1867 / 290 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

er seine Befehle an Stein, Hardenberg und Scharnhorst; der 2 94 sichtbare Königsberger Schloßthurm deutet das Lokal an. Ueber beide Bilder hin zieht sich die Inschrift: Sein Beispiel, Seine Gesetze machen uns Stark.

Die hintere Seite, zwischen der Liebe und der Gerechti leit, zeigt im Basrelief die ee , zum Kriege, wie sie 1813 von Ostpreußen ausgegangen. Vor dem Portal des Königs—⸗ berger Schlosses sind York, die beiden Grafen Dohna, von Bardeleben, der Bürgermeister Heidemann mit den zum Waffen. empfange herbeiströwmenden Freiwilligen, Landwehrmännern und Rational⸗Kavalleristen zu einer lebendigen Gruppe vereinigt.

Darüber setzt die Legende der vorigen Seite sich fort:

zur Befreiung des . ishe zi

Die zweite Langseite, getheilt dur ie allegorische Figur

des bern s, * en die Worte der Ueberschrift

Ihm danken wir des Friedens Segnungen durch zwei Bilder, auf welchen der blühende Ackerbau und das Gedeihen bürgerlichen Verkehrs in charakteristischen Gruppen hervortritt. In dem kolossalen Reiterbilde selbst erscheint der König in höherem Mannesalter, so etwa, wie man sich ent. sinnt, ihn auf seiner letzten Reise durch die Provinz im Jahre 1834 gesehen zu haben. Die Kleidung ist die große Generals⸗ Uniform seiner Zeit; nur der Lorbeerkranz auf dem aupte und der faltenreiche Königsmantel sind des Künstlers uthat. Das Pferd ist von der ostpreußischen Raçe, welche der Monarch u reiten liebte. Der Guß ist in der Einsiedel schen Gießerei zu auchhammer ausgeführt; die festliche Enthüllung im Königs⸗

garten geschah am 3. August 1861. König Friedrich Wilhelm III. in Greifswald.

Als ein bleibendes Erinnerungszeichen an das vierhundert— jaͤhrige Jubiläum der Universität Greifswald ward am 17ten Okteber 1856 in Gegenwart König Friedrich Wilhelms 1V, ein Denkmal enthüllt, zu welchem, auf Ansuchen der Universität, der Monarch selbst die Idee angegeben, der Geh. Ober⸗Baurath Stüler die Zeichnungen rn, , hatte. Auf dem Platze vor dem Universitätsgebaͤude erhebt sich, auf granitenem Unterbau ruhend, eine 40 Fuß hoch schlank in die Luft ragende gothische Spitz säule, deren plastischer Schmuck die Hauptmomente der Geschichte dieser pommerschen Hochschule andeutet. Das Me— daillon⸗Portrait des Bürgermeisters Rubenow an der der latei⸗ nischen Inschrift entgegengesetzten unteren Platte zeigt den um die Gründung zumeist verdienten Mann. Vier sitzende Gestal— ten, die auf den Ecken des Monuments hervorspringen, sind ausgezeichnete Gelehrte der vier Fakultäten: Johann Bugen⸗ hagen, der Doctor Pomeranus, Luthers getreuer Mitarbeiter; aus dem 17. Jahrhundert der rechtskundige David Mevius; aus unseren Tagen der Mediziner F. A. Berndt und als Vertreter der phi⸗ losophischen Fakultät E. M. Arndt. Zwischen diesen Figuren sind an den Seitenflächen die Wappen von Preußen, Schweden, Pommern und Greifswald angebracht, über diesen aber stehen in Nischen die Fürsten, welchen die Universität besonders ge⸗ deihliche Förderung zu verdanken hat. Es sind: der Pommern⸗ herzog Wartislaw IX., der Stifter der Hochschule (1456); Bo⸗ guslaw XIV., der letzte Pommernherzog h 1637), von welchem die reiche Ausstattung derselben herrührt; König Friedrich J. von Schweden (S 1751), unter dessen Regierung das Univer⸗ sitätsgebäude errichtet ward; König Friedrich Wilhelm III., der durch die Erwerbung des schwedischen Pommern die Hochschule wiederum in fruchtbare Verbindung mit Deutschland brachte. Der Hochselige Herr, von Stürmer modellirt, ist in der Gene⸗ rals⸗Uniform und im Mantel, der, von der rechten Schul⸗ ter fallend, die ganze Figur frei hervortreten läßt, dar⸗ gestellt? die linke Hand ist auf die Brust gelegt, die rechte reicht die Bestätigungs⸗Urkunde der Universität dar. Das Denkmal, in allen seinen Theilen aus Zink gegossen und galvanisch bronzirt, ist aus den eigenen Mitteln der Universität errichtet worden und bildet, mit Gartenanlagen nach Lenné's Entwürfen um⸗ eben, jetzt einen sinnvollen und anmuthigen Schmuck der alten

