1868 / 12 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Commdr,. des 7. Pomm Inf. Regts,. Nr. 5g, in Genehm . seines Abschiedsge suchs, mit Pension z. Disp. gestellt. Frhr. v. He im rod, Oberst aggr. dem Gren. Regt. König Friedr. Wilh. JV. (1. Pomm.) Nr. 2, als Gen. Maj. mit Pens. der Abschied bewilligt. Gutbier, Portepee⸗

i n vom 5. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 48, mit

ension der Abschied bewilligt. des Barres Major 4. D., zuletzt Feen und Comp.-Chef im 1. Thür. Inf. Regt. Nr. 31, mit seiner

ension und der Uniform dieses Regiments zur Disp. gestellt. von Stegmann u. Stein, Hauptm. u. Comp. Chef voin 3. Nieder⸗ ar n Inf. Regt. Nr. 50, mit Pension und der Regts. Unif. der

lbschied bewilligt. v. Heydebrand u. d. Lasa, Hauptm. a. D., uletz Comp. Chef im 18. Inf. Regt. jetzigen 1. Pos. Inf. Regiment ian 18, der Char. als Major verliehen. Paris, Oberst und Commdr. des 4. Niederschl. Inf. Regts. Nr. 51, als Gen. Maj. mit Pens. der Abschied bewilligt. v. Haber, Pr. Lt. vom Schles. Ulan. Regt. Nr. 2, mit Pension und der Armee ⸗Uniform der Abschied bewilligt. von Zimmermann, Oberst und Commdr. des Hohenz. Füf. Regts. Nr. 40, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit Pens. zur Disp. . Hartmann, Hauptm. und Comp. Chef im 2. Rhein. Inf. tegt, Nr. 28, als Major mit Pension und der Armee ⸗Uniform der Abschied bewilligt. Preßler, Hauptmann und Comp. Chef vom 4. Rhein. Inf. Regt. Nr. 30 mit Pension und der Regts. Uniform der Abschied bewilligt. v. Bose, Maj. und etatsm. Stabsoff. im Rhein. Ulan. Regt. Nr. 7, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit Pens. und der Unif. des Westf. Ulanen⸗Regts. Nr. 5 z. Disp. gestellt. Herf, Maj. vom Schlesw. Inf. Regt. Nr. S4, mit Pens. und der Unif. des 3. Rhein. Inf. Regts. Nr. 29 der Abschied bewil— ligt. v. Kobylins ki, Hauptm. und Comp. Chef vom Istfries. Inf. Regt. Nr. 78, mit Pens. und der Regts. Unif. der Abschied bewilligt. v. Witzleben, Ob. Lt, aggr. dem Brandenb. Jäger⸗Bat. Nr. 3, als Oberst mit Pens. und seiner bisher. Unif. der Abschied bewilligt.

Bei der Landwehr. Den 9. Januar 1868.

v. Ran dow, Rittmstr. von der Kap. 2. Aufg. des 1. Bats. Berlin) 2. Garde⸗Landw. Regts. mit der Unif. des J. Garde⸗Landw. Kap. Regts. der Abschied bewilligt. Gr. v. Rothkirch-Trach, Rittm. a. D., zuletzt bei der Kav. Z. Aufg. 1. Bats. (Jauer) 2. Nieder⸗ schles. Landw. Regts. Nr. I die Genehmigung zum Tragen der Unif. des 5. schweren Landw. Neiter-Nlegts. ertheilt. v. Wilamowitz, Qberst Lt. zur Disp.,, von dem Verhältniß als Bezirks -Commdr. des 2. Bats. (Schweidnitz) 2. Schles. Regts. Rr. 11 entbunden.

Nach weisung der beim militgirärztlichen Personal im Monat Dezem— ber v. J. eingetretenen Veränderungen: Durch Verfügung des Chefs des Militair-WBedizinal— Wesens. Stehendes Den 3. Dezember. Br. Schuhl, bisher einjãͤhrig freiwill. Arzt im Anhalt, Inf. Regt. Nr. 93, vom 12. Dezember ab als etatsm. Unterarzt bei seinem bisher. Truppentheil angestellt.

Den. 4. Dezember. Dr. Bernigau. Assistenzarzt, attachirt dem Medizinalstabe der Armee, in gleicher Eigenschaft zum 6. Thür. Inf. Regt. Nr. 95 versetzt.

