1867 / 127 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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das Grundgesetz vorgeschriebenen zweiten Lesung einstimmig die Verfassung des norddeutschen Bundes.

HSessen. Darmstadt, 28. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer stellten Meß und Genossen den Antrag, die Großherzogliche Staats-⸗Regierung unter Hinweis auf ihre schwere Verantwortlichkeit bezüglich der bisherigen Behandlung der Eisenbahn⸗Angelegenheiten aufzu⸗ fordern, noch vor der Schlußberathung über das Budget die nöthigen Geldanforderungen an die Stände zu bringen. Die Kammer erklärte den Antrag für dringlich und setzte auf näch⸗ sten Freitag die Berathung über denselben fest.

Bayern. München, 27. Mai. Wie die »Bayer. Ztg.« vernimmt, hat der König die Niederlegung der in das Eigenthum der Stadtgemeinde Augsburg übergegangenen dortigen Festungswerke (mit Ausnahme einiger aus archi⸗ tektonischen Rücksichten zu erhaltender Objekte) genehmigt.

Niederlande. Haag, 25. Mai. (Allg. Z.) Die kürzlich von den Kammern angenommene Heeresreform ist schon theilweise in das Reich der Thatsache übergetreten, nachdem die amtliche Zei⸗ tung vor einigen Tagen die darauf bezüglichen Königlichen Er— lasse gebracht. Zur Stunde werden in der zweiten Kammer die Berathungen über das Gesetz einer Reorganisation der Bürger⸗ wehr geführt. Die Hauptbestimmungen des Entwurfs sind schon

votirt und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Jeder

männliche Einwohner des Landes wird vom 21. bis zum 34. Jahre in die Schuttery eingereiht, sobald er die physischen Bedingungen, beziehungsweise seine militairischen Pflichten, erfüllt hat. Die Stärke der Bürgerwehr beträgt in Kriegszeiten 10060090 Mann, in Friedenszeiten die Hälfte des Kriegsstandes. Stellvertreter find nur in Kriegszeiten zuläffig. Die Kosten werden, sobald die Mobilisirung erfolgt ist, durch den Staat entrichtet; in Frie— denszeiten aber muß die Bürgerwehr seitens der betreffenden Ge— meinde unterhalten werden, welche dafür jährlich höchstens 5 Gulden per Mann von der Staatsregierung erhält. Die Bürgerwehr bleibt übrigens von den in der Bildung begriffenen Freischaaren geschie⸗ den. Die Organisation dieser Freischaaren wird künftig kraft eines so eben erschienenen Königlichen Erlasses der Königlichen Genehmigung untergeordnet. Der König ernennt außerdem die Offiziere. Die Wahl der Bekleidung bleibt, wenigstens was den Gemeinen betrifft, den Führern der Freischaaren über⸗ lassen, doch werden den Corps, welche für ihre Unisorm die Allerhöchste Genehmigung nachgesucht und erhalten haben, gewisse Vbrtheile, sowie die Verabreichung von Munition für die Waffen⸗ übungen u. f. w. zugesagt. Die hiesige Regierung hat kürz— lich mit der brittischen Regierung einen Vertrag zur genaueren Bezeichnung der beiderseitigen Besitzungen 2 der Küste von Guineg abgeschlossen, nachdem man seit 1847 vergebens versucht hatte, sich über diesen Punkt zu verständigen. In Folge dieser Uebereinkunft werden die englischen Besitzungen im Westen des sogenannten Süßen Flusses den niederländischen Besitzungen einverleibt, während England die im Osten des bezeichneten Flusses belegenen Colonieen erhält. Die beiderseitige Grenze läuft somit gegen Norden bis zum aschantischen Königreich.