ansestadt. König Friedrich Wilhelm III. im alten Museum zu Berlin.

Schon bei Lebzeiten des Monarchen faßten Schinkel und Beuth den Gedanken, dem Könige, als Gründer des Ge⸗ werbe⸗Instituts, im Vestibulum dieser Anstalt ein Standbild zu errichten, dessen Ausführung zugleich von der Leistungs— fähigkeit der Königlichen Schöpfung ein redendes Zeugniß ab— legen und ihren Schülern zur Belehrung dienen sollte. Nament— lich beabsichtigte man, eingelegte Arbeit in Gold und Silber einmal im Großen machen zu lassen, und so ergab sich von selbst die Nothwendigkeit, für die Statue antike Tracht zu wäh⸗ len. Das erste Modell begann Tieck im Jahre 1832, später og man ein Kiß'sches vor, welches den König als römischen

riumphator darstellte. Noch unter Beuth's Direction, 1843

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bis 1844, wurde dies, acht Fuß hoch, in der Gießerei des werbe⸗Instituts von Kampmann in Bronze gegossen und 185) von dem Professor Menke, damals Lehrer des Instituts, ciselin Nach Slg un fen des Professor Stier geschah dann in da Jahren 1853 864 die Ausführung der eingelegten Arbeit, j der man an Gold und Silber für 1899 Thaler verbrauch Das fertige Kunstwerk gefiel dem Könige Friedrich WM

helm 19. so wohl, daß er, um es einem größeren Publikum

zugänglich zu machen, die Aufstellung in der Rotunde de

Museums anordnete. Dieselbe erfolgte im Jahre 1856, vor

läufig auf einem hölzernen, von Stüler gezeichneten Pᷣlldeß⸗ dessen geringe Höhe dem Beschauer die genaueste Untersuchun der kunstreichen Metallarbeit gestattet.

Das Elementar⸗Schulwesen in Preußen. 1

Das Königliche Ministerium der Unterrichts⸗Angelegenheiten va. öffentlichte im Jahre 1864 zum ersten Male ausführliche statistish Nachrichten über das Elementar-⸗Schulwesen in Preußen. Dieselbn waren zunächst dazu bestimmt, von den Behörden zu fruchtbarer Pa, gleichung des Bestehenden, zur Auffindung vorhandener Lücken, somt als Grundlage für fernere statistische Erhebungen benutzt zu werden zugleich sollten sie dazu dienen, dem für das Unterrich wesen rege gewordenen allgemeinen Interesse einen uf festen Thatsachen beruhenden Einblick in die hestehenden Schulverhält, nisse und in die Leistungen der Behörden und der Nation zu gewij. ren. Dieser Uebersicht, welche den Zeitraum vom 1, Januar 1859 hh Ende 1861 umfaßte, ist jetzt zu gleichem Zwecke die Veröffentlich der Statistischen Nachrichten über das Elementar-⸗-Schu wesen in Preußen für die Jahre 1862 bis 1864 Berl 1867. Verlag von Wilhelm Hertz gefolgt. Aus derselben ergiebt stz, daß in dieser dreijährigen Periode durchgängig ein Zuwachs von nel Anstalten, an Lehrkräften und eine Vermehrung der materiellen Mitt für das Volksschulwesen stattgefunden hat.

