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Vers 12: »Da nahm Samuel einen Stein, und setzte ihn zwi⸗ schen Mizpa und Sen, und hieß ihn Eben⸗-Ezer, und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Nach dem Schluß— ebete und dem »Nun danket alle Gott«, segnete der Kadetten⸗ rediger Osterroth vom Altare her die dorthin geneigten Fah⸗ nen und Standarten zugleich mit der Gemeinde, welche durch Deputationeun aller Truppentheile zahlreich vertreten war.
wischen ? und 3 Uhr nahmen Se. Majest ät im Palgis die Glückwünsche der hier anwesenden Fürstlichleiten, der Mi⸗ nister, der Botschafter von Frankreich und Großbritannien, sowie mehrerer DeputatioWnen entgegen. .
Nach 5 Uhr fand im Königlichen Schlosse ein großes mi⸗ litairisches Festmahl von 400 Personen statt.
Se. Majestät der König brachte dabei einen Trinkspruch auf sein Volk und Heer in folgenden Worten aus:
»Mit Ihnen Allen begrüße Ich den neuen Zeit⸗ abschnitt, der uns von einem Jahre trennt, das in Preußens Geschichte hinfort einen denkwürdigen Platz einnimmt. Das neue Jahr und die ihm fol⸗ genden müssen die Früchte der blutigen Saat bringen, die ausgestreut ward. Alle Kräfte im Vaterlande müssen dazu angespannt werden; dann wird der Segen von Oben nicht fehlen, der uns so über alles Erwarten im abgelaufenen Jahre sichtlich zu Theil ward. .
Nochmals sehe Ich Mich am heutigen Tage umgeben von einem Theile der Männer Meiner herrlichen Armee, die Ich versammelte, um Zeugen eines hohen Aktes an feierlicher Stätte zu sein, — einer Armee, in die Ich heute vor 60 Jahren eintrat durch die Gnade Meines in Gott ruhenden Königs und Vaters. Seinen Wegen folgend, ist es Mir beschieden worden, das von Ihm und. Meinem Königlichen Bruder ge— pflegte Heer zu Siegen zu führen, die Sie, Meine Kameraden, mit Hingabe von Gut und Blut durchgefochten haben. .
Ihnen Allen nochmals Meinen Königlichen Dank!
Und nun erheben Sie mit Mir das Glas auf das Wohl Meines Volkes, aus dem ein solches Heer hervorging!«
Diesen Königlichen Toast durfte der Feldmarschall Graf von Wrangel mit folgenden Worten erwiedern:
»Euer Königliche Majestät 60jähriges Dienst-Jubiläum ist die freudige Veranlassung der hier versammelten Generale und Offiziere der Armee und Flotte, in deren Namen ich die Ehre habe, Euer Königliche Majestät zu dieser erhabenen Feier unsere allerunterthänigsten Glückwünsche in tiefster Ehrfurcht darzu⸗— bringen. »Bis hierher hat der Herr geholfen, der Alles so herr— lich regieret, der wie auf Flügeln des Adlers sie so sicher ge— führet“, zu ihm dem Allmächtigen flehen wir in Demuth, er möge auch fernerhin der Schutz und Schirm unseres sieg— gekrönten Kriegsherrn sein, und ihn in voller Thatkraft bis in die fernsten Zeiten zum Heile des Vaterlandes erhalten.
