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Die eigentliche wissenschaftliche That des Buches liegt in seinen beiden ersten Theilen beschlossen. Der dritte, der das durch Jahr⸗ hunderte aufgesammelte Material sichtet und ordnet, hat in der Dekonomie des Buches den Werth, den thatsächlichen Beweis zu liefern, daß die Ausführungen der ersten Theile des realen Hintergrundes nicht entbehren. Es wird in erster Linie die gesammite theologische Litergtur von den Kirchenvätern an durchge⸗ nommen, und es werden mit Sorgfalt alle Andeutungen zusammen
estellt, die für irgend eine Abtheilung in dem vorher construirten Fachwerk der neuen Disziplin Ausbeute liefern. Aber nicht allein bie Theologen müssen beisteuern, ihnen zunächst an Wichtigkeit stehen die Gewährsmänner der benachbarten Kunstwissenschaft von Theophilus Presbyter und von Vasari an bis auf die noch Lebenden herab. Dann aber giebt auch die poetische Kunstbeschreibung (vom 9. Jahrhundert an), die profane Geschichtschreibung und die Encyllopädie mannichfache Beiträge von erheblichem Werth. Genaue literarische Nachweisungen erleichtern hier wie überall die Kontrole.
Im Allgemeinen gewinnt die Kunstwissenschaft durch das Werk die Erschließung bisher nicht benutzter Quellen für das Verständniß der Kunst früherer Epochen und die Ergänzung ihrer Würdigung der Kunstwerke durch die Betrachtung aus einem in seiner scharf accentuirten Betonung neuen Gesichts⸗
punkte.
Hans Ferdinand von Arnim.
Hans Ferdinand von Arnim wurde am 21. Oktober 1800 zu Berlin geboren. Sein Vater war der Königliche Major im Regiment Gendarmes (Kürassier⸗Regiment Nr. 10 der alten Rangliste Hans Ludwig Friedrich von Arnim. Auf dem Friedrich ⸗Werderschen Gymnasium zu Berlin vorgebildet, bezog der junge von Arnim 1820 die . zu Königs⸗ berg, um sich dem Studium der Medizin und Chirurgie zu widmen. Von Königsberg ging er 1821 nach Berlin und 1822 nach Halle, wo er seine Studien beendete und 1824 promovirte.
Rachdem der Dr. von Arnim 1825 seine Staatsprüfungen bestanden, machte er im folgenden Jahre im Auftrage des damaligen Kultusministers von Altenstein eine wissenschaftliche Reise nach Paris, wo er sich der besonderen Förderung Hum⸗ boldt's bei seinen Zwecken zu erfreuen hatte. Nach seiner Rück⸗ kehr 1827 domieilirte er sich in Berlin als praktischer Arjzt, zu⸗ nächst vielfach von Heim als Hülfsarzt benutzt. .
Im Jahre 1828 wurde Dr. von Arnim korrespondirendes Mitglied der philosophisch-medizinischen Gesellschaft zu Würz burg, 1830 der medizinischen Gesellschaft zu Halle, welches letztere er seit seiner Studienzeit bis zu seinem Tode jedes Jahr 1 besuchen pflegte.
Mit Vorliebe widmete er sich, wie die »Neue Preuß. Ztg.« berichtet, der Armen-Praxis, wofür ihm mehrere Male die be⸗ sondere Anerkennung der städtischen Behörden ausgesprochen wurde, wie er denn auch am Elisabeth Krankenhause und an⸗ deren wohlthätigen Anstalten viele Jahre lang unentgeltlich als Arzt fungirte.
36 Cholerazeit 1837 veröffentlichte er eine kleine Schrift zur Belehrung des Publikums über das Verhalten bei dr Cholera⸗Epidemie, welche bei Behr erschien. 1838 wurde er Mit⸗ alled der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache, 1840 Mitglied des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg. 84 rnannte ihn Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen zu Höchstseinem Leibarzt, 1844 erhielt er den Kaiser⸗ lich russischen St. Annen⸗Orden 3. Klasse und wurde zum König⸗ lichen Geheimen Sanitäts⸗Rath ernannt,; 1847 wurde er Mit⸗ glied des Kuratoriums des neuen Hospitals, 1848 erhielt er den Rothen Adler⸗Orden 4. Klasse und 1855 den Rothen Adler⸗ Orden 3. Klasse mit der Schleife.