Großbritannien und Irland. London, 27. Mai. In der vorgestrigen Sitzung des Oberhauses wurde die erste Lesung der Bill zur Verlängerung der Suspension der Haheas⸗— Corpus-Akte in Irland erledigt. z

Von dem am Sonntag Abend in St. James' Hall ab⸗ gehaltenen Reformmeeting wurden mehrere Resolutionen angenommen, deren wesentlicher Inhalt dahin geht, daß das Land Grund habe, sich zu den, der Regierung bisher abgedräng— ten Zugeständnissen in der Reformbill Glück zu wünschen, daß Disraeli mit seinen neuen Vorschlägen betreffs der coinpound liduséholcdlers sich eines Treubruchs schuldig gemacht habe und daß eine fortgesetzte Agitation im ganzen Lande nothwendig sei.

Frankreich. Paris, 27. Mai. (K. Ztg.) Das Militair— Projett hat einen neuen Aufschub erfahren, da der Staatsrath mit der Kommission nicht einig ist wegen des Aufenthaltes der mobilen Nationalgardisten. Der Staatsrath will, däß sie sich im Hauptorte des Bezirks versammeln, die Kommission besteht auf der Versammlung im Hauptorte des Kantons. Letztere Combination würde die Auslagen und Unbequemlichkeiten des allgemeinen Militairdienstes verringern, die erstere dagegen die Militair⸗ Disponibilitãt vergrößern. Die übrigen Bestimmun— gen find vereinbart: die jungen Leute, welche zur Aktivität be⸗ rufen werden, dienen fünf Jahre in der aktiven Armee, vier in der Reserve, diejenigen, die in der Reserve belassen werden, fünf in dieser vier in der mobilen Nationalgarde. Die letztere wird außerdem gebildet durch die Exempten, durch alle diejenigen, die nicht in das Kontingent einbegriffen waren, end⸗ lich durch Freiwillige, alle diese müssen fünf Jahre in der Re⸗ serve dienen. Jeder mobile Nationalgardist kann ohne beson⸗ dere Erlaubniß heirathen, eben so jeder Reservist in den letzten

beiden Jahren seines Dienstes. Der , , . der Armer beträgt Sob,000 Mann, aber die Ziffer des jährlich auszuheben— den Kontingents und dessen Vertheilung in die aktive Armee und die Reserve wird jährlich durch ein Gesetz bestimmt. Die Reserve kann durch ein Kaiserliches Dekret einberufen wer— den, die mobile Nationalgarde nur durch ein Spezial- esetz Die Stellvertretung ist für die aktive Armee, ö Reserve und die mobile Nationalgarde zulässig. Das Militairmaß ist auf 1 Meter 54 Centimeter herabgesetz.

28. Mai. (W. TX. B.) Der »Abend⸗Moniteur« bespricht die in Rumänien getroffenen Maßregeln . Israeliten und sagt: Wie versichert wird, sind auf die Vorstellungen Mrnt reichs, welchen sich Oesterreich angeschlossen hat, diese Maßre— geln rückgängig gemacht worden.

Italien. Florenz, 28. Mai. (W. T. B.) Sicherem Vernehmen nach wird die Regierung am Sonnabend dem Parlamente anzeigen, daß der Vertrag zur Regelung der Kirchen— gütersrage mit dem Hause Erlanger definitiv abgeschlossen ist.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 29. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nacht 126 Uhr mit Gefolge von Zarskoje⸗-Selo aus auf der Warschauer Bahn mittelst Extrazuges ins Ausland abgereist.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. Mai. Eine Königliche Verordnung lenkt die Aufmerksamkeit der Be— k Ingenieure auf die Verwendbarkeit des schwedischen Roh-Eisens zu Eisenbahn-Material. Bis jetzt wurde nämlich das meiste Material aus England bezogen.