Bei Königgrätz da war es ja, wo Ew. Königliche Majestät, im Vertrauen auf Gott und die gerechte Sache, Ihre nach Kampf und Ehre dürstenden Schaaren mit Heldenmuth ins Feuer führ— ten, die, eingedenk der Väter Thaten, sich stürmend auf die eben— . Krieger warfen, und nach heißem und blutigem Kampfe ihre Siegespaniere auf die Wahlstatt pflanzten, und bei der Todesgefahr voll Begeisterung riefen:
»Es lebe der König!«
Ja, dieser Ruf jener kühnen Streiter sei fort und fort für uns und unsere Nachkommen ein heiliges Vermächtniß, daß wenn dereinst aus des Königs Brust wieder das inhaltsschwere Wort ertönen sollte: »das Vaterland ist in Gefahr«, wir fest und treu befunden werden bis in den Tod und rufen wie jene Kämpfer bei Königgrätz:
»Es lebe der König« ⸗ der Schöpfer der Reorganisation des Heeres und der Marine, der Vater der Armee, der Mehrer des Reiches, der Hort von Deutschland,
Wilhelm der J. lebe Hoch, Hoch, Hoch.«
Im Königlichen Opernhause wurde zur Feier des Tages eine Vorstellung gegeben, bei welcher die Bühne sich im vollen Glanze ihres künstlerischen Reichthums zeigte. Der Königliche I und die fremden Fürstlichkeiten waren in der roßen Hofloge und in den Seitenlogen des Prosceniums ver— . Die Plätze des ersten Ranges waren fast a die der andern Ränge theilweise von den Gästen des Königliches Hofes besetzt. Im ersten Range saßen namentlich die Generalität und die Ritter des Ordens pour je mérite; auch die ruhmreichen Heer⸗ führer im letzten Kriege hatten hier Platz genommen und wa— ren vielfach der Gegenstand der Aufmerksamkeit des Publikums, das den größten Theil des Parquets füllte, während dessen vor— derste Sitze den Offizieren eingeräumt waren. Auf den übrigen Plätzen sah man Deputationen verschiedener Truppentheile, Unteroffiziere und Mannschaften. Auf Allerhöchsten Befehl ging der zweite Akt aus Spontini's großer Oper: »Fernand Cortez« in Scene, eingeleitet durch die Ouvertüre des Ton— werkes. Das Vorspiel wurde von der Königlichen Kapelle unter Direction des Kapellmeisters Taubert ausgeführt, dann hob sich der Vorhang, um den Zuschauern ein großartiges kriegerisches Tableau, umrahmt von den mächtigen Tönen Spontinis, vor Auge und Ohr zu stellen. »Fernänd Cortez«, der spanische Heros, fand in Herrn Niemann einen auf alle Intentionen dieser Heldenpartie eingehenden Repräsentanten dramatischer Tonkunst. Die »Amazily« war neu mit Frl. Grün besetzt, während »Telgsko« und »Moralez« wie früher von den Herren Krause und Salomon gesungen wurden. Das Ballet betheiligte sich durch ein Bas de deux, welches von der neu engagirten Königlichen Solo⸗Tänzerin Fräulein Girod und Herrn C. Müller ausgeführt wurde. Die Bühne bot in der lebhaften und charakteristischen Bewegung der Massen einen groß⸗ artigen Anblick: das spanische Kriegsvolk zu Pferde und zu Fuß, die mit Cortez verbündeten Telaskalaner, das Ge— . der Amazily u. s. w., Alle in ihren verschiedenartigen üstungen und Kostümen gruppirten sich zu vielfarbigen Bil⸗ dern. Von überraschendem Effekt war am Aktschlusse der Auf⸗ bruch der spanischen Krieger: Cortez hoch zu Rosse den Seinen voran, die ganze Scene ein massenhaft bewegtes Tableau, dazu im Hintergrunde die auf dem Meere schwimmenden Trümmer der Schiffe, welche Cortez hinter sich verbrannt hat. — Auf die⸗ sen Opernakt folgte: »Der Geburtstag«, Divertissement in 1 Aufzug von Hoguet, Musik von C. Blum. Die pantomi⸗ mischen Hauptrollen darin gaben Hr. Ebel, Frau Hoguet, Hr. Erich und Frl. E. Trepplin. Allgemeinen Beifall im Publi— kum erregten die militairischen Exerzitien, welche von einer trefflich eingeübten Miniatur-Compagnie der Garde mit überraschender Präcision ausgeführt wurden. — Zum Schluß der Festvorstellung brachten die verschwisterten Künste ihrem hohen Schirmherrn eine Huldigung dar: ein Lorbeerkranz schwebte aus der Höhe auf die Bühne, in dessen Mitte man ein We und die Jahreszahl des gefeierten Jubiläums: 60 sah. Ein plötzlich herableuchtender Blitz ließ den Festkranz kronengleich im hellsten Brillantfeuer strahlen. Gleich bei dem ersten Erscheinen des Kranzes hatten sich alle Anwesenden im Hause erhoben, ein stürmischer Ju belruf brach aus, und aller Augen richteten sich nach der Königlichen J des Proseeniums, wo Seine Majestät der König, an der Seite Ihrer Majestät der Königin, der Vorstellung zuschauten. Bei der Verwandlung des Lörbeerkranzes in eine Strahlenkrone erneute sich der Jubelruf so anhaltend, daß Se. Mgjestät der König an die Brüstung der Loge traten, Sich ,, gegen die Versammlung neigten und Sich dann zu⸗ rückzogen.
