4466
Unterhaus hat den Adreß⸗Entwurf des Landtages unverändert angenommen. Die Adresse wird am Montag der Magnaten—⸗ tafel zugesandt werden.
Alinea Ul bis 12 des Adreß-⸗Entwurfs wurden ohne Wider⸗ rede beibehalten. Bei Alineg 13 forderte Csanady die Abstimmung, wobei sich ungefähr zwei Drittel für Beibehaltung dieser Alinea er— hoben. Die ferneren Alinen wurden ohne Amendements angenom⸗—⸗ men, blos bei der letzten Alinea wollte Stratimiroviez die Worte »ungarische Nation« durch »Nationen Ungarns ersetzt wissen.
Hierüber entstand eine längere Debatte, die mit Verwerfung der beantragten Aenderung schloß.
Ueber Graf Ferdinand Zichy's kurze Aeußerung trägt die Wiener Ztg.« nach, daß er die Besorgniß ausdrückte, die gegenwärtige Fassung des Entwurfes werde die so dringende Erledigung der staats⸗ rechtlichen Frage eher verzögern als beschleunigen.
Salzburg, 15. Dezember. Nach Erledigung von Berichten des Schul, und Rechtsausschusses und Feststellung der Bedeckung der laufenden Ausgaben durch eine Umlage von 10 Kreuzern wirft der Landeshauptmann einen Rückblick auf die Gegenstände der Session, worauf der Landtag geschlossen wird.
Schweiz. Bern, 12. Dezember. (Köln. Z Nachdem Land— ammann Welti von Aarau die Annahme seiner Wahl in den Bundesrath dem Präsidenten des Nationalrathes angezeigt hatte, fand gestern von den vereinigten Räthen die Vereidigung der sieben Bundesräthe, des Kanzlers und der Mitglieder des Bundes⸗ gerichts Statt. Veranlaßt durch eine von 26 Mitgliedern des Nationalrathes unterzeichnete Motion, hat sich diese Behörde in
ihrer heutigen Sitzung mit der für die Schweiz so wichtigen
Frage der Hebung und Verbesserung der Pferdezucht beschäftigt. In einem längeren Vortrage wies Dr. Zangger von Zürich, Direktor der dortigen Veterinärschule, nach, daß die Pferde— production der Schweiz sowohl in quantitativer als qualitativer Beziehung von Jahr zu Jahr abnehme. Während die jährliche Ausfuhr von Pferden 2060 Stück betrage, belaufe sich die Ein— fuhr auf 4000, was für den Ueberschuß, das Stück nur zu 500 Frs. berechnet, im Sommer 1 Million ausmacht, welche dem Lande verloren gehe. Dazu komme, daß der Bund das Recht habe, die Pferdeausfuhr in Kriegszeiten zu verbieten, also gerade zu der Zeit, in welcher der Handel mit Pferden am rentabelsten sei. In Folge dieses Rechtes sei aber der Bund auch verpflich— tet, die Pferdezucht nach besten Kräften zu unterstützen. Schließ⸗ lich verlangten die Motionsteller die Summe von 60,000 Frs. für den Ankauf einer Anzahl Hengste und Stuten von engli—⸗ schem Halbblute, welche dann an die meistbietenden Pferdezüchter unter gewissen Bedingungen abzutreten seien. Die Verweisung der Motion an den Bundesrath zur näheren Berichterstattung war das Resultat der Verhandlung.