Im Herbst v. J., kurz nach seiner Rückkehr von Helgoland, fing Dr. v. Arnim an zu kränkeln, ohwohl er noch fast bis zum Schlusse des Jahres seinen Berufspflichten oblag. Bald nach Reujahr erkrankte er ernstlicher und starb am Morgen des 24. März d. J. in der Mitte seiner Familie,
Sein Gräb befindet sich auf dem alten Jerusalemer Kirch- hof am Halleschen Thor, nicht weit von dem Eingang, an dem er viele Jahre lang im Sommer täglich vorübergekommen, wenn er zu den grunen Linden seiner Villa auf dem Johannis- tisch ging. Und eine grüne Linde soll auch, wie er letztwillig verfügt hat, auf sein Grab gepflanzt werden, das ein einfacher Stein mit seinem GeschlechtsWappen, Namen, Geburts- und
e, . deckt, und seinem Wahlspruch darüber: Soli Deo gloria!
Benjamin Vautier.
Die »Zeitschrift für bildende Kunst« bringt in ihrem 7. Hefte den Holzschnitt einer Originalzeichnung von Benjamin
Vautier Unangenehme Begegnung« und schickt der Besprechung dieses Bildes Mittheilungen voraus über die Düsseldorfer Schule, sowie über den ihr angehörenden genannten Künstler, denen wir bezüglich des letzteren Folgendes entnehmen:
Benjamin Vautier ist 1830 zu Genf geboren. Er kam 1850 nach Düsseldorf, studirte, da er in der Heimath schon vorgebildet war, nur ein Jahr auf der Akademie und ward dann Privatschuͤler von Rudolf Jordan, unter dessen Leitung er sofort anfing, eigene Compositionen auszuführen. Mit Aus⸗ nahme eines Aufenthaltes in Paris von 1856 — 57 ist er immer in Düsseldorf geblieben, Vautier's bedeutendere Bilder sind die folgenden: »Eine Auction; »der Antiquitätensammler«; „Bauer und Makler« (in der Galerie zu Basel); »der Leichen⸗ schmaus« (im städtischen Museum zu Cöln); »Frauen, aus der Kirche kommend, überraschen ihre Männer in der Kneipe beim Kartenspielen« (in der städtischen Galerie zu Leipzig), »Ueber— fahrt über den brienzer Seen; Bauern in einer Bildergalerie; »in der Kirche (bekannt durch den Stich von Bart elmeß) eine Spinnerin« vom Verein für bildende Künste in Berlin als Nietenblatt vervielfältigt); »Erzieher und Zöglinge« (ge⸗ stochen von Habelmann); »die Nähschule« (wird von Lüderitz gestochen); »eine Liebesbotschaft? Kgestochen von Sagert); »ein neuer Schüler« und »nach der Schulen (beide lithographirt von Milster). Das oben erwähnte Bild Unangenehme Begegnung⸗ stellt einen vom Jahrmarkt heimkehrenden angetrunkenen Bauer dar, der im Begriff steht, den ihm begegnen den Pfarrer höflich und freundlich zu grüßen, aber nur mit Mühe den Hut zu lüften vermag. — AUußer diesen Bildern, die hier nicht nach der chronologischen Folge ihres Entstehens angegeben sind, hat Vautier noch eine Menge von kleineren Bildern geschaffen, so wie Zeichnungen und Illustrationen.
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Der Austernbetrieb an den deutschen Nordseeküsten.
In der unlängst im Verlag von Fr. Kortkampf in Berlin erschienenen Schrift des General ⸗Konsuls J J. Sturz: »Austernbe⸗ trieb in Amerika, Frankreich und England mit Hinblick auf die deutschen Nordseeküsten« wird in Bezug auf den Umfang und die Verhältnisse des Austernbetriebs an den deutschen Nordseeküsten her- vorgehoben, daß sich an der holsteinischen Küste keine natürlichen Austernbänke gebildet haben. Die sogenannten holsteinischen Austern sind immer nur schleswigsche oder nordfriesische.
Nordwärts von der Insel Nordstrand, der südlichsten, vor Husum belegenen Insel der sogenannten nordfriesischen Uthlande, welchen dann als die größeren Inseln in nördlicher Aufsteigung Pellworm, Amrum und Föhr, Sylt, Romö angehören, beginnt das Seewasser klar und hell zu werden und beginnt damit der Distrikt der natürlichen Austern⸗ bänke, die nun entweder in größerer Tiefe, oder längs der Seiten der Biehle oder Wasserläufte sich befinden.
Der Flächeninhalt sämmtlicher Austernbänke an der schleswigschen Küste wird auf cirea 3 QM angegeben. Die Zahl der an die Austernpächter⸗Gesellschaft von Flensburg gegen ein jährliches Pacht⸗ geld von 220090 Thlr. zur ausschließlichen Benutzung bis zum Sep⸗ tember 1878 abgegebenen Bänke ist 50, und zwar befinden sich davon 45 in schleswigschen Gewässern, bei Sylt, Amrum, Föhr, 5 in jüti⸗ schen bei der Insel Fans. Es werden jedoch bei weitem nicht alle Bänke effektiv befischt Ausgemacht ist, daß viele der entfernt gelegenen Bänke gar nicht befischt werden. Selbst die befischten Bänke liegen aber seit vielen Jahren so voll von Austern, daß man auf einer Bank 1000 Tonnen fischen kann, ohne sie zu erschöpfen. Mit Ausnahme der starken Frosttage geht das Fischen bei günstigem Wetter ununter⸗ brochen fert vom 1. September bis ]. Mai. Die Sylter Fischer, die an der Nordseite der Insel fischen, können in Zeit von 2 Stunden 1090 Tonnen fischen. Die Fischer vsön Amrum fischen vorzugsweise auf der Südseite der Insel, wo die schönsten Austern und in gleicher Masse liegen.
Auch weiter westwärts in der deutschen Nordsee, zunächst in den ostfriesischen Gewässern, fehlt es nicht an natürlichen Austernbänken. Nach sachkundigem Urtheil ist auf den ausgedehnten Watten von Ost— friesland dieselbe Nahrung für Austern, als auf denen der nordfrie⸗ sischen Inseln, weshalb sich denn dort auch dieselbe schöne Auster als auf den letzteren findet. Besonders die Mündung der Ems ist in jenen Gewässern das günstige Gebiet für den Austernbetrieb. In früherer Zeit war die Austernbank in der Wester-Ems sehr ergiebig. . der Gster ⸗ Ems wurden im Koppersand und südlich von der
nsel Juist im Jahre 1865 noch 28 090 Austern gefischt.
Mehrere der ostfriesischen Inseln haben einen Strand von reinem festgelagerten Sande und dürften sich zu künstlicher Austernzucht mit umhegten Beeten und eingelegten Reisern und Ziegeln sehr wohl eignen. Namentlich würden sich auch hei Norderney, wo der Sand durch mas⸗ sive Buhnen gesichert ist, Auͤsternparks anlegen lassen können.
Bas Abonnement beträgt 1 nu. ssir das diert etjahr. K
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Heute Nachmittags 1 9 fand im Weißen Saale des hie 16 Königlichen Nesldenzsch 36 durch Se. Ma jestät den an in von Preußen die Ersffnung des Zollparlaments in Dem feierlichen Akte ging Gottesdienst voran nd zwar für die Mitglieder der , in der Eq] ghelle, für die i der latholischen in der St. Hedwi g- Kirche, Se. Masestät der König. erschlenen mit Ihrer Majestät dei Königin in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten der hier anwesenden , und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und Allerhöch Gefolge bald nach 13 Uhr in der Schloßtapelle und na rechts vom Altare Platz. Den Allerhbchsten und Höchsten Herrschaften gegenüber waren das diplomatische Corps nebst den Khniglich preußischen. Stagtsministern, . Qbersten und Regiments: ge ,,, den Wirti. Geh. ,, cn Erster Klasse und den vortzggenden Methen der Min isterlen Hlacixt. Die dem Altar gegen äber befindlichen Plage waren in den vordersten Reihen der mittleren Abtheilung für die Mitglieder des Bundesraths des deutschen Zoll und Handelsvereins, in den übrigen Theilen für die Abgeordneten zum Zollparlament reseryirt. . Nach Intonation des Psalms 4 durch den Königlichen Donichor und dem Eingangsliede Sei Lab und Ehr (Vers L u. 5) hielt der Hofprediger Ober -⸗Konststorigl⸗ Rath Thielen die Liturgie ab. Sodann folgte die von dem Hof- und Dom- prediger, General ⸗Superinten dent Dr, Hoffmann, Sten Predigt, welcher die Stelle der heiligen Schrift Psalm 196, 4. 5. zum Grunde lag. Dieselbe lautet: Herr, gedenke meiner nach der Gnade, die du deinem Volke verheißen hast; beweise uns deine Hülfe, daß wir sehen 36 die Wohlfahrt deiner Aus erwählten und uns freuen, da
„Sei Lob und Ehr und das liturgische Gebet, in welches eine
befondere Fürbitte für die beginnenden Berathungen aufge
nommen worden, schlossen den Gottesdienst, nach welchem Se.
Masestät der König mit Ihrer Majestät der Königin und i. en ,, und
Ihre , d, Hoheiten die Prinzen nebst r Döchstem Gefolge nach der Rothen Sammetkammer die Mit⸗ glieder des Bundesraths nach dem Grünen Sglon sich begaben.
In dem Weißen Saale nahmen die Abgeordneten zum Zollparlament unmittelbar dem Throne gegenhher, die Stagts. minifter, Generäle, Wirklichen Geheimen Räͤthe, die Räthe
Erster Klasfe sowie die vortragenden Räthe der Ministerien der Lustgartenseite, die übrigen ̃ üfstellung. Sobald dies geschchen war, traten die Mitglieder deß VBundesraths des eurtschen Zoll- und Handeldverein8 unter Führung des Vprsitzen
unter der Tribüne, auf . Anwesenden auf der Fensterseite,
den des Bundesraths, Grafen v. Bismarck. Schönhgusen, ein und stellten sich links vom Throne guf, Graf v. Bismarck. Schsnhaufen begab sich nunmehr zu Sr. Majestät dem Könige, um Allerhöchstdemselben anzuzeigen, daß das Zollparlament versammelt sei. Bald e uf, erschienen Se. Majestät der Köni
in Begleitung Ihrer Köni ichen Hoheiten der Prinzen de
Königlichen HauseJ und Aller öchstwm und öchstem Gefolge. Se. Majest ü der König, bel All rhöchstseinem Erscheinen von nem dreimaligen lehhgften 6a der Versammlung begrzrßt / welches der Königlich Vreußische Wirkliche Geheime grath v a g g Ludwigsdorf ausbraͤchte, nahmen auf dem Throne Platz, während
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duch die Macht des nationalen Gedankens, welche lgnds au
es deinem Polk wohl gehet, und uns rühmen mit deinem Erbtheil.« Gesang des Liedes:
Ihre Königlichen Hoheiten dit n zur Rechten desselben sich auffstell , . verlasen e n . ; . . mit dem Helm bedeckt, nachstehende von dem Vorsitzenden de Bundesraths überreichte Thronrede:
Geehrte Herren vom Deutschen Zoll⸗—
parlamente] ö
Vierzig Jahre sind verflossen seit der Begrün⸗ dung des Pereins, welcher heute in eine bedeutungs⸗ volle Epoche seiner Entwickelung eintritt. Von kleinen Anfängen autgehend, aher gehragen von dem Be. dünfnisse des. Dentschen Volkes nach, der Freiheit innern. Verkehrs hat der Zollverein sich allmählig,
m. ex Ausdruck gab, uber den größten Theil Deutsch— hnt, Ex hat — i i li
n seinen Gliedern
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ue Gemeln samnteit der Inter fen Ce chaffen. welche ihn schwere Hroben siegreich hat best ö. lassen und im Weltverkehr nimmt er eine Stellung ein, auf
welche jeder Deutsche mit Befriedigung blickt.
Die ihm bei seiner Gründung gegebenen Ein— richtungen haben im Laufe der Zeit durch die Sorg⸗ falt der Vereinsregierungen einen hohen Grad der Ausbildung erhalten. Sie vermochten jedoch auf die Dauer weder den Anforderungen zu genügen, welehe die rasche Entwickelung und die zunehmende Vielfeitigkeit des Verkehrs an die Gesetzgebung stellt, noch dem bexechtigten Verlangen des Deutschen Volkes nach einer wirksamen Theilnahme an dieser Gesetz⸗ 5 zu entsprechen. Die Veränderungen welche
as wirthschaftliche und politische Leben Deutschlands erfahren hat, erheischten die Fortbildung der dem Zollverein bei seiner Gründung gegebenen Organe und es ist die Frucht einer naturgemäßen Entwicke⸗ lung, wenn heute Vertreter der ganzen Nation sich zur Berathung der gemeinsamen wirthschaftlichen In⸗ teressen Deutschlands vereinigen.
Diese Berathung wird sich auf fast alle Gebiete der nach dem Vertrage vom 8. Juli v. J. gemein— schaftlichen Sele ge n, erstrecken und kann dabei die Ausdehnung des Vereins auf Mecklenburg und Lüheck als nahe bevorstehend ins Auge fassen. Sie wird zunächst die dauernde Regelung der Verkehrs Beziehungen 9 einem Nachbavlande zum Gegenstande haben, welches durch Stammes Verwandtschaft und die mannigfaltigsten materiellen Interessen eng mit Deutsch⸗ land verbundenist. Der mit Qesterreich am 9. Märzd. J. abgeschlossene Handels- und Zollvertrag wird dem gegen⸗
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