1868 / 35 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

einen Gemüse⸗ und Blumensamen. Unter 109 M. die für die Zucht von irn nm bestimmt sind, werden allein 24 M. mit Astern bestelöt, die in ca. 220 Sorten gezogen werden. Die Zucht von Sevkoyensamen in ca. 200 Sorten wird in 60,090 Töpfen auf über- dachten Stellagen betrieben. In den Häusern sind 18000 Töpfe mit rimuja chinensis, 5000 Töpfe Tinnerarien, 2900 T. Gloxinien, 3009 T. Eile hlatien u. s. w. aufgestellt. Der Export des Geschäfts beträgt jchrlich ca. LE GöGoG0 Ctr. Sämereien, worunter 2000 Ctr. Zuckerrübensamen, Im Geschäft sind 40 Gehülfen und 350 Arbeiter thätig. Der Ober= amtmann Martin Grashoff verwendet 1600 M. Acker und 37 M. Gärten zur Samenzucht, vom Acker ca. 1009 M. für den Samen von Zuckerrühen und Futterkräutern. Das Geschäft exportirt jährlich ca. 9900 Ctr.,, wovon etwa 5000 Ctr. Rüben samen sind. Grashoff, beschäftigt ca. 200 Leute. Zu den rößeren Gärtnereien gehören noch die von Gustav Keilholtz 6h M. Acker und 15 M. Gärten; feinere Blumensämereien), Samuel Lorenz Ziemann (400 M. Acker und 24 M. Gärten; Topf- und Baumgärtnereih und von Aug. Gebhardt (100 M. Acker und 14 M. Gärten). ußerdem sind noch zu nennen Römer, Wenzel, Verclas, Andreas Ziemann, Sachtleben, Schickardt, Ketten beil, Zappe u. m. A. mit zusammen 200 M. Acker und 50 M. Gärten die sich mit der Anzucht von Topf und Freilandpflanzen und der n n g. von Bouquets, Kränzen u. dgl. aus getrockneten und aufgefärbten Blumen beschäftigen.

Der . der Quedlinburger Sämereien geht nach Frankreich, England, Oesterreich, der Schweiz, Rußland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Amerika. Der Grashof'sche Katalog liegt uns in französischer und englischer Sprache vor und wir entnehmen der fran⸗ ai ee ,, daß das Geschäft in Paris einen eigenen Ver- reter hat.

Der Preis der Quedlinburger Sämereien ist natürlich sehr ver⸗ schieden. Von den billigsten Blumen⸗Sämereien, die nur einige Groschen per Loth kosten, steigt er bis zu hohen Preisen. Calzeo—⸗ larien, Gloxinien, Fenzlien erreichen in einzelnen Gattungen den Preis von 25 Thlr; per Loth; die Aster, die schon mit 4 Sgr. per Loth käuflich ist, steigt in einzelnen Sorten bis 18 Thlr, die Aurikel his 15 Thlr. die Escholtzie bis 12 Thlr. per Loth; Levkoyensamen ist chon mit 4 Sgr. per Loth zu haben, von der großblumigen Kaiser- Levkoye wird aber das Korn mit 6 Pfennigen, bei einer Liliensorte (Lilium auratum) mit 2 Sgr. berechnet.

Aus dem Neuen Museum in Berlin.

Der Grabstein des Aristion (im Lycischen Hof n. 281) ist ein, nach der Schrift des Professors Friederichs über die Gypsabgüsse im Neuen Museum der attischen Kunst (alt— k Periode) angehörendes Marmorrelief, im Jahre

838 zu Velanideza im östlichen Attika von Pittakis gefunden, in Athen in der Sammlung des Theseion befindlich. Das feine Relief läßt auf die Hinzufügung von Farbe schließen, die sich auch reichlich, doch nicht am Nackten, mit Ausnahme von Lip— pen und Auge, erhalten hat. Der Grund des Reliefs war roth bemalt, blau der Panzer und wieder roth die Verzierungen auf demselben. Die Achselklappe war auf der Schulter mit einem Stern und der auf der Brust liegende Theil mit einem Thierkopf verziert, den Panzer selbst umzog ein dreifaches, mit eingeritzten, mäanderartigen Ornamenten verziertes Band, unter der Brust, über der Hüfte und in der Mitte der über den Leib herabhängenden, metallbeschlagenen Lederstreifen. Der Helm— busch war von Metall angesetzt, man bemerkt noch die Spuren der Einfügung. Die Beinschienen sind ganz den For— men des Beins nachgehildet, der Panzer nicht. Er ist vielleicht von Leder zu denken, wie der Panzer der äginetischen Statuen, oder, was wohl richtiger, als ein Metallpanzer der älteren Form, als man noch nicht die anatomischen Details von Brust und Rücken im Panzer wiedergab, wie es auf spä— teren Monumenten und in allen erhaltenen griechischen wie römischen Panzern der Fall ist. Jedenfalls sieht man aber doch an den Beinschienen, wie sich schon hier das griechische Prinzip Bahn bricht, die Bewaffnung, ähnlich wie die Gewan— dung, in einer den Formen der Natur genau entsprechenden Weise zu bilden. Die uns erhaltenen Beinschienen sind sämmt— lich in dieser Weise gearbeitet.