Dänemark. Kopenhagen, 25. Mai. Wie »Dagbladet.

erfährt, hat die Kommission, welche 1863 gewählt wurde, um über die Einführung des französischen Münzsystems zu berath— schlagen, ihr Gutachten jetzt dem Ministerium übergeben, wel— ches dahin lautet, daß von einer Einführung des franzöfischen Systems nicht wohl die Rede sein könne, bevor dieses nicht gleich falls in den angrenzenden Ländern, besonders in Schweden und Norddennchland eingeführt sei. Dagegen hat die Kommission die Einf L rung des Dezimalsystems bei Eintheilung des Reichs— bankthalers empfohlen, da hierdurch eine Vereinfachung in allen Berechnungen erzielt und die durch das Gesetz gebotene Dezimal— Eintheilung der Gewichte erst ihre praktische Anwendung erhal— ten würde. 27. Mai. (H. N.) Die gestrige Feier der silbernen Hochzeit unseres Königspaares ist unter Beglückwünschun— gen abseiten der Fremdmächte, unter allgemeinster Betheiligung des Volks und unter Festlichkeiten in der Hauptstadt und im ganzen Lande bestens verlaufen. Der König von Griechenland . . nach St. Petersburg ab und kehrt von dort hier— her zurück.

Ante rika. New-⸗Hork, 15. Mai. Neger⸗Unruhen sind im Süden an der Tagesordnung. In Richmond gab die Befreiung eines Schwarzen aus den Händen der Polizei zu sehr ernsten Exzessen Anlaß, und erst, nachdem die bewaffnete Macht sich ins Mittel gelegt und 16 von' den Raͤdelsführern abgefangen hatte, wurde es wieder ruhig in der Stadt. In Mobile wurde das Kongreß-Mitglied Kelley bei einem Meeting arg mißhandelt und entging nur mit genauer Noth dem Tode. Andere wurden schwer verwundet und drei getödtet - In Brownsville (Tennessee) war ein radikales Meeting auseinandergejagt worden, wobei fünf Personen ums Leben kamen, und in New-Orleans fehlt es fast an keinem einzigen Tage an unangenehmen Auftritten zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung. Jeffer son Davis, der am Iten d. in Richmond eintraf, wurde von einer großen Anzahl seiner ehemaligen Freunde und Partei— genossen besucht. Am 13ten erschien er vor dem Gerichtshofe, woselbst ihm offiziell mitgetheilt wurde, daß die Regierung vorerst keinen Prozeß gegen ihn anstrengen wolle. Sein An— walt stellte das Ansuchen, daß er, in Anbetracht seiner lang— wierigen Gefangenschaft und leidenden Gesundheit, gegen Bürg— schaft auf freien Fuß gesetzt werde, und da der Staatsanwalt dagegen keine Einsprache erhob, fixirte der Richter die Summe der zu stellenden Bürgschaft auf 100,000 Dollars. Davis ver— pflichtete sich, am 25. November d. J. sich dem Gerichtshofe zu stellen, und die geforderte Bürgschaft wurde geleistet. Am sel— bigen Abend noch schiffte Davis sich nach New⸗Hork ein, von wo er, wie schon telegraphisch gemeldet, nach Canäda gereist ist, um seine Kinder zu besuchen.

Aus Hayti wird berichtet, daß Salnave, der am 25. in der Hauptstadt eintraf, sich zum Diktator erklärt und ein Schiff nach Curacao abgesandt hatte, um Soulou que einzuladen, nach Hayti zurückzukehren und die Zügel der Regierung zu übernehmen. .

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Telegraphische Depeschen aus dein Wolff'schen Telegraphen ˖ Bureau.

Wien, Mittwoch, 29. Mai, Morgens. Die heutige ⸗Presse⸗ vernimmt, daß Frankreich und Rußland, veranlaßt durch die Niederlage Omer ⸗Paschas in Kandia, eine identische Note an die Unterzeichner des Pariser Friedens gerichtet haben, um die⸗ selben zu einem gemeinsamen Schritte bei der Pforte zu Gunsten der Kandioten zu bewegen. Die Note enthält angeblich auch den Vorschlag einer allgemeinen Volksabstimmung in Kandia.