Den 19. Dezember. Dr. Bruno, Assistenzarzt vom 4. Ost- preuß. Gren. Regt. Nr. 5, in gleicher Eigenschaft zum Ostpr. Ulan.

Regt. Nr. 8 verseßz.

Den 23. Dezember. Dr. Vahl, Assistenzarzt vom Ostfries. Inf. Negt. Nr. 8, vom 1. Januar 1868 ab in gleicher Eigenschaft zum Kadettenhause in Berlin, Dr. Wetzel, Assistenzarzt vom Schles. Feld-⸗Art. Regt. Nr. 6, vom 1. Januar i868 ab in gleicher Eigenschaft zum 3. Schles. Drag. Regt. Nr. 15 versetzt. Dr. Moelkinann, Assistenzarzt vom 3. Rhein. Inf. Regt. Nr. 25, am 31. Dezember zur

Reserve entlassen.

e e r.

Den 27. Dezember. Dr. Weisbach, Assistenzarzu vom Ka.

dettenhause in Berlin, vom 1. Januar 1868 ab in gleicher Eigenschaft zum Garde⸗Füs. Regt. versezzt. Dr. Kirchhoff, bisher einjährig frei⸗ williger Arzt vom 1. Westf. Hus. Regt. Nr. 8, vom 1. Januar 1868 ab als etatsm. Unterarzt bei demselben Truppentheil angestellt. Dr. Rinke, Assistenzarzu vom 1. Westf. Inf. Regt. Nr. 12, vom (lsten Januar 1868 ab in gleicher Eigenschaff zum 4. Niederschl. Inf. Regt. Nr. Hl versetzt.

Den 28. Dezember. Dr. Salomon, Assistenz ⸗Arzt vom 2. Schles. Gren. Regt. Nr. l, vom 1 Januar 1868 ab in gleicher Eigenschaft zum 2. Hanseatischen Inf. Regt. Nr. 76 verfetzt.

Den 30. Dezember. Dr. Synogowicz, bisher einjährig freiwill. Arzt im 4. Pos. Inf. Regt. Nr. Hg, vom 8. Januar 1868 ab als etatsm. Unterarzt bei seinem bisher. Truppentheil angestellt.

Durch Disziplinar-Erkenntniß. Dr. Kotze, Unter⸗Arzt vom Sten Ostpr. Inf. Regt. Nr. 46, entlassen.

Gestor ben. Den 22. Dezember. Dr. Hilsenberg, Ober- Stabs⸗ und Regts. Arzt des Thür. Ulanen⸗Regts. Nr. 6.

H. In der Marine. Marine⸗Beamte.

Durch Verfügung des Marine⸗Ministeriums.

Den 7. Januar 1868. Bürgersheim, überzähl. Marine— Controleur, züm etatsmäß. Marine Controleur, Döring, Preuß, Mundt, Kehding, Brederlow, Werkstattschreiber, zu Werft Se' Fretairen, Säger, Werftschreiber, Heuchler, Hulfsschreiber, Hintze, Magazin ⸗Aufseher, Gillmann, Reschke, Lewerenz, Voegt, Adolph, Rautenberg, Häp ke, Huͤlfsschreiber, sämmtlich zu Werk“ stattschreibern, Scheffler, Stange, Baumeister, Hülfs⸗Magazin⸗ Aufseher, zu Magazin⸗Aufsehern, ernannt.

Den l9 Igaugr 1868. Bahr, Marine -⸗Zeichner, zum Zeich ner des Marine-⸗Ministeriums ernannt.

Durch Verfügung Sr. Excellenz des Herrn Kriegs- und Marine⸗Ministers.

Den 10. Januar 1868. Partenheim, Werft⸗Magazin. Controleur, zum Marine-⸗Rendanten ernannt.

Berlin, 15. Januar. Nachdem der Abgeordnete Dr. Virchow in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhanses die Vermehrung der Polizeicontraventionen und die geheimen Fonds zur Sprache gebracht, erwiederte ihm der Minisler des Innern Graf zu Eu len burg, was folgt: .