Das Monument schmückte das Grab eines alten Atheners, dessen Name, Aristion, auf der (hier nicht vorhandenen) Basis angegeben ist. Es giebt ein Bild des Verstorbenen, zwar noch steif figurirend, ohne Handlung und Ausdruck, aber doch in charakteristischer Weise, nur ohne Portraitähnlichkeit im Gesicht. Wir sehen einen jener alten Athener vor uns, einen der Marathons— kämpfer, von denen namentlich Aristophanes eine lebendige Vor—⸗ stellung giebt, der ihre altfränkische Tracht verspottet, aber ihre sittliche Tüchtigkeit bewundert. Diese Statue ist die anschau⸗ lichste Erläuterung der Zustände damaliger Zeit.

Das Werk ist mit größter Sorgfalt gearbeitet; hätten noch alle die zierlichen, durch Malerei angegebenen Details am Panzer

zu den Worten des Dichters und zugleich

ihre frühere Frische, wir würden sogleich einen den feinsten alter. thümlichen Vasen und Skarabäen ähnlichen Stil erkennen Denn diesem bis ins Kleinste treu und sorgfältig detaillirenden Kunststil, der dem Stil des Epos auf dem Gebiet der Poesie entspricht, gehört das Werk an. Im Nackten ist freilich nicht dieselbe Vollendung, man hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß die rechte Hand noch ohne alle Angabe des ang— tomischen Details gebildet ist. Die Art übrigens, wie der Arm herabhängt, ist, im Gegensatz zu den straff angespannten Ar. men der alten Apollostatuen, schon frei und natürlich, nur daß die Hand noch festgeschlossen ist.

. Charakteristisch scheint auch für diesen Stil der enge Raum, in den die Figur »hineinökonomisirta ift, es ist an andern, ähnlichen Grabreliefs ebenso. Später bewegen sich die Figuren viel freier auf ihrem Raum.

In alterthümlichen Schriftzügen sind unter der Figur die Worte angebracht: Werk des Aristokles. Dieser altattische Künstler ist wahrscheinlich ein Zeitgenosse jenes Kritios, von dem wir die Gruppe der Tyrannenmörder (n. 24. 25) haben, und des Künstlers der Penelope (9. 26), an welcher wir eine ähnliche Bildung der Hand bemerken. Wenn uns sein Werk nicht so bedeutend erscheint, wie jene, so mag das wenigstens zum Theil von der Verschiedenheit des Gegenstandes herrühren.

Das deutsche Gewerbe⸗-Museum in Berlin

hat unter dem im Oktober gewählten definitiven Vorstande, dessen Vorsitzender Se. Durchlaucht der Herzog von Ratibor ist, am 12. Januar seine Unterrichtskurse eröffnet.

Zum Lokal des Gewerbe⸗Museums sind die Räumlichkeiten des Gropius'schen Dioramas vorläufig auf sechs Jahre miethet und dem Zweck entsprechend Vamentlich hat man im oberen Geschoß Zeichenklassen mit Oberlicht hergestellt, die Räume im ersten Stock für die Auf— nahme des Museums, der Bibliothek u. s. w. passend aus. gestattet. Die Sammlungen selbst haben noch nicht dem Ge. irn übergeben werden können, wohl aber die Unterrichts.

nstalt.

Diese ist am genannten Tage mit sieben Klassen ins Leben getreten. Für Elementarzeichnen (Baumeister Jacobsthah, für Ornamentzeichnen Professor Loh de und Baumeister Hey⸗ den), für gebundenes Zeichnen für Maschinenbauer und Bau— handwerker, in Verbindung mit Projectionslehre, Schatten— Constructionen und Perspektive (Ingenieur Greiner), für verbunden mit Vorträgen über Anatomie und

Froportionslehre (Maler Wisniewskyz, für dekoratives Malen für Decorations und Stubenmaler (Maler Schneider), für Modelliren in Thon und Wachs (Bildhauer Göritz), endlich für Composition (Baumeister Kolsch er).