Die neueste Nummer des »Centralblatts der Abgaben⸗, Gewerbe und Handels-Gesetzgebung und Verwaltung-« enthält u. A. eine Cirkular⸗Perfügung des Königlichen Finanz w Mini⸗ sieriums, die Tarifirung wollener Wagren betreffend, vom 19. März sh, und folgendes Erkenntniß des Königlichen Obertribunals vom Bezember 1866; »Jedes Unternehmen, dein Staate die Eingangs, ꝛr. Abgaben zu entziehen, stellt eine i Zolldefraudation dar. Die . einzelner Fälle im §. 6 des Zollstrafgesetzes erschöpft nicht die Fälle der Strafbarkeit, sondern erfolgt nur beispielsweise.«

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Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Berlin, 29. Mai. Der Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur, Geheimer Regierungs- Rath Kolbe, ist in der vorver— gangenen Nacht hierselbst ain Schlagfluß gestorben. .

Nach dem Tode L. Häussers hat der Bildhauer H. Greiff in Heidelberg aus eigenem Antriebe und warmer Verehrung für den Ver⸗ siorbenen, dessen Vorlesungen er selbst einst gehört hatte, eine Büste modellirt, deren sprechende Aehnlichkeit und sorgfältige Ausführung allgemein Anerkennung finden. Durch die Kunsthandlung des Hrn. Meder sind Abgüsse der Büste zu beziehen. .

Nach deim Bericht des eidgenössischen Departements des Innern über seine Geschäftsführung im Jahre 186, wurde an schweixgcrische Vereine im Inland, welche sich vol kswirthschaftliche und wis⸗ senschaftliche Aufgaben setzen, ein Gesammtbeitrag von 48000 Franes aus der Bundeskasse verabfolgt. Der schweizerische landwirth⸗ schaftliche Berein bezog 4700 Fr. und verwendete sie auf die Fortsetzung des pomologischen Bilderwerks, auf agrikulturchemische Versuche und die geologische Eller h fossiler Düngstoffe sowie durch die Herausgabe einer Schrift über Pferdezucht. Der schweizerische alpwirthschaftliche Ver⸗ ein, welcher leider durch das in e hen des Dr. Schild die eigentlich treibende Kraft verloren, bezog 4000 Fr. für Versuchsstationen, und arbeitet in dieser Richtung, weiter fort, sekundirt durch die »Alpwirthschaftlichen Monatsblätter« des Direktors Schatzmann. Die landwirthschaftliche Gesellschaft der romanischen Schweiz veranstaltete eine Ausstellung in Genf, und wurde ebenfalls mit einem kleinen Bundes- Beitrag bedacht. Ferner erhielten: die allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz 3000 Fr. für die Fortsetzzung ihres ur n, , der schweizerische Kunstverein 2060 Franken für den Ankauf eines Gemäldes, während zugleich eine Vorlage beider Bundesversammlung liegt, inner⸗ halb 15 Jahren jährlich 2000 Fr. für künstlerische Ausschmückung des Bundesrathshauses aufs Budget zu nehmen; die geologische Kom⸗ mission der schwelzerischen naturforschenden Gesellschaft 89090 Fr. für die Vervollständigung der geologischen Karte der Schweiz; die meteoro⸗ logische Lommission . Fr. für ihre auf 48 Stationen vorgenom⸗ menen Beobachtungen und deren Veröffentlichung; die geodätische Kommission 15.000 Fr. für die ihr am großen internationalen Unter⸗ nehmen der mitteleuropäischen Gradmessung zugefallenen Arbeiten. Am 22. Mai starb in London der rühmlich bekannte Bildhauer Edward Hodges Baily, Mitglied der Kunstakademie. Am 10. März 88 zu Bristol geboren, ging er vom Handelsstand, für welchen er ursprünglich bestimmt war, bald zur Kunst über, und trat in London in das Atelier Flarmans ein, unter dessen Leitung er rasche Fortschritte machte. Er gewann nach ein⸗ ander die silberne und die goldene Medaille der Königlichen Aka— demie, für die Gruppe »Herkules, der dem Admet die Alkestis zurück führt« Im Jahre 1813 brachte er seine »Eva bei der Quelles zur Ausstellung, die seinen Ruf begründete und für seine Vater⸗ sadt erworben wurde. Seitdem flossen ihm Aufträge von allen Sei⸗ ten zu. Das kolossale Standbild Neisons auf der korinthischen Säule des Trafalgar⸗Plaßes und das Denkmal Lord Hollands in der West— minster⸗Abtei sind gleichfalls von ihm. Zu seinen schönsten Schöpfun— 6 gehören: »Eva, der Stimme lauschend«, die »Vorbereitung zum BVade«, die »Grazien«, der »müde Jäger« und die 2 schlafende . Auch eine Kolossalstatue Sir Robert Peels für Manchester