Auf die Gefahr hin, über einen Gegenstand, der einer lan⸗ gen Diskussion eigentlich wohl nicht werth wäre, dieselbe dennoch etwas auszudehnen, muß ich dem Herrn Abg. Virchow nach zwei Seiten hin etwas erwidern. Erstlich in Bezug auf die Vermehrung der Polizeicontraventionen und der dafür erkann— ten Strafen. Er machte die Anspielung, als ob die in dieser Beziehung bemerkte Steigerung in irgend einem Zusammen⸗ hange mit meiner AÄmtsthätigkeit oder mit der Reihe von Jah— ren, die ich im Amte bin, stehe und gab zugleich Andeutungen darüber, wie einer solchen Steigerung der Polizeicontraven— tionen von meiner Seite vorzubeugen wäre. Ich muß bestäti⸗ gen, was der Regierungs-Kommissarius beréits auch gesagt hat; eine ganz unbestrittene Thatsache ist, daß die bei Weitem große Mehrzahl dieser Contraventionen in dem gesteigerten Verkehr ihren Grund findet, namentlich auch in dem gesteigerten Fahrverkehr, daß die erlassenen Fahr⸗Ordnungen eine Menge von Bestimmungen haben einschärfen oder neu aufnehmen müssen, die bei der früheren, ruhigeren Bewegung der Fuhr⸗ werke auf den Straßen nicht nöthig waren, und daß dieser sehr vermehrte Verkehr des Fuhrwerks wirklich erst seit vier bi fünf Jahren sich so entwickelt hat. Eben so unschuldig, wie ich daran bin, daß der Verkehr sich so entwickelt hat, eben so un— schuldig bin ich daran, daß sich in Folge des Verkehrs eine größere Menge von Contraventionen ergeben hat. Ich halte es für ein Bedürfniß und für eine nothwendige Thäfigkeit der Polizei, gerade diesem Zweige des Verkehrs die besondere Auf⸗ merksamkeit zuzuwenden. Ich kenne eine Menge großer Städte, aber ich habe noch nicht eine Stadt kennen gelernt, in der so , 3 3 Berlin.

Es wird hier unverhältnißmäßig langsam gefahren und dabei sehr schlecht; es werden eine Henn von 6 umge⸗ fahren und Unglücksfälle aller Art herbeigeführt, die bei einiger Vorsicht und einigem Geschick der Kutscher wohl hätten ver— mieden werden können.

Wenn der Herr Abgeordnete Virchow sagt, es könne meiner— seits, um die Zahl der Contraventionen und deren Bestrafung zu vermindern, einestheils ein Auge zugedrückt und eine An. weisung an die Polizeibehörden erlassen werden, nicht so rigoröd zu verfahren, anderseits aber sei es der Selbsterziehung des Volkes zu überlassen, mit der Zeit sich der Eontraventtonen mehr und mehr zu enthalten, so muß ich dazu bemerken, daß es doch ganz unmöglich ist, daß ich eine Verfügung an die Polizeibehörden erlassen soll, sie sollten ergangene Vorschriften nicht befolgen zwar ein gescheidter und verständiger Polizei— beamter wird unter Umständen selbst ein Auge zudrücken, wenn er sieht, daß die Contravention nicht mit Abficht erfolgt und entschuldbar ist, aber von meiner Seite kann ich doch nicht eine Polizeiverordnung billigen und zugleich durch Circular-⸗Erlaß verfügen, sie solle nicht befolgt werden. Was ferner die Selbst— erziehung des Publikums anbetrifft, so können doch namentlich die Omnibuskutscher nicht ihrer eigenen Selbsterziehung anver— traut werden. ;

Wenn der Herr Abgeordnete meint, daß in Bezug auf die Handhabung des Straßenbestreuens zwischen öffentlichen und Privatgebäuden ein Unterschied wahrzunehmen sei, der zu Kla— gen Veranlgssung giebt, so wäre mir nichts erwünschter, als daß diese Klagen mir speziell zur Kenntniß gebracht würden. Daß bei den oͤffentlichen Gebäuden weniger rigorös verfahren wird, wüßte ich nicht, und namentlich erinnere ich mich eines speziellen Falles, wo gegen das Königliche Opernhaus mit Strafe, oder Execution vorgegangen wurde, weil auf dem Trottoir vor demselben kein Sand gestreut war.