Die Untexrichtsstunden fallen fast ausschließlich auf die für Gewerbtreibende freie Zeit, an den Sonntagen und an den Abenden der Wochentage. Der Preis für die Kurse wird nie— drig angesetzt, um deni Arbeiterstande eine möglichst zahlreiche Theilnahme zu ermöglichen.

„Die Theilnahme ist so groß, daß zum Theil die Räumlich— . * . . ü , der Sonntags⸗ nterricht im Elementarzeichnen zählt über 70 Schüler, die ganze Anstalt etwa 250. . . 6 . „In der verwichenen Woche ist der Unterricht noch durch Eröffnung dreier Vorlesungs-Cyklen, gleichfalls Abends, ver— vollständigt worden: hr. Buff trägk chemische Technologie mit Versuchen vor; Professor Dr. Rosenthal Farbenlehre mit Rücksicht auf die Gewerbe, durch Versuche erläutert, Dr. Julius Lessing Geschichte des Kunstgewerbes mit Be— nutzung der Sammlungen. Der Stock für die letzteren, deren Eröffnung bevorsteht, ist in erster Linie durch Ankäufe auf der Pariser Weltausstellung gebildet, zu welchem Zwecke 15,000 Thaler aus Staatsmitteln angewiesen worden sind. Auch sind von Einzelnen nicht unbe— deutende Geschenke überwiesen worden. Außerdem hofft man, durch Anwendung des von anderen Orten, zumal in London und Wien, mit Erfolg versuchten Leihsystems und durch Auf— stellung verkäuflicher Sachen zeitweise bedeutende Werke der Kunstindustrie dem Studium darzubieten, namentlich aber die eigenen Sammlungen durch planmäßige Erwerbungen nach in der vorhandenen Mittel zu bereichern und zu vervoll— ändigen.

; U ge eingerichtet worden.

Das Abonnement beträgi 1 Thlr. für das Dierteljahr.

Alle Post⸗Anstalten des In- und Auslandes nehmen Sestellung an, für gerlin die Expedition des Königl. Preußischen Staats-Anzeigers: Jäger⸗Straste Nr. 10.

Gwischen d. Friedrichs · u. Aanonierstr.)

AM 35.

Berlin, Montag, den 10. Februar, Abends

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Den im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten als Hülfsarbeiter beschäftigten Berg⸗Rath Freiherrn von der Heyden-Rynsch zum Ober⸗Berg⸗Rath zu ernen⸗

nen, und . Dem hiesigen Gips-Fabrikanten Heinrich Gustav Otto

Kühne das Prädikat eines Königlichen Hof-Lieferanten zu

verleihen.

Berlin, den 10. Februar 1868.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin ist heute früh um 3 Uhr zur Freude Sr. Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin und des ganzen Königlichen Hauses im hiesigen Kronprinzlichen Palais von einem Prinzen glück— lich entbunden worden. Dies erfreuliche Ereigniß wurde den hiesigen Einwohnern durch Lösung der üblichen Kanonenschüsse bekannt gemacht. .

Die Hohe Wöchnerin, sowie der neugeborene Prinz befinden Sich in bestem Wohlsein.

Das 7. Stück der Geset⸗Sammlung, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthält unter ö.

Nr. 6976 das Gesetz, betreffend die Erhöhung der Kron⸗ Dotation. Vom 27. Januar 1868; unter

Nr. 6977 den Allerhöchsten Erlaß vom 18. Januar 1868, betreffend eine Abänderung des Statuts des Magdeburg⸗Rothensee⸗ Wolmirstedter Deichverbandes vom 1. März 1868, unter

Nr. 6N8 den Allerhöchsten Erlaß vom 27. Januar 1868, betreffend die Rangverhältnisse der Justizbeamten für die neu erworbenen Landestheile; und unter

Nr. 6979 das Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreis⸗Obligationen des Goldaper Kreises im Betrage von 80, 000 Thalern II. Emission. Vom 4. Februar 1868.

Berlin, den 19. Februar 1868. . GesetzSammlungs⸗-Debits-Comtoir.

Justiz⸗Ministerium.

Der Stadtrichter Hierse menzel hierselbst ist zum Rechts— anwalt bei dem hiesigen Stadtgericht und zugleich zum Notar im Departement des Kammergerichts, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Berlin, ernannt worden.