on ihm.

Paris, 235. Mai. Die Kommission für historische Concerte macht betannt, daß sie während der Dauer der Ausstellung zwölf große Concerte veranstalten wird, in welchen musikalische Compositlonen des 15. 16., 17. und 18. Jahrhunderts zur Ausführung gelangen sollen. Der Zeitpunkt und das Programm des ersten Coneerts wer— den demnächst von derselben bekannt gemacht werden. e.

Am 30. Juni findet in Dreuxz die feierliche Enthüllung des Denkmals statt, welches dem dort gebörenen Poeten Kotron gesetzt worden. Rotron, ein französischer Dichter aus dem siebenzehnten Jahrhundert, wird als der dramatische Vorgänger Corneille's betrach⸗ tet, und seine Tragödie »Wenzeslaus« steht noch heute in gutem An—

sehen. Bei der Feier wird im Namen der Akademie Herr de Fallou eine Rede hend 5 Jallour

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Kölu, 26. Mai. Der Oberpräsident der Rheinprovinz macht hekannt, daß, nach einer ihm zugegangenen amtlichen Mitthei⸗ lung, die Oflerschelde in Folge der vorgeschrittenen Abdämmungs⸗ Arbeiten nicht mehr ohne Gefahr zu passiren und daher für die Schiff fahrt als geschlossen zu betrachten sei. Zugleich bemerkt derselbe, daß bereits seit dem Herbst v. J. der Kanal durch Südbeveland für die Schifffahrt eröffnet ist. t

Karlsruhe, 24. Mai. (Karlsr. Ztg. Die Großherzogliche Re—⸗ gierung hat, wie wir erfahren, die Einstellung des badischen Main⸗ zolls bei Wertheim angeordnet. Damit ist die Schifffahrt auf dem Main von der leßten Abgabe befreit. Da die Aufhebung des Wertheimer Zolles vorzugsweise den Schiffern aus den bayerischen Orten des obern Main zu Gute konmnmt, so darf man wohl die Er— wartung hegen, daß die Königlich bayerische Negierung sich jetzt mehr als bisher bereit zeigen werde, zur Herstellung einer stehenden Schiff⸗ brücke bei Wertheim mitzuwirken.

Kronstadt. Der »Kr. . B.« meldet unterm 13. Mai: Das Fahrwasser des großen Kanals und der kleinen Rhede ist hereits frei, weiter nach Osten aber noch schwimmendes Eis; nach Süden hin, bis Krassngja⸗Gorka hat sich viel Eis zusammengeschoben und ist da— durch die Passage nach Oranienbaum unterbrochen.

Neu-Ladoga. Der »B. Z. wird aus Neu⸗Ladoga unterm 17. Mai geschrieben, daß die beim Eingang in den Kanal versam⸗ melten Boote und Barken das Eis auf demselben durchbrochen haben, weiter hinauf gefahren sind und so die Schifffahrt auf dem alten Kanal eröffnet haben. Die Eisdecke auf dem neuen Ladoga⸗Kanal hält sich noch. Das Wasser der Wolchow ist weithin ausgetreten und hat viel Unglück verursacht.

In Stockholm war in der Nacht auf den 24. d. das Ther⸗ mometer auf 3— 4 R. gesunken. Seit Menschengedenken erinnert man sich in dieser Jahreszeit dort nicht solcher anhaltenden Kälte. Aus den nördlichen Häfen schreibt man, daß dort an der Küste mäch⸗ tige Eismassen aufgehäuft sind; es wird gewiß noch einige Wochen währen, bis im unteren Botten die Schifffahrt eröffnet werden kann.

Wie die 1Hamb. N. mittheilen, hat sich in Stockholm, eine Actien⸗Gesellschaft gebildet, um eine permanente schwedisch- norwegi⸗ sche Industrie⸗Ausstellung zu gründen.

Landwirthschaftliche Nachrichten.

Ueber den Stand der Saaten in der Umgegend von Thorn lauten, nach dem »Thorner Wochenblatt, die Nachrichten nicht erfreulich. In den letzten 14, ungewöhnlich kalten und nassen Tagen ist der Weizen zurückgekommen, doch hofft man bei baldiger Aenderung der Witterung noch auf eine gute Ernte. Der Roggen steht schön, aber nicht dicht. Ebenso steht der Rübsen, wenngleich der⸗ selbe wenig verzweigt ist Die Bestellung der Gerste und der Kartof⸗ feln ist sehr zurück. Die Kirschbäume haben im Blüthenstande durch die nasse Kälte sehr gelitten und ist nur auf einen geringen Ertrag derselben zu rechnen.

Fulda, 24. Mai. (Kass. 3.) Zwei Compagnieen des hiesigen Bataillons, welches zur Absperrung der preußischen Grenze wegen der Rinderpest von hier abgegangen war, sind heute wieder hierher zurück:

ekehrt. Von einer Verbreitung der Rinderpest über Barchfeld und Ke rodẽ hinaus ist zur Zeit hier noch nichts bekannt geworden.

Stockholm, 23. Mai. In den lappländischen Bezirken des Königreiches Schweden herrscht, nach der »Post« große Hungersnoth. Die Bewohner sind fast ausschließlich auf Baumrinde als Nahrung ange⸗ wiesen. Die Königliche Regierung hat inzwischen jetzt in aller Eile Schritte veranlaßt, die Linderung und Rettung versprechen dürften. In der Hauptstadt ist eine besondere Kollefte veranstaltet, an welcher sich der König mit 1000 Reichsthalern bethbeiligt hat.

Eisenbahn⸗ und Telegraphen-⸗Nachrichten. Hamm, 26. Mai. (Elb. 8a In der hiesigen Wilke⸗Hobräck=

schen Drahtzieherei ist jetzt die Drahtmasse fertig geworden, welche be⸗ stimmt ist, den Telegraphen durch das europäische und asiatische Nuß⸗ land bis in die Spißbe von Kamtschatka zu bilden und welche, dort mit einem unterseeischen Kabel in Verbindung gesetzt, Europa auf dem entgegengesetzten Wege mit Nordamerika in Berührung bringen soll.

Aus dem in diesen Tagen erschienenen Berichte des Vorstan⸗ des der seeländischen Eisenbahn-Gesellschaft über den Be— trieb der Eisenbahnen im Jahre 1866 geht hervor, daß die Bahnen im vorigen Jahre von 1470619 Personen benutzt wurden. Im Jahre 1865 belief sich die Zahl auf 1345570. Die Einnahme bei Personen-Beförderung auf der Westbahn betrug 418,089 Rd. und auf der Nordbahn, mit Seitenlinie, 706,966 Rd. 88 Sch.