Niederlande. Haag, 14. Dezember. Bei den Verhand— lungen in den Kommissions-Sitzungen der Zweiten Kammer wegen des Budgets für das Departement des Auswärtigen kamen die Beziehungen zu Deutschland mehrfach zur Sprache. Die Mitglieder der Kommission haben sich sämmlich entschieden dahin ausgesprochen, daß nach Erlöschen des deutschen Bundes die Beziehungen Limburgs zu Deutschland von selbst aufgehört ätten, und hofften, daß das Ministerium sich dieser
nsicht anschließen werde, wie sich der Minister des Auswärtigen denn auch gegen die Erste Kammer in der Sitzung vom 20. September in diesem Sinne ausgesprochen hatte, obschon er bei einer früheren Gelegenheit eine inter— nationale Sanction des faktischen Zustandes für nothwendig erachtet hatte. Man trug darauf an, daß diese Verhältnisse vollständig geregelt werden möchten, bevor das deutsche Parla— ment zusammentritt. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, das Ministerium möchte der Kammer die mit Preußen ge— wechselten Noten über die luxemburgische Frage vorlegen, und besonders eine Depesche der niederländischen an die luxemburgi— sche Regierung, bezüglich auf das Verhältniß von Luxemburg zu Deutschland, in welcher das Ministerium erklärt haben soll, daß es sich nicht in die Angelegenheiten des Großherzogthums ein⸗ mischen würde. Auch die Rheinzölle kamen zur Sprache, und es ward die Meinung aufgestellt, daß nach Aufhebung dieser Zölle die Mainzer Convention vom Jahre 1831 verfallen sei und die demnach eingesetzte Rheinschifffahrts-Kommission auf— gelöst werden könne.
Belgien. Brüssel, 14. Dezember. Der frühere Finanz— Minister, Herr Faider, ist zum Vertreter der belgischen und der holländischen Regierung bei der Pariser Ausstellungs⸗Kom— mission ernannt, welche sich mit der Lage der arbeitenden Klassen beschäftigen soll. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kam⸗ mer schloß die Berathung über das Budget der Justiz, welche bis dahin äußerst ruhig geführt worden war, mit einem hefti— . Angriffe auf das . von Seiten der klerikalen Partei. Das Budget wurde dann mit 51 gegen 27 Stimmen angenommen.
Großbritannien und Irlaud. London, 14. Dezen
ber. Ihre Majestät die Köniß in, in Begleitung von Ph ö und Prinzessin Christian, Prinzessin Louise und Bea ferm 3 Leopold, sowie Prinz Heinrich von Preußen nehs Befolge wird sich morgen nach Osborne auf der Insel Wi z begeben und dort bis künftigen Februar bleiben. g
Graf und Gräfin Bernstorff sind von ihrem Besuch he Viscount Holmesdale in Linton zurückgekehrt und im preus schen Gesandtschafts-Hotel eingetroffen. Zahlreiche Arretirungen, massenhafte Haussuchungen sind die jetzt in Irland täglich wiederkehrenden Neuigkeiten. Pennywill wurden in einem Hause 8009 Kugeln und eine Menge Lanzenspitzen vorgefunden. Das Gerücht von Ste. phens Ankunft in Hull hat, wie man jetzt vernimmt, nur eine äußerst unsichere Grundlage. Außer dem eben in Dublin eingetroffenen 48. Regimente hat jetzt auch das 71. Marsch. ordre für Irland erhalten. Das Kriegsschiff Frederick Wil. liam«, 74 Kanonen und 300 Marinesoldaten ist an der irlän.— dischen Küste eingetroffen.
In Betreff des Kriegsdampfers »Bolivaxr«, der noch in Chatham festgehalten wird, läuft eine offizielle Mittheilung von
Mr. Anibal Galindo, Legations-Secretair und Geschäftsträger
der Vereinigten Staaten von Columbia ein, wonach der ge⸗ nannte Schraubendampfer wirklich der columbischen Regierung angehört und von dem Gesandten Mr. Mosquerag richtig ab' . war. In Abwesenheit des Gesandten hatte der Secretair, überhäuft mit dringenden Angelegenheiten wegen der Tilgung der auswärtigen Staatsschuld seines Landes, die Be— richte der Presse über die Festhaltung des »Bolivar« nicht zu Ge— sichte bekommen, hat aber jetzt die nöthigen Schritte gethan, um die Nationalität des »Boliwvar« vor den Behörden festzustellen.
