schon um 9 Uhr zur gegenseitigen Begrüßung der amerikanischen und der preußischen Flagge abfeuerten. — Das preußische Panzerschiff »Arminius« ist auch wieder in unserm Hafen angelangt.
Mecklenburg. Schwerin, 2. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde beschlossen, den Haupt— Comitébericht, soweit er nicht in einzelnen Punkten abgeändert sei, als anerkannt zu betrachten und die Landtagsmarschälle zur Abgabe der ständischen Antwort ad caput, zu ermächtigen. Die Laändtagskommissarien erklären sich bereit, die ständische Antwort entgegen zu nehmen. Auf morgen um 10 Uhr ist eine Sitzung zur Verlesung des Landtagsabschiedes anberaumt.
Aus dem Landtagsbericht der Meckl. Ztg.“ entnehmen wir: Am 6. Oktober ken der Erbgroßherzog konfirmirt wer— den, wie den Ständen durch den Landesherrn angezeigt ward, Zu dieser feierlichen Handlung sollen nach ständischem Beschluß die Landmarschälle deputirt werden. Da es seit gestern sich herausgestellt, daß nur eine kleine Minorität von den Ständen sich gegen den Antrag, »die Erhaltung der Patri⸗ moniaäl-Gerichtsbarkeit« bezweckend, aussprechen werde, so stellte Bog ge⸗Blankenhof den Antrag, daß man auf Abstimmung verzichte und daß Diejenigen, welche gegen die beregten Wünsche sowohl wie die sonstigen Auffassungen des Comitéberichtes seien, ihren Standpunkt durch eine besondere Erklärung wahren wür— den. Man beschließt nun ohne Abstimmung, die Erhaltung der Patrimonialgerichtsbarkeit als ständischen Wunsch aus— zusprechen. Es wird nun fortgefahren mit Verlesung der Wünsche, welche sämmtlich ohne weitere wesentliche Debatte an— genommen werden. Dann schreitet man fort mit Berathung des Wahlgesetzes. —
Sachsfen. Dresden, 2. Oktober. (Dr. J). Von Seiten des Königl. preußischen Generalgouvernements ist das unterm 2. September ergangene Verbot der Abhaltung aller öffent— lichen Versammlungen, welche die Besprechung politischer Gegenstände beabsichtigen, heute wieder aufgehoben worden. Ein anderer Erlaß desselben bestimmt, daß von jetzt die Ein— quartierung der Königl., preußischen Besatzungstruppen von den Hauseigenthümern allein zu tragen ist.
— Die Garnison Dresdens besteht, wie das »Dr. J.« vernimmt, 6 Zeit aus folgenden Königlich preußischen Trup— pen: dem 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment »Königin Elisabethé«, dem 1. Brandenburgischen Leib⸗Regiment Nr. 8, zwei Schwa— dronen des Brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr, 2, der 3. sechspfündigen, der 3. vierpfündigen, der 4, vierpfündigen und der 3. zwölfpfündigen Batterie des Brandenhburgischen Feld⸗ Artillerie⸗Regiments Nr. 3. Die n drei Batterieen sind gestern aus der Umgegend von Dresden, wo sie zeither Quar— ter genommen hatten, hier einmarschirt. J;
Leipzig, 2. Oktober. (L. Ztg. Im Budget für 1866 waren Einnahmen und Ausgaben mit 694,900 Thlr. angesetzt; in dem neuen Budget für das künftige Jahr stellt sich die Bi⸗ lanz auf 773,980 Thlr., also um fast 80,000 Thlr. höher. Die direkten Steuern betragen für 1866 nur 148,900. Thlr. Loder 4 Simpla zu je 37,900 Thlr.); fürs nächste Jahr ist eine Ver⸗ doppelung dieser Steuer in Aussicht genommen, indem die Einnahme aus derselben auf 320909 Thlr; angesetzt ist, d. h. 8 Simpla zu je 40000 Thlr. Die Bedürfnisse des städtischen Haushalts für 1867 sind auf 760,900 Thlr., die Deckungsmittel aus dem Kommunvermögen und sonstigen Einkünften auf 453,980 Thlr. angesetzt, rechnet man zu letzteren noch die direkten Steuern mit 320,000 Thlr., so ergiebt sich die Summe von 773,980 Thlr., so daß also, nach Abzug der Bedürfnisse, ein Ueberschuß von 13989 Thlr. verbleiben würde. Vor 29 Jahren, als eig ziß etwa 56,000 Einwohner zählte, wies der Haushalt⸗ plan für 1846 als Summe der Einnahme 347666 Thlr., mit Ausschluß der für die Kriegsschuldentilgung bestimmten Intra— den, als Summe der Ausgabe 344,525 Thlr. nach. ;
Meiningen, 30. September. Der Abzug der preußi⸗ schen Truppen aus hiesiger Stadt und Umgegend ist in recht freundlicher Weise erfolgt. Die Commandeure haben den Bewohnern öffentlich für die freundliche und taktvolle Auf⸗— nahme gedankt; der Herzog hat die Heimkehrenden bis an den Bahnhof begleitet und sich' in theilnehmendster Weise von ihnen verabschiedet.