Die statistischen Tabellen für die Jahre 1862 bis 1864 umfasnn

die Elementarschulen einschließlich der Bürgerschulen, Töchterschule und ö Mittelschulen, sie mögen öffentliche oder Privatschuln sein. Nicht einbegriffen sind die mit der Berechtigung zu Entlassungh. beziehungsweise Abgangs⸗-Prüfungen versehenen höheren Unterricht, Anstalten: Gymnasien, Real⸗ und höhere Bürgerschulen nebst den mi diesen Anstalten verbundenen Vorschulen, sowie Progymnasqz.

Es betrug die Zahl der öffentlichen Elementarschulen i

Preußen Ende 1864: Provinz Preußen 4692 mit 5,934 Klassen, 2175 21689 * Brandenburg 3,032 5/493 Pommern .. A522 3 600 Schlesien . . . . 3,903 6/111 Sachsen 27746 4/626 Rheinprovinz 41040 6/358 Westfalen . . . 1.897 2/979 Hohenzollern 112 162 Jahdegebiet. . 1 1

Summa 25, 120 mit 388,053 Klassen. Die Zahl der Privat-⸗Elementarschulen belief sich auf: Provinz Preußen 254 mit 442 Klassen, Posen 123 219 Brandenburg 221 Pommern. . . 163 i 188 63 Rheinprovinz 289 Westfalen. .. 158 Hohenzollern 1

. Summa .... 14690 mit 3 105 Klassen. Die Zahl der öffentlichen und Privat - Elementarschulen betru daher Ende 1864: Preußen 4946 Schulen mit 6376 Klassen. Posen 2298 2908 . Brandenburg . . 6344 ommern z 3876 chlesien 6516 Sachsen ... 4724 Rheinprovinz . 6950 Westfalen l 3199 Hohenzollern 164 Jahdegebiet x x 1 x Summa 26,580 Schulen mit 41,158 Klassen. s In den Städten waren 3149 öffentliche Elementarschulen m 1I.283 Klassen und 1119 Privatschulen mit 2637 Klassen! auf den Lande 216671 öffentliche mit 26770 Klassen und 341 Pripassthuh mit 468 Klassen vorhanden. Von den Schulen waren daher 16 , in den Städten, 84 pCt. auf dem Lande (von den öffentlichen Schu h 12,5 resp. 87,5 pCt.), von den Klassen 34 pCt. in den Städten , 3. auf dem Lande (von den öffentlichen Schulen 2956 resp. 704 pati Im Durchschnitt trafen im Staate auf die Q.⸗Meile 5 öffentli Elementarschulen, in den Provinzen Preußen, Posen, Brand nbi in Pommern, Schlesien, Westfalen und Sigmaringen 5, in Sach in und am Rhein 8. Von den Regierungsbezirken zählten die meist

ichen Elementarschulen (abgesehen von Berlin) Düsseldorf und , ö 5 auf die O-⸗Meile), die wenigsten Frankfurt a. O. und Huͤnster gie 3. auf die Q-Meile). Das Verhältniß der Klassen u den Schulen war , In der Provinz Posen und in ohenzollern kamen im Durchschnitt auf jede öffentliche städtische Ele⸗ ischule 2 Klassen; in den Provinzen Preußen, Rhein Westfalen 3, in Schlesien 4, in Brandenburg und Gachsen 5 und in Pommern 6, während auf dem Lande der Durchschnitt in allen Regierungsbezirken J war. Die Ver⸗ schledenheit in dem Verhältniß der Schulen zum Areal ist bedingt durch die Dichtigkeit der Bevölkerung, durch die Wohlhabenheit der⸗ selben, die Mischung der Konfessionen, eine größere oder geringere ahl stärker oder schwächer besuchter höherer Lehranstalten, örtliche Verhältnisse / welche größere Schulbezirke gestatten oder kleinere be— ñ dgl. m. ning chen an fe ion nach zerfielen die Schulen in 171578 evange— lische A923 öffentliche und 727 Privatschulen in den Städten, 145733 resp. 195 auf dem Lande) 863 katho 9 (19016 öffentliche und 283 Frivatschulen in den Städten, 7188 resp. 126 auf dem Lande) und Bg jüdische (210 öffentliche und 109 Privatschulen in den Städten, zh refp. Z auf dem Lande). Von den gesammten Schulen bildeten die evangelischen ö 2 pCt., die katholischen 32,5 pCt. die jüdischen pCt., von den Klassen die evangelischen 66,s pCt., die katholischen 324, die jüdischen Lo pCt. ̃ ;