Ein Theil des Gepäckes des Kaisers Mazimilian ist nach einem Briefe aus Bristol mit dem österreichischen Schiffe »Cerita« aus Havanna daselbst eingetroffen. Diese Effekten waren nach Havanna geschickt worden, um von dort aus nach Triest weiter befördert zu werden und werden jetzt von Bristol aus nach ihrem Bestimmungsorte abgehen.
Die Gefangenen in Abyssinien tauchen wieder auf. Einer derselben hat an seine Verwandten in London geschrieben und nach diesem Briefe, der von September datirt ist, werden sie von Kaiser Theodor gut behandelt, doch wurde er, Mr. Rassam, und noch ein dritter, mehrfach mit Ketten an den Knöcheln gefesselt, um ihr Entweichen zu verhüten.
Italien. Florenz, 15. Dezember. Die Eröffnung des Parlaments ist heute Mittag durch den König in Per— son erfolgt. Die Thronrede lautet nach einer telegraphischen Depesche der »Köln. Ztg.« folgendermaßen:
»Meine Herren Senatoren! Meine Herren Deputirten!
. Das Vaterland ist fortan frei von jeder Fremdherrschaft; mit tiefer Freude erkläre Ich dieses den Abgeordneten der 25 Millionen Ita— liener. Die Nation hat Vertrauen auf Mich, Ich habe Vertrauen auf sie. Dieses große Ereigniß, welches unsere gemeinsamen Anstren— gungen krönt, ertheilt dem Werke der Civilisation einen neuen Auf— schwung und stellt das politische Gleichgewicht auf sichere Grundlage. Durch seine große militairische Organisationsfähigkeit und durch die chnelle Einigung seiner Bevölkerung hat Italien sich das ihm nöthige
ertrauen erworben, um durch sich selbst und mit Hülfe wirksamer Bündnisse seine Unabhängigkeit zu erringen. Es hat eines Ermuthi— gung und eine Unterstützung für dieses mühsame Werk in der Sym— pathie der Regierungen und der civilisirten Völker gefunden, welche durch die tapfere Ausdauer der venetianischen Provinzen in dem ge— meinsamen Unternehmen der natioWnalen Befreiung getragen und ge— steigert wurde.
Dem Friedensvertrage mit dem Kaiserthume Oesterreich, der Ihnen vorgelegt werden wird, werden die Unterhandlungen, welche die Han— delsbeziehungen zwischen den beiden Staaten erleichtern sollen, beige— legt werden.
Die französische Regierung hat, treu den durch den September— Bertrag eingegangenen Verbindlichkeiten, ihre Truppen von Rom zu— rückgezogen. Ihrerseits hat die italienische Regierung, ihren Verpflich— i g nachkommend, das päpstliche Gebiet geachtet und wird es achten.
Das gute Einvernehmen mit dem Kaiser der Franzosen, mit dem wir durch Freundschaft und Dankbarkeit verbunden sind, die Mäfßi— gung der Römer, die Weisheit des Papstes, das religiöse Gefühl und der gerade Sinn des italienischen Volkes werden mitwirken, um die katholischen Interessen und die nationalen Bestrebungen, die in Rom . einander greifen und sich bekämpfen, zu entwirren und zu ver— öhnen. Theiles der Italiener ist, von Herzen zugethan, huldige Ich zugleich dein Grundsaͤtze der Freiheit, der unsere Staatseinrichtungen beseelt, und der, mit Aufrichtigkeit und in vollem Umfange angewendet, die alten Ursachen des Haders zwischen Kirche und Staat . wird. Diese unsere Vorsätze werden, wie ich hoffe, indem sie das katholische Gewissen bexuhigen, die Wünsche erfüllen, die Ich hege, daß der sou— veraine Papst unabhängig in Rom bleibe.