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zeiger.
Berlin, Sonnabend, den 5. Januar, Abends
1867
Tem .
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Den Kronanwalt Dr. West erkamp in Osnabrück unter Beilegung des Titels »Obergerichts⸗Vice⸗Direktor⸗ zum Vice⸗ ven fsbenfen des Obergerichts in Osnabrück zu ernennen; Dem Kommerzien⸗Rath Theodor Molin ari zu Breslau; sowie Den Kommerzien⸗Räthen Johann Wilhelm Schlutow und 336 Heinrich Emil Rahm zu Stettin den Cha— rakter als Geheimer Kommerzien⸗ Rath, dem Senator C. H. Spalding zu Stralsund den Charakter als Kommerzien⸗
Rath; und Dem Kaufmann und Börsenmakler Joachim Hentschel
zu Berlin den Charakter als Kommissions⸗Rath; desgleichen Dem Verlags⸗Buchhändler E. S. Mittler hierselbst das
Prädikat eines Königlichen Hofbuchhändlers zu verleihen.
hre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die ö von Preußen sind heute früh nach Weimar und Gotha abgereist.
Berlin, 5. Januar.
Se Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ist heute Mittag von hier nach Dessau abgereist.
Konzessio ns- und Bestätigungs-⸗Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ehrenbreitstein, im Anschlusse an die Coblenzer Eisen— bahnbrücke und an die Bahn nach Oberlahnstein, nach Siegburg zum Anschluß an die Cöln⸗Gießener Bahn mit dem Rechte einer Abzweigung nach Bonn mittel st Trajekts zum Anschluß an die linksrheinische Eisen⸗ bahn durch die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft und
einen Nachtrag zum Statut der letzteren.
Vom 24. Dezember 1866.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.
Nachdem die Rheinische Eisenbahn⸗Gesellschaft in ihrer General⸗ Versammlung vom 27. Mai 1865 und in der ferneren General— Versammlung vom 26. Mai 1866 den Bau und Betrieb einer Eisen⸗ bahn von Ehrenbreitstein, im Anschlusse an die Coblen er Eisenbahn⸗ brücke und an die Bahn nach Aberlahnstein, nach Siegburg zum Anschluß an die Cöln-Gießener Bahn mit eimer Abzweigung nach Bonn mittelst Trajekts zum Anschluß an die linksrheinische Eisenbahn beschlossen hat, wollen Wir in Anerkennung der Vortheile, welche diese Bahn für die gewerblichen, bergbaulichen und Verk i n der rechten Rheinseite bietet, der Rheinischen Eisenbahn⸗ t dieser Erweiterung ihres Unternehmens unter den, in dem beigefügten a) von Uns hierdurch bestätigten Statut⸗Nachtrage enthaltenen Be⸗ dingungen die landesherrliche n,. ertheilien·
3hgleich bestimmen Wir, en die in dem Gesetze über die Eisen⸗ bahn- Unternehmungen vom 3. e ten, betreffend das Exppropriationsrecht und das Recht zur vorüber— sehenden Benutzung fremder Grundstücke auf die in Rede stehende Eisenbahn Anwendung sinden sollen. ; .Die gegenwärtige Urkunde ist nebst dem Statut Nachtrage durch die Gesetzsammlung zu veröffentlichen.
e
esellschaft zu
ovember 1838 ergangenen Vorschrif⸗
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Wen, Gegeben Berlin, den 24. Bezember 1866.
(L. S) Wilhelm. Graf von Itzenplit. Graf zur Lippe.
a
Nachtrag zu den Statuten der Rheinischen Eisenbahn— Gesellschaft.