Die Vergleichung mit den statistischen Nachrichten des Jahres 1861 ergiebt folgende Resultate; Die Zahl der öffentlichen Elementar⸗ Schulen hat zugenommen in den Städten um 214 (733 pCt.), auf dem Lande um 143 (M6 pCt.) im ganzen Staat um 357 (1,4 pEtz; Die Klassen der öffentlichen Schulen haben sich vermehrt um 993 Is pCt), resp. 277 (10 pCt.), im ganzen Staat um 1270 G, 4 pCt.). Die Zahl der Privatschulen hat in den Städten um 5 (6065 pCt.) ab, auf dem Lande um 31 (10 pCt.), im ganzen Staat um 26 (,s pCt.) zugenommen, die der Klassen um 161 (658 pCt. Die Vermehrung der gesammten öffentlichen und Privatschulen belief sch auf 383 (1,6 pCt.), die der Klassen auf 1431 G3,6 pCt.). Daß die Zahl der Privatschulen in den Städten sich vermindert, auf dem Lande dagegen sich vermehrt hat, erklärt sich dadurch, daß durch Hebung des 6ffentlichen Schulwesens das Fortbestehen von Privat- schulen 'in den Städten mehr und mehr überflüssig wird, wogegen sich auf dem Lande das Bedürfniß höherer Ausbildung der Kinder einzel⸗ ner Familien fühlbar macht. Die Zahl der evangelischen Schulen hatte sich in den Städten um 82 (45 pCt., auf dem Lande um 34 söa pet), im ganzen Staat um 116 (07 pCt.), die der Klassen in

den Städten um 611 (8,8 pCt.), im ganzen Staate um 550 (2,2 pCt.)

vermehrt. Auf dem Lande hatte sich durch einen jetzt berich⸗ tigten Irrthum früherer Tabellen eine Minderzahl von 61 Klassen ergeben. Die Zahl der katholischen Schulen hatte sich in den Städten um 51 6,8 pCt) auf dem Lande um 71 (69 pCt,), im ganzen Staat um 123 (1656 pCt.), die der Klassen um resp. 276 (101 pCt.), 300 (33 pCt.), 576 (4,9 pCt.) vermehrt, also in Stadt und Land relativ stärker, als die evangelischen Schulen. Gleichwohl, bemerkt der Be⸗ richt, bleibt das katholische Schulwesen auch jetzt noch in höherem Grade der Verbesserung bedürftig, als das evangelische. Die jüdischen Schulen hatten sich um 119 (844 pCt.) und in den Klassen um 144 60m pCt. und zwar nur in den Städten vermehrt. Die Steigerung dieser Zahlen hat indessen vornehmlich in einer Berichtigung der Ta— bellen ihren Grund.

Nekrolog.

Am 31. Oktober d. J. starb zu Pfoerten in der Lausitz der General⸗-Lieutenant a. D. Friedrich Wilhelm Magnus von Eberhardt. Der Verstorbene war am 11. August U9l geboren, der älteste Sohn des in der Schlacht bei Jna gefallenen Commandeurs des Regiments v. Grawert, Majors v. Eberhardt. Nachdem der junge v. Eberhardt im Jahre 1803 als gefreiter Korporal in das Infanterie⸗Regiment v. Sanitz getreten war, avaneirte er am 29. März 1806 zum wirklichen Fähnrich. In der Schlacht bei Jena sammelte er nach dem Heldentode seines Vaters die Mannschaften des Regi⸗ ments und führte sie, die Fahne in der Hand, zu einem neuen Angriff gegen den Feind, den der König im Jahre 1899 durch den Orden pour e mérite belohnte. Im Jahre 18068 wurde von Eberhardt in Glatz bei dem 3. Bataillon won Grawert) angestellt und besuchte die dortige Artillerieschule. Im Jahre

Y zum Leib⸗Infanterie⸗Regiment versetzt, bezog er 1810 die Kriegsschule zu Berlin und hospitirte an der Universität.