Italien ist nunmehr in Sicherheit darüber, daß es in der Tapfer— keit seiner Söhne, welche unter allen Wechselfällen des Glückes zu Lande wie zur See, in den Reihen der Armee wie in denen der Frei—
Der Religion unserer Väter, welche auch die des größten
67
tin attachirt gewesene Senator Naba koff ist interimistisch zum Staatssecretair in Polen ernannt worden.
— (T St. P.) Ihre Kaiserliche Hoheiten der Großfürst Michael Nikolajewitsch und die Großfürstin Olga Feo⸗ dorowna sind am 13. Dezember Abends von Petersburg ab— gereist, um sich über Moskau nach dem Kaukasus zu begeben.
iemals verläugnet hat, die Schutzwälle seiner Unabhängig⸗ ichi n hirn Bollwerke, welche früher dazu dienten, Italien zu en. Es kann und muß daher alle seine Anstrengungen auf seiner Wohlfahrt richten. So wie die Italiener sich in erungswürdiger Eintracht zu der Befestigung ihrer Unahhängig= würreinigt haben, mögen sie heute sich alle gemeinsam mit Einsicht, li und unbesiegbgrer Ausdauer der Aufgabe widmen, die volks⸗ Eifer cn silichen Hülfsquellen der Halbinsel wieder zu erschließen. itth e ere, Gefen n irfe werden Ihnen vorgelegt werden. mitten der Arbeiten des durch eine sichergestellte Zukunft be⸗ us⸗ ten Friedens werden wir nicht verabsäumen, im Einklange mit sunligte der Erfahrung geschöpften Lehren, unsere Heeres-Organisa nel hun vervollkommnen, auf, daß. Italien, bei moͤglichst geringem pe ufwande / der nöthigen Streitkräfte nicht ermangele, um die ihm ae n großen Nationen gebührende Stelle zu behaupten. ute g neuerdings getroffenen Maßregeln in der, Verwaltung des ; im iches und diejenigen, die Ihnen besonders über die Erhebung kön geen; und über das Rechnungswesen vorgelegt werden sollen,
uern . ͤ 16 an der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten Verbesserungen werd
letbeiführen,
n ö. . ag. Peine Regierung hat im Voraus Sorge für die Ausgabe des t Jahres,
r o wie für die außerordentlichen Zahlungen sweih genden wird fir , die Fortdauer der Finanzmaßregeln ia rn, welche für 1866 votirt wurden. . . ö dieser Weise wird die gesetzzebende Gewalt die Gesetzentwürfe berathen können welche iht vorgelegt werden sollen, um dem die nöthigen , , wee fi 6 ö
er Steuer ge zu verbessern un =
der Steuerumlage z .
ttiflic Itaate m d cede fr teiches gleichmäßiger an den Steuern T if ö. Königreiches gle g ꝛ u lig ewie das Vertr das italienische Volk setze Ho wie Ich das vollste Vertrauen auf das ite h / so 6 3 ad grell an jener Thatkraft es nicht fehlen lassen welche Un Reichthum und die Macht unserer Ahnen schuf. Es wird keines langen n n, , bis das Staatsverniögen sein endgültiges ichgewicht erlangt hat, . affe Herren Car oren Meine Herren Deputirten! , Italien ist jetzt auf sich selbst angewiesen. Seine Verantwortlich lit kommt der Machtstufe gleich, die es exreicht hat, und der vollen Freiheit, die es in dem Gebrauche seiner Kräfte besitzt. Aus den großen Föaten, welche wir in kurzer Zeit ausgeführt haben, erwächst für uns je Pflicht, nicht abzulassen von unserer Aufgabe welche darin. besteht⸗ ß wir mit der durch die sozialen Verhältnisse unseres Reiches er= uungenen Kraft und mit dem von unseren Staatseinrichtungen ver- lngten freien Sinne uns zu regieren lernen. Die Freiheit unserer polltischen Institutionen, die Autorität in der if n, die Thqtig. it in den Bürgern, die Herrschaft des Gesetzes über Alles und über Ale werden unfer Land zu der Höhe seiner Geschicke hinanführen, zu sner Höhe, welche die Welt von Italien verlangt.« ö Rie aus Rom gemeldet wird, hat der Papst To nell o hne empfangen. Die „Italie sagt, die neuesten Nachrichten us Rom ließen ein günstiges Resultat von der Mission To—
nellos erwarten.