Ich möchte mir noch eine Bemerkung erlauben in Bezug auf die geheimen Fonds. Es ist zwar hier der Ort nicht, diese Frage zu diskutiren, allein ich werde dazu veranlaßt durch Be— merkungen der Art, wie sie der Herr Abg. Virchow aufstellte, und die unwiderlegt leicht zu green. Misiverständnissen Anlaß geben könnten. Der Herr Abg., Heise hat vollständig Recht: Unsre Kriminalpolizei ist sehr thaͤtig. Daß Verbrechen unent— deckt bleiben, kann überall vorkommen, auch der thätigsten Polizei gegenüber. Die Behauptung, daß eine große Reihe schwerer Verbrechen nicht entdeckt worden sei, stimmt mit der Wahrheit nicht ganz überein, leider sind einige eklatante Fälle nicht

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ur Entdeckung gekommen, eine große Reihe von solchen Verbrechen daraus macht,

öchte sich schwerlich auffinden lassen. Allein die Erfolglosigkeit der e ü. der Kriminalpolizei führe ich wesentlich auf zwei Punkte surück. Erstens darauf, daß wir bisher noch nicht das aus— reichende Persongl haben, und das Haus, hoffe ich, wird immer bereit sein, die Mittel, die der Herr Finanzminister zu diesem Zwecke mir gewährt, zu bewilligen; zweitens darauf, daß, wie Fon dem Herrn Abg. Heise mit Recht hervorgehoben worden ist, die Kriminalpolizei durch ihre Beamten allein das nicht leisen kann, was von einer guten Kriminalpolizei verlangt wird. Sie muß Verbindungen im Publikum haben . sie muß sowohl über beabsichtigte Verbrechen, als über ausgeführte Verbrechen. Andeutungen bekommen aus den Kreisen des Publikunis selbst. Diese Andeutungen kann sie nur bekomnien, wenn sie Leute zur Hand hat, die sie be— zahlt, und die Leute, die sie für diesen Zweck hezahlt hat, ge— ben keine Quittung, und weil man von ihnen keine Quittung verlangen kann, darum werden die Fonds dafür »geheime« genannt. Das ist der ganze Sinn des sogenannten geheimen Fonds. Deshalb, meine Herren, habe ich die Behauptungen des Herrn Abgeordneten Virchow zu widerlegen versucht, weil ein weit verbreiteter Irrthum sich daran knüpft. Geheimer Fonds, das klingt immer so, als ob die Beamten damit ge— heime, d. h. unerlaubte Dinge machen. Diese Heimlichkeit ist eine gebotene, und wenn Sie zu dieser Heimlichkeit die Mittel nicht gewähren, dann dürfen Sie sich auch nicht beklagen, wenn große Verbrechen unentdeckt bleiben. . ö Nach den Ausführungen des Abg. Dr. Virchow in der Generaldebatte über den Etat des Ministeriums des Innern, erklärte der Minister des Innern Graf zu Eulenburg was folgt: Der Herr Abgeordnete hat damit begonnen, zu sagen, daß ich bereits über 6 Jahre im Amte sei. Das ist nicht richtig; ich bin erst 5 Jahre im Amte. Er hat meine Thätigkeit in zwei Perioden getheilt, bis zum Jahre 1866 hätte ich mich, so deducirte er, damit beschäftigt, auf die Wahlen und auf die Zusammensetzung dieses Hauses zu wirken. Allerdings ist das auch ein großer Theil meiner Thätigkeit gewesen, es war die Erfüllung meiner heiligen Pflicht, und wenn mir weiter nichts gelungen ist, als die Partei, zu der der Herr Abgeordnete gehört, bis, zum Jahre 1866 niederzu⸗ halten, so glaube ich, daß ich mir einen Anspruch auf den Dank des Vaterlandes erworben habe. Wäre die Partei nicht niedergehalten worden, so hätten wir das glorreiche Jahr 1866 nicht gehabt. Nach dem Kriege hat dieses Haus eine an— dere Physiognomie gehabt, und ich bin weit davon entfernt, mir dieses Verdienst zuzuschreiben: die Ereignisse haben es herbeigeführt. Seit dieser Zeit ist allerdings mir und jedem anderen Minister die Aufgabe zugefallen, zu organisiren, und wir sind derselben mit allen Kräften nachgekommen, Es fällt mir nicht ein, zu behaupten, daß ich ein besonderes Genie für Ver⸗ waltungs⸗Organisation hätte, doch glaube ich, daß ich wenigstens den⸗ jenigen hierin gleichstehe, die mich aufs Heftigste daruber atta— quiren. Ueber ein System sich auszusprechen, wie man orga⸗ nisiren wolle oder müsse, das ist sehr leicht; aber man hat es nicht mit tabula rasa zu thun, man hat es im Gegentheil mit gegebenen und zwar mit den verschiedentlichsten Verhältnissen zu thun. Außerdem sitzt der Minister im Staatsministęrium mit? gleichberechtigten Stimmen, man ist Diener seines Königs, und in solchen wichtigen Fragen hat jede Stimme gleiches Gewicht. Ein System kann in einem Kopfe leicht entspringen, wie es aber zur Aussührung kommt, das ist lediglich Sache des Zusammenwirkens von Per— sonen und Umständen. Es ist also viel leichter, in dieser Be⸗ ziehung zu kritisiren, als zu schaffen. Der Herr Abgeordnete wendet sich gegen mich persönlich und gegen die Art, wie ich die Beamtenstellen meines Ministeriums und die Stellen in den höheren Verwaltungskreisen besetze. Er lobt mich, daß ich in dieser Beziehung einen parlamentarischen Sinn entwickle, tadelt mich aber zu gleicher Zeit, daß ich die Männer meines Ver⸗ trauens wesentlich von dieser Seite des Hauses (rechts) nehme. Meine Herren, daß ich in dieser Beziehung parlamentarisch bin, versteht sich ganz von selbst, weil man natürlich zuerst an diejenigen