J nahm er mit seinem Regiment an dem Feldzuge in Ruß— land Theil. Am 4. April 181 wurde er zum Premier⸗Lieute—- nant befördert und erwarb sich im Gefecht bei Königswartha Creissig das eiserne Kreuz zweiter Klasse. Im Gefecht bei

Lindenau und den Schlachten von Groß⸗-Görschen und Bautzen

wurde von Eberhardt in das neue Garde-Regiment (2. Garde— Regiment zu Fuß) versetzt und focht mit diesem bei Leipzig, wo er so schwer verwundet wurde, daß ihm das linke Bein abge⸗— nommen werden mußte und er erst im Februar 1814 seinen Dienst wieder antreten konnte. Inzwischen war er (sam 13ten

ovember 1813) zum Stabs. Capitain ernannt und in das Kadettenhaus zu Potsdam versetzt worden, dessen Leitung er

im Jahre 1826 als Major erhielt und erst im Jahre 18650

niederlegte. Er war in dieser Stellung bis zum General⸗Major avancirt und erhielt bei seiner, im Jahre 18590 auf wiederholtes Gesuch erfolgten Verabschiedung den Charakter als General⸗ Lieutenant. Den Abend seines Lebens verlebte er in Pförten, wo ihn der König im Jahre 1857 noch durch die Krone zum Orden pour le mérite, und im Jahre 1859 durch den Stern

zum Rothen Adler -Orden zweiter K it Ei zeichnete. zweiter lasse mit , aus⸗

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten. Burg Stolzenfels.

3 Wandert man durch die Gemächer und Säle von Stolzenfels, so ist wie Riegel in seinen kürzlich erschienenen Deutschen Kunststudien hervorhebt das erste Gefühl, dessen man bewußt wird, sobald man wieder ins Freie gelangt, dieses, das hier ein Werk vor uns stehe, vollkommen und fertig aus Einem Guffe, ebenso als Ganzes gedacht, wie in allen Theilen bis ins Kleinste durchgeführt. Und dies grade ist das Kennzeichen des Meisterwerkes, denn nur ein großes Talent oder ein Genius vermag in solcher Fülle und Klarheit zu schaffen und zu bilden. Hier ist es Schinkel's Geist, der mit seiner klassischen Gewalt auch da durchdringt, wo mittelalterliche Styl⸗ formen ihm entgegentraten, der mit antiker Klarheit auch in das fremde Element eingedrungen und es zu reinerer Schönheit veredelt hat. Ein Kunstwerk der besten Art 1 uns so geworden, dessen Reiz durch die herrliche Lage ungemein gesteigert wird. Die vielthürmige Burg mit ihren trotzigen Zinnen leuchtet dem Rheinfahrer schon von weiter Ferne entgegen, und wenn er endlich den schattigen Waldweg an den Meilen⸗ steinen der alten Römer vorbei die ihn ernst an eine frühe Kultur dieser Lande gemahnen, hinaufsteigt und die Fläche des Thurmes be— tritt, da rauscht unter ihm der grüne Rhein von Braubach her bis über Koblenz hinaus. Die anmuthige Lahn in sein großes Bette aufnehmend, winkt er der alten Burg Lahneck einen freundlichen Gruß hinüber. Qher und Nieder Lahnstein dehnen sich lieblich auf den kleinen Ebenen, die auch hier die Vereinigung der bei—⸗ den Flüsse bezeichnen, mit ihren saubern Häusern und alten Thürmen aus, Ganz ungetrübt ist die Landschaft noch gen Koblenz hin, wo die Thürme der Stadt und die kühn drohende Veste Ehrenbreitenstein sie schließen. So bietet uns der Rhein mit seinen sonnigen Reben ufern, die Städte und Burgen in buntem Wechsel zieren, ein Bild der immer frischen Kraft eines fast überschwellenden Lebens. Es ist eine Umschau ohne Gleichen, denn selbst das Hochgebirge kann den leben- digen Reiz nicht üben, den die Gegenwart der Flüsse gewährt, die, von fernen Landen herkommend, zu fernen Landen hinziehen.