Der Gerichts-Assessor Brettner in Naumburg a. S. ist zum Rechtsanwalt bei dem Kreisgericht in Suhl und zugleich zum Notar im Departement des Appellationsgerichts zu Naum⸗ burg a. S., mit Anweisung seines Wohnsitzes in Schleusingen, ernannt worden.

Finanz⸗Ministerium.

Nach einer Mittheilung des Fürstlich schwarzburg⸗sonders⸗ hausenschen Ministeriums ist „) durch Bekanntmachung desselben vom 5. v. M. zur Ein⸗ lösung der präkludirten, auf Grund des Gesetzes vom 265. Okto—⸗

ber 1859 für die Staatsschulden⸗Verwaltung emittirten Fürstlich

schwarzburg⸗sondershausenschen Einthalerkassenscheine noch eine weitere Frist bis zum 31. Mai des Jahres 1868 gesetzt, derge—⸗ stalt, daß nach Ablauf der verlängerten Frist eine weitere Ein⸗ lösung der fraglichen Kassenscheine nicht mehr stattfinden kann,

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vielmehr für die Inhaber dieser Kassenscheine die in den Bekannt⸗ machungen des Fürstlichen Ministeriums vom 12. Oktober 1866 36 27. August 1867 erwähnten Nachtheile unwiderruflich ein⸗ reten;

2) durch Bekanntmachung desselben Ministeriums vom 7ten v. M. der Endtermin der durch Bekanntmachung vom 13. De— ember 1869 noch fernerhin gestatteten Einlösung der auf Grund es Gesetzes vom 20. Dezember 1855 für den Kammer-Schul⸗ den-Tilgungsfonds emittirten Fürstlich schwarzburg-⸗ sonders⸗ hausenschen Zehnthalerkassenscheine auf den 1. März 1868 fest⸗ gesetzt worden, dergestalt, daß alle Inhaber solcher Kassenscheine dieselben vor dem Ablaufe des Endtermins bei der Fürstlichen Staatshauptkasse zu Sondershausen Behufs der Ersatzleistung einzureichen haben, nach dem Ablaufe dieses Termins aber eine Ersatzleistung für dieselben in keinem Falle mehr stattfindet, vielmehr für die Inhaber solcher Papiere die in den früheren Bekanntmachungen des gedachten Ministeriums angedrohten Nachtheile unwiderruflich eintreten.

Berlin, den 18. Januar 1868. Der Finanz-Minister. Der Minister für Handel, Gewerbe

v. d. Heydt. und öffentliche Arbeiten.

Im Auftrage: Moser.

An sämmtliche Königliche Regierungen.

Preußische Bank. Wochen ⸗Uebersicht

der Preußischen 2 vom 7. Februar 1868. c ti va. ) Geprägtes Geld und Barren ..... ..... .. Thlr. S5, 484,000 23 Kassen⸗Anweisungen, Pxivatbanknoten und Darlehnskassenscheine 1,838,000 3) Wechsel⸗Bestände 69/622, 00 ; 16,959, 000 19,375,000 8

und Activa Pa ss

Banknoten im Umlauf Depositen⸗Kapitalien . Guthaben der Staats-Kassen, Institute und Privatpersonen, mit Einschluß des Giro⸗Verkehrs 7,227,000 Berlin, den J. Februar 1868. Königlich Preußisches Haupt-Bank-Direktorium. von Dechend. Kühnemann. Boese. Rotth. Gallenkamp. Herrmann.

Lombard⸗Bestände Staatspapiere, verschiedene Forderungen Thlr. 133,690,000 20 556, 000

Berlin, 10. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachbenannten Offizieren die Erlaub⸗ niß zur Anlegung der ihnen verliehenen Decorationen zu er⸗ theilen, und zwar:;

des Groß-Offizier-Kreuzes des Großherzoglich a, n Ordens der Eichenkrone:

dem General-Lieutenant von Hanneken, Kommandan⸗

ten von Mainz; ö des Komthuür-Kreuzes erster Klasse des Herzoglich sachsen-ernestinischen Haus-Ordens;

dem General⸗Telegraphen⸗Direktor des Norddeutschen Bun⸗ des, Obersten von Chauvin, so wie

des Ritterkreuzes erster Klasse desselben Ordens: dem Hauptmann und Compagnie⸗-Chef Freiherrn von Lüdinghausen, genannt Wolff, vom Kadetten-Corps.