Personen denkt, die einem durch nähere Berührung als tüch—

tige, brauchbare, patriotische Männer bekannt werden. Unter dieser Ge eng gun! kann ich mir aber doch nur solche Männer auswählen, die meiner politischen Meinung nahe stehen. Ich kann mir nicht in mein eigenes Lager die Feinde hineinlochen. Es wäre ich weiß nicht gleich, welchen Ausdruck ich brauchen soll wirklich eine Art Blödsinn, wenn ich diejenigen, mit denen ich zu arbeiten habe, aus einem Lager hernehme, das nur darauf bedacht sein kann, mir zu widerstreben, mir mit Rath⸗ schlägen zur Seite zu stehen die mich von meiner Bahn ableiten, oder dasjenige nicht ausführen, wa ich will. Es ist das, soviel ich mich erinnere, das erste Mal in meinem Leben, daß man einem Minister einen Vorwurf

—ͤ daß er sich seine Beamten aus einer Parte wählt, welcher er angehört, welche auf Seiten der Regierung steht. Im Uebrigen glaube ich, daß ich in der Wahl der Be⸗ amten, welche gerade durch meine Initiative in ihre Posten gebracht sind, nicht unglücklich gewesen bin. Die Herren, welche hier genannt worden sind, gehören zu den ausgezeichnet⸗ sten Beamten, die wir haben. Der Herr Abgeordnete ging von da dazu über, zu sagen, die jetzige Organisation und ihre Unhaltbarteit beweise sich recht deutlich an dem augen—⸗ blicklichen Nothstande in Preußen. Wie der Nothstand in Preußen hierher gehört, ist zwar schwer zu begreifen, allein es ist mir, aufrichtig gesagt, angenehm, daß ich Gelegen— heit habe, mich darüber aussprechen zu können. Den Vorwurf, daß die Behörden in Preußen nicht ihre Schuldigkeit gethan hätten und auch jetzt nicht thäten, weise ich auf das Allerbe— stimmteste zurück. Die Behörden in Preußen sind rechtzeitig davon unterrichtet gewesen, daß ein Nothstand zu befürch⸗ ten sei und haben ihrerseits mich von dieser Befürchtung sofort unterrichtet. In der Natur der Sache aber lag es, daß über— haupt das Bewußtsein von dem eintretenden Nothstande und dem möglichen Umfange desselben im vorigen Jahre erst sehr spät lebendig wurde, weil die ganzen Ernteverhältnisse so extraordinaire waren, daß man sich bis zum September noch darüber täuschte, wie groß denn eigentlich der Ausfall sei. Sobald es aber festgestellt war, daß, veranlaßt durch die Regengüsse, die bis spät in den Sommer hinein dauerten, man selbst die schlechte Ernte, die gewachsen war, nicht zum Ein⸗ scheuern brachte, trat der volle Begriff des Nothstandes ein. Und in demselben Augenblick ist die Staatsregierung davon benachrichtigt worden. Sie hat nicht gesäumt; sie hat sofort eine Konferenz, die in meinem Ministerium stattgefun⸗ den, anberaumt und dazu die kompetentesten Personen, den Ober⸗ Präsidenten Eichmann u. s. w. zur Berathung der Fragen ein⸗ geladen: wieist zu helfen? welche Aufgaben stellt der Nothstand dem Staate? welche den Lommunen? und welche dem Kgl. Domainen⸗ und Forstfiskus? Die Resultate dieser vorläufigen Besprechung sind darauf, wie Sie ja wissen, mit den Abgeordneten der Pro⸗ vinz einer näheren Erörterung unterworfen worden und haben auch nach allen Richtungen hin die Billigung dieser Herren erlangt. Darauf hin ist das Gesetz ausgearbeitet worden, was hinterher dem Landtage vorgelegt und von demselhen angenom⸗ men worden ist. Wenn der Herr Abg. Virchow sagt: noch im Augenblick der Berathung des desfallsigen Gesetzes sei der ge⸗ forderten Summe eine Million hinzugesetzt worden, also sei von der Regierung das Bedürfniß zu gering veranschlagt worden, so ist das nicht richtig, es war bereits in dem Augenblicke, als das Gesetz zur. Berathung, kam eine Million angewiesen worden. Jene Million mußte in da