. Paragraph Eins. . Die Rheinische Eisenbahn⸗Gesellschaft übernimmt in Erweiterung ihres Unternehmens den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ehrenbreitstein, im Anschlusse an die Bahn nach Oberlahnstein und die Coblenzer Eisenbahn Rheinbrücke nach Sie burg, mit dem Rechte einer Abzweigung nach Bonn mittelst' Tra— jekts zum Anschlusse an die linksrheinische Bahn. Hat die Rheinische Eisenbahn«⸗Gesellschaft nach Inbetriebsetzung der Bahn Ehrenbreitstein Siegburg von dem Rechse der jener Ab⸗ nach Bonn noch keinen Gebrauch gemacht, so erlischt dasselbe, wenn auf Verlangen des Staates die Rheinische Eisenbahn⸗ esell⸗ schaft sich nicht bereit finden läßt, innerhalb einer nach Paragraph zwei normirten zweijährigen Baufrist diese Trajekt Verbindung herzustellen.
Paragraph Zwei.
Der Bau der Bahn wird sofort nach erlangter landesherrlicher
Konzession und nach der von der Gesellschaft thunlichst rasch zu be—
treibenden Einweisung in den Besitz des Terrains begonnen und inner— halb einer Bauzeit von längstens zwei Gahhen betriebsfähig vollendet. . Paragraph Brei.
„Die Bahn von Ehrenbreilstein nach Siegburg bildet einen inte— rirenden Theil des Unternehmens der Rheinischen Eisenbahn ⸗ Gesell⸗ f aft und finden auf dieselbe alle Bestimmungen der Gesellschafts⸗ Statuten, namentlich auch alle Bestimmungen des Nachtrags zu die⸗ sen Statuten vom fünften März achtzehnhundert sechs und nfzig Anwendung.
Paragraph Vier. .
Das zu dem Bau der Bahn erforderliche Kapital wird vorläufig auf fünf Millionen Thaler angenommen, und soll dasselbe je nach dem Ermessen der Direction dürch Ausgabe von Stamm-⸗Actien oder 2. beschafft werden. .
er Zeitpunkt, von welchem ab die zu emittirenden Stamm⸗ Actien an der Dividende Theil nehmen, so wie die sonstigen Be⸗ dingungen der Emission werden von der Direction bestimmt und be⸗
kannt gemacht. ; . , n, . Fünf. — Die 8 Eisenbahn⸗Gesellschaft übernimmt die Verpflich⸗ irn, so weit das Königliche Handels-Ministerium es im Intereffe des Verkehrs für nöthig erachtet, jederzeit auf dessen Verlangen künftig
mit anderen in und ausländischen Bahn-Verwaltungen für die Beför=
derung von Personen und Gütern auf der Bahn Siegburg⸗Ehrenbreitstein⸗ Oberlahnstein direkte Expeditionen und direkte Tarife ö errichten und hier⸗ bei ins besondere auch in ein gegenseitiges ang fen er Transportmittel u willigen und dabei dieselben Vergütungssätze für das Durchgehen 9 Transportmittel, welche ihren andern Verbandsverkehren zu
Grunde liegen, zur Anwendung zu bringen.
Paragraph Sechs.
Bei den direkten Tarifen mit andern Bahn⸗Verwaltungen muß die Nheinische Eisenbahn, Gesellschaft auf Verlangen des Königlichen Handels-Ministeriums lch jederzeit bereit finden, auf der Bahn Sieg— burg -⸗Ehrenbreitstein⸗Oberlahnstein denjenige ermäßigten Satz pro Lentner und Meile zuzugestehen, welcher 936 für die , Bahnstrecle Bonn⸗Coblenz bei den n . en Transportgegenständen in einem diese Bahnstrecke passirenden, konkurrirenden, durchgehenden Verkehre, oder in Ermangelung solchen konkurrirenden durchgehenden Verkehrs ugch dem Binnentarife pro Centner und Meile jeweilig ergiebt. Ist in einem solchen Falle der maßgebende Tarif aus einem Frachtsatze pro Meile und einer festen Expeditions Gebühr zusammengesetzt, so sollen diese Tarifeinheiten auch für den neu zu