Staaten soll, was die zeutf Preußen bevollmächtigt sein. — Bei dieser Gelegenheit wir
Coburg, 30. September. Herzog Exnst reist in den nächsten 2 mit Gefolge nach seinen Besitzungen im Hinter ries zur Abhaltung von Gemsjagden ab. — Der Landtag it nach Berathung eines neuen Heimathsgesetzes bis zum 14. Ot. tober vertagt worden, wo die Verhandlungen über das neu— Gemeindegesetz beginnen. ⸗ Reuß. Gera, 1. Oktober. (Weim. Ztg.) Gestern früß ist Ihre Durchlaucht die Prinzessin Christiane Philippin— Louise Reuß-Schleiz nach vollendetem 85. Lebensjahre auf Schlo— Schleiz sanft verschieden. Die Verewigte war die einzige nog lebende Schwester des regierenden Fürsten Heinrichs LXVlI Reuß j. L.
k 28. September. Das heutige Amtsblatt bringt fol gende Mittheilung: »Nach der gestern Abend erfolgten Rückkehr de nach Berlin zum Abschluß des Friedensvertrages mit Preußen vo hier aus entsendeten Bevollmächtigten vernimmt man aus gutg Quelle, daß der Abschluß des Friedens erfolgt ist und der Au? tausch der Ratifikationsurkunden für die nächste Zeit bevorsteht Nach Inhalt dieses Vertrags hat das hiesige Fürstenthun eine Summe von 100,000 Thlrn. als Beitrag zur Königlit preußischen Wittwen- und Invalidenkasse zu entrichten, wovon
die Fürstin⸗Regentin einen sehr beträchtlichen Theil (die Hälft;.;
wie man hört) auf ihre Privat-Chatoulle übernommen hat Sicherstellung der Zahlung obiger Summe sollen die Königlit preußischen Occupations⸗Truppen von hier ab- und das in Rastatt befindliche Militair zurückgerufen werden.«
Hessen. Mainz, 2. Oktober. (Fr. J.) Nachdem di betreffenden Vorarbeiten beendigt sind, werden gutem Ver nehmen nach noch im Laufe dieser Woche die Commissaire de Staaten des ehemaligen deutschen Bundes hier ihre Geschäft mit der Abschätzung und Auseinandersetzung des gemeinschaft lichen Besitzes der Festung Mainz beginnen. Als Bevollmäch tigte Oesterreichs und Preußens werden die hier anwesender höheren Offiziere beider Staaten fungiren. des norddeutschen Bundes betrifft
das künftige Schicksal auch der hiesigen Beamten des vormalige Bundes in Erwägung kommen. — Württemberg. Stuttgart, 2. Oktober. In der heu— tigen Sitzung der Zweiten Kammer beabsichtigt der Abgeord nete Hölder das Ministerium darüber zu interpelliren, o ein Schutz und Trutzbündniß mit Preußen abgeschlossen, ferner Bundesfestung Ulm erzielt, und welcher Art dieselbe sei. Oesterreich. Wien, 1. Oktober.
findet, und daß es nicht in der Absicht der K. K. Regierun
vielfache Interessen zu lassen.
Prag, 1. Oktober. In der heutigen Stadtverordneten
den Wirkungskreis der Gemeinde einbezogen werden.
zu gewähren. Zur Begründung dieser Ueberzeugung möge ei
Promemoriag dem Staatsminister unterbreitet und bei der Ar
tion vorgelegt werden.
Niederl ande. Haag, 1. Oktober.
den. e Staaten geschlossen. Politik.
Es handelt sich hierbei um die Kolonid
sationsplan entworfen, wonach den Javanesen das Besitz- auch unter gewissen Einschränkungen das Veräußerungsr über ihre Ländereien zugesprochen werden sollte. Die Kon
nen auskauften. Ein liberaler Abgeordneter machte
Nach erfolgter, von fürstlicher Regierung sofort zu bewirkende
Für die übrige!
ob eine Vereinbarung wegen der Besatzung der ehemalige h t n
Die »Wien. Abdpst. bemerkt: Daß der K. K. Gesandte Graf Blome den Staats: dienst nicht verlassen hat, sondern sich einfach in Urlaub bi
liegen kann, den Gesandtschaftsposten an einem dem Erzhaus. so nahe verwandten und befreundeten mit Oesterreich durch .
verbundenen Hofe (München) unbesel schaft erhoben werden.
sitzung wurde in der Polizei-Angelegenheit nach längerer D. batte folgender von Rieger und Herbert gestellte Antrag ang nommen: Die Gemeinde spricht die Ueberzeugung aus, daß sit⸗ die gerichtliche und Meldungspolizei nicht von der Sittlichkeit und Sicherheitspolizei trennen lasse, es mögen daher an ‚
a die gerichtliche und Meldungspolizei dem Staate Nutzen bringt, 5 wäre ein entsprechender Beitrag aus Staatsmitteln der Sta?
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kunft Sr. Majestät hierorts dieselbe Bitte durch eine Deput Bis zur definitiven Entscheidung bleih das Provisorium aufrecht erhalten.
Durch Königlich Deerete ist, wie telegraphisch schon gemeldet, die Zweite Kamm. aufgelöst, die Neuwahl auf den 30. d. M. und die Eröffnun der neuen Kammer auf den 19. November anberaumt wo In Folge dessen ist heute die Session der Generg
Vor dreiviertel Jahren entzweite sich bekanntlich Tho . n , ,. . becke mit Fransen van * Fuflei dem damaligen Koloni preußischen Monarchie, ist heute hierselbst amtlich publizirt Minister, und trat deshalb von der Leitung des Kahinets ; worden.
rück. Van der Putte hatte für die Kolonieen seinen Reorga
vativen wollten ihnen aber nur die Nutznießung hewillige
um zu verhindern, daß Europäer oder Chinesen die 66 . . ü z ; herzogliche Regierung von den ihr abgetretenen Gebietsthei
Vermittelungs-Vorschlag, der denn auch von allen Konserv gliche Reg g hr abgetre ; Gebietstheilen
. .
9 * tiven und einem Theile der Liberalen angenommen ward. Das Ministerium aber zog darauf seine Gesetzvorlage zurück und dankte ab. Das jetzige Ministerium Graf Zuylen nahm die Kolonialfrage wieder auf und Myer hatte das indische Budget zu vertreten. Während der Debatten machte er den Kammern ausdrückliche Konzessionen. Am 15. September ge— nehmigte die Erste Kammer das Budget und am nächsten Tage meldete der »Staats⸗Courant«, daß Myer zurückgetreten und Herr Trakranen Kolonialminister geworden sei. Einige Tage darauf erfolgte Myer's Ernennung zum General⸗Gouverneur von Ost— indien. Dies nahm die Kammer sehr übel, und obschon sie ihre Adresse an den Thron sehr loyal hielt, konnte sie es doch nicht unterlassen, dem Ministerium ein entschiedenes Mißtrauens— votum zu geben. Keuchenius, der dasselbe beantragte, gehört der ultra⸗konservativen Partei an. Das Ministerium hät die Frage dem Könige vorgelegt und dieser hat nun entschieden, daß an die Wähler des Landes appellirt werden soll.
Frankreich. Paris, 1. Oktober. Der Marquis de Turgot, Senator, einst Botschafter in Madrid und dann französischer Gesandter in Bern, ist diesen Morgen in Ver— . Er hatte am 26. September das 70ste Jahr erreicht.
Die »Patrie« berichtet: »Eine Depesche aus Vera⸗-Cruz vom L. September, die über New⸗York gekommen ist, meldet, daß Marschall Bazaine nach Frankreich zurückkehrt. Wir glauben in der That zu wissen, daß Marschall Bazaine, von der Reise nach San Luis Potosi zurückgekehrt, den verschiedenen Corps— führern angekündigt hat, er werde Mexiko schon gegen Ende Novembers verlassen. General Douay wird im Januar ab— reisen und General Baron Nigre, jetzt Lommandant der zweiten Militair⸗-Division, der sich in Puebla aufhält, wird das Kom— mando der französischen Truppen, nach der Abreise des ersten Theils des Expeditions⸗-Corps, übernehmen. Man führt unter den Truppen, die das Land im November verlassen sollen, das 51. und 81. Linien⸗Regiment und das 7. Bataillon der Fuß— 1läager an.“ ; Bei Gelegenheit des Besuches, den der Kaiser der Panzer— Division in, den Gewässern von Biarritz gemacht hat, wurde Contre⸗Admiral de la Ronciéère Le Noury zum Grade eines Großoffiziers der Ehrenlegion befördert. Der Kommandant des »Magenta«, Linienschiffs-Capitain Lebris, erhielt den Com— mandeurgrad. — 2. Oktober. Marquis de Moustier ist hier eingetrof— fen. — Lord Lyons ist zum großbritannischen Botschafter am diesseitigen Hofe ernannt. Die »France« sagt: Der Kaiser und die Kaiserin werden am 19. d. nach Pampelona reisen und am 12. von Biarritz nach St. Cloud zurückkehren. „Einer Mittheilung der »Patrie« zufolge wird der franzö— sische Gesandtschaftsposten in Florenz zu dem Range einer Bot—
ö Nach einem Telegramm aus Alexandrien vom gestrigen Tage ist der Gesundheitszustand kaß it befriedigend.
ö Rom, 2. Oktbr. Das »Giornale di Roma« sagt: Die Ar
tikel der offiziösen italienischen Zeitungen und die von Ga— ribaldi in Florenz gesprochenen Worte stimmen mit den offi— ziellen Erklärungen nicht überein, wonach die Konvention dem Papste die Integrität des gegenwärtigen Gebietes garantirt.
Dänemark. Kopenhagen, 29. September. (H. N.) Etatsrath Stricker, welcher versprochen hatte, sich in albern zur Wahl zu stellen, will sich . auch nicht zurückziehen, aber er erklärt, daß er nicht beabsichtige, sich gegen 62. Spon⸗ neck zu stellen, weil dadurch eine Theilung der Stimmen ver— ursacht werden würde.
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Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen ˖⸗Büreau. Frankfurt a. M., Mittwoch, 3. Oktober, Mittags. Das Gesetz vom 20. September d. J., betreffend die Vereinigung Hannovers, Kurhessens, Nassaus und Frankfurts mit der
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Darmstadt, Dienstag, 2. Oktober. Die »Darmstädter
Zeitung« veröffentlicht zwei Großherzogliche Patente vom 27. vorigen Monats. Durch das eine werden die Unterthanen in den abgetretenen Gebietstheilen von ihren Dienst- resp. Unter— thanenpflichten entbunden; durch das andere ergreift die Groß—
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Wien, Mittwoch, 3. Oktober, Vormittags. Das heutige »Wiener Journal schreibt über die Ernennung des Grafen Goluchowski zum Statthalter Galiziens im Leitartikel Fol— gendes: Die Welt thue nicht Unrecht, dieser Ernennung beson⸗ dere Bedeutung beizulegen. Dieselbe beweise das Vertrauen welches in Oesterreich der polnischen Nationalität geschen kt wer
den dürfe, und zeuge von dem innigen Verbande, welchen eine hundertjährige, gerechte und wohlwollende Regierung zwischen Galizien und der Monarchie geschlossen habe. Das Vertrauen und die guten Beziehungen, welche zwischen den Regierten und der Regierung Galiziens bestehen, sollten keinen Gegenstand der Beunruhigung für fremde Staaten bilden. Falls Druck⸗ und Zwangsherrschaft über Galizien walten müßten, wären Besorgnisse eher am Platze. Es gebe kein besseres Mittel, für die Ruhe Galiziens zu sorgen, als die Fürsorge für dessen Glück. Die Mission des Grafen Goluchowski bestehe darin, die scharfen trennenden Unterschiede zwischen den polnischen und ruthenischen Elementen der Bevölkerung Galiziens verschwinden zu machen.
Das »Wiener Journal« erklärt, die russische Regierung habe sich bereit erklärt, die Angelegenheit wegen der dem sequestirten Krakauer Bisthume gehörigen, auf russisch⸗polnischem Gebiete gelegenen Güter zu regeln und wolle über die Ablösung der dem Krakauer Bisthume zukommenden Revenüen ver— handeln.
Bukarest, Dienstag, 2. Oktober. Der auf die Dauer eines Jahres erlassene Tarif, betreffend die Erhebung dreiprozen— tiger Exportgebühren, ist amtlich publizirt worden.
(Die Gesetzes vorlage über den außerordentlichen Kredit) für die Bedürfnisse des Heeres ö. der Sin en wie die »Prov. Corresp. mittheilt, schließlich in beiden Häusern des Landtages eine den Wünschen der Regierung uͤnd den Bedürfnissen des Landes entsprechende Erledigung gefunden.
Von Seiten der Staats-Feegierung war bekanntlich die Ge— währung eines Kredits bis zur Höhe von 60 Millionen Thaler verlangt worden, von welchem erforderlichen Falls durch Auf— nahme einer verzinslichen Staatsanleihe oder nach Maßgabe des Bedarfs durch Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen Gebrauch gemacht werden sollte. Dabei war in Aussicht ge⸗ nommen, dem Staatsschatz die aus demselben für die Heeres— bedürfnisse und für die Kosten der Grundsteuer⸗Regulirun entnommenen Summen aus den einlaufenden Kriegsentscha⸗ digungen sofort zurückzuerstatten.
Deie Kommission des Abgeordnetenhauses hatte für diesen Gesetz Entwurf Abänderungen vorgeschlagen, welche der Finanzminister im, Namen des Staatsniinisteriums für ganz unannehmbar erklären mußte, weil dieselben weder auf die Ermächtigung zur Aufnahme einer Anleihe eingingen, noch auf die Bereithaltung eines gefüllten Staatsschatzes in irgend einer Weise Bedacht nahmen.
Bei der Erörterung dieser wichtigen Angelegenheit im Ab— geordnetenhause lagen mehrere Abänderungs-Vorschläge vor, welche, von den orschlägen der Kommission absehend, den Anträgen der Stagtsregierung mehr oder weniger vollständig entgegenkamen. Insbesondere hatte ein von den' Abgeordneten Michgelis, Roepell und Genossen eingebrachter Ankrag aus— drücklich die Bestimmung, der Staatsregierung einen Gesammt— kredit von 69 Millionen — wovon dreißig Millionen durch Aufnahme einer verzinslichen Anleihe beschafft werden können zur Verfügung zu stellen, und dem Staatsschatz aus den Krie Sentschädigungsgeldern 277 Millionen Thaler wieder zu— zuführen. Zugleich wurde in dem Antrage vorgeschlagen, daß die dem Staatsschatze gesetzmäßig zugewiesenen Ueberschüsse der Staatsverwaltung deniselben nur . lange zufließen sollen, bis er eine Höhe von 30 Millionen Thalern erreicht hat.
In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 25. Sep— tember erläuterte der Finanz-Minister von der Heydt noch— mals den Standpunkt der Regierung in folgender Weise:
»Bei dem Ernst der Lage hält die Regierung sich so berechtigt als verpflichtet Ihr Vertrauensbotum in Anspruch zu nehmen. Sie ist der festen Zuversicht, daß Sie nicht werden die Verantwortung über⸗ nehmen wollen, ihr die Unterstützung zu versagen, deren sie bedarf, zumal sie sich mit beiden Häusern des Landtages, so wie mit dem n ln Lande in Uebereinstimmung befindet rücksichtlich der Wege, die ie zu gehen entschlossen ist. Die politische Lage ist von keiner Seite eine unmittelbar und direkt gefahrdrohende, aber sie ist keine fertige, keine abgeschlossene. Der . ist abgeschlossen mit Oesterreich und den süddeutschen Stagten, noch nicht mit Sachsen,
Besitz.
das zum engeren norddeutschen Bunde gehört. Die vielseitigen Be—