Gesetz noch eingeschoben werden, um für das Angewiesene ein gesetzliches Deckungsmittel zu haben. Das war der Grund da⸗ von. Es steht mir nicht zu, zu sagen, die Regierung habe mit dem Gelde, welches von dem Landtage gefordert und von die— sem bewilligt worden ist, ihren Verpflichtungen genügt. Wäh⸗ rend der Diskussion des Gesetzes ist immerfort darauf hingewie⸗ sen worden, wie viel das augenblickliche Bedürfniß erfordere, daß die Regierung sich aber vorbehglte, mit neuen Ansprüchen an den Landtag zu treten, wenn die Dinge sich derart gestalten soll⸗ ten, daß eine Mehrbewilligung nothwendig sei. Die Weisungen, die demnächst an die Regierungen ergangen sind, sind auf das stricteste und mit der größten Thätigkeit befolgt worden; es ist namentlich den Behörden auch zuzuschreiben, daß sie alle die⸗ jenigen Corporationen, welche zur Armenpflege verbunden sind, in eine lebhafte und rege Thätigkeit gebracht haben, und es ist daneben, Gott sei Dank! der Wohlthätigkeitsgeist der ganzen preußischen Bevölkerung erwacht, um aus freiwilligen Gaben auch reichliche Summen zusammenzubringen, die der Noth Abhülfe zu schaffen im Stande sind. un ist aber ein Faktum eingetreten, das ich in seiner Begründung und in seinem ersten Anstoße nicht so charakterisiren will, wie es mir manchmal vorgekommen ist, daß es charakterisirt werden müßte. Es sind aus Ostpreußen zwei oder drei Artikel über den Umfang der Noth laneirt worden, die sofort als sehr interessante und auf Herz und Gemüth wirkende Beschreibungen des dortigen Nothstandes den Lauf durch alle Zeitungen genommen haben. Diese alarmirenden und ganz enorm übertriebenen Artikel haben die öffentliche Neinung eine Zeit lang beherrscht und dieselbe in zwei Theile gespalten. Entweder hat man gesagt, da verhungern ja Hunderte von Leuten, ohne daß die Regierung sich darum bekümmert; auf der anderen Seite hat man gesagt, es ist Alles voll⸗ ständig unwahr, was von dem dortigen Nothstande gesagt wird, die ö wollen blos Kapital schlagen aus einer schlech— ten Ernte, die sie gehabt haben, um bei dieser Gelegenheit Eisen⸗ bahnen und k gebaut zu erhalten. Auf der einen Seite also ist man dahin gekommen, den Stein auf die Regie⸗ rung zu werfen, auf der andern Seite ist man dahin gekom—

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