Wendet man vom Rheine den Blick auf Stolzenfels zurück, so steht die Burg unmittelbar vor uns. Wir erkennen als ihren Kern einen Thorbau, dem sich zu heiden Seiten im stumpfen Winkel Flü— gelbauten anschließen; dabei liegt der rechte Flügel als der Haupttheil des Ganzen gegen den Fluß hin, über welchem sich auf vorspringender Felsspitze noch eine kleine Schloßtirche jenem anreiht. Nur diese, welche etwas später als der übrige Bau ausgeführt ist, zeigt ihr Aeuße⸗ res in wohlbearbeiteten Hausteinen, während leider die Wandflächen der Burg mit Mörtel verputzt sind. Das Innere der Letzteren ist jedoch kunstvoll ausgeschmückt und mit einer großen Zahl von werthvollen Kunst⸗ gegenständen und kostbarem Hausgeräth ausgestattet. Ueberall herrscht das vollste Verständniß und die kundigste Anordnung. Der hervorrggendste aller Räume ist aber der kleine Rittersaal, ein quadratisches Zimmer von schlanken, gothischen Gewolben überdeckt. In der architektonischen Decoration spricht sich hier bei allem Reichthume des Goldes und der Farbe eine vollkommene Harmonie aus, die bedeutend noch durch farbige Glasgemälde erhöht wird, ihre Ergänzung aber erst in den Fresko—⸗ bildern findet, mit denen Stielke die Wandflächen geziert hat. Außer einigen einzelnen Figuren, Wappen und friesartigen Streifen sind es sechs große Darstellungen, die sich auf die Verherrlichung des Mittel⸗ alters beziehen, die darin aber ganz abweichend vom Hergebrachten sind, daß sie unter dem Bilde einer geschichtlichen Begebenheit eine Tugend oder eine Sitte feiern wollen, die ihren Höhepunkt und ihre Blüthe vornehmlich im deutschen Mittelalter gefunden. So ist die »Tapferkeit« veranschaulicht in Johann, dem blinden Böhmenkönig, der bei Créch 1346 den ö, suchte und fand; die Treue« ebenso in der Rettung Kaiser Rothbart's durch Hermann von Siebeneichen zu Sasa in Oberitalien. Für die »Minne« ist der Empfang Isa⸗ bellen's von England durch ihren Bräutigam Kaiser Friedrich II. ge⸗ wählt, für den »Gesang« eine Rheinfahrt Philipp's von Schwaben und seiner griechischen Gemablin Irene in Begleitung der bekannten Minnesänger. In der Herstellung des Landfriedens durch Kaiser Rudolf ist die »Gerechtigkeit«, in der Niederlegung der Waffen Gott— fried's von Bouillon in der Kirche des heiligen Grabes die »Beharr— lichkeit« dargestellt.

Der Geh. Archivrath Dr. v. Mörner hat soeben ein umfassendes Werk über »Kurbrandenburgs Staatsverträge von 161 bis 1700, nach den Originalen des Königlichen Geheimen Staats⸗ Archivs« (Berlin, G. Reimer), veröffentlicht. In demselben sind nicht blos die specifisch brandenburgischen, sondern alle, auf die sämmtlichen unter dem damaligen Kurhause vereinigten Lande bezüglichen Staatsverträge in der Form von Regesten zusammengestellt. Ausgeschlossen blieben jedoch die Verträge der frän—= kischen Linien, ebenso auch alle Familienverträge, die ihrem Inhalt nach rein privatrechtlicher Natur sind, so wie dergleichen Verträge mit

mn. . .