Türkei. Bukarest, 15. Dezember. W. T. B) In zer Kavallerie soll das preußische Reglement eingeführt werden. Für die Infanterie wird eine Schießschule errichtet. Für die deschaffung von Hinterladungsgewehren sind Unterhandlungen mit amerikanischen Fabrikanten angeknüpft worden. .
Graf Alton-Shee, Vertreter des Hauses Salam gu, ist in Bukarest eingetroffen, um die Konzession der moldauischen
lisenbahn nachzusuchen. . J ! i auf . den türkischen Truppen jetzt loch gegen überstehenden Kämpfer sinde wie der französisch Moniteur nach seiner aus Kanea, 4. Dezember, erhaltenen Korrespondenz bestätigt, zum größeren Theile Fremde, die aus dem , , Griechenland und von den Küsten Italiens gekennmmen sin
und an die sich die bei dem Lokalaufstande schwer kom⸗ homittirten Rädelsführer angeschlossen haben. Daß der lufstand neuerdings wieder hat aufkommen ö shreibt der Moniteur« dem Umstande zu, daß die ürtische Flotte nicht ausreicht, um die Blokade von , tft zu machen; so sei es den fremden Agitatoren ein Leichte
nit Muͤnition und Proviant zu landen und mit ihren leichten Dampfbooten der Verfolgung der schwerfälligen türkischen snriegsschiffe zu entgehen, indessen scheine sich dies bereits zu indern, da die türkische Regierung eine Anzahl kleiner Dampf⸗ Kanonenboote hingeschickt habe, welche in die engen ö süstenbuchten einzudringen im Stande seien, wo gewöhn . Nachtzeit die Landung der von Syrg und andern Inseln des ürchtbels kommenden! Munitions- Zufuhr vor, sich gehe. Die kretischen Bauern, die sich am Aufstande betheiligt haben, kehren nach und nach zur friedlichen Ordnung zurück, am . e n. ber haben die türkischen Truppen einen wichtigen Punkt der
IMnsel, Assomatos, besetzt.
Rußland und Polen. St. Pe 15. zember. ö T. B.) Ein Kaiserlicher Ukas ernennt . ein . mité, welches sich unter Vorsitz des Kaisers der konseguern en und einheitlichen Durchführung der Reform im Königreich Polen unterziehen soll. Der früher dem Großfürsten Konstan⸗
eters burg, 15. De
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büreau.
Wien, Montag, 17. Dezember, Vormittags. Einer Mit—⸗ theilung der »Neuen freien Presse« zufolge ist Baron Kübeck zum Gesandten in Florenz, Graf Paar zum Gesandten in Kopenhagen, Graf Trautmannsdorf zum Gesandten in München und Graf Chotek zum Gesandten Stuttgart ernannt worden.
Bukarest, Montag, 17. Dezember, Vormittags. Ein Uebereinkommen zwischen Oesterreich und Rußland, sowie zwischen Rußland und Rumänien wegen Regelung der Schiff— fahrt auf dem Pruth ist von den betreffenden Bevollmächtigten
unterzeichnet worden.
Kunst- und wissenschafttiche Nachrichten.
Riga, 26. November. Die „Rig. Z.« schreibt: Bei C. Mattiesen in Dorpat ist neuerdings ein 166 Seiken umfassendes Buch erschienen, das in der gesammten wissenschaftlichen Welt mit einer gewissen, Theil⸗ nahme . werden wird. Dasselbe enthält einen Rückblick auf die Wirksamkeit der Universität Borpot 1802 — 1865. und ist au Grund von Berichten und Mittheilungen zusammengestellt, welche der Kurator der Universität Graf Keyserling eingezogen hat. Fakultäten⸗ weise geordnet, werden die Nanien der hervorragendsten Lehrer und Schüler unserer heimathlichen Hochschule aufgezählt und sammt ihren wissenschaftlichen Leistungen und deren Wirkung in Kürze besprochen; ausnahmsweise wird auch der Antheil abgewogen, welchen Dorpat zu der Entwickelung der einzelnen Wissenschaft beigetragen hat. Den Schluß jeder Abtheilung macht die Aufzählung der in der betreffenden Fakultät erschienenen Dissertationen aus.
Gewerbe⸗ und Handels-⸗Naͤchrichten.
— Die Liste Nr. 29 der bei den Provinzial-Rentenbanken ausgeloosten sowie der als angeblich verloren oder sonst abhanden ge— kommen angemeldeten Ren tenbxiefe ist so eben im Verlage der Königl. Geh. Ober⸗-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), für den Preis von 73 Sgr. erschienen. .
. ö 14. Dezember. Telegraphische Nachrichten von Barns—⸗ ley in Yorkshire, dem Schauplaße der gestern von uns mitgetheilten gräßlichen Katastrophe, besagen ! daß man difrigft beschäftigt ist, die Teichen der Verunglückten aus der Grube zum Vorschein zu bringen. So oft wieder ein neuer Körper an der Oberfläche erschien, stürzten die in Jammer versenkten Angehörigen darauf zu, um vielleicht darin den Vcrmißten zu erkennen. Die Männer werden meist in ihren Kleidern auf dem Wege nach dem Ausgange der Grube gefunden, woraus man schließt, daß sie das schreckliche Ereigniß vor seinem Ausbruche vorhergesehen. Gegen Mittag gestern fand eine wei— tere Explosion statt und unterhrach aufs Neue die Ventila⸗ tion; man nimmt fast mit Gewißheit an, daß die Grube am Brennen ist. In Folge der letzten Explosion, die, zahlreiche Ceute bei der Aufsüͤchung der Leichname in der Tiefe überraschte, wurden auch diese dem Untergange geweiht. Gestern Morgen, waren bis gegen 8 Uhr etwa 80 Leichen ans Licht geschafft worden. Einzelne, die noch lebendig hervorkamen, sind unterdessen verstorben. Außer den Unglücklichen, die jetzt noch neuerdings bei ihren Anstrengungen, andere das Leben zu retten, ihren Tod fanden, sind noch 250 Leichen in der Grube. Ein Knall wie ein Kanonenschuß, begleitet von einer Erschütterung der ganzen Nachbarschaft, kündete die zweite Erh losten An Kurz nachher ließ man die Kette auf den Boden der Grube herab, aber kein Zeichen wurde gegeben, sie hinaufzuziehen / s daß man sich alsbald zu der Annahme hinneigte, daß die 25— 30 Mann, die mit Aufsuchung der Leichname beschäftigt waren auch verloren seien. Die dritte Epplosion, welche die beiden vorübergehenden an hheftigteit noch bedeutend übertraf, erhob diese Befürchtung . . . Zerstörungen, die dieselbe anrichtete, waren so bedeutend daß alle weil teren Dperationen dadurch unterbrochen sind und wahrscheinlich ö verlaufen werden bis man wieder versuchen kann in die Grube einzudringen. — Aus Hanley in Staffordshire meldet eine telegra⸗ phische Depesche von einem neuen Unglücksfalle. 6n einer Kohlen. grube daselbst entzündeten sich die Gase und von 260. Mengen die in der Tiefe waren, kamen nur 50 unverletzt davon. Bis 9 Uhr heut früh hat man 36 Leichen hervorgeschafft. 13 Personen wurden leben ig doch mehr oder minder schwer verletzt, heraufgeholt. Die